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Wilhelm von Champeaux auch Guillaume de Champeaux Guglielmus de Campellis um 1070 in Champeaux Frankreich 1121 in Chalons en Champagne war ein franzosischer Bischof und Philosoph Wilhelm war Schuler Manegolds von Lautenbach Roscelins von Compiegne und Anselms von Laon und ein Freund Ivos von Chartres und Bernhards von Clairvaux Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Universalienstreit 4 Zitat 5 Quellen 6 Weblinks 7 FussnotenLeben BearbeitenWilhelm stammte aus einem kleinen Dorf namens Champeaux 12 km ostlich von Melun Uber seine fruhen Jahre ist nichts bekannt Um 1100 begann er eine kirchliche Laufbahn zunachst als Kanoniker in der Kathedrale Notre Dame in Paris und Lehrer an der Domschule Schon drei Jahre spater im Jahr 1103 erwarb er eines der drei Archidiakonate am Dom namlich das Archidiakonat von Brie und stieg damit in hochste Position auf Als Archidiakon betrieb Wilhelm mit Erfolg einen Dialektik Lehrstuhl vor den Toren der Kathedrale 1 und erwarb sich damit einen uberregionalen Ruf 2 bis er von dem jungen Peter Abaelard in dieser Position attackiert und nachfolgend in seiner Position zunehmend in Frage gestellt wurde 3 Im Jahr 1108 gab Wilhelm seinen Lehrstuhl auf und ging zu Ostern in eine Zelle des Klosters St Victor am linken Ufer der Seine vor den Toren von Paris 4 die man gerade unter Bischof Girbert zu einem grossen Regularkanonikerstift ausbaute Einweihung durch Konig Ludwig VI im Jahr 1113 5 In Saint Victor nahm Wilhelm vorubergehend seinen Unterricht in den Trivium Wissenschaften wieder auf wurde jedoch erneut von seinem Schuler Peter Abaelard attackiert Dennoch bluhte die Schule von Saint Victor weiter auf und nahm in der Folge eine mystisch orientierte Richtung ein Im Jahr 1113 gab Wilhelm von Champeaux die Lehre in Paris auf und folgte dem Ruf auf den Bischofssitz von Chalons en Champagne Als Bischof von Chalons setzte sich Wilhelm vehement fur den Zolibat ein als gluhender Verteidiger der kirchlichen Investitur wurde er von Papst Kalixtus II im Jahre 1119 als Legat zu den Verhandlungen von Mouzon geschickt Wilhelm war befreundet mit Bernhard von Clairvaux und soll acht Tage vor seinem Tod am 18 Januar 1122 als Monachus ad succurrendum d h als Pflegling in den Zisterzienserorden eingetreten sein Werke BearbeitenLange Zeit galten die philosophischen Werke Wilhelms als verloren erst in neuerer Zeit konnten einige seiner Schriften und Lehrsatze aus Einzelmanuskripten extrahiert werden meist in anonymer Form Es handelt sich um die Introductiones dialecticae Kommentare zu Ciceros De inventione und seine Rhetorica ad Herrennium um Kommentare eines Magisters G zur Grammatik angelehnt an die Glosulae zu Priscians Institutiones grammaticae Auch im Liber Pancrisis werden einzelne Lehrsatze Wilhelm von Champeaux zugeschrieben 6 Das meiste dessen was man uber Wilhelms Philosophie weiss entnimmt man jedoch den sicher nicht objektiven Angaben Peter Abaelards in seiner Historia calamitatum 7 Auch die theologischen Werke sind nur unvollstandig uberliefert De origine animae ein Liber sententiarum und ein Dialogus seu altercatio cujusdam Christiani et Iudaei Universalienstreit BearbeitenDer so genannte Universalienstreit zwischen Wilhelm von Champeaux und Peter Abaelard ging nach der Historia Calamitatum zugunsten des letzteren aus Wilhelm war von den Schriften des Boethius beeinflusst und vertrat im Gegensatz zu seinem Lehrer Roscelin einem extremen Nominalisten einen gemassigten Realismus Das Universale war fur Wilhelm eine einzige identische Substanz Da man jeder Substanz Akzidenzien zuordnete musste Individualitat aus den verschiedenen Akzidenzien hervorgehen Diese These griff Abaelard in Saint Victor an Die Texte von Aristoteles Porphyrius und Boethius zitierend zeigte er dass es offensichtlich unmoglich sei dass zum Beispiel die Gattung Mensch identisch sei in Platon