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Gesetze der Form im Original englisch Laws of Form kurz LoF ist der Titel eines Werks von George Spencer Brown aus dem Jahr 1969 das Philosophie der Logik mathematische Grundlagenforschung Kybernetik und Erkenntnistheorie beruhrt Das Buch stellt drei aufeinander aufbauende graphische Kalkule vor die Spencer Brown mit dem Ziel einer universellen Algebra entwickelt 1 die primare Arithmetik Kapitel 4 die primare Algebra Kapitel 6 Gleichungen zweiter Ordnung Kapitel 11 Alle Kalkule beruhen auf der einzigen grundlegenden Operation des Unterscheidens Gelegentlich wird auch nur die primare Algebra als Gesetze der Form bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Veroffentlichung 2 Grundkonzepte der Laws of Form 2 1 Unterscheidung durch Kreuzen 2 2 Unterscheidung durch Nennen 2 3 Symbolische Darstellung 3 Primare Arithmetik 4 Primare Algebra 5 Gleichungen 2 Grades 6 Bedeutung und Rezeption 6 1 Mathematik 6 2 Unmarked Space 6 3 Systemtheorie 7 Kritik 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDer Ausgangspunkt von Spencer Brown ist die logische Form der Unterscheidung Der als Triff eine Unterscheidung draw a distinction umschriebene basale Akt wird im Weiteren mit sich selbst kombiniert und erzeugt auf diesem Wege eine Vielfalt neuer Formen die als Grundbegriffe wahr und falsch Symbol Signale Namen Prozesse sich selbst verandernde Formen Operator usw angesehen werden konnen Mit diesen Begriffen lassen sich formale Kalkule der Logik und der Mathematik darstellen Spencer Brown stellt im Gange seiner Untersuchung die klassische Logik als Grundlage der Mathematik in Frage und interpretiert sie neu Bedeutend sind die erkenntnistheoretischen Konzepte der Laws of Form Uberhaupt nichts kann durch Erzahlen gewusst werden 2 ist eine der Kernaussagen der LoF Wissen erlangt man demzufolge nur in der Erfahrung aus den Ergebnissen praktischen Handelns Im Unterschied zu klassischen Kalkulen der Logik die die logische Struktur von Sachverhalten und Aussagen abbilden sollen versteht George Spencer Brown die logische Form als etwas das der Erkenntnis als Prozess und Handlung entspricht Wahrend es fur eine formale Sprache beliebig ist was ihre nicht logischen Konstanten bezeichnen wird in den Laws of Form das Unterscheiden und Bezeichnen selbst als simultaner Akt zum Ausgangspunkt fur formale Operationen Spencer Browns Kalkul liefert also nicht nur eine formale Syntax und Semantik sondern auch eine formale Semiotik Daruber hinaus bietet das Konzept der Re entry of the form into the form die Moglichkeit eine formale Vorstellung von Zustandswechsel und Gedachtnis zu formulieren Die Laws of Form werden von ihren Anhangern als Minimalkalkul fur mathematische Wahrheiten betrachtet Vertreter mehrerer Wissenschaftszweige berufen sich daher explizit auf die Laws of Form etwa Niklas Luhmann in seiner soziologischen Systemtheorie oder Humberto Maturana in der Theorie des radikalen Konstruktivismus Veroffentlichung Bearbeiten Spencer Browns formaler Kalkul wurde 1969 erstmals unter dem Titel Laws of Form veroffentlicht Das Buch wurde seitdem mehrmals neu aufgelegt und in verschiedene Sprachen ubersetzt Die Idee zum Buch entwickelte Spencer Brown bereits wahrend seiner Tatigkeit als Ingenieur bei British Railways in der er Ende der 50er Jahre damit beauftragt war elektrische Schaltungen fur das Zahlen von Waggons in Tunneln zu entwickeln Dabei bestand das damals fundamentale technische Problem die Zahler vorwarts und ruckwarts zahlen zu lassen und bereits gezahlte Waggons zu speichern Spencer Brown loste das Problem durch die Verwendung bis dato unbekannter imaginarer Boolescher Werte und es entstand zugleich ein neues Problem