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Der Satz vom zureichenden Grund lat principium rationis sufficientis ist in der Geschichte der Logik und der Philosophie der allgemeine Grundsatz unterschiedlich formuliert und auch in unterschiedlicher Funktion verwendet Jedes Sein oder Erkennen konne und oder solle in angemessener Weise auf ein anderes zuruckgefuhrt werden Helmut Spinner fuhrt das Prinzip der zureichenden Begrundung bis auf Parmenides zuruck Dieser habe das Rechtsdenken in die Erkenntnistheorie eingefuhrt und dieses Prinzip aber nicht als Forderung der positiven Begrundung vielmehr negativ als ein Begrundungs Vermeidungsprinzip verwendet ahnlich dem juristischen Prinzip der Beweislast Verteilung 1 In ausdrucklicher Form wurde der Grundsatz von Aristoteles aufgestellt 2 Spatestens seit Platon und Aristoteles wurden Kategorien der Logik in der Philosophie zu Bestimmungen einer Ontologie erhoben Indem die Vertreter der rationalistischen Metaphysik annehmen dass Denk und Seinsordnung einen gemeinsamen Grund hatten stimmen fur sie Denk und Seinsformen uberein 3 Wahrend sie wie etwa Spinoza das Verhaltnis von Ursache und Wirkung auf die Grund Folge Beziehung zuruckfuhrten unterschied Kant bereits fruh zwischen Seinsgrund und Erkenntnisgrund 4 Im Anschluss an Christian August Crusius hat Immanuel Kant die Bezeichnung Satz des bestimmenden Grundes vorgezogen Denn das Wort zureichend ist wie derselbe vollauf deutlich macht zweideutig weil nicht sofort ersichtlich ist wie weit er zureicht bestimmen aber heisst so zu setzen dass jedes Gegenteil ausgeschlossen ist und bedeutet daher das was mit Gewissheit ausreicht eine Sache so und nicht anders zu begreifen 5 Inhaltsverzeichnis 1 Leibniz 2 Schopenhauer 3 Quellen 4 Literatur 5 WeblinksLeibniz BearbeitenGottfried Wilhelm Leibniz hat den Satz vom zureichenden Grund frz raison suffisante in der Monadologie oder auch raison determinante in der Theodizee zu einem tragenden Prinzip seiner Philosophie erhoben Der Satz ist neben dem Satz vom Widerspruch nach Leibniz eines der beiden Prinzipien auf die sich menschliche Vernunftschlusse stutzen Im Sinne des zureichenden Grundes finden wir dass keine Tatsache fait als wahr oder existierend gelten kann und keine Aussage Enonciation als richtig ohne dass es einen zureichenden Grund raison suffisante dafur gibt dass es so und nicht anders ist obwohl uns diese Grunde meistens nicht bekannt sein mogen 6 In seiner Theodizee charakterisierte Leibniz das Prinzip als bestimmender Grund als eine Gesetzmassigkeit mit Gultigkeit vor aller Erfahrung der zufolge nichts geschieht ohne dass es eine Ursache cause oder wenigstens einen bestimmenden Grund raison determinante gibt d h etwas das dazu dienen kann a priori zu begrunden weshalb etwas eher existiert als nicht existiert und weshalb etwas gerade so als in einer anderen Weise existiert 7 Kurz gesagt Nichts geschieht ohne Grund lat nihil fit sine causa so von Cicero bis ins 17 Jh Schopenhauer BearbeitenDer Satz vom Grunde steht stellvertretend als gemeinsamer Oberbegriff als gemeinschaftliche Wurzel aller Arten von Relation wie sie in der vorgestellten Welt erscheinen Diese Relationsbeziehungen ordnet Schopenhauer vier verschiedenen Klassen zu in denen jeweils bestimmte Objekte auf unterschiedliche Weise aufeinander wirken also eine unterschiedene Ausformung des Satzes vom Grunde herrscht Als erste Klasse fasst Schopenhauer die Klasse der anschaulichen vollstandigen empirischen Vorstellungen 8 in denen der Satz vom zureichenden Grunde des Werdens herrscht Vereinfacht gesagt stellt diese Klasse die physikalische Ebene der Naturwissenschaft dar in der das Prinzip von Ursache und Wirkung auftritt Damit etwas wird braucht es