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Das Landkapitel Gruningen auch Ruralkapitel Gruningen oder Archidiakonatssprengel Gruningen im frankischen Teil des Glemsgaus war eine vorreformatorische Verwaltungseinheit des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer Es hatte seinen Sitz in der ehemaligen Reichsstadt Gruningen heute Markgroningen Im Osten wurde das Gruninger Landkapitel durch die frankische Demarkationslinie von 496 begrenzt die den Glemsgau bis zur Reformation zweiteilte 1 Die doppelturmige Bartholomauskirche in Gruningen war das geistliche Zentrums des Landkapitels Davor sieht man den Klosterkomplex des Heilig Geist Spitals vor seinem Teilabbruch und das Walmdach der Leonhardskapelle fur die Siechen Nach Nordosten verlagerter Sprengel des Gruninger Superintendenten nach 1736 Strohgau Dom in Markgroningen Inhaltsverzeichnis 1 Historische Geographie 2 Hierarchie 2 1 Ubergeordnete Stellen 2 2 Landkapitel als Mittlere Ebene 2 3 Nachgeordnete Einrichtungen 2 4 Sonderstellung des Spitals 2 5 Geistliche Rangelei 3 Auflosung 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und AnmerkungenHistorische Geographie BearbeitenDas vermutlich im 11 Jahrhundert eingerichtete Landkapitel lag in der Sudostecke des Bistums Speyer siehe Karte Das ursprunglich frankische Bistum hatte fur seine sudliche Abgrenzung die 496 fixierte frankisch alemannische Demarkationslinie ubernommen 2 die von der Hornisgrinde kommend bei Maichingen nach Nordosten verschwenkte und etwa ab Eltingen der Glems nach Norden folgte sudlich von Gruningen wieder nach Osten verschwenkte und sudlich am Asperg vorbei zum Lemberg fuhrte Beim erst spater gegrundeten Leonberg wich die Grenze offenbar aus strategischen Grunden kurz vom Verlauf der Glems ab um den ostlich des Glemstals gelegenen Engelberg ebenso wie den Asperg und den Lemberg zur Grenzsicherung in den frankischen Machtbereich einzubeziehen An dieser Mark zum Bistum Konstanz hielt man bis zur Reformation fest obwohl sie den bereits um 750 3 vom karolingischen Hausmeier Karlmann eingerichteten Herrschaftsbezirk des Glemsgaus und die fruchtbare Kulturlandschaft des Strohgaus zweiteilte Diese Trennung hatte zur Folge dass man im beiderseits der Glems gelegenen Ditzingen jeweils eine Speyrer und eine Konstanzer Kirche hatte Hierarchie BearbeitenUbergeordnete Stellen Bearbeiten Das Bistum Speyer war in vier Archidiakonate aufgeteilt die wiederum in drei bis funf Landkapitel unterteilt waren Das Landkapitel Gruningen gehorte zusammen mit dem Landkapitel Weil der Stadt und dem Landkapitel Vaihingen zum Archidiakonat Trinitatis 4 das dem Stiftspropst zu Allerheiligen vorbehalten war Dieses Stift in Speyer soll von Bischof Sigebodo von 1038 bis 1051 im Amt gegrundet worden sein und hatte seinen Sitz in der fruhromanischen Stiftskirche 5 die unweit des Doms an der sudlichen Stadtmauer stand 6 Landkapitel als Mittlere Ebene Bearbeiten Geistliches Zentrum des Landkapitels war die doppelturmige Bartholomauskirche in Gruningen eine fruhgotische Basilika die im 13 Jahrhundert von den Grafen Hartmann II und Hartmann III von Gruningen anstelle einer romanischen Basilika neu errichtet und im 15 Jahrhundert durch einen grossen Chor und eine Sakristei erweitert wurde Neben ihrer Grosse kundet ein umfangreiches Chorgestuhl von ihrer einstigen Bedeutung Ihr leitender Pfarrer und Dekan Reinhard Gaisser zahlte im 16 Jahrhundert zu den fuhrenden Geistlichen im Herzogtum Wurttemberg 7 Als Gaisser sich im Aufruhr des Armen Konrad 1514 vor die Rebellen stellte erhielt er in der folgenden Auseinandersetzung mit dem Vogt Philipp Volland und der herzoglichen Hofkanzlei Ruckendeckung von Bischof Georg von der Pfalz der Appelle Gaissers Immunitat aufzuheben ignorierte Nachgeordnete Einrichtungen Bearbeiten Zum Landkapitel