www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt Platons Dialog Timaios Fur weitere Bedeutungen siehe Timaios Begriffsklarung Der Timaios altgriechisch Timaios Timaios latinisiert Timaeus ist ein in Dialogform verfasstes Spatwerk des griechischen Philosophen Platon Darin wird ein fiktives literarisch gestaltetes Gesprach wortlich wiedergegeben Beteiligt sind Platons Lehrer Sokrates ein vornehmer Athener namens Kritias und zwei Gaste aus dem griechisch besiedelten Suditalien der Philosoph Timaios von Lokroi nach dem der Dialog benannt ist und der Politiker Hermokrates von Syrakus Der Anfang des Timaios in der altesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift Paris Bibliotheque Nationale Gr 1807 9 Jahrhundert Sokrates und Hermokrates ergreifen nur im Einleitungsgesprach das Wort Danach berichtet Kritias von einem Abwehrkrieg den Athen nach seinen Worten vor neun Jahrtausenden gegen das mythische Inselreich Atlantis fuhrte und gewann Anschliessend halt Timaios einen langen naturphilosophischen Vortrag der den weitaus grossten Teil des Dialogs ausmacht Nach Timaios Darstellung ist der Kosmos hauptsachlich von zwei Faktoren gepragt der Vernunft und der Notwendigkeit Bei der Erschaffung des Alls wollte der vernunftige wohlwollende Schopfergott der Demiurg das Bestmogliche erreichen Dazu musste er sich mit der Notwendigkeit vorgegebenen Sachzwangen arrangieren und aus dem Chaos der bereits vorhandenen Materie Ordnung schaffen Er bildete die Weltseele mit der er den Kosmos zu einem lebendigen beseelten Wesen machte Den von ihm hervorgebrachten untergeordneten Gottheiten wies er die Aufgabe zu den menschlichen Korper zu erschaffen Die unsterblichen individuellen Seelen schuf er selbst Sie treten im Rahmen der Seelenwanderung immer wieder in neue Korper ein Nachdrucklich weist Timaios auf die Gute des Schopfers und die Harmonie und Schonheit der Welt hin Von der Antike bis zum Spatmittelalter erzielte der Timaios die starkste und nachhaltigste Wirkung von allen Werken Platons Im Mittelalter blieb er bis ins 12 Jahrhundert das einzige den lateinischsprachigen Gelehrten zugangliche Werk des antiken Denkers Im 12 Jahrhundert erreichte die Rezeption ihre grosste Intensitat als die platonisch orientierten Philosophen der Schule von Chartres den biblischen Schopfungsglauben mit dem Weltbild des Timaios zu harmonisieren trachteten Die moderne Forschung griff die schon in der Antike umstrittene Frage auf ob der Schopfungsbericht wortlich im Sinne eines bestimmten historischen Vorgangs oder sinnbildlich als Veranschaulichung einer ewigen Wirklichkeit zu verstehen ist Nach der heute vorherrschenden Auffassung ist die Schopfung des Demiurgen nicht als ein bereits abgeschlossenes Ereignis sondern als bestandiger Prozess zu verstehen Inhaltsverzeichnis 1 Der literarische und historische Kontext 1 1 Die Gesprachssituation 1 2 Das Trilogieprojekt 1 3 Die Gesprachsteilnehmer 1 3 1 Timaios 1 3 2 Kritias 1 3 3 Sokrates 1 3 4 Hermokrates 1 4 Die Zeit der Dialoghandlung 2 Inhalt 2 1 Das Einleitungsgesprach 2 2 Der zusammenfassende Kurzvortrag des Kritias 2 3 Der Vortrag des Timaios 2 3 1 Seiendes und Werdendes 2 3 2 Der Entstehungsgrund und die Einzigkeit des Kosmos 2 3 3 Die Erschaffung des Weltkorpers 2 3 4 Die Erschaffung der Weltseele und ihre Verknupfung mit dem Weltkorper 2 3 5 Zeit und Ewigkeit 2 3 6 Der Ursprung der Gotter und der ubrigen Lebewesen 2 3 7 Die Rolle der Notwendigkeit 2 3 8 Der Raum 2 3 9 Die Elemente und die Asthetik des Kosmos 2 3 10 Die Erklarung der Natur mit der platonischen Elementenlehre 2 3 11 Der Mensch 2 3 12 Krankheit und Heilung 2 3 13 Die Seelenwanderung als Degeneration 2 3 14 Das Schlusswort 3 Interpretation 3 1 Der eikos mythos 3 2 Der Demiurg 3 3 Die Notwendigkeit 3 4 Der raumliche und materielle Aspekt 3 5 Die Mischungsvorgange 3 6 Die Problematik des zeitlichen Ursprungs des Kosmos 3 7 Ernst und Scherz 3 8 Der politische Aspekt 4 Entstehung 5 Rezeption 5 1 Antike 5 1 1 Vom 4 bis zum 1 Jahrhundert v Chr 5 1 2 Vom 1 bis zum 3 Jahrhundert 5 1 3 Spatantike 5 1 4 Die Plagiatslegende 5 2 Mittelalter 5 2 1 Vom Beginn des Fruhmittelalters bis zum 11 Jahrhundert 5 2 2 12 Jahrhundert 5 2 3 Spatmittelalter 5 2 4 Arabischsprachiger Raum 5 3 Fruhe Neuzeit 5 4 Moderne 5 4 1 Altertumswissenschaftliche Forschung 5 4 2 Philosophische Aspekte 5 4 3 Naturwissenschaftsgeschichtliche Aspekte 5 4 4 Psychologische Deutung 6 Ausgaben und Ubersetzungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenDer literarische und historische Kontext BearbeitenDie gesamte Dialogsituation ist eine literarische Konstruktion Platons und beruht auf keinem historischen Ereignis Die Gesprachssituation Bearbeiten Im Gegensatz zu manchen anderen platonischen Dialogen weist der Timaios keine Rahmenhandlung auf Das Geschehen wird nicht von einem Berichterstatter erzahlt sondern setzt unvermittelt ein und wird durchgangig in direkter Rede wiedergegeben Diese Darstellungsweise des Dialoggeschehens ohne narrativen Rahmen wird in der Fachliteratur als dramatischer bzw mimetischer Modus bezeichnet 1 Allerdings bietet der Dialog kaum Dramatik da er grosstenteils aus einem kurzeren und einem sehr langen Vortrag besteht Nur im Einleitungsteil kommt der Gesprachscharakter zur Geltung Die Zusammenkunft findet in Athen statt Der genaue Ort wird nicht genannt jedenfalls handelt es sich weder um das Haus des Kritias noch um den Wohnsitz des Sokrates Der Leser erfahrt aber dass Timaios und Hermokrates wahrend ihres Aufenthalts in Athen als Gaste des Kritias in dessen Haus wohnen 2 Die Atmosphare der Zusammenkunft ist freundschaftlich kooperativ und von gegenseitigem Respekt gepragt Darin unterscheidet sich der Timaios von vielen platonischen Dialogen in denen kontrare Auffassungen aufeinanderstossen und Widerlegung angestrebt wird wobei manchmal auch Scharfe und Ironie ins Spiel kommen Am Vortag ist Sokrates der Gastgeber gewesen und hat seine Gaste mit geistiger Nahrung bewirtet indem er ihnen sein Staatsideal erlauterte Nun sind die Rollen vertauscht diesmal ist er als Gast gekommen und die drei anderen sind Gastgeber und wollen sich mit Gegengaben derselben Art erkenntlich zeigen 3 Das Trilogieprojekt Bearbeiten Nach der Absicht des Autors sollte der Timaios den ersten Teil einer geplanten Trilogie eines dreiteiligen Gesamtwerks bilden Die Trilogie sollte aus drei zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgenden Gesprachen mit denselben vier Teilnehmern bestehen Sie sollte mit dem Timaios beginnen mit dem Kritias fortgesetzt werden und mit dem Hermokrates enden Der Kritias blieb aber unvollendet und den Hermokrates hat Platon wahrscheinlich nie begonnen wohl weil er das Trilogieprojekt aufgab Alle drei Teile der Trilogie sollten dadurch gekennzeichnet sein dass die Interaktion zwischen den Teilnehmern stark in den Hintergrund tritt Vorgesehen war dass jeweils einer als Hauptsprecher auftritt und den anderen einen Vortrag halt Dabei wollte der Autor nicht nur Wissensvermittlung darstellen sondern die Konstellation mit den geplanten drei Auftritten hatte auch einen Wettkampfcharakter im Sinne des in der griechischen Mentalitat verwurzelten agonalen Prinzips 4 Nur fur Sokrates der nicht mit den anderen in Konkurrenz treten sollte war kein Vortrag vorgesehen Wie man zu Beginn des Timaios erfahrt hat er seinen Beitrag schon am Vortag der Zusammenkunft geleistet als er Gastgeber war nun hort er als Gast den anderen zu 5 Nach einer Hypothese die in der Forschung Anklang gefunden hat hatte Platon anfanglich einen einheitlichen aus drei Teilen bestehenden Dialog schreiben wollen Der Timaios und der Kritias sollten wohl ursprunglich zusammen mit dem Hermokrates ein einziges Werk bilden 6 Erst nachdem sich herausgestellt hatte dass das Gesamtwerk nicht vollendet werden konnte wurde der vorhandene Text in zwei separate Dialoge zerlegt Wegen dieser Zusammengehorigkeit ist in der Forschungsliteratur oft vom Timaios Kritias die Rede Die Konzeption der Trilogie ist schon im Einleitungsgesprach des Timaios erkennbar Dort erfahrt man dass sich die drei Gastgeber Timaios Kritias und Hermokrates eine umfassende Thematik die sie ihrem Gast in drei Vortragen darlegen wollen aufgeteilt haben Sie haben vor aus philosophischer Perspektive erst den Anfang der Naturgeschichte und dann Ausschnitte der Menschheitsgeschichte darzustellen Timaios hat die Aufgabe ubernommen als erster zu reden und den Verlauf der Weltschopfung zu schildern Dann soll Kritias anhand des Atlantis Mythos eine lehrreiche Phase der Weltgeschichte beleuchten Abschliessend wird Hermokrates im dritten Teil der Trilogie das Wort ergreifen Das Ziel ist offenbar ein Gesamtbild der Geschichte und Beschaffenheit des Kosmos und seiner Bewohner zu skizzieren 7 Die Gesprachsteilnehmer Bearbeiten Bei der Zusammenkunft sind vier Manner anwesend Sokrates Kritias und Hermokrates sind sicher historische Personen Bei Timaios hingegen ist unklar ob er tatsachlich gelebt hat oder eine von Platon erfundene Gestalt ist Timaios Bearbeiten Im Dialog erscheint Timaios als vornehmer und reicher Burger der griechischen Kolonie Lokroi Epizephyrioi heute Locri in Kalabrien der in seiner Heimatstadt hohe Amter ausgeubt hat Seine Kompetenz in allen Bereichen der Philosophie besonders auf dem Gebiet der Naturphilosophie sowie in der Astronomie wird hervorgehoben 8 Er wird nicht als Pythagoreer bezeichnet doch legt seine suditalienische Herkunft den Gedanken an eine Verbindung mit der pythagoreischen Bewegung nahe Sein Weltbild enthalt zwar pythagoreische Elemente aber auch auffallend viel Unpythagoreisches jedenfalls ist er kein typischer Pythagoreer 9 In der Altertumswissenschaft herrscht die Ansicht vor dass Platon die Gestalt des Timaios erfunden hat Es ist vermutet worden dass er ihr Zuge des ihm bekannten Pythagoreers Archytas von Tarent verlieh Das Hauptargument fur die Annahme einer literarischen Fiktion ist dass alle von den antiken Quellen uberlieferten Informationen uber Timaios aus Platons Angaben abgeleitet sein konnen abgesehen von einer sehr spaten und daher nicht vertrauenswurdigen Notiz Bei Platon erscheint Timaios als wichtiger Politiker und bedeutender Wissenschaftler ein solcher hatte aber wenn er tatsachlich gelebt hatte in den Quellen wohl eine Spur hinterlassen 10 Ein Gegenargument lautet dass Platons namentlich genannte Dialogfiguren in der Regel historische Personen sind Daher schliessen einige Altertumswissenschaftler die Historizitat des Timaios nicht aus es wird sogar die Moglichkeit in Betracht gezogen dass Platon ihn in Lokroi besucht hat 11 Kritias Bearbeiten Die historische Identitat der Dialogfigur Kritias ist umstritten In der alteren Forschung galt es als selbstverstandlich dass Platon im Timaios und im Kritias den Politiker Kritias IV fruhestens um 460 v Chr 403 v Chr auftreten liess Dieser Kritias der auch als Dichter hervortrat stammte aus einer vornehmen und wohlhabenden Familie Athens und war ein Vetter von Platons Mutter Periktione Er gehorte zu den profiliertesten Vertretern der oligarchischen Richtung Nach der katastrophalen Niederlage seiner Heimatstadt gegen Sparta im Peloponnesischen Krieg ubernahm er eine Fuhrungsrolle als eine oligarchische Gruppe im Jahr 404 v Chr die demokratische Staatsordnung beseitigte Die Oligarchen ergriffen die Macht und richteten einen Rat der Dreissig als hochstes Gremium ein In dem dreissigkopfigen Rat der aus den Anfuhrern der oligarchischen Bewegung bestand spielte Kritias eine wichtige Rolle Die mit Terror verbundene Herrschaft der Dreissig dauerte allerdings nicht lange Schon im folgenden Jahr 403 erlitten die Truppen der Oligarchen im Kampf gegen eine Streitmacht von exilierten Demokraten eine entscheidende Niederlage wobei Kritias im Kampf fiel Gegen die Identifizierung der Dialogfigur mit Kritias IV spricht allerdings eine eindeutige Angabe im Timaios Platons Kritias erwahnt seinen gleichnamigen Grossvater und seinen Urgrossvater Dropides der mit dem beruhmten Staatsmann und Gesetzgeber Solon eng befreundet gewesen sei 12 Wenn man vom Wortlaut des Timaios und vom historisch korrekten Stammbaum der Familie ausgeht ist der Dialogteilnehmer Kritias als Urenkel des Dropides nicht Kritias IV sondern dessen Grossvater der um 520 v Chr geborene Kritias III Uber Kritias III ist sehr wenig bekannt immerhin ist seine Existenz archaologisch gesichert 13 Die Gleichsetzung der Dialogfigur mit Kritias III hat eine Reihe von Befurwortern 14 bei anderen Historikern stosst sie auf Ablehnung 15 Fur die Identifizierung mit Kritias III sind eine Reihe von Argumenten vorgebracht worden Kritias IV war der profilierteste und verhassteste Reprasentant der oligarchischen Schreckensherrschaft Nach seiner Niederlage und seinem Tod war er in seiner wieder demokratisch gewordenen Heimatstadt vollig diskreditiert da man ihm die willkurlichen Hinrichtungen wahrend der Herrschaft der Dreissig anlastete Daher hatten es Platons Zeitgenossen als ungeheure Provokation betrachtet wenn der Philosoph in seinen Dialogen diesem Politiker die ehrenvolle Rolle Heldentaten zu verherrlichen zugewiesen hatte Hinzu kommt dass Platons Sokrates im Timaios seine Wertschatzung fur Kritias ausdruckt 16 Platons Kritias berichtet er habe im Alter von zehn Jahren mit seinem gleichnamigen damals fast neunzigjahrigen Grossvater gesprochen der als Kind Solon gekannt habe Zwischen dem Tod Solons 560 559 v Chr 17 und der Mitte des 5 Jahrhunderts als der fruhestens um 460 18 geborene Kritias IV zehnjahrig war liegen aber rund 110 Jahre Daher kann der Grossvater des Oligarchen wenn er um 450 fast neunzigjahrig war keinesfalls vor Solons Tod schon am Leben gewesen sein 19 Der literarische Kritias erwahnt im Timaios dass zur Zeit seiner Kindheit die Gedichte Solons noch neu waren und von vielen Knaben gesungen wurden 20 Das kann fur die Zeit um 450 nicht zutreffen 21 Platons literarischer Kritias weist darauf hin dass er uber ein gutes Langzeitgedachtnis aber ein schlechtes Kurzzeitgedachtnis verfugt Dieser greisenhafte Gedachtniszustand passt nicht zu Kritias IV der zur Zeit der Dialoghandlung noch relativ jung war 22 Wenn Platon den Oligarchen meinte hat er in seinen genealogischen Angaben zwei Generationen ubersprungen Ein so krasser Irrtum ist nicht plausibel denn es handelt sich um Platons eigene Vorfahren Kritias III war sein Urgrossvater und es ist bekannt dass er auf den Ruhm seines Geschlechts und die Kenntnis der eigenen Abstammung Wert legte wie es damals in vornehmen Familien ublich war 23 In anderen Dialogen in denen Platon Kritias IV auftreten lasst Protagoras Charmides nennt er ihn ausdrucklich Sohn des Kallaischros womit er Verwechslungen ausschliesst Dies spricht dafur dass das Fehlen dieses identifizierenden Hinweises im Timaios und im Kritias nicht zufallig ist sondern darauf deutet dass es sich um eine andere Person handelt 24 Die Forscher die meinen der Dialogteilnehmer musse der Oligarch Kritias IV sein unterstellen Platon einen Irrtum oder bewusste Missachtung der genealogischen Tatsachen Sie bringen folgende Argumente vor Der historische Kritias III war zur Zeit der Entstehung des Timaios wohl der Offentlichkeit nicht mehr bekannt Daher mussten Platons Zeitgenossen wenn sie im Dialog den Namen der Titelgestalt lasen an den beruchtigten Oligarchen denken was auch die gesamte antike Nachwelt getan hat Das deutet darauf dass Platon ihn gemeint hat 25 Anscheinend wurde zu Platons Lebzeiten der zeitliche Abstand zu Solons Epoche unterschatzt 26 Platon hat auch seinen Onkel Charmides der ebenso wie Kritias IV ein namhafter Oligarch war und zusammen mit diesem im Kampf gegen die Demokraten ums Leben kam zur Titelgestalt eines Dialogs des Charmides gemacht Ausserdem liegen zwischen der Zeit der Dialoghandlung des Timaios und dem Beginn der oligarchischen Schreckensherrschaft mehr als zwei Jahrzehnte Beide Oligarchen waren zur Zeit ihres fiktiven Auftretens in Platons Dialogen noch unbescholten Dadurch wird die Anstossigkeit abgemildert Hinzu kommt dass Platon moglicherweise bewusst provozieren wollte Jedenfalls war er ein Kritiker der athenischen Demokratie und es kann sein dass sein Urteil uber die Politik des Oligarchen Kritias milder ausfiel als das der offentlichen Meinung 27 Platon nahm als Schriftsteller seine literarische Freiheit in Anspruch und legte auf chronologische Stimmigkeit wenig Wert wie eine Reihe von Anachronismen in seinen Dialogen zeigt Wichtig war ihm nur der Bezug zu Solon auf dessen Autoritat er sich berufen wollte Daher ist ihm das Uberspringen von zwei Generationen zuzutrauen wenn er aus literarischen Grunden beabsichtigte den Oligarchen Kritias auftreten zu lassen und die Uberlieferungskette nicht zu lang werden zu lassen 28 Im Timaios spielt Kritias nur eine Nebenrolle wenn auch eine gewichtigere als Sokrates und Hermokrates Er tritt nur als Berichterstatter auf ohne fur eigene Ansichten einzutreten Sokrates Bearbeiten nbsp Sokrates romische Buste 1 Jahrhundert Louvre Paris Sokrates ist im Timaios der zuhorende Gast aber dennoch eine zentrale Gestalt denn die Vortrage werden zu seinen Ehren gehalten Die fur Platons Sokrates Figur charakteristische Didaktik die Maeutik fallt in diesem Dialog ganzlich weg Im Einleitungsgesprach bekennt sich Sokrates emphatisch zu seinem Staatsideal Er kann zwar die Grundzuge der Verfassung des idealen Staates entwerfen und als theoretisches Modell uberzeugend darlegen was er am Vortag bereits getan hat doch sieht er sich nicht in der Lage eine konkrete Verwirklichung des Ideals angemessen auszumalen Daher wunscht er sich dass seine Gastgeber diese Aufgabe ubernehmen Hermokrates Bearbeiten Hermokrates ergreift im Timaios nur einmal das Wort Er hat seinen Auftritt im Einleitungsgesprach wo er sich kurz zur Planung des Tages aussert Der historische Hermokrates war ein syrakusanischer Politiker und Truppenfuhrer der im Peloponnesischen Krieg