Seine Idee funktionierte aber es gab keine mathematische Theorie die diese Vorgehensweise rechtfertigen konnte 3 Die Ausarbeitung des Kalkuls der diese neuen imaginaren Booleschen Werte zuliess war der Ausloser fur die Laws of Form 3 Das Buch umfasst 141 Seiten von denen 55 den mathematischen Kalkul umfassen und gilt als fur Laien nur schwer verstandlich Es existieren eine Reihe von Erlauterungsbuchern zu den LoF 4 Grundkonzepte der Laws of Form BearbeitenDem ersten Kapitel der Laws of Form sind sechs chinesische Schriftzeichen vorangestellt die wie folgt ubersetzt werden konnen Der Anfang von Himmel und Erde ist namenlos 5 Ohne Bezeichnungen ist die Welt leer und unbestimmt Das Bezeichnen von etwas setzt jedoch eine Unterscheidung voraus Das Bezeichnete muss vom Rest unterschieden werden Die Vorstellung der Bezeichnung und des Unterscheidens bilden fur Spencer Brown den Ausgangspunkt wobei er der Unterscheidung logischen Vorrang einraumt We take as given the idea of distinction and the idea of indication and that we cannot make an indication without drawing a distinction 6 Die Unterscheidung teilt die anfangliche Unbestimmtheit in Bereiche Die Unterscheidung distinction ist dann eindeutig wenn sie die Bereiche vollstandig voneinander trennt sodass ein Punkt von der einen Seite nur auf die andere gelangt indem er die gemeinsame Grenze kreuzt 7 Dadurch dass die Unterscheidung eine geschlossene Grenze zieht konstituiert sie das was sie umschliesst als bezeichenbares Objekt und somit einen Unterschied von Innen und Aussen Das Objekt wird von der Unterscheidung exakt und vollstandig umschlossen Distinction is the perfect continence 6 Es genugt daher die Form der Unterscheidung als einziges Symbol einzufuhren We take therefore the form of distinction for the form 6 Die so getroffene Unterscheidung kann durch ein Symbol auf der Innen oder Aussenseite token markiert werden 8 In der Literatur wird als Beispiel gelegentlich ein Kreis auf einem weissen Blatt Papier angefuhrt 9 Der Kreis trennt eindeutig aussen von innen in dem Sinn dass man von aussen nach innen oder umgekehrt nur gelangen kann wenn man die Kreislinie uberschreitet cross Die vollstandig eingeschlossene Kreisflache ist als Innenseite angezeigte Seite eindeutig vom umgebenden Raum unterschieden unmarked space engl wortlich unmarkierter Raum Unterscheidung durch Kreuzen Bearbeiten Spencer Brown verwendet fur die Markierung einer Unterscheidung das englische Wort cross was als Substantiv Markierung aber auch als Aufforderung kreuze gelesen werden kann und soll Das ist insofern bedeutsam als zu einem spateren Zeitpunkt in den Laws of Form der Begriff der Markierung eingefuhrt wird Das Treffen einer Unterscheidung wird durch die o a Definition mit dem Kreuzen einer Grenze und den unterschiedlichen Werten der Seiten einer Unterscheidung gleichgesetzt Durch eine Unterscheidung werden zwei Grundoperationen ausgefuhrt Entweder man wechselt von einem unmarkierten Zustand in einen markierten Zustand z B Wir gehen von einem leeren Blatt Papier aus markieren einen Kreis und gehen damit von Nicht Kreis zu Kreis oder man wechselt von einem markierten Zustand in einen unmarkierten Zustand z B Wir gehen von einem Kreis aus und gehen durch Unterscheidung uber zu Nicht Kreis Unterscheidung durch Nennen Bearbeiten Danach in einem erkenntnistheoretischen Bezug beschreiben die Laws of Form den Zusammenhang von Unterscheidung Motiv Wert und Nennung eines Namens Eine Unterscheidung setzt ein Motiv des Unterscheidenden voraus und es kann kein Motiv geben wenn nicht Inhalte unterschiedlich im Wert gesehen werden 6 Eine Unterscheidung setzt also voraus dass es jemanden gibt der die Unterscheidung trifft und dass dieser Akteur einen