und in Sokrates und dass ein vernunftloses Lebewesen nicht dasselbe sein konne wie ein vernunftbegabtes Deshalb musse man zugeben dass Gegensatze in ein und derselben Substanz existierten Fur Wilhelm existierte das Universale ganz in jedem Individuum und obendrein vor den Sachen Universalia ante rem Dann so argumentierte Abaelard konne das Individuum das durch seine Akzidenzien zusammengesetzt sei nicht Subjekt sein da das Subjekt ja vor den Akzidenzien existiere Und Die Indifferenz aufrechtzuerhalten namlich zu behaupten dass bezuglich des Menschseins kein Unterschied bestehe zwischen Sokrates und einem anderen Menschen das konne nicht sein Andererseits wenn sich Sokrates und Platon nicht im Menschen unterschieden dann unterschieden sie sich auch nicht vom Stein Mit diesen Argumenten fuhrte Abaelard Wilhelm von Champeaux ad absurdum An anderer Stelle in seiner Dialektica kritisierte Abaelard auch andere Haltungen Wilhelms z B seine uberstarke Anlehnung an die damals neu entdeckte Grammatik des Priscian Das Gedankenmodell das Abaelard dem Realismus des Wilhelm von Champeaux entgegensetzte ging einen Kompromiss zwischen extrem realistischen und nominalistischen Positionen ein und wurde auch als Konzeptualismus bezeichnet Obwohl Wilhelm seine Theorie von der Indifferenz schon zu Lebzeiten fallen liess wirkte sie stellenweise bis ins 13 oder 14 Jahrhundert fort Zitat Bearbeiten Damals kehrte ich zu ihm zuruck um Rhetorik bei ihm zu horen abgesehen von mancherlei sonstigen gemeinsamen Disputationsversuchen brachte ich ihn durch unumstossliche Beweise dahin dass er seine alte Lehre von den Universalien abanderte ja ganzlich verwarf Seine Lehre von der Gemeinsamkeit der Universalien bestand darin dass er behauptete ein und dieselbe Wesensbeschaffenheit sei in allen Einzeldingen ganz und zugleich so dass diesen gewiss keine Verschiedenheit im Wesen zukomme sondern nur eine Mannigfaltigkeit durch die Menge der Akzidenzien Nun anderte er seine Lehre insofern als er nicht mehr die Identitat der Wesensbeschaffenheit behauptete sondern nur ihre Ununterscheidbarkeit Diese Frage galt aber bei den Dialektikern von jeher als eine der wichtigsten in der Lehre von den Universalien so dass selbst Porphyrius in seinen Isagogen als er uber die Universalien schrieb sie nicht zu entscheiden wagte sondern nur sagte Dies ist ein sehr weitlaufiges Unternehmen Da nun Wilhelm von Champeaux in diesem Punkt seine Lehre geandert oder vielmehr unfreiwillig aufgegeben hatte gerieten seine Vorlesungen dermassen in Misskredit dass man ihm kaum noch gestattete die ubrigen Lehrstucke der Dialektik zu lesen als ob diese ganze Wissenschaft ihren Kernpunkt in dieser Lehre von den Universalien hatte 8 Quellen BearbeitenAufsatzeKarin M Fredborg The commentaries in Ciceros De inventione and Rhetorica ad Herennium by William of Champeaux In Cahiers de l Institut du Moyen Age Grec et Latin Bd 17 1976 S 1ff ISSN 0591 0358 Yukio Iwakuma Introductiones dialecticae secundum Wiligelmum et secundum G Paganellum In Cahiers de l Institut du Moyen Age Grec et Latin Bd 63 1993 S 45ff ISSN 0591 0358 Yukio Iwakuma Pierre Abelard et Guillaume de Champeaux dans les premieres annees du XIIe siecle In Joel Biard Hrsg Langage sciences philosophie au XIIe siecle Vrin Paris 1999 S 93 124 ISBN 2 7116 1417 4 Yukio Iwakuma William of Champeaux on Aristotle s Categories In Joelrs Biard Hg La tradition medievale des Categories Actes du XIIe symposium europeen de logique et de semantique medievales Avignon 2000 Peeters Louvain 2004 S 313 328 ISBN 90 429 1335 5 Constant J Mews Philosophy Communities of Learning and Theological Dissent in the Twelfth Century In Giulio D Onofrio Hrsg The medieval paradigm Religious thought and philosophy Papers of the International Congress Rome 29 October 1 November 2005 Brepols Turnhout 2011 ISBN 978 2 503 52549 5 Paulin Paris Guillaume de Champeaux evesque de Chalons sur