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Dieser Artikel behandelt das ehemalige Amt der romisch katholischen Kirche Fur weitere Bedeutungen siehe Archidiakon Begriffsklarung Archidiakon auch Erzdiakon war in der romisch katholischen Kirche die Bezeichnung fur einen Amtstrager der von der Spatantike bis in die Fruhe Neuzeit als Stellvertreter eines residierenden Bischofs wesentliche Verwaltungsaufgaben wahrnahm Das Gebiet fur das er zustandig war wurde als Archidiakonat bezeichnet Karte des in drei Land ka pi tel un ter teil ten Ar chi dia kon ats Tri ni ta tis des Stifts probsts bei Al ler hei li gen im Bis tum Spey er Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Amts des Archidiakons 2 Bildung von Archidiakonaten 3 Rivalitat zwischen Bischofen und Archidiakonen und Niedergang des Amts 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenEntstehung des Amts des Archidiakons BearbeitenAls Archidiakon wurden seit dem 4 Jahrhundert die Vorsteher des Diakonkollegiums einer Bischofsstadt bezeichnet Die Archidiakone dienten dem Bischof als Helfer vor allem bei der Armenfursorge bei der Diozesanverwaltung und bei der Aufsicht uber den niederen Klerus 1 Der Ausbau der kirchlichen Strukturen im Frankischen Reich fuhrte seit dem 9 Jahrhundert zu einer Verdrangung der Chorbischofe Stattdessen ernannten die Bischofe fur ihre weitraumigen und verkehrsmassig oft schlecht erschlossenen Diozesen oft mehrere Archidiakone als ordentliche Stellvertreter Die Archidiakone wurden mit der Visitation der Kirchen innerhalb der Diozesen beauftragt und erhielten damit Disziplinargewalt uber die Gemeindepriester Die Archidiakone hatten vor allem auf die Einhaltung der Kirchendisziplin bei den Geistlichen und bei der Bevolkerung zu achten Allerdings waren die Rechte der Archidiakone nicht einheitlich und klar beschrieben sondern der konkrete Umfang ihrer Amtsrechte konnte sich von Diozese zu Diozese unterscheiden 2 Bildung von Archidiakonaten Bearbeiten nbsp Ehemalige Archi dia ko nats kir che St Mar tin zu Luhn deDen Archidiakonen wurden einzelne Sprengel zugewiesen die in alteren Quellen als Parochie bezeichnet wurden Seit dem 11 Jahrhundert werden die Sprengel als Archidiakonate bezeichnet 3 die selbst wieder mehrere Landkapitel 4 und Dekanate umfassen konnten Eine weitere Unterteilung der Archidiakonate oder der Dekanate gab es auch in sedes d h Erzpriester sitze Die Festlegung eines territorialen Amtsbereichs fuhrte teilweise zu einer Verselbstandigung der Amtsgewalt der Archidiakone Sie setzten nun auch Priester in ihre Amter ein und hielten Sendgerichte in denen sie Geistliche bestrafen ihnen Abgaben auferlegen oder sie von ihren Amtern suspendieren konnten Sie konnten sogar das Recht zur Exkommunikation haben Damit wurden die Archidiakone zu selbstandigen Pralaten mit ordentlicher Jurisdiktion die nicht mehr einfach von den Bischofen abberufen werden konnten sondern nahezu unabhangige Amtstrager waren Im Extremfall engte ein machtiger Archidiakon den Handlungsspielraum der Bischofe stark ein Aufgrund der Vielzahl ihrer Aufgaben beauftragten Archidiakone ab dem spaten 12 Jahrhundert selbst Offiziale und Vikare mit den Aufgaben ihrer Amtsfuhrung In anderen Diozesen blieben die Archidiakone dagegen vom Bischof abhangige Vikare So sprach das Mainzer Provinzialkonzil von 1310 den Archidiakonen in den Bistumern der Kirchenprovinz Mainz nur eine niedere kirchliche Gerichtsbarkeit in Ehesachen und in Sachen zu die Kirchen Investitur und Wucher betrafen und zwar bis zur Summe von 20 Schillingen wahrend alle anderen Sachen den Diozesanbischofen vorbehalten blieben Als Weihegrad fur Archidiakone war ursprunglich die Diakonweihe vorgeschrieben doch schliesslich wurde das Amt haufig von Priestern ausgeubt die allerdings keine Bischofsweihe hatten In manchen Bistumern trugen Archidiakone dennoch den Ehrentitel Chorbischof Es gab aber auch Falle dass sie der Weihe nach bloss Subdiakone oder gar Laien waren 3 denn das Amt wurde vielfach mit festen Pfrunden im Domkapitel oder in Stiften verbunden Dadurch konnte das Amt des Archidiakons sehr eintraglich sein