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In der abstrakten Algebra bezeichnet man als Korpererweiterung ein Paar L displaystyle L und K displaystyle K geschrieben als L K displaystyle L K oder L K displaystyle L mid K seltener als L K displaystyle L colon K oder L K displaystyle L K wobei K displaystyle K ein Unterkorper eines Oberkorpers L displaystyle L ist also eine Teilmenge K L displaystyle K subseteq L die 0 und 1 enthalt und mit den auf K displaystyle K eingeschrankten Verknupfungen selbst ein Korper ist Zum Beispiel ist der Korper C displaystyle mathbb C der komplexen Zahlen ein Oberkorper des Korpers R displaystyle mathbb R der reellen Zahlen und daher C R displaystyle mathbb C mathbb R eine Korpererweiterung Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Schreibweisen 2 Erweiterungsgrad 3 Algebraisch und transzendent 4 Korperadjunktion 5 Primkorper 6 Einfache Erweiterung 7 Erweiterung uber Hauptidealringen 7 1 Beispiele 7 1 1 Konstruktion von 𝔽4 7 1 2 Konstruktion von ℂ 8 Kompositum 9 Zerfallungskorper 10 Normale Erweiterungen 11 Separabilitat 11 1 Separable Polynome 11 2 Separable Erweiterungen 11 3 Vollkommene Korper 12 K Automorphismen 13 Galoissche Erweiterungen 13 1 Galois Gruppen 13 2 Beispiele 14 Konstruierbarkeitsfragen 15 Weblinks 16 LiteraturDefinition und Schreibweisen BearbeitenSei L displaystyle L nbsp ein Korper und sei K displaystyle K nbsp eine Teilmenge von L displaystyle L nbsp die 0 und 1 enthalt die jeweiligen neutralen Elemente der Verknupfungen und mit den auf K displaystyle K nbsp eingeschrankten Verknupfungen Addition und Multiplikation selbst ein Korper ist In diesem Fall heisst K displaystyle K nbsp Unterkorper oder Teilkorper von L displaystyle L nbsp und L displaystyle L nbsp heisst Oberkorper oder Erweiterungskorper von K displaystyle K nbsp Eine Teilmenge K L displaystyle K subseteq L nbsp ist genau dann ein Teilkorper von L displaystyle L nbsp wenn sie 0 und 1 enthalt und bezuglich der vier Verknupfungen Addition Multiplikation Negation also Ubergang von x displaystyle x nbsp zu x displaystyle x nbsp und Kehrwertbildung also Ubergang von x displaystyle x nbsp zu x 1 displaystyle x 1 nbsp abgeschlossen ist d h die Verknupfung von Elementen von K displaystyle K nbsp liefert wieder ein Element von K displaystyle K nbsp Die verbreitetste Schreibweise fur Korpererweiterungen ist L K displaystyle L K nbsp nicht als Bruch sondern nebeneinander mit Schragstrich manchmal findet man auch L K displaystyle L mid K nbsp seltener die Schreibweise L K displaystyle L colon K nbsp Einige Autoren schreiben auch lediglich L K displaystyle L supset K nbsp und fugen in Worten an dass es sich um eine Korpererweiterung handelt Die Schreibweise L K displaystyle L K nbsp entspricht am ehesten der Sprechweise L uber K es besteht aber eine geringe Verwechslungsgefahr mit Faktorstrukturen wie Faktorgruppen oder Faktorraumen die ebenfalls mit einem Schragstrich geschrieben werden Etwas allgemeiner betrachtet man auch den folgenden Fall als Korpererweiterung Es seien K 1 displaystyle K 1 nbsp K 2 displaystyle K 2 nbsp und L displaystyle L nbsp Korper K 2 displaystyle K 2 nbsp Teilkorper von L displaystyle L nbsp und K 1 displaystyle K 1 nbsp isomorph zu K 2 displaystyle K 2 nbsp Wenn es nicht zu Missverstandnissen fuhrt und der Isomorphismus aus dem Zusammenhang klar ist kann man K 1 displaystyle K 1 nbsp und K 2 displaystyle K 2 nbsp identifizieren und so K 1 displaystyle K 1 nbsp selbst als Teilkorper von L displaystyle L nbsp auffassen Ein Korper M displaystyle M nbsp heisst Zwischenkorper der Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp wenn M displaystyle M nbsp ein Unterkorper von