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Norbert Hoerster 15 Marz 1937 in Lingen ist ein deutscher Jurist und Philosoph der sich insbesondere mit Fragen der Rechtsphilosophie Ethik und Religionsphilosophie beschaftigt Er lehrte von 1974 bis 1998 Rechts und Sozialphilosophie an der Universitat Mainz Inhaltsverzeichnis 1 Studium und Beruf 2 Positionen 3 Funktionen 4 Schriften in Auswahl 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseStudium und Beruf BearbeitenHoerster studierte an verschiedenen deutschen und auslandischen Universitaten Rechtswissenschaft und Philosophie 1960 legte er beim Oberlandesgericht Hamm die erste juristische Staatsprufung ab 1963 schloss er an der University of Michigan sein Philosophiestudium mit dem Master of Arts ab 1964 promovierte er an der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster zum Dr jur 1967 an der Ruhr Universitat Bochum zum Dr phil In den Jahren 1967 und 1968 war er als Dozent an der University of Michigan tatig und konnte einen Forschungsaufenthalt an der University of Oxford wahrnehmen Nach seiner Habilitation an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen 1972 erhielt er 1974 einen Lehrstuhl fur Rechts und Sozialphilosophie an der Universitat Mainz Im Bereich der aktiven und passiven Sterbehilfe beim Umgang mit Embryonen und schwerstgeschadigten Neugeborenen sowie bei der Embryonenforschung vertrat Hoerster ahnliche Positionen wie der australische Ethiker Peter Singer die in Deutschland zum Teil heftig umstritten sind Aufgrund dessen war er mit zunehmenden Anfeindungen konfrontiert die sich 1997 so zuspitzten dass seine Veranstaltungen gestort wurden und in einigen Fallen sogar unter Polizeischutz gestellt werden mussten Als Reaktion auf die Proteste gegen seine Thesen zur Bioethik liess Hoerster sich 1998 vorzeitig pensionieren Positionen BearbeitenDen Begriff der Menschenwurde als Kriterium der Ethik lehnt Hoerster ab da dieser Begriff eine Leerformel sei mit der sich beliebige Werte verbinden lassen Stattdessen vertritt er eine Interessenethik wonach nicht die Wurde sondern die elementaren Interessen der Menschen und bis zu einem gewissen Grad der Tiere zu schutzen sind Ein Uberlebensinteresse noch nicht geborener Kinder sieht Hoerster als nicht gegeben an Daher beginnt nach seiner Ansicht das Lebensrecht des Menschen grundsatzlich mit der Geburt Dementsprechend lehnt er eine Sanktionierung von Schwangerschaftsabbruchen Praimplantationsdiagnostik und Embryonenforschung ab Hoerster fordert aktive Sterbehilfe zuzulassen wenn ein unheilbar Kranker sie aufgrund reiflicher in einem urteilsfahigen und aufgeklarten Zustand durchgefuhrter Uberlegung wunscht Aber auch bei schwerstgeschadigten Neugeborenen halt er Sterbehilfe fur gerechtfertigt er begrundet dies damit dass eine solche Sterbehilfe im wohlverstandenen Interesse dieser Neugeborenen liegt Norbert Hoersters Rechtsphilosophie ist dem Rechtspositivismus H L A Harts und der Analytischen Philosophie verpflichtet Im deutschsprachigen Raum ist er der zurzeit prominenteste Anhanger der positivistischen Neutralitatsthese der zufolge der Begriff des Rechts so zu definieren ist dass er neutral gegenuber moralischen Postulaten bleibt Die Neutralitatsthese folgt fur Hoerster aus dem Gebot der begrifflichen Klarheit das im Zentrum der Analytischen Philosophie steht Der Neutralitatsthese zufolge lehnt er die sogenannte Radbruchsche Formel ab nach der extrem ungerechte Gesetze nicht mehr als Recht zu bezeichnen sind Hoerster steht somit innerhalb der gegenwartigen deutschsprachigen rechtsphilosophischen Diskussion in einem argumentativen Gegensatz zu Robert Alexy dem Hoerster zufolge profiliertesten Anhanger der Radbruchschen Formel und der nichtpositivistischen Verbindungsthese Zu unterscheiden ist die Neutralitatsthese laut Hoerster von der Befolgungsthese wonach jede existente Rechtsnorm ohne weiteres Befolgung verdient Fur unrichtig halt Hoerster in diesem Zusammenhang die These Hans Kelsens nach der sich inhaltliche Anforderungen an das Recht nicht objektiv begrunden lassen In seiner Religionsphilosophie neigt Hoerster David Hume folgend einer skeptischen Position zu Er ist zwar ahnlich wie John Leslie Mackie oder Richard Swinburne der