als entschlossener und erfolgreicher Widersacher der Athener bekannt wurde 29 Die Zeit der Dialoghandlung Bearbeiten Im Dialog erwahnt Kritias beilaufig dass seine Zusammenkunft mit Sokrates Timaios und Hermokrates wahrend eines Festes der Gottin Athene stattfindet 30 Dabei kann es sich nur um die Grossen oder Kleinen Panathenaen handeln die im Sommermonat Hekatombaion gefeiert wurden Das Jahr der Dialoghandlung lasst sich nicht einmal annahernd bestimmen Die Datierungsansatze in der Forschungsliteratur gehen weit auseinander sie schwanken zwischen den 440er Jahren und dem letzten Jahrzehnt des 5 Jahrhunderts und hangen von verschiedenen teils sehr spekulativen Annahmen ab Der Kritias des Dialogs steht bereits in fortgeschrittenem Alter daher kommt falls es sich um den Oligarchen Kritias IV handelt nur eine relativ spate Datierung in Betracht Wenn man hingegen die Dialogfigur mit Kritias III identifiziert muss die Dialoghandlung spatestens in die fruhen 420er Jahre gesetzt werden Dass Hermokrates nach dem Beginn der im Jahr 415 eingeleiteten Sizilienexpedition der Athener die feindliche Stadt Athen aufgesucht haben konnte ist kaum vorstellbar ein Zeitpunkt nach 415 durfte somit ausgeschlossen sein Wahrscheinlich hat Platon keine konkrete historische Situation im Sinn gehabt 31 Die Anknupfung der Dialoghandlung des Timaios Kritias an das Gesprach vom Vortag in dem Sokrates sein Konzept vom bestmoglichen Staat dargelegt hat bietet fur die Datierung keinen Anhaltspunkt 32 Mit dem Vortagsgesprach ist sicher nicht wie man in der Antike und noch im 19 Jahrhundert glaubte die Erorterung gemeint die in Platons Dialog Politeia dargestellt ist 33 Inhalt BearbeitenDas Einleitungsgesprach Bearbeiten Nach einer Diskussion am Vortag sind Sokrates Timaios Kritias und Hermokrates erneut zusammengetroffen um ihren Gedankenaustausch fortzusetzen Beim ersten Treffen war Sokrates Gastgeber und hat sein Konzept eines idealen Staates dargelegt Diesmal soll er der zuhorende Gast sein die anderen ubernehmen die Aufgabe in drei Vortragen Grundzuge der Weltordnung und der Natur und Menschheitsgeschichte zu umreissen Zunachst rekapituliert Sokrates die Kernpunkte seiner gestrigen Ausfuhrungen mit denen er auf allgemeine Zustimmung gestossen ist Sein Modell sieht eine standische Staats und Gesellschaftsordnung vor in der jeder die seiner Veranlagung gemasse Aufgabe ubernimmt Die Burgerschaft soll in drei Teile gegliedert und hierarchisch organisiert sein Den untersten Stand bilden die Produzenten Bauern und Handwerker Ihnen ubergeordnet ist der Stand der Krieger oder Wachter der sowohl fur die Verteidigung des Staates als auch fur das Justizwesen zustandig ist Die Staatslenkung obliegt dem Stand der Herrscher Die Wachter erhalten eine grundliche Ausbildung Sie besitzen kein Privateigentum sondern leben in Kollektiveigentumsgemeinschaft Ihre Einheit zeigt sich auch darin dass sie keine Familien grunden vielmehr bildet der ganze Wachterstand eine einzige grosse Familie wobei die Fortpflanzung vom Staat nach eugenischen Gesichtspunkten geregelt wird Die Standeszugehorigkeit ergibt sich zunachst aus der Abstammung ausschlaggebend ist aber letztlich die individuelle Veranlagung und tugendhafte Bewahrung Ein Kernelement des Modells ist die sorgfaltige Erziehung der Heranwachsenden die sich an der individuellen Begabung orientiert 34 Nun mochte Sokrates einen anschaulichen Eindruck davon gewinnen wie eine praktische Umsetzung seines Konzepts aussehen konnte Sich selbst traut er aber eine solche konkrete Darstellung nicht zu Daher mochte er von den anderen eine Schilderung der Grosstaten horen die von der Fuhrungsschicht eines derartigen Staates zu erwarten sind In diesem Sinne haben seine drei Gastgeber bereits untereinander eine Absprache getroffen Kritias will von Heldentaten einer langst vergessenen Urzeit erzahlen die er fur geschichtliche Begebenheiten halt Ihm ist eine verbluffende Ahnlichkeit zwischen den damaligen Verhaltnissen und Sokrates Modell eines idealen Staates aufgefallen Dank dieser Ubereinstimmung eignet sich die Erzahlung des Kritias vorzuglich zur Veranschaulichung der sokratischen Theorie Uberdies zeigt sie dass ein Konzept dieser Art bereits eine historische Verwirklichung erfahren hat Zur Beglaubigung seiner Darstellung beruft sich Kritias auf seinen gleichnamigen Grossvater Dieser habe ihm einst als Greis jene Heldentaten so geschildert wie sie ihm dem Grossvater von dem beruhmten Staatsmann Solon berichtet worden seien 35 Es ist vereinbart dass die drei Vortrage von Timaios Kritias und Hermokrates nach der chronologischen Ordnung ihrer Themen aufeinander folgen sollen Somit ist zuerst Timaios der uber die Entstehung der Welt und der Menschheit zu berichten hat an der Reihe Daher gibt Kritias zunachst nur einen Uberblick uber sein Thema und uberlasst dann Timaios das Wort 36 Erst nach dessen Referat wird Kritias mit der ausfuhrlichen Wiedergabe der Heldengeschichte beginnen die er als seltsam aber vollig wahr bezeichnet 37 Sie bildet das Thema des Dialogs Kritias Der zusammenfassende Kurzvortrag des Kritias Bearbeiten Nach der Darstellung des Referenten hat Solon einst Folgendes erzahlt In Agypten befindet sich im Nildelta die Stadt Sais deren Bewohner traditionell mit den Athenern befreundet sind Dort hat sich Solon einige Zeit aufgehalten Dabei hatte er Gelegenheit von einem alten agyptischen Priester einen Bericht uber eine ferne Vergangenheit zu erhalten von der man in Griechenland nichts mehr weiss Eine der periodisch auftretenden gigantischen kataklysmischen Naturkatastrophen hat die damalige griechische Zivilisation ausgeloscht nur Analphabeten haben uberlebt Agypten hingegen blieb verschont dort haben sich in den Tempeln uralte Aufzeichnungen erhalten Sie berichten von den Verhaltnissen und Begebenheiten vor der Deukalionischen Flut der letzten verheerenden Uberschwemmung bis zu der die griechische Uberlieferung zuruckreicht 38 Unter den Staaten die vor der Flut bestanden war nach den agyptischen Geschichtsaufzeichnungen der athenische Ur Athen der bedeutendste Die Ur Athener vollbrachten die herrlichsten Taten Ihr standisch gegliedertes Staatswesen bluhte neun Jahrtausende vor Solons Zeit Der Gegenspieler Ur Athens war das Konigreich von Atlantis das sein Zentrum auf einer riesigen spater im Atlantischen Ozean versunkenen Insel hatte und den westlichen Mittelmeerraum beherrschte Beim Versuch auch Griechenland zu unterwerfen unterlag die atlantische Streitmacht jedoch den Ur Athenern deren hervorragende Staatsordnung sich mit diesem Sieg glanzend bewahrte 39 Der Vortrag des Timaios Bearbeiten Nach dem knapp zusammenfassenden Bericht des Kritias halt Timaios seinen langen Vortrag der den Rest des Dialogs ausmacht Er hat sich vorgenommen die Entstehung und Beschaffenheit der Welt und den Ursprung der Menschheit darzustellen wobei nicht mythische Uberlieferung sondern naturphilosophische Spekulation die Grundlage bildet Als frommer Mensch beginnt Timaios mit einer Anrufung der Gotter Dann wendet er sich der philosophischen Voraussetzung seiner kosmologischen Ausfuhrungen zu der Unterscheidung zwischen Seiendem und Werdendem 40 Seiendes und Werdendes Bearbeiten Im Sinne der platonischen Ontologie der Lehre vom Sein oder vom Seienden als solchem unterscheidet Timaios zwei Hauptgattungen der Entitaten Es gibt auf der einen Seite das stets Seiende das unentstanden und unverganglich ist und sich nie andert und auf der anderen Seite das stets Werdende das aufgrund seines unablassigen Wandels nie ist sondern nur als Prozess existiert Den beiden Hauptgattungen entsprechen zwei verschiedene Arten der Erfassung durch den Menschen Das Bestandige Immerwahrende kann Gegenstand echter Erkenntnis sein uber das Veranderliche hingegen gibt es nur Vermutungen und Meinungen denn es unterliegt immer der Relativitat und hat keine dauerhafte prazis und sicher erfassbare Beschaffenheit Daher konnen Feststellungen uber Vorgange nur eingeschrankt zutreffen Etwas allgemein und zeitunabhangig Gultiges schlechthin Wahres lasst sich nur uber das Seiende aussagen Alle Objekte der Sinneswahrnehmung zahlen zum Werdenden Seiend und damit im eigentlichen Sinn erkennbar sind nur reine Vernunftinhalte 41 Die ontologische Ordnung ist hierarchisch sie impliziert Wertung Das Ewige immer Gleichbleibende ist objektiv besser als das Entstandene und Wandelbare es hat in der Weltordnung einen hoheren Rang Ausserdem ist es die Ursache dafur dass es das Entstandene gibt Alles Entstandene hat notwendigerweise eine Entstehungsursache das heisst einen Erzeuger und ein Muster nach dem es geschaffen wurde Es ist Abbild des Musters Ist das Muster ein wirklich seiendes ewiges Urbild eine Idee im Sinne von Platons Ideenlehre so ist das Abbild zwangslaufig gelungen und schon Wird hingegen ein Abbild nach einem minderwertigen Muster geschaffen das selbst nur Abbild von etwas anderem ist so fallt es nicht so gut aus Diese allgemeinen Feststellungen bilden den Rahmen fur die Erkenntnistheorie des Timaios und fur seine philosophische Erklarung der Welt Der Kosmos ist sinnlich wahrnehmbar also geworden und dem Werdenden zugehorig Daher sind absolut zutreffende Aussagen uber seine Entstehung prinzipiell unmoglich Das Weltentstehungsmodell die Kosmogonie des Timaios kann somit wie er eingangs betont nur ein gut wiedergebender Mythos eikṓs mythos sein das heisst eine zwangslaufig mit Mangeln behaftete aber brauchbare Abbildung der Wirklichkeit Damit muss man sich zufriedengeben mehr anzustreben ist zwecklos 42 Immerhin lasst sich nun aufgrund dieser Uberlegungen bereits eine Aussage uber den Kosmos treffen Es ist offenkundig dass er ausserordentlich schon ist und dass er als etwas Gewordenes ein Abbild sein muss Daraus folgt dass er einen Erzeuger hat der ihn nach einem Muster geschaffen hat und dass als sein Urbild nur etwas Seiendes und Ewiges in Betracht kommen kann 43 Der Entstehungsgrund und die Einzigkeit des Kosmos Bearbeiten Den Grund der Schopfung sieht Timaios in der Gute des Schopfers Nach seiner Uberzeugung ist der Urheber der Welt schlechthin gut Daher ist er notwendigerweise von Neid und Missgunst vollig frei wohlwollend und stets bestrebt das Bestmogliche zu bewirken Daraus folgt zwangslaufig dass er das Gute nicht fur sich behalten wollte sondern es allem gonnte und danach strebte dass alles ihm moglichst ahnlich wird Daher musste er den bestmoglichen Kosmos erschaffen Eine andere Entscheidung war ihm nicht moglich denn sonst hatte er gegen seine eigene gutige Natur verstossen mussen was ausgeschlossen ist Da der Gott seine Natur niemals andert kann er immer nur so handeln wie sein Charakter es fordert Daher erstreckt sich sein Wohlwollen auch auf die Materie die er nicht geschaffen sondern vorgefunden hat Sie existierte schon vor der Schopfung und befand sich damals in einem Zustand chaotischer Bewegung der ihrer eigenen Natur entspricht und dann vorliegt wenn kein ordnendes Prinzip von aussen dem Chaos entgegenwirkt Da dieser Zustand nicht optimal war musste der Schopfer eingreifen und das Weltall gestalten Aus dem formlosen Chaos schuf er den sinnvoll geordneten Kosmos und verlieh ihm die grosstmogliche Schonheit Da solche Schonheit nur Vernunftigem zukommen kann und nur Beseeltes vernunftig sein kann gab der Schopfer dem Weltall eine Seele die Weltseele So entstand der Kosmos als ein vernunftiges Lebewesen 44 Das Muster nach dem der Kosmos gestaltet ist ist die geistige Welt die alle Vernunftinhalte umfasst Daraus folgert Timaios dass es nur ein einziges Universum geben kann Die geistige Welt muss eine Einheit bilden denn sonst ware sie nur ein Teil von etwas Umfassenderem und Hoherrangigem und dann hatte der Schopfer dieses als Muster genommen um das optimale physische Abbild des Geistigen zu erschaffen 45 Die Erschaffung des Weltkorpers Bearbeiten Anschliessend wendet sich Timaios der Erschaffung und Beschaffenheit des Weltkorpers des sichtbaren Leibes der Weltseele zu Da das Materielle im Kosmos sichtbar und betastbar ist mussen bei seiner Entstehung die Elemente Feuer und Erde beteiligt gewesen sein denn ohne Feuer ist nichts sichtbar und ohne Erde nichts fest und anfassbar Ausserdem wurden zwischen Erde und Feuer zwei vermittelnde Bindeglieder benotigt damit eine Ganzheit entstehen konnte So ergab sich die Vierheit der Elemente Feuer Luft Wasser und Erde Das harmonische Verhaltnis der Elemente bestimmte der Schopfer nach einer mathematischen Proportion bei der die erste von vier Zahlen sich zur zweiten so verhalt wie die zweite zur dritten und die dritte zur vierten Er gestaltete den Weltkorper kugelformig da die Kugel der vollkommenste geometrische Korper ist und verlieh ihm nur die vollkommenste Bewegungsart die Rotation 46 Die Erschaffung der Weltseele und ihre Verknupfung mit dem Weltkorper Bearbeiten In den Weltkorper setzte der Schopfer die Weltseele als belebendes Prinzip So wurde der Kosmos ein vollig autarkes Wesen eine erschaffene Gottheit Da er alles was er benotigt auf vollkommene Weise in sich tragt und mit sich selbst im Einklang ist nennt ihn Timaios einen seligen Gott 47 Die Weltseele schuf der Schopfergott schon vor dem Weltkorper dem er sie dann einpflanzte Bei ihrer Erschaffung griff er auf die zwei Grundprinzipien das Sein und das Werden zuruck und mischte sie So entstand eine dritte Wesensform eine Mischform welche die Qualitat des ewigen unteilbaren Seins mit der des Werdens und der Teilbarkeit verbindet Bei dem Mischvorgang musste er die Naturen der gegensatzlichen Prinzipien Selbes und Anderes gewaltsam zusammenfugen Dann teilte er sein Erzeugnis nach einem mathematischen Verfahren das Timaios genau beschreibt und bildete aus den Teilen eine komplexe Struktur die Weltseele Bei der Teilung ging er in drei Schritten vor Im ersten Schritt gliederte er aus dem Ganzen sieben Teile aus die zueinander im Verhaltnis 1 2 3 4 9 8 27 standen Zwischen diesen Teilen bestanden Abstande die er dann im zweiten und dritten Schritt mit weiteren Teilen die er vom Ganzen abschnitt auffullte Schliesslich gelangte er mit diesem Verfahren zu dem Zahlenverhaltnis 256 243 das in der Musiktheorie die mathematische Beschreibung des pythagoreischen Halbtons Limma ist 48 Innerhalb der Weltseele brachte er zwei kreisformige Bewegungen in Gang den ausseren Kreis des Selben und den inneren des Anderen Dann verband er die Mitte des Weltkorpers mit der Mitte der Weltseele Das Ergebnis ist der Kosmos dessen Seele den kugelformigen Korper des Alls uberall durchdringt und von aussen ringsum umhullt 49 Zeit und Ewigkeit Bearbeiten Der nachste Schritt war die Erschaffung der messbaren Zeit Sie entstand zugleich mit der Ordnung des Himmels die regelmassigen Bewegungen der Himmelskorper ermoglichten die Abgrenzung von Zeiteinheiten die Zeitmessung Die Zeit ist als bewegliches Abbild der Ewigkeit zu verstehen Fur die Menschen deren Dasein sich innerhalb der Zeit abspielt ist das Denken in zeitlichen Begriffen selbstverstandlich Daher ist ihre Sprache gemass dem zeitlichen Erleben gestaltet wo es um die Unterscheidung von Zeitlichem und Uberzeitlichem geht ist sie unprazis 50 Nachdem der Schopfer die sieben relativ erdnahen Himmelskorper die Sonne den Mond und die funf im Altertum bekannten Planeten Merkur Venus Mars Jupiter und Saturn erschaffen hatte setzte er sie in ihre Umlaufbahnen Nach dem geozentrischen Weltbild des Timaios umkreisen diese Himmelskorper die Erde die den Mittelpunkt des Weltalls bildet Optimal ist die gleichmassige Kreisbewegung von Sonne und Mond Die Bewegungen der Planeten kommen dem irdischen Beobachter zwar ziellos vor doch sind auch sie gesetzmassig was allerdings nur Astronomen verstehen Die Umlaufbahnen der sieben Himmelskorper sind der Kreisbahn des Anderen der Weltseele zugeordnet die schrag zur Bahn des Selben verlauft und diese kreuzt Gemeint sind mit der Bahn des Selben der Aquator der Himmelskugel und mit der des Anderen die Ekliptik Der Fixsternhimmel hingegen orientiert sich an der Bahn des Selben der Weltseele 51 Der Ursprung der Gotter und der ubrigen Lebewesen Bearbeiten In der nachsten Phase seiner Tatigkeit brachte der Schopfer die sichtbaren und entstandenen Gotter der Fixsterne hervor Sie sind zwar wie alle gewordenen Wesen ihrer eigenen Natur nach sterblich aber durch den Willen des Schopfers leben sie ewig da er wegen seiner Gute nicht wollen kann dass etwas so Gutes wie diese Gottheiten aufgelost wird Zur Vollendung der Welt wurden nun noch die irdischen Geschopfe benotigt die das Wasser die Luft und das Land bevolkern sollten darunter insbesondere der Mensch Diese Wesen konnte der Schopfer nicht selbst erschaffen denn als seine Erzeugnisse waren sie vollkommener als es ihrer irdischen Daseinsweise entspricht sie besassen dann eine gottliche Natur Dann ware die Welt ohne ihre dem Kreislauf von Geburt und Tod unterworfenen Bewohner geblieben es gabe unterhalb der gottlichen Ebene keine Lebewesen Eine solche Welt ware unvollstandig und somit unvollkommen Daher beauftragte der Schopfer die geschaffenen Gotter mit der Erzeugung der Erdbewohner Deren Seelen erzeugte er selbst in demselben Mischkrug den er schon fur die Erschaffung der Weltseele verwendet hatte Jede Seele ist einem bestimmten Stern ihrem Heimatstern zugeordnet 52 Die Erklarung fur die Verbindung der unverganglichen Seelen deren Anzahl konstant ist mit den fortlaufend entstehenden und vergehenden Korpern bietet die Seelenwanderungslehre Die Seelen werden immer wieder in neuen Korpern wiedergeboren Ihr Schicksal in diesem Kreislauf hangt von ihrer Lebensfuhrung ab Die vorteilhafteste irdische Daseinsform ist die eines Mannes Wer in einem Leben als Mann versagt wird als Frau wiedergeboren bei weiterem Versagen erhalt er einen Tierkorper Timaios legt Wert auf die Feststellung dass alle Seelen anfangs dieselben Ausgangsbedingungen hatten Die Ubel von denen sie im Verlauf der Seelenwanderung befallen