Rivalitat zwischen Bischofen und Archidiakonen und Niedergang des Amts BearbeitenDie ausgedehnten Rechte der Archidiakone und ihre zum Teil betrachtlichen Einkunfte fuhrten bald zu Missbrauchen die von Konzilen bald energisch bekampft werden mussten Als im 13 Jahrhundert die Archidiakone oft zu Rivalen der Bischofe geworden waren versuchten die Bischofe die Macht der Archidiakone zu beschranken Sie schufen durch die Ernennung von eigenen Offizialen und Generalvikaren neue Hilfsamter deren Aufgaben mit denen der Archidiakone konkurrierten Im Spatmittelalter verloren die Archidiakone zugunsten der Macht der Bischofe weiter an Bedeutung Auch die erstarkenden Domkapitel bemuhten sich den Einfluss der Archidiakone zu begrenzen 5 Das Konzil von Trient nahm den Archidiakonen das selbstandige Visitationsrecht und unterwarf sie der besonderen Ermachtigung durch den Bischof Auch das Recht zu exkommunizieren wurde ihnen endgultig genommen ebenso das Recht kirchliche Strafprozesse zu fuhren oder Verfahren gegen Kleriker wegen Verletzung des Zolibats durchzufuhren Damit verschwanden die meisten Archidiakonate doch einzelne konnten aufgrund der durch die Reformation bedingten konfessionellen Zerrissenheit oder aufgrund gunstiger politischer Umstande ihre Position bis ins 19 Jahrhundert behaupten Danach wurde der Titel eines Archidiakons in der katholischen Kirche ein blosser Ehrentitel der vereinzelt als Dignitat im Domkapitel verliehen wird 5 Da die Zentralorte der Archidiakonate oft ihre bedeutende Stellung verloren finden sich besonders in Norddeutschland nicht selten in kleinen Ortschaften grosse baulich kaum veranderte Archidiakonatskirchen aus romanischer Zeit In der anglikanischen Kirche dagegen sind die Diozesen weiterhin in Archidiakonate unterteilt und der Titel wird weiter verwendet Siehe auch BearbeitenArchidiakonat Bernau im Bistum Brandenburg Archidiakonat Trinitatis im Bistum Speyer Archidiakonat Dettelbach im Bistum WurzburgLiteratur BearbeitenAugust Franzen Der Kolner Archidiakonat in vor und nachtridentinischer Zeit Eine kirchen und kirchengeschichtliche Untersuchung uber das Wesen der Archidiakonate und die Grunde ihres Fortbestandes vor und nach dem Konzil von Trient Munster 1953 Reformationsgeschichtliche Studien und Texte Band 78 79 Franz Gescher Der kolnische Dekanat und Archidiakonat in ihrer Entstehung und ersten Entwicklung Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter Stuttgart 1919 Neudruck Amsterdam 1963 Kirchenrechtliche Abhandlungen Band 95 Manfred Groten Archidiakon in Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage LThK Band 1 Freiburg 1993 Sp 947 948 Karl Joseph von Hefele Archidiacon und Archidiaconat in Wetzer und Welte s Kirchenlexikon Bd 1 Freiburg 1882 Sp 1253 1256 Digitalisat Johannes Naumann Bistum in Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 6 Berlin 1980 S 701 702 Bernhard Panzram Archidiakon In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 1 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7608 8901 8 Sp 896 f Willibald M Plochl Geschichte des Kirchenrechts II Wien 1962 vor allem S 146 ff Karl Albert Zolch Die Bischofe von Speyer zur Zeit Kaiser Friedrichs II Dissertation an der Uni Heidelberg Heidelberg 2014 PDFWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Archidiakonat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Archdeacon in der Catholic Encyclopedia englisch Anmerkungen Bearbeiten Manfred Groten Archidiakon in Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage LThK Band 1 Freiburg 1993 Sp 947 Manfred Groten Archidiakon in Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage LThK Band 1 Freiburg 1993 Sp 948 a b Johannes Naumann Bistum in Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 6 Berlin 1980 S 702 Landkapitel wurden auch Ruralkapitel oder Archidiakonatssprengel genannt vgl Landkapitel Gruningen oder Landkapitel Rossdorf a b Johannes Naumann Bistum in Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 6 Berlin 1980 S 703 Normdaten Sachbegriff GND 4142950 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Archidiakon amp oldid 235797806