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Raum von ahd und mhd rum ursprunglich das nicht Angefullte wird in der Philosophie vor allem als leerer Raum und damit als Bedingung des Auseinander und Nebeneinander Seins verschiedener ausgedehnter Dinge zur selben Zeit behandelt Dieser Begriff ist in der Diskussion unmittelbar mit dem der Materie als substanzerfulltem Raum und der Ausdehnung verknupft Im Alltagsverstandnis oder in naiver Theorie wird der Raum daher nach dem Vorbild eines allgemeinsten Behalters vorgestellt 1 Zugleich hat Raum schon im Alltagsgebrauch eine Bedeutungsvielfalt die sich ebenfalls in der Philosophie widerspiegelt So ist das personliche Raumerleben fur Lebensphilosophie und Anthropologie wichtig wahrend in der Mathematik abstrakte und konkrete Strukturen ebenfalls als Raum bezeichnet werden In jungerer Zeit ist unter dem Begriff Raumtheorie ein verstarktes geistes und gesellschaftswissenschaftliches Interesse am Raum festzustellen siehe dazu auch Raumsoziologie 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Themen der Philosophie des Raumes 2 Antike 2 1 Vorsokratiker 2 2 Platon 2 3 Aristoteles 3 Neuzeit 3 1 Renaissance 3 2 Die Kontroverse zwischen Newton und Leibniz 3 3 Kant 3 4 Vom 19 Jahrhundert bis zur Gegenwart 3 4 1 Abschied von der klassischen Physik 3 4 2 Raumzeit 3 4 3 Raumzeit und Materie 3 4 4 Quantentheorie 3 4 5 Zeitgenossische Raumtheorie 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Literatur 6 1 Lexika 6 2 Weiterfuhrende Literatur 7 EinzelnachweiseThemen der Philosophie des Raumes BearbeitenDie Philosophie des Raumes beschaftigt sich mit den Fragen ob es so etwas wie Raum wirklich gibt oder ob er nur eine Anschauungsform ist ob der Raum endlich oder unendlich zu denken ist ob leerer Raum existiert ob es den Raum gleichberechtigt neben der Materie gibt ob ein absoluter Raum existiert oder der Raum nur die Lagebeziehungen der Objekte definiert und welche Bedeutung der Raum fur den Menschen hat Antike BearbeitenNoch bevor die fruhen griechischen Naturphilosophen Antworten auf die Frage nach einem Grundprinzip einer einheitlichen Ursache von allem stellen befasst sich Hesiod im 7 Jahrhundert vor Christus mit dem Anfang von allem Seinen Begriff von Raum entfaltet er gleich zu Beginn seiner Theogonie eines Mythos von der Entstehung der Gotter der auch als Kosmogonie die Entstehung der Erde und des Kosmos beschreibt indem er darlegt dass noch vor den Gottern das Chaos entstanden sei Das Wort Chaos bedeutet im Griechischen aber nicht wie in unserem heutigen Sprachverstandnis Unordnung sondern vielmehr Hohlung oder Spalt Erst danach werden die altesten Gotter erschaffen Gaia die Erde und von Gaia selbst erzeugt Uranos der Himmel 4 Das Chaos bildet so quasi die Horizontlinie zwischen Erdboden und Himmel Damit ist der leere Raum erstmals begrifflich bestimmt zum einen als Unterschied zwischen zwei Zustanden und zum anderen definiert er uberhaupt den Unterschied zwischen Himmel und Erde Er ist ein Ganzes und der Unterschied ein Behaltnis und Trennung Container und Grenzverlauf zugleich 5 So nimmt bereits der fruheste Raumbegriff all die Fragen vorweg die in etwa zweieinhalbtausend Jahren westlicher Philosophiegeschichte folgen werden Vorsokratiker Bearbeiten Als erster Philosoph wird allgemein Thales von Milet im sechsten Jahrhundert vor Christus genannt der die Epoche der Vorsokratiker einleitet Das revolutionar Neue an ihrem Ansatz ist dass sie den Versuch unternehmen naturliche Phanomene zu erklaren ohne dazu das Handeln von Gottern vorauszusetzen Die Uberlegungen von Thales und den Vorsokratikern kreisen um die Frage nach dem Grund oder dem Anfang der Dinge griechisch arche Fur Thales ist die Ursubstanz das Wasser Durch Verdichtung Verdunnung oder Umwandlung soll alles aus dem Wasser hervorgegangen sein In dieser Formulierung einer Hypothese uber die Herkunft der Dinge erkennen wir heute den Ubergang vom mythischen zum wissenschaftlichen Denken Der Widerspruch zwischen der Vielfalt der Erscheinungen und einem einheitlichen Prinzip dahinter wird auch die Philosophen nach Thales lange beschaftigen genauso die Gegensatzpaare von Sein und Werden dem Unveranderlichen und dem Wechselhaften sowie Wesen und Erscheinung Anaximander findet die arche im Unermesslichen und Unverganglichen dem apeiron wortlich ubersetzt das was nicht von einem Ende zum anderen uberfahren oder uberquert werden kann 6 der erste abstrakte Begriff der Philosophiegeschichte Anaximander formuliert Anfang und Ende der seienden Dinge ist das Apeiron Die atomistische Raumlehre von Leukipp und Demokrit fordert im Unterschied zu Parmenides die Anerkennung der Existenz des Nicht Seienden In Wahrheit gibt es nur Atome und Leere VS 68 B 125 Das hat weitreichende Konsequenzen leerer Raum kann keine Grenze haben es gibt ihn also nicht nur in diesem Kosmos sondern auch ausserhalb Es konnen sich in dieser grenzenlosen leeren Ausdehnung in einer unendlich langen Zeit neben unendlich vielen Atomen auch unendlich viele kosmische Systeme bilden und wieder untergehen VS 68 A 39 f 81 f Leerer Raum ermoglicht nicht nur das Nebeneinander von Korpern sondern auch deren Bewegung Platon Bearbeiten Die fruhen Raumtheorien bilden den Hintergrund fur die weiter ausgearbeitete Antwort Platons auf die Frage was Raum ist 7 Im Rahmen seiner Ideenlehre stellt er die Frage wie das Verhaltnis der Welt der Ideen des unveranderlichen Seins und der veranderlichen Welt der sinnlich wahrnehmbaren Dinge der Phanomene zu verstehen sei Wie er im Dialog Timaios 8 schreibt ist der Raum als chora das Ausweichend Platzmachende 9 eine dritte Gattung bildhaft die Amme des Werdens die zwischen Ideen und Sinnenwelt vermittelt und Raum gibt fur das Werdende und Vergehende In der Elementenlehre Platons ist der Raumbegriff mathematisch ausgearbeitet die vier Elemente des Empedokles Erde Wasser Feuer Luft werden abstrahiert und auf regelmassige geometrische platonische Korper ubertragen Aristoteles Bearbeiten nbsp Aristoteles setzt in seiner Raumtheorie im vierten Buch seiner Physik einen anderen Schwerpunkt als sein Lehrer Platon 10 Er versteht die Frage nach dem Raum als eine Frage nach dem Wo also dem konkreten Platz oder Ort topos 11 eines Korpers Er definiert den Ort als das was den materiellen Korper begrenzt 12 und ist der Ansicht dass es weder ein fur sich abgesondertes Leeres gibt noch ein der Moglichkeit vorhandenes 13 leerer Raum existiert also nicht Uber der Welt des Wechselnden und Verganglichen beginnt die Welt des Unverganglichen die Sphare der Himmelskorper Alle Materie endet nach Aristoteles Ansicht an der aussersten Himmelssphare und folglich endet dort auch der Raum Ausserhalb der aussersten Himmelssphare ist nichts mehr vorstellbar keine Materie folglich auch kein Raum nicht einmal Leere Der aristotelische Kosmos ist also endlich Die aristotelische Raumkonzeption steht wie bei Platon im Zusammenhang mit der Elementenlehre bei Aristoteles schichten sich die vier Elemente in vollkommener Ordnung um das Weltzentrum herum Allerdings nimmt Aristoteles ein funftes Element an das spater quinta essentia und Ather genannt wird Wichtig sind auch Aristoteles Uberlegungen zum Kontinuum geworden In Auseinandersetzung mit Zenon von Elea und dessen Paradoxien zum Beispiel Achills Wettrennen mit der Schildkrote das Pfeil Paradoxon betont er die beliebige Teilbarkeit zum Beispiel einer Linie und kommt so zu einer raumlichen Kontinuumstheorie Neuzeit BearbeitenRenaissance Bearbeiten Das Mittelalter war durch raumliche Enge gekennzeichnet erst im Spatmittelalter und der Renaissance offnet sich der Raum und die Diskussion um den Raumbegriff macht wieder Fortschritte Der Gedanke an die Unendlichkeit des Alls ruckt ins Bewusstsein Ein unendlicher Raum hat aber keinen Platz mehr fur den Schopfergott des Alls wie Giordano Bruno zeigen will er wird fur seine Lehre von der Inquisition verbrannt Galilei und Kepler beweisen jedoch durch Beobachtungen was Kopernikus behauptet hatte und das neue heliozentrische Weltbild setzt sich allmahlich durch Eine Vorbedingung hierfur ist allerdings der Bruch mit dem im Mittelalter dominierenden Weltbild und Denken des Aristoteles den namentlich der deutsche Naturphilosoph und Theologe Nicolaus von Kues Cusanus 1401 1464 vollzieht Er bringt die Unendlichkeit der Welt wieder in die Diskussion Da fur ihn die Natur nach der gottlichen Vorstellung geformt wurde hat Gott auch seine eigene Unendlichkeit auf diese ubertragen Im Unendlichen sind alle Gegensatze vereint da dort Maximum und Minimum zusammenfallen und ein Kreis von einer Geraden nicht mehr unterscheidbar ist In der Folge wird Raum vor allem als Raum der Physik aufgefasst deren Gesetze auf der Erde und fur die Himmelsobjekte gelten 14 Bei Descartes wird die Ausdehnung extensio zum zentralen Begriff um Raum und Materie zu beschreiben Raum als ausgedehnte Sache res extensa ist von der denkenden und nicht ausgedehnten Sache res cogitans zu unterscheiden Das erlaubt die Anwendung geometrischer Begriffe auf den Raum und die Materie beide Begriffe werden beinahe gleichgesetzt In der Bewegung konnen Korper ihren Raum wechseln aber es gibt kein Vakuum keinen Raum der nicht durch Materie gefullt ist nbsp Kartesisches KoordinatensystemDescartes entwickelt zudem die Grundlagen fur den Begriff des Koordinatensystems Indem man fur die Festlegung eines Punktes im Raum exakt drei Werte Koordinaten benotigt ist der Raum unserer Anschauung als dreidimensional bestimmt Die Kontroverse zwischen Newton und Leibniz Bearbeiten Eine klassische Kontroverse um den Raum wird dann zwischen Newton und Leibniz ausgetragen Als Antwort auf Descartes lost Newton den Raum aus seiner engen Verknupfung mit der Materie Der Raum ist nun ontologisch selbststandig er wurde auch ohne Materie existieren Newton unterscheidet einen absoluten Raum der der Beobachtung nicht direkt zuganglich ist von relationalen Raumen also Bezugssystemen in denen Abstande und Bewegungen in Bezug auf bestimmte Objekte gemessen werden konnen Der absolute Raum bleibt vermoge seiner Natur auch ohne Beziehung auf einen ausseren Gegenstand stets gleich und unbeweglich 15 Der Raum ist ein immaterieller Behalter der Materie und wird von ihr nicht beeinflusst ist in diesem Sinne absolut Fur Newton ist auch wichtig dass die Vorstellung eines absoluten Raums Tragheitswirkungen erklaren kann insbesondere die dynamischen Wirkungen bei der Rotationsbewegung zum Beispiel die Krummung der Wasseroberflache in seinen beruhmten Eimerexperimenten Im beruhmten Briefwechsel mit Samuel Clarke eines Newton Schulers der zeitweise fur Newton spricht bringt Leibniz seine Argumente gegen Newtons absoluten Raum vor Wahrend in Newtons Theorie der Raum unabhangig von der Materie besteht fuhrt die von Leibniz vertretene relationale Theorie den Raum auf die Lagebeziehungen der Dinge zuruck die gleichzeitig nebeneinander bestehen und sich relativ zueinander bewegen konnen so dass es ohne Materie auch keinen Raum gibt 16 Leibniz schreibt Der Raum ist die Ordnung gleichzeitig existierender Dinge wie die Zeit die Ordnung des Aufeinanderfolgenden 17 So sei die Fiktion eines endlichen materiellen Universums das in seiner Gesamtheit in einem unendlichen leeren Raume umherspaziert nicht zulassig Denn abgesehen davon dass es ausserhalb des materiellen Universums gar keinen realen Raum gibt ware eine solche Handlung das Umherspazieren zwecklos das hiesse arbeiten ohne damit etwas zu tun agendo nihil agere Fur niemand wer es auch sei ergabe sich dadurch eine beobachtbare Veranderung 18 Der physikalische Raum ist also nur relational durch die in ihm bestimmten Lagebeziehungen physikalischer Korper gegeben weshalb Leibniz auch von einem abstrakten Raum als der Ordnung aller als moglich angenommenen Stellen spricht 19 Neben Leibniz kritisiert auch George Berkeley Newtons Vorstellung vom absoluten Raum weil Orte und Geschwindigkeiten im absoluten Raum prinzipiell unbeobachtbar sind fur Berkeley ist die Wahrnehmbarkeit die Voraussetzung fur die Existenz esse est percipi Sein ist Wahrgenommen Werden Diese Debatte verweist auf ein grundlegendes Problem in der Philosophie des Raumes wie kann man uberhaupt etwas uber Existenzweise und Eigenschaften des Raumes herausfinden wie daruber argumentieren Im englischen Empirismus Locke Hume kommen psychologische Auseinandersetzungen mit der raumlichen Wahrnehmung ins Spiel der Beitrag der Sinne fur raumliche Vorstellungen ruckt in den Vordergrund 20 Untersuchungen dazu werden im 19 und 20 Jahrhundert in der Sinnesphysiologie und in der Gestaltpsychologie intensiviert Kant Bearbeiten Am Ende des 18 Jahrhunderts entwirft Immanuel Kant eine ganz andere Konzeption von Raum und Zeit Er hatte sich in der vorkritischen Zeit schon intensiv mit dem Raum beschaftigt hat sich unter anderem mit dem Unterschied von rechter und linker Hand beschaftigt Handigkeit Chiralitat In der Kritik der reinen Vernunft lasst er aber diese Fragestellungen hinter sich und untersucht erkenntnistheoretisch die Rolle des Raumes in der Sinneserfahrung fur das empirische Wissen Und er stellt fest Raum und Zeit sind keine gewohnlichen Gegenstande Beide sind nicht Gegenstand der Erfahrung im ublichen Sinne sondern mussen fur jede Erfahrung schon vorausgesetzt werden der Raum ist reine Anschauung 21 Ware also nicht der Raum und so auch die Zeit eine blosse Form eurer Anschauung welche Bedingungen a priori enthalt unter denen allein Dinge fur euch aussere Gegenstande sein konnen die ohne diese subjektive Bedingung an sich nichts sind so konntet ihr a priori gar nichts uber aussere Objekte synthetisch ausmachen Es ist also ungezweifelt gewiss und nicht bloss moglich oder auch wahrscheinlich dass Raum und Zeit als die notwendigen Bedingungen aller ausseren und inneren Erfahrung bloss subjektive Bedingungen aller unserer Anschauungen sind B 66 Kant argumentierte B 42 43 Raum und Zeit selbst sind keine Begriffe sondern Anschauungsformen Sie sind keine kontingenten Eigenschaften die an Gegenstanden haften Raum und Zeit konnen keine empirischen Anschauungen sein weil sonst Geometrie und die reine Physik keine Aussage a priori machen konnten Raum und Zeit sind abhangig vom erkennenden Subjekt Sie sind Form der Erkenntnisweise des Menschen Sie gelten nur fur uns und nicht an sich Wir mogen das Ganze von Raum und Zeit noch so weit zerlegen so fuhrt uns dies doch zu keinem gedanklich Einfacheren zu keinem Begriff von weniger komplexem Inhalt zuruck sondern in jedem Fuss und jeder Elle in jeder Minute und Sekunde mussen wir um sie uberhaupt zu begreifen die Totalitat des raumlichen Beisammen und des zeitlichen Nacheinander mitdenken 22 Vom 19 Jahrhundert bis zur Gegenwart Bearbeiten Abschied von der klassischen Physik Bearbeiten Das 19 Jahrhundert bringt die mathematische Begrundung fur nicht euklidische Geometrien die man zum Beispiel auf einer Kugeloberflache veranschaulichen kann sodass auch Dreiecke mit einer Winkelsumme kleiner oder grosser als 180 konstruiert werden konnen Die Vielzahl von Geometrien die auf diese Weise moglich werden fuhrt dazu dass zwischen einer formalen mathematischen Geometrie und der geometrischen Beschreibung des physikalischen Raums unterschieden werden muss Die Frage bleibt offen welche die wahre Geometrie des physikalischen Raumes ist und wie sie herausgefunden werden kann Newtons Auffassung vom absoluten Raum mit dem Ather identifiziert absoluter Zeit und relativer Geschwindigkeit dominieren zusammen mit der kartesischen Vorstellung des dreidimensionalen Raumes uber 200 Jahre lang die Philosophie und die Naturwissenschaften Die Widerlegung der Vorstellung von einem Ather im Michelson Morley Experiment von 1887 fuhrt zur Entwicklung der speziellen Relativitatstheorie Einsteins Im Raum ist nun als Folge der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit die Distanz zwischen zwei Punkten nicht mehr absolut sondern abhangig vom jeweiligen Koordinatensystem also relativ zu einem Bezugssystem 23 Raumzeit Bearbeiten Unabhangig gegenuber der Wahl von Bezugssystemen ist dagegen eine aus Raum und Zeitkoordinaten kombinierte vierdimensionale Grosse die Vierer Distanz Der raumzeitliche Abstand zwischen zwei beliebigen Ereignissen ist immer derselbe in jedem Bezugssystem Raum und Zeit konnen also nicht mehr unabhangig voneinander bestimmt werden man spricht deshalb von einer vierdimensionalen Raumzeit oder Minkowski Zeit benannt nach Einsteins Lehrer Hermann Minkowski Existenz gibt es nicht nur relativ zu einer bestimmten Zeit ebenso wenig nur relativ zu einem Ort Alles existiert in einem Punkt oder Gebiet der Raumzeit und es existiert schlechthin Die zeitlose Sicht von Existenz ist als Vorstellung von einem Blockuniversum bekannt Raumzeit und Materie Bearbeiten nbsp Krummung der RaumzeitWie ist nun gemass der Relativitatstheorie das Verhaltnis von Raumzeit und Materie beschaffen Dazu trifft die allgemeine Relativitatstheorie Aussagen und lost das Problem dass man sich unter der Schwerkraft in der Physik Newtons nichts vorstellen konnte sie war eine ratselhafte Fernwirkung Nach Einsteins Lehre bestimmt die Materie die Geometrie der Raumzeit sie krummt sie Die durch die Gravitationswirkung gekrummte Bahn eines Korpers bildet in der gekrummten Raumzeit eine nicht euklidische Gerade eine Geodatische 24 Die Aussagen der allgemeinen Relativitatstheorie haben Konsequenzen auch fur das Verhaltnis von Raumzeit und Materie die raumzeitlichen Distanzen zwischen Punkten der Raumzeit hangen von der Verteilung der Materie im Universum ab damit gibt es keine klare Trennung mehr zwischen Raumzeit und Materie Das Gravitationsfeld ist im metrischen Feld der Raumzeit enthalten Quantentheorie Bearbeiten In der Quantentheorie deren Prinzipien die mikrophysikalische Struktur der Materie berucksichtigen und von eminenter Bedeutung fur die moderne Naturphilosophie sind verlieren die Begriffe Raum und Zeit ganzlich ihre Bedeutung Es geht in der Quantenphysik nicht um kleine Sandkornchen 25 Atome oder Elementarteilchen sondern um Quantenzustande die sich nicht mehr in der Raumzeit befinden sondern in einem abstrakten mathematischen Raum 26 Zeitgenossische Raumtheorie Bearbeiten Siehe auch Raumsoziologie Die neuzeitliche Diskussion des Raumbegriffes war bis weit in das 19 Jh hinein uberwiegend am Raumbegriff der Physik orientiert Danach wandte sich die Philosophie auch dem Raum bzw den Raumen zu den bzw die der Mensch im alltaglichen Leben erlebt Gegenstand ist dann der gefullte Raum d h eine raumlich strukturierte Lebenswelt mit gestalteten Raumen und z B deren Erlebnisqualitat Dazu werden in der Lebens und Existenzphilosophie Heidegger und in der Phanomenologie E Husserl vielfaltige Uberlegungen angestellt Es werden verschiedene anthropologisch orientierte