werden sind ausschliesslich auf ihr eigenes Fehlverhalten zuruckzufuhren nicht auf Willkur des Schopfers oder der Gotter 53 Die Gotter fuhrten den Auftrag aus indem sie die Tatigkeit des Schopfers nachahmten sie schufen Korper und setzten die Seelen hinein Daraus ergaben sich fur die Seelen grosse Schwierigkeiten da sie nun heftigen Einwirkungen ihrer materiellen Umwelt ausgesetzt waren Das hatte zur Folge dass ihnen zeitweilig die Vernunft abhandenkam Dies ist auch weiterhin in jedem Menschenleben so Nach dem Eintritt in einen Korper ist die Seele zunachst vernunftlos erst spater wird sie im Lauf des Lebens vernunftig 54 Als nachstes beschreibt Timaios die Erschaffung und Beschaffenheit des menschlichen Korpers Er erlautert dessen Zweckmassigkeit wobei er sich in erster Linie mit dem Kopf befasst Den kugeligen Kopf des Menschen schufen die Gotter indem sie die vollkommene runde Gestalt des Weltalls nachbildeten Daher ist der Kopf das Gottlichste am Menschen ihm ist der restliche Korper als Diener untergeordnet Detailliert legt Timaios seine Theorie der optischen Wahrnehmung dar 55 Die Rolle der Notwendigkeit Bearbeiten Bisher hat Timaios hauptsachlich das von der gottlichen Vernunft dem Nous Hervorgebrachte behandelt In den folgenden Ausfuhrungen bezieht er den zweiten Hauptfaktor bei der Entstehung des Kosmos die Notwendigkeit ananke in seine Uberlegungen ein Nach seiner Theorie ist die Welt durch das Zusammentreten von Vernunft und Notwendigkeit entstanden Dabei hat die Vernunft die dominierende Rolle ubernommen Sie wollte immer das Beste bewirken stiess aber auf Hindernisse die von der Notwendigkeit stammten Daher musste die Vernunft die Notwendigkeit uberzeugen das Meiste des Werdenden zum Besten zu fuhren Es gelang ihr die Notwendigkeit zum Nachgeben zu bewegen Das bedeutet aber nicht dass die Schopfung ganzlich nach dem Willen der Vernunft gestaltet wurde Neben dem gezielten Vorgehen der Vernunft gab es auch die Einwirkung der Form der schweifenden Ursache eines Zufallsfaktors 56 Der Raum Bearbeiten Wenn man ein besseres Verstandnis des Alls erlangen will muss man ausser den beiden bisher betrachteten Hauptgegebenheiten den seienden Urbildern und ihren werdenden Abbildern eine dritte Gattung berucksichtigen Diese bezeichnet Timaios als schwierig und dunkel Sie ist die Instanz die alles Werden in sich aufnimmt Ihre Funktion ist der einer Amme vergleichbar 57 Den Ausgangspunkt der folgenden Uberlegungen bildet Timaios Kritik an den kosmologischen Ansatzen der fruheren Philosophen der Vorsokratiker Die vorsokratische Naturphilosophie basierte auf der Lehre von den vier Elementen Erde Wasser Luft und Feuer aus denen sich nach damaligem Verstandnis der Kosmos zusammensetzt Vorsokratische Denker versuchten ein stoffliches Urprinzip den Ursprung von allem zu ermitteln manche setzten es mit einem der vier Elemente gleich aus dem dann alles ubrige hervorgegangen sei Diesen Ansatz halt Timaios fur verfehlt Er geht zwar auch von der Vierzahl der Elemente aus sieht aber in ihnen keine primaren Gegebenheiten die als Ursprung in Betracht kamen Wenn ein Stoff der Ursprung von allem ware musste er eine stabile Beschaffenheit aufweisen Die vier Elemente sind jedoch instabil durch Vorgange wie Erstarren und Schmelzen Verfluchtigen und Entzunden verandern sie sich und gehen ineinander uber Sie sind nicht Substanzen ein Dieses sondern nur Aggregatzustande ein Derartiges Timaios vergleicht das mit verschiedenen aus Gold gebildeten Figuren die nur unterschiedliche wechselnde Gestalten der einen Substanz Gold sind Das was alle korperlichen Dinge in sich aufnimmt muss aber etwas Bestandiges ein Dieses sein Damit es alle sichtbaren Formen in sich bergen kann muss es selbst unsichtbar und formlos sein Dieses Substrat die Amme des Werdens ist die chṓra der Raum 58 Ursprunglich war der Raum nur der Ort des Regellosen Chaotischen der amorphen Urmaterie Indem der Schopfer das was er da vorfand mit Formen und Zahlen gestaltete schuf er die Grundlage von Ordnung So entstand zunachst das System der vier Elemente 59 Die Elemente und die Asthetik des Kosmos Bearbeiten Aus der amorphen Urmaterie erzeugte der Gott die vier Elemente Dabei ging er vom Dreieck der einfachsten Flachenfigur aus Aus Dreiecken konstruierte er dreidimensionale Figuren in Gestalt von regelmassigen konvexen Polyedern die er als winzige fur das menschliche Auge unsichtbare Bausteine der Elemente verwendete Fur jedes Element nahm er einen dieser geometrischen Korper als Grundbaustein Drei der Korper das Tetraeder das Oktaeder und das Ikosaeder baute er aus gleichseitigen Dreiecken den vierten das regelmassige Hexaeder Wurfel aus sechs Quadraten die er aus jeweils vier gleichschenklig rechtwinkligen Dreiecken konstruiert hatte Das Feuer schuf er aus den tetraedrischen Bausteinen die Luft aus den oktaedrischen das Wasser aus den ikosaedrischen und die Erde aus den wurfelformigen Ein weiteres Polyeder das Dodekaeder verwendete er bei der Konstruktion des Weltalls So ist die gesamte sichtbare Welt aus diesen funf Polyedern aufgebaut die heute in Anknupfung an den Timaios als platonische Korper bezeichnet werden Die Annahme dass die Grundbausteine der vier Elemente gerade diese vier Formen aufweisen ergibt sich fur Timaios aus dem Grundsatz dass der Gott den Kosmos optimal erschaffen haben muss Wegen seiner Vollkommenheit muss der Kosmos als Ganzes und hinsichtlich seiner Bestandteile die fur ein dreidimensionales Gebilde grosstmogliche Schonheit aufweisen soweit dies mit den Erfordernissen der Zweckmassigkeit vereinbar ist Die funf platonischen Korper sind die einzigen regelmassigen konvexen Polyeder die es gibt Sie bieten ein Hochstmass an Symmetrie und damit an Schonheit Wenn die Gottheit nichts Schoneres finden konnte muss sie zwangslaufig diese Formen verwendet haben In der Konstruktion des Kosmos ist fur Timaios nichts zufallig oder willkurlich sondern alles resultiert zwingend aus dem Zusammentreffen von asthetischem Gestaltungswillen Zweckmassigkeitserfordernissen und mathematischer Notwendigkeit 60 nbsp Tetraeder Feuer nbsp Oktaeder Luft nbsp Ikosaeder Wasser nbsp Dodekaeder Kosmos nbsp Wurfel ErdeIn diesem Zusammenhang kommt Timaios auf die schon fruher erorterte Frage nach einer moglichen Vielzahl von Welten zuruck Eine unendliche Anzahl schliesst er zwar weiterhin aus doch aussert er sich nun vorsichtiger Er erwagt die Moglichkeit dass es funf Welten gibt die den funf platonischen Korpern entsprechen Zwar entscheidet er sich wiederum fur die Einzigkeit der Welt da dies die am besten begrundete Theorie sei doch lasst er nun die Moglichkeit der Funfzahl offen 61 Die Erklarung der Natur mit der platonischen Elementenlehre Bearbeiten Die Theorie nach der es insgesamt vier Elemente gibt die sich durch die Stereometrie ihrer Grundbausteine unterscheiden dient Timaios als Grundlage seiner Erklarung einer Reihe von Naturphanomenen Diese deutet er als Resultate der Interaktion der Elementarteilchen beispielsweise wirkt das Feuer durch die Spitzigkeit seiner Teilchen auflosend Die Erdteilchen sind die einzigen die eine quadratische Grundflache aufweisen daher ist die Erde das stabilste und unbeweglichste Element Sie kann nicht in ein anderes Element umgewandelt werden Die anderen drei Elemente deren Teilchen aus Dreiecken konstruiert sind konnen ineinander ubergehen beispielsweise konnen aus einem Luftteilchen zwei Feuerteilchen entstehen Bei diesen Prozessen werden die Teilchen zerspalten oder sie treten zu einem neuen Polyeder zusammen Ausfuhrlich geht Timaios auf Einzelheiten ein Unter anderem legt er dar wie kinematische Eigenschaften Vorgange wie Schmelzen und Erstarren sowie Wahrnehmungen wie warm und kalt hart und weich schwer und leicht im Rahmen seines physikalischen Weltbilds zu erklaren sind Er bestreitet dass es im Weltall ein Oben und ein Unten gibt denn die Weltkugel zerfallt fur ihn nicht in zwei unterschiedlich beschaffene Halbkugeln Lust und Schmerzempfindungen sowie Geschmacks Geruchs Laut und Farbwahrnehmungen finden ebenfalls in diesem Kontext ihre Erklarung 62 Der Mensch Bearbeiten In der Ubersicht uber die Naturkunde die Timaios in seinem Vortrag bietet kommt als nachstes Thema der Mensch an die Reihe Er wird unter dem Gesichtspunkt der Verbindung und Interaktion von Seele und Korper beschrieben Eingangs hebt Timaios erneut die Bedeutung der Symmetrie und der mathematischen Proportion in der Weltordnung hervor Grundlegend fur sein Konzept des Verhaltnisses von Korper und Seele ist die Unterscheidung zwischen einem unsterblichen und einem sterblichen Seelenteil wobei der sterbliche wiederum unterteilt ist Nach Timaios Verstandnis ist nur der anfanglich vom Weltschopfer geschaffene Teil der Seele unsterblich Die Gotter die beauftragt waren die unsterblichen Seelen in sterbliche Korper zu versetzen mussten zu diesem Zweck sterbliche Seelenteile erschaffen die fur die Interaktion des Seelischen mit dem Korper und der materiellen Umwelt zustandig sind Diese verganglichen Teile trennten sie soweit moglich von dem weit edleren seiner Natur nach gottlichen Seelenteil Das geschah indem sie den Kopf zur Wohnstatte des unsterblichen vernunftbegabten Teils machten und ihn durch den Hals vom Rumpf trennten 63 Die verschiedenen Regionen des Rumpfes bestimmten die Gotter zu Sitzen der vernunftlosen verganglichen Seelenteile den Mut und den Zorn wiesen sie dem Bereich oberhalb des Zwerchfells zu den Nahrungstrieb dem Bereich zwischen Zwerchfell und Nabel Die gesamte Anatomie richteten sie hochst zweckmassig so ein dass sie die verschiedenartigen Funktionen des Korpers und sein Zusammenwirken mit den Seelenteilen optimal unterstutzt Wie dies geschieht zeigt Timaios anhand der Besprechung der einzelnen Organe und Korperbereiche wobei er auch auf die Atmung die Ernahrung und das Blut eingeht 64 In Zusammenhang mit der Behandlung des Atmungsvorgangs kommt Timaios auf die Frage nach der Leere zu sprechen Er bestreitet die Existenz eines Vakuums Nach seiner Ansicht gibt es nichts Leeres vielmehr ist das ganze Weltall dicht mit Teilchen vollgepackt die uberall aneinanderstossen 65 Vermeintliche Wundererscheinungen wie der Magnetismus lassen sich durch die unmittelbare Interaktion der Teilchen erklaren die Hypothese einer Anziehungskraft erubrigt sich 66 Alter und Tod sind physikalisch erklarbare Phanomene Der Tod ist an sich nicht naturwidrig Er ist dann schmerzhaft wenn er durch Krankheit oder Verwundung bewirkt wird Wenn er aber altersbedingt auf naturlichem Weg eintritt ist er nicht nur schmerzlos sondern sogar wie alles Naturliche angenehm Die Seele fliegt dann davon und das ist fur sie ein lustvoller Vorgang 67 Krankheit und Heilung Bearbeiten Anschliessend geht Timaios auf die Entstehung von Krankheiten ein Deren Ursachen sieht er in einem Uberfluss oder Mangel eines der vier Elemente im Korper oder in naturwidriger Erzeugung und Verteilung der Elemente und der aus ihnen gebildeten Stoffe Ausfuhrlich analysiert er Zersetzungs und Entzundungsprozesse 68 Unter den seelischen Krankheiten halt er ubermassige Schmerz oder Lustgefuhle fur besonders schlimm da sie die Vernunft ausschalten konnen Manche Leiden deutet er als Folgen von korperlichen Einwirkungen auf die Seele oder eines unharmonischen Verhaltnisses zwischen Korper und Seele So entsteht ein ungesunder Zustand wenn eine kraftige machtvolle Seele einen relativ schwachen Korper bewohnt und ihn uberfordert Wenn ein starker Korper mit einem schwachen Verstand verbunden ist wird die Seele stumpf ungelehrig vergesslich und unwissend 69 Heilung bedeutet Ruckkehr zum naturgemassen Zustand zur Harmonie und Ausgeglichenheit Damit ahmt der Mensch in sich selbst die Vortrefflichkeit des Kosmos nach insbesondere dessen Schonheit die auf Angemessenheit und harmonischen Proportionen beruht Die schadliche Einseitigkeit eines ubertriebenen Ubergewichts der geistigen oder der korperlichen Betatigung ist zu vermeiden wo eine solche Unausgewogenheit in der Lebensfuhrung entstanden ist ist ein Ausgleich zu schaffen Eine gesunde Lebensweise mit viel korperlicher Bewegung ist dem Einsatz von Arzneien vorzuziehen Das Mittel zur Pflege der seelischen Gesundheit ist die Beschaftigung mit den kosmischen Harmonien und Orientierung an ihnen Sie bringt den Menschen mit dem All in Einklang und fuhrt ihn zur Eudaimonie der aus einem gelungenen Leben resultierenden Gluckseligkeit Dies ist moglich weil der unsterbliche Seelenteil kein irdisches sondern ein himmlisches Gewachs ist 70 Die Seelenwanderung als Degeneration Bearbeiten Danach wendet sich Timaios der Fortpflanzung und der Tierwelt zu Dabei kommt er auf seine Seelenwanderungslehre zuruck und fasst sie knapp zusammen Im Vordergrund steht fur ihn der ethische Aspekt Durch Unvernunft und schlechte Lebensfuhrung gerat eine Seele in immer ungunstigere Verhaltnisse Wer als Mann ungerecht gelebt hat wird als Frau wiedergeboren Wenn sich eine Seele im menschlichen Dasein nicht richtig oder gar nicht um Erkenntnis bemuht hat scheitert sie an ihrer Unwissenheit und tritt im nachsten Leben in einen Tierkorper ein Innerhalb der Tierwelt gibt es Abstufungen die unterste Stufe bildet das Leben als Wassertier dem sogar die Luftatmung versagt ist 71 Das Schlusswort Bearbeiten Timaios beschliesst seinen Vortrag mit einem enthusiastischen Lob des Kosmos Fur ihn ist der Kosmos ein gottliches Lebewesen von vollendeter Schonheit sichtbare Gottheit das einzigartige Abbild des unsichtbaren aber gedanklich erfassbaren Schopfers 72 Interpretation BearbeitenDer eikos mythos Bearbeiten Ein Hauptthema der Forschung ist die Frage wie Platon den Wahrheitsgehalt von Aussagen uber die Weltentstehung eingeschatzt hat Sein Timaios nimmt grundsatzlich zur Zuverlassigkeit von Behauptungen auf dem Gebiet der Kosmogonie Stellung Er spricht von einem eikos mythos einem die Wirklichkeit relativ gut wiedergebenden Bericht den er vortrage Hinsichtlich der Erkennbarkeit dessen was sich im Bereich des Gewordenen und Werdenden abspielt ist er skeptisch Er meint sicheres Wissen daruber sei prinzipiell unerreichbar daher solle man sich mit einem brauchbaren Modell begnugen Diskutiert wird im philosophiehistorischen Diskurs die Einordnung dieses Konzepts in die aus anderen Werken vor allem dem Dialog Politeia bekannte Erkenntnistheorie des Philosophen Dabei geht es um die Frage wie in der Terminologie von Platons Liniengleichnis das Wirklichkeitsnahe eikos des Timaios hinsichtlich der Zuverlassigkeit der Erkenntnisweise zu bezeichnen ware Einer verbreiteten Forschungsmeinung zufolge ist es mit dem Furwahrhalten pistis gleichzusetzen das eine Art des Meinens doxa ist ein Vertrauen auf die Richtigkeit von nicht ausreichend gesicherten Auffassungen Nach einer anderen Interpretation entspricht es der wesentlich zuverlassigeren Erkenntnisweise des begrifflichen Denkens dianoia Die Vermischung von Elementen mythischer Erzahlung mit philosophischer Argumentation wird unterschiedlich gedeutet Teils wird der mythische Aspekt betont teils der naturwissenschaftliche Ansatz dessen Grundlage der Versuch ist eine Naturerklarung aus mathematischen Gegebenheiten abzuleiten Unterschiedlich beantwortet wird die Frage ob die erkenntnistheoretische Beschrankung auf relative Wirklichkeitsnahe nur die kosmologischen Aussagen oder auch die Erkenntnistheorie selbst betrifft Uberwiegend wird in der Forschung angenommen dass Platon fur seine erkenntnistheoretischen Thesen einen Wahrheitsanspruch erhoben hat 73 Schwierig und umstritten ist die Ubersetzung von Platons Begriff eikos der ungefahr gut wiedergebend bedeutet Er wird oft mit wahrscheinlich ubersetzt was aber problematisch ist da es sich nicht um Wahrscheinlichkeit im heute gelaufigen Sinne handelt Auch die verbreitete Ubersetzung mit plausibel stosst auf Widerspruch Gemeint ist eine Modellvorstellung die wie jedes Modell zwangslaufig Mangel aufweist und das was sie darstellen soll nicht in jeder Hinsicht befriedigend wiedergeben kann aber doch eine brauchbare Annaherung an eine nicht besser erfassbare Wirklichkeit darstellt Den verschiedenen Ubersetzungen und Umschreibungen ist gemeinsam dass ein solcher Mythos jedenfalls eine in gewisser Hinsicht unzulangliche und daher nur begrenzt belastbare Mitteilung ist 74 Der Demiurg Bearbeiten Die Figur des Demiurgen wird in der Forschung unterschiedlich interpretiert und in den Kontext der platonischen Ontologie eingeordnet Sie tragt mythische Zuge und wird oft als Personifikation eines Prinzips gedeutet wobei in erster Linie das Prinzip des Guten und der Nous in Betracht gezogen werden Verbreitet ist die Gleichsetzung des Demiurgen mit der Gesamtheit der platonischen Ideen Falls es sich um den Nous handelt stellt sich die Frage ob der Nous der Weltseele oder ein separater unabhangig von ihr bestehender Nous gemeint ist Gegen die Bestimmung des Schopfers als Nous wird eingewendet im Platonismus konne Nous nur in einer Seele existieren die Weltseele sei aber ein Erzeugnis von Platons Schopfergott 75 Ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Demiurgen Platons und dem christlichen Schopfergott besteht darin dass im Timaios der Schopfer keineswegs allmachtig ist und die Welt nicht aus dem Nichts erschaffen hat Vielmehr formt der Demiurg nur eine bereits existierende Materie in einem bereits vorhandenen Raum wobei er auf den Widerstand der Notwendigkeit stosst Diesen Widerstand muss er durch das Uberzeugen uberwinden was ihm weitgehend aber nicht vollstandig gelingt Die Notwendigkeit Bearbeiten In der Forschung ist Platons Begriff der Notwendigkeit ein oft diskutiertes Thema Das griechische Wort ananke enthalt ebenso wie seine deutsche Ubersetzung Notwendigkeit sowohl den Aspekt von Voraussetzung und Ermoglichung als auch den von Beschrankung und Zwang Platons Notwendigkeit ist sowohl eine Voraussetzung fur das Sichtbarwerden des Geistigen im Physischen als auch eine Einschrankung da sichtbare Abbilder die Beschaffenheit ihrer Urbilder nur begrenzt aufweisen konnen Sie ist somit zugleich Mitursache als auch Hemmnis der Schopfung 76 Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem platonischen und dem modernen Begriff besteht darin dass der platonische keine Gesetzmassigkeit impliziert sondern im Gegenteil diesen Aspekt ausschliesst Das Kennzeichen der platonischen Notwendigkeit ist Regellosigkeit Abwesenheit von Ordnung In der prakosmischen Welt die zeitlich ausgedruckt vor der Erschaffung des Kosmos bestand war nach der vorherrschenden Forschungsmeinung die ziellos wirkende Notwendigkeit der bestimmende Faktor Ob schon fur den Prakosmos ein Einfluss der Weltvernunft anzunehmen ist oder sogar die Notwendigkeit selbst schon einen Keim von Vernunft und Ordnung in sich trug und die Elemente vorstrukturierte ist umstritten Dem Wortlaut des Timaios zufolge gab es vor der Schopfung noch keine Einwirkung der Weltvernunft doch fassen manche Philosophiehistoriker diese Aussage nicht wortlich auf Sie meinen die Notwendigkeit konne von sich aus nichts verursachen somit musse die Vernunft schon damals ursachlich gewesen sein Nach der gegenteiligen Interpretation gibt es Wirkungen der reinen Notwendigkeit der chaotische Charakter des Prakosmos resultiert nur aus ihrer Ziellosigkeit nicht aus einem bei ihr bestehenden Mangel an Ursachlichkeit 77 Luc Brisson betont den rein mechanischen Charakter der Notwendigkeit Im Rahmen des zeitlich formulierten Modells des Timaios unterscheidet er drei Stadien Im ersten prakosmischen Stadium verursacht die reine Notwendigkeit die keinem Einfluss der Vernunft unterliegt einen chaotischen Zustand Am Ende dieses Stadiums wird sie von der Vernunft uberzeugt und beginnt mit ihr zu kooperieren Das Zusammenwirken der beiden Faktoren ermoglicht die Entstehung des Kosmos die im zweiten Stadium stattfindet Damit wird die Notwendigkeit zu einer untergeordneten Ursache oder Hilfsursache der Schopfung Im dritten Stadium ist die Schopfung vollendet der Demiurg hat sich zuruckgezogen Nun macht sich der Einfluss der Vernunft nur noch durch die Weltseele geltend welche die Lenkung der Welt ubernommen hat wahrend die Notwendigkeit als kooperierende Zweitursache weiterhin mitwirkt Nach Brissons Verstandnis sind die Stadien nur gedanklich zu trennen nicht im Sinne eines realen zeitlichen Ablaufs da die Erzeugung der Zeit nicht als zeitlicher Vorgang denkbar ist sondern nur als ontologischer Sachverhalt 78 Eine von den gangigen Interpretationen vollig abweichende Hypothese lautet in der prakosmischen Welt gebe es keine Notwendigkeit Vielmehr seien die Ausfuhrungen des Timaios so zu verstehen dass die Notwendigkeit uberhaupt erst mit der Schopfung aufgetreten sei Der Begriff Notwendigkeit beziehe sich auf das Verhaltnis von Ursache und Wirkung das erst seit der Schopfung existiere und nicht auf die prakosmische Selbstbewegung der Materie 79 Der raumliche und materielle Aspekt Bearbeiten Eine weitere Forschungsdiskussion dreht sich um die Amme des Werdens die chora Dieser Begriff wird gewohnlich mit Raum ubersetzt Darunter ist jedoch nicht ein potentiell leerer Raum zu verstehen Vielmehr hat die chora sowohl raumlichen als auch materiellen Charakter sodass man von Raum Materie sprechen kann Sie ist das stabile Substrat das die materiellen Objekte aufnimmt sie verschafft ihnen die raumliche Ausdehnung und ermoglicht ihnen damit die physische Existenz Eine adaquate Interpretation von Platons einschlagigen Aussagen muss sowohl den raumlichen als auch den materiellen Aspekt der chora berucksichtigen Der Raum kann nicht isoliert fur sich gedacht werden er ist immer auf die in ihm vorhandenen Korper bezogen Nur begrifflich nicht real kann er von seinem materiellen Inhalt getrennt werden 80 Eine von dieser Standarddeutung One Entity View abweichende Auffassung vertritt Dana Miller Sie meint die aufnehmende Entitat sei physisch aber etwas anderes als der Raum oder Ort der eine separate Entitat darstelle 81 Als neutrale formlose durch ihre Unbestimmtheit Dasein ermoglichende Entitat weist die chora Gemeinsamkeiten mit der unbestimmten Zweiheit auf die in der Platon zugeschriebenen Prinzipienlehre eine wichtige Rolle spielt Dort ist die unbestimmte Zweiheit eines der beiden hochsten Prinzipien auf die alles zuruckgefuhrt wird Die Behauptung dass die nur indirekt uberlieferte ungeschriebene Lehre oder Prinzipienlehre ein authentisches Konzept Platons und in den Grundzugen rekonstruierbar sei gehort allerdings in der Platon Forschung zu den umstrittensten Hypothesen Die Befurworter der Authentizitat stutzen ihre Hypothese unter anderem auf die Ausfuhrungen uber die chora das materielle und raumliche Prinzip im Timaios 82 Michael Erler vergleicht Platons Begriff der chora mit dem des Feldes in der modernen Physik 83 Die Materie des prakosmischen Raums war nicht absolut undifferenziert Sie enthielt bereits Spuren ichne der Elemente die der Schopfer dann bei der Erschaffung des Kosmos erzeugte Die Spuren konnen als Aggregatzustande der vorkosmischen Materie aufgefasst werden Schwierig ist das Problem der chaotischen Bewegung im prakosmischen Raum deren Ursache im Timaios nicht angegeben wird und in der Forschung umstritten ist Eine Erklarungshypothese nimmt eine Einwirkung der Ideen als Ursache an andere weisen die Rolle des Bewegungsprinzips der Notwendigkeit der bereits einwirkenden Weltvernunft einem irrationalen Teil der Weltseele einer irrationalen seelischen Kraft ausserhalb der Weltseele der chora oder der Inhomogenitat der Stoffe zu Nach der letztgenannten Hypothese verursacht die Materie ihre Bewegung selbst 84 Umstritten ist die Beschaffenheit der Dreiecke und Quadrate aus denen die Elemente aufgebaut sind Zahlreiche Hypothesen sind vorgebracht und diskutiert worden Dazu zahlen die Vermutungen es handle sich um zweidimensionale geometrische Figuren um immaterielle physikalische Objekte um zweidimensionale Begrenzungen von Raum um dreidimensionale Korper oder um ein rein theoretisches Konzept 85 Viel Beachtung findet in der Forschung das Verhaltnis zwischen dem mathematischen Konzept Platons von den kleinsten Bausteinen der Sinnesobjekte und dem materialistischen Atomismus seines alteren Zeitgenossen Demokrit Platons Modell gilt als Reaktion auf dasjenige Demokrits mit dem es erhebliche Ahnlichkeiten aufweist Ein fundamentaler Unterschied besteht darin dass Demokrit die Atome als primare Gegebenheit betrachtete fur die er nicht nach einer immateriellen Ursache suchte und deren Bewegung er nicht zu erklaren versuchte wahrend Platon sein Modell als Bestandteil seiner umfassenden metaphysischen Welterklarung vortrug Ausserdem unterscheiden sich die beiden Modelle unter anderem dadurch dass Demokrit im Gegensatz zu Platon die Existenz eines leeren Raums annahm und die Atome fur unveranderlich und unteilbar hielt 86 Die Mischungsvorgange Bearbeiten Ein intensiv diskutiertes Forschungsthema sind die Mischungsvorgange bei der Erschaffung der Weltseele durch den Schopfergott den Demiurgen und der Einzelseelen durch die ihm untergeordneten Gotter Hervorgehoben wird die Rolle der Mittelwerte geometrisches harmonisches und arithmetisches Mittel bei der Darstellung der mathematischen Grundlage der Erschaffung der Weltseele Plato hat bei seinen Angaben zur Struktur der Weltseele die mathematischen Verhaltnisse berucksichtigt die der musikalischen Harmonie zugrunde liegen Darauf deutet jedenfalls das Zahlenverhaltnis 256 243 welches sich bereits bei Philolaos nachweisen lasst 87 Die musiktheoretische Deutung der angegebenen Zahlenverhaltnisse hat Plato aber nicht explizit thematisiert sondern entsprechende Folgerungen dem sachkundigen Leser uberlassen Umstritten ist in der Forschung ob es ihm auf die heutige Definition der Musiktheorie ankam oder ob es ihm um die Verbindung musikalischer Gesetzmassigkeiten und Phanomene mit der allgemeinen Struktur des Seienden ging und er damit der antiken Definition von Musiktheorie folgt Letzteres ist wahrscheinlicher 88 Die einzelnen Schritte bei der Bildung der Weltseele sind in der Forschung umstritten da der uberlieferte Wortlaut der Textpassage problematisch ist und seine Richtigkeit bezweifelt wird Es bestehen mehrere gravierende Textprobleme Eine Anderung am mutmasslich fehlerhaft uberlieferten Text ist vorgeschlagen und diskutiert worden Bei der Interpunktion bestehen Unklarheiten die inhaltliche Konsequenzen haben Das Zusammentreffen textlicher und inhaltlicher Schwierigkeiten ist ein grosses Auslegungshindernis Eine allseits befriedigende Losung ist bisher nicht gefunden worden Wegen der daraus resultierenden Unsicherheit wird die Stelle unterschiedlich ubersetzt je nachdem welche Losungsmoglichkeit der Ubersetzer favorisiert 89 Die Problematik des zeitlichen Ursprungs des Kosmos Bearbeiten Die bereits in der Antike kontrovers erorterte Frage ob der Bericht uber die Entstehung des Alls in der Zeit wortlich zu verstehen ist beschaftigt auch die modernen Interpreten Wie schon bei den antiken Platonikern lautet auch in der Forschung die Mehrheitsmeinung Platon habe den Kosmos fur ewig gehalten Nur aus didaktischem Grund habe er Uberzeitliches fiktiv auf eine zeitliche Ebene projiziert um es fur das zeitgebundene menschliche Denken besser erfassbar zu machen Nach einer Deutungsrichtung die von der Ewigkeit der Welt ausgeht ist die Schopfung kein einmaliger Akt sondern ein ewiger Prozess Eine andere Hypothese geht zwar von einer Weltentstehung aus fasst diese aber als uberzeitlichen Akt auf durch den die Zeit konstituiert worden sei indem sie Messbarkeit erhalten habe Im Sinne eines uberzeitlichen Aktes ist auch von einem zeitlosen Entstehen einem Ins Sein Treten ohne Zeit die Rede 90 Im Dialog weist Platons Timaios wiederholt und mit Nachdruck auf die Schwierigkeit der Aufgabe hin sein Thema angemessen darzustellen Den Hintergrund fur diese Warnungen vor ubertriebenem Vertrauen auf die Richtigkeit der eigenen Meinung bildet wohl der Umstand dass die Frage der Weltentstehung in Platons Schule der Akademie heftig umstritten war 91 Ein wichtiges Argument gegen eine wortliche Auslegung ist der Umstand dass die Seele im Dialog Phaidros als unentstanden bezeichnet wird wahrend im Timaios die Erschaffung der Weltseele der Einzelseelen und des Kosmos geschildert wird Wenn man die Darstellung im Timaios wortlich nimmt ergibt sich ein Widerspruch der schwer zu erklaren ist wenn man nicht ein Schwanken oder eine Meinungsanderung Platons annehmen will oder die Erschaffung der Weltseele metaphorisch auffasst 92 Umstritten ist die Frage ob Platon der vorkosmischen Welt eine Zeit zugewiesen hat und wie er sich diese gegebenenfalls vorgestellt hat Einer Forschungshypothese zufolge ist der vorkosmische Zustand durch das Fehlen einer Fruher Spater Relation eines Zeitpfeils gekennzeichnet Nach einer anderen Interpretation gab es schon irreversible Zeit nur war sie noch nicht messbar 93 Die Annahme einer vorkosmischen Zeit ist aber auch auf scharfe grundsatzliche Ablehnung gestossen 94 Ernst und Scherz Bearbeiten Bei manchen Ausfuhrungen des Timaios ist umstritten ob sie ernst oder scherzhaft gemeint sind Insbesondere die Passage uber verschiedene Arten von tierischen Inkarnationen der Seele wird von einigen Interpreten als humoristische Einlage betrachtet Allerdings entsprechen die Grundzuge der Seelenwanderungstheorie einer echten Uberzeugung Platons Als scherzhaft gilt u a auch die Bemerkung des Timaios die Gotter hatten dem Menschen lange Gedarme gegeben damit die Verdauung viel Zeit in Anspruch nehme und dadurch die Unersattlichkeit eingedammt werde 95 Der politische Aspekt Bearbeiten Siehe auch Kritias Die im Anfangsteil des Dialogs behandelte politische Thematik tritt quantitativ gegenuber der naturphilosophischen stark zuruck Dennoch bildet wie vor allem Lothar Schafer herausgearbeitet hat ein politisches Anliegen nicht nur den Ausgangspunkt des Gesprachs sondern auch den Hintergrund des gesamten Textes Die naturphilosophischen Uberlegungen werden nicht um ihrer selbst willen angestellt sondern zielen auf eine Nutzanwendung ab welche die Lebensfuhrung und die soziale Organisation betrifft Platons grossangelegtes Projekt bezweckt die Abstutzung von ethischen und politischen Forderungen durch die Darstellung einer kosmischen Ordnung die das Vorbild fur ein entsprechend geordnetes menschliches Dasein abgeben soll Da das Weltall als gottliches Erzeugnis optimal eingerichtet ist kann man das in der Natur Geltende die naturliche Gerechtigkeit als das schlechthin Naturgemasse bestimmen und mit dem Richtigen gleichsetzen Das so erkannte Richtige kann dann auf die menschlichen Verhaltnisse ubertragen und zur verbindlichen Handlungsnorm erhoben werden Die absolute Unveranderlichkeit der kosmischen Ordnung soll sich in der relativen Stabilitat eines bestmoglich eingerichteten Staates spiegeln 96 Ganz im Dienst der staatspolitischen Ziele des Autors steht die im Timaios nur skizzierte Atlantis Geschichte die im unvollendeten Kritias ausfuhrlicher dargestellt werden sollte Die Erzahlung ist nach heutigem Forschungsstand eine freie Erfindung Platons fur eine fruhere Existenz des Stoffs gibt es keine Anhaltspunkte Die Forschungsdiskussion dreht sich um die Frage ob Platon davon ausging dass seine Leser den fiktionalen Charakter der Erzahlung leicht durchschauen wurden Hierfur spricht die auffallige Analogie zwischen der Rolle der mythischen Ur Athener im Abwehrkampf gegen Atlantis und derjenigen der historischen Athener in den Perserkriegen Ausserdem signalisiert Platon die Fiktionalitat mit verschiedenen Hinweisen 97 nbsp Buste Platons romische Kopie des griechischen Platonportrats des Silanion Glyptothek Munchen Entstehung BearbeitenEinigkeit besteht heute daruber dass der Timaios zu den spaten Dialogen zahlt Fur die Spatdatierung spricht vor allem der sprachstatistische Befund Ein gewichtiges stilistisches Argument ist die Vermeidung des Hiats Meist wird angenommen dass es sich um eines der letzten Werke des Philosophen handelt und dass die Abfassung nach 360 v Chr erfolgte Diese Einordnung passt allerdings unter inhaltlichem Gesichtspunkt nicht zu der von zahlreichen Philosophiehistorikern vertretenen revisionistischen Interpretation der Entwicklung von Platons Ontologie Die Revisionisten meinen Platon habe in seiner letzten Schaffensphase die Vorstellung aufgegeben dass die Ideen als urbildliche Muster der Sinnesobjekte aufzufassen seien Im Timaios wird jedoch ein solches Verstandnis der Ideen vorausgesetzt was den Dialog inhaltlich in die Nahe der Werke der mittleren Periode zu rucken scheint Das hat einige Forscher zu einer relativ fruhen Datierung bewogen Nach ihrer Ansicht ist der Timaios das letzte in der mittleren Zeit entstandene Werk Diese vor allem von Gwilym E L Owen vertretene auch mit weiteren Argumenten inhaltlicher und stilistischer Art begrundete Auffassung ist nach der heute vorherrschenden Lehrmeinung widerlegt 98 Eine inhaltlich begrundete Fruhdatierung des Timaios vor der Endfassung des Parmenides ist aber noch 2005 von Kenneth M Sayre verteidigt worden 99 Rezeption BearbeitenKein anderes Werk Platons hat in der europaischen Geistesgeschichte eine grossere Wirkung erzielt als der Timaios Als besonders wirkmachtig erwies sich der Gedanke dass der Mensch analog zum Kosmos konstruiert ist und diesen als Mikrokosmos spiegelt Antike Bearbeiten Bereits in der Antike galt der Timaios als dunkel und schwer verstandlich Er wurde eifrig studiert und kommentiert und oft zitiert Die antiken Ausleger beschaftigten sich insbesondere mit der Frage ob die Schopfungsgeschichte wortlich im Sinne einer Weltentstehung in der Zeit zu verstehen ist oder nur die uberzeitliche Ordnung einer ewigen Welt mit erzahlerischen Mitteln veranschaulichen soll Viele lehnten die wortliche Interpretation ab Die Beantwortung der Frage nach einem zeitlichen Weltanfang wurde als existentielles Problem betrachtet da sie weitreichende philosophische und religiose Konsequenzen hatte Daher fuhrten die Philosophen die Auseinandersetzung mit aussergewohnlicher Intensitat 100 Umstritten war auch die Geschichtlichkeit der Atlantis Erzahlung In der Tetralogienordnung der Werke Platons die anscheinend im 1 Jahrhundert v Chr eingefuhrt wurde gehort der Timaios zur achten Tetralogie Ein Alternativtitel lautete Uber die Natur Vom 4 bis zum 1 Jahrhundert v Chr Bearbeiten In Platons Philosophenschule der Akademie dominierte anscheinend schon bald nach dem Tod des Schulgrunders die Auffassung mit der Schilderung der Weltentstehung konne kein zeitlicher Anfang gemeint sein Dieser Ansicht waren die Schulleiter Speusippos und Xenokrates Sie meinten Platon habe nur aus didaktischen Erwagungen eine zeitliche Darstellung gewahlt in Wirklichkeit habe er die Weltseele fur uberzeitlich und daher auch die Welt fur anfangslos gehalten 101 Platons Schuler Aristoteles zitierte den Timaios haufiger als jeden anderen Dialog seines Lehrers wobei er zum Inhalt sehr kritisch Stellung nahm Er unterstellte Platon die Annahme eines zeitlichen Anfangs der Welt und versuchte diese Ansicht zu widerlegen Nach seiner Kosmologie ist das Universum unentstanden und unverganglich Entstandenes kann prinzipiell nicht unverganglich sein 102 Ausserdem bekampfte er die Seelenlehre des Timaios Anstoss nahm er insbesondere an der Vorstellung die Seele sei eine ausgedehnte Grosse und als Bewegungsprinzip zu bestimmen und ihre raumliche Bewegung sei eine Denkbewegung 103 Die platonische Elementenlehre die Raumkonzeption und die prakosmische Bewegung verwarf Aristoteles ebenfalls Auch Aristoteles Schuler Theophrast und Klearchos von Soloi befassten sich mit dem Timaios Theophrast hielt Atlantis fur historisch In seiner Abhandlung uber die Sinneswahrnehmung De sensibus setzte er sich kritisch mit einzelnen diese Thematik betreffenden Behauptungen im Timaios auseinander 104 Klearchos legte den Bericht uber die Entstehung der Weltseele aus Den ersten nur fragmentarisch erhaltenen Timaios Kommentar oder vielleicht nur eine Auslegung ausgewahlter Passagen des Dialogs verfasste Krantor von Soloi 276 275 v Chr ein Schuler des Xenokrates Aus einem indirekt uberlieferten Fragment des Kommentars scheint hervorzugehen dass Krantor den Atlantis Mythos fur eine geschichtliche Tatsache hielt Diese Stelle gilt als Beleg fur eine fruhe Diskussion um die Geschichtlichkeit der Atlantis Erzahlung Die Interpretation der Stelle ist allerdings umstritten moglicherweise handelt es sich nicht um eine eigene Meinungsausserung Krantors sondern nur um eine Wiedergabe einer Feststellung im Timaios 105 Krantor war der Ansicht der Schopfungsbericht sei nicht im zeitlichen Sinn zu verstehen 106 Epikur 271 270 v Chr kritisierte in seiner Schrift Uber die Natur die geometrische Elementenlehre des Timaios scharf Er bezeichnete sie als lacherlich Seine Argumentation ist nur fragmentarisch uberliefert 107 Cicero ubersetzte im Jahr 45 v Chr oder bald darauf einen Teil des Timaios etwa ein Viertel von Platons Text ins Lateinische Den Einleitungsteil und den Vortrag des Kritias liess er ebenso wie den letzten Teil von Timaios Vortrag weg sein Text beginnt mit den Ausfuhrungen des Timaios uber die philosophischen Voraussetzungen der Kosmologie Ciceros Ubersetzung ist wenngleich luckenhaft erhalten geblieben 108 Der fruhe Mittelplatoniker Eudoros von Alexandria der wohl um die Mitte und in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts v Chr aktiv war verfasste eine heute verlorene Schrift bei der es sich entweder um einen Kommentar zum ganzen Timaios oder um Erlauterungen zu Platons Ausfuhrungen uber die Weltseele handelte Er hielt die Welt fur unentstanden und fasste den Schopfungsbericht metaphorisch auf 109 Vom 1 bis zum 3 Jahrhundert Bearbeiten In den ersten drei Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung war der Timaios Platons beruhmtestes Werk wie eine Fulle von Zitaten zeigt Er wurde nicht nur in philosophischen Kreisen studiert sondern war auch einer breiten gebildeten Offentlichkeit vertraut man konnte davon ausgehen dass jeder Gebildete ihn gelesen hatte 110 Der judische Philosoph und Theologe Philon von Alexandria verwertete Gedankengut des Timaios bei seiner Auslegung der Genesis Er war von Parallelen zwischen den beiden Schopfungsberichten stark beeindruckt 111 Der Geschichtsschreiber und Philosoph Plutarch verfasste eine Abhandlung uber die Erschaffung der Weltseele nach dem Timaios und eine weitere heute verlorene uber die Entstehung des Kosmos Er pladierte nachdrucklich fur die zeitliche Interpretation des Schopfungsberichts Ausserdem ging er in seinen Platonischen Fragen Quaestiones Platonicae auf einzelne Probleme und Stellen des Dialogs ein 112 Christliche Autoren behaupteten Platon habe im Timaios theologisches Wissen verwertet das er nicht durch eigene Erkenntnis gewonnen sondern den Schriften des Moses entnommen habe Abhangigkeit von der Lehre des Moses unterstellten ihm Justin der Martyrer 2 Jahrhundert Clemens von Alexandria 2 3 Jahrhundert und der unbekannte Verfasser der Cohortatio ad Graecos Pseudo Justin 113 Zu den Mittelplatonikern die im 2 und 3 Jahrhundert Kommentare zum Timaios verfassten zahlten Severos Lukios Kalbenos Tauros Attikos Harpokration von Argos im Rahmen eines umfassenden Platonkommentars und Longinos 114 Diese heute verlorenen Kommentare sind nur aus Erwahnungen und Zitaten in spaterer antiker Literatur bekannt Attikos sprach sich in seinem offenbar umfangreichen Werk fur eine wortliche Interpretation von Platons Aussagen uber die Entstehung der Welt und der Weltseele aus womit er sich Plutarchs Meinung einer Minderheitsposition unter den Platonikern anschloss Von den Mittelplatonikern Ailianos und Demokritos sind Ausserungen zu Einzelfragen uberliefert die entweder aus Kommentaren zum gesamten Timaios oder aus Spezialuntersuchungen zu bestimmten Aspekten des Dialogs stammen Die uberlieferten Angaben uber die Timaios Auslegung des Platonikers Origenes basieren vermutlich auf Aufzeichnungen eines Schulers aus einer Lehrveranstaltung dieses Gelehrten 115 Stark vom Timaios beeinflusst war der Mittelplatoniker Numenios der um die Mitte des 2 Jahrhunderts lebte Er hielt den Atlantismythos fur reine Fiktion ohne historischen Hintergrund und deutete ihn allegorisch im Rahmen seiner Version der platonischen Seelenlehre Nach seiner Uberzeugung existiert im Kosmos neben der guten Weltseele eine zweite Seele die ebenfalls unsterblich aber von Natur aus bose ist Die bose Seele hielt er fur die Ursache der Selbstbewegung der Materie Ausserdem machte er sie fur die Entstehung alles Schlechten im Menschen verantwortlich Den Abstieg der Einzelseelen in die Korperwelt ihr Eintreten in die menschlichen Korper betrachtete er grundsatzlich als ein Ungluck Nach seiner Auslegung versinnbildlicht der Kampf der Ur Athener gegen die Streitmacht von Atlantis die Auseinandersetzung zwischen der Schar der besseren Seelen unter der Leitung der Gottin Athene der Reprasentantin der Vernunft und der zahlenmassig uberlegenen Gruppe der schlechteren Seelen die dem Meeresgott Poseidon unterstehen 116 Im 2 Jahrhundert entstand der Timaios Kommentar des Peripatetikers Adrastos von Aphrodisias der spateren Gelehrten als wertvolles Handbuch diente aber heute bis auf Fragmente verloren ist Es handelte sich vermutlich in erster Linie oder ausschliesslich um eine Erklarung von technischen Einzelheiten Adrastos ging ausfuhrlich auf die Zahlenlehre und ihre Rolle in der Kosmologie und in der Musiktheorie ein 117 Der Peripatetiker Alexander von Aphrodisias verteidigte in der Frage der Ewigkeit der Welt den aristotelischen Standpunkt Der beruhmte Arzt Galen verfasste einen Kommentar zum Timaios von dem teils umfangreiche Fragmente erhalten sind Er bot nicht nur Erlauterungen sondern nahm auch inhaltlich Stellung Ausserdem erstellte er eine Zusammenfassung des Dialoginhalts die heute nur in einer arabischen Teilubersetzung vorliegt Sein besonderes Interesse galt psychosomatischen Zusammenhangen Er war aufgrund seiner Erfahrungen der Uberzeugung dass korperliche Faktoren seelische Krankheiten hervorrufen und berief sich dafur zusatzlich auf den Timaios 118 Mit Plotin 270 dem Begrunder des Neuplatonismus begann eine neue Epoche der Timaios Rezeption Die Neuplatoniker interpretierten den Dialog im Sinne ihres Weltbilds Sie pladierten vehement fur die Ungeschaffenheit des Kosmos die zu ihren Grunduberzeugungen zahlte 119 Plotins Schuler Porphyrios 301 305 schrieb einen in der Folgezeit sehr einflussreichen Timaios Kommentar Sein grundlich ausgearbeitetes nur fragmentarisch erhaltenes Werk wurde zur Grundlage fur die spatere antike Kommentierung des Dialogs 120 Spatantike Bearbeiten In der Spatantike lag die Untersuchung und Kommentierung des Timaios in der Hand der Neuplatoniker Iamblichos um 320 325 der eine sehr einflussreiche neuplatonische Schulrichtung begrundete verfasste einen umfangreichen Kommentar von dem 90 Fragmente erhalten sind 121 Darin setzte er sich kritisch mit der Sichtweise des Porphyrios auseinander Die spateren Neuplatoniker sahen wie schon Iamblichos im Parmenides und im Timaios die beiden grundlegenden Schriften der klassischen Philosophie von denen die eine die Metaphysik die andere die Naturlehre darlege Im Studiengang der spatantiken Philosophenschulen bildete das Studium dieser beiden Dialoge den kronenden Abschluss der philosophischen Ausbildung 122 Im 4 Jahrhundert verfasste der Dichter Tiberianus einen lateinischen Hymnus in 32 Hexametern in dem er von der hochsten Gottheit Erkenntnis uber die Schopfung und die im Kosmos wirkenden Gesetze Ursachen und Krafte erbat Dabei orientierte er sich an zentralen Themen des Timaios 123 Im 4 oder 5 Jahrhundert ubertrug der Gelehrte Calcidius den Anfangsteil des Timaios etwas weniger als die Halfte des Werks ins Lateinische und verfasste einen lateinischen Kommentar in dem er den ubersetzten Text nur selektiv behandelte aber auf die aus seiner Sicht wesentlichen Themen ausfuhrlich einging Er brachte seine Auffassung selbstbewusst zur Geltung und grenzte sich kritisch von der Tradition der Timaios Kommentierung ab Den Schopfungsbericht deutete er im Sinne einer nichtzeitlichen Weltentstehung Als Hauptthema des Dialogs bezeichnete er die naturliche Gerechtigkeit die als gottliche Einrichtung die Grundlage des in der Politeia erorterten positiven Rechts sei 124 Grundlich studiert wurde der Timaios in der neuplatonischen Philosophenschule von Athen die an die Tradition der platonischen Akademie anknupfte Proklos 485 ein sehr angesehener Scholarch Leiter dieser Schule verfasste den bedeutendsten spatantiken Kommentar zu dem Dialog Ein grosser Teil seines Werks ist erhalten geblieben Da sich Proklos eingehend mit der alteren Fachliteratur auseinandersetzte und auch zahlreiche Interpretationen seines Lehrers Syrianos anfuhrte ist sein Kommentar eine wertvolle Quelle fur die fruhere Geschichte der Timaios Rezeption Die Atlantis Erzahlung betrachtete Proklos als allegorische Darstellung des kosmischen Konflikts zwischen der ordnenden gottlichen Macht und der ihr Widerstand leistenden Materie 125 Er wandte sich gegen die Auffassung des Aristoteles wonach Platon die Weltseele zugleich als Denkvermogen und als ausgedehnte Grosse beschrieben hat und das Denken der Seele mit der Kreisbewegung des Alls gleichgesetzt hat Nach Proklos Verstandnis ist Platons Weltseele ausdehnungslos und die Bewegung des Weltalls nur ein physisches Abbild des seelischen Denkens Damit wandte sich Proklos gegen die wortliche Interpretation die fur Aristoteles die Grundlage seiner Kritik am Timaios bildete 126 Verloren sind heute die Kommentare von Proklos Schuler Asklepiodotos von Alexandria und des nach 538 gestorbenen Damaskios des letzten Scholarchen der Athener Philosophenschule 127 Damaskios setzte sich kritisch mit der Timaios Interpretation des Proklos auseinander Der Philosoph Boethius 524 526 stellte in die Mitte seines Hauptwerk Consolatio philosophiae Der Trost der Philosophie das spater beruhmt gewordene mit den Worten O qui perpetua beginnende Gedicht in dem er Kerngedanken des von Calcidius ubersetzten Teils des Timaios zusammenfasste 128 In seinem Lehrbuch De institutione musica Einfuhrung in die Musik beschrieb Boethius musikalische Konsequenzen aus der im Timaios dargestellten mathematischen Weltordnung Die Plagiatslegende Bearbeiten Schon in der Epoche des Hellenismus kursierte das Gerucht der Timaios sei ein Plagiat Es wurde behauptet Platon habe fur viel Geld ein pythagoreisches Buch gekauft dem er die im Timaios dargelegten naturphilosophischen Lehren entnommen habe Im 3 Jahrhundert v Chr schrieb der Philosoph Timon von Phleius in satirischen Versen Platon habe sich nach dem Kauf dieser Schrift an die Arbeit gemacht Hermippos ein jungerer Zeitgenosse Timons berichtete von verschiedenen Versionen des Geruchts denen zufolge es sich um ein Werk des Pythagoreers Philolaos gehandelt habe das Platon in Italien erworben habe 129 Die Plagiats Unterstellung die in der modernen Forschung einhellig fur abwegig gehalten wird wirkte bis in die Spatantike stark nach Eine Schrift mit dem Titel Uber die Natur des Kosmos und der Seele die in mehr als funfzig Handschriften uberliefert ist galt als authentisches Werk des Timaios von Lokroi Man glaubte Platon habe diese Schrift als Vorlage fur den Vortrag des Timaios in seinem Dialog verwendet Tatsachlich stimmt sie im Aufbau weitgehend mit Platons Text uberein und enthalt eine zusammenfassende Darstellung der Ausfuhrungen der Dialogfigur Timaios 130 Sogar Platoniker wie Proklos nahmen an Platon habe sich auf das vermeintliche Werk des Pythagoreers Timaios von Lokroi gestutzt 131 Erst moderne philologische Untersuchungen haben gezeigt dass die Abhandlung Uber die Natur des Kosmos und der Seele aus dem spaten 1 Jahrhundert v Chr oder aus dem 1 Jahrhundert n Chr stammt und auf Platons Timaios basiert Mittelalter Bearbeiten Die alteste erhaltene mittelalterliche Handschrift des griechischen Originaltextes wurde im 9 Jahrhundert im Byzantinischen Reich angefertigt 132 In West und Mitteleuropa war der Originaltext nicht zuganglich dort waren die Gelehrten auf die antiken lateinischen Teilubersetzungen von Calcidius und Cicero angewiesen Wegen der Unvollstandigkeit beider Ubersetzungen war ein betrachtlicher Teil des Dialogs unbekannt Calcidius Ubersetzung und Kommentar waren ausserordentlich verbreitet und einflussreich Oft unterschieden mittelalterliche Leser nicht zwischen den Ansichten Platons und denen des Calcidius sondern betrachteten den Dialog und den Kommentar inhaltlich als Einheit 133 Ausserdem gelangte Gedankengut des Timaios auf indirektem Weg uber Werke spatantiker Autoren ins Mittelalter Eine starke Wirkung entfalteten insbesondere Boethius Trost der Philosophie und sein musiktheoretisches Lehrbuch das fur die mittelalterliche Musiktheorie wegweisend war 134 Vom Beginn des Fruhmittelalters bis zum 11 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Mittelalterliche Handschrift des Timaios Kommentars des Calcidius Vatikan Codex Reginensis Latinus 1308 11 Jahrhundert Abschriften von Calcidius Ubersetzung und Kommentar waren in Gallien schon im 6 Jahrhundert in Hispanien spatestens im 7 Jahrhundert vorhanden 135 Im 9 Jahrhundert entnahm der Philosoph Johannes Scottus Eriugena dem Werk des Calcidius wesentliche Anregungen er war von der Belebtheit des Kosmos uberzeugt Zwei bedeutende fruhmittelalterliche Gelehrte Abbo von Fleury 1004 und Gerbert von Aurillac 1003 studierten sowohl den Timaios als auch den Kommentar Im 11 Jahrhundert steigerte sich das Interesse am Timaios betrachtlich Die zunehmende Glossierung von Handschriften des Dialogs und des Kommentars zeugt von der wachsenden Intensitat der Auseinandersetzung mit den Inhalten 136 Die starkere Rezeption rief aber auch Kritik hervor als Wortfuhrer streng kirchlich orientierter Kreise polemisierte Manegold von Lautenbach gegen die Wertschatzung und Christianisierung der platonischen Naturphilosophie 12 Jahrhundert Bearbeiten Im 12 Jahrhundert erreichte die mittelalterliche Rezeption des Dialogs ihre grosste Intensitat Viele Abschriften wurden angefertigt In der stark vom Platonismus gepragten Schule von Chartres die eine der bestimmenden geistigen Krafte ihrer Zeit war bildete die Kosmogonie und Kosmologie des Timaios einen thematischen Schwerpunkt Bernhard von Chartres nach 1124 die erste pragende Gestalt der Schule von Chartres verfasste einen Timaios Kommentar in Glossenform Das fur den Unterricht konzipierte Werk zeigt das Bemuhen des Autors um ein genaues Textverstandnis und seine intensive eigenstandige Auseinandersetzung mit dem Inhalt Er versuchte nicht den Timaios zu christianisieren Besonderes Gewicht legte Bernhard auf das schon von Calcidius hervorgehobene Konzept einer naturlichen Gerechtigkeit naturalis iustitia das er fur das eigentliche Thema des Dialogs hielt 137 Wilhelm von Conches nach 1154 ein namhafter Vertreter der Schule von Chartres kommentierte den Timaios ebenfalls Seine Auslegung des Dialogs rief ein starkes allerdings teilweise negatives Echo hervor Als Platoniker versuchte er die Schopfungsgeschichte der Bibel mit einer metaphorischen Interpretation der Weltschopfungserzahlung im Timaios in Einklang zu bringen Dabei brachte er die platonische Weltseele vorsichtig mit dem Heiligen Geist in Verbindung Auch andere Gelehrte des 12 Jahrhunderts Abaelard und Thierry von Chartres sahen in der Weltseele das platonische Gegenstuck zum Heiligen Geist Das war allerdings theologisch sehr problematisch da bei Platon die Weltseele etwas Gewordenes ein Teil der Schopfung ist wahrend der Heilige Geist nach dem christlichen Glauben eine Person der gottlichen Dreifaltigkeit und als solche ungeschaffen ist Daher formulierte Wilhelm von Conches seine Meinung als blosse Hypothese und Abaelard betonte die platonische Lehre von der Weltseele sei nicht konkret sondern nur gleichnishaft gemeint Dennoch sahen die einflussreichen Theologen Bernhard von Clairvaux und Wilhelm von Saint Thierry in der Christianisierung der Weltseele Haresie und bekampften sie nachdrucklich 138 Wilhelm von Conches meinte die naturliche Gerechtigkeit sei in der gesetzmassigen Struktur des Kosmos und der Harmonie der naturlichen Bewegungsablaufe erkennbar Sie zeige sich im Lauf der Himmelskorper ebenso wie in der eintrachtigen Verbindung der Elemente oder in der elterlichen Liebe Das Verstandnis dafur vermittle der Timaios dem Leser Platons Schrift zeige dass im sichtbaren Kosmos die gottliche Macht Weisheit und Gute zu erkennen sei Durch die Erkundung der Natur werde man dazu angeregt Gott nicht nur zu verehren und zu lieben sondern auch nachzuahmen Mit solchen Uberlegungen begrundete Wilhelm sein naturkundliches Forschungsprogramm Indem er die so legitimierte Naturbetrachtung als Aufgabe des Menschen bestimmte wertete er die Naturwissenschaft auf eine fur damalige Verhaltnisse umwalzende Weise auf 139 Aus theologischer Sicht interessant war die aus Uberlegungen im Timaios abgeleitete Behauptung die Welt habe so geschaffen werden mussen wie sie ist denn der Schopfer konne nicht von seiner eigenen Natur abweichen die ihm eine bestimmte Handlungsweise die jeweils optimale zwingend vorschreibe Demnach hatte Gott keinesfalls eine bessere Welt erschaffen konnen denn wenn das moglich ware hatte er es notwendigerweise getan Diese Gottes Allmacht einschrankende und daher theologisch problematische Behauptung vertrat Petrus Abaelardus in seinem Werk Theologia scholarium Dabei berief er sich auf den Timaios wo Platon die Richtigkeit der These bewiesen habe 140 1141 wurde die These auf der Synode von Sens als haretisch verurteilt Der Philosoph und Dichter Bernardus Silvestris schuf in den 1140er Jahren das Prosimetrum Cosmographia eine mythische Darstellung der Weltentstehung Dabei entnahm er dem Timaios wesentliche Anregungen 141 In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts ging die Begeisterung fur die platonische Naturphilosophie deutlich zuruck Sowohl im theologischen Diskurs als auch bei naturwissenschaftlichen Fachautoren setzte sich eine skeptischere Haltung gegenuber der Autoritat des antiken Philosophen durch 142 Spatmittelalter Bearbeiten Albert der Grosse 1280 einer der angesehensten Gelehrten seiner Epoche setzte sich intensiv mit Platons naturphilosophischer Schrift auseinander Ansonsten war aber das Interesse der Theologen und Philosophen am Timaios im Verlauf des 13 Jahrhunderts stark rucklaufig In den Wissenschaften wurde der Platonismus zuruckgedrangt unter dem Einfluss neuer lateinischer Aristoteles Ubersetzungen setzte eine Wende zu aristotelischem Gedankengut ein Im 14 und fruhen 15 Jahrhundert wurden nur wenige Abschriften des Timaios angefertigt Im 15 Jahrhundert intensivierte sich die Beschaftigung mit dem Dialog wiederum deutlich Vereinzelt entstanden im Spatmittelalter noch neue Kommentare 143 Dante ging in seiner Divina commedia im vierten Gesang des Paradiso ausfuhrlich auf die Seelenlehre des Timaios ein Auf seiner im Paradiso geschilderten Himmelsreise wird der zweifelnde Dante von seiner Fuhrerin Beatrice belehrt Sie unterscheidet zwischen einer wortlichen und einer ubertragenen Auslegung dessen was Timaios im Dialog uber die Heimkehr der Seelen zu ihren Heimatsternen behauptet Die wortliche Auslegung entspreche nicht den Tatsachen doch wenn man die Worte des Timaios allegorisch verstehe konne darin Wahrheit zu finden sein 144 Arabischsprachiger Raum Bearbeiten Im arabischsprachigen Raum gehorte der Timaios im Mittelalter zu den bekanntesten Dialogen Platons wie zahlreiche Bezugnahmen in der arabischen Literatur zeigen Er wurde im 9 Jahrhundert von dem Gelehrten Yaḥya ibn al Biṭriq der zum Umkreis des Philosophen al Kindi zahlte ins Arabische ubersetzt Spater wurde diese Ubersetzung von Ḥunain ibn Isḥaq und oder Yaḥya ibn ʿAdi uberarbeitet Auch Galens Zusammenfassung des Dialogs war arabischsprachigen Gelehrten teilweise zuganglich sie lag ihnen in einer von Ḥunain ibn Isḥaq stammenden Teilubersetzung vor 145 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Anfang der lateinischen Timaios Ubersetzung Ficinos gedruckt in Venedig 1491Der lateinische Timaios und der Kommentar des Calcidius gehorten zu den antiken Werken die den Humanisten der Fruhrenaissance vertraut waren Einen neuen Impuls brachte die Wiederentdeckung des vollstandigen griechischen Originaltextes Der Humanist Marsilio Ficino fertigte eine lateinische Ubersetzung des gesamten Dialogs an Er veroffentlichte sie 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon Ubersetzungen Damit machte er den ganzen Text erstmals einem breiteren Lesepublikum zuganglich Ausserdem verfasste er einen Kommentar zu dem Dialog das Compendium in Timaeum dessen definitive Fassung 1496 gedruckt wurde 146 nbsp Platon links den Timaios haltend und Aristoteles Ausschnitt aus Raffaels Die Schule von Athen wohl 1510 1511 Stanza della Segnatura VatikanDie herausragende Rolle des Timaios in der platonischen Tradition und in der abendlandischen Geistesgeschichte fand eine kunstlerische Wurdigung in Raffaels beruhmtem wohl 1510 1511 geschaffenem Fresko Die Schule von Athen wo Platon mit diesem Werk in der Hand dargestellt ist Mit der Rechten weist Platon auf den sichtbaren Himmel das heisst auf dessen unveranderliche schlechthin musterhafte Ordnung das Vorbild an dem nach dem Timaios der Mensch sein Leben ausrichten soll 147 Die Erstausgabe des Originaltextes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio als Teil der ersten griechischen Gesamtausgabe der Werke Platons Der Herausgeber war Markos Musuros Im 16 Jahrhundert wurden vier neue Kommentare publiziert und zahlreiche Gelehrte nahmen in ihren Schriften auf Platons Werk Bezug 148 nbsp Der Anfang des Timaios in der Erstausgabe Venedig 1513Johannes Kepler hielt den Timaios fur eine pythagoreische Version des biblischen Schopfungsberichts Er teilte grundlegende Uberzeugungen Platons und verwertete Gedanken des Dialogs fur seine kosmologischen Hauptwerke Mysterium cosmographicum 1596 und Harmonices mundi libri V 1619 doch lehnte er die im Timaios vorgetragene Theorie der Materie ab 149 Voltaire veroffentlichte 1756 seine Erzahlung Songe de Platon Platons Traum eine satirische Bearbeitung des Timaios Stoffs 1794 verfasste Friedrich Wilhelm Joseph Schelling den Aufsatz Timaeus ein Jugendwerk in dem er ausgewahlte Teile des Dialogs erorterte Sein Interesse galt vor allem dem aufnehmenden Prinzip fur das er den Begriff Materie verwendete Gemeint war nicht Materie im physikalischen Sinn sondern Platons gestaltlose prakosmische Proto Materie die spater ein zentrales Thema von Schellings Naturphilosophie wurde Es ging ihm um die Konstruktion der Materie um die Frage wie die Entstehung einer sichtbaren Korperwelt gedacht werden kann wenn alles was in ihr Form ist der reinen Vernunft zugeordnet ist Die Ideen fasste er im Sinne der Terminologie Kants als die Begriffe der reinen Vernunft und des reinen Verstandes auf Spater wandte sich Schelling jedoch vom kosmologischen Modell des Timaios ab indem er die Vorstellung eines eigenstandigen materiellen Prinzips verwarf Diesen Bruch vollzog er so konsequent dass er 1804 sogar bestritt dass Platon der Verfasser des Timaios sei Dennoch hielt er daran fest dass der Timaios der fruheste Vorlaufer seiner positiven Philosophie sei 150 Moderne Bearbeiten Altertumswissenschaftliche Forschung Bearbeiten Wie auch bei anderen Dialogen ist die Frage inwieweit der Text Ruckschlusse auf Platons eigene Position ermoglicht kontrovers diskutiert worden 1928 veroffentlichte der Platon Forscher Alfred Edward Taylor einen Timaios Kommentar in dem er bestritt dass die Lehre des Timaios Platons Meinung entspricht Taylor meinte Platon lasse die Hauptfigur des Dialogs eine pythagoreische Auffassung vortragen die er selbst nicht teile 151 Die Gegenposition begrundete Francis Macdonald Cornford in seinem 1937 publizierten umfangreichen Timaios Kommentar der in der Folgezeit zur Standarddarstellung wurde Cornfords Deutung wonach es sich um Platons eigene Kosmologie handelt 152 hat sich in der Folgezeit durchgesetzt ist aber auch im 21 Jahrhundert nicht ganz unbestritten 2003 trug Rainer Enskat die Hypothese vor Sokrates verzichte auf eine kritische Prufung von Timaios These uber das Abbildverhaltnis der Zeit zur Ewigkeit nur hoflichkeitshalber wegen seines Status als beschenkter Gast obwohl diese These aus sokratischer Sicht problematisch sei 153 In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts war insbesondere die Frage der inhaltlichen und chronologischen Einordnung des Timaios in das Gesamtwerk des Autors Gegenstand zahlreicher Untersuchungen Dabei ging es vor allem um das Problem der Funktion der Ideen als Muster Da dieses Konzept von Platons Timaios nicht zu einem nach dem Dialog Parmenides entstandenen Spatwerk des Philosophen zu passen schien wurden verschiedene Losungsvorschlage vorgetragen und diskutiert 154 Philosophische Aspekte Bearbeiten Georg Wilhelm Friedrich Hegel befasste sich in den 1820er Jahren mit dem Timaios Die naturphilosophischen Einzelheiten hielt er fur unwesentlich Er kritisierte die Vermischung von Vorstellung und begrifflicher Philosophie und urteilte Platon habe uber die philosophische Beschaffenheit der Sache selbst noch kein Bewusstsein gehabt Fur Hegel lag ein fundamentaler Mangel darin dass Platon nicht berucksichtigt habe dass die Natur zugleich Geist sei Andererseits lobte Hegel den Gedanken dass Gott neidlos sei und wandte sich nachdrucklich gegen die Vorstellung eines abwesenden unzuganglichen Gottes Gott musse neidlos und daher erkennbar sein Den erschaffenden Demiurgen hielt Hegel zwar fur einen leeren Begriff doch meinte er Platons Konzept eines erzeugten Gottes habe uber diese Leerheit hinausgefuhrt erst der erzeugte Gott sei das Wahrhafte Grosses Gewicht legte Hegel auf die Proportionenlehre und die Seelenlehre im Timaios die er im Sinne seiner eigenen Denkweise auslegte Den dialektischen Gedanken der Einheit der Gegensatze fand er in der Beschreibung der Zusammensetzung der Weltseele ausgesprochen dies sei eine der beruhmtesten tiefsten Stellen Platons In der Seelenmischung sah er die Vereinigung von Einheit und Vielheit Identitat und Verschiedenheit in absoluter die Unterschiede in sich enthaltender Identitat 155 Der Neukantianer Paul Natorp ausserte 1903 die Ansicht der Demiurg sei nicht als konkrete vom Prinzip der Bestimmung getrennte Substanz aufzufassen Vielmehr meine Platon mit dem Schopfer des Kosmos die Idee der Idee das Gesetz der Gesetzlichkeit uberhaupt Diese Idee verwirkliche sich und bewirke damit das Werden und konkrete Sein nach Massgabe der Ideen das heisst der besonderen Bestimmtheiten Auch in der Weltschopfungslehre des Timaios halte Platon an der Gesetzesbedeutung der Idee fest deren Geltung die des Logischen schlechthin sei Unter den Urbildern seien die Pradikate wissenschaftlicher Urteile zu verstehen unter den Abbildern die bestimmten Pradikationen von diesem und diesem Das Dritte aus beiden Platons Raum sei das wissenschaftliche Urteil x ist A 156 Der Neukantianer Nicolai Hartmann befasste sich in einer 1909 veroffentlichten Untersuchung mit dem Aufnehmenden im Timaios worin sich das Werden abspielt Er betonte dass es schwer fasslich sei denn es fehle ein angemessener Begriff in dem es zur Ruhe kommen konnte Platon bestimme das Aufnehmende als das Raumliche ein stoffliches Substrat solle man darin nicht suchen Die Annahme eines Urstoffs sei Platon nicht zu unterstellen vielmehr habe er sie direkt verworfen und der Materie kein eigenstandiges Sein als zweites Urprinzip eingeraumt Die Struktur allein mache fur ihn das ganze Wesen des Korpers aus erst das Raumliche konstituiere am Werdenden den Korper Das Werden an dem die ganze Reihe der Ideen beteiligt sei und der Raum seien die beiden Faktoren deren Zusammenwirken das erscheinen lasse was wir das Stoffliche Korperliche nennen und dieses Erscheinen sei das Dasein Korper sei nichts anderes als geometrisch begrenzter Raum Das sei Platons Losung des Problems der Materie Sie sei zwar unzulanglich doch sei erst auf der Grundlage neuzeitlicher Naturwissenschaft ein daruber hinausfuhrender Erkenntnisfortschritt moglich geworden 157 Bertrand Russell fallte 1945 ein vernichtendes Urteil Er befand der Timaios sei philosophisch unbedeutend und sein starker Einfluss auf die Geistesgeschichte merkwurdig denn es stehe darin bestimmt mehr schlechthin Torichtes als in Platons sonstigen Schriften 158 Der Naturphilosoph Klaus Michael Meyer Abich nahm 1973 zur Bedeutung des eikos mythos im Timaios Stellung Nach seinem Verstandnis geht es um die Bedingungen unter denen Physik als Wahrheit gegeben sein kann Fur Meyer Abich ist Platons Mythos eine qualitative Naturkunde die betrieben wird weil es keinen Sinn hat auf die quantitativen Verhaltnisse einzugehen solange sie nicht durch einen wirklichkeitsgemassen Logos eine mathematische Naturbeschreibung begrundet werden konnen Platon habe im Timaios die Mathematik und Naturwissenschaft seiner Zeit kritisiert da sie ihre Voraussetzungen nicht hinterfragt habe Hierzu erinnerte Meyer Abich an Heideggers Feststellung Die Wissenschaft denkt nicht Allerdings konstatierte er auch dass Platons Untersuchung der Voraussetzungen zu etwas fuhre das im Zusammenhang eines wirklichkeitsgemassen Logos als Mythos erscheinen musse Moglicherweise sei die Wahrheit eines jeglichen Logos letztlich nur als Mythos gegeben 159 Hans Georg Gadamer legte 1974 seine Interpretation des Dialogs vor Er stellte sich die Aufgabe die mythische Erzahlung in die eigentliche Dialektik zu integrieren Platon wechsle nicht sorglos zwischen mythischen und theoretischen Elementen des Textes sondern komponiere bewusst Gadamer betonte der Demiurg sei nicht bei der geometrischen Konstitution der Elemente beteiligt sondern ubernehme die von der Notwendigkeit vorgeordneten Elemente Er erschaffe nicht sondern erzeuge nur Ordnung 160 Jacques Derrida widmete 1987 der chora dem aufnehmenden Prinzip im Timaios einen Essay in dem er diskurstheoretische Folgerungen aus Platons Einfuhrung der dritten Gattung zog Er meinte das von Platon mit chora Bezeichnete fordere die Logik der Binaritat des Ja oder Nein heraus Somit unterstehe die chora moglicherweise einer anderen Logik Sie schwanke nicht zwischen zwei Polen sondern zwischen zwei Gattungen des Schwankens der zweifachen Ausschliessung weder noch und der Teilnahme zugleich Die Logik oder Meta Logik dieses Uber Schwankens konne von den Gattungen des Seins zu den Gattungen des Diskurses verschoben werden Der Diskurs uber chora spiele fur die Philosophie eine Rolle analog zu der welche chora fur den Gegenstand des Diskurses den Kosmos spiele Die Philosophie sei nicht in der Lage von dem dem ihre Annaherung gelte direkt im Modus der Wachsamkeit zu sprechen 161 Naturwissenschaftsgeschichtliche Aspekte Bearbeiten Im 20 Jahrhundert wurde der Timaios als wissenschaftsgeschichtlicher Faktor kontrovers beurteilt Manche Wissenschaftshistoriker nahmen einen ungunstigen Einfluss Platons auf die Entwicklung der Naturwissenschaft an und sahen darin einen Unglucksfall Sie wiesen auf seine Geringschatzung der empirischen Forschung hin die eine Gegenposition zur Grundlage der experimentellen Naturwissenschaft sei Ausserdem wurde geltend gemacht der Timaios sei hinsichtlich seiner naturwissenschaftlichen Hypothesen insgesamt ein Fehlschlag Ferner wurde die Originalitat der naturkundlichen Ausfuhrungen von Platons Timaios bestritten diese seien nur das Ergebnis einer Vermischung von damals bereits bekannten Theorien Ein weiteres Argument lautete Platon sei als Metaphysiker und Mystiker naturwissenschaftlich nicht ernst zu nehmen 162 Die Gegenposition vertraten eine Reihe von Philosophen und Altertumswissenschaftlern darunter Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Alfred North Whitehead Paul Shorey und Paul Friedlander Zur Begrundung einer positiven Einschatzung wurde unter anderem vorgebracht Platons Mathematisierung der Naturforschung sei als zukunftsweisender Fortschritt zu wurdigen seine Annahme einer mathematischen Struktur der Natur mache ihn zu einem Vorlaufer des modernen naturwissenschaftlichen Denkens Wilamowitz und Whitehead machten geltend Platon stehe in gewisser Hinsicht der modernen naturwissenschaftlichen Denkweise naher als Aristoteles 163 Die positive Einschatzung zu deren anfanglicher Formulierung und Begrundung Whitehead einen massgeblichen Beitrag leistete ist seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts vorherrschend Werner Heisenberg berichtet in seiner Autobiografie ausfuhrlich von seinem bereits 1919 erfolgten erstmaligen Studium des griechischen Platotextes Er habe die in diesem Text vorgetragenen Gedanken zunachst fur ganz absurd gehalten Er sehe aber jetzt hier zum ersten Mal einen Weg vor sich da diese Erklarungen nun auf einmal plausibel erschienen Der Physiker stimmt mit Platos Timaios uberein dass die Welt im Innersten von mathematischen Formen zusammengehalten werde und die klassische Vorstellung der Trennung von Geist und Materie uberholt sei Die Zahlenmystik der Quantenphysik erinnerte ihn an die Beobachtungen der alten Pythagoreer nach denen zwei schwingende Saiten dann harmonisch zusammen klingen wenn bei gleicher Spannung ihre Langen in einem ganzzahligen Verhaltnis stehen S 47 164 Der Physiker wies auch 1958 darauf hin dass die Elementarteilchen im Timaios letzten Endes nicht Stoff sondern mathematische Form seien Diesbezuglich bestehe eine Ubereinstimmung mit der Quantentheorie 165 Karl Popper befand 1962 Platon habe eine spezifisch geometrische Fassung der zuvor rein arithmetischen Atomtheorie vorgetragen Durch diese Weichenstellung sei die Geometrie und nicht die Arithmetik das grundlegende Instrument aller physikalischen Erklarungen und Beschreibungen geworden sowohl in der Theorie der Materie als auch in der Kosmologie Damit habe Platon die Misere des griechischen Atomismus in eine bedeutende Errungenschaft verwandelt Die geometrische Kosmologie sei seine grosste Leistung 166 1968 urteilte Geoffrey Lloyd der Timaios markiere ein neues Stadium der Auseinandersetzung mit zahlreichen typischen Problemen der fruhen griechischen Naturphilosophie In der Physik sei sein geometrischer Atomismus eine originelle Losung der zentralen Frage nach den kleinsten Bausteinen der materiellen Objekte 167 1978 wies Karin Alt auf den Unterschied zwischen einer alteren und einer neueren Perspektive hin Im Rahmen der alteren von der Denkweise des 19 Jahrhunderts gepragten Vorstellungen wirke Platons Konzeption des Materiellen abwegig und naiv von den Voraussetzungen der neueren Physik her sei sie hingegen zuganglich und faszinierend Seine Vorstellung des Korperlich Raumlichen sei von der Struktur bestimmt und konne insofern in aufregendem Masse modern genannt werden Allerdings wirke in seiner Durchfuhrung und Anwendung der Konzeption einiges unklar widerspruchlich und absonderlich 168 Hans Gunter Zekl bezeichnete 1992 die Materie und Raumtheorie des Timaios als produktive Transformation der Theoreme der damals modernen Atomistik und Alternativmodell zu ihnen Der Vortrag des Timaios biete eine grosse Synthese aller bisherigen Naturforschung die den aufgenommenen Stoff auf ein hoheres Reflexionsniveau hebe 169 Carl Friedrich von Weizsacker hielt 1970 einen Vortrag uber die Geschichte der platonischen Naturwissenschaft Er stellte fest die moderne Physik gehe gleichsam rekapitulierend die verschiedenen bei Platon entworfenen Gedanken durch allerdings mit einer anderen Auffassung von der Zeit Im Timaios habe Platon ein Derivationssystem entworfen mit dem er das was das Wesen eines Elements ausmache uber die Dreiecke und uber die Linie auf die Zahl zuruckfuhre Damit habe er einen Versuch einer deduktiven Naturwissenschaft unternommen Dahinter stehe der Gedanke der Einheit der Natur wie in der modernen Physik deren Entwicklung auf die Entdeckung einer Einheit als Grundprinzip zusteuere Eine Vollendung der Physik so wie sie heute als moglich am Horizont zu stehen scheint verlangt nach Weizsackers Einschatzung eine philosophische Reflexion die der platonischen als Partner gegenuberstehen wurde 170 2010 publizierte der Physik Nobelpreistrager Anthony James Leggett einen Aufsatz in dem er aus der Perspektive der modernen Physik und Kosmologie auf die im Timaios erorterten Fragen einging 171 Im Vordergrund des Interesses stehen seit jeher die physikalischen Aspekte doch wird in der naturwissenschaftsgeschichtlichen Forschung auch darauf hingewiesen dass die Ausfuhrungen von Platons Timaios uber die Eigenschaften und Reaktionen von Stoffen chemische Uberlegungen enthalten In diesem Sinne ist bei Klaus Ruthenberg von einer platonischen Chemie die Rede Ruthenberg konstatiert es handle sich um den fruhesten schriftlich festgehaltenen Ansatz zu einer theoretischen Chemie 172 Psychologische Deutung Bearbeiten Carl Gustav Jung befasste sich im Rahmen seiner psychologischen Deutung des Trinitatsdogmas auch mit vorchristlichen Parallelen zur Vorstellung einer gottlichen Dreifaltigkeit und untersuchte unter diesem Gesichtspunkt die Zahlenlehre des Timaios Platons Timaios stellt fest die Verbindung eines Gegensatzpaars durch ein Mittleres konne nur eine Vereinigung zweidimensionaler Gebilde sein Die Vereinigung dreidimensionaler Gebilde erfordere zwei Mittlere Nach Timaios Angaben verhalt sich ein Element Feuer zum ersten Mittleren Luft wie dieses zum zweiten Mittleren Wasser und wie das zweite Mittlere zum vierten Element Erde Durch diese ihnen gemeinsame Proportion sind sie fest verknupft Nach der Elementenlehre des Timaios ergibt die Vereinigung der Extreme Feuer und Erde durch die beiden Mittelglieder eine Vierheit und damit entsteht Korperlichkeit 173 Nach Jungs psychologischer Deutung geht es hier um das Dilemma des blossen Gedachtseins Zweidimensionalitat und Dreiheit und der physischen Wirklichkeit oder Verwirklichung Dreidimensionalitat und Vierheit Quaternio das fur den Philosophen ein Problem erster Ordnung sei Platon sei in der Dreiheit der Gedankenwelt geblieben er habe sich mit der Harmonie eines schwerelosen Gedankengemaldes begnugen mussen Den Schritt von Drei zu Vier der auf dem Gedanken fremde und unerwartete Schwere Tragheit und Beschrankung stosse habe er zwar in der Elementenlehre gefordert aber in der Seelenlehre nicht vollzogen anderenfalls hatte er die Weltseele nicht als Dreiheit sondern als Vierheit aufgefasst Die Widerspenstigkeit des Vierten habe er nicht gemeistert 174 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenAusgaben mit Ubersetzung Gunther Eigler Hrsg Platon Werke in acht Banden Bd 7 4 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 19095 5 S 1 210 Abdruck der kritischen Ausgabe von Albert Rivaud 4 Auflage Paris 1963 mit der deutschen Ubersetzung von Hieronymus Muller Leipzig 1857 Thomas Paulsen Rudolf Rehn Hrsg Platon Timaios Reclam Stuttgart 2003 ISBN 3 15 018285 9 unkritische Ausgabe mit Ubersetzung der Herausgeber Hans Gunter Zekl Hrsg Platon Timaios Meiner Hamburg 1992 ISBN 3 7873 1040 1 griechischer Text der Ausgabe von John Burnet 1902 ohne den kritischen Apparat daneben Ubersetzung von Zekl Deutsche Ubersetzungen Manfred Kuhn Platon Timaios Meiner Philosophische Bibliothek 686 Hamburg 2017 ISBN 978 3 7873 2867 3 Mit einer erschliessenden Lesebegleitung und einem Anhang uber die Nachwirkung des Timaios in der Philosophiegeschichte Walter F Otto Ernesto Grassi Gert Plambock Hrsg Platon Timaios Ubersetzung nach Platon Samtliche Werke nach der Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher und Hieronymus Muller Band 5 Hamburg 1961 Otto Apelt Platons Dialoge Timaios und Kritias In Otto Apelt Hrsg Platon Samtliche Dialoge Bd 6 Meiner Hamburg 2004 ISBN 3 7873 1156 4 mit Einleitung und Erlauterungen Nachdruck der 2 durchgesehenen Auflage Leipzig 1922 Rudolf Rufener Platon Spatdialoge II Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 6 Artemis Zurich Munchen 1974 ISBN 3 7608 3640 2 S 191 306 mit Einleitung von Olof Gigon S XXXII IL Franz Susemihl Timaios In Erich Loewenthal Hrsg Platon Samtliche Werke in drei Banden Bd 3 unveranderter Nachdruck der 8 durchgesehenen Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 17918 8 S 91 191Antike lateinische Ubersetzungen Karl Bayer Gertrud Bayer Hrsg Marcus Tullius Cicero Timaeus de universitate Timaeus Uber das Weltall Artemis amp Winkler Dusseldorf 2006 ISBN 3 7608 1746 7 lateinischer Text nach der Ausgabe von Giomini geringfugig verandert und ohne den kritischen Apparat daneben deutsche Ubersetzung der Herausgeber Remo Giomini Hrsg De divinatione De fato Timaeus M Tulli Ciceronis scripta quae manserunt omnia Fasc 46 Teubner Leipzig 1975 kritische Edition der Ubersetzung Ciceros daneben der griechische Text Claudio Moreschini Hrsg Calcidio Commentario al Timeo di Platone Bompiani Milano 2003 ISBN 88 452 9232 0 die lateinische Ubersetzung und der Kommentar des Calcidius mit italienischer Ubersetzung lateinischer Text nach der Ausgabe von Waszink ohne den kritischen Apparat Jan Hendrik Waszink Hrsg Timaeus a Calcidio translatus commentarioque instructus Plato Latinus Bd 4 2 Auflage The Warburg Institute London 1975 ISBN 0 85481 052 8 kritische Edition der Ubersetzung und des Kommentars des Calcidius Literatur BearbeitenZum Dialog als literarischem Genre Bernd Hasner Der Dialog Strukturelemente einer Gattung zwischen Fiktion und Theoriebildung in Poetik des Dialogs Aktuelle Theorie und rinascimentales Selbstverstandnis hrsg von Klaus W Hempfer Franz Steiner Berlin 2004 S 13 65 Ubersichtsdarstellung Michael Erler Platon Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Bd 2 2 Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2237 6 S 262 272 651 656Allgemeine Untersuchungen Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon Un commentaire systematique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Academia Verlag Sankt Augustin 1998 ISBN 3 89665 053 X Anne Freire Ashbaugh Plato s Theory of Explanation A Study of the Cosmological Account in the Timaeus State University of New York Press Albany 1988 ISBN 0 88706 608 9 Karen Gloy Studien zur platonischen Naturphilosophie im Timaios Konigshausen amp Neumann Wurzburg 1986 ISBN 3 88479 247 4 Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy A study of the Timaeus Critias Cambridge University Press Cambridge 2004 ISBN 0 521 79067 0 Wolfgang Scheffel Aspekte der platonischen Kosmologie Untersuchungen zum Dialog Timaios Philosophia antiqua Bd 29 Brill Leiden 1976 ISBN 90 04 04509 0 Monographien zu einzelnen Themen Filip Karfik Die Beseelung des Kosmos Untersuchungen zur Kosmologie Seelenlehre und Theologie in Platons Phaidon und Timaios Saur Munchen Leipzig 2004 ISBN 3 598 77811 2 S 85 220 untersucht auch die Bewegungslehre des Timaios Dana R Miller The Third Kind in Plato s Timaeus Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 25244 7 Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Beitrage zur Altertumskunde Bd 96 Teubner Stuttgart Leipzig 1997 ISBN 3 519 07645 4 Lothar Schafer Das Paradigma am Himmel Platon uber Natur und Staat Alber Freiburg Munchen 2005 ISBN 3 495 48135 4 behandelt den politischen Hintergrund der Kosmologie des Timaios Ernst A Schmidt Platons Zeittheorie Kosmos Seele Zahl und Ewigkeit im Timaios Klostermann Frankfurt am Main 2012 ISBN 978 3 465 03730 9Aufsatzsammlungen Tomas Calvo Luc Brisson Hrsg Interpreting the Timaeus Critias Proceedings of the IV Symposium Platonicum Selected Papers Academia Verlag Sankt Augustin 1997 ISBN 3 89665 004 1 Richard D Mohr Barbara M Sattler Hrsg One Book the Whole Universe Plato s Timaeus Today Parmenides Publishing Las Vegas 2010 ISBN 978 1 930972 32 2 Linda M Napolitano Valditara Hrsg La sapienza di Timeo Riflessioni in margine al Timeo di Platone Vita e Pensiero Milano 2007 ISBN 978 88 343 1393 0 Carlo Natali Stefano Maso Hrsg Plato physicus Cosmologia e antropologia nel Timeo Hakkert Amsterdam 2003 ISBN 90 256 1173 7 Maureen Rosemary Wright Hrsg Reason and Necessity Essays on Plato s Timaeus Duckworth London 2000 Rezeption Matthias Baltes Die Weltentstehung des platonischen Timaios nach den antiken Interpreten Philosophia antiqua Bande 30 und 35 Teile 1 und 2 Brill Leiden 1976 1978 ISBN 90 04 04720 4 Teil 1 und ISBN 90 04 05799 4 Teil 2 Christina Hoenig Plato s Timaeus and the Latin Tradition Cambridge University Press Cambridge 2018 ISBN 978 1 108 41580 4 Charlotte Kockert Christliche Kosmologie und kaiserzeitliche Philosophie Mohr Siebeck Tubingen 2009 ISBN 978 3 16 149831 2 S 7 222 grundliche Darstellung der Timaios Auslegung von Plutarch bis Porphyrios Thomas Leinkauf Carlos Steel Hrsg Platons Timaios als Grundtext der Kosmologie in Spatantike Mittelalter und Renaissance Leuven University Press Leuven 2005 ISBN 90 5867 506 8 Ada Neschke Hentschke Hrsg Le Timee de Platon Contributions a l histoire de sa reception Platos Timaios Beitrage zu seiner Rezeptionsgeschichte Peeters Louvain Paris 2000 ISBN 90 429 0860 2 Gretchen Reydams Schils Demiurge and Providence Stoic and Platonist Readings of Plato s Timaeus Brepols Turnhout 1999 ISBN 2 503 50656 9 Gretchen J Reydams Schils Hrsg Plato s Timaeus as Cultural Icon University of Notre Dame Press Notre Dame 2003 ISBN 0 268 03872 4 Aufsatzsammlung Robert W Sharples Anne Sheppard Hrsg Ancient approaches to Plato s Timaeus Institute of Classical Studies London 2003 ISBN 0 900587 89 X Bronislaus W Switalski Des Chalcidius Kommentar zu Plato s Timaeus Beitrage zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters III VI Munster 1902 Weblinks BearbeitenGriechischer Originaltext Timaios nach der Ausgabe von John Burnet 1902Deutsche Ubersetzungen Timaios Ubersetzung nach Franz Susemihl 1856 bearbeitet PDF Timaios Ubersetzung nach Franz Susemihl 1856 Timaios Ubersetzung nach Hieronymus Muller bearbeitetLateinische Ubersetzung des Calcidius Platonis Timaeus interprete Chalcidio cum eiusdem commentario Text der Ausgabe von Johann Wrobel Leipzig 1876 Platonis Timaeus Platonis Timaeus Timaeus die Ubersetzung des Calcidius in der Handschrift Digby 23 der Bodleian Library Oxford 12 Jahrhundert Lateinische Ubersetzung Ciceros Marci Tullii Ciceronis Timaeus Ciceron traduction du Timee de Platon lateinischer Text mit franzosischer UbersetzungLiteratur Donald Zeyl Plato sTimaeus In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Frank Grabowski Plato The Timaeus In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Kyung Jik Lee Der Begriff des Raumes im Timaios im Zusammenhang mit der Naturphilosophie und der Metaphysik Platons Dissertation Konstanz 1999Anmerkungen Bearbeiten cf Hasner 2004 29 f Platon Timaios 20c Platon Timaios 17a b 27a b Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 101 Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 45 48 Platon Timaios 17a c 19a 20d Michael W Haslam A Note on Plato s Unfinished Dialogues In American Journal of Philology 97 1976 S 336 339 Vgl Warman Welliver Character Plot and Thought in Plato s Timaeus Critias Leiden 1977 S 58 60 Siehe zu den Forschungshypothesen zum Trilogieprojekt Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 51 54 Platon Timaios 20a 27a Carl Huffman Plato and the Pythagoreans In Gabriele Cornelli u a Hrsg On Pythagoreanism Berlin 2013 S 237 270 hier 263 268 Eine Zusammenfassung der Forschungsdiskussion bietet Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 41 43 Zu den Forschern die mit der Moglichkeit rechnen dass es sich um eine historische Person handelt gehoren Walther Kranz Studien zur antiken Literatur und ihrem Fortwirken Heidelberg 1967 S 343 Maria Timpanaro Cardini Pitagorici Testimonianze e frammenti Bd 2 Firenze 1962 S 402 404 Michael Erler Platon Basel 2007 S 50 263 Laurence Lampert Christopher Planeaux Who s Who in Plato s Timaeus Critias and Why In The Review of Metaphysics Bd 52 Nr 1 1998 S 87 125 hier 92 94 f Platon Timaios 20d 21d John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 326 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 106 f Beispielsweise Laurence Lampert Christopher Planeaux Who s Who in Plato s Timaeus Critias and Why In The Review of Metaphysics Bd 52 Nr 1 1998 S 87 125 hier 95 100 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 106 Franz von Kutschera Platons Philosophie Bd 3 Paderborn 2002 S 40 f und Anm 48 Vorsichtig zustimmend aussert sich Michael Erler Platon Basel 2007 S 273 f Siehe die Forschungsubersichten bei Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 43 f und Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 106 108 Vgl Luc Brisson Critias In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 2 Paris 1994 S 512 520 hier 512 515 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 44 f Zur Datierung siehe John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 323 f Zur Datierung siehe John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 325 327 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 45 f Platon Timaios 21b Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 48 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 107 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 48 f Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 106 f Michael Erler Platon Basel 2007 S 273 Jules Labarbe Quel Critias dans le Timee et le Critias de Platon In Sacris erudiri 31 1989 1990 S 239 255 hier 243 Luc Brisson Platon Timee Critias 3 uberarbeitete Auflage Paris 1996 S 329 f Anm 29 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 49 Detlev Fehling Die sieben Weisen und die fruhgriechische Chronologie Bern 1985 S 109 113 Thomas G Rosenmeyer The Family of Critias In American Journal of Philology 70 1949 S 404 410 hier 408 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 47 Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 49 f John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 325 f Zur Identifizierung der Dialogfigur mit der historischen Gestalt siehe Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 50 f zum historischen Hermokrates Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 161 f Michael Erler Platon Basel 2007 S 263 Laurence Lampert Christopher Planeaux Who s Who in Plato s Timaeus Critias and Why In The Review of Metaphysics Bd 52 Nr 1 1998 S 87 125 hier 100 104 Platon Timaios 21a Siehe zu den Datierungsvorschlagen Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 57 59 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 107 326 Michael Erler Platon Basel 2007 S 263 273 Luc Brisson Platon Timee Critias 3 uberarbeitete Auflage Paris 1996 S 333 f Platon Timaios 17c Heinz Gunther Nesselrath Platon Kritias Gottingen 2006 S 55 57 Platon Timaios 17a 19b Platon Timaios 19b 21d 25d 26e Platon Timaios 20c 21a 26e 27b Platon Timaios 20d Platon Timaios 21e 23c Platon Timaios 23c 25d Platon Timaios 27a 28a Platon Timaios 27d 29d Platon Timaios 28a 29d Platon Timaios 28b 29b Platon Timaios 29d 30c Vgl Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 69 71 Platon Timaios 30c 31b Vgl Richard D Mohr God and Forms in Plato Las Vegas 2005 S 3 49 Platon Timaios 31b 34b Siehe dazu Mitchell Miller The Timaeus and the Longer Way In Gretchen J Reydams Schils Hrsg Plato s Timaeus as Cultural Icon Notre Dame 2003 S 17 59 hier 33 36 Platon Timaios 34b Siehe zu den Zahlenverhaltnissen Konrad Gaiser Platons ungeschriebene Lehre 3 Auflage Stuttgart 1998 S 153 157 Platon Timaios 34b 37c Vgl Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 86 124 Platon Timaios 37c 38c Vgl Ernst A Schmidt Platons Zeittheorie Frankfurt am Main 2012 S 111 124 Platon Timaios 38c 39e Siehe dazu Elena Cavagnaro The Timaeus of Plato and the erratic Motion of the Planets In Tomas Calvo Luc Brisson Hrsg Interpreting the Timaeus Critias Sankt Augustin 1997 S 351 362 Platon Timaios 39e 41e Zur in der Forschung unterschiedlich interpretierten Zuordnung der Seelen zu den Sternen siehe Karel Thein Le lien intraitable Paris 2001 S 245 257 Platon Timaios 41e 42e Platon Timaios 42e 44c Platon Timaios 44c 47e Platon Timaios 47e 48d Platon Timaios 48e 49a Die Gleichsetzung der aufnehmenden Entitat mit der chora wird in der Forschung fast einhellig akzeptiert fur Unterscheidung pladiert aber Maurizio Migliori La dialettica nel Timeo In Linda M Napolitano Valditara Hrsg La sapienza di Timeo Milano 2007 S 49 107 hier 69 74 Platon Timaios 49a 53b Siehe dazu Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Sankt Augustin 1998 S 178 197 Platon Timaios 53b 56c Platon Timaios 55c d Siehe dazu Ernesto Paparazzo Why Five Worlds Plato s Timaeus 55C D In Apeiron 44 2011 S 147 162 Platon Timaios 56c 69a Platon Timaios 69a e Platon Timaios 69e 81d Siehe dazu Carlos Steel The Moral Purpose of the Human Body A Reading of Timaeus 69 72 In Phronesis 46 2001 S 105 128 Zur Interpretation dieser Aussage die kleine Lucken zwischen den Atomen nicht ausschliesst siehe Andrew Gregory Plato s Philosophy of Science London 2000 S 217 f Platon Timaios 80b c Platon Timaios 81c e Siehe dazu Erich Schoner Das Viererschema in der antiken Humoralpathologie Sudhoffs Archiv Beihefte Heft 4 Wiesbaden 1964 S 62 65 Platon Timaios 81e 88b Siehe dazu Peter Lautner Plato s Account of the Diseases of the Soul in Timaeus 86B1 87B9 In Apeiron 44 2011 S 22 39 Platon Timaios 87c 90d Siehe dazu Franco Ferrari World s Order and Soul s Order The Timaeus and the De socratisation of Socrates Ethics In Maurizio Migliori u a Hrsg Plato Ethicus Philosophy is Life Sankt Augustin 2004 S 121 132 hier 127 131 Luc