Wertunterschied sieht der ihn zur Unterscheidung veranlasst Da eine Unterscheidung einen Inhalt bezeichnet der einen Wert besitzt kann dieser Wert auch benannt werden und der Name kann mit dem Wert des Inhalts identifiziert werden Thus the calling of the name can be identified with the value of the content 6 Gemass der Laws of Form verfugt man uber zwei Wege eine Unterscheidung zu treffen den des Kreuzens also des Treffens einer Unterscheidung durch Uberschreitung einer Grenze und den des Nennens also der Verwendung eines Namens stellvertretend fur die Unterscheidung Im Original der Laws of Form ErlauterungAxiom 1 The value of a call made again is the value of the call Eine erneute Nennung Unterscheidung ist der Wert der ursprunglichen Nennung Im mathematischen Sinn andert sich der Wert einer Unterscheidung nicht wenn man sie nochmals benennt Axiom 2 The value of crossing made again is NOT the value of the crossing Eine Unterscheidung durch Kreuzen fuhrt nicht in denselben Zustand zuruck Im Beispiel Erste Unterscheidung fuhrt zu Kreis die zweite Unterscheidung fuhrt zu Nicht Kreis Rudolf Kaehr hat in seiner Arbeit Komplementaritat in der Graphematik vergleichsweise eine Logik mit der Vertauschung dieser beiden Axiome gegenubergestellt Symbolische Darstellung Bearbeiten Die Laws of Form fuhren dann ein Symbol fur die Grenzziehung einer Unterscheidung ein dargestellt durch das cross Dabei wird das was links unten unter dem Winkel steht von allem anderen abgegrenzt man kann sich das cross als geschlossenes Rechteck vorstellen cross und blank page eine leere Seite ohne Zeichen sind die grundlegenden Ausdrucke fur das Bestehen oder Nichtbestehen einer Spencer Brown Form In Textdarstellungen wird die geschlossene Grenzziehung auch durch Klammern wiedergegeben etwa durch oder lt gt die leere Seite durch einen Punkt oder durch Die allgemeine durch das cross angezeigte Form entspricht einer Grenzziehung die einen Bereich von einem anderen trennt Sie besagt so viel wie Hier So und dort jenseits der Grenze auf jeden Fall Nicht So Neben dem Winkel sind daher auch andere Symbole moglich etwa eine Einkreisung In dieser Symbolsprache lassen sich die obigen beiden Grundaxiome wie folgt formalisieren Aus Axiom 1 The value of a call made again is the value of the call die Form der Kondensation displaystyle nbsp 10 Aus Axiom 2 The value of crossing made again is NOT the value of the crossing die Form der Aufhebung displaystyle nbsp 11 Danach fuhrt Spencer Brown das Konzept der Tiefe des Raumes ein das ineinander verschachtelte Symbole erlaubt und daher zu strukturell reichen Formen fuhrt Des Weiteren werden vier fundamentale Kanons vorgestellt die Regeln fur die Behandlung solcher Formen behandeln Die Formen konnen nach obigen beiden Grundaxiomen stufenweise substituiert gekurzt werden vgl insbesondere den 3 Kanon der Substitution In any expression let any arrangement be changed for an equivalent arrangement 12 wie in folgendem Beispiel displaystyle nbsp displaystyle nbsp durch Kondensation durch AufhebungAnmerkung zum Vorgang Zuerst werden die beiden unteren linken crosses durch Kondensation nach Axiom 1 zu einem cross Dann werden das dadurch entstandene verschachtelte cross und das schon vorhandene verschachtelte cross nach Axiom 2 aufgehoben Es verbleibt ein cross Zum Ende des 3 Kapitels der Laws of Form stellt GSB klar was er unter dem vorangegangenen sogenannten Indikationenkalkul versteht namlich den Kalkul der dadurch bestimmt wird die beiden obigen Grund Formen als Ausgangspunkt zu nehmen Call the calculus determined by taking the two primitive equations as initials the calculus of indication und er leitet uber zur primaren Arithmetik die alle Aussagen umfassen und auf