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Charmides griechisch Xarmidhs Charmides um 445 v Chr in Athen 403 v Chr bei Munychia war ein antiker griechischer Politiker in Athen und Anhanger des Philosophen Sokrates Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Rolle in literarischen Dialogen 4 Literatur 5 AnmerkungenFamilie BearbeitenDie Familie des Charmides war vornehm und wohlhabend Unter seinen Vorfahren vaterlicherseits war Dropides Dropides II der Athener Archon von 593 92 v Chr ein Freund und Verwandter des legendaren athenischen Gesetzgebers Solon 1 Charmides Mutter war eine Schwester des Pyrilampes der als Gesandter in der auswartigen Politik Athens eine Rolle spielte Seine Schwester Periktione war die Mutter des beruhmten Philosophen Platon Charmides war noch unmundig als sein Vater Glaukon starb Die Vormundschaft ubernahm Kritias der Charmides Vetter vaterlicherseits war 2 Im Gegensatz zu Pyrilampes der ein Anhanger der athenischen Demokratie war war Kritias oligarchisch gesinnt Er gehorte spater zu den profiliertesten Vertretern der oligarchischen Richtung der sich auch Charmides anschloss Leben BearbeitenCharmides tritt in Platons nach ihm benanntem Dialog Charmides als Jugendlicher meirakion auf 3 zur Zeit der fiktiven Dialoghandlung war er etwa 14 bis 17 Jahre alt Er war einige Jahre junger als der wohl 451 geborene Alkibiades Die Dialoghandlung ist auf das Fruhjahr 429 zu datieren unmittelbar nach der Ruckkehr des Sokrates von einem Feldzug der von 432 bis Mai 429 gedauert hatte wahrend Sokrates Abwesenheit war Charmides noch unter Vormundschaft gestanden Daher fallt seine Geburt wohl in den Zeitraum zwischen 446 und 443 4 Im Jahr 415 kam es in Athen zu Skandalen die das politische Leben der Stadt erschutterten Junge Manner hatten in Privathausern die Mysterien von Eleusis parodierend nachgeahmt und dadurch profaniert Das wurde als schweres Verbrechen gegen die Religion strafrechtlich verfolgt Zu den Beschuldigten gehorte ein Charmides in dessen Haus angeblich eine solche Veranstaltung stattgefunden hatte Die Identitat dieses Charmides mit dem Onkel Platons ist nicht sicher aber wahrscheinlich 5 Der beschuldigte Charmides ergriff ebenso wie andere Tatverdachtige die Flucht Er wurde wie die anderen in Abwesenheit zum Tode verurteilt und sein Vermogen konfisziert Spater wurden die Verurteilten jedoch amnestiert Charmides durfte heimkehren Der zeitgenossische Schriftsteller Xenophon lasst in seinem Gastmahl Platons Onkel Charmides als verarmten Mann auftreten der seine Besitzungen und Einkunfte verloren hat Sogar seine Hauseinrichtung wurde verkauft Nach dem Verlust seines Vermogens lebt er von offentlichen Mitteln fuhrt aber aus seiner Sicht ein besseres Leben als zur Zeit seines Wohlstands da er nun nicht mehr unter der Angst vor Verlusten leidet 6 Unklar ist wie Charmides in derartige Armut geriet Die Verluste durften grossenteils auf die Verwustungen im Peloponnesischen Krieg zuruckzufuhren sein Falls es sich bei dem 415 geflohenen Charmides um Platons Onkel handelt war seine Verarmung moglicherweise eine Folge der Konfiskation 7 Charmides gehorte zum Freundeskreis um den Philosophen Sokrates Xenophon berichtet in seinen Erinnerungen an Sokrates dass Sokrates Charmides schatzte und ihn ermutigte seine Schuchternheit und Angst vor offentlichem Reden zu uberwinden und sich politisch zu betatigen was in Athen mit einem Auftreten vor der Volksversammlung verbunden war 8 Tatsachlich ging Charmides in die Politik aber nicht auf die von Sokrates ins Auge gefasste Weise im Rahmen der demokratischen Staatsordnung Da er wie sein Vetter Kritias oligarchisch gesinnt war kam seine Chance erst nach der katastrophalen Niederlage Athens gegen Sparta im Peloponnesischen Krieg als eine oligarchische Gruppe im Jahr 404 die demokratische Staatsordnung beseitigte Die Oligarchen ubernahmen die Macht und richteten einen Rat der Dreissig als hochstes Gremium ein In dem dreissigkopfigen Rat der aus den Anfuhrern der oligarchischen Bewegung bestand spielte Kritias eine wichtige Rolle Charmides kam nun ebenfalls zum Zug Er gehorte aber nicht wie oft falschlich behauptet wird dem Rat der Dreissig an sondern wurde nur in einen Ausschuss von zehn Mannern berufen dem die Dreissig die Verwaltung