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Das Absolute von lat absolutum das Losgeloste ist ein Begriff der in vielen Bereichen der Theologie und Philosophie Verwendung findet und das vollige Enthobensein von allen einschrankenden Bedingungen oder Beziehungen bezeichnet In der philosophischen Tradition ist der Begriff eng verwandt mit dem des Unbedingten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Das Absolute in der abendlandischen Tradition 1 1 Antike und Mittelalter 1 2 Neuzeit 1 2 1 Spinoza 1 2 2 Kant 1 2 3 Schelling 1 2 4 Schopenhauer 2 Das absolute Nichts der Kyōto Schule 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDas Absolute in der abendlandischen Tradition BearbeitenAntike und Mittelalter Bearbeiten Auch wenn in der griechischen Philosophie ein genaues Aquivalent fur den Ausdruck des Absoluten fehlte schloss man dort aufgrund der durchgangigen Bedingtheit alles Seienden Kontingenz auf eine oberste selbst nicht wieder bedingte Bedingung So fragten bereits die Vorsokratiker nach der Arche einem nicht mehr auf anderes zuruckfuhrbaren Ursprung der Dinge Nach Platon ist dieses als hochstes Gutsein zu bestimmen weil erst in ihm ein letztes Umseinerselbstwillen gedacht werden kann welches das wahrhafte Unbedingte das Anhypotheton ist Politeia 511b Das Gute ist der letzte Grund bzw die erste Ursache aller Dinge und aller Erkenntnis und das hochste Ziel des Strebens Gelegentlich wird bereits bei den Kirchenvatern Tertullian Hieronymus Gott als das hochste Gut mit dem Pradikat absolut lat absolutum bestimmt Ab Anselm von Canterbury Monologion wurde es direkt mit Gott gleichgesetzt Er sagt vom gottlich substantiellen Geist dass nur er absolut sei qui solus absolutus est Monologion 28 Erst bei Nicolaus von Cues wird das Absolute bewusst thematisiert und als metaphysische Grundkategorie eingefuhrt In der Scholastik wird die Lehre vom Absoluten im Rahmen der Naturlichen Theologie stark ausgebaut insbesondere von Thomas von Aquin Neuzeit Bearbeiten Spinoza Bearbeiten Grundlegend fur die Geschichte des Begriffs des Absoluten ist die Philosophie Baruch de Spinozas an dessen Gottesbegriff zahlreiche Philosophen der Neuzeit in zustimmender oder ablehnender Haltung anknupfen z B Friedrich Heinrich Jacobi Moses Mendelssohn Gotthold Ephraim Lessing Immanuel Kant Johann Gottlieb Fichte Friedrich Wilhelm Joseph Schelling Georg Wilhelm Friedrich Hegel Franz von Baader Soren Kierkegaard Im ersten Teil von Spinozas Ethik De Deo bestimmt Spinoza Gott als die absolute unbegrenzte Substanz ens absolute infinitum hoc est substantiam die durch unbedingte Macht absolute potentiam und unbedingte Existenz absolute existit charakterisiert ist Das Absolute ist daruber hinaus unendlich und unteilbar absolute infinita est indivisibilis und die unbedingt erste Ursache absolute causam primam 2 Aus Gott fliesst alles omnia necessario effluxisse als unbedingt bestimmt und abhangig omnia ex necessitate divinae naturae determinata sunt und nichts res nulla in der Natur konnte anders werden als es ist 3 Kant Bearbeiten Immanuel Kant bestimmt in der Kritik der reinen Vernunft das Absolute als das Unbedingte in der Erkenntnis In der Transzendentalen Analytik versucht er nachzuweisen dass durch die Verstandesbegriffe Kategorien kein Unbedingtes der Erkenntnis erreicht werden kann Kant erklart dass die Vernunft bestrebt ist alle Verstandeshandlungen in ein absolutes Ganzes zusammen zu fassen KrV B 383 Dies nennt Kant die Vernunftbegriffe bzw die transzendentalen Ideen Sie sollen die absolute unbedingte Einheit des denkenden Subjekts die absolute Einheit der Reihe der Bedingungen der Erscheinung und die absolute Einheit der Bedingungen aller Gegenstande des Denkens uberhaupt ermoglichen KrV B 391 Der objektive Gebrauch vgl KrV B 383 dieser drei transzendentalen Ideen fuhrt zu unauflosbaren Widerspruchen Das Absolute ist so fur die theoretische Vernunft ein regulatives Prinzip zum Zweck der systematischen Einheit der Sinnenwelt KrV B 707 In der Kritik der praktischen Vernunft bestimmt Kant das Unbedingte als den Bestimmungsgrund des Willens der im moralischen Gesetz gegeben ist Es ist dort eine regulative Idee um Moralitat und Gluckseligkeit zusammenzubringen was fur Kant das hochste Gut KpV 5 108 darstellt Schelling Bearbeiten Fur Friedrich Schelling stellt das Absolute den Kernbegriff seiner Philosophie dar In seiner fruhen von Kant und Fichte gepragten Schrift Vom Ich als Princip der Philosophie oder uber das Unbedingte im menschlichen Wissen 1795 versteht er darunter den letzten Realgrund unseres Wissens den er wie Fichte im absoluten Ich verortet SW V S 160 und identisch mit Gott setzt Die Erkenntnis des Absoluten ist dabei nicht in der theoretischen Philosophie moglich sondern nur in praktischer Annaherung zum Absoluten 4 Mit den Philosophischen Briefen uber Dogmatismus und Kriticismus und der Ausbildung der Identitatsphilosophie in denen