alle Aussagen beschrankt sein soll die sich aus dem Indikationenkalkul ergeben Call the calculus limited to the forms generated from direct consequences of these initials the primary arithmetic 13 Primare Arithmetik BearbeitenIn Kapitel 4 der LoF fuhrt GSB den o a Indikationenkalkul in eine sog primare Arithmetik uber Ausgangspunkt sind die aus der Form der Kondensation und der Form des Kreuzens gewonnenen Handlungsanweisungen Initiale Initial 1 Zahl displaystyle nbsp erlaubt Anderungen in der Zahl der Markierungen 14 Initial 2 Ordnung displaystyle nbsp erlaubt Streichung oder Hinzufugung von Markierungen 15 und entwickelt aus diesen beiden Initialen neun Theoreme zur primaren Algebra Theorem Erlauterung1 Die Form jeder endlichen Zahl von Kreuzen kann als Form eines Ausdrucks aufgefasst werden Theorem des Kurzens siehe oben displaystyle nbsp 2 Wenn ein beliebiger Raum ein leeres Kreuz durchdringt dann ist der Wert der in diesem Raum bezeichnet wird der markierte Zustand Besteht ein arithmetischer Ausdruck c aus einem beliebigen Teilausdruck hier b und steht daneben ein einzelnes Kreuz dann ist der Wert des Ausdruckes der markierte Zustand c displaystyle c nbsp b c displaystyle b Leftrightarrow c nbsp 3 Die Vereinfachung eines Ausdrucks ist eindeutig Wenn ein Ausdruck gemass Theorem 1 auf verschiedenen Wegen vereinfacht werden kann so wird auf allen moglichen Wegen das Ergebnis eindeutig der markierte oder der unmarkierte Zustand sein 4 Der Wert jedes Ausdrucks der konstruiert wird indem Schritte von einem gegebenen einfachen Ausdruck aus getan werden ist verschieden von dem Wert jedes Ausdrucks der konstruiert wird indem Schritte von einem unterschiedlichen einfachen Ausdruck aus getan werden Umkehrung von Theorem 3 Ausdrucke konnen durch Erweiterung geschachtelt werden Unterschiedliche Ausgangs Ausdrucke haben unterschiedliche Ergebnisse 5 Identische Ausdrucke drucken denselben Wert aus N A 6 Ausdrucke desselben Wertes konnen miteinander identifiziert werden N A 7 Ausdrucke die mit demselben Ausdruck aquivalent sind sind auch miteinander aquivalent N A 8 p p displaystyle qquad nbsp An dieser Stelle werden variable Teilausdrucke in die LoF eingefuhrt Die Beweisfuhrung erfolgt indem fur p sowohl der markierte als auch der unmarkierte Zustand eingesetzt wird und beide Falle zum gleichen Ergebnis dem unmarkierten Zustand fuhren 9 rp rq displaystyle nbsp p q r displaystyle r nbsp Auch Varianz Bedingung genannt Ist r der unmarkierte Zustand so sind die Gleichungen sofort identisch Ist r der markierte Zustand so sind auf der linken Seite die inneren Teilstucke nach zweimaliger Anwendung von Theorem 2 markiert und die inneren crosses heben sich nach Initial 2 auf sodass nur der markierte Zustand auf der linken Seite ubrig bleibt Die rechte Seite der Gleichung ist in diesem Fall nach Theorem 2 ebenfalls der markierte Zustand Die Theoreme 8 und 9 dienen gleichzeitig als Initiale der Brownschen primaren Algebra Primare Algebra BearbeitenIn Kapitel 6 der LoF definiert GSB die Theoreme 8 und 9 der primaren Arithmetik ihrerseits als Initiale der primaren Algebra Auf Basis dieser Initiale demonstriert GSB neun sog Konsequenzen Entwicklung von Formen durch folgerichtige Anwendung der erlaubten Rechenschritte We shall proceed to distinguish particular patterns called consequences which can be found in sequential manipulations of these initials 16 In Kapitel 8 der LoF sucht GSB zu zeigen dass jede Konsequenz in der Algebra auf ein beweisbares Theorem uber die Arithmetik hinweisen muss Darauf folgend steht der Beweis dass auch tatsachlich jedes Theorem uber die Arithmetik in der Algebra demonstriert werden kann Kapitel 9 sowie die Unabhangigkeit der beiden algebraischen