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Elisabeth Stroker 17 August 1928 in Dortmund 6 Dezember 2000 in Koln war eine deutsche Philosophin und Wissenschaftshistorikerin Elisabeth Stroker Signatur 1976Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrung 4 Plagiatskontroverse 5 Buchveroffentlichungen Auswahl 6 Herausgebertatigkeit Auswahl 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenElisabeth Stroker studierte Chemie Mathematik und Philosophie an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat in Bonn und legte dort in allen drei Fachern ihr Staatsexamen ab Theodor Litt und Oskar Becker waren ihre philosophischen Lehrer bei denen sie 1955 mit einer Arbeit uber Zahl und Raum in der Naturphilosophie Nicolai Hartmanns promoviert wurde Der genaue Titel ihrer Dissertation lautete Zahl und Raum Wissenschaftstheoretische Studien uber zwei fundamentale Kategorien der mathematischen Naturwissenschaft mit besonderer Berucksichtigung der Ontologie Nicolai Hartmanns Sie unterrichtete einige Jahre am Helmholtz Gymnasium in Bonn ging dann nach Hamburg an die Universitat und wurde Assistentin von Wolfgang Wieland bei dem sie sich 1963 mit philosophischen Untersuchungen zum Raum habilitierte 1965 ubernahm sie in der Nachfolge von Hermann Glockner die Leitung des Philosophischen Seminars an der Technischen Hochschule Braunschweig 1971 folgte sie einem Ruf an das Philosophische Seminar der Universitat zu Koln Von 1971 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1993 war sie dort Direktorin des Husserl Archivs nbsp Grab Melaten FriedhofAls Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Werner Reimers Stiftung hat sie sich besonders um die interdisziplinare Forschung verdient gemacht Ihre Arbeiten in der angelsachsischen Welt trugen viel dazu bei dass man sich dort mehr mit der phanomenologischer Philosophie befasst und auseinandersetzt hat Ein besonderes Anliegen war ihr die Zusammenarbeit deutscher und lettischer Phanomenologen Lange leitete sie von deutscher Seite aus die Lettisch deutsche Gesellschaft fur Philosophie Seit 1993 war sie korrespondierendes Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft Elisabeth Stroker starb 2000 im Alter von 72 Jahren und wurde auf dem Kolner Melaten Friedhof Flur 21 U Nr 239 beigesetzt Werk BearbeitenDie Verbindung von Philosophie Wissenschaft und rational gestutzter Selbstverantwortung ist fur die Arbeitsweise und das Werk Elisabeth Strokers charakteristisch Aus dieser Synthese gewann sie die Klarheit ihres Ausdrucks die Stringenz ihres Denkens und ihre Uberzeugungskraft Sie erkannte die Notwendigkeit einer ethischen Besinnung der Wissenschaften fur die diese allein nicht die notige Kompetenz haben und fur die daher eine zwischen den Wissenschaften und dem gemeinen Verstand vermittelnde philosophische Denkweise erforderlich ist Eine Maxime der Strokerschen Zuwendung zur Wissenschaft war es dem was die Wissenschaftler tun auf die Spur zu kommen Ihre Studien zur Entwicklung der Chemie sind lehrreiche Beispiele In ihrem Bemuhen um die Erhaltung und Wiederherstellung eines engen Kontaktes der Naturwissenschaft und ihrer Geschichte mit der Wissenschaftsphilosophie orientierte sie sich an der klassischen Phanomenologie Husserls Die Leistungsfahigkeit der phanomenologischen Methode erprobte sie u a in Untersuchungen der Geschichtlichkeit des naturwissenschaftlichen Grundlagenwissens und der regionalen Ontologie des Geschichtlichen in seiner Zeitlichkeit Das phanomenologische Philosophieren von Elisabeth Stroker ist wie folgt zu charakterisieren Der Verschiedenheit von phanomenologischen und wissenschaftlichen Blickweisen entsprechen Zugangsweisen zu Phanomenbestanden die sich nicht in der Einheit eines Begrundungszusammenhangs unterbringen lassen sondern allein durch ihren Ruckbezug auf verschiedenartige menschliche Moglichkeiten und Aktivitaten zusammengehalten werden Ehrung Bearbeiten1992 verlieh die Reichsuniversitat Utrecht Elisabeth Stroker die Ehrendoktorwurde Geehrt wurde sie nicht nur fur