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Das Wormser Konkordat auch als Pactum Calixtinum sive Heinricianum bezeichnet ist ein am 23 September 1122 in Worms offentlich ausgetauschtes Konkordat so erstmals von Gottfried Wilhelm Leibniz 1693 bezeichnet zwischen dem romisch deutschen Kaiser Heinrich V und Papst Calixt II mit dem der Investiturstreit beigelegt wurde Das Original der kaiserlichen Ausfertigung ist noch im Vatikanischen Geheimarchiv erhalten von der papstlichen Gegenurkunde existieren nur Abschriften Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Kaiserliche Urkunde Heinricianum 1 2 Papstliche Urkunde Calixtinum 2 Vorbereitung durch Ivo von Chartres 3 Bedeutung 4 Quellen 4 1 Editionen 4 2 Faksimiles des Heinricianum 4 3 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten nbsp Kaiserliche Urkunde Heinricianum des Wormser Konkordats ausgestellt am 23 September 1122 Citta del Vaticano Archivio Apostolico Vaticano A A Arm I XVIII 62 Kaiser Heinrich V akzeptierte den Anspruch der katholischen Kirche auf die Investitur mit Ring und Stab den Symbolen fur die geistliche Ehe mit der Kirche und das priesterliche Hirtentum Die Bischofe wurden durch die Domkapitel gewahlt Im Gegenzug raumte Papst Calixt II ein dass die Wahl der deutschen Bischofe und Abte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt und der Gewahlte dann mit den Hoheitsrechten die mit seinem geistlichen Amt verbunden waren vom Kaiser durch das Zepter als weltlichem Investitursymbol belehnt werden solle Zepterlehen Wahrend im deutschen Teil des Kaiserreichs die Verleihung der Regalien durch den Kaiser vor der Weihe vorgesehen war sollte sie in Italien und Burgund erst nach der Weihe erfolgen wodurch dort der Einfluss des Kaisers auf die Einsetzung von Bischofen praktisch verloren ging Kaiserliche Urkunde Heinricianum Bearbeiten Heinrich V akzeptierte den Anspruch der Kirche auf das Recht der Investitur und verzichtete im Wormser Konkordat auf die Investitur mit Ring und Stab Des Weiteren gewahrte er jeder Kirche die Wahlfreiheit der Investitur Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit Ich Heinrich von Gottes Gnaden erhabener romischer Kaiser aus Liebe zu Gott zur heiligen romischen Kirche und zum Herrn Papst Calixt sowie zum Heil meiner Seele uberlasse Gott Gottes heiligen Aposteln Petrus und Paulus und der heiligen katholischen Kirche jegliche Investitur mit Ring und Stab und ich erlaube dass in allen Kirchen die es in meinem Konig und Kaiserreich gibt kanonische Wahlen und freie Weihen stattfinden Die Besitzungen und Regalien des heiligen Petrus die seit Beginn dieses Streits bis zum heutigen Tage zur Zeit meines Vaters oder auch zu meiner Zeit weggenommen wurden werde ich soweit ich sie besitze der heiligen romischen Kirche zuruckerstatten soweit ich sie aber nicht besitze werde ich getreulich helfen dass sie zuruckerstattet werden Auch die Besitzungen aller anderen Kirchen und Fursten und der anderen Geistlicher wie Laien die in diesen Wirren verloren wurden werde ich nach dem Rat der Fursten und gemass der Gerechtigkeit nun soweit ich sie besitze zuruckgeben soweit ich sie nicht besitze werde ich getreulich helfen dass sie zuruckgegeben werden Und wahren Frieden gebe ich dem Herrn Papst Calixt der heiligen romischen Kirche und allen die auf deren Seite stehen und standen Und worin die heilige Romische Kirche Hilfe anfordert darin werde ich ihr getreulich helfen und woruber sie bei mir Klage fuhrt daruber werde ich ihr gebuhrende Gerechtigkeit verschaffen All das wurde verhandelt mit Zustimmung und Rat der Fursten Deren Namen sind hier verzeichnet Ich Friedrich Erzbischof von Koln und Erzkanzler habe die Ausfertigung beglaubigt 1 Papstliche Urkunde Calixtinum Bearbeiten Im Gegenzug raumte Papst Calixt II ein dass die Wahl der deutschen Bischofe und Abte in Gegenwart kaiserlicher Abgeordneter verhandelt der Gewahlte aber mit den Regalien die mit seinem geistlichen Amt verbunden waren vom Kaiser durch das Zepter belehnt werden solle Ich Bischof Calixt Knecht der Knechte Gottes verleihe Dir meinem geliebten Sohn Heinrich von Gottes Gnaden Romischer Kaiser Mehrer des Reiches dass die Wahlen der Bischofe und Abte des deutschen Konigreiches soweit sie dem Reich zugehoren in Deiner Gegenwart stattfinden