Schelling die Philosophie Kants und Spinozas zu vereinen sucht bestimmt er das Absolute als die absolute Identitat von Erkennen und Sein 5 Die Welt ist ursprunglich entzweit mit Gott was aber durch Spekulation wieder aufgehoben und auf eine hohere Stufe gebracht werden kann 6 Die Endabsicht der Geschichte ist die vollendete Versohnung und Wiederauflosung in die Absolutheit 7 In der Identitatsphilosophie wird das Absolute in der intellektuellen Anschauung erkannt 8 Sie stellt die gemeinsame Quelle fur die beiden Grundwissenschaften der Philosophie die Natur und Transzendentalphilosophie dar 9 Die Transzendentalphilosophie hat das Reelle dem Ideellen unterzuordnen die Naturphilosophie das Ideelle aus dem Reellen zu erklaren 10 Die Kunst ist fur Schelling die Darstellung der Formen der Dinge wie sie im Absoluten sind 11 Sie hebt die unendliche Entzweiung in der asthetischen Produktion auf 12 Schopenhauer Bearbeiten In der Welt als Wille und Vorstellung im Anhang zur Kritik der Kantischen Philosophie des ersten Bandes kritisiert Arthur Schopenhauer den Begriff des Absoluten Ihm zufolge ist Notwendigkeit immer relativ namlich zu einem zureichenden Grund folglich kann nichts absolut notwendig ohne Grund notwendig sein Der sinnlose Begriff des Absoluten entstehe durch die Wegnahme des zureichenden Grundes aus der Kausalitatsbeziehung sodass nur die notwendig aus dem zureichenden Grund resultierende Folge verbleibe Dies widerspreche jedoch dem Satz vom zureichenden Grunde dass namlich jedes Ding das ist kraft eines zureichenden Grundes ist das es sei Das absolute Nichts der Kyōto Schule BearbeitenIm Gegensatz zur abendlandischen Tradition des Absoluten in der Ontologie als Absolutes Sein wurde das Absolute in der Philosophie der Kyōto Schule als Absolutes Nichts 絶対無 zettai mu gefasst Die von Nishida Kitarō Tanabe Hajime Nishitani Keiji und anderen Vertretern der Kyōto Schule formulierten Gedanken gaben in der Folge Anstoss zu einem religionsphilosophischen Ansatz des christlich buddhistischen Dialogs der auf die buddhistischen Topoi der Leere bzw Nicht Substantialitat allen Seins Shunyata und des Nicht Selbst Anatta einerseits und andererseits auf die christliche Mystik wie bei Meister Eckhart und die Tradition der negativen Theologie zuruckgriff 13 14 Literatur BearbeitenBruno Brulisauer Der Begriff des Absoluten in der neuzeitlichen Philosophie Bern 1969 Wolfgang Cramer Das Absolute und das Kontingente Untersuchungen zum Substanzbegriff Frankfurt Main 2 Aufl 1976 John Niemeyer Findlay Ascent to the Absolute Metaphysical papers and lectures London 1970 Wilhelm G Jacobs Absolute das In Hans Jorg Sandkuhler u a Hrsg Enzyklopadie Philosophie Bd 1 Meiner Hamburg 2010 Gerhard Huber Das Sein u das Absolute Basel 1955 Rainer Kuhlen Absolut das Absolute in HWPh Bd 1 S 12 31 Klaus Muller Das Absolute In Petra Kolmer Armin G Wildfeuer Hrsg Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe Karl Alber Freiburg Munchen 2011 Bd 1 S 12 24Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Absolutes Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Rudolf Eisler Eintrag im Worterbuch der Philosophischen Begriffe 1904 Ernst Otto Onnasch Art Wahrheit absolute PDF 466 kB in HWPh Bd 12 hrsg von Joachim Ritter und Karlfried Grunder Basel 2004 Sp 135 137 Ders Art Das Unbedingte unbedingtes PDF 657 kB in HWPh Bd 11 hrsg von Joachim Ritter und Karlfried Grunder Basel 2001 Sp 108 112 Einzelnachweise BearbeitenSiglen SW F W J von Schellings samtliche Werke Hrsg v K F A Schelling 1 Abteilung 10 Bde I X Stuttgart Augsburg 1856 61 So bestimmt z B Johannes Hoffmeister in seinem Worterbuch der philosophischen Begriffe Hamburg 2 Aufl 1955 das Absolute als das in sich Bestehende das Unbedingte Uneingeschrankte Vgl Spinoza Ethica I Def 6 Propos XI Schol Propos XIII Propos XVI Coroll III Coroll II Vgl Spinoza Ethica I Propos XXIX Propos XXXIII Johannes Hoffmeister Hrsg Briefe von und an Hegel 1952 Bd 1 S 22 Schelling Darstellung meines Systems der Philosophie 1801 in SW IV S 115 114 127 125 Schelling Uber das Verhaltnis der Naturphilosophie zur Philosophie uberhaupt 1803 in SW V S 121 115 117 121 Schelling Philosophie und Religion 1804 in SW VI S 6 43 57 Schelling System der gesammten Philosophie 1804 in SW VI S 153 Schelling System des transcendentalen Idealismus 1800 in SW III S 603 Schelling Einleitung zu dem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie 1799 in SW III S 272 273 Schelling Philosophie der Kunst 1802 03 in SW V S 386 Schelling System des transcendentalen Idealismus 1800 in SW III S 626 Bret W Davis The Kyoto School In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Hans Waldenfels Absolute Nothingness Preliminary Considerations on a Central Notion on the Philosophy of Nishida Kitarō and the Kyoto School in Monumenta Nipponica Vol 21 No 3 4 1966 pp 354 391 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Absolute amp oldid 225973924