Initialgleichungen Kapitel 10 17 Im Hinblick auf den Godelschen Unvollstandigkeitssatz haben insbesondere die postulierte gleichzeitige Vollstandigkeit und Widerspruchsfreiheit der primaren Algebra fur Diskussion in der Literatur gesorgt Eine naheliegende Vermutung ist dass die Satze von Kurt Godel hier keine Anwendung finden weil die Laws of Form das Imaginare zu reprasentieren erlauben Wenn das Imaginare einem formalen System inharent ist lassen sich die Satze von Godel nicht mehr auf dieses System applizieren 18 Gleichungen 2 Grades BearbeitenGleichungen 2 Grades in der Bedeutung der LoF erhalt man indem unendliche algebraische Ausdrucke durch Selbstbezuglichkeit als endliche Gleichungen dargestellt werden Es wird der Begriff imaginarer Wert eingefuhrt der die Oszillation zwischen markiertem und unmarkiertem Zustand ausdrucken soll und der in spaterer Folge zur Anwendung komplexer Werte in der Algebra verwendet wird die ihrerseits als Analogien zu den komplexen Zahlen in der gewohnlichen numerischen Algebra 19 verwendet werden konnen Fur die mathematische Form der Darstellung des imaginaren Wertes pragt GSB den Begriff der re entry Wiedereintritt der Form in die Form Ausgangspunkt ist die Demonstration dass die u a mathematische Form sich durch folgerichtige Umformung gemass den Regeln der LoF in einen unendlichen Term der gleichen Wiederkehr transformieren lasst Diese unendliche Wiederholung lasst sich in einen endlichen Formalismus hier ausgedruckt durch f displaystyle f nbsp uberfuhren der in jeder ganzzahligen Tiefe identisch mit dem ganzen Ausdruck ist Da die Form in ihrem eigenen Raum wieder auftritt erhielt sie den Namen re entry a b displaystyle nbsp a b a b displaystyle ldots nbsp f displaystyle f nbsp a bAuf dieser Basis entwickelt GSB zwei derartige rekursive Funktionen Die Funktion G displaystyle G nbsp Gedachtnisfunktion die sowohl fur als auch fur den leeren Raum erfullt ist sowie O displaystyle O nbsp Oszillationsfunktion deren Losung kein feststehender Ausdruck ist sondern sich infinit verlangert Oszillation f displaystyle f nbsp f displaystyle f nbsp Gedachtnis f displaystyle f nbsp f displaystyle f nbsp O displaystyle O nbsp wird im Formalismus der LoF verwendet um eine mathematische Form der Zeit auszudrucken O f f displaystyle O f f nbsp ist nur losbar wenn sie mit unendlich ineinander geschachtelten f displaystyle f ldots ldots nbsp gleichgesetzt wird und wenn f displaystyle f nbsp die Gleichung losen soll muss f displaystyle f nbsp infinit verlangert werden Diese Gleichung fuhrt obwohl im Raum sprich mit den Mitteln der primaren Arithmetik nicht losbar dadurch zu einer Vorstellung von Zeit indem man das Nacheinander der Zustande auflost und nur den imaginaren Zustand der Form betrachtet 20 Bedeutung und Rezeption BearbeitenMathematik Bearbeiten Wahrend der Formalismus der LoF sich in grossen Teilen in den der Booleschen Algebra uberfuhren lasst besteht zwischen beiden ein fundamentaler Unterschied Wahrend die Boolesche Algebra die Gesetze der Logik hier insbesondere den Satz vom ausgeschlossenen Dritten als axiomatische Grundlage verwendet gilt diese Annahme nicht in der Brownschen Algebra Es wird angenommen dass die LoF die unentdeckte Arithmetik zur Booleschen Algebra darstellen 21 Im elften Kapitel der Gesetze der Form werden oszillierende Werte fur die Formen eingefuhrt die auf Selbstbezuglichkeit beruhen Dabei kann durch einen Reentry eine bestimmte Form innerhalb ihrer selbst wieder aufgerufen werden Die oszillierenden Werte lt gt oder werden nicht als Widerspruch oder Syntaxfehler gedeutet den es etwa durch eine Typentheorie zu verbieten galte Spencer Brown deutet die Oszillation zwischen zwei Werten vielmehr als mathematische Zeit