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Der Peloponnesische Krieg zwischen dem von Athen gefuhrten Attischen Seebund und dem Peloponnesischen Bund unter seiner Fuhrungsmacht Sparta dauerte unterbrochen von einigen Waffenstillstanden von 431 v Chr bis 404 v Chr und endete mit dem Sieg der Spartaner Der Krieg beendete das klassische Zeitalter Athens und der attischen Demokratie und erschutterte die griechische Staatenwelt nachhaltig Fast alle griechischen Stadtstaaten Poleis nahmen an ihm teil und die Kampfhandlungen umfassten nahezu die gesamte griechischsprachige Welt Peloponnesischer Krieg Attisches Grabrelief eines Soldaten und seiner Frau um 400 v Chr Datum 431 v Chr bis 404 v Chr Ort antikes GriechenlandAusgang Sieg des Peloponnesischen BundsKonfliktparteienAttischer Seebund Peloponnesischer Bund Ebenso bedeutend wie fur den Verlauf der Geschichte des antiken Griechenlands war der Krieg aber auch fur die Geschichtsschreibung selbst Denn er war das erste Ereignis das Gegenstand einer wissenschaftlichen historischen Darstellung wurde Der griechische Historiker Thukydides lieferte in seiner Geschichte des Peloponnesischen Kriegs eine ausfuhrliche zeitgenossische Darstellung bis zum Winter des Jahres 411 v Chr in der er die Ursachen und Hintergrunde des Krieges in einer Weise analysierte die fur die europaische Geschichtsschreibung vorbildlich wurde Sein Geschichtswerk pragt das heutige Wissen uber den Verlauf des Peloponnesischen Krieges massgeblich Fur die Zeit nach 411 v Chr setzte spater Xenophon mit seinem Werk Hellenika Thukydides unvollendete Arbeit fort ohne aber dessen Niveau zu erreichen Die Bezeichnung Peloponnesischer Krieg ist nicht zeitgenossisch sondern kam erst spater auf Thukydides selbst sprach vom Krieg zwischen den Peloponnesiern und den Athenern 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen und Anlass des Krieges 1 1 Ausgangslage und erster Peloponnesischer Krieg 1 1 1 Militarische Krafteverhaltnisse 1 1 2 Kulturelle und ideologische Charakteristika der Kriegsparteien 1 2 Weg in den Krieg 2 Kriegsverlauf 2 1 Archidamischer Krieg 2 1 1 Erste Jahre 2 1 2 Vom Tod des Perikles bis zur Schlacht von Sphakteria 2 1 3 Kriegsgrauel und Thukydides Beobachtung uber den Verfall der Sitten 2 1 4 Brasidasfeldzug und Ende des Archidamischen Krieges 2 2 Nikiasfrieden eine trugerische Sicherheit 2 3 Alkibiades und die Sizilienexpedition 2 4 Dekeleisch Ionischer Krieg 2 4 1 Sparta und Persien verstandigen sich 2 4 2 Oligarchischer Umsturz in Athen 2 4 3 Lysander und Ende des Krieges 3 Folgen des Krieges 4 Quellen 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 AnmerkungenUrsachen und Anlass des Krieges BearbeitenAusgangslage und erster Peloponnesischer Krieg Bearbeiten nbsp Einflussbereich des Attischen Seebundes kurz vor Kriegsausbruch 431 v Chr Der Attische Seebund nach den Perserkriegen 50 Jahre zuvor noch ein freiwilliges Verteidigungsbundnis freier griechischer Stadte war inzwischen zu einem reinen Macht und Zwangsinstrument Athens geworden und diente nun dem Ausbau und der Sicherung der Hegemonie Athens im Raum des Agaischen Meers siehe auch Pentekontaetie In Athen wurden zudem die sogenannten Langen Mauern gebaut die die Stadt mit ihrem Hafen Piraus verbanden und so gegen Bedrohungen vom Festland immun machten Der Peloponnesische Bund unter Fuhrung Spartas stellte jedoch ein effektives Gegengewicht zu den Bestrebungen Athens dar den Herrschaftsbereich des Seebundes auszuweiten Der Konflikt zwischen Athen und Sparta in den Jahren 457 446 445 v Chr der sich unter anderem aus dem Ubertritt Megaras zu Athen ergab wird oft als Vorstufe zum Grossen Krieg gesehen Dieser so genannte Erste Peloponnesische Krieg entzundete sich daran dass Theben der nordliche Nachbar Athens ein Bundnis mit Sparta schloss um Hilfe gegen Phokis zu gewinnen einen Verbundeten Athens Als die Spartaner daraufhin nach Bootien marschierten stellten sich ihnen die Athener entgegen wurden von den Spartanern aber in der Schlacht von Tanagra 457 v Chr geschlagen Nur zwei Monate spater blieben die Athener jedoch in der Schlacht von Oinophyta gegen Theben erfolgreich womit sie fur die nachsten 10 Jahre die Vorherrschaft uber Mittelgriechenland erlangten Da es aber danach innerhalb des attischen Herrschaftsgebietes vermehrt zu Abfallbewegungen kam musste Athen Bootien wieder die Autonomie zugestehen und der Krieg endete 445 v Chr mit einem Patt wobei Megara wieder zu Sparta uberwechselte Es schien ein Gleichgewicht erreicht da in dem auf 30 Jahre geschlossenen Friedensvertrag vereinbart wurde dass man das jeweilige Bundnissystem achten und bei Konflikten ein Schiedsgericht anrufen werde Bewusst wurde das Verhaltnis zu den neutralen Poleis ausgeklammert was sich als folgenschwerer Fehler erweisen sollte Denn in den dreissiger Jahren des 5 Jahrhunderts v Chr flackerte am aussersten Rand der griechischen Welt ein Brandherd auf der eine Entwicklung in Gang setzte die schliesslich zum Krieg fuhren sollte Militarische Krafteverhaltnisse Bearbeiten So unterschiedlich wie die naturraumlichen Gegebenheiten der Kriegsparteien waren auch ihre Fahigkeiten zur Kriegsfuhrung Die von Athen gefuhrte Allianz bestand vor allem aus den agaischen Inseln sowie Hafenstadten ihre Starke war folgerichtig die Seekriegsfuhrung Der Status von Athen als grosste Seemacht hing dabei von seiner starken Flotte ebenso ab wie vom Bestehen des Seebundes Dies erklart sich aus der Bauweise der griechischen Trieren sowie der Topografie der Agais Die Trieren hatten eine sehr leichte Bauweise und waren keineswegs hochseetauglich beim ersten Anzeichen eines Unwetters musste ein Ankerplatz aufgesucht werden Zum Ankern reichte zwar fur die leichten Trieren ein Strand aus die Kusten der Agais sind jedoch mehr von Felsen und Klippen gepragt als von Stranden geeignete Ankerplatze waren selten und meist besiedelt Daher war die Verfugung daruber so wichtig fur Athen sowohl fur den Handel als auch fur den Seekrieg Bei Kriegsbeginn verfugte Athen nach Thukydides zudem uber 13 000 Hopliten darunter auch Sokrates der an den Feldzugen nach