Uberzeugung dass sich die Frage nach der Existenz eines monotheistisch verstandenen Gottes auf rationale Weise diskutieren lasse Doch die vorhandenen moralischen und naturlichen Ubel der Welt lassen sich seines Erachtens mit der Existenz eines sowohl allgutigen als auch allmachtigen Gottes nicht in Einklang bringen Ausserdem seien die fur die Existenz Gottes ublicherweise angefuhrten Argumente von den sogenannten Gottesbeweisen bis hin zu den religiosen Erfahrungen mancher Menschen unzureichend Funktionen BearbeitenHoerster ist Mitherausgeber der Zeitschrift Aufklarung und Kritik der Gesellschaft fur kritische Philosophie Nurnberg sowie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Humanistischen Akademie Bayern 1 und von 2004 bis 2011 im Beirat der Giordano Bruno Stiftung Fur seine kirchenkritische Haltung erhielt er im Jahr 2008 den Ludwig Feuerbach Preis der vom Bund fur Geistesfreiheit Augsburg vergeben wird Schriften in Auswahl BearbeitenDie Nichtbeachtung der Ehehindernisse des Ehebruchs auslandischer Rechte nach deutschem IPR mit Rucksicht auf die Unanwendbarkeit fremden Strafrechts Dissertation 1964 Das Argument der Verallgemeinerung Dissertation 1967 Utilitaristische Ethik und Verallgemeinerung Alber Freiburg Munchen 1971 ISBN 3 495 47217 7 Texte zur Ethik DTV Munchen 1975 Hrsg zusammen mit Dieter Birnbacher Recht und Moral Texte zur Rechtsphilosophie Reclam Stuttgart 1986 ISBN 3 15 008389 3 Abtreibung im sakularen Staat 1991 Neugeborene und das Recht auf Leben 1995 Sterbehilfe im sakularen Staat 1998 ISBN 3 518 28977 2 Klassische Texte zur Staatsphilosophie DTV Munchen 1999 ISBN 3 423 30147 3 Ethik des Embryonenschutzes Ein rechtsphilosophischer Essay Reclam Stuttgart 2002 ISBN 3 15 018186 0 Ethik und Interesse Reclam Stuttgart 2003 ISBN 3 15 018278 6 Haben Tiere eine Wurde Grundfragen der Tierethik Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51088 4 Die Frage nach Gott Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 56859 6 Was ist Recht Grundfragen der Rechtsphilosophie Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54147 X Was ist Moral Eine philosophische Einfuhrung Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 018575 9 Was konnen wir wissen Philosophische Grundfragen Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60094 4 Muss Strafe sein Positionen der Philosophie Beck Munchen 2012 ISBN 978 3 406 62991 4 Was ist eine gerechte Gesellschaft Eine philosophische Grundlegung Beck Munchen 2013 ISBN 978 3 406 65293 6 Wie schutzwurdig ist der Embryo Zu Abtreibung PID und Embryonenforschung Velbruck Weilerswist 2013 ISBN 978 3 942393 62 1 Wie lasst sich Moral begrunden Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66786 2 Der gutige Gott und das Ubel Ein philosophisches Problem Beck Munchen 2017 ISBN 978 3 406 70567 0 Siehe auch BearbeitenBioethik Definition des LebensbeginnesLiteratur BearbeitenAugust Ludwig Degener Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who Band 40 Schmidt Romhild 2001 ISBN 3 7950 2032 8 S 608 Alexander Lohner Personalitat und Menschenwurde Eine theologische Auseinandersetzung mit den Thesen der neuen Bioethiker Regensburg 2000 ISBN 978 3 7917 1702 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Studienfuhrer Norbert Hoerster Lern und Lehrmaterialien Literatur von und uber Norbert Hoerster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek MORALBEGRUNDUNG OHNE METAPHYSIK Artikel in der Zeitschrift Aufklarung und Kritik von Hoerster PDF Datei 40 kB Verleihung des Ludwig Feuerbach Preises 2008 an Norbert Hoerster Memento vom 14 Februar 2008 im Internet Archive Rezensionen zu Wie lasst sich Moral begrunden und anderen aktuellen Werken von Norbert Hoerster in der Annotierten Bibliografie der PolitikwissenschaftEinzelnachweise Bearbeiten Humanistische Akademie Bayern Wir uber uns Memento vom 12 November 2013 im Internet Archive Normdaten Person GND 119145154 lobid OGND AKS LCCN n87821606 VIAF 8191305 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hoerster NorbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtsphilosoph und SozialphilosophGEBURTSDATUM 15 Marz 1937GEBURTSORT Lingen Ems Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Norbert Hoerster amp oldid 239194338