www.wikidata.de-de.nina.az
Die Schlacht von Kyzikos war eine kombinierte See und Landschlacht wahrend des Peloponnesischen Krieges Sie wurde im Jahre 410 v Chr zwischen den Flotten Athens und Spartas vor Kyzikos in der Propontis ausgetragen In den anschliessenden Landkampf griffen auch Truppen des Achamenidenreichs ein Die Schlacht endete mit einer klaren Niederlage der Spartaner deren Flotte vollstandig vernichtet wurde Schlacht von KyzikosTeil von Peloponnesischer KriegDie Propontis in der AntikeDatum 410 v Chr Ort Marmarameer heute TurkeiAusgang Sieg AthensFolgen Athenische Offensive am Bosporus Verlangerung des Peloponnesischen KriegesKonfliktparteienAthen SpartaSyrakusAchamenidenreichBefehlshaberAlkibiadesThrasybulTheramenesChaireas Mindaros HippokratesHermokratesKlearchosPharnabazosTruppenstarke86 Schiffe Hopliten Schutzen 60 bis 80 Schiffe Landstreitkrafte persische SoldnerVerlusteetwa 40 Schiffe erbeutet Totalverlust der FlotteSchlachten im Peloponnesischen Krieg Sybota Potidaia Spartolos Stratos Naupaktos Plataiai Olpai Tanagra Pylos Sphakteria Korinth Megara Delion Amphipolis Mantineia Melos Syrakus Milet Syme Eretria Kynossema Abydos Kyzikos Ephesos Chalkedon Byzanz Andros Notion Mytilene Arginusen Aigospotamoi Inhaltsverzeichnis 1 Die Ausgangssituation 2 Die Ruckkehr des Alkibiades 3 Die Anfahrt 4 Topographie und Quellenkritik 5 Die Seeschlacht 6 Die Landschlacht 7 Das Ergebnis 8 Die Beurteilung 9 Die Folgen 10 Das Ende 11 Literatur 12 EinzelnachweiseDie Ausgangssituation BearbeitenNach dem Verlust seiner Expeditionsflotte in Sizilien 413 v Chr kampfte Athen um den Erhalt seines Attischen Reiches in der Agais Im ersten Jahr nach der Katastrophe war es Sparta als Vormacht des Peloponnesischen Bundes gelungen zahlreiche Stadte und Inseln auf seine Seite zu ziehen darunter Chios Milet Euboia und die wichtigsten Stadte an den Meerengen Hellespont und Bosporus Ermoglicht wurde dies auch dank eines Bundnis und Subsidienvertrags mit dem Perserreich durch den die Peloponnesier in der Lage waren eine grosse Flotte auszurusten 1 Nach den ersten Auflosungserscheinungen hatte Athen jedoch reagiert und eine neue Flotte aufgestellt mit der es den Spartanern am Hellespont entgegentrat dessen Kontrolle fur die athenischen Getreideimporte vom Schwarzen Meer unverzichtbar war In der Meerenge zwischen Abydos und Sestos war es den attischen Feldherren Thrasybul und Thrasyllos 411 v Chr gelungen den spartanischen Seeherrn Mindaros in zwei Seeschlachten in die Schranken zu weisen In der ersten der Schlacht von Kynossema hatten die Athener nur leichte Vorteile In der zweiten der Schlacht von Abydos war das Ergebnis deutlicher und die spartanische Flotte zu der auch starke Kontingente aus Syrakus Chios und Korinth gehorten verlor 30 Schiffe Trotz dieser Ruckschlage blieb die Flotte des Mindaros jedoch eine Bedrohung da der hohere Sold der Spartaner dafur sorgte dass es ihnen nie an Ruderern mangelte wahrend mit dem Holz des Grosskonigs bald Ersatz fur die verlorenen Schiffe gebaut war 2 Die Ruckkehr des Alkibiades Bearbeiten nbsp Alkibiades Marmor 4 Jh v Chr Den Ausschlag in der Seeschlacht von Abydos hatte durch sein uberraschendes Eingreifen der Feldherr Alkibiades gegeben der wahrend der Sizilienexpedition wegen Religionsfrevels angeklagt worden war und sich dem drohenden Prozess durch Flucht nach Sparta entzogen hatte In spartanischen Diensten war Alkibiades im Jahr 412 v Chr die treibende Kraft hinter dem Abfall von Chios und Milet gewesen bald darauf hatte er jedoch versucht das spartanisch persische Bundnis zu hintertreiben indem er Tissaphernes dem Satrapen von Lydien den Ratschlag gab Sparta nicht zu sehr erstarken zu lassen und stattdessen die beiden Vormachte Griechenlands gegeneinander auszuspielen Bevor die Spartaner seine Machenschaften durchschauten hatte er Anfang des Jahres 411 v Chr erneut die Seiten gewechselt um sich bald wieder