Potideia Amphipolis und an der Schlacht bei Delion teilnahm sowie 16 000 Reservisten 2 Die spartanische Allianz hingegen bestand vor allem aus den Stadten der Peloponnes und Zentralgriechenlands mit der Ausnahme der Hafenstadt Korinth das heisst Landmachten deren Vorteile auf dem Gebiet des Hoplitenkampfes lagen Einen indirekten militarischen Vorteil hatte Athen gegenuber Sparta da es durch die Einnahmen aus dem Seebund uber grosse Finanzreserven verfugte Kulturelle und ideologische Charakteristika der Kriegsparteien Bearbeiten Athen zu dieser Zeit auf dem Hohepunkt seiner kulturellen Blute perikleisches goldenes Zeitalter Bau des Parthenon der Propylaen war eine Demokratie Spartas Herrschaftsform dagegen war eine Mischverfassung wobei die Spartaner aussenpolitisch aber traditionell Oligarchien bevorzugten Dieser Gegensatz bestand auch bei den jeweiligen Verbundeten Wie wichtig dieser ideologische Gegensatz war zeigt sich in der Tatsache dass Sparta nach Kriegsende im besiegten Athen sofort eine Oligarchie einfuhrte Es gab eine aus heutiger Sicht paradox anmutende Situation Das demokratische Athen stand fur Unterdruckung der nach Unabhangigkeit strebenden Poleis wahrend Sparta eine Militargesellschaft die die Demokratie ablehnte und einen Grossteil der eigenen Bevolkerung die Heloten brutal unterdruckte die Rolle des Verteidigers der Freiheit Griechenlands spielte Das Attribut demokratisch fur Athen wurde noch in der jungeren Geschichtsschreibung haufig dazu verwendet das expansive Verhalten Athens zu relativieren Auch in der popularwissenschaftlichen Geschichtsschreibung und in der Belletristik wird oft ein gutes demokratisches Athen dem militaristischen Sparta gegenubergestellt Eine solche moralisch orientierte Bewertung der Kriegsparteien die von der heutigen Bedeutung der Begriffe Demokratie und Militarismus ausgeht ist in der modernen Geschichtsforschung nicht mehr zu finden Weg in den Krieg Bearbeiten Eine Schlusselrolle in der Entstehungsphase des Konflikts kam dem spartanischen Alliierten Korinth zu das unabhangig von den grossen Bundnissystemen seine Hegemonie im Golf von Ambrakia zu erhalten suchte Als bei einer Stasis Burgerkrieg in Epidamnos um 436 v Chr die demokratische Partei Korinth die Adelspartei hingegen Korinths ehemalige Kolonie Kerkyra Korfu um Hilfe bat entstand zwischen diesen beiden Poleis ein Konflikt um die Vorherrschaft im Ionischen Meer Nach ersten Niederlagen gegen Kerkyra rustete Korinth eine derart grosse Flotte auf dass Athen um seinen Status als grosste Seemacht furchtete und deshalb im Sommer 433 v Chr ein Defensivbundnis Epimachia mit Kerkyra einging das uber die zweitgrosste Flotte Griechenlands verfugte Korinth sah damit jedoch eine Verletzung des Friedens von 446 v Chr gegeben und wandte sich schliesslich an Sparta Infolge eines weiteren Konflikts verhangte Athen wohl noch im Jahr 433 v Chr per Volksbeschluss Psephisma ein Handelsverbot gegen die Polis Megara mit der Athen seit dem Ende des ersten Peloponnesischen Krieges verfeindet war megarisches Psephisma wobei es umstritten ist ob es ein oder mehrere Beschlusse waren Megara ebenso wie Korinth Mitglied des Peloponnesischen Bundes setzte nun alles daran Sparta zum Handeln zu zwingen Allgemein wird vor allem dieser Beschluss als letztendlich entscheidender Kriegsgrund angesehen da Sparta unter Zugzwang geriet 3 Diese Einschatzung wurde schon von Zeitgenossen geteilt so von Aristophanes der meinte Perikles wollte dadurch von inneren Schwierigkeiten ablenken Die Quelle des Unheils war der Skandal um Phidiasdaraufhin steckte Perikles weil er furchtete ihn trafe das gleiche Unheilweil er sich vor eurem Zorn furchtete eurem bissigen Charakternur um sich abzusichern unsere Stadt in Brandwarf hinein den kleinen Funken das megarische Edikt Aristophanes Eirene Verse 605ff aufgefuhrt im Jahre 421 v Chr 4 Ein dritter Konflikt entwickelte sich in der Stadt Potidaia auf der Chalkidike einem Mitglied des Attischen Seebundes das ebenfalls gute Beziehungen zur Mutterstadt Korinth pflegte Als Athen von Potidaia verlangte korinthische Beamte auszuweisen und die Seemauern niederzureissen trat dieses aus dem Seebund aus Trotz der Unterstutzung durch Korinth konnten die Athener Potidaia allerdings schnell einschliessen 5 Diese Konflikte waren jedoch nur Ausloser und nicht Ursache des Krieges ein Unterschied den bereits Thukydides betonte Den wahren Grund fur den Krieg sah er in der Furcht der Spartaner vor der wachsenden Macht Athens 6 Nach seiner Meinung war der Konflikt letztendlich unvermeidbar eine Einschatzung die die moderne Forschung jedoch nur bedingt teilt Im Sommer 432 v Chr forderten die unzufriedenen peloponnesischen Bundesgenossen Sparta auf endlich einzugreifen In Sparta war es vor allem Konig Archidamos II der zur Vernunft riet er konnte sich jedoch nicht durchsetzen Zunachst wurde aber nur festgestellt dass Athen den dreissigjahrigen Frieden von 446 v Chr gebrochen hatte dem folgte bald darauf die formliche Kriegserklarung Die auch weiterhin fortgesetzten Verhandlungen mit Athen brachten jedoch keine Losung In Athen war es vor allem Perikles der es nun auf einen Krieg ankommen liess diese These wurde etwa von Karl Julius Beloch in seiner Griechischen Geschichte besonders hervorgehoben wurde aber auch von Thukydides wenigstens bedingt geteilt 7 Letztendlich waren die Risikobereitschaft des Perikles und die spartanische Furcht vor einem Austreten eines oder mehrerer Alliierter aus dem Peloponnesischen Bund womit Spartas Sicherheitsinteressen tangiert waren siehe die permanente Helotengefahr die Hauptgrunde fur den Krieg Perikles Absicht war es Sparta zur Akzeptanz des Dualismus und damit des Seebundes zu zwingen Sparta musste den Interessen seiner Bundesgenossen Rechnung tragen Ob die Kriegsschuld fur den Ausbruch des Peloponnesischen Kriegs nun bei Athen wegen der Konfrontationspolitik des Perikles oder bei Sparta lag wegen des kalkulierten Risikos eines Krieges um so Athen zu bezwingen ist in der Forschung umstritten Sicher ist dass aufgrund einer Atmosphare politischer Verunsicherung aggressiver