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Als Synchronizitat altgriechisch syn syn deutsch mit gemeinsam und xronos chronos Zeit bezeichnete der Psychiater und Psychoanalytiker Carl Gustav Jung zeitlich korrelierende Ereignisse die nicht uber eine Kausalbeziehung verknupft sind die also akausal sind jedoch als miteinander verbunden aufeinander bezogen wahrgenommen und gedeutet werden Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 1 1 Der Begriff Synchronizitat 1 2 Das synchronistische Prinzip 1 3 Abgrenzung von der Serialitat 1 4 Symbolkraft 2 Die Quaternio 3 Zusammenarbeit zwischen Jung und Wolfgang Pauli 4 Beispiele 5 Forschung 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenTheorie BearbeitenDer Begriff Synchronizitat Bearbeiten Es handelt sich bei der Synchronizitat um ein inneres Ereignis eine lebhafte aufruhrende Idee einen Traum eine Vision oder Emotion und ein ausseres physisches Ereignis welches eine korperlich manifestierte Spiegelung des inneren seelischen Zustandes bzw dessen Entsprechung darstellt Um das Doppelereignis tatsachlich als Synchronizitat definieren zu konnen ist es unerlasslich dass das innere chronologisch vor oder aber genau gleichzeitig synchron mit dem ausseren Ereignis geschehen ist Andernfalls konnte angenommen werden dass das innere Phanomen auf das ausserlich wahrgenommene vorherige Ereignis reagiert womit wieder eine quasi kausale Erklarung moglich ware Das synchronistische Prinzip Bearbeiten Jung bezeichnet mit dem von ihm eingefuhrten Begriff sowohl das Phanomen als auch das hypothetisch dahinterstehende Prinzip Er verwendet den Begriff synchronistisches Prinzip offentlich erstmals 1930 in seinem Nachruf fur Richard Wilhelm 1 Die Wissenschaft des I Ging beruht namlich nicht auf dem Kausalprinzip sondern auf einem bisher nicht benannten weil bei uns nicht vorkommenden Prinzip das ich versuchsweise als synchronistisches Prinzip bezeichnet habe Abgrenzung von der Serialitat Bearbeiten Jung grenzt die Synchronizitat fur ihn ungewohnlich methodisch streng von der Serialitat ab wie sie vor allem Paul Kammerer in seinem Buch Das Gesetz der Serie 1919 untersucht hat Diese betrachtet er als kuriose bloss amusante Koinzidenzen denen das schopferisch verwandelnde Potenzial der Synchronizitat fehle Dieses Potenzial stammt nach Jung aus der Aktivierung eines Archetyps die sich in der individuellen Psyche fur eine gewisse Zeit fokussiert um dort Ausgestaltung zu finden Diesen Vorgang bezeichnet Jung als Individuationsprozess Symbolkraft Bearbeiten Sinn stiftend wird die Synchronizitat durch ihre Symbolkraft zum Trager des Symbols wird die physische Komponente der Koinzidenz dank ihrer Intension spezifischen Entsprechung und ihrer begrenzten Extension geringe Haufigkeit Dadurch kann sie als Resonanz und Antwort auf die chronologisch vorhergehende Emotion erkannt werden Es wird auch als wichtig erachtet den Sinn eines Synchronizitatsereignisses zu analysieren und Konsequenzen fur das eigene Verhalten abzuleiten Haufig spielt die Numerologie symbolische Bedeutung von Zahlen eine wesentliche Rolle bei der Sinnknupfung einer Synchronizitat Die Quaternio BearbeitenDieser Artikel oder Abschnitt ist nicht allgemeinverstandlich formuliert Die Mangel sind unter Diskussion Synchronizitat beschrieben Wenn du diesen Baustein entfernst begrunde dies bitte auf der Artikeldiskussionsseite und erganze den automatisch erstellten Projektseitenabschnitt Wikipedia Unverstandliche Artikel Synchronizitat um Erledigt 1 nbsp Das Prinzip der Synchronizitat veranschaulicht Jung in einer Quaternio einem Kreuz aus zwei sich jeweils polar erganzenden Begriffspaaren die sich diametral erganzen und somit ahnlich aufzufassen sind wie etwa das Begriffspaar Welle Teilchen beim Ubergang von der klassischen Physik zur Quantentheorie Mit unzerstorbare Energie wird hier die Grosse bezeichnet die bei allen physikalischen Prozessen konstant bleibt also auch bei der Umwandlung von Energie in Masse und umgekehrt Ihre durch alle ablaufenden physischen Prozesse sich standig andernde Erscheinungsform wird quasi als Tanz aufgefasst der sich als Evolution auf der Buhne des Raum Zeit Kontinuums entfaltet Jung bestreitet nicht dass jedes der beteiligten Ereignisse in seiner eigenen Kausalkette steht Deshalb stellt die Synchronizitat nicht das Kausalprinzip in Frage sondern erweitert es linear bis zum rein akausalen Gegenpol Die Dinge sind in ihrer Entwicklung sinnhaft aufeinander bezogen und so angeordnet wie sie sind acausal orderedness Zusammenarbeit zwischen Jung und Wolfgang Pauli BearbeitenMit dem Physiker Wolfgang Pauli diskutierte Jung wahrend seines langjahrigen Briefwechsels 1932 1958 veroffentlicht 1992 von C A Meier einem Zurcher Psychiater und langjahrigen Freund des Physikers und des Tiefenpsychologen intensiv diese Thematik Der Begriff Synchronizitat taucht im