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Die Wustung Vohingen ist ein ehemaliges Dorf das auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Schwieberdingen in Baden Wurttemberg liegt Vohingen befindet sich an der Quelle des Scheerwiesen Baches etwa 2 5 Kilometer ostlich des heutigen Schwieberdinger Ortskerns und ca elf Kilometer nordwestlich von Stuttgart auf dem Langen Feld Die Wustung liegt grossteils unter Baumbewuchs Dieser ist ziemlich auffallig da die grossen Acker dieser Region nach der Flurbereinigung in den spaten 1950er Jahren wenig Platz fur Hecken und Gebusch lassen Im ostlichen Markungsbereich Schwieberdingens erinnert eine um 1870 gepflanzte Pappelgruppe und ein 1978 gesetzter Gedenkstein an das im 14 Jahrhundert abgegangene Vohingen Der Ursprung des Dorfes 1 liegt im fruhen Mittelalter wie alemannische Funde bezeugen Geholz am Standort der Vohinger Kirche inmitten fruchtbarer Acker auf LossbodenVohinger Wustung und Hohlwegrelikt auf der Topographischen Karte 7020 von 1896Flurnamen verweisen auf die Wustung 1831 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Abwanderung nach Gruningen 1 2 Verbliebene Hinweise 1 3 Ausgrabungen 2 Literatur 3 Anmerkungen 4 WeblinksGeschichte BearbeitenVohingen wurde moglicherweise im Jahre 779 zusammen mit Gruningen heute Markgroningen erstmals urkundlich erwahnt 2 Aufgrund von Bodenfunden gilt eine alemannische Besiedlung zur Merowingerzeit im 6 bis 7 Jahrhundert als sicher Im 12 Jahrhundert erlebte der Ort nach Einschatzung von Archaologen noch eine Blutezeit Mit seinen teilweise gepflasterten Strassen und der vermutlich im 9 Jahrhundert erbauten den aussergewohnlichen Heiligen Bakchos und Sergios gewidmeten Kirche 3 war das Dorf nicht unvermogend Die Acker um das Dorf bieten bis heute fruchtbare Lossboden 1229 soll das Kloster Bebenhausen ein von Pfalzgraf Rudolf von Tubingen uberlassenes Gut in Vohingen besessen haben 4 Wahrend des 13 und 14 Jahrhunderts wurden immer mehr Gehofte aufgegeben 1358 wurden 33 Morgen brach gefallene Acker im Besitz des Gruninger Fruhmessers erwahnt 5 Um diese Zeit verliessen vermutlich die letzten Bewohner das Dorf Abwanderung nach Gruningen Bearbeiten Eine mogliche Erklarung fur das schleichende Ende konnte die Pestwelle von 1347 gewesen sein Zuvor kommt aber auch ein geopolitischer Faktor infrage Nordlich der Wustung Vohingen lag das um 1226 bereits als Stadt erwahnte und von den Grafen von Gruningen erweiterte Gruningen das eine hohe Anziehungskraft auf die Bevolkerung der umliegenden Weiler ausgeubt und so auch der Dorfbevolkerung Vohingens neue Lebensperspektiven geboten haben durfte Diese These bestatigen Quellen die Heyd in seiner Abhandlung uber die Grafen von Gruningen und in seiner Markgroninger Stadtgeschichte nennt Als Graf Conrad Sohn Graf Hartmanns II von Gruningen 1300 starb war Werner von Vohingen sein Beichtvater Er war Leutpriester der Bartholomauskirche in Gruningen und Kirchherr von Vohingen also offenbar verwandt mit den andernorts genannten Ortsherren Ludwig und Albert von Vohingen Vater und Sohn Werners Siegel auf der Nachlassurkunde des Grafen zeigte die Heiligen Bakchos und Sergios denen moglicherweise auf Initiative Werners unter anderen Heiligen auch ein Altar in Gruningen geweiht war 6 Gemass einer Urkunde vom 7 Marz 1313 war Werner von Vohingen inzwischen zum Dekan des Landkapitels und Pfarrer zu Gruningen aufgestiegen 6 