Beobachtungen angestellt so z B uber das Wohnen und es soll die zentrale Rolle herausgearbeitet werden die der menschliche Korper unsere Eigenbewegung und unsere Orientierung im Raum als Ausgangspunkt fur die Raumkonzeptionen haben So wird weniger eine allgemeine Theorie uber den einen Raum entwickelt stattdessen werden spezielle Uberlegungen zu verschiedenen raumlichen Beziehungen angestellt Dabei sind psychologische und soziologische Uberlegungen haufig entscheidender als philosophische Zugangsweisen Das gilt auch fur Untersuchungen die im Zusammenhang mit dem sog Spatial turn oder der topologischen Wende stehen Darunter versteht man die im Jahrzehnt 1990 2000 in den Vordergrund geruckte Betrachtungsweise dass Raume z B architektonische Raume stadtische Raume Regionen aber auch z B Schlafzimmer virtuelle Raume etc soziale Produkte sind 27 Haufig ist in dem Zusammenhang von einer Raumtheorie die Rede 28 Programme die von einem solchen Ausgangspunkt etwas Neues uber den physikalischen Raum sagen wollen oder andersherum Details aus der Debatte um den physikalischen Raum fur den erlebten Raum fruchtbar machen wollen erscheinen allerdings wenig ergiebig Die Funktion der verschiedenen Raume muss von den jeweiligen Fachwissenschaften geklart werden Die Aufgabe der Philosophie kann nur sein darauf zu achten dass die richtigen Begriffe benutzt werden Werkzeuge der Erkenntnistheorie konnen eingesetzt werden um herauszufinden wie wir uberhaupt jeweils Wissen uber den Raum erwerben konnen Dabei kann die Philosophie nicht ohne die Erfahrungen auskommen die wir im Alltag und in den Wissenschaften mit dem Raum machen Siehe auch BearbeitenGeographischer Raum raumbezogenes Konzept der Geowissenschaften Sozialer Raum Sozialwissenschaften soziale Arbeit Soziologie Raum in der Architektur Raum in der Geschichtswissenschaft Raum in der Mathematik Raum in der Physik logischer Raum Fachbegriff von Ludwig Wittgenstein in seinem Tractatus Chorologie Arealkunde Wissenschaft von den kausalen Zusammenhangen der in einem bestimmten geografischen Raum auftretenden Erscheinungen und Krafte in der Geographie Wissenschaft von der raumlichen Verbreitung der Tiere und Pflanzen auf der Erde in der Biologie Weblinks BearbeitenRudolf Eisler Worterbuch der philosophischen Begriffe Raum Realitat des Raumbegriffs Psychologie der Raumanschauung Erkenntnistheorie der Raumvorstellung Space and Place in Philosophy and the HumanitiesLiteratur BearbeitenLexika Bearbeiten Joachim Ritter Karlfried Grunder Gottfried Gabriel Historisches Worterbuch der Philosophie Basel 1992 Bd 8 Sp 67 132 Stichwort Raum Johannes Hoffmeister Worterbuch der philosophischen Begriffe Philosophische Bibliothek Band 255 Verlag Felix Meiner Hamburg 1955 S 508 Hermann Krings Hans Michael Baumgartner Christoph Wild Hgg Handbuch der philosophischen Begriffe Band 4 Kosel Verlag Munchen 1973 S 1154 1168 Peter Janich Jurgen Mittelstrass Raum Gottfried Gabriel Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie ISBN 978 3 476 02108 3 Stephan Gunzel Hrsg Lexikon der Raumphilosophie wbg Academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft wbg Darmstadt 2012 ISBN 3 534 21931 7 Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Jan Aertsen Andreas Speer Raum und Raumvorstellung im Mittelalter Miscellanea Mediaevalia Band 25 Walter de Gruyter amp Co Berlin 1997 ISBN 3 11 015716 0 Keimpe Algra Concepts of Space in Greek Thought Brill Leiden 1995 Philosophia antiqua Bd 95 Aristoteles Physik Vorlesung uber die Natur Griechisch deutsch herausgegeben von Hans Gunter Zekl Band 1 Buch I IV Meiner Verlag Hamburg 1986 ISBN 978 3 7873 0649 7 Band II Buch V VIII Meiner Verlag Hamburg 1988 ISBN 978 3 7873 0712 8 Jurgen Audretsch Klaus Mainzer Hgg Philosophie