In der Anmerkung zu Kapitel 11 wird auf die Parallele zur Wurzel aus 1 verwiesen die sich als imaginare Zahl auch als Oszillation zwischen 1 und 1 darstellen lasst vgl dazu Louis H Kauffman 22 Legt man die traditionelle Darstellung der imaginaren Zahlen als die Punkte der y Achse in der komplexen Ebene zugrunde wird die y Achse damit zum gedanklichen Platzhalter fur die Oszillation Dieser Ansatz ist fur die Physik bedeutsam insofern diese auf komplexe Zahlen zur Beschreibung von Naturprozessen zuruckgreift Der chilenische Biologe und Systemwissenschaftler Francisco Varela hat 1975 eine Erweiterung des Brownschen Indikationenkalkuls zu einem dreiwertigen Kalkul vorgelegt 23 Spencer Brown selbst hat im Nachgang zu den LoF neun mathematische und philosophische Anwendungen vorgeschlagen darunter fur das Vier Farben Problem die Riemannsche Vermutung 24 die Goldbachsche Vermutung und die Fermatsche Vermutung 25 Unmarked Space Bearbeiten Ausserhalb der Mathematik wird aus den Laws of Form einem eine besondere Bedeutung zuteil dem Beobachterdilemma Jede von einem Beobachter getroffene Beobachtung Unterscheidung impliziert demnach eine zweite Unterscheidung Die erste ist die ggf auch mehrwertige Unterscheidung des jeweils beobachteten Gegenstands Die Zahl der Brillentrager nimmt zu die zweite ist die implizit zugrundeliegende Unterscheidung was man beobachtete und was nicht hier etwa die Zahl der Blinden der Horgeratetrager der Handybesitzer der Gesamtbevolkerung usw Diesem bei jeder Beobachtung ausgesparten Raum des Nicht Beobachteten gibt Spencer Brown nun den Namen unmarked space Bei jeder wissenschaftlichen erkenntnistheoretischen phanomenologischen Beobachtung entstehe dieser Raum Umgekehrt sei bei dem Vergleich etwa zwischen einem Phanomen und seiner Beschreibung stets der unmarked space im Spiel Eine solche Beobachtung der Beobachtung wird auch re entry genannt und ist als Theoriefigur universell also auch uber die Mathematik hinaus einsetzbar Sie wird etwa bei dem Soziologen Niklas Luhmann als Wiedereintritt in die Unterscheidung ubersetzt und zu einer zentralen Theoriefigur der luhmannschen Systemtheorie Systemtheorie Bearbeiten Insbesondere in der Systemtheorie fanden die LoF eine uber die Mathematik hinausgehende Beachtung So wurden immer wieder Parallelen der LoF zu grundlegenden Konzepten der Systemtheorie z B Unterscheidung Beobachtung als Trennung von Objekt und Umwelt Erkenntnis als Konstruktion und Rekursion etc gezogen Niklas Luhmann hat darauf hingewiesen dass er seinen grundlegenden differenztheoretischen Ansatz den LoF entnommen hat 26 Ebenso wurden Parallelen zu Konzepten des radikalen Konstruktivismus und der Soziologie hergestellt Der deutsche Soziologe Dirk Baecker hat in zwei Aufsatzsammlungen Anwendungen und Interpretationen der LoF fur die Soziologie zusammengestellt Kritik BearbeitenKritiker der Laws of Form weisen auf die Gleichbedeutung zur Booleschen Algebra hin und widersprechen Spencer Browns Behauptungen zum Selbstbezug Im Abstract einer Publikation von 1979 mit dem Titel Flaws of Form engl fur Fehler der Form 27 schreiben die Autoren G Spencer Browns Buch Laws of Form erfreut sich einer Beliebtheit unter Sozial und Biowissenschaftlern Die Befurworter behaupten dass das Buch eine neue Logik einfuhrt die ideal fur ihre Forschungsgebiete geeignet sei und dass die neue Logik die Probleme der Selbstbezuglichkeit lost Diese Behauptungen sind falsch Wir zeigen dass Browns System eine Boolesche Algebra in einer obskuren Notation ist und dass seine Losungen fur die Probleme der Selbstreferenz auf einem Missverstandnis von Russells Paradoxon basieren Siehe auch BearbeitenDistinktion Differenz Luhmann Literatur BearbeitenPrimartextGeorge Spencer