1325 stiftete Wernher Vikar und Dekan zu Groningen am Altar der Heiligen Johannes des Taufers Laurentius Georg Sergius und Bachus Martin Margareta und Elisabeth eine Messpfrunde 7 1331 zog Werners Amtsnachfolger Hermann von Stockach dessen Hof in Vohingen zur Kaplanei Johannes des Taufers in Gruningen 8 Albert von Vohingen wurde 1350 Fruhmesser des Altars Johannes des Taufers in Gruningen 8 Zwischen 1347 und 1356 besass Heinrich von Aldingen sesshaft in Gruningen einen 160 Morgen umfassenden Hof in Vohingen 9 Laut einer Urkunde von 1353 hat Wolf von Nippenburg den Geistlichen Conrad Fryde von Gruningen an die Kirche von Vohingen bestellt 10 Am 28 Juni 1358 beurkundete der Propst von Allerheiligen zu Speyer dass der Fruhmesser des Altars St Johanns des Evangelisten in der Pfarrkirche zu Gruningen vor ihm die 33 Morgen Brachensacker in Vohinger Mark zu Erblehen verliehen habe 11 Eine Urkunde von 1366 bestatigt laut Heyd den Ubergang des Zehnten und der Vogtei zu Vohingen von den Neuen zu Groningen auf Eberlin Welling dessen Nachkommen sich laut Oetingers Landbuch von 1624 spater Welling von Vehingen nannten Der Offizial des Propsts von Allerheiligen zu Speyer beurkundete am 1 Juli 1391 auf Wunsch des Kirchherrn zu Gruningen dass der Priester Hermann Wagener Pfrundner auf der Kanzel der Pfarrkirche einen Hof zu Vehingen an den ehrbaren Knecht Kraft gen Salbe von Schwieberdingen zu Erblehen verliehen hat 12 Offenbar hat die Ortsherrschaft von Vohingen bereits im 14 Jahrhundert in Gruningen residiert und vermutlich auch von ihnen abhangige Bauern mitgenommen Spater wurden die Herren von Nippenburg 13 Kirchherr zu Vohingen denn 1481 liess Hans von Nippenburg das Vohinger Kirchle noch einmal ausbessern 10 Bis zur Reformation wurde dort wochentlich die Heilige Messe gelesen In seinem Bericht an Herzog Christoph beschrieb der Gruninger Vogt Hippolytus Resch 14 1555 erste Bauschaden vor allem am Dach Darauf wurde die Vohinger Kirche dem Verfall preisgegeben und schliesslich als Steinbruch genutzt Ein in Moglingen entdeckter Schmuckstein von der Vohinger Kirche entpuppte sich als romischer Gedenkstein So erscheint es naheliegend dass hier vor der alemannischen Landnahme ein romischer Gutshof bestand aus dem vermutlich ein Herrenhof der Herren von Vehingen hervorging nbsp Gedenkstein am Vohinger Waldle nbsp Text der GedenktafelVerbliebene Hinweise Bearbeiten Auf das ehemalige Dorfchen Vohingen deuten heute noch Bezeichnungen wie der von Schwieberdingen ausgehende Vohinger Weg der Vohinger Grund an der Senke der Weinstrasse von Markgroningen nach Munchingen das Vohinger Pfadle nach Kornwestheim oder der Vohinger Graben hin ein offenbar einst starker befahrener Hohlweg von Markgroningen uber Vohingen nach Esslingen Auf alten Karten findet man auch noch das Vohinger Kirchle welches bis ins 16 Jahrhundert erhalten blieb 1756 rechnen die Schwieberdinger das Vohinger Feld zu ihrer Markung aber mit Widerspruch Moglingens das behauptet dass dieses Feld weder der Moglinger noch der Schwieberdinger Markung besonders einverleibt sey 1829 zahlte es jedoch definitiv zur Schwieberdinger Markung 8 Bis zur Flurbereinigung in den 1920er Jahren war der Vohinger Teil allerdings noch extra versteint 15 Reste der Kirche und des Hohlwegs waren noch sichtbar wurden jedoch planiert Im Jahre 1978 hat die Gemeinde Schwieberdingen dem einstigen Nachbarort eine Gedenktafel gewidmet Diese und