und Physik der Raum Zeit Mannheim 1988 Andreas Bartels Grundprobleme der modernen Naturphilosophie Paderborn 1996 Otto Friedrich Bollnow Mensch und Raum Kohlhammer Stuttgart 1990 ISBN 3 17 018471 7 Milic Capek Hg The Concepts of Space and Time Dordrecht 1976 Rudolf Carnap Der Raum Ein Beitrag zur Wissenschaftslehre Kant Studienerganzungshefte 56 Berlin 1922 Martin Carrier Raum Zeit Berlin 2009 Edward S Casey The Fate of Place A Philosophical History Berkeley CA 1997 Barry Dainton Time and Space Chesham 2001 Jorg Doring Tristan Thielmann Hgg Spatial Turn 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Band 3 Universitatsverlag Karlsruhe 2009 Online Version PDF 1 3 MB Nick Huggett Hg Space from Zeno to Einstein Cambridge MA 1999 Nick Huggett Carl Hoefer Absolute and Relational Theories of Space and Motion Stanford Encyclopedia of Philosophy 2006 Online Rudiger Inhetveen Konstruktive Geometrie Eine formentheoretische Begrundung der euklidischen Geometrie Bibliographisches Institut Mannheim 1983 Max Jammer Concepts of Space The history of Theories of Space in Physics Dover Publications New York 1993 Das Problem des Raumes Die Entwicklung der Raumtheorien Ubersetzt von Paul Wilpert Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1960 Vorwort von Albert Einstein Peter Janich Eindeutigkeit Konsistenz und methodische Ordnung Frankfurt 1973 Bernulf Kanitscheider Geometrie und Wirklichkeit Berlin 1971 Bernulf Kanitscheider Vom absoluten Raum zur dynamischen Geometrie Mannheim 1976 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft 1 Auflage Der transzendentalen Asthetik Erster Abschnitt Von dem Raume Der Transzendentalen Analytik Zweites Hauptstuck Von der Deduktion der reinen Verstandesbegriffe Band 3 S 71 77 Vollstandiger Text in der Wikisource Friedrich Kaulbach Die Metaphysik des Raumes bei Leibniz und Kant Kolner Universitats Verlag Koln 1960 Petra Kolmer Armin G Wildfeuer Hgg Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe Freiburg i Br 2011 Thomas Kramer Badoni Klaus Kuhm Hgg Die Gesellschaft und ihr Raum Opladen 2003 Alexander Koyre Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum Frankfurt a M 1980 Original From the Closed World to the Infinite Universe Baltimore 1957 Kyung Jik Lee Der Begriff des Raumes im Timaios im Zusammenhang mit der Naturphilosophie und der Metaphysik Platons 1999 http nbn resolving de urn nbn de bsz 352 opus 3595 Paul Lorenzen Das Begrundungsproblem der Geometrie als Wissenschaft der raumlichen Ordnung In Philosophia naturalis 6 1961 Holger Lyre Philosophische Probleme von Raumzeit Theorien in Andreas Bartels Manfred Stockler Hgg Wissenschaftstheorie 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Sehr VII 415 zit nach ebenda Hans Gunter Zekl et al Art Raum in Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 8 Basel 1992 Sp 67 131 hier Sp 114 KrV A20 B34f zit nach Zekl Hans Gunter et al Art Raum in Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 8 Basel 1992 Sp 67 131 hier Sp 89 Ernst Cassirer Kants Leben und Lehre S 115 Michael Esfeld Einfuhrung in die Naturphilosophie 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Darmstadt 2011 S 37 ff Michael Esfeld Einfuhrung in die Naturphilosophie 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Darmstadt 2011 S 37 ff Born 1955 zit nach Quantenmechanik und Probleme ihrer Interpretation www thur de philo project qt htm Quantenmechanik und Probleme ihrer Interpretation www thur de philo project qt htm Thomas Kratzert Die Entdeckung des Raums Amsterdam Philadelphia 1998 Jorg Dunne Stephan Gunzel Hgg Raumtheorie Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften Frankfurt am Main 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raum Philosophie amp oldid 235811859