Gruningen gehorten die Pfarreien Filialkirchen und Kapellen in Asperg Beisheim Wustung bei Leonberg Ditzingen Dulcheshausen Wustung bei Leonberg Eglosheim Eltingen Gebersheim Gruningen Heimerdingen Hemmingen Hirschlanden Hochdorf Hofingen Rutesheim Schockingen Talhausen Tamm und in der 1248 gegrundeten Stadt Leonberg Ab wann das rechts der Glems gelegene Schwieberdingen zum Landkapitel Gruningen zahlte ist ebenso ungeklart wie die Einordnung der eng mit Gruningen verknupften Wustung Vohingen ostlich von Schwieberdingen 8 Im Spatmittelalter erwarb das Gruninger Heilig Geist Spital Filialkirchen in Muhlhausen an der Enz Landkapitel Pforzheim sowie in Remmigheim Bissingen und Bietigheim hinzu die zum Landkapitel Vaihingen gehorten Zur Gruninger Pfarrei zahlten neben Leutpriester und Vikar um die zwolf Kaplane die nicht nur die zahlreichen Altare in der Bartholomauskirche betreuten sondern auch Gottesdienste in umliegenden Kirchen und Kapellen wie in Bietigheim Tamm Vohingen Talhausen bzw in der Sankt Johanns Kapelle bei der Schlusselburg und in der Kapelle der ehemaligen Reichsburg verrichteten 9 Sonderstellung des Spitals Bearbeiten Eine Sonderstellung nahm das Gruninger Heilig Geist Spital vom Orden des Heiligen Geistes in Sachsen zu Rom ein das nicht dem Bischof von Speyer sondern allein dem ubergeordneten Ordensmeister des elsassischen Klosters Stephansfeld bzw dem Grossmeister in Rom Rechenschaft schuldig war Dessen ungeachtet versprach neben dem Grossmeister in Rom auch der Speyrer Bischof Friedrich von Bolanden 1301 allen Mazenen die die Fertigstellung der Spitalkirche unterstutzten 40 Tage Ablass 10 Die umfangreichen Privilegien des Spitals ermoglichten den mobilen Ordensbrudern uberall und vorrangig zu predigen und das Opfer einzunehmen die Beichte abzunehmen und den Ablass zu erteilen sowie den ungehinderten Bettel im ostlichen Teil des Bistums Speyer aber auch in weiten Teilen des Bistums Konstanz Mit seinen phasenweise hohen Ertragen hatte sich das Gruninger Spital auch Zugriff auf Kirchen verschafft Neben der Muhlhausener Kirche ausserhalb des Archidiakonats gehorten die Peterskirche in Bietigheim die Bissinger Kilianskirche und die Remmigheimer Jakobskirche im Landkapitel Vaihingen zum Spital 11 Geistliche Rangelei Bearbeiten Den 1521 zwischen Dekan Reinhard Gaisser und Spitalmeister Johannes Betz entbrannten Streit um die geistliche Rangfolge entschied der Speyrer Bischof Georg von der Pfalz zugunsten Gaissers Damit bewertete er die Position des Dekans der in Personalunion auch Kirchherr des Landkapitels war 12 als einen der hochsten geistlichen Range im Herzogtum Wurttemberg denn der Spitalmeister rangierte noch vor dem Propst der Stuttgarter Stiftskirche 13 14 Auflosung BearbeitenIm Spatmittelalter wurde das Landkapitel in die Dekanate Gruningen und Leonberg aufgeteilt Nachdem die Reformation im Herzogtum endgultig durchgesetzt war musste das Speyrer Bistum auf seine wurttembergischen Bezirke verzichten Das Landkapitel wurde aufgelost und Gruningen Sitz eines evangelischen Spezialsuperintendenten dessen Sprengel sich insbesondere nach der Grundung Ludwigsburgs mehrfach anderte siehe Karte zum Stand von 1736 und 1812 endgultig dem Ludwigsburger Bezirk einverleibt wurde 9 nbsp Michaelskirche in Eltingen nbsp St Peter und Paul in Heimerdingen nbsp Leonberger Stadtkirche vom Engelberg nbsp Speyrer Kirche in Ditzingen nbsp Laurentiuskirche in Hemmingen nbsp Georgskirche in Schwieberdingen nbsp Bartholomauskirche in TammLiteratur BearbeitenMarkgroningen In Karl Eduard Paulus Hrsg Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 39 Karl Aue Stuttgart 1859 Kapitel B Ortsbeschreibung S 247 275 Volltext Wikisource Gruningen im Text Beschreibung des Oberamts im Allgemeinen In Christoph Friedrich von Stalin Hrsg Beschreibung des