L displaystyle L nbsp und ein Oberkorper von K displaystyle K nbsp ist also K M L displaystyle K subseteq M subseteq L nbsp gilt Es sei im Folgenden stets L K displaystyle L K nbsp eine Korpererweiterung Erweiterungsgrad BearbeitenDer Oberkorper L displaystyle L nbsp ist ein Vektorraum uber K displaystyle K nbsp wobei die Vektoraddition die Korper Addition in L displaystyle L nbsp ist und die Skalarmultiplikation die Korper Multiplikation von Elementen aus L displaystyle L nbsp mit Elementen aus K displaystyle K nbsp Die Dimension dieses Vektorraums wird Grad der Erweiterung genannt und L K displaystyle L colon K nbsp geschrieben Die Erweiterung heisst endlich oder unendlich je nachdem ob der Grad endlich oder unendlich ist Ein Beispiel fur eine endliche Korpererweiterung ist die Erweiterung C R displaystyle mathbb C mathbb R nbsp der reellen Zahlen zu den komplexen Zahlen Der Grad C R displaystyle mathbb C colon mathbb R nbsp dieser Erweiterung ist 2 da 1 i displaystyle 1 i nbsp eine R displaystyle mathbb R nbsp Basis von C displaystyle mathbb C nbsp ist Im Gegensatz dazu ist R Q displaystyle mathbb R colon mathbb Q infty nbsp genauer gleich der Machtigkeit c displaystyle c nbsp des Kontinuums also ist diese Erweiterung unendlich Sind M L displaystyle M L nbsp und L K displaystyle L K nbsp Korpererweiterungen dann ist auch M K displaystyle M K nbsp eine Korpererweiterung und es gilt der Gradsatz M K M L L K displaystyle M colon K M colon L cdot L colon K nbsp Dies gilt auch im Falle unendlicher Erweiterungen als Gleichung von Kardinalzahlen oder alternativ mit den ublichen Rechenregeln fur das Symbol unendlich L K displaystyle L K nbsp heisst dabei eine Teilerweiterung von M K displaystyle M K nbsp Algebraisch und transzendent BearbeitenEin Element ℓ displaystyle ell nbsp von L displaystyle L nbsp das Nullstelle eines Polynoms uber K displaystyle K nbsp ist das nicht das Nullpolynom ist heisst algebraisch uber K displaystyle K nbsp Das normierte Polynom von kleinstem Grad mit dieser Nullstelleneigenschaft heisst Minimalpolynom von ℓ displaystyle ell nbsp Ist ein Element nicht algebraisch dann heisst es transzendent Der Fall L displaystyle L nbsp C displaystyle mathbb C nbsp und K displaystyle K nbsp Q displaystyle mathbb Q nbsp ist dabei besonders wichtig Siehe dazu algebraische Zahl transzendente Zahl Ist jedes Element von L displaystyle L nbsp algebraisch uber K displaystyle K nbsp dann heisst L K displaystyle L K nbsp algebraische Erweiterung andernfalls transzendente Erweiterung Wenn jedes Element von L K displaystyle L setminus K nbsp also aus L displaystyle L nbsp ohne K displaystyle K nbsp transzendent ist dann heisst die Erweiterung rein transzendent Man kann zeigen dass eine Erweiterung genau dann algebraisch ist wenn sie die Vereinigung aller ihrer endlichen Teilerweiterungen ist Damit ist jede endliche Erweiterung algebraisch zum Beispiel trifft dies fur C R displaystyle mathbb C mathbb R nbsp zu Die Korpererweiterung R Q displaystyle mathbb R mathbb Q nbsp ist dagegen transzendent wenn auch nicht rein transzendent Es gibt aber auch unendliche algebraische Erweiterungen Beispiele sind die algebraischen Abschlusse fur den Korper der rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q nbsp und fur die Restklassenkorper Z p Z displaystyle mathbb Z p mathbb Z nbsp Korperadjunktion BearbeitenIst V displaystyle V nbsp eine Teilmenge von L displaystyle L nbsp dann ist der Korper K V displaystyle K V nbsp K displaystyle K nbsp adjungiert V displaystyle V nbsp definiert als der kleinste Teilkorper von L displaystyle L nbsp der V displaystyle V nbsp enthalt mit anderen Worten der Durchschnitt aller V displaystyle V