ihre grundlegenden Beitrage zur Husserlforschung sondern auch fur ihre Arbeiten zur Geschichte der Naturwissenschaft sowie fur die Mitarbeit an der Herausgabe der Gesammelten Schriften von Helmuth Plessner Plagiatskontroverse BearbeitenIm September 1990 erhob die Philosophin und damalige Kolner Kollegin Marion Soreth den Vorwurf Stroker habe weite Teile ihrer bei Theodor Litt angefertigten und mit Egregia Herausragend 1 bewerteten Doktorarbeit wortlich u a bei Bertrand Russell und Ernst Cassirer abgeschrieben ohne die Quellen zu zitieren 2 Die Auseinandersetzung wurde von der Wissenschaftsjournalistin Irene Meichsner 1990 unter dem Titel Hubsch geklaut 3 zunachst im Kolner Stadtanzeiger veroffentlicht und anschliessend von der Wochenzeitung Die Zeit ubernommen Eine daraufhin von der Bonner Philosophischen Fakultat eingesetzte neunkopfige Prufungskommission kam zu folgendem Ergebnis Die Kommission hat keinen Zweifel dass die Arbeit als Stuck systematischer Philosophie also ausserhalb des ersten die Grundlagen zusammenstellenden Teils in der eigentlichen Substanz der Hartmann Kritik eigenstandig ist Die Teile der Arbeit die am ehesten im Verdacht der unzulassigen Verwendung fremden geistigen Eigentums stehen sind auch fur den heutigen Betrachter erkennbar Bericht Zusammentragen der eigentlichen Ausgangsplattform nicht eigene Erkenntnisse der Doktorandin Es wird auch nicht behauptet dass es sich um eigene Erkenntnisse uber fremde Texte handelt 4 Die Kolner Fakultat distanzierte sich von diesem Urteil mit dem Hinweis dass weder damals noch heute in Koln die Arbeit von Stroker als Dissertation angenommen worden ware 5 Das Verfahren gegen Stroker endete ein Jahr nach deren Emeritierung mit einem Vergleich Der Doktortitel wurde Stroker nicht aberkannt 6 In einem Offenen Brief 7 wurde die einseitige Berichterstattung gegen Stroker als unverantwortlich unwurdig und unfair von uber 100 Gelehrten zuruckgewiesen Zu den Unterzeichnern gehorten die Professoren Karl Otto Apel Hans Michael Baumgartner Walter Biemel Gunter Dux Paul Feyerabend Norbert Hoerster Ludger Honnefelder Reinhart Koselleck Hermann Krings Hans Lenk Hermann Lubbe Odo Marquard Gunther Patzig Annemarie Pieper Heinrich Rombach Eike von Savigny Herbert Schnadelbach Josef Simon Holm Tetens Michael Theunissen Ernst Tugendhat und Carl Friedrich von Weizsacker Die Unterzeichner stutzen sich in ihrer Beurteilung auf ihre zum Teil jahrzehntelange wissenschaftliche Kooperation mit Stroker und sehen keinen Anlass ihre Wertschatzung des Gesamtwerkes dieser wissenschaftlich bestens ausgewiesenen Kollegin andern zu mussen Sie verweisen auf einen Beschluss der Philosophischen Fakultat der Universitat Bonn zur Dissertation von Stroker der schon seit Monaten vorliegt und den Tauschungsvorwurf zuruckweist Sie mochten jedoch vor allem dazu beitragen Elisabeth Stroker im offentlichen Bewusstsein den Platz zu erhalten der ihr aufgrund ihrer zahlreichen Publikationen und wissenschaftlichen Initiativen gebuhrt Zur Plagiatskontroverse im Ganzen liegen ein Beitrag von Elisabeth Stroker selbst 8 eine Dokumentation von Marion Soreth 9 sowie eine Ubersicht von Marc Dressler 10 vor Die Plagiatsforscherin Debora Weber Wulff weist noch 2014 auf den Fall Stroker im Sinne eines Plagiates hin 11 Buchveroffentlichungen Auswahl BearbeitenPhilosophische Untersuchungen zum Raum Klostermann Frankfurt a M 1965 2 Auflage 1977 ISBN 3 465 01249 6 Englisch Ohio 1987 Denkwege der Chemie Alber Freiburg Munchen 1967 ISBN 978 3 495 47155 5 Einfuhrung in die Wissenschaftstheorie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt und Nymphenburger Munchen 1973 4 Auflage 1992 ISBN 978 3 534 05204 2 Japanisch Tokio 1978 2 Auflage 1980 Turkisch Istanbul 1990 Theoriewandel in der Wissenschaftsgeschichte Chemie im 18 Jahrhundert Klostermann Frankfurt a M 1982 ISBN 978 3 465 01496 6 Phanomenologische Studien Klostermann Frankfurt a M 1987 ISBN 978 3 465 01762 2 The Husserlian Foundations of Science Washington 1987 Husserls transzendentale Phanomenologie Klostermann Frankfurt a M 1987 ISBN 978 3 465 01773 8 Englisch Stanford UP 1993 Wissenschaftsphilosophische Studien Klostermann Frankfurt a M 1989 ISBN 978 3 465 01852 0 mit Paul Janssen Phanomenologische Philosophie Handbuch Philosophie Alber Freiburg Munchen 1989 ISBN 3 495 47499 4 Wissenschaftsgeschichtliche und wissenschaftstheoretische Studien zur Chemie Berlin Verlag fur Wissenschafts und Regionalgeschichte Engel 1996 ISBN 978 3 929134 14 8 Reihe Studien und Quellen zur Geschichte der Chemie Bd 8 Herausgebertatigkeit Auswahl Bearbeitenmit Gunter Dux und Odo Marquard Helmuth Plessner Gesammelte Schriften in 10 Banden Suhrkamp Frankfurt a M 1980 bis 1985 Taschenbuchausgabe 2003 ISBN 978 3 518 06684 3 mit Wolfgang Wieland Handbuch Philosophie 10 Bande Politische Philosophie Klaus Hartmann 1981 ISBN 978 3 495 47455 6 Sprachphilosophie Josef Simon 1981 ISBN 978 3 495 47467 9 Philosophie der Sozialwissenschaften Karl Acham 1983 ISBN 978 3 495 47476 1 Religionsphilosophie Richard Schaeffler 1983 ISBN 978 3 495 47831 8 Philosophie der Logik Thomas M Seebohm 1984 ISBN 978 3 495 47474 7 Analytische Philosophie Hans Ulrich Hoche und Werner Strube 1985 ISBN 978 3 495 47491 4 Philosophie der Geisteswissenschaften Theodor Bodammer 1987 ISBN 978 3 495 47477 8 Phanomenologische Philosophie Elisabeth Stroker und Paul Janssen 1989 ISBN 978 3 495 47499 0 Philosophische Hermeneutik Hans Ineichen 1991 ISBN 978 3 495 47492 1 Rechtsphilosophie Matthias Kaufmann 1996 ISBN 978 3 495 47478 5 Alber Freiburg Munchen 1981 bis 1996 Edmund Husserl Gesammelte Schriften 8 Bande und Zusatzband E Stroker Husserls Werk Register zur Ausgabe der Gesammelten Schriften Meiner Hamburg 1992 und 2012 mit Lothar Schafer Naturauffassungen in Philosophie Wissenschaft Technik 4 Bande Bd I Antike und Mittelalter ISBN 3 495 47771 3 Bd II Renaissance und fruhe Neuzeit ISBN 978 3 495 47772 4 Bd III Aufklarung und spate Neuzeit ISBN 978 3 495 47773 1 Bd IV Gegenwart ISBN 978 3 495 47800 4 Alber Freiburg Munchen 1993 bis 1996Weblinks BearbeitenHusserl Archiv der Universitat zu Koln Literatur von und uber Elisabeth Stroker im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Irene Meichsner Plagiat Skandal an der Hochschule Hubsch geklaut Kolner Professorin muss um ihren Doktortitel furchten ZEIT Online 26 Oktober 1990 Marion Soreth Kritische Untersuchung von Elisabeth Strokers Dissertation uber Zahl und Raum nebst einem Anhang zu ihrer Habilitationsschrift P amp P Koln 1990 Irene Meichsner Hubsch geklaut Kolner Professorin muss um ihren Doktortitel furchten In Die Zeit Nr 44 26 Oktober 1990 Bericht der von der Philosophischen Fakultat der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat eingesetzten Kommission vom 16 April 1991 Marc Dressler Wissenschaft ausser Kontrolle Teil 2 Plagiate inspective de Stand 12 August 2014 Friedrich Hofmann Promotionsfabriken Der Doktortitel zwischen Wissenschaft Prestige und Betrug Berlin Christoph Links Verlag 2016 Online veroffentlicht in Information Philosophie 1991 Heft 3 und 4 Elisabeth Stroker Im Namen des Wissenschaftsethos Jahre der Vernichtung einer Hochschullehrerin in Deutschland 1990 1999 Berliner Debatte Wissenschaftsverlag GSFP Gesellschaft fur sozialwissenschaftliche Forschung und Publizistik Berlin 2000 ISBN 3 931703 64 9 Marion Soreth Dokumentation zur Kritik an Elisabeth Strokers Dissertation 2 um einen zweiten Teil erweiterte Auflage Mit einer Beilage P amp P Koln 1996 ISBN 3 928373 07 2 http www inspective de download Philosophie WissenAusserKontrolle 2 pdf Debora Weber Wulff False Feathers A Perspective on Academic Plagiarism Heidelberg New York 2014 S 52 54 Normdaten Person GND 118959638 lobid OGND AKS LCCN n50011499 VIAF 36931559 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stroker ElisabethKURZBESCHREIBUNG deutsche Philosophin und WissenschaftshistorikerinGEBURTSDATUM 17 August 1928GEBURTSORT DortmundSTERBEDATUM 6 Dezember 2000STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Stroker 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