kraftvoll fur die Interessen Athens einzusetzen 3 Nach der Seeschlacht von Abydos unternahm Alkibiades zunachst einen letzten Versuch seinen Freund Tissaphernes von einem Bundnis mit Athen zu uberzeugen Dieser hatte indes neue Anweisungen vom Grosskonig Dareios II erhalten und liess ihn in Sardes festnehmen und einsperren Nach dreissig Tagen gelang Alkibiades die Flucht In einem abenteuerlichen Ritt gelangte er nach Klazomenai an der ionischen Kuste Von dort fuhr er mit 5 Trieren und einem Leichtboot erneut an den Hellespont wo er nur noch 40 athenische Schiffe vorfand da die ubrigen unter Thrasybul ausgefahren waren um auf den nahegelegenen Inseln den Tribut einzufordern 4 Die Anfahrt BearbeitenMindaros waren nach der Schlacht von Abydos 60 Schiffe verblieben mit denen er nach Kyzikos an der Nordkuste Kleinasiens fuhr um von Pharnabazos dem persischen Satrapen von Phrygien neue Hilfsleistungen zu erbitten Das momentane Ubergewicht der Spartaner war indes nur von kurzer Dauer Mit der Ruckkehr Thrasybuls aus Thasos und der gleichzeitigen Ankunft des Strategen Theramenes mit 20 neuen Trieren aus Athen verschob sich das Krafteverhaltnis wieder zugunsten der Athener Der damit verbundene Schub an frischem Optimismus wurde noch verstarkt durch die ersehnte Nachricht des Theramenes dass man in Athen nach dem oligarchischen Putsch vom Jahresanfang wieder zur demokratischen Staatsverfassung zuruckgekehrt war 5 Als er erfuhr dass Mindaros und Pharnabazos das unbefestigte Kyzikos besetzt hatten nahm Alkibiades mit nunmehr uberlegenen Kraften sofort die Verfolgung auf Die Athener brachen im Dunkel der Nacht von Sestos auf damit man im gegenuberliegenden Abydos die Zahl der vorbeifahrenden Schiffe nicht erkennen konnte Ein Verbot auf die gegnerische Kuste uberzusetzen sollte das Uberraschungsmoment zusatzlich sichern bei Zuwiderhandlung drohte die Todesstrafe Von Sestos fuhren die Athener zuerst nach Parion und dann zur Insel Prokonnesos in der Propontis Am folgenden Morgen hielt Alkibiades eine Ansprache an die Mannschaften in der er den Soldaten die bevorstehende Schlacht durch die zu erwartende Beute schmackhaft zu machen suchte 6 Wir haben kein Geld aber die Feinde haben es im Uberfluss vom Grosskonig Von Prokonnesos fuhr die attische Flotte in sudostlicher Richtung an der Kuste der Halbinsel Arktonnesos vorbei nach Kyzikos Wahrend der Fahrt regnete es doch bei der Ankunft vor der Stadt klarte es plotzlich auf und die Sonne beleuchtete die Szenerie in der Bucht vor dem Hafen wo Mindaros gerade ein Flottenmanover abhielt Bei ihm befanden sich sein Vizeadmiral Hippokrates der Stratege Klearchos und der syrakusische Feldherr Hermokrates als Fuhrer des sizilischen Kontingents 7 Topographie und Quellenkritik Bearbeiten nbsp Vereinfachtes Schema des athenischen Schlachtplans in der Schlacht von KyzikosDer Historiker Xenophon verliert insgesamt nur sehr wenige Worte uber die nun folgende Seeschlacht wahrend der funf Jahrhunderte spater schreibende Biograph Plutarch sie als eine recht einfache Operation beschreibt Alkibiades fuhr mit nur 20 Schiffen an den Feinden vorbei und als diese die Verfolgung aufnahmen erschienen Thrasybul und Theramenes mit dem Rest der Flotte und schnitten ihnen den Ruckzug in den Hafen ab 8 Ein Blick auf die Karte verrat jedoch das dies keineswegs so einfach gewesen sein kann da Kyzikos auf der Landenge lag welche die Halbinsel Arktonnesos mit dem kleinasiatischen Festland verbindet Nach Westen wie nach Osten bilden die Kusten der Halbinsel im Norden und Phrygiens im Suden einen spitz zulaufenden Winkel an dessen Endpunkt in einer tief eingeschnittenen Bucht Kyzikos lag wobei im Nordwesten ein Vorgebirge bei dem Ort Artake die Einfahrt noch zusatzlich verengte Die Stadt war zum damaligen Zeitpunkt nicht befestigt weshalb die Peloponnesier und Pharnabazos sie ohne Probleme eingenommen hatten Sie war aber gegenuber dem Festland durch