nbsp enthaltenden Teilkorper von L displaystyle L nbsp K V displaystyle K V nbsp besteht aus allen Elementen von L displaystyle L nbsp die mit endlich vielen Verknupfungen displaystyle cdot nbsp aus den Elementen von K displaystyle K nbsp und V displaystyle V nbsp rekursiv gebildet werden konnen Ist L displaystyle L nbsp K V displaystyle K V nbsp dann sagt man L displaystyle L nbsp wird von V displaystyle V nbsp erzeugt Primkorper BearbeitenDer Primkorper eines Korpers K displaystyle K nbsp ist der Durchschnitt aller Unterkorper von K displaystyle K nbsp Als Primkorper bezeichnet man auch einen Korper K displaystyle K nbsp der keine echten Teilkorper hat der also selbst sein eigener Primkorper ist Jeder Primkorper ist zum Korper Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen oder einem der Restklassenkorper F p Z p Z displaystyle mathbb F p mathbb Z p mathbb Z nbsp isomorph wobei p displaystyle p nbsp eine Primzahl ist Falls der Primkorper von K displaystyle K nbsp isomorph zu Q displaystyle mathbb Q nbsp ist so sagt man K displaystyle K nbsp habe Charakteristik null Ist der Primkorper von K displaystyle K nbsp isomorph zu F p Z p Z displaystyle mathbb F p mathbb Z p mathbb Z nbsp so sagt man K displaystyle K nbsp habe Charakteristik p displaystyle p nbsp Einfache Erweiterung BearbeitenEine Korpererweiterung K a K displaystyle K a K nbsp die von einem einzelnen Element a displaystyle a nbsp erzeugt wird heisst einfach Eine einfache Erweiterung ist endlich wenn sie von einem algebraischen Element erzeugt wird und rein transzendent wenn sie von einem transzendenten Element erzeugt wird Ist a displaystyle a nbsp algebraisch dann ist der Erweiterungsgrad K a K displaystyle K a K nbsp gleich dem Grad n displaystyle n nbsp des Minimalpolynoms von a displaystyle a nbsp Eine K displaystyle K nbsp Basis von K a displaystyle K a nbsp ist dann gegeben durch 1 a a 2 a n 1 displaystyle 1 a a 2 dotsc a n 1 nbsp Ist hingegen a displaystyle a nbsp transzendent so ist K a displaystyle K a nbsp isomorph zum rationalen Funktionenkorper K X displaystyle K X nbsp Zum Beispiel ist C displaystyle mathbb C nbsp eine einfache Erweiterung von R displaystyle mathbb R nbsp denn C R i displaystyle mathbb C mathbb R i nbsp mit i 2 1 displaystyle i 2 1 nbsp Die Erweiterung R Q displaystyle mathbb R mathbb Q nbsp kann nicht einfach sein da sie weder algebraisch noch rein transzendent ist Jede endliche Erweiterung von Q displaystyle mathbb Q nbsp ist einfach Allgemeiner gilt Jede endliche Erweiterung eines Korpers mit Charakteristik 0 ist eine einfache Erweiterung Dies folgt aus dem Satz vom primitiven Element welcher ein hinreichendes Kriterium fur einfache Erweiterungen liefert Erweiterung uber Hauptidealringen BearbeitenSei R displaystyle R nbsp ein Hauptidealring und a 0 displaystyle a neq 0 nbsp ein beliebiges irreduzibles Element aus R displaystyle R nbsp Dann ist der Faktorring R a displaystyle R a nbsp ein Korper wobei a displaystyle a nbsp das von a displaystyle a nbsp erzeugte Hauptideal bezeichne Diesen Satz kann man nutzen um aus Korpern mithilfe ihres Polynomrings neue Oberkorper zu erzeugen und deren Struktur besser zu verstehen Ist K displaystyle K nbsp ein Korper und f X K X displaystyle f X in K X nbsp ein irreduzibles Polynom des Polynomrings so ist L K X f X displaystyle L K X f X nbsp der zugehorige Oberkorper und Faktorring zum Ideal f X displaystyle f X nbsp Dann hat f X displaystyle f X nbsp in L displaystyle L nbsp als Nullstelle a X mod f X displaystyle alpha equiv X text mod f X nbsp also die Restklasse von X displaystyle X nbsp Setzt man fur X displaystyle X nbsp in f X displaystyle f X nbsp die Restklasse a X f X displaystyle alpha X f X nbsp ein so erhalt man f X f X 0 mod f X displaystyle f X f X equiv 0 text mod f X nbsp damit ist a displaystyle alpha nbsp die gesuchte Nullstelle in L displaystyle L nbsp Beispiele Bearbeiten Allgemein kann man jeden endlichen Korper F p n displaystyle mathbb F p n nbsp mit n gt 1 displaystyle n gt 1 nbsp und p displaystyle p nbsp prim aus dem endlichen Korper F p displaystyle mathbb F p nbsp analog zur folgenden Konstruktion von F 4 displaystyle mathbb F 4 nbsp erzeugen Konstruktion von 𝔽4 Bearbeiten Betrachte den Grundkorper F 2 displaystyle mathbb F 2 nbsp Dann ist das Polynom f X X 2 X 1 displaystyle f X X 2 X 1 nbsp irreduzibel in F 2 displaystyle mathbb F 2 nbsp denn es ist vom Grad 2 und hat keine Nullstelle wie sich schnell und einfach uberprufen lasst f 0 f 1 1 displaystyle f 0 f 1 1 nbsp F 2 X X 2 X 1 displaystyle mathbb F 2 X X 2 X 1 nbsp hat vier Elemente denn Division mit Rest zeigt dass jede Restklasse einen eindeutigen Vertreter in F 2 X displaystyle mathbb F 2 X nbsp vom Grad 1 displaystyle leq 1 nbsp hat Davon gibt es vier 0 1 X 1 X displaystyle 0 1 X 1 X nbsp Da man aus obigem Satz weiss dass F 2 X X 2 X 1 displaystyle mathbb F 2 X X 2 X 1 nbsp ein Korper ist und es nur einen Korper mit vier Elementen gibt gilt F 4 F 2 X X 2 X 1 displaystyle mathbb F 4 simeq mathbb F 2 X X 2 X 1 nbsp X 2 displaystyle X 2 nbsp ist keine neue Aquivalenzklasse denn es gilt X 2 X 1 0 mod f X displaystyle X 2 X 1 equiv 0 mod f X nbsp und da dieser Korper Charakteristik 2 hat ist jedes Element sein eigenes additives Inverses Mit 2 a 0 displaystyle 2a 0 nbsp folgt durch Subtraktion von a displaystyle a nbsp auf jeder Seite dass a a displaystyle a a nbsp also ist X 1 X 1 displaystyle X 1 X 1 nbsp Damit ergibt sich durch Addieren von f X displaystyle f X nbsp die Kongruenz X 2 X 1 mod f X displaystyle X 2 equiv X 1 text mod f X nbsp Die Multiplikation in F 4 displaystyle mathbb F 4 nbsp wird als Multiplikation der Restklassen von F 2 X 2 X 1 displaystyle mathbb F 2 X 2 X 1 nbsp geerbt Beispiel X X 1 X 2 X X 1 X 2 X 1 0 X 1 1 displaystyle X cdot X 1 X 2 X X 1 X 2X 1 0X 1 1 nbsp Damit gilt also in F 4 displaystyle mathbb F 4 nbsp 1 X X 1 displaystyle frac 1 X X 1 nbsp Konstruktion von ℂ Bearbeiten Man kann aber nicht nur endliche Oberkorper definieren sondern auch unendliche Hierbei betrachtet man den Grundkorper R displaystyle mathbb R nbsp der reellen Zahlen Man benotigt wieder ein irreduzibles Polynom Das wohl bekannteste nicht lineare Beispiel dafur ist f X X 2 1 displaystyle f X X 2 1 nbsp In R X X 2 1 displaystyle mathbb R X X 2 1 nbsp haben wir jetzt unendlich viele Restklassen Wenn man diesen Faktorring als R displaystyle mathbb R nbsp Vektorraum betrachtet so kann man eine Basis mit zwei Elementen 1 X displaystyle 1 X nbsp finden Definiert man nun i X displaystyle i X nbsp so erhalt man einen 2 dimensionalen R displaystyle mathbb R nbsp Vektorraum namlich C displaystyle mathbb C nbsp den Korper der komplexen Zahlen Mit obigem Satz kommt man also zum Schluss dass C R X X 2 1 displaystyle mathbb C simeq mathbb R X X 2 1 nbsp Hierbei kann man auch uber den Homomorphiesatz gehen Definiere die surjektive Abbildung f R X C X i displaystyle f mathbb R X twoheadrightarrow mathbb C X mapsto i nbsp fur a b i displaystyle a bi nbsp ist a b X displaystyle a bX nbsp ein Urbild Dann ist ker f X 2 1 displaystyle text ker f X 2 1 nbsp da X 2 1 displaystyle X 2 1 nbsp das kleinste Polynom ist das i displaystyle i nbsp als Nullstelle hat Nach dem Homomorphiesatz gilt also auch hier dass C R X X 2 1 displaystyle mathbb C simeq mathbb R X X 2 1 nbsp Kompositum BearbeitenSind K 1 displaystyle K 1 nbsp und K 2 displaystyle K 