Machtpolitik und ubersteigerten Prestigedenkens von allen Seiten eine mehr oder weniger grosse Bereitschaft zum Krieg vorhanden war 8 Thukydides brachte die Stimmung auf den Punkt Kleinliche Plane gab es weder huben noch druben alle wollten fur den Krieg ihr Bestes geben begreiflich Am Anfang packt jeder scharfer zu und damals war viel Jugend im Peloponnes viel in Athen die nicht ungern da sie ihn nicht kannte den Krieg aufnahm Das ganze ubrige Hellas war in Spannung bei diesem Waffengang der ersten Stadte Mit dem Herzen standen weitaus die meisten Menschen auf seiten der Spartaner zumal sie auch auftraten als Befreier von Hellas Solchen Hass hatten die meisten auf Athen die einen im Wunsch das Joch abzuschutteln die anderen in Furcht vor der Unterjochung Thukydides 2 8 9 Die eigentlichen Kampfhandlungen begannen jedoch erst mit dem Uberfall der mit Sparta verbundeten Thebaner auf Plataa im Fruhjahr des Jahres 431 v Chr 10 Kriegsverlauf Bearbeiten nbsp Schlachten und Feldzuge Die Farbgebung entspricht der Lage bei Ausbruch des Krieges 431 v Chr mit Ausnahme Makedoniens das zunachst neutral war Schlachten im Peloponnesischen Krieg Sybota Potidaia Spartolos Stratos Naupaktos Plataiai Olpai Tanagra Pylos Sphakteria Korinth Megara Delion Amphipolis Mantineia Melos Syrakus Milet Syme Eretria Kynossema Abydos Kyzikos Ephesos Chalkedon Byzanz Andros Notion Mytilene Arginusen Aigospotamoi Allgemein wird der Peloponnesische Krieg in der modernen Forschung in drei Phasen unterteilt Der Archidamische Krieg benannt nach dem spartanischen Konig und Feldherrn Archidamos II der von 431 v Chr bis 421 v Chr andauerte Die Zeit des Nikiasfriedens die von 421 v Chr bis etwa 413 v Chr andauerte Der Dekeleisch Ionische Krieg da sich die Kampfhandlungen weiter auf Attika ausbreiteten wo die Spartaner von Dekeleia aus operierten und auf die Ostkuste der Agais Ionien Diese Phase dauerte von 414 413 v Chr bis zur Niederlage Athens 404 v Chr an Archidamischer Krieg Bearbeiten Erste Jahre Bearbeiten Athen besass verglichen mit Sparta ein schwaches Landheer aber eine starke Flotte Die von Perikles erdachte Strategie war demnach einerseits sich nicht auf eine Auseinandersetzung zu Lande einzulassen und die Bevolkerung Attikas hinter den Langen Mauern zu schutzen andererseits aber mit der starken Flotte die Kustenstadte der Peloponnes anzugreifen und mit einer Blockierung der Seewege Sparta langsam zu zermurben bereits im ersten Peloponnesischen Krieg wurde sie in ahnlicher Weise von dem athenischen Strategen Tolmides ausgefuhrt Allerdings fanden auch Feldzuge in die Megaris statt doch hatten diese letztendlich wenig Erfolg Zwar fiel einer der beiden Hafen Megaras Nisaia 424 v Chr endlich den Athenern in die Hande doch ging dieser in den letzten Kriegsjahren wieder verloren Sparta dagegen fiel mit seinem starken Landheer in Attika ein und verwustete das Umland von Athen mit der Absicht die Athener so zu einer offenen Feldschlacht zu zwingen Die Athener liessen sich darauf jedoch wegen der Uberlegenheit der spartanischen Phalanx nicht ein Da es angesichts der starken Befestigung des damaligen Stands der Belagerungstechnik und der damaligen Grenzen der Logistik unmoglich war Athen einzunehmen verfolgte auch Sparta eine Zermurbungsstrategie Der sommerliche Einfall in Attika wiederholte sich bis auf die Jahre 429 v Chr aufgrund einer Seuche und 426 v Chr aufgrund eines Erdbebens Jahr fur Jahr Die Spartaner verwusteten das Land und zogen nach einigen Wochen wieder ab Athen hingegen kostete der Unterhalt der Flotte und die Belagerung Potideias Unsummen was zu schweren Vorwurfen gegen Perikles fuhrte der vorubergehend als Strategos abgesetzt wurde 11 In Athen brach 430 v Chr eine Seuche aus der etwa ein Viertel der Bevolkerung zum Opfer fiel darunter im Jahr 429 v Chr auch Perikles Obwohl Thukydides eine genaue Beschreibung der Symptome gibt konnte die genaue Natur dieser oft als Pest von Athen bezeichneten Attischen Seuche bzw altesten dargestellten Pandemie 12 bis heute nicht sicher geklart werden 13 Vom Tod des Perikles bis zur Schlacht von Sphakteria Bearbeiten Der Tod des Perikles brachte eine neue Generation von Politikern ans Ruder Manner wie Kleon der Fuhrer der Radikaldemokraten und Befurworter einer aggressiveren Politik und Nikias der zu einem Ausgleich mit Sparta riet und die Interessen der Besitzenden vertrat stammten nicht aus den alten Adelsgeschlechtern und nutzten als Forum noch starker die Volksversammlung Dass nun jedoch auch weitere Alimentierungsmassnahmen von den Radikaldemokraten durchgesetzt wurden war eine Folge des Umstands dass der Grossteil der Bevolkerung Attikas erstmals langere Zeit an einem Ort versammelt war eben innerhalb der Befestigungsanlagen Athens Allerdings sollten diese Versorgungszahlungen an die armeren Bevolkerungsschichten die finanziellen Ressourcen Athens in spaterer Zeit stark belasten siehe auch unten Oligarchischer Umsturz in Athen In den folgenden Jahren kam es zu keiner Entscheidung Den Athenern gelang es jedoch den korinthischen Golf zu blockieren und somit grosse Teile der peloponnesischen Flotte lahmzulegen 428 v Chr fiel Mytilene auf Lesbos vom Seebund ab wurde jedoch bald darauf wieder in das Bundnis gezwungen 427 v Chr kam es schliesslich zur so genannten ersten sizilischen Expedition Athens unter Fuhrung des Laches die jedoch fur den Kriegsverlauf keine Bedeutung hatte 425 v Chr schien Athen im Vorteil zu sein Eine athenische Truppe unter dem Strategen Demosthenes war bei Pylos an der Westkuste der Peloponnes gelandet Eine spartanische Belagerung misslang wobei im Verlauf der Schlacht von Sphakteria 120 Spartiaten die Elite Spartas in Gefangenschaft gerieten Der Ruhm fiel Kleon zu der zu einer militarischen Entscheidung gegen die Spartaner bei Pylos gedrangt hatte Sparta in Sorge um die gefangenen Spartiaten die Athener drohten mit der Hinrichtung der Gefangenen falls die Spartaner ihre Einfalle nach Attika wiederholten zeigte sich schliesslich friedenswillig Athen jedoch ging darauf nicht ein vor allem unter dem Einfluss des Kleon Dieser stellte vielmehr unannehmbare