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Transzendenzbasis ist ein algebraischer Begriff aus der Theorie der Korpererweiterungen der in Analogie zum Begriff der Vektorraumbasis der linearen Algebra gesehen werden kann Die Machtigkeit einer solchen Transzendenzbasis der sogenannte Transzendenzgrad stellt ein Mass fur die Grosse einer transzendenten Korpererweiterung dar Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbildung 2 Existenz und Eigenschaften von Transzendenzbasen 3 Transzendenzgrad 4 Rein transzendente Korpererweiterungen 5 Beispiele 6 EinzelnachweiseBegriffsbildung BearbeitenEs sei L K displaystyle L K nbsp eine Korpererweiterung das heisst K displaystyle K nbsp ist ein Teilkorper des Korpers L displaystyle L nbsp Eine n displaystyle n nbsp elementige Menge a 1 a n L displaystyle a 1 ldots a n subset L nbsp heisst algebraisch unabhangig uber K displaystyle K nbsp wenn es ausser dem Nullpolynom kein Polynom f K t 1 t n displaystyle f in K t 1 ldots t n nbsp mit f a 1 a n 0 displaystyle f a 1 ldots a n 0 nbsp gibt Eine beliebige Teilmenge A L displaystyle A subset L nbsp heisst algebraisch unabhangig uber K displaystyle K nbsp wenn jede endliche Teilmenge von A displaystyle A nbsp es ist Eine maximale algebraisch unabhangige Menge in L displaystyle L nbsp die man also durch kein weiteres Element zu einer uber K displaystyle K nbsp algebraisch unabhangigen Menge erweitern kann heisst eine Transzendenzbasis der Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp Man beachte die Analogie zur linearen Algebra in der eine Vektorraumbasis als eine maximale linear unabhangige Menge charakterisiert werden kann Existenz und Eigenschaften von Transzendenzbasen BearbeitenWie in der linearen Algebra die Existenz einer Hamelbasis bewiesen wird so erhalt man die Existenz einer Transzendenzbasis indem man zeigt dass jede Vereinigung aufsteigender Mengen algebraisch unabhangiger Mengen wieder algebraisch unabhangig ist und dann das Lemma von Zorn anwendet Es gibt noch weitere Moglichkeiten Transzendenzbasen zu charakterisieren So sind etwa fur eine Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp und eine algebraisch unabhangige Menge B L displaystyle B subset L nbsp folgende Aussagen aquivalent 1 B displaystyle B nbsp ist eine Transzendenzbasis von L K displaystyle L K nbsp L K B displaystyle L K B nbsp ist algebraisch wobei K B displaystyle K B nbsp der kleinste Korper in L displaystyle L nbsp ist der K displaystyle K nbsp und B displaystyle B nbsp enthalt siehe Korperadjunktion Transzendenzgrad BearbeitenIn Analogie zum Austauschlemma von Steinitz der linearen Algebra zeigt man dass je zwei Transzendenzbasen einer Korpererweiterung gleichmachtig sind Daher ist die Machtigkeit einer Transzendenzbasis eine Invariante der Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp die man ihren Transzendenzgrad nennt und mit T r g L K displaystyle mathrm Trg L K nbsp bezeichnet 2 In Anlehnung an die englischsprachige Bezeichnung transcendence degree findet man auch die Schreibweise t r d e g L K displaystyle mathrm trdeg L K nbsp Aus t r d e g L K gt 0 displaystyle mathrm trdeg L K gt 0 nbsp folgt dass d e g L K displaystyle mathrm deg L K nbsp unendlich ist denn die ganzzahligen Potenzen eines transzendenten Elements t displaystyle t nbsp