2 nbsp Teilkorper von L displaystyle L nbsp dann heisst der kleinste gemeinsame Oberkorper K 1 K 2 K 2 K 1 displaystyle K 1 left K 2 right K 2 left K 1 right nbsp das Kompositum von K 1 displaystyle K 1 nbsp und K 2 displaystyle K 2 nbsp Sind K 1 displaystyle K 1 nbsp und K 2 displaystyle K 2 nbsp beides endlich erweiterte Oberkorper von K displaystyle K nbsp dann ist auch K 1 K 2 K displaystyle K 1 left K 2 right K nbsp endlich Zerfallungskorper Bearbeiten Hauptartikel Zerfallungskorper Der Zerfallungskorper eines Polynoms ist eine spezielle Korpererweiterung K displaystyle K nbsp sei weiterhin ein Korper p K X displaystyle p in K X nbsp ein nicht konstantes Polynom uber K displaystyle K nbsp L K displaystyle L K nbsp ist ein Zerfallungskorper von p displaystyle p nbsp wenn alle Nullstellen von p displaystyle p nbsp in L displaystyle L nbsp liegen und L displaystyle L nbsp diesbezuglich minimal ist Man sagt auch dass L displaystyle L nbsp durch Adjunktion aller Wurzeln von p displaystyle p nbsp an K displaystyle K nbsp entsteht Dieser Korper heisst Zerfallungskorper da p displaystyle p nbsp uber L displaystyle L nbsp in Linearfaktoren zerfallt Jedes nicht konstante Polynom besitzt einen bis auf Isomorphie eindeutigen Zerfallungskorper Zum Beispiel hat X 3 2 Q X displaystyle X 3 2 in mathbb Q X nbsp den Zerfallungskorper Q 2 3 e 2 p i 3 displaystyle mathbb Q left sqrt 3 2 e frac 2 pi i 3 right nbsp Allgemeiner definiert man den Zerfallungskorper bezuglich einer Menge von Polynomen Dieser enthalt alle Nullstellen aller Polynome dieser Menge und entsteht durch Adjunktion aller dieser Nullstellen an K displaystyle K nbsp Auch in diesem Fall kann man die Existenz eines bis auf Isomorphie eindeutigen Zerfallungskorpers beweisen Nimmt man die Menge aller Polynome uber K displaystyle K nbsp so erhalt man den algebraischen Abschluss Normale Erweiterungen BearbeitenL K displaystyle L K nbsp heisst normale Erweiterung wenn alle Minimalpolynome uber K displaystyle K nbsp von Elementen aus L displaystyle L nbsp in L displaystyle L nbsp vollstandig in Linearfaktoren zerfallen Ist a displaystyle a nbsp in L displaystyle L nbsp und f displaystyle f nbsp sein Minimalpolynom uber K displaystyle K nbsp dann heissen die Nullstellen von f displaystyle f nbsp in L displaystyle L nbsp die algebraisch Konjugierten von a displaystyle a nbsp Sie sind genau die Bilder von a displaystyle a nbsp unter K displaystyle K nbsp Automorphismen von L displaystyle L nbsp Eine Korpererweiterung ist genau dann normal wenn sie Zerfallungskorper einer Familie von Polynomen mit Koeffizienten aus dem Grundkorper ist Ist L displaystyle L nbsp nicht normal uber K displaystyle K nbsp dann gibt es jedoch einen Oberkorper von L displaystyle L nbsp der normal uber K displaystyle K nbsp ist Der kleinste solche heisst die normale Hulle von L K displaystyle L K nbsp Ein Beispiel fur eine nicht normale Korpererweiterung ist L Q 2 3 displaystyle L mathbb Q sqrt 3 2 nbsp Das Minimalpolynom des erzeugenden Elements ist X 3 2 displaystyle X 3 2 nbsp und hat komplexe also nicht in L displaystyle L nbsp liegende Nullstellen 2 3 z 3 2 3 z 3 2 2 3 displaystyle sqrt 3 2 zeta 3 sqrt 3 2 zeta 3 2 sqrt 3 2 nbsp Hierbei bezeichne z 3 displaystyle zeta 3 nbsp die dritte Einheitswurzel Weitere Einzelheiten zu diesem Beispiel findet man im Artikel Galoisgruppe Abschnitt Galoisgruppe eines kubischen Polynoms Separabilitat BearbeitenSeparable Polynome Bearbeiten Ein Polynom f displaystyle f nbsp uber K displaystyle K nbsp heisst separabel wenn es in seinem Zerfallungskorper nur einfache Nullstellen hat Es ist genau dann separabel wenn es teilerfremd zu seiner formalen Ableitung f displaystyle f nbsp ist Ist f displaystyle f nbsp irreduzibel dann ist es genau dann separabel wenn f displaystyle f nbsp nicht das Nullpolynom ist Es gibt aber auch eine abweichende Definition der zufolge ein Polynom separabel heisst wenn jeder seiner irreduziblen Teiler im obigen Sinn separabel ist Fur irreduzible Polynome und damit insbesondere fur Minimalpolynome stimmen beide Definitionen uberein fur reduzible Polynome unterscheiden sie sich jedoch Separable Erweiterungen Bearbeiten Ein uber K displaystyle K nbsp algebraisches Element von L displaystyle L nbsp heisst separabel uber K displaystyle K nbsp wenn sein Minimalpolynom uber K displaystyle K nbsp separabel ist Eine algebraische Erweiterung L K displaystyle L K nbsp heisst separable Erweiterung wenn alle Elemente von L displaystyle L nbsp separabel uber K displaystyle K nbsp sind Ein Beispiel fur eine inseparable Korpererweiterung ist L F p X K F p X p L displaystyle L mathbb F p X K mathbb F p X p subset L nbsp denn das Minimalpolynom T p X p K T displaystyle T p X p in K T nbsp des Erzeugers X displaystyle X nbsp zerfallt uber L displaystyle L nbsp in T X p displaystyle T X p nbsp und hat somit X displaystyle X nbsp als p fache Nullstelle Jedoch ist jede algebraische Erweiterung eines Korpers der Charakteristik 0 separabel Es sei C displaystyle C nbsp ein algebraischer Abschluss von K displaystyle K nbsp Fur eine algebraische Erweiterung L K displaystyle L K nbsp ist der Separabilitatsgrad definiert als L K s Hom L K C K displaystyle L K s left operatorname Hom L K C K right nbsp die Anzahl der K displaystyle K nbsp Homomorphismen von L displaystyle L nbsp nach C displaystyle C nbsp Fur L K a displaystyle L K a nbsp und ein Minimalpolynom f displaystyle f nbsp von a displaystyle a nbsp uber K displaystyle K nbsp ist L K s displaystyle L K s nbsp die Anzahl der verschiedenen Nullstellen von f displaystyle f nbsp im algebraischen Abschluss von K displaystyle K nbsp Fur einen Turm algebraischer Korpererweiterungen M L K displaystyle M L K nbsp gilt die Produktformel M K s M L s L K s displaystyle M K s M L s cdot L K s nbsp Vollkommene Korper Bearbeiten Hauptartikel Vollkommener Korper Fur viele Korper K displaystyle K nbsp uber denen Korpererweiterungen untersucht werden sind irreduzible Polynome immer separabel und man muss sich bei diesen Korpern nicht um die Bedingung der Separabilitat kummern Man nennt diese Korper vollkommen oder perfekt Etwas formaler kann ein vollkommener Korper durch eine der folgenden gleichwertigen Eigenschaften des Korpers K displaystyle K nbsp bzw des Polynomrings K X displaystyle K X nbsp charakterisiert werden Jedes irreduzible Polynom in K X displaystyle K X nbsp ist separabel Jeder algebraische Abschluss K displaystyle overline K nbsp von K displaystyle K nbsp ist eine Galoiserweiterung im weiteren Sinn der im Artikel Galoisgruppe erlautert wird auch unendlichdimensionale Erweiterungen konnen Galoiserweiterungen sein von K displaystyle K nbsp Jede algebraische Korpererweiterung von K displaystyle K nbsp ist separabel uber K displaystyle K nbsp und ist uberdies auch wieder vollkommen Der Korper K displaystyle K nbsp hat entweder die Charakteristik 0 oder er hat Primzahlcharakteristik p displaystyle p nbsp und es gilt K K p displaystyle K K p nbsp d h der Frobeniusendomorphismus ist bijektiv Der Korper K displaystyle K nbsp hat entweder die Charakteristik 0 oder er hat Primzahlcharakteristik p displaystyle p nbsp und jedes Element aus K displaystyle K nbsp hat eine p displaystyle p nbsp te Wurzel Insbesondere sind Korper der Charakteristik 0 endliche Korper und algebraisch abgeschlossene Korper vollkommen Ein Beispiel fur einen nicht vollkommenen Korper ist L F p X displaystyle L mathbb F p X nbsp dort hat das Korperelement X displaystyle X nbsp keine p displaystyle p nbsp te Wurzel K Automorphismen BearbeitenDie Gruppe Aut L displaystyle operatorname Aut L nbsp aller Automorphismen von L displaystyle L nbsp nennt man die Automorphismengruppe von L displaystyle L nbsp Fur jeden Automorphismus s Aut L displaystyle sigma in operatorname Aut L nbsp definiert man den Fixkorper Fix s L s x L s x x displaystyle operatorname Fix sigma L sigma x in L sigma x x nbsp aller Elemente von L displaystyle L nbsp die von s displaystyle sigma nbsp festgehalten werden Man rechnet leicht nach dass das ein Teilkorper von L displaystyle L nbsp ist Der Fixkorper Fix G displaystyle operatorname Fix left G right nbsp auch geschrieben als L G displaystyle L G nbsp einer ganzen Gruppe G displaystyle G nbsp von Automorphismen in L displaystyle L nbsp ist definiert durch Fix G L G s G Fix s displaystyle operatorname Fix G L G bigcap sigma in G operatorname Fix sigma nbsp Die Automorphismen von L displaystyle L nbsp die mindestens K displaystyle K nbsp punktweise fest lassen bilden eine Untergruppe von Aut L displaystyle operatorname Aut L nbsp die Gruppe der K displaystyle K nbsp Automorphismen von L displaystyle L nbsp die mit Aut L K displaystyle operatorname Aut L K nbsp oder auch Aut K L displaystyle operatorname Aut K L nbsp bezeichnet wird Galoissche Erweiterungen Bearbeiten Hauptartikel Galois Theorie Galois Gruppen Bearbeiten Ist die Erweiterung L K displaystyle L K nbsp algebraisch normal und separabel dann heisst die Erweiterung galoissch ɡaloaːʃ nach Evariste Galois Eine algebraische Erweiterung ist genau dann galoissch wenn der Fixkorper Fix Aut L K displaystyle operatorname Fix operatorname Aut L K nbsp der K displaystyle K nbsp Automorphismengruppe gleich K displaystyle K nbsp ist Man nennt Aut L K displaystyle operatorname Aut L K nbsp in diesem Fall die Galois Gruppe der Erweiterung und schreibt sie als G L K G L K displaystyle operatorname G L K operatorname G L K nbsp oder Gal L K displaystyle operatorname Gal L K nbsp Abweichend von der im vorliegenden Artikel benutzten Sprachregelung wird im Artikel Galois Gruppe die Gruppe Aut L K displaystyle operatorname Aut L K nbsp stets als Galois Gruppe bezeichnet auch wenn die Erweiterung L K displaystyle L K nbsp nicht galoissch ist Ist die Galois Gruppe einer Galois Erweiterung abelsch dann heisst diese abelsche Erweiterung ist sie zyklisch dann heisst die Erweiterung zyklisch Zum Beispiel ist C R displaystyle mathbb C mathbb R nbsp abelsch und zyklisch denn ihre Galois Gruppe ist zweielementig und besteht aus der Identitat und der komplexen Konjugation Der Korper der reellen Zahlen ist wie allgemeiner jeder reell abgeschlossene oder auch nur euklidische Korper uber keinem seiner echten Teilkorper galoissch weil durch die dort einzig mogliche Korperanordnung die identische Abbildung der einzig mogliche Korperautomorphismus ist Beispiele Bearbeiten Q 2 Q displaystyle mathbb Q left sqrt 2 right mathbb Q nbsp ist eine Galois Erweiterung Die Automorphismengruppe besteht genau aus der Identitat und dem Automorphismus der Q displaystyle mathbb Q nbsp konstant lasst aber 2 displaystyle sqrt 2 nbsp und 2 displaystyle sqrt 2 nbsp vertauscht Der Fixkorper davon ist Q displaystyle mathbb Q nbsp Q 2 3 Q displaystyle mathbb Q left sqrt 3 2 right mathbb Q nbsp ist keine Galois Erweiterung denn die Automorphismengruppe A displaystyle A nbsp besteht nur aus der Identitat Ein Automorphismus auf dieser Erweiterung der 2 3 displaystyle sqrt 3 2 nbsp nicht fix lasst musste 2 3 displaystyle sqrt 3 2 nbsp auf eine andere dritte Wurzel aus 2 abbilden