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Ivo von Chartres franzosisch Yves de Chartres um 1040 vermutlich in Chartres 23 Dezember 1115 in Chartres war ein franzosischer Kirchenreformer und Bischof von Chartres Er wird als Heiliger verehrt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Collectio Tripartita A 2 2 Decretum 2 3 Panormia 2 4 Collectio Tripartita B 2 5 Briefe 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenIvo stammte aus vergleichsweise bescheidenen Verhaltnissen und wurde vermutlich um 1040 in oder bei Chartres geboren Seine erste Prabende hatte er in Nesle in der Picardie inne Laut Robert von Torigny soll er in Bec Schuler Lanfranks gewesen sein Als erster Abt leitete er das 1067 gegrundete Chorherrenstift St Quentin in Beauvais In dieser Zeit beschaftigte er sich mit theologischen und kanonistischen Fragen seine Lehrtatigkeit machten St Quentin zu einem wichtigen Zentrum der Gelehrsamkeit im spaten 11 Jahrhundert Im Jahr 1090 wurde Ivo zum Bischof von Chartres gewahlt von Konig Philipp I von Frankreich investiert und von Papst Urban II in Capua geweiht Vor allem in den ersten Jahren war er in mehrere Konflikte mit seinem Metropoliten Richer von Sens dem ortlichen Adel Konig Philipp und dem papstlichen Legaten Hugo von Lyon verwickelt Ein langanhaltender Konflikt betraf die Ehe des Konigs Nachdem Philipp seine Frau Bertha von Holland verstossen hatte und Bertrade von Anjou geheiratet hatte weigerte sich Ivo diese Verbindung als Ehe anzuerkennen Ivo schrieb als Bischof von Chartres zahlreiche Briefe in denen er insbesondere zu den kirchenpolitischen Konflikten der Zeit sowie theologischen und kirchenrechtlichen Fragen Stellung bezog Abschriften dieser Briefe zirkulierten bereits zu seinen Lebzeiten in Frankreich England und Italien Besonders bekannt sind Ivos Briefe zu verschiedenen umstrittenen Bischofswahlen zur Eucharistie zur Erlaubtheit der Investitur und zu den begrenzten Rechten papstlicher Legaten Im Investiturstreit vertrat Ivo eine moderate Position die auch auf seinen Ideen beruhende Losung des Streits durch das Wormser Konkordat 1122 erlebte er jedoch nicht mehr Ivo gilt als wichtiger Wegbereiter der klassischen Entwicklung der hochmittelalterlichen Scholastik und Kanonistik Der Zeitpunkt seiner Heiligsprechung ist unbekannt sein Gedenktag ist der 23 Dezember Werke BearbeitenIvo hat ein umfangreiches Werk hinterlassen darunter zahlreiche Predigten Traktate und annahernd 300 Briefe traditionell werden ihm vier kanonische Sammlungen zugeschrieben Collectio Tripartita A Bearbeiten Die Tripartita besteht aus drei Teilen Die ersten beiden Teile werden zusammen als A bezeichnet sie wurden um das Jahr 1094 kompiliert und sind damit deutlich alter der B genannte dritte Teil der Sammlung siehe unten Teil A ist in weiten Teilen chronologisch geordnet und enthalt echte und falsche Papstbriefe und Konzilsbeschlusse v a aus Pseudoisidor Auszuge aus patristischen Werken sowie romisches und frankisches Recht Ivos Autorschaft ist nicht nachweisbar aber er muss die Sammlung gekannt haben Hauptartikel Collectio Tripartita Decretum Bearbeiten Das Decretum entstand um 1095 Es ist in 17 Bucher mit 3760 Kapiteln gegliedert und umfasst nahezu das gesamte Gebiet des kanonischen Rechts Die Kanones sind Dekretalen Konzilien Kirchenvatern dem romischen Recht und anderen normativen Texten entnommen Das Decretum hangt vom Dekret des Burchard von Worms der Tripartita A und zahlreichen kleineren Sammlungen ab Ivo fugte viele patristische Texte in seine Sammlung ein die sich in keiner fruheren Kirchenrechtssammlung finden Besonders sorgfaltig ausgearbeitet sind die Bucher zu den Sakramenten Ivos Autorschaft gilt als gesichert in seinen Briefen zitiert er ab 1095 regelmassig aus dem Decretum Hauptartikel Decretum des Ivo von Chartres Panormia Bearbeiten Die dritte Sammlung Panormia genannt entstand nach dem Decretum aber vor ca 1120 und wurde seit dem 12 Jahrhundert oft Ivo zugeschrieben seine Autorschaft ist aber nicht nachweisbar In seinen Briefen zitiert Ivo viele Kanones aber nicht aus der Panormia Diese besteht aus acht Buchern mit 1038 Kapiteln und ist im Wesentlichen eine gekurzte Version des Decretum