der Hafenstadt Piraeus ubertrugen 9 Die mit Terror verbundene Herrschaft der Dreissig dauerte allerdings nicht lange Die Gegner der Oligarchen sammelten sich im Exil Schon bald stellte der demokratische Exilpolitiker und Feldherr Thrasybulos eine Streitmacht von Gesinnungsgenossen zusammen und nahm den Kampf gegen die Dreissig auf Im Jahr 403 erlitten die Truppen der Oligarchen beim Hugel Munychia in der Nahe des Piraeus eine Niederlage Kritias und Charmides fielen im Kampf 10 Der militarische Erfolg der Aufstandischen hatte einen Machtwechsel in Athen zur Folge der zu Verhandlungen und schliesslich zur Wiederherstellung der Demokratie fuhrte Rolle in literarischen Dialogen BearbeitenKritias und Charmides sind die Hauptgesprachspartner des Sokrates in Platons Dialog Charmides den der Autor nach seinem Onkel benannte Dort wird zu Beginn die Schonheit des Charmides ausfuhrlich gepriesen sie macht in dem homoerotischen Milieu einen starken Eindruck auch Sokrates ist fasziniert 11 Die Besonnenheit des Charmides findet ebenfalls Lob doch gelingt es ihm im anschliessenden philosophischen Gesprach nicht fur den Begriff Besonnenheit sophrosyne eine befriedigende Definition zu finden Schliesslich beschliesst Charmides Schuler des Sokrates zu werden In Platons Dialog Protagoras gehort Charmides ebenfalls zu den Anwesenden dort ergreift er aber nicht das Wort sondern erscheint nur anfangs in der Schar der Bewunderer des Sophisten Protagoras mit dem sich Sokrates dann auseinandersetzt 12 In Platons Symposion nennt ihn Alkibiades unter denen deren sexuelle Wunsche Sokrates nicht erfullt habe 13 Auch in dem Platon zugeschriebenen Dialog Theages dessen Echtheit umstritten ist kommt Charmides vor Dort erzahlt Sokrates dass Charmides Kurzstreckenlauf trainierte um sich an den Nemeischen Spielen zu beteiligen obwohl Sokrates ihm davon abriet Dies erwies sich als Fehler 14 Unter den Anwesenden ist Charmides auch im pseudoplatonischen Platon zu Unrecht zugeschriebenen Dialog Axiochos er nimmt aber nicht am Gesprach teil Nach der Darstellung in diesem Werk hat er eine erotische Beziehung mit dem rund zwei Jahrzehnte jungeren Kleinias dem Sohn des Axiochos 15 Kleinias kommt auch in Platons Dialog Euthydemos vor er tritt dort als Gesprachspartner auf und seine Schonheit erregt bei den Homoerotikern Bewunderung Literatur BearbeitenLuc Brisson Charmides In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 2 CNRS Editions Paris 1994 ISBN 2 271 05195 9 S 299 302 Debra Nails The People of Plato A Prosopography of Plato and Other Socratics Hackett Indianapolis 2002 ISBN 0 87220 564 9 S 90 94 und Stammtafel S 244 John S Traill Persons of Ancient Athens Band 18 Philosyria to Ōphiliōn Athenians Toronto 2009 ISBN 978 0 9810250 1 8 S 360f Nr 987950 und 987975 Zusammenstellung der Belege Anmerkungen Bearbeiten Platon Timaios 20e und Charmides 155a Vgl John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 322 326 Siehe zu dem Verwandtschaftsverhaltnis Alan S Henry Charmides Son of Glaukon In Rheinisches Museum fur Philologie 117 1974 S 360 362 Platon Charmides 154b Vgl zur Chronologie Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 90f 311f Robert W Wallace Charmides Agariste and Damon Andokides 1 16 In The Classical Quarterly 42 1992 S 328 335 Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 91f 94 Xenophon Symposion 4 29 33 Robert W Wallace Charmides Agariste and Damon Andokides 1 16 In The Classical Quarterly 42 1992 S 328 335 hier 331f Vgl Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 92 Phillip V Stanley The Family Connection of Alcibiades and Axiochus In Greek Roman and Byzantine Studies 27 1986 S 173 181 hier 179 181 Xenophon Memorabilia 3 7 Vgl Diogenes Laertios 2 29 Xenophon Hellenika 2 4 19 Siehe dazu Gyorgy Nemeth Kritias und die Dreissig Tyrannen Stuttgart 2006 S 115f Debra Nails The People of Plato Indianapolis 2002 S 92 Xenophon Hellenika 2 4 19 Platon Charmides 154a d Platon Protagoras 315a Platon Symposion 222b Theages 128d 129a1 Axiochos 364a PersonendatenNAME CharmidesKURZBESCHREIBUNG antiker griechischer PolitikerGEBURTSDATUM um 445 v Chr GEBURTSORT AthenSTERBEDATUM 403 v Chr STERBEORT Munychia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charmides Politiker amp oldid 237816920