einen kurzen Kanal geschutzt der den westlichen Meerbusen mit dem ostlichen verband Wegen dieses Kanals hatte Kyzikos drei Hafen einen im Westen einen im Osten und ein drittes Becken mitten auf dem Isthmos das nur durch den Kanal zu erreichen war nbsp Tetradrachme aus Kyzikos ca 350 v Chr Ein einfaches Passieren der Stadt war also unmoglich und die Bestatigung findet man in der dritten uberlieferten Quelle dem Historiker Diodor dessen Bericht ohne Zugrundelegung der topographischen Gegebenheiten verwirrend erscheinen mag nach einem genauen Abgleich jedoch als artikulierte Darstellung eines komplexen Schlachtgeschehens zu verstehen ist Das Werk Diodors ist ansonsten von unterschiedlicher Qualitat Im Allgemeinen heisst es Diodor sei so gut wie seine Quellen Im Fall der Schlacht von Kyzikos stand ihm offenbar eine sehr detaillierte Schlachtanalyse des Ephoros zur Verfugung weshalb sein Bericht von Militarhistorikern den anderen Uberlieferungen vorgezogen wird 9 Anderer Ansicht ist Bruno Bleckmann demzufolge Diodor sich hier auf Material stutzte das vermittelt uber eine Zwischenquelle letztendlich auf einer Grundquelle beruht die Bleckmann mit Theopompos identifiziert Nach Bleckmann war die Darstellung des Theopompos dadurch charakterisiert dass er Material Xenophons ubernahm es veranderte und mit fiktiven Elementen erweiterte Aufgrund der zahlreichen zusatzlichen auch topographisch exakten Informationen bei Diodor ist die Theorie einer derart nachgeordneten Konstruktion des Schlachtberichts von Kyzikos jedoch nicht uberzeugend 10 Insgesamt leidet die Argumentation Bleckmanns darunter dass er sich weitgehend auf reine Quellenkritik beschrankt ohne ernsthaften Versuch einer Rekonstruktion des Schlachthergangs Einen solchen unternimmt dagegen John Francis Lazenby scheitert aber bei der Landschlacht an einer irrigen Annahme bezuglich der Position des Chaireas 11 Bleckmann wie Lazenby folgen damit zumindest in Teilen der Kritik von Georg Busolt der die Quelle Diodors fur eine willkurlich erfundene Schilderung hielt 12 Die Seeschlacht Bearbeiten nbsp Griechischer PeltastDiodor berichtet dass die Athener vor Beginn der Seeschlacht ihre Hopliten unter dem Kommando des Chaireas auf dem Gebiet der Kyzikener ausschifften 13 Es ist deshalb zunachst zu fragen wo diese Ausschiffung stattfand Als Territorium der Stadt Kyzikos kann nur die Halbinsel Arktonnesos gelten nicht die weitere phrygische Gegenkuste Die Annaherung der attischen Flotte erfolgte von Nordwesten entlang der Kuste der Halbinsel Unter Beachtung der militarischen Grundregel dass Flotte und Landtruppen moglichst parallel marschierten war die Ausschiffung daher nur an der Sudwestkuste von Arktonnesos praktikabel Als idealer Ort erscheint dabei unweit von Kyzikos der naturliche Hafen von Artake hinter dem gleichnamigen Vorgebirge Aus der Darstellung Diodors lasst sich schliessen dass die attische Flottenfuhrung vor Beginn der Schlacht eine genaue Vorstellung von den ortlichen Gegebenheiten und einen klaren Plan gehabt haben muss Unter Beachtung aller Gegebenheiten ist daher wahrscheinlich dass die Athener sich zunachst hinter dem Vorgebirge von Artake hielten um dort ihre Landtruppen auszuladen und von dem die Bucht dominierenden Hugel die Lage zu studieren Es ist sogar denkbar dass sie auf dem Vorgebirge einen Signalposten einrichteten um die Bewegungen der verschiedenen Flotten und Heeresteile zu koordinieren Was folgte war eine kombinierte Operation zu Lande und zur See bei der Chaireas den Auftrag hatte mit seinen Landtruppen die Stadt anzugreifen wahrend Alkibiades mit seinem Geschwader die peloponnesische Flotte von ihr weglockte Die antiken Quellen stimmen darin uberein dass er dazu mit 20 Trieren vorausfuhr 14 Zwei weitere Geschwader unter dem Kommando von Thrasybul und Theramenes hielten sich zunachst noch hinter dem Vorgebirge um den spartanischen Schiffen im geeigneten Moment den Ