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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter A priori Begriffsklarung aufgefuhrt Der Terminus a priori mittellateinisch a von her und prius das vordere fruhere erste von zweien wurde in der scholastischen Philosophie als Ubersetzung der aristotelischen Unterscheidung zwischen proteron und hysteron verwendet Bedingung und Bedingtes 1 Der Ausdruck tritt von dort im 16 Jahrhundert als Syntagma in die deutsche Fachsprache ein 2 In der neueren Philosophie bezeichnet der Ausdruck eine erkenntnistheoretische Eigenschaft an Urteilen Urteile a priori konnen ohne Basis der Erfahrung Empirie gefallt werden sie sind Bedingungen der Erfahrung oder aus diesen abgeleitet Im Gegensatz dazu stehen Urteile a posteriori Im Allgemeinen gelten alle analytischen Urteile als a priori Ihre urteilstheoretische Bedeutung haben die Begriffe a priori und a posteriori seit Mitte des 17 Jahrhunderts spatestens aber seit Immanuel Kant Von der neueren Verwendung abgeleitet bezeichnet apriorisches Wissen ein Wissen das von Erfahrung unabhangig ist siehe Apriorismus Im Unterschied dazu steht empirisches oder erfahrungsabhangiges Wissen das insbesondere durch eigene sinnliche Wahrnehmung gewonnen wurde Alltagssprachlich und in verschiedenen fachsprachlichen Zusammenhangen werden daher Sachverhalte die bereits mit der Annahme bestimmter Bedingungen von vornherein festliegen als a priori bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Philosophiegeschichte 1 1 Antike und Mittelalter 1 2 Neuzeitlicher Rationalismus 1 3 Immanuel Kant 1 4 Dekonstruktion und Diskursanalyse 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweisePhilosophiegeschichte BearbeitenAntike und Mittelalter Bearbeiten Erstmals Erwahnung findet der Begriff im 14 Jahrhundert in den Schriften des Logikers Albert von Sachsen Ein Argument a priori bedeutete hier von den Ursachen zur Wirkung und ein Argument a posteriori von den Wirkungen zu den Ursachen Ahnliche Definitionen wurden von vielen spateren Philosophen einschliesslich Leibniz gegeben Dieselbe Bedeutung existiert heute manchmal immer noch im nichtphilosophischen Kontext Zu beachten ist dass mittelalterliche Logiker das Wort causa Ursache in einem syllogistischen Sinn verwendeten der dem aitia des Aristoteles entspricht und nicht unbedingt a prius also fruher vorhergehend bedeutet Dies zeigt sich in der Verwendung der Phrase demonstratio propter quid Darlegung warum etwas so ist aquivalent zu demonstratio a priori ahnlich wie demonstratio quia Darlegung dass etwas so ist als Entsprechung fur demonstratio a posteriori Auf ahnliche Weise unterschied Aristoteles zwischen dem Wissen uber die Begrundung oder Erklarung einer Sache und dem Wissen uber einen blossen Fakt 3 Obwohl der Begriff erst im Mittelalter verwendet wird sind Philosophen an a priori Wissen also an von Erfahrung unabhangigem Wissen bereits seit den Anfangen der Philosophie interessiert Wissen das man nicht durch Sehen Fuhlen oder Horen erlangt sondern durch reines Nachdenken erlernt erforderte eine besondere Erklarung Platon behauptete in seinem Menon und Phaidon dass das Lernen geometrischer Wahrheiten nur eine Wiedererinnerung an Wissen aus einer fruheren Existenz darstellt als es noch moglich war uber ewige Ideen und Formen direkt nachzudenken Augustinus von Hippo und seine mittelalterlichen Anhanger stimmten mit Platos Ansichten teilweise uberein erkannten jedoch die Details seiner Theorie nicht an und erklarten dass die Ideen allein von Gott kamen der den Menschen hin und wieder zur intellektuellen Erleuchtung verhalf 3 Im folgenden Absatz fehlen noch folgende wichtige Informationen 19 Jahrhundert Analytische Philosophie Carnap Quine Wissenssoziologie Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Neuzeitlicher Rationalismus Bearbeiten In den traditionellen Erkenntnistheorien der europaischen Neuzeit Rationalismus und Empirismus wurde generell angenommen dass zumindest im Bereich der Mathematik und der Logik Wissen a priori moglich ist Ein Teilprojekt der Aufklarung untersuchte die Frage ob es solche unhintergehbaren Gesetze auch im Bereich der Naturwissenschaft und der Ethik geben konne um mit dem Geltungsanspruch religioser Offenbarung konkurrieren zu konnen Nur Urteile a priori konnten den Anspruch erheben notwendigerweise und nicht nur zufallig aufgrund der augenblicklichen Situation wahr zu sein Rationalisten wie Rene Descartes oder Gottfried Leibniz beharrten darauf dass Menschen epistemischen Zugang zu solchen Wahrheiten auch ohne Empirie sinnliche Erfahrung haben wahrend Empiristen wie John Locke oder David Hume nur Urteilen uber die Tatigkeit des eigenen Geistes den Status von Urteilen a priori zubilligten Immanuel Kant Bearbeiten In der Philosophie Kants die eine Synthese von Rationalismus und Empirismus bilden soll sind strukturelle Bedingungen der erfahrbaren Welt wie die Kategorien oder die Strukturen von Raum und Zeit die Kant Formen der sinnlichen Anschauung nennt a priori da sie transzendentale Bedingungen der Erfahrung uberhaupt sind Er verwendet den Ausdruck zunachst noch im Sinn der rationalistischen Tradition fur Erkenntnisse die auf keiner konkreten empirischen Erfahrung beruhen und daher die Form allgemeiner und notwendiger Urteile annehmen konnen Kants Ausfuhrungen zu Beginn der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft B legen die Interpretation nahe dass innerhalb der Klasse der Erkenntnisse a priori zwischen reinen keine empirischen Begriffe enthaltenden und nicht reinen empirische Begriffe enthaltenden Erkenntnissen a priori zu unterscheiden ist 4 5 Von den Erkenntnissen a priori heissen aber diejenigen rein denen gar nichts Empirisches beigemischt ist 6 In Absetzung vom Rationalismus halt Kant aber angeborene Begriffe von Gattungen Arten oder Individuen fur unmoglich Nicht die Strukturen der Welt selbst sondern nur die unserer Erfahrung sind a priori Das Erkenntnisvermogen kann a priori keine Einzelgegenstande der Welt erkennen aber auf die in ihm selbst liegenden Voraussetzungen der Erkenntnis die Verstandeskategorien und die Anschauungsformen zugreifen Da dieselben Strukturen und Erkenntnisvermogen auch fur die Erkenntnis a posteriori verwendet werden mussen gelten a priori erkannte Regeln und Zusammenhange auch fur diese Aus Kants Position folgt dass Einzelgegenstande nur insofern erkennbar sind als diese durch die a priori gegebenen Erkenntnisbedingungen vermittelbar sind Wie Objekte unabhangig von dieser Vermittlung die sog Dinge an sich beschaffen sind ist demnach nicht erkennbar Eine Untersuchung die sich auf die im Erkennen selbst liegenden Voraussetzungen und Bedingungen jeder Erkenntnis bezieht nennt Kant transzendental Diesen methodischen Ansatz bezeichnet er auch als Transzendentalphilosophie Kants Theorie des a priori findet sich vor allem in seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk der Kritik der reinen Vernunft und in den Prolegomena Siehe auch Synthetisches Urteil a priori Dekonstruktion und Diskursanalyse Bearbeiten In der Weiterfuhrung von Kritiken der klassischen Transzendentalphilosophie wie sie bei Martin Heidegger entwickelt wurde haben Theoretiker vor allem der spatmodernen franzosischen Philosophie wie Jacques Derrida oder Michel Foucault die Voraussetzung fester a priori gesetzter Bedingungen kritisiert und stattdessen von quasi transzendentalen Voraussetzungen gesprochen Diesen Ansatzen zufolge sind die Grundstrukturen der Erfahrung des Denkens und Handelns nicht ewige Wahrheiten sondern Ausdruck von historischen und kulturellen Bedingungen Das hat sowohl epistemologische wie praktische Konsequenzen obwohl die jeweilig gultigen Grundstrukturen fur die in diesen Bedingungen stehenden Menschen unhintergehbar sind und also fur sie a priori bleiben Foucaults Diskursanalyse beispielsweise fuhrt den Begriff eines historischen Apriori ein der wie folgt beschrieben wird Ich will damit ein Apriori bezeichnen das nicht Gultigkeitsbedingung fur Urteile sondern Realitatsbedingung fur Aussagen ist Es handelt sich darum die Bedingungen des Auftauchens von Aussagen das Gesetz ihrer Koexistenz mit anderen die spezifische Form ihrer Seinsweise und die Prinzipien freizulegen nach denen sie fortbestehen sich transformieren und verschwinden Ein Apriori nicht von Wahrheiten die niemals gesagt werden oder wirklich der Erfahrung gegeben werden konnten sondern einer Geschichte die gegeben ist denn es ist die der wirklich gesagten Dinge Michel Foucault 7 Literatur BearbeitenPaul Boghossian Christopher Peacocke Hrsg New Essays on the A Priori Clarendon Press Oxford 2000 ISBN 0 19 924127 9 Laurence Bonjour Is There a Priori Knowledge Defense of the a Priori In M Steup E Sosa Hrsg Contemporary Debates in Epistemology Blackwell Publishing Oxford 2005 ISBN 1 4051 0739 1 S 98 105 Gerd Brand Die Lebenswelt Eine Philosophie des konkreten Apriori de Gruyter Berlin 1971 ISBN 3 11 006420 0 Im Gegensatz zum formalen A priori behandelt Brand das materiale konkrete der Phanomenologie Albert Casullo A priori justification Oxford University Press Oxford u a 2003 ISBN 0 19 511505 8 Hartry Field Recent Debates about the A Priori In Tamar Szabo Hrsg Oxford Studies in Epistemology Bd 1 2005 ISBN 0 19 151592 2 S 69 88 Robert Greenberg Kants Theory of A Priori Knowledge Penn State University Press University Park 2008 ISBN 978 0 271 02817 0 Philip Kitcher A Priori Knowledge In The Philosophical Review 89 1980 S 3 23 Nikola Kompa Christian Nimtz Christian Suhm Hrsg The A Priori and its Role in Philosophy mentis Paderborn 2009 ISBN 978 3 89785 662 2 Kay Herrmann Apriori im Wandel Fur und wider eine kritische Metaphysik der Natur Winter Verlag Heidelberg 2012 ISBN 978 3 8253 6102 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary a priori Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Jason S Baehr A Priori and A Posteriori In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Carrie Jenkins A Priori Knowledge The Conceptual Approach Draft Forthcoming in A Cullison ed The Continuum Companion to Epistemology London Continuum Press Christian Nimtz Nikola Kompa und Christian Suhm The A Priori and its Role in Philosophy Aufsatze zum Thema Wissen a priori englisch Einzelnachweise Bearbeiten Vgl H Scherpers A priori a posteriori I In Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 1 S 462 467 Vergleiche dazu Hans Schulz Otto Basler Gerhard Strauss Hrsg Deutsches Fremdworterbuch Bd 2 Antinomie Azur Walter de Gruyter Berlin 1996 ISBN 3 11 014816 1 S 133ff a b A priori knowledge In Encyclopaedia Britannica Kay Herrmann Apriori im Wandel Fur und wider eine kritische Metaphysik der Natur Heidelberg 2012 Konrad Cramer Nicht reine synthetische Urteile a priori Ein Problem der Transzendentalphilosophie Heidelberg 1985 Kant I Kritik der reinen Vernunft 2 Aufl 1787 In Kants Werke Akademie Textausgabe Bd 3 Berlin 1968 S 28 Michel Foucault Archaologie des Wissens Ubersetzt von Ulrich Koppen Suhrkamp Frankfurt Main 1973 ISBN 3 518 27956 4 S 184f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title A priori amp oldid 236912807