Es war vergleichsweise kurz und seine innere Ordnung gestattete das rasche Auffinden der gesuchten Stelle Vermutlich deshalb fand die Sammlung sehr weite handschriftliche Verbreitung Erstmals 1499 erschien das Werk in Basel auch im Druck Hauptartikel Panormia Collectio Tripartita B Bearbeiten Wie die Panormia ist die Tripartita B genannte Sammlung im Wesentlichen eine verkurzte Version des Decretum Die Sammlung wurde nach 1095 angelegt und mit der Tripartia A zu einem Werk vereint Es ist moglich dass Ivo an der Kompilation beteiligt war Keine heute physisch vollstandige Handschrift enthalt nur Tripartita A oder nur Tripartita B obwohl beide separat angelegt wurden und eine Zeit lang auch separat existiert haben mussen Die Tripartita ist in zwei Fassungen erhalten und mit rund 30 erhaltenen Handschriften eine relativ weit verbreitete Sammlung Unter anderem nutzte Gratian sie fur sein Decretum Briefe Bearbeiten Bereits in St Quentin und vor allem als Bischof von Chartres schrieb Ivo zahlreiche Briefe von denen 288 erhalten sind Einzelne Briefe und Sammlungen derselben zirkulierten bereits zu seinen Lebzeiten in Frankreich aber auch England Deutschland und Italien Vermutlich kurz nach seinem Tod wurden zwei grosse Sammlungen angelegt in denen beinahe alle heute bekannten Briefe enthalten sind und die im Laufe des 12 Jahrhunderts sehr haufig abgeschrieben wurden Bis heute haben sich etwa 150 mittelalterliche Abschriften erhalten Ivos Briefsammlung ist damit eine der am weitesten verbreiteten des gesamten Mittelalters Die erhaltenen Briefe behandeln sehr unterschiedliche Themen u a Ivos Urteile und Meinungen zu den Ehen verschiedener Adeliger zum Verstandnis der Eucharistie und immer wieder zu verschiedenen umstrittenen Bischofswahlen Literatur BearbeitenAlfons Becker Ivo von Chartres In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 839 f Martin Brett Urban II and the Collections Attributed to Ivo of Chartres In Stanley A Chodorow Hrsg Proceedings of the Eighth International Congress of Medieval Canon Law San Diego University of California at La Jolla 21 27 August 1988 Monumenta Iuris Canonici Series C Subsidia Band 9 Biblioteca Apostolica Vaticana Citta del Vaticano 1992 S 27 46 Peter Landau Ivo von Chartres In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 16 de Gruyter Berlin New York 1987 ISBN 3 11 011159 4 S 422 427 Digitalisat abgerufen am 12 Juli 2022 Christof Rolker Canon Law and the Letters of Ivo of Chartres Cambridge Studies in Medieval Life and Thought Fourth Series Band 76 Cambridge University Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 76682 1 doi 10 1017 CBO9780511674709 cambridge org abgerufen am 12 Juli 2022 Christof Rolker Ivo of Chartres Yves de Chartres c 1040 1115 In Olivier Descamps Rafael Domingo Hrsg Great Christian Jurists in French History Cambridge University Press Cambridge 2019 ISBN 978 1 108 48408 4 S 19 34 doi 10 1017 9781108669979 002 cambridge org abgerufen am 12 Juli 2022 Rolf Sprandel Ivo von Chartres und seine Stellung in der Kirchengeschichte Pariser historische Studien Band 1 Hiersemann Stuttgart 1962 perspectivia net abgerufen am 12 Juli 2022 Klaus Gunther Wesseling Ivo Ives Yves von Chartres In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 18 Bautz Herzberg 2001 ISBN 3 88309 086 7 Sp 704 710 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ivo von Chartres Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ivo von Chartres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Digitalisierte Handschriften in Schweizer Bibliotheken Werke von Ivo von Chartres im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Ivo von Chartres im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Edition der Sammlungen und Einleitung Edition und franzosische Ubersetzung der BriefeNormdaten Person GND 118711024 lobid OGND AKS LCCN n88070664 VIAF 84971682 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ivo von ChartresALTERNATIVNAMEN Yves de ChartresKURZBESCHREIBUNG Bischof und KirchenrechtlerGEBURTSDATUM um 1040GEBURTSORT unsicher ChartresSTERBEDATUM 23 Dezember 1115STERBEORT Chartres Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ivo von Chartres amp oldid 227213177