Gebietsforderungen die Sparta ablehnte Kriegsgrauel und Thukydides Beobachtung uber den Verfall der Sitten Bearbeiten Wahrend des Krieges kam es auf Seiten der Athener zu zahlreichen Militaraktionen gegen abtrunnige Verbundete wie beispielsweise an Mytilene auf Lesbos 427 v Chr auch gegen neutrale Poleis Thukydides schildert besonders eindringlich die Militaraktion gegen die Insel Melos im Jahr 416 v Chr in dem so genannten Melierdialog Melos ursprunglich neutral wird von den Athenern entgegen bestehender Vertrage angegriffen und erobert In dem Melierdialog rechtfertigen die Athener ihr Handeln mit dem Recht des Starkeren In diesem Zusammenhang muss die Rolle der athenischen Volksversammlung betont werden die sich nicht zuletzt unter dem Einfluss von Demagogen welche die Stimmung in der Versammlung teils anheizten leicht zu brutalen Handlungen hinreissen liess siehe attische Demokratie Auch wurden auf Antrag der Volksversammlung die Abgaben der Bundnisgenossen erhoht und deren Eintreibung effizienter organisiert Thukydides der die Brutalisierung des Krieges besonders herausstreicht konstatierte insgesamt in diesem Krieg einen Verfall der Sitten was er exemplarisch am Beispiel Kerkyras festmachte wo es bald zu einem blutigen Burgerkrieg kam stasis Die Graueltaten nahmen im Verlauf des Krieges sogar noch zu Zum Beispiel Im Sommer 413 v Chr uberfielen thrakische Soldner im Dienste Athens das Dorf Mykalessos in Bootien und toteten alle die sie finden konnten Manner Frauen und Kinder wobei die Thraker auch in eine Schule eindrangen und alle dort versammelten Jungen ermordeten 14 Allerdings lasst sich generell feststellen dass wahrend des Krieges von beiden Parteien Graueltaten begangen wurden auch auf der Seite Spartas wie die Belagerung von Plataiai zeigt Thukydides Aussagen deuten darauf hin dass auch der in der griechischen Antike geltende Standard an Gewalttatigkeit der damalige kriegerische Kodex erlaubte mehr als die heute ublichen Standards in diesem Krieg noch uberschritten wurde Brasidasfeldzug und Ende des Archidamischen Krieges Bearbeiten nbsp Thukydides war selbst Teilnehmer des Krieges die Einnahme von Amphipolis durch Brasidas konnte er nicht verhindern und wurde dafur von seinem Amt als Strategos abgesetzt und aus Athen verbannt Fur Sparta waren aus Sorge um die gefangenen Spartiaten weitere Einfalle in Attika ausgeschlossen Auch der Aufbau einer eigenen Flotte hatte mehr Ruckschlage als Erfolge gebracht Daher verlegte man sich auf eine neue Strategie Athen an der Peripherie zu attackieren 424 v Chr begann der talentierte spartanische General Brasidas mit seinen Operationen in Thrakien wobei er auf seinem Feldzug auch Heloten einsetzte denen die Freiheit versprochen wurde Brasidas der unter dem Motto Freiheit und Autonomie gegen Athens Seebund ins Feld zog ein auch spater immer wieder bewahrtes Propagandainstrument knupfte Kontakte zu Perdikkas II dem Konig von Makedonien der wahrend des Krieges zwischen Athen und Sparta lavierte und schloss ein Bundnis mit ihm Den Spartanern gelang denn auch 424 v Chr die Einnahme des wichtigsten athenischen Stutzpunktes in dieser Region Amphipolis Hinzu kam im selben Jahr eine schwere Niederlage der Athener bei Delion in Bootien wo sie in offener Feldschlacht den Thebanern unterlagen Mit den Operationen des Brasidas wurde der Lebensnerv Athens getroffen denn durch jene Region verlief die Getreideroute aus der heutigen Ukraine die Athens Uberleben sicherstellte Ausserdem erhielt Athen aus dieser Region Geld und Holz fur den Bau seiner Flotte Der ehrgeizige Kleon hielt jedoch weiter an seinem harten Kurs gegenuber Sparta fest wahrend sein politischer Gegner Nikias zu einer Verstandigung mit Sparta riet Zwar kam es zu einem vorubergehenden Waffenstillstand der jedoch nicht eingehalten wurde so dass die Kampfe schon bald wieder aufflammten Mit dem Tod des Kleon und des Brasidas im Jahre 422 v Chr in der Schlacht von Amphipolis wo die Spartaner einen glanzenden Sieg errangen der aber durch den Verlust ihres besten Generals getrubt wurde fielen die beiden Hauptgegner einer Verstandigung aus Somit war der Weg frei fur einen Friedensvertrag den Nikias aushandelte und der auch seinen Namen trug der Nikiasfrieden Nikiasfrieden eine trugerische Sicherheit Bearbeiten Der 421 v Chr geschlossene so genannte Nikiasfrieden orientierte sich weitgehend am Status quo ante Sparta sollte seine Gefangenen zuruckerhalten und die thrakischen Stutzpunkte raumen wofur Athen im Gegenzug die peloponnesischen Stutzpunkte aufgeben sollte aber einen der beiden Hafen Megaras behalten durfte Allerdings kam es bald zu Missstimmungen auf beiden Seiten da nicht alle Vertragspunkte erfullt wurden So blieben spartanische Truppen weiterhin in Amphipolis stationiert und dachten gar nicht daran es den Athenern zu ubergeben Wahrenddessen raumten die Athener nicht ihren peloponnesischen Stutzpunkt Pylos Aber auch Spartas Verbundete vor allem Korinth und Theben waren unzufrieden Ihre Interessen waren im Vertrag nicht berucksichtigt worden Dies fuhrte zu erheblichen Spannungen im Peloponnesischen Bund woraufhin Sparta unter Vermittlung des Nikias ein Bundnis mit Athen schloss das aber keinen reellen Wert besass Denn Argos selbst eine Demokratie und Spartas Erzrivalin arbeitete an einem anti spartanischen Bundnis wozu es schliesslich auch einen Pakt mit Athen einging wo der ehrgeizige und aus altestem Adel stammende Alkibiades auf einen neuen Krieg mit Sparta hinarbeitete und die Ausgleichspolitik des Nikias unterminierte Sparta wiederum bekraftigte daraufhin seine Bande mit Theben und mit Korinth die sich beide nicht dem argivischen Bundnis anschlossen Sparta hatte dadurch die Hande gegenuber Argos frei wahrend Athen eine Atempause erhielt und sich um seine Probleme in Thrakien kummern konnte Argos konnte schliesslich keinen Nutzen aus der zeitweiligen Schwache Spartas ziehen denn 418 v Chr wurden seine Streitkrafte von Spartas Aufgebot in der Schlacht von Mantineia geschlagen wahrend Athen seine Herrschaft uber den Seebund konsolidierte Die Unterwerfung der Insel Melos durch