jedoch enthalt Q 2 3 displaystyle mathbb Q left sqrt 3 2 right nbsp keine weiteren dritten Wurzeln aus 2 Da es sich um keine Galois Erweiterung handelt heisst sie auch weder abelsch noch zyklisch obwohl die Gruppe A displaystyle A nbsp als triviale Gruppe naturlich zyklisch und abelsch ist Ein algebraischer Abschluss K displaystyle bar K nbsp eines beliebigen Korpers K displaystyle K nbsp ist genau dann galoissch uber K displaystyle K nbsp wenn K displaystyle K nbsp ein vollkommener Korper ist Konstruierbarkeitsfragen BearbeitenDie klassischen Probleme der antiken Mathematik bei denen es um die Konstruierbarkeit einer bestimmten Zahl als Streckenlange allein mit Zirkel und Lineal aus rationalen Zahlen geht konnten mit der Galoistheorie in gruppentheoretische Fragen umformuliert werden Mit dem Grundgedanken von Rene Descartes dass die Punkte auf Geraden Lineal und Kreisen Zirkel durch analytische Gleichungen darstellbar sind lasst sich zeigen dass die konstruierbaren Zahlen Koordinaten von endlichen Schnittmengen von zwei dieser Figuren in der rationalen Zahlenebene bzw auf der Basis bereits konstruierter Zahlen genau die folgenden sind Die rationalen Zahlen die Quadratwurzeln aus konstruierbaren Zahlen Summe Differenz und Produkt von zwei konstruierbaren Zahlen der Kehrwert jeder von 0 verschiedenen konstruierbaren Zahl Damit kann man zeigen dass jede konstruierbare reelle Zahl algebraisch und vom Grad einer Zweierpotenz 2 n displaystyle 2 n nbsp uber dem Korper Q displaystyle mathbb Q nbsp der rationalen Zahlen ist Dies bedeutet dass fur eine konstruierbare Zahl c displaystyle c nbsp die Korpererweiterung Q c Q displaystyle mathbb Q c mathbb Q nbsp eine endliche algebraische Erweiterung vom Grad 2 n displaystyle 2 n nbsp n N displaystyle n in mathbb N nbsp sein muss Dies ist noch keine hinreichende Bedingung genugt aber in den klassischen Fragen fur einen Unmoglichkeitsbeweis Quadratur des Kreises Unmoglich da die Kreiszahl p displaystyle pi nbsp nicht algebraisch ist Verdoppelung des Wurfels Unmoglich Im Verhaltnis zum konstruierten Ausgangswurfel etwa ein Wurfel mit der Kantenlange 1 hatte der neue Wurfel die Kantenlange a 2 3 displaystyle alpha sqrt 3 2 nbsp Die Korpererweiterung Q a Q displaystyle mathbb Q alpha mathbb Q nbsp hat den Grad 3 keine Zweierpotenz Dreiteilung des Winkels Ein Winkel mit dem Gradmass 60 kann mit Zirkel und Lineal nicht in drei gleiche Teile geteilt werden Ware dieser Winkel also 20 konstruierbar dann konnte man auch die reelle Zahl 3 cos 20 displaystyle xi cos 20 circ nbsp konstruieren Fur jeden Winkel a displaystyle alpha nbsp gilt das Additionstheorem cos 3 a 4 cos a 3 3 cos a displaystyle cos 3 alpha 4 cos alpha 3 3 cos alpha nbsp Also lost unsere Zahl 3 displaystyle xi nbsp die Gleichung 1 2 4 x 3 3 x displaystyle tfrac 1 2 4x 3 3x nbsp und ist daher eine Nullstelle von 8 x 3 6 x 1 displaystyle 8x 3 6x 1 nbsp Da dieses Polynom uber Q displaystyle mathbb Q nbsp irreduzibel ist hat 3 displaystyle xi nbsp uber Q displaystyle mathbb Q nbsp den Grad 3 Im Artikel Euklidischer Korper wird dargestellt wie eine Korpererweiterung von Q displaystyle mathbb Q nbsp beschaffen sein muss damit genau die mit Zirkel und Lineal konstruierbaren Zahlen im Erweiterungskorper vorhanden sind Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Vorlesung uber Korper und Galoistheorie KursmaterialienLiteratur BearbeitenThomas W Hungerford Algebra Graduate Texts in Mathematics Bd 73 5 Aufl Springer Verlag New York 1989 ISBN 0 387 90518 9 englisch Siegfried Bosch Algebra 7 Aufl Springer Verlag Berlin 2009 ISBN 3 540 40388 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Korpererweiterung amp oldid 236547551