Pauli Jung Briefwechsel zum ersten Mal im Jahr 1948 auf Brief 35 Pauli durfte ihn jedoch schon im Jahr 1934 gekannt haben da Jung ihn in einem Brief an dessen Physikerkollegen Pascual Jordan verwendete Pauli kannte Jordan von seiner Hamburger Zeit her und verkehrte weiter mit ihm mundlich und schriftlich Jung erwahnt den Begriff Synchronizitat im Jahr 1950 offentlich im Vorwort zur englischen Ubersetzung des I Ging Schliesslich veroffentlichte er im Jahr 1952 gemeinsam mit Pauli das Buch Naturerklarung und Psyche in dem Jung unter dem Titel Synchronizitat als ein Prinzip akausaler Zusammenhange das Thema umfassend behandelt Beispiele BearbeitenDas bekannteste Beispiel aus Jungs Praxis Eine junge Patientin hatte in einem entscheidenden Moment ihrer Behandlung einen Traum in welchem sie einen goldenen Skarabaus zum Geschenk erhielt Ich sass wahrend sie mir den Traum erzahlte mit dem Rucken gegen das geschlossene Fenster Plotzlich horte ich hinter mir ein Gerausch wie wenn etwas leise an das Fenster klopfte Ich drehte mich um und sah dass ein fliegendes Insekt von aussen gegen das Fenster stiess Ich offnete das Fenster und fing das Tier im Fluge Es war die nachste Analogie zu einem goldenen Skarabaus welche unsere Breiten aufzubringen vermochten namlich ein Scarabaeide Blatthornkafer Cetonia aurata der gemeine Rosenkafer der sich offenbar veranlasst gefuhlt hatte entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten in ein dunkles Zimmer gerade in diesem Moment einzudringen 2 Der Physiker Wolfgang Pauli glaubte selbst an den anekdotisch uberlieferten Pauli Effekt demzufolge in seiner Gegenwart ungewohnlich haufig experimentelle Apparaturen versagten oder sogar spontan zu Bruch gingen Als Pauli 1958 in das Rotkreuzspital in Zurich eingeliefert wurde stellte er tief erschrocken fest dass er ausgerechnet im Zimmer 137 lag Die Zahl verband er mit dem Wert der Feinstrukturkonstante der ziemlich genau 1 137 betragt und sah dies als schlechtes Vorzeichen Pauli starb dort nach einer erfolglosen Operation am 15 Dezember 1958 wobei zu sagen ist dass unabhangig von der Zimmernummer die Heilungsaussichten bei bosartigem Pankreaskrebs wie im Falle Paulis ausserst schlecht sind Forschung BearbeitenIm deutschsprachigen Raum beschaftigte sich der Psychologe Gunnar Reefschlager mit dem Umgang bedeutungsvoller Koinzidenzen in Psychotherapien Im Rahmen seiner Dissertationsschrift wies er nach dass C G Jungs Konzept der Synchronizitat in Psychotherapien als spezifisch jungianischer Deutungsansatz klinische Anwendung findet 3 Bereits die konzeptuelle Idee der Synchronizitat bietet dem Behandler eine zusatzliche therapeutische Moglichkeit bedeutungsvoll erlebte Zufalle zwischen ihm und Patient in ein subjektives Narrativ zu integrieren welches vom Patienten als sinnstiftend erlebt werden kann Wenn ein synchronistischer Moment feinfuhlig erkannt thematisiert und als solcher gedeutet wird kann dies positive Konsequenzen fur die therapeutische Beziehung und die Psychotherapie haben 4 Literatur BearbeitenC G Jung Synchronizitat Akausalitat und Okkultismus dtv Munchen 2001 ISBN 3 423 35174 8 Taschenbuchausgabe in elf Banden Band 5 C G Jung Gesammelte Werke Bd 8 Walter Olten CH 1971 S 475ff 816ff Synchronizitat als ein Prinzip akausaler Zusammenhange erstmals veroffentlicht In C G Jung Wolfgang Pauli Naturerklarung und Psyche Rascher Verlag Zurich 1952 Paulis Beitrag lautete Der Einfluss archetypischer Vorstellungen auf die Bildung naturwissenschaftlicher Theorien bei Kepler Elisabeth Mardorf Das kann doch kein Zufall sein Verbluffende Ereignisse und geheimnisvolle Fugungen in unserem Leben Schirner Verlag 2009 ISBN 978 3 89767 630 5 Carl A Meier Hrsg Wolfgang Pauli und C G Jung Ein Briefwechsel 1932 1958 Springer Berlin 1992 ISBN 3 540 54663 4 englische Ubersetzung Routledge 2001 ISBN 0 415 12078 0 C G Jung Grundwerk Band 2 Archetyp und Unbewusstes Walter Olten 1990 ISBN 3 530 40782 8 F David Peat Synchronizitat Die verborgene Ordnung Scherz Verlag 1989 ISBN 3 502 67499 X Jean Shinoda Bolen Tao der Psychologie Sinnvolle Zufalle Sphinx Medien Verlag 1989 ISBN 3 85914 228 3 Walter Bloch Geheimnisse von Raum und Zeit Synchronizitat und Nichtlokalitat Crotona Verlag 2020 ISBN 978 3 86191 117 3 Weblinks BearbeitenSynchronizitats Forschung deutsch englisch Anmerkungen Bearbeiten Neue Zurcher Zeitung CLI 1 vom 6 Marz 1930 In C G Jung Gesammelte Werke Bd 15 S 63 66 C G Jung Gesammelte Werke Bd 8 S 497 Gunnar I Reefschlager Synchronizitat in der Psychotherapie Eine quantitativ qualitative Untersuchung der strukturellen Beschaffenheit synchronistischer Phanomene im psychotherapeutischen Prozess PDF In Opus4 kobv de 2018 abgerufen am 13 Marz 2022 https psycnet apa org doi 10 1037 pst0000402Normdaten Sachbegriff GND 4184230 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Synchronizitat amp oldid 236062334