Athen mitten im Frieden 416 v Chr und die Bestrafung seiner Bevolkerung Hinrichtung aller Manner Versklavung der Frauen und Kinder waren jedoch ein Verbrechen das zuerst von dem Sophisten Diagoras von Melos angeprangert und spater von Thukydides in seinem beruhmten Melierdialog verarbeitet wurde 15 Alkibiades und die Sizilienexpedition Bearbeiten Alkibiades gewann in der Erholungszeit nach den Auseinandersetzungen mit Sparta immer mehr Einfluss auf die Volksversammlung und begeisterte die Athener fur einen gefahrlichen Plan den Sizilienfeldzug 16 Ziel war sowohl das Getreide der Insel als auch Plane fur eine Ausdehnung des athenischen Einflussgebiets Vorgeschobener Grund war ein Hilferuf aus Segesta das sich so wie einige andere ortliche Poleis im Konflikt mit Selinunt und Syrakus befand dem machtigsten sizilischen Stadtstaat welcher zugleich eine gemassigte Demokratie war 17 Alkibiades setzte gegen die Empfehlungen des Nikias der zur Vernunft riet und den ganzen Plan fur zu gewagt hielt die Expedition durch Uberschattet wurde das Unternehmen bereits vor dessen Beginn da es in der Stadt zum so genannten Hermenfrevel kam Unbekannte hatten die Hermen in der Stadt verstummelt was auch als ein Angriff auf die attische Demokratie gedeutet wurde Alkibiades geriet in Verdacht daran beteiligt gewesen zu sein Es wurde zwar vorerst kein Prozess gegen ihn angestrengt doch der Zwischenfall blieb nicht ohne Folgen da die Verdachtigungen bestehen blieben nbsp Der Weg der Athener Flotte Die Trieren waren nicht hochseetauglich man fuhr daher in KustennaheSchliesslich zog unter dem Kommando des Alkibiades des Nikias und des Lamachos eine gewaltige Flotte von 134 Trieren und etwa 5000 Hopliten die Streitmacht wurde spater noch verstarkt im Jahre 415 v Chr nach Sizilien Die Gesamtstarke der Expedition betrug insgesamt rund 32 000 Mann 6 400 Mann Landungstruppen und uber 25 000 Ruderer Allein das Athener Kontingent 100 Trieren 1500 Hopliten war die bei weitem grosste Expeditionsflotte die je eine einzelne Polis ausgerustet hatte noch dazu operierte sie fern der Heimat Alkibiades jedoch wurde noch vor Ankunft des Heeres in Sizilien nach Athen zuruckberufen wo er sich einem Prozess stellen sollte Angeklagt wurde er wegen des Hermenfrevels und aufgrund der Anschuldigung einen Religionsfrevel verubt zu haben er soll die Mysterien von Eleusis verspottet haben Er lief daraufhin zum Gegner Sparta uber Die Athener unter Nikias belagerten zunachst Syrakus konnten die Einschliessung aber nicht luckenlos durchfuhren Von Seiten Spartas erhielt Syrakus nur geringe Unterstutzung doch sollte sich die Entsendung des Strategen Gylippos im Nachhinein als ein Glucksgriff herausstellen Nikias musste einige Ruckschlage einstecken wagte aber aus Furcht vor dem Zorn der Volksversammlung nicht den Ruckzug und erhielt Ende 414 v Chr noch einmal Verstarkung unter dem Kommando des Demosthenes der sich bereits im archidamischen Krieg hervorgetan hatte Schliesslich gerieten die Athener im Sommer 413 v Chr in Gefahr vollstandig abgeschnitten zu werden Sie waren nun auch ihrer Flotte beraubt die im Hafen von Syrakus im Gefecht vernichtet worden war Somit war die Belagerung von Syrakus endgultig gescheitert und die Athener mussten doch noch den Ruckzug antreten viel zu spat wie sich schon bald herausstellte Der Grossteil der Truppen geriet auf dem Ruckzug in Gefangenschaft in der die meisten von ihnen starben wahrend Nikias und Demosthenes hingerichtet wurden Die so genannte sizilische Expedition endete in einer Katastrophe fur Athen das seine Krafte bei weitem uberspannt hatte Dekeleisch Ionischer Krieg Bearbeiten Sparta und Persien verstandigen sich Bearbeiten nbsp DekeleiaVon der Katastrophe des Sizilienfeldzugs sollte sich Athen nie wieder wirklich erholen wenn auch lange offen war wer den Konflikt fur sich entscheiden wurde Sparta erklarte aufgrund athenischer Ubergriffe 414 v Chr den Nikiasfrieden fur gebrochen Es ging bald darauf in die Offensive und setzte sich 413 v Chr auf Rat des Alkibiades im kleinen Ort Dekeleia in Attika fest von wo aus spartanische Truppen Raubzuge in das attische Territorium unternahmen 18 Damit befand sich Athen im Zustand einer permanenten Belagerung Mehrere tausend Sklaven liefen uber Viel gravierender war jedoch dass die Versorgung Athens von Euboa aus wo ein Grossteil des athenischen Viehs stand nur noch uber den Seeweg moglich war und Tag und Nacht die Mauern besetzt sein mussten was zusatzliche Krafte band und psychisch belastend wirkte Zudem hatte Athen 414 v Chr in Kleinasien einen lokalen Rebellen unterstutzt so dass es sich auch mit dem Perserreich uberwarf was schwerwiegende Folgen haben sollte denn Persien nahm nun Kontakt zu Sparta auf In Verhandlungen mit dem persischen Satrapen in Sardes Tissaphernes wurden insgesamt drei Vertragsentwurfe ausgehandelt 412 v Chr verpflichtete sich Sparta schliesslich Kleinasien an Persien abzutreten wofur es im Gegenzug regelmassige aber keineswegs besonders umfangreiche Geldzahlungen erhielt 19 Diese fur Athen prekare Situation nutzten mehrere Mitglieder des Seebundes und fielen 412 v Chr und in den folgenden Jahren von Athen ab wahrend die spartanische Flotte gebaut mit persischem Gold recht erfolgreich in der Agais operierte wobei es aber nicht gelang die athenische Flotte zu schlagen Allerdings betrieb Tissaphernes auch nach Abschluss des Vertrags mit Sparta eine wankelmutige Politik um so den Zermurbungskrieg zwischen Athen und Sparta zum Vorteil Persiens in die Lange zu ziehen wozu er angeblich von Alkibiades ermutigt worden war der schon langst nicht mehr in der Gunst Spartas stand angeblich hatte er die Frau von Konig Agis II verfuhrt Oligarchischer Umsturz in Athen Bearbeiten In Athen war wahrenddessen die Atmosphare stark angespannt Militarisch war die Lage ernst standen doch nun spartanische Truppen sogar in Kleinasien und auch in finanzieller Hinsicht ergaben sich Probleme Man war sogar an die letzten Finanzreserven herangegangen die man bei Kriegsausbruch zuruckgelegt hatte Diese Situation bereitete den Boden fur den oligarchischen Verfassungsumsturz des Jahres 411 v Chr 20 Bei der von Samos aus operierenden Flotte hatten sich mehrere oligarchisch gesinnte Kommandeure zusammengeschlossen Sie hatten genug von der Politik ihrer Heimatstadt die zur sizilischen Expedition und dem damit verbundenen Aderlass gefuhrt hatte In ihren Bestrebungen wurden sie von Alkibiades ermutigt der mit der spartanischen Flotte in der Agais operierte Aufgrund seiner gefahrdeten Position plante er wieder einen Seitenwechsel und machte die Verschworer glauben dass wenn in Athen eine Oligarchie an der Macht ware auch das Perserreich zu einem Ausgleich bereit sei und er Alkibiades wieder nach Athen wurde kommen konnen Die Verschworer gingen systematisch vor und knupften Kontakt zu den oligarchisch gesinnten athenischen Hetairien lockeren Verbindungen von Adligen Einer der Wortfuhrer der Oligarchen Peisandros erklarte vor der Volksversammlung dass die Verfassung so wie sie nun bestehe nicht den Erfordernissen des Krieges Rechnung trage In einer von den Hetairien geschaffenen Atmosphare von Angst und Verunsicherung stimmte die Versammlung der Bildung eines Komitees zu das eine neue Verfassung erarbeiten sollte So entmachteten die Oligarchen im Fruhjahr 411 v Chr die Volksversammlung und erreichten schliesslich die Einsetzung eines Rates der 400 der eine neue Verfassung vorbereiten sollte wobei aber nur noch 5000 Hopliten in der Volksversammlung stimmberechtigt sein und die regelmassigen Zahlungen an die freie Bevolkerung eingestellt werden sollten Die Versammlung der 5000 trat erst gar nicht zusammen und der Rat der 400 ubte alle Macht aus Mai Juni 411 v Chr Doch weder gelang ein Ubereinkommen mit Persien die Oligarchen sahen sich dabei von Alkibiades Versprechen getauscht noch wurde ein Frieden mit Sparta geschlossen wo man gar nicht daran dachte in dieser gunstigen Lage einzulenken Dank der weiterhin demokratisch gesinnten Flotte bei deren Rudermannschaften die Oligarchen keine Unterstutzung fanden konnte der Umsturz bald wieder ruckgangig gemacht werden zumal bei den Oligarchen Manner wie Theramenes in eine eher gemassigte Richtung tendierten Bereits nach wenigen Monaten wurde der Rat der 400 entmachtet und es trat eine Versammlung der 5000 zusammen bevor Mitte 410 v Chr die Demokratie wieder eingerichtet wurde samt den Massnahmen zur Alimentierung der Bevolkerung Alkibiades war schon vorher zu den Demokraten ubergewechselt und hatte sich zum Fuhrer der demokratischen Gegenbewegung auf Samos gemacht nachdem die Oligarchen ihn aufgrund des nicht zustande gekommenen Ausgleichs mit Persien aussen vor gelassen hatten Lysander und Ende des Krieges Bearbeiten Nach der Ruckkehr des Alkibiades folgte eine Reihe athenischer Siege so bei Kyzikos 410 v Chr wonach Sparta noch einmal zum Frieden bereit war was in Athen aber von den radikalen Demokraten unter Fuhrung des Kleophon abgewiesen wurde Alkibiades konnte mehrere abgefallene Stadte zuruck in den Seebund zwingen so beispielsweise das strategisch wichtige Byzantion und mit dem Satrapen von Phrygien Pharnabazos einem Konkurrenten des Tissaphernes sogar einen Waffenstillstand abschliessen Alkibiades hielt daraufhin im Sommer 408 v Chr einen triumphalen Einzug in Athen und wurde zum Strategos gewahlt Obendrein erhielt er der einst Athen verraten hatte und zum Feind ubergelaufen war den uneingeschrankten Oberbefehl uber die Land und Seestreitkrafte 21 407 v Chr war der erfahrene spartanische General Lysander nach Kleinasien gegangen und hatte dort Kontakt zum persischen Prinzen Kyros dem Jungeren aufgenommen der nun in Kleinasien als eine Art Oberkommandierender fungierte Kyros zeigte sich von Lysander tief beeindruckt Persien beendete seine Schaukelpolitik endgultig und Sparta erhielt nun wesentlich mehr Unterstutzung durch Persien In dieser letzten Phase des Dekeleisch Ionischen Kriegs verlor Athen zunachst gegen die Spartaner unter Lysander die Schlacht von Notion 407 v Chr was schliesslich zur Abberufung des Alkibiades fuhrte obwohl dieser selbst nicht anwesend gewesen war doch traute man ihm offensichtlich nicht mehr Lysander musste sein Kommando allerdings bald schon turnusmassig abgeben und der neue spartanische Flottenkommandeur Kallikratidas verstand sich weit weniger gut mit Kyros Dennoch gelang es den Spartanern die athenische Flotte bei Lesbos einzukesseln Athen bot noch einmal alle Krafte auf und entsandte eine Entsatzflotte die die Spartaner bei den Arginusen einer Inselgruppe in der Agais im Jahre 406 v Chr zur Schlacht zwang Es war die grosste Seeschlacht die sich die Griechen jemals gegeneinander geliefert hatten und sie endete mit einem uberwaltigenden Sieg fur Athen Allerdings kam es aufgrund der unterlassenen Rettung von athenischen Seeleuten zum beruchtigten Arginusenprozess der mit der Hinrichtung mehrerer athenischer Strategen endete womit Athen sich selbst erfahrener Militars beraubte Die Niederlage bei Aigospotamoi in der die Spartaner wieder von Lysander kommandiert wurden im Jahre 405 v Chr eigentlich mehr ein Handstreich als eine Schlacht besiegelte dann das Schicksal Athens das nun uber keine intakte Flotte mehr verfugte wahrend die Spartaner unter Lysander das Meer beherrschten In der Stadt breitete sich Panik aus Man befurchtete dass man nun mit ihnen so umgehen wurde wie sie selbst in der Vergangenheit mit besiegten Gegnern verfahren waren Nur Samos hielt noch zu den Athenern alle anderen Alliierten waren langst abgefallen oder unterwarfen sich nun den Spartanern Lysander beorderte Einheiten nach Samos deren Burger nun das attische Burgerrecht erhielten und so den Burgern Athens gleichgestellt wurden eine zuvor undenkbare Massnahme der Rest der Flotte setzte Kurs auf Piraus wahrend zwei spartanische Heere sich vor Athen vereinigten Die Stadt die durch den Zustrom an Fluchtlingen uberquoll wurde eingekesselt und musste schliesslich ausgehungert im Fruhjahr des Jahres 404 v Chr kapitulieren Folgen des Krieges BearbeitenDer Krieg der mit einer bis dahin beispiellosen Brutalitat gefuhrt wurde und gepragt war von einer engen Verzahnung von Aussen und Innenpolitik hatte die Macht