eine Ursache welche auf es wirkt 9 Die zweite Klasse dagegen umfasst die Begriffe womit Schopenhauer die Erzeugnisse der Vernunft meint also die Sprache In dieser Klasse herrscht der Satz vom zureichenden Grunde des Erkennens Denn abstraktes Denken das sich in Begriffen vollzieht operiert stets mit Urteilen die wenn sie wahr sind eine Erkenntnis ausdrucken Somit stellt die zweite Klasse der Objekte die sprachlich formale Ebene der Vorstellungen dar in der der Satz vom Grunde wesentlich das Verhaltnis zwischen Pramissen und Schluss beschreibt bzw zwischen Erkenntnisgrund und Folge 10 Mit der dritten Klasse der Vorstellungen setzt Schopenhauer Zeit und Raum gleich Diese sind hier in ihrer rein formalen Ausformung zu betrachten wahrend sie eigentlich schon in der ersten Klasse auftreten dort jedoch in ihrer Vereinigung als materielles Produkt Zeit vereinigt mit Raum ist fur Schopenhauer gleich Materie und somit Kausalitat Zwischen den Teilen im Raum bzw in der Zeit findet sich das Verhaltnis von Lage im Raum und Folge in der Zeit Dieser Verhaltnismassigkeit die die Grundlage allen Seins bildet schreibt Schopenhauer den Satz vom zureichenden Grunde des Seyns zu 11 Schliesslich nennt Schopenhauer eine letzte Klasse deren Vorstellungen sich auf ein einziges Objekt beziehen namlich auf das Subjekt des Wollens Der Mensch betrachtet den inneren Vorgang des Wollens in ihm als etwas Objektives er betrachtet sich als wollendes Subjekt Innerhalb dieses Objektes nun herrscht wiederum Kausalitat jedoch nicht eine aussere wie in der ersten Klasse sondern eine innere Der Ursache entspricht hier das Motiv und der Wirkung die Handlung Der zugeordnete Satz ist der Satz vom zureichenden Grunde des Handelns 12 Jeder Klasse ordnet Schopenhauer ein subjektives Korrelat 13 zu durch welches der jeweilige Satz vom Grunde sich uns darstellt Die erste Klasse besteht durch den Verstand die zweite durch die Vernunft die dritte durch die reine Sinnlichkeit und die vierte durch den inneren Sinn oder das Selbstbewusstsein Quellen Bearbeiten Helmut F Spinner Begrundung Kritik und Rationalitat Bd I Vieweg Braunschweig 1977 ISBN 3 528 08376 X S 128f Hans Albert Kritische Vernunft und menschliche Praxis Reclam Stuttgart 1977 S 35 Wolfgang Rod Die Philosophie der Neuzeit 3 Teil 1 Kritische Philosophie von Kant bis Schopenhauer Munchen 2006 S 10 f Wolfgang Rod Die Philosophie der Neuzeit 3 Teil 1 Kritische Philosophie von Kant bis Schopenhauer Munchen 2006 S 25 Immanuel Kant Neue Erhellung der ersten Grundsatze metaphysischer Erkenntnis in Werke Bd I Frankfurt M 1 Aufl 1977 Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 186 S 427 G W Leibniz Monadologie 32 zit nach der dt frz Suhrkamp Ausgabe 1998 S 27 G W Leibniz Theodizee 44 zit nach der dt frz Suhrkamp Ausgabe 1999 S 273 vgl 17 in Uber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde vgl 17 25 vgl 26 34 vgl 35 39 vgl 40 45 vgl 42Literatur BearbeitenHans Jurgen Engfer Art Principium rationis sufficientis in Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 7 1325 1336 Martin Heidegger Der Satz vom Grund Klett Cotta Stuttgart 2006 ISBN 978 3 608 91076 6 Arthur Schopenhauer Uber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde Diogenes 1977 pdf Joachim Gerlach Der Satz vom zureichenden Grund Von A Schopenhauer zu H Kuhlenbeck In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 8 1990 S 369 379 Weblinks BearbeitenYitzhak Melamed und Martin Lin Principle of Sufficient Reason In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Arthur Schopenhauer Uber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde Volltext auf textlog de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz vom zureichenden Grund amp oldid 233976893