Brisson Den Kosmos betrachten um richtig zu leben Timaios In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen Darmstadt 1996 S 229 248 hier 242 245 Platon Timaios 90e 92c Siehe dazu Amber D Carpenter Embodying Intelligence In John Dillon Marie Elise Zovko Hrsg Platonism and Forms of Intelligence Berlin 2008 S 39 57 hier 47 56 Platon Timaios 92c Michael Erler Platon Basel 2007 S 266 Hermann Steinthal Gewissheit und Ungewissheit In Gymnasium 108 2001 S 407 418 hier 408 f Vgl Walter Mesch Die Bildlichkeit der platonischen Kosmologie In Markus Janka Christian Schafer Hrsg Platon als Mythologe 2 uberarbeitete Auflage Darmstadt 2014 S 303 322 Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy Cambridge 2004 S 48 68 Siehe zur Diskussion um die Bedeutung des Begriffs Gernot Bohme Idee und Kosmos Frankfurt 1996 S 18 29 Elsa Grasso Myth Image and Likeness in Plato s Timaeus In Catherine Collobert u a Hrsg Plato and Myth Leiden 2012 S 343 367 hier 343 357 Luc Brisson Why Is the Timaeus Called an Eikos Muthos and an Eikos Logos In Catherine Collobert u a Hrsg Plato and Myth Leiden 2012 S 369 391 Myles F Burnyeat Eikōs muthos In Catalin Partenie Hrsg Plato s Myths Cambridge 2009 S 167 186 Vgl die einschlagigen Aufsatze in Richard D Mohr Barbara M Sattler Hrsg One Book the Whole Universe Las Vegas 2010 S 213 247 Michael Erler Platon Basel 2007 S 458 f knappe Ubersicht Filip Karfik Die Beseelung des Kosmos Munchen 2004 S 129 138 Jens Halfwassen Der Demiurg seine Stellung in der Philosophie Platons und seine Deutung im antiken Platonismus In Ada Neschke Hentschke Hrsg Le Timee de Platon Contributions a l histoire de sa reception Louvain 2000 S 39 62 Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Sankt Augustin 1998 S 71 84 Vgl Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy Cambridge 2004 S 79 86 Karin Alt Die Uberredung der Ananke zur Erklarung der sichtbaren Welt in Platons Timaios In Hermes 106 1978 S 426 466 hier 446 f Siehe dazu Elizabeth Jelinek Pre Cosmic Necessity in Plato s Timaeus In Apeiron 44 2011 S 287 305 Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Sankt Augustin 1998 S 338 471 477 Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy Cambridge 2004 S 92 99 Siehe zur Forschungsdiskussion Barbara Botter Il ricettacolo di materia e spazio in Timeo 48e 53b In Carlo Natali Stefano Maso Hrsg Plato physicus Amsterdam 2003 S 165 187 Dana R Miller The Third Kind in Plato s Timaeus Gottingen 2003 S 19 36 Vgl Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy Cambridge 2004 S 127 132 Dana R Miller The Third Kind in Plato s Timaeus Gottingen 2003 S 15 197 220 Giovanni Reale Zu einer neuen Interpretation Platons 2 erweiterte Auflage Paderborn 2000 S 445 449 457 486 Sousanna Maria Nikolaou Die Atomlehre Demokrits und Platons Timaios Stuttgart Leipzig 1998 S 175 178 Michael Erler Platon Basel 2007 S 460 Sousanna Maria Nikolaou Die Atomlehre Demokrits und Platons Timaios Stuttgart Leipzig 1998 S 183 185 Lothar Schafer Das Paradigma am Himmel Freiburg 2005 S 207 Richard D Mohr God and Forms in Plato Las Vegas 2005 S 121 145 Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Sankt Augustin 1998 S 497 504 Dana R Miller The Third Kind in Plato s Timaeus Gottingen 2003 S 173 186 Eine Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede bietet Sousanna Maria Nikolaou Die Atomlehre Demokrits und Platons Timaios Stuttgart Leipzig 1998 zusammenfassender Vergleich S 194 201 Die Fragmente der Vorsokratiker vgl Diels 1906 S 242 Konrad Gaiser Platons ungeschriebene Lehre 3 Auflage Stuttgart 1998 S 154 und S 374 Anm 131 Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 101 114 Lutz Felbick Lorenz Christoph Mizler de Kolof Hildesheim 2012 S 99 101 Luc Brisson Den Kosmos betrachten um richtig zu leben Timaios In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen Darmstadt 1996 S 229 248 hier 234 f Eine Ubersicht uber die Problematik bietet Erwin Sonderegger Die Bildung der Seele in Platons Timaios 35a1 b3 In Museum Helveticum 54 1997 S 211 218 Walter Mesch Die Bildlichkeit der platonischen Kosmologie In Markus Janka Christian Schafer Hrsg Platon als Mythologe 2 uberarbeitete Auflage Darmstadt 2014 S 303 322 hier 319 f Wolfgang Scheffel Aspekte der platonischen Kosmologie Leiden 1976 S 141 f Michael Erler Platon Basel 2007 S 267 f und 455 f Eine ausfuhrliche Darstellung bietet Matthias Baltes Dianoemata Stuttgart 1999 S 303 325 Luc Brisson Le Meme et l Autre dans la Structure Ontologique du Timee de Platon 3 uberarbeitete Auflage Sankt Augustin 1998 S 336 f Eine Ubersicht uber die Problematik bietet Filip Karfik Die Beseelung des Kosmos Munchen 2004 S 221 226 Vgl Wolfgang Scheffel Aspekte der platonischen Kosmologie Leiden 1976 S 91 Wolfgang Scheffel Aspekte der platonischen Kosmologie Leiden 1976 S 48 54 80 f Richard D Mohr God and Forms in Plato Las Vegas 2005 S 52 65 Ernst A Schmidt Platons Zeittheorie Frankfurt am Main 2012 S 61 f 89 95 Michael Erler Platon Basel 2007 S 264 Paul Friedlander Platon Bd 3 3 durchgesehene Auflage Berlin 1975 S 354 Lothar Schafer Das Paradigma am Himmel Freiburg 2005 S 321 327 Lothar Schafer Das Paradigma am Himmel Freiburg 2005 S 15 23 Sarah Broadie Theodicy and Pseudo History in the Timaeus In Oxford Studies in Ancient Philosophy 21 2001 S 1 28 hier 3 6 Thomas Kjeller Johansen Plato s natural philosophy Cambridge 2004 S 42 47 Zur Datierungsdiskussion siehe Michael Erler Platon Basel 2007 S 262 f Vgl Gerard R Ledger Re counting Plato Oxford 1989 S 200 202 Kenneth M Sayre Plato s Late Ontology 2 erganzte Auflage Las Vegas 2005 S 256 267 Eine umfassende Darstellung der antiken Diskussion mit Zusammenstellung und Ubersetzung der einschlagigen Quellen bietet Matthias Baltes in Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 5 Stuttgart Bad Cannstatt 1998 S 84 180 373 535 Matthias Baltes Die Weltentstehung des platonischen Timaios nach den antiken Interpreten Teil 1 Leiden 1976 S 18 22 Zur Stellungnahme des Aristoteles siehe Matthias Baltes Die Weltentstehung des platonischen Timaios nach den antiken Interpreten Teil 1 Leiden 1976 S 5 18 Eine ausfuhrliche Darstellung und Erorterung von Aristoteles Kritik bietet Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 169 224 Han Baltussen Theophrastus against the Presocratics and Plato Leiden 2000 S 95 139 Alan Cameron Crantor and Posidonius on Atlantis In Classical Quarterly 3 1983 S 81 91 Leonardo Taran Proclus on the Old Academy In Jean Pepin Henri Dominique Saffrey Hrsg Proclus lecteur et interprete des anciens Paris 1987 S 269 272 Vgl Harold Tarrant Atlantis Myths Ancient and Modern In The European Legacy 12 2007 S 159 172 hier 163 f Heinz Gunther Nesselrath Atlantis auf agyptischen Stelen Der Philosoph Krantor als Epigraphiker In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik 135 2001 S 33 35 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 103 331 f Siehe dazu Han Baltussen Early reactions to Plato s Timaeus polemic and exegesis in Theophrastus and Epicurus In Robert W Sharples Anne Sheppard Hrsg Ancient approaches to Plato s Timaeus London 2003 S 49 71 hier 56 58 Siehe zu dieser Ubersetzung Carlos Levy Cicero and the Timaeus In Gretchen J Reydams Schils Hrsg Plato s Timaeus as Cultural Icon Notre Dame 2003 S 95 110 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 211 f David T Runia Philo of Alexandria and the Timaeus of Plato Leiden 1986 S 55 57 David T Runia Philo of Alexandria and the Timaeus of Plato Leiden 1986 S 523 527 Matthias Baltes Die Weltentstehung des platonischen Timaios nach den antiken Interpreten Teil 1 Leiden 1976 S 38 45 Charlotte Kockert Christliche Kosmologie und kaiserzeitliche Philosophie Tubingen 2009 S 8 52 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 200 215 488 498 500 503 Siehe zum Kommentar des Longinos die ausfuhrliche Untersuchung von Irmgard Mannlein Robert Longin Philologe und Philosoph Munchen 2001 S 409 535 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 214 220 Matthias Baltes Numenios von Apamea und der platonische Timaios In Matthias Baltes Dianoemata Stuttgart 1999 S 1 32 hier 1 19 31 f Charlotte Kockert Christliche Kosmologie und kaiserzeitliche Philosophie Tubingen 2009 S 84 126 Paul Moraux Der Aristotelismus bei den Griechen Bd 2 Berlin 1984 S 294 313 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 214 Gotthard Strohmaier Platon in der arabischen Tradition In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge 26 2002 S 185 200 hier 190 f Zur Argumentation siehe John F Phillips Neoplatonic Exegeses of Plato s Cosmogony Timaeus 27C 28C In Journal of the History of Philosophy 35 1997 S 173 197 Siehe dazu Michael Chase Porphyre de Tyr Commentaires a Platon et a Aristote In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 Teil 2 V b Paris 2012 S 1349 1376 hier 1371 1373 Die Fragmente sind kritisch ediert ins Englische ubersetzt und kommentiert von John M Dillon Iamblichi Chalcidensis in Platonis dialogos commentariorum fragmenta Leiden 1973 S 106 205 264 385 Andre Jean Festugiere L ordre de lecture des dialogues de Platon aux Ve VIe siecles In Museum Helveticum 26 1969 S 281 296 hier 283 285 292 f Silvia Mattiacci Hrsg I carmi e i frammenti di Tiberiano Firenze 1990 S 58 f Text 157 199 Kommentar Zur Rolle des Calcidius als Ubersetzer und Kommentator siehe Peter Dronke The Spell of Calcidius Firenze 2008 S 8 34 Eine ausfuhrliche Untersuchung bietet Emilie Kutash The Ten Gifts of the Demiurge Proclus Commentary on Plato s Timaeus London 2011 zu Ur Athen und Atlantis S 43 63 Siehe dazu Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios Stuttgart 1997 S 33 35 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 3 Stuttgart Bad Cannstatt 1993 S 223 f Siehe dazu Peter Dronke The Spell of Calcidius Firenze 2008 S 35 48 Carl Huffman Philolaus of Croton Cambridge 1993 S 12 f Eine ausfuhrliche Gegenuberstellung bietet Richard Harder Timaios In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI A 1 Stuttgart 1936 Sp 1205 1220 Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 22 29 246 260 ausfuhrliche Untersuchung der Plagiatslegende Leendert G Westerink Hrsg Prolegomenes a la philosophie de Platon Paris 1990 S 8 f 53 f Parisinus Graecus 1807 siehe zu dieser Handschrift und ihrer Datierung Henri Dominique Saffrey Retour sur le Parisinus graecus 1807 le manuscrit A de Platon In Cristina D Ancona Hrsg The Libraries of the Neoplatonists Leiden 2007 S 3 28 Zur gesamten handschriftlichen Uberlieferung siehe Gijsbert Jonkers The Manuscript Tradition of Plato s Timaeus and Critias Amsterdam 1989 Paul Edward Dutton Medieval Approaches to Calcidius In Gretchen J Reydams Schils Hrsg Plato s Timaeus as Cultural Icon Notre Dame 2003 S 183 205 hier 193 f Zur musiktheoretischen Rezeption siehe Brigitte Van Wymeersch Le Timee de Platon et la philosophie de la musique au Moyen Age In Les Etudes Classiques 71 2003 S 71 89 hier 81 86 89 Michel Huglo La reception de Calcidius et des Commentarii de Macrobe a l epoque carolingienne In Scriptorium 44 1990 S 3 20 hier 5 Anna Somfai The Eleventh Century Shift in the Reception of Plato s Timaeus and Calcidius s Commentary In Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 65 2002 S 1 21 Gangolf Schrimpf Bernhard von Chartres die Rezeption des Timaios und die neue Sicht der Natur In Georg Wieland Hrsg Aufbruch Wandel Erneuerung Stuttgart Bad Cannstatt 1995 S 181 210 Zur Timaios Auslegung Wilhelms von Conches siehe Theo Kobusch Der Timaios in Chartres In Thomas Leinkauf Carlos Steel Hrsg Platons Timaios als Grundtext der Kosmologie in Spatantike Mittelalter und Renaissance Leuven 2005 S 235 251 hier 240 251 Siehe dazu Anne Eusterschulte Vom dhmioyrgos zum creator mundi In Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft Neue Folge 23 1999 S 189 222 hier 194 199 Petrus Abaelardus Theologia scholarium 3 27 30 Peter Dronke Hrsg Bernardus Silvestris Cosmographia Leiden 1978 S 17 Die Grunde fur diese Entwicklung untersucht Thomas Ricklin Plato im zwolften Jahrhundert Einige Hinweise zu seinem Verschwinden In Stephen Gersh Maarten J F M Hoenen Hrsg The Platonic Tradition in the Middle Ages Berlin 2002 S 139 163 Paul Edward Dutton Material Remains of the Study of the Timaeus in the Later Middle Ages In Claude Lafleur Hrsg L enseignement de la philosophie au XIIIe siecle Turnhout 1997 S 203 230 Dante Divina Commedia Paradiso 4 22 24 und 4 49 63 Dimitri Gutas Platon Tradition arabe In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 5 Teil 1 V a Paris 2012 S 845 863 hier 859 861 Zu Ficinos Auslegung des Timaios siehe Alexandre Etienne Entre interpretation chretienne et interpretation neo platonicienne du Timee Marsile Ficin In Ada Neschke Hentschke Hrsg Le Timee de Platon Contributions a l histoire de sa reception Louvain 2000 S 173 200 Siehe zur Interpretation des Freskos Lothar Schafer Das Paradigma am Himmel Freiburg 2005 S 372 377 zur Datierung Marcia Hall Introduction In Marcia Hall Hrsg Raphael s School of Athens Cambridge 1997 S 1 47 hier 37 f James Hankins Humanism and Platonism in the Italian Renaissance Bd 2 Rom 2004 S 164 f Judith Veronica Field Kepler s Geometrical Cosmology Chicago 1988 S 1 16 Vgl Rhonda Martens A Commentary on Genesis Plato s Timaeus and Kepler s Astronomy In Gretchen J Reydams Schils Hrsg Plato s Timaeus as Cultural Icon Notre Dame 2003 S 251 266 Hermann Krings Genesis und Materie In Hartmut Buchner Hrsg F W J Schelling Timaeus 1794 Stuttgart Bad Cannstatt 1994 S 115 155 hier 118 139 148 150 Vgl Michael Franz Schellings Tubinger Platon Studien Gottingen 1996 S 237 282 Harald Seubert Spekulation und Subjektivitat Hamburg 2003 S 105 131 Christoph Asmuth Interpretation Transformation Gottingen 2006 S 47 87 116 122 Alfred Edward Taylor A Commentary on Plato s Timaeus Oxford 1928 S 10 12 Francis M Cornford Plato s Cosmology The Timaeus of Plato translated with a running commentary London 1937 S VIII XI Rainer Enskat Wahrheit ohne Methode Die unsokratische Lehre von der Zeit in Platons Timaios In Gregor Damschen u a Hrsg Platon und Aristoteles sub ratione veritatis Gottingen 2003 S 76 101 Rafael Ferber Auf diese Weise nun gebe ich selbst meine Stimme ab In Gymnasium 105 1998 S 419 444 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Vorlesungen uber die Geschichte der Philosophie II Werke Bd 19 Frankfurt 1986 S 86 105 Siehe dazu Christoph Asmuth Interpretation Transformation Gottingen 2006 S 145 162 Jens Halfwassen Idee Dialektik und Transzendenz In Theo Kobusch Burkhard Mojsisch Hrsg Platon in der abendlandischen Geistesgeschichte Darmstadt 1997 S 193 209 hier 198 205 Vittorio Hosle Hegels Naturphilosophie und Platons Timaios ein Strukturvergleich In Philosophia naturalis Bd 21 1984 S 64 100 Paul Natorp Platos Ideenlehre 2 Auflage Hamburg 1994 Erstveroffentlichung 1903 S 358 f 370 Nicolai Hartmann Platos Logik des Seins 2 Auflage Berlin 1965 Erstveroffentlichung 1909 S 424 447 Bertrand Russell History of Western Philosophy 2 Auflage London 1979 Erstveroffentlichung 1945 S 157 Klaus Michael Meyer Abich Eikos Logos Platons Theorie der Naturwissenschaft In Erhard Scheibe Georg Sussmann Hrsg Einheit und Vielheit Gottingen 1973 S 20 44 Hans Georg Gadamer Idee und Wirklichkeit in Platos Timaios In Gadamer Gesammelte Werke Bd 6 Tubingen 1985 S 242 270 hier 244 253 257 267 Jacques Derrida Chōra 2 uberarbeitete Auflage Wien 2005 deutsche Ubersetzung der Originalausgabe von 1987 S 12 14 70 Kritische Ausserungen dieser Art zitieren Geoffrey Lloyd Plato as a Natural Scientist In The Journal of Hellenic Studies 88 1968 S 78 92 hier S 78 und Anm 2 Hans Gunter Zekl Hrsg Platon Timaios Hamburg 1992 S LXIX f Paul Friedlander Platon Bd 1 3 durchgesehene Auflage Berlin 1964 S 260 Geoffrey Lloyd Plato as a Natural Scientist In The Journal of Hellenic Studies 88 1968 S 78 92 hier 78 Vgl Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 490 Paul Friedlander Platon Bd 1 3 durchgesehene Auflage Berlin 1964 S 260 275 Werner Heisenberg Der Teil und das Ganze Gesprache im Umkreis der Atomphysik Munchen 1973 S 9 24 hier 15 und 47 281 vgl Lutz Felbick Lorenz Christoph Mizler de Kolof Schuler Bachs und pythagoreischer Apostel der Wolffischen Philosophie Schriftenreihe der Hochschule fur Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig Hildesheim Olms 2012 S 125 pdf Online Version SLUB Dresden Werner Heisenberg Physik und Philosophie In Werner Heisenberg Gesammelte Werke Bd 2 Munchen 1984 Erstveroffentlichung englisch 1958 S 3 201 hier 56 Karl R Popper Conjectures and Refutations 3 Auflage London 1969 Erstveroffentlichung 1962 S 87 93 Geoffrey Lloyd Plato as a Natural Scientist In The Journal of Hellenic Studies 88 1968 S 78 92 hier 89 Karin Alt Die Uberredung der Ananke zur Erklarung der sichtbaren Welt in Platons Timaios In Hermes 106 1978 S 426 466 hier 460 463 Hans Gunter Zekl Hrsg Platon Timaios Hamburg 1992 S LXX Carl Friedrich von Weizsacker Platonische Naturwissenschaft im Laufe der Geschichte In Carl Friedrich von Weizsacker Der Garten des Menschlichen 2 Auflage Munchen 1977 S 319 345 hier 339 343 345 Erstveroffentlichung als Vortragstext 1971 Anthony J Leggett Plato s Timaeus Some Resonances in Modern Physics and Cosmology In Richard D Mohr Barbara M Sattler Hrsg One Book the Whole Universe Las Vegas 2010 S 31 36 Klaus Ruthenberg Was kann Timaios erklaren Wissenschaftstheoretische Anmerkungen zur platonischen Chemie In Antike Naturwissenschaft und ihre Rezeption 1 1992 S 44 58 Platon Timaios 31c 32c Carl Gustav Jung Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitatsdogmas In Carl Gustav Jung Gesammelte Werke Bd 11 Zurich 1963 S 119 218 hier 131 142 nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Oktober 2014 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4126337 6 lobid OGND AKS LCCN n83135110 VIAF 178970449 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Timaios amp oldid 238777958