Athens gebrochen Mit dem Ende des langen Konflikts waren aber auch viele Hoffnungen verbunden vor allem die auf Frieden und Freiheit was in Xenophons Schilderung der Kapitulation Athens deutlich wird Nach der Annahme der Friedensbedingungen fuhr Lysander in den Peiraios ein die Verbannten kehrten zuruck und man begann mit Freude die Mauern unter der Begleitmusik von Flotenspielerinnen einzureissen da man glaubte dass mit jenem Tag der Anfang der Freiheit fur Hellas begonnen habe Xenophon Hellenika 2 2 23 Die Langen Mauern wurden niedergerissen der Seebund aufgelost die Flotte musste bis auf zwolf Schiffe ausgeliefert werden und es wurde mit der Herrschaft der Dreissig eine pro spartanische Oligarchie in Athen an die Macht gebracht die jedoch 403 v Chr beseitigt wurde In der Agais wurden pro spartanische Regime so genannte Dekarchien da es sich um Zehnerkommissionen handelte installiert und spartanische Garnisonen eingerichtet Athen wurde jedoch nicht zerstort wie von Korinth und Theben gewunscht Sparta wollte kein Machtvakuum entstehen lassen zumal es selbst grosse Schwierigkeiten hatte Man war mit dem Ruf nach Freiheit und Selbstbestimmung gegen Athen zu Felde gezogen hatte Persien aber im Gegenzug fur dessen Hilfe die Abtretung der kleinasiatischen Kuste zugesichert Dies kam nicht mehr in Frage so dass Sparta nun gegen das Perserreich Krieg fuhren musste Das Perserreich hatte durch die Ausschaltung bzw Schwachung der beiden starksten Poleis am meisten vom Krieg profitiert eine Entwicklung die schliesslich zum Konigsfrieden im Jahre 386 v Chr fuhrte Das goldene Zeitalter des klassischen Griechenlands wurde durch diesen antiken Weltkrieg der von Sizilien bis nach Kleinasien getobt hatte und in dem jede grossere Macht der Region beteiligt gewesen war beendet Der Krieg war ein Wendepunkt fur die Geschichte der griechischen Poliswelt deren ohnehin labiles politisches Gleichgewicht nun endgultig aufgehoben wurde Athen konnte zwar im 4 Jahrhundert v Chr die Restauration des Seebunds erreichen doch blieb dieser weit hinter dem ersten Seebund zuruck Aber auch die spartanische Hegemonie sollte nur wenige Jahrzehnte Bestand haben da Spartas politisches gesellschaftliches und wirtschaftliches System keine ausreichende Grundlage hatte um einerseits die immensen materiellen und personellen Verluste aus dem jahrzehntelangen Krieg effektiv auszugleichen und andererseits die neuen Verbundeten Vasallen effektiv zu kontrollieren Die von jeher relativ kleine Bevolkerungsschicht der spartanischen Freien die immer die Elite und das Ruckgrat des spartanischen Staatswesens gebildet hatten war durch den Krieg entscheidend geschwacht worden Zunehmend mussten bereits wahrend des Krieges unfreie Hilfstruppen die spartanischen Truppen unterstutzen was zu einer verstarkten Abhangigkeit der Spartaner von den unterjochten Heloten fuhrte Letztlich entzog die militarische Niederlage gegen die Thebaner in der Schlacht bei Leuktra 371 v Chr dem spartanischen Staat die Existenzgrundlage Theben siegte auch 362 v Chr in der zweiten Schlacht von Mantineia und begrundete so eine kurzfristige Hegemonialstellung Die griechische Staatenwelt gelangte jedoch zu keinem modus vivendi Versuche einen dauerhaften allgemeinen Frieden koine eirene auf der Basis von Autonomie und Gleichberechtigung zu erreichen fuhrten nur zu kurzfristigen Atempausen Die griechische Poliswelt fand so im 4 Jahrhundert v Chr keinen Ausweg aus dem permanenten Kriegszustand Am Ende dieser Entwicklung stand Griechenland unter der Hegemonie des ehrgeizigen Konigs Philipp II von Makedonien Quellen BearbeitenWichtigste Quelle bis 411 v Chr ist Thukydides dessen Darstellung allerdings nicht immer unproblematisch ist Daneben sind auch Diodor Plutarch und fur die letzten Kriegsjahre Xenophon Hellenika von Bedeutung Weitere Quellen sind Inschriften siehe Brodersen Gunther Schmitt Inschriften Komodien Tragodien siehe Aristophanes und Euripides historische Fragmente wie die Hellenika Oxyrhynchia sowie das wohl aus der Schule des Aristoteles stammende Werk Athenaion politeia und Pseudo Xenophon Eine umfassende Ubersicht der Quellenlage bietet Busolt Griechische Geschichte Bd 3 2 S 591ff Siehe auch mit Berucksichtigung neuerer Funde die Uberblicke bei Bleckmann und Kagan Kai Brodersen Wolfgang Gunther Hatto H Schmitt Hrsg Historische griechische Inschriften in Ubersetzung Band 1 Die archaische und klassische Zeit Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 ISBN 3 534 02243 2 gute Ubersetzungen aber ohne Kommentar Hellenica Oxyrhynchia Ubersetzt und herausgegeben von Paul McKechnie et al Warminster 1988 ISBN 0 85668 358 2 Plutarch Grosse Griechen und Romer Herausgegeben von Konrat Ziegler 6 Bde Zurich 1954 Bibliothek der alten Welt mehrere Nachdrucke u a ISBN 3 423 05989 3 Thukydides Der Peloponnesische Krieg Hrsg von Helmuth Vretska und Werner Rinner Reclams Universal Bibliothek Nr 1808 Reclam Stuttgart 2000 ISBN 3 15 001808 0 Thukydides Der Peloponnesische Krieg Hrsg und ubers von Georg Peter Landmann Bibliothek der alten Welt Historiae Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 2002 ISBN 3 7608 4103 1 Xenophon Hellenika Ubersetzt von Gisela Strasburger Munchen 1970 mehrere Neuauflagen ISBN 3 7608 1639 8 Literatur BearbeitenDie Literatur zum Thema Peloponnesischer Krieg ist uferlos es sei daher nur eine kleine Auswahl genannt Eine umfassendere Ubersicht bezuglich Quellen und der Literatur bis zur Mitte der 1980er Jahre bietet Kagan in seinem Werk in vier Banden Bruno Bleckmann Athens Weg in die Niederlage Die letzten Jahre des Peloponnesischen Kriegs Stuttgart 1998 ISBN 3 519 07648 9 Detaillierte und quellennahe Darstellung der letzten Kriegsjahre Bruno Bleckmann Der Peloponnesische Krieg Munchen 2007 ISBN 3 406 55388 5 Knapper Uberblick Georg Busolt Griechische Geschichte Bd 3 zweiter Teil Gotha 1904 Digitalisat Trotz des Alters noch heute eine der grundlegenden Darstellungen zum Peloponnesischen Krieg Martin Dreher Athen und Sparta Munchen 2001 Victor Davis Hanson A War Like No Other How the Athenians and Spartans Fought the Peloponnesian War New York 2005 ISBN 1 4000 6095 8 Hanson ein angesehener Militarhistoriker beschreibt vor allem mit welchen Mitteln der Krieg ausgetragen wurde Donald Kagan The Peloponnesian War New York 2003 ISBN 0 14 200437 5 Wahrscheinlich die beste Gesamtdarstellung Kagan hat ebenfalls ein vierbandiges Standardwerk zum Peloponnesischen Krieg verfasst wobei dieses Buch eine fur das breitere Publikum geschriebene Darstellung ist allerdings auf hohem Niveau Donald Kagan The Outbreak of the Peloponnesian War Ithaca New York 1969 ISBN 0 8014 9556 3 Erster Band von Kagans Tetralogie zum Krieg die als Standardwerk gilt Donald Kagan The Archidamian War Ithaca 1974 ISBN 0 8014 9714 0 Donald Kagan The Peace of Nicias and the Sicilian Expedition Ithaca 1981 ISBN 0 8014 9940 2 Donald Kagan The Fall of the Athenian Empire Ithaca 1987 ISBN 0 8014 9984 4 Russell Meiggs The Athenian Empire Oxford 1972 mehrere Nachdrucke ISBN 0 19 814843 7 Detaillierte Darstellung des attischen Seereiches einschliesslich des Peloponnesischen Kriegs Jennifer T Roberts The Plague of War Athens Sparta and the Struggle for Ancient Greece Oxford University Press New York 2017 ISBN 978 0 19 999664 3 Alexander Rubel Stadt in Angst Religion und Politik in Athen wahrend des Peloponnesischen Krieges Darmstadt 2000 ISBN 3 534 15206 9 Sebastian Schmidt Hofner Das klassische Griechenland Der Krieg und die Freiheit C H Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 67915 5 besonders S 163 225 aktuelle Darstellung die insbesondere die Vorgeschichte und die Folgen des Krieges auf aktuellem Forschungsstand gebundelt darstellt Raimund Schulz Athen und Sparta Reihe Geschichte kompakt Antike Darmstadt 2003 ISBN 3 534 15493 2 Intelligente und kompakte Darstellung die zugleich die zentralen Forschungsmeinungen gut verstandlich darstellt Geoffrey de Ste Croix The Origins of the Peloponnesian War London 1972 ISBN 0 7156 1728 1 Sehr gute Zusammenfassung uber die Bedingungen die zum Ausbruch des Krieges fuhrten allerdings mit einer anti spartanischen Haltung Lawrence A Tritle A New History of the Peloponnesian War Hoboken NJ 2010 Karl Wilhelm Welwei Das klassische Athen Demokratie und Machtpolitik im 5 und 4 Jahrhundert Darmstadt 1999 ISBN 3 89678 117 0 Hervorragende Detailstudie zur Entstehung der Hegemonie Athens Karl Wilhelm Welwei Sparta Aufstieg und Niedergang einer antiken Grossmacht Klett Cotta Stuttgart 2004 ISBN 3 608 94016 2 Karl Wilhelm Welwei The Peloponnesian War and its Aftermath In Konrad Kinzl Hrsg A Companion to the Classical Greek World Blackwell Oxford u a 2006 S 526 546 knappe Zusammenfassung Wolfgang Will Athen oder Sparta Die Geschichte des Peloponnesischen Krieges C H Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 74098 5 aktueller Uberblick Wolfgang Will Der Untergang von Melos Machtpolitik im Urteil des Thukydides und einiger Zeitgenossen Bonn 2006 ISBN 3 7749 3441 X Siehe auch BearbeitenAntikes GriechenlandWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Peloponnesischer Krieg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Horen Der Thukydides Podcast Hier wird nach und nach die deutsche ungekurzte Ubersetzung von Dr Johann David Heilmann aus dem Jahr 1760 vorgelesen Momentaner Stand Erstes Buch Kapitel 1 23 41 40 Minuten 19 2 MB Horen LibriVox The History of the Peloponnesian War englisch Public Domain Audiobooks in den USA 20 57 23 Stunden mind 603 7 MB Richard Crawley The History of the Peloponnesian War englische Ubersetzung von Thukydides Werk im Project Gutenberg Xenophons Hellenika in englischer Ubersetzung Jona Lendering Peloponnesian War In Livius org englisch Anmerkungen Bearbeiten Thukydides 1 1 1 Thukydides 2 13 Vgl zur Diskussion Michael Zahrnt Das Megarische Psephisma und der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges In Historische Zeitschrift 291 2010 S 593ff Zahrnt nimmt an das Psephisma sei bereits einige Jahre fruher beschlossen worden und erst 432 ins Zentrum des Konfliktes geruckt Es sei dann aber insofern entscheidend fur den Kriegsausbruch gewesen als keine Seite in diesem Punkt ohne empfindlichen Gesichtsverlust habe nachgeben konnen vor allem nicht Perikles Ubersetzung angelehnt an Schulz Athen und Sparta S 86 Allgemein zu dieser Entwicklung vgl Kagan The Peloponnesian War S 25ff Thukydides 1 23 6 Thukydides 1 127 3 Schulz Athen und Sparta S 72ff Kagan The Peloponnesian War S 25ff ubersetzt von G P Landmann Zur Ereignisgeschichte die massgeblich auf der Schilderung des Thukydides beruht erganzt durch andere Quellen siehe auch Busolt Griechische Geschichte Bd 3 2 sowie Kagans Darstellung zusammenfassend in Kagan The Peloponnesian War S 64ff Thukydides 2 59 65 Vgl Vivian Nutton Epidemische Krankheiten In Der Neue Pauly Enzyklopadie der Antike Band 3 Stuttgart Weimar 1997 Sp 1102 1104 hier Sp 1102 Vgl auch Ferdinand Peter Moog Galen liest Klassiker Fragmente der schongeistigen Literatur des Altertums im Werk des Pergameners In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 2020 S 7 24 hier S 16 Der Historiker Thukydides B Shapiro A Rambaut M Gilbert No proof that typhoid caused the Plague of Athens a reply to Papagrigorakis et al In International Journal of Infectious Diseases Band 10 Nr 2006 S 334 f Antwort darauf ebenda S 335 f Thukydides 7 29 Will Der Untergang von Melos S 59 75 und 95 123 Vgl Kagan Peloponnesian War 251ff Kagan The Peace of Nicias S 218f Zusammenfassend Kagan The Peloponnesian War S 327ff Zur persischen Intervention siehe auch Pierre Briant From Cyrus to Alexander Winona Lake 2002 S 591ff Vgl neben den allgemeinen Darstellungen vor allem Herbert Heftner Der oligarchische Umsturz des Jahres 411 v Chr und die Herrschaft der Vierhundert in Athen Quellenkritische und historische Untersuchungen Frankfurt a M 2001 Vgl fur das Ende des Krieges vor allem Bleckmann Athens Weg in die Niederlage sowie Kagan The Fall of the Athenian Empire bzw The Peloponnesian War S 415ff nbsp Dieser Artikel wurde am 11 Marz 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4045067 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peloponnesischer Krieg amp oldid 237722637