aber ohne Simonie und irgendwelche Gewalt Wenn daher zwischen den Parteien Streit entsteht so mogest du nach Rat oder Urteil des Metropoliten und der Mitbischofe dieser Kirchenprovinz dann der verstandigeren Partei Zustimmung und Hilfe zukommen lassen Der Erwahlte aber soll von dir durch das Zepter die Regalien erhalten und er soll das leisten was er dir aufgrund dessen rechtens schuldet In den anderen Gebieten des Kaiserreiches jedoch soll der Geweihte innerhalb von sechs Monaten von Dir durch das Zepter die Regalien erhalten und er soll das leisten was er Dir aufgrund dessen rechtens schuldet ausgenommen bleibt alles was anerkanntermassen der romischen Kirche rechtlich gehort Woruber du kunftig bei mir Klage erhebst und Hilfe erbittest daruber werde ich Dir dem Auftrag meines Amtes gemass Hilfe gewahren Wahren Frieden gebe ich Dir und allen denen die auf Deiner Seite stehen oder standen zur Zeit dieses Streites 2 Vorbereitung durch Ivo von Chartres BearbeitenIn der alteren Forschung Augustin Fliche Paul Fournier galt vor allem Ivo von Chartres als Wegbereiter des Wormser Konkordats Seit 1959 ist dies allerdings stark bestritten worden und die Differenz zwischen Ivos pragmatischen Kompromissen in Einzelfallen und dem Vertrag von 1122 betont worden 3 4 5 Bedeutung BearbeitenDie Forschung ist sich einig dass das Konkordat von Worms deutlich dazu beitrug die Konflikte zwischen Papsttum und Kaisertum zu verringern Zwar wurde der Investiturstreit damit weitgehend beigelegt doch hatte das Kaisertum starke Einbussen erlitten Die sakrale Aura des Kaisers war erschuttert und die bis dahin bestehende Einheit von Kaisertum und Papsttum aufgehoben Das sollte zur Neuorientierung der Idee des Kaisertums unter den Staufern fuhren wobei die Problematik fast bis ins Spatmittelalter Bestand hatte Quellen BearbeitenEditionen Bearbeiten Ed G H Pertz in MGH LL 2 1869 S 76 Digitalisat abgerufen am 11 Juli 2022 Nur Heinricianum dieses aber auf breiterer handschriftlicher Grundlage als Weiland Ed Harry Bresslau in Theodor Sickel Harry Bresslau Die kaiserliche Ausfertigung des Wormser Concordats Mit einem Facsimile In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band 6 1885 S 105 139 archive org abgerufen am 11 Juli 2022 Nur Heinricianum Das Faksimile ist im Digitalisat nicht wiedergegeben Ed Ludwig Weiland in MGH Const 1 1893 S 159 161 Nr 107 108 Digitalisat abgerufen am 11 Juli 2022 Die am haufigsten zitierte Edition beider Fassungen fur das Calixtinum uberholt durch Hofmeisters Ausgabe Adolf Hofmeister Das Wormser Konkordat Zum Streit um seine Bedeutung Mit einer textkritischen Beilage In idem Hrsg Forschungen und Versuche zur Geschichte des Spatmittelalters und der Neuzeit Festschrift fur Dietrich Schafer zum siebzigsten Geburtstag dargebracht von seinen Schulern Gustav Fischer Jena 1915 S 64 148 146 148 archive org abgerufen am 11 Juli 2022 Synoptische Ausgabe von drei Versionen des Calixtinum auf breiter handschriftlicher Grundlage Die Edition ist im Digitalisat am oberen Seitenrand leicht beschnitten Adolf Hofmeister Das Wormser Konkordat Zum Streit um seine Bedeutung Mit einer textkritischen Beilage Mit einem Vorwort zur Ausgabe 1962 von Roderich Schmidt Libelli Band 89 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1979 S 146 148 archive org abgerufen am 11 Juli 2022 Zuerst 1962 erschienener photomechanischer Nachdruck von Hofmeisters Aufsatz mit einer forschungsgeschichtlichen Einleitung Der Aufsatz kann und sollte nach der originalen Paginierung zitiert werden Die Edition ist im Digitalisat am unteren Seitenrand leicht beschnitten Wolfgang Dietrich Fritz Hrsg Quellen zum Wormser Konkordat Kleine Texte fur Vorlesungen und Ubungen Band 177 Berlin 1968 archive org abgerufen am 11 Juli 2022 Einsprachige Anthologie mit Wormser Konkordat und verwandten Quellen ohne kritischen Apparat aber mit Sachkommentar Ed Klaus Nass in MGH Briefe dt Kaiserzeit 10 2 2017 S 554 557 Nr 326 327 Digitalisat Heinricianum und Calixtinum in der verkurzten Fassung des Codex Udalrici Faksimiles des Heinricianum Bearbeiten Theodor Sickel Harry Bresslau Die kaiserliche Ausfertigung des Wormser Concordats Mit einem Facsimile In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Band 6 1885 S 105 139 archive org abgerufen am 11 Juli 2022 