Oberamts Leonberg Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 30 J B Muller Stuttgart 1852 Kapitel VII Geschichtlicher Uberblick Volltext Wikisource Markgroningen im Text Hans Ammerich Das Bistum Speyer und seine Geschichte Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der Salierzeit 1125 Kehl am Rhein 1998 ISBN 3 927095 36 2 Gustav Bossert Wurttembergisches aus dem Codex Laureshamensis den Traditiones Fuldenses und aus Weissenburger Quellen In Dietrich Schafer Hrsg Wurttembergische Geschichtsquellen Band 2 Stuttgart 1895 S 1 354 Auszug archiv ub uni heidelberg de PDF 7 4 MB Franz Xaver Glasschroder Das Archidiakonat in der Diozese Speier wahrend des Mittelalters In Archivalische Zeitschrift N F Band 10 1902 S 114 154 Digitalisat Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 Faksimileausgabe zum Heyd Jubilaum Markgroningen 1992 Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 Christoph Friedrich von Stalin Wirtembergische Geschichte Band 1 Schwaben und Sudfranken von der Urzeit bis 1080 Stuttgart und Tubingen 1841 books google de Alois Seiler Studien zu den Anfangen der Pfarrei und Landdekanatsorganisation in den rechtsrheinischen Archidiakonaten des Bistums Speyer Stuttgart 1959 Karl Albert Zolch Die Bischofe von Speyer zur Zeit Kaiser Friedrichs II Dissertation an der Uni Heidelberg Heidelberg 2014 archiv ub uni heidelberg de PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bartholomauskirche Markgroningen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Glemsgau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Strohgau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Diozesan Karte des Bistums Speier am Ende des Mittelalters Entworfen von Franz Xaver Glasschroder Speyer 1906 Massstab 1 250 000 Commons Regesta Imperii RI online Wurttembergisches Urkundenbuch WUB online Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Karte der gesamten Diozese des Bistums Speyer um 1500 von Franz Xaver Glasschroder 1906 Nach der Niederlage der Alemannen gegen die Franken 496 wurden die alemannischen Gebiete nordlich dieser Linie annektiert und alemannische Eigenstandigkeit nur noch jenseits dieser Grenze akzeptiert Karte zum Grenzverlauf Nach dem Blutgericht zu Cannstatt 746 wurde das alemannische Herzogtum aufgelost und in Gaugrafschaften unterteilt die mit loyalen Adligen besetzt wurden Karte des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer und Karte der gesamten Diozese des Bistums Speyer um 1500 Hans Ammerich Das Bistum Speyer und seine Geschichte Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende der Salierzeit 1125 Kehl am Rhein 1998 S 45 Skizze des Stifts von 1730 C Allerheiligenstift N Ruine von St Peter Hermann Romer Spitalkirche zum Heiligen Geist Markgroningen von 1297 bis 1981 25 Jahre Heilig Geist Gemeinde Hrsg v Katholischer Kirchengemeinde Markgroningen Markgroningen 1982 S 73 Verschiedene Quellen des 13 und 14 Jahrhunderts weisen auf eine Zustandigkeit des Archidiakonats Trinitatis in Vohingen hin z B LABW HStA Stgt A 602 Nr 8795 1358 a b Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 199 ff Heinz Oechsner Die Kirche des Spitals zum Heiligen Geist in Markgroningen In Markgroninger Bauwerke und ihre Geschichte Teil 1 Von der Bartholomauskirche bis zur Spitalkirche Durch die Stadtbrille Band 7 Hrsg v Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgroningen Markgroningen 2002 S 107 f Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 229 Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 191 f Hermann Romer Markgroningen im Rahmen der Landesgeschichte I Urgeschichte und Mittelalter Markgroningen 1933 Nachdruck 1982 S 73 Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 236 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landkapitel Gruningen amp oldid 214217123