Brown Laws of Form Allen amp Unwin London 1969 Erstausgabe George Spencer Brown Laws of Form 1994 Portland OR Cognizer Company ISBN 0 9639899 0 1 jungste Ausgabe Deutsche Ubersetzung Gesetze der Form Bohmeier Verlag Leipzig 2008 ISBN 978 3 89094 580 4 SekundarliteraturDirk Baecker Hrsg Kalkul der Form Suhrkamp Frankfurt Main 1993 ISBN 3 518 28668 4 Dirk Baecker Hrsg Problems of Form 1988 ISBN 0 8047 3424 0 Louis H Kauffman The Mathematics of C S Peirce PDF 171 kB In Cybernetics and Human Knowing 8 2001 S 79 110 Holm von Egidy Beobachtung der Wirklichkeit Differenztheorie und die zwei Wahrheiten in der buddhistischen Madhyamika Philosophie Carl Auer Systeme Verlag Heidelberg 2007 E Book ISBN 3 89670 328 5 Felix Lau Die Form der Paradoxie Eine Einfuhrung in die Mathematik und Philosophie der Laws of Form von George Spencer Brown Verlag fur Systemische Forschung im Carl Auer Verlag Heidelberg 2005 2008 ISBN 3 89670 352 8 Niklas Luhmann Die Wissenschaft der Gesellschaft Suhrkamp Frankfurt Main 1994 ISBN 978 3 518 28601 2 Tatjana Schonwalder Kuntze Katrin Wille Thomas Holscher George Spencer Brown Eine Einfuhrung in die Laws of Form VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 2009 ISBN 3 531 14082 5 Francisco Varela A calculus for self reference In International Journal of General Systems 2 S 5 24 Rudolf Kaehr Zu einer Komplementaritat in der Graphematik Semiotik zwischen Browns Unterscheidungen und Mersennes Differenzierungen PDF 1 2 MB Matthias Varga von Kibed Achim Ferrari George Spencer Brown Die Unterscheidungstheorie Spencer Browns und die Unterscheidungsformaufstellung Aachen 2008 ISBN 978 3 942131 04 9 DVD Box KritikPaul Cull und William Frank Flaws of Form In Int J General Systems 1979 Vol 5 S 201 211 doi 10 1080 03081077908547450 B Banaschewski On G Spencer Brown s laws of form In Notre Dame Journal of Formal Logic Vol XVIII no 3 1977 S 507 509 doi 10 1305 ndjfl 1093888028Weblinks BearbeitenLaws of Form Website von Richard Shoup Memento vom 20 Juni 2015 im Internet Archive Transkription der AUM Konferenz uber die LoF vom 19 bis 20 Marz 1973 Memento vom 17 Dezember 2014 im Internet Archive mit George Spencer Brown Gregory Bateson Heinz von Forster u a Eric Weisstein Spencer Brown Form In MathWorld englisch Konferenz zu 50 Jahren Erstveroffentlichung LoF 2019 Videoaufzeichnung dazu sowie original Audios von Vortragen Browns in Heidelberg 1994 sind hier Einzelnachweise Bearbeiten A principal intention of this essay is to separate what are known as algebras of logic from the subject of logic and to re align them with mathematics In LoF 1969 S 11 der Einleitung Laws of Form S 12 der Einleitung a b Lau 2008 S 9 Siehe Liste zur Sekundarliteratur Schonwalder Kuntze Wille Holscher S 64 f a b c d e George Spencer Brown Laws of Form Allen amp Unwin London 1969 S 1 Lau S 40 ff Zur Markierung beider Seiten mit Symbolen siehe Axiom 1 Lau 2008 S 46 ff Laws of Form S 4 Laws of Form S 5 Laws of Form S 7 Laws of Form S 11 gemass Axiom 1 Laws of Form S 4 gemass Axiom 2 Laws of Form S 5 LoF S 28 Schonwalder Kuntze Wille Holscher S 140 ff Lau S 83 LoF S 11 der Einleitung Nevertheless it is real in relation with time and can in relation with itself become determinate in space and thus real in the form In LoF S 61 Lau S 119 ff Louis H Kauffman Time Imaginary Value Paradox Sign and Space PDF 180 kB Varela 1975 Appendices 1 bis 9 der englischen Ausgabe der LoF Bohmeier Verlag Heidelberg 2008 Laws of Form E P Dutton New York 1979 S 19 111 125 Lau S 21 Luhmann 1994 Paul Cull und William Frank Flaws of Form In Int J General Systems 1979 Vol 5 S 201 211 doi 10 1080 03081077908547450 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesetze der Form amp oldid 237362062