Marne In Antoine Rivet de La Grange Begr Histoire literaire de France Bd 10 Qui comprend la suite du douzieme siecle de l eglise jusqu a l an 1124 Kraus Reprint Nendeln 1973 S 307ff Nachdr d Ausg Paris 1868 Werner Robl Wilhelm von Champeaux und Saint Victor In Ders Peter Abaelard in Paris Untersuchungen zur Topographie von Paris und zur Alltagsgeschichte des Fruhscholastikers zwischen 1100 und 1140 Selbstverlag Neustadt 2003 S 38 40 MonographienEric Hicks La vie et les epistres Pierre Abaelard et Heloys et sa femme Bd 1 Introduction Textes Champion Paris 1991 ISBN 2 05 101173 7 Odo Lottin Psychologie et morale aux XIIe et XIIIe siecles Bd 5 L ecole d Anselme de Laon et de Guillaume de Champeaux Duculot Gembloux 1959 Eugene Michaud Guillaume de Champeaux et les ecoles de Paris Didier Paris 1867 Heinrich Weisweiler Das Schrifttum der Schule Anselms von Laon und Wilhelms von Champeaux in deutschen Bibliotheken Ein Beitrag zur Geschichte der Verbreitung der altesten scholastischen Schule in deutschen Landen Beitrage zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters Bd 33 1 2 Aschendorff Munster 1936 Weblinks BearbeitenEintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und weder Parameter 2 noch Parameter 3Fussnoten Bearbeiten Neben der Kirche Saint Christophe Siehe Werner Robl Wilhelm von Champeaux und Saint Victor Memento vom 3 September 2007 im Internet Archive In Ders Peter Abaelard in Paris Untersuchungen zur Topographie von Paris und zur Alltagsgeschichte des Fruhscholastikers zwischen 1100 und 1140 Selbstverlag Neustadt 2003 S 38 40 Nach Muratori gehorten z B zu seinen Schulern die Italiener Pandulf Dompriester von Mailand Anselm von Pustella und Olrich Vizedom von Mailand die beiden letzteren in der Folge Erzbischofe von Mailand 1126 1148 sowie der Englander Robert von Bethune spaterer Bischof von Hereford Zumindest ist es so in Abaelards Historia calamitatum dargestellt Rainer Berndt Sankt Viktor Schule von In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 30 Berlin New York 1999 S 42 46 hier S 43 Nach neuerer Forschung ist weder aufrechtzuerhalten dass Saint Victor von Wilhelm gegrundet wurde noch dass dies im Jahr 1108 und in einem Anlauf geschehen ware Vgl hierzu die Arbeiten von Constant J Mews Philosophy Communities of Learning and Theological Dissent in the Twelfth Century In Giulio D Onofrio Hrsg The medieval paradigm Religious thought and philosophy Papers of the International Congress Rome 29 October 1 November 2005 Brepols Turnhout 2011 ISBN 978 2 503 52549 5 sowie Werner Robl Wilhelm von Champeaux und Saint Victor Memento vom 3 September 2007 imInternet Archive In Ders Peter Abaelard in Paris Untersuchungen zur Topographie von Paris und zur Alltagsgeschichte des Fruhscholastikers zwischen 1100 und 1140 Selbstverlag Neustadt 2003 S 38 40 Zur ausfuhrlichen Bibliographie vgl Constant J Mews Philosophy Communities of Learning and Theological Dissent in the Twelfth Century In Giulio D Onofrio Hrsg The medieval paradigm Religious thought and philosophy Papers of the International Congress Rome 29 October 1 November 2005 Brepols Turnhout 2011 ISBN 978 2 503 52549 5 sowie Eric Hicks La vie et les epistres Pierres Abaelart et Heloys sa fame Paris 1991 Eric Hicks La vie et les epistres Pierres Abaelart et Heloys sa fame Paris 1991 Peter Abaelard Historia Calamitatum Mearum II 5 VorgangerAmtNachfolgerHugues de ChalonsBischof von Chalons 1113 1121Eble de RoucyNormdaten Person GND 100944442 lobid OGND AKS LCCN no2006028094 VIAF 71440072 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wilhelm von ChampeauxALTERNATIVNAMEN Guillaume de Champeaux Guglielmus de CampellisKURZBESCHREIBUNG franzosischer Bischof und PhilosophGEBURTSDATUM um 1070GEBURTSORT Champeaux Seine et Marne FrankreichSTERBEDATUM 1121STERBEORT Chalons en Champagne Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm von Champeaux amp oldid 219608513