sind linear unabhangig uber K displaystyle K nbsp womit bereits eine Korpererweiterung um ein transzendentes Element K t K displaystyle K t K nbsp unendlichen Grad besitzt der Transzendenzgrad stimmt also nicht mit dem Grad einer Korpererweiterung uberein Ferner hat man 3 Fur Korper K M L displaystyle K subset M subset L nbsp gilt T r g L K T r g L M T r g M K displaystyle mathrm Trg L K mathrm Trg L M mathrm Trg M K nbsp Rein transzendente Korpererweiterungen BearbeitenEine Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp heisst rein transzendent wenn es eine Transzendenzbasis A displaystyle A nbsp gibt mit L K A displaystyle L K A nbsp Daraus folgt dass jedes Element aus L K displaystyle L setminus K nbsp transzendent uber K displaystyle K nbsp ist Jede Korpererweiterung lasst sich in eine algebraische und eine rein transzendente Korpererweiterung aufspalten wie der folgende Satz zeigt 4 Ist L K displaystyle L K nbsp eine Korpererweiterung so gibt es einen Zwischenkorper M displaystyle M nbsp so dass folgendes gilt M K displaystyle M K nbsp ist rein transzendent L M displaystyle L M nbsp ist algebraisch Zum Beweis nehme man M K A displaystyle M K A nbsp fur eine Transzendenzbasis A L displaystyle A subset L nbsp uber K displaystyle K nbsp Beispiele BearbeitenEine Korpererweiterung L K displaystyle L K nbsp ist genau dann algebraisch wenn die leere Menge eine Transzendenzbasis ist Dies ist wiederum aquivalent dazu dass T r g L K 0 displaystyle mathrm Trg L K 0 nbsp gilt Ist K t displaystyle K t nbsp der Korper der rationalen Funktionen uber K displaystyle K nbsp so hat die Korpererweiterung K t K displaystyle K t K nbsp die Transzendenzbasis t displaystyle t nbsp und es gilt somit T r g K t K 1 displaystyle mathrm Trg K t K 1 nbsp Ist K t 1 t n displaystyle K t 1 ldots t n nbsp der Korper der rationalen Funktionen in n displaystyle n nbsp Unbestimmten uber K displaystyle K nbsp so gilt T r g K t 1 t n K n displaystyle mathrm Trg K t 1 ldots t n K n nbsp Dies ergibt sich mit der obigen Formel zur Berechnung des Transzendenzgrades mit Hilfe von Zwischenkorpern aus dem letzten Beispiel Aus Machtigkeitsgrunden gilt T r g C Q ℶ 1 displaystyle mathrm Trg mathbb C mathbb Q beth 1 nbsp lies beth eins siehe Beth Funktion Die Korpererweiterungen K t K displaystyle K t K nbsp und Q e Q displaystyle mathbb Q e mathbb Q nbsp sind rein transzendent wobei fur letzteres die nicht triviale Tatsache der Transzendenz der Eulerschen Zahl e displaystyle e nbsp uber Q displaystyle mathbb Q nbsp verwendet wird Die Korpererweiterung Q 2 e Q displaystyle mathbb Q sqrt 2 e mathbb Q nbsp ist nicht algebraisch aber auch nicht rein transzendent da 2 displaystyle sqrt 2 nbsp algebraisch uber Q displaystyle mathbb Q nbsp ist Einzelnachweise Bearbeiten Gerd Fischer Reinhard Sacher Einfuhrung in die Algebra 2 uberarbeitete Auflage Teubner Stuttgart 1978 ISBN 3 519 12053 4 Anhang 4 Kurt Meyberg Algebra Band 2 Carl Hanser Munchen u a 1976 ISBN 3 446 12172 2 Satz 6 10 10 Kurt Meyberg Algebra Band 2 Carl Hanser Munchen u a 1976 ISBN 3 446 12172 2 Satz 6 10 11 Gerd Fischer Reinhard Sacher Einfuhrung in die Algebra 2 uberarbeitete Auflage Teubner Stuttgart 1978 ISBN 3 519 12053 4 Anhang 4 Satz 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transzendenzbasis amp oldid 183548075