Das Faksimile ist im Digitalisat nicht wiedergegeben Mathias Herweg Hrsg Wormser Konkordat 1122 Faksimile Ausgabe Deutsche Geschichte in Dokumenten Braunschweig 2005 Ubersetzungen Bearbeiten Johannes Laudage Matthias Schror Hrsg Der Investiturstreit Quellen und Materialien Lateinisch Deutsch Bohlau Koln Weimar Wien 2006 S 97 91 doi 10 7788 boehlau 9783412335472 Fehler in Vorlage Literatur Parameterproblem Dateiformat Grosse Abruf nur bei externem Link Lorenz Weinrich Hrsg Quellen zur deutschen Verfassungs Wirtschafts und Sozialgeschichte bis 1250 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Band 17 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 S 182 185 content select com abgerufen am 11 Juli 2022 Beide Ausgaben enthalten den lateinischen Text ohne kritischen Apparat und eine deutsche Ubersetzung sowohl von des Heinricianum als auch des Calixtinum Literatur BearbeitenPeter Classen Das Wormser Konkordat in der deutschen Verfassungsgeschichte In Josef Fleckenstein Hrsg Investiturstreit und Reichsverfassung Vortrage und Forschungen Band 17 Thorbecke Sigmaringen 1973 ISBN 3 7995 6617 1 S 411 460 uni heidelberg de abgerufen am 12 Mai 2022 Jurgen Dendorfer Das Wormser Konkordat ein Schritt auf dem Weg zur Feudalisierung der Reichsverfassung In idem Roman Deutinger Hrsg Das Lehnswesen im Mittelalter Forschungskonstrukte Quellenbefunde Deutungsrelevanz Thorbecke Ostfildern 2010 ISBN 3 7995 4286 8 S 299 328 uni freiburg de abgerufen am 12 Mai 2022 Beate Schilling Ist das Wormser Konkordat uberhaupt nicht geschlossen worden Ein Beitrag zur hochmittelalterlichen Vertragstechnik In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Band 58 2002 S 123 191 uni goettingen de abgerufen am 11 Juli 2022 Claudia Zey Der Romzugsplan Heinrichs V 1122 23 Neue Uberlegungen zum Abschluss des Wormser Konkordats In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Band 56 2000 S 447 504 uni goettingen de abgerufen am 11 Juli 2022 Claudia Zey Das Wormser Konkordat In Die Salier Macht im Wandel Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz Speyer Band 1 Minerva Munchen 2011 ISBN 978 3 938832 63 9 S 69 73 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Wormser Konkordat Quellen und Volltexte Das Wormser Konkordat in den Monumenta Germaniae Historica digital Seite des Vatikanischen Archivs zum Wormser Konkordat Memento vom 22 Mai 2011 im Internet Archive Alte Seite des Archivs mit lateinischem Text und Ubersetzung teils franzosisch teils italienisch Memento vom 19 Januar 2012 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Lorenz Weinrich Hrsg Quellen zur deutschen Verfassungs Wirtschafts und Sozialgeschichte bis 1250 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Band 17 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 S 183 185 Lorenz Weinrich Hrsg Quellen zur deutschen Verfassungs Wirtschafts und Sozialgeschichte bis 1250 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Band 17 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 S 185 Hartmut Hoffmann Ivo von Chartres und die Losung des Investiturproblems In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Band 15 1959 S 393 440 uni goettingen de abgerufen am 10 Juli 2022 Peter Classen Das Wormser Konkordat in der deutschen Verfassungsgeschichte In Josef Fleckenstein Hrsg Investiturstreit und Reichsverfassung Vortrage und Forschungen Band 17 Thorbecke Sigmaringen 1973 ISBN 3 7995 6617 1 S 411 460 417 uni heidelberg de abgerufen am 11 Juli 2022 Diese Deutung ist indessen auf berechtigten Widerspruch gestossen ohne dass die Diskussion uber die theoretischen Grundlagen der Losung des Investiturstreites bisher abgeschlossen werden konnte Christof Rolker La lettre d Yves de Chartres a l archeveque Hugues de Lyon modele du Concordat de Worms In Dominique Barthelemy Rolf Grosse Hrsg Allemagne et France au cœur du Moyen Age 843 1214 Lettre Auflage Passes composes Paris 2020 ISBN 978 2 37933 231 9 S 159 167 167 Il reste que meme si celle ci n a pas servi de modele direct au concordat de Worms c etait bien dans son esprit de rechercher un compromis pour regler la querelle des Investitures Normdaten Werk GND 4190271 3 lobid OGND AKS VIAF 193919130 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wormser Konkordat amp oldid 236605585