eine Sitzbank stehen heute mitten in einem alles uberwuchernden Geholz Ausgrabungen Bearbeiten In den 1990er Jahren hatte das damalige Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg 2005 aufgelost dort Ausgrabungen durchgefuhrt Aufgrund von Geldmangel wurden diese Arbeiten jedoch bald wieder gestoppt Wie Grabungsfunde zeigen war das Dorf im 11 12 Jahrhundert in seiner dorflichen Struktur noch vollstandig erhalten In dem seit dem Hochmittelalter belegten Friedhof um die einstige Dorfkirche konnten bis jetzt etwa 350 Skelette freigelegt werden Es wird mit etwa 1000 Bestattungen gerechnet Das ehemalige Dorf Vohingen soll im Laufe der nachsten Jahre als erste vollstandige mittelalterliche Wustung in Suddeutschland freigelegt und erforscht werden 16 Literatur BearbeitenArnold Susanne Uwe Gross u Harald von der Osten Woldenburg Dorfsterben Vohingen und was davon blieb Archaologie eines mittelalterlichen Dorfes bei Schwieberdingen Ges fur Vor und Fruhgeschichte Stuttgart 1998 ISBN 3 927714 35 6 Heyd Ludwig Friedrich Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 268 S Faksimileausgabe zum Heyd Jubilaum Markgroningen 1992 Heyd Ludwig Friedrich Geschichte der Grafen von Groningen 106 S Stuttgart 1829 Digitalisat Muller Willi Das abgegangene Vohingen In Schwieberdingen das Dorf an der Strasse S 22 31 Ludwigsburg 1961 Kleindenkmale 16 Ein ganzes Dorf liegt im Acker begraben In Stuttgarter Zeitung 28 Februar 1998 Anmerkungen Bearbeiten Auch Vehingen oder Vaihingen geschrieben und von einem Ortsgrunder Vaho abgeleitet Die Schreibweise Feinga konnte sich allerdings ebenso auf Vaihingen an der Enz beziehen Siehe WUB Band II Nr NA S 437 438 WUB online Willi Muller Das abgegangene Vohingen In Schwieberdingen das Dorf an der Strasse Ludwigsburg 1961 S 24 Naheliegend ist dass das Siegel von Werner von Vohingen dieses Heiligenpaar zeigt das Ludwig Friedrich Heyd in Geschichte der Grafen von Groningen Stuttgart 1829 S 100 allerdings als Vitus und Urban interpretierte Siehe WUB Band III Nr 766 Seite 252 255 WUB online Hierbei konnte es sich aber auch um Stuttgart Vaihingen handeln Landesarchiv BW A 602 Nr 8795 a WR 8795a a b Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der Grafen von Groningen Stuttgart 1829 S 99 ff Landesarchiv BW A 602 Nr 8782 WR 8782 a b c Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 190 Zur Siedlung Vohingen auf der Website der Gemeinde Schwieberdingen a b Willi Muller Das abgegangene Vohingen In Schwieberdingen das Dorf an der Strasse Ludwigsburg 1961 S 25 Quelle HStA Stuttgart A 602 Nr 8795 a WR 8795a LABW Regest Quelle HStA Stuttgart A 602 Nr 8800 WR 8800 LABW Regest Ihr Stammsitz die Nippenburg lag sudlich von Schwieberdingen die Nippenburger hatten zeitweise auch einen Wohnsitz in Gruningen Ludwig Friedrich Heyd Geschichte der vormaligen Oberamts Stadt Markgroningen mit besonderer Rucksicht auf die allgemeine Geschichte Wurttembergs grosstenteils nach ungedruckten Quellen verfasst Stuttgart 1829 S 177 Versteint bedeutet mit Grenzsteinen versehen Susanne Arnold Ausgrabungen der verlassenen mittelalterlichen Siedlung Vohingen Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg 1998Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Voehingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 48 8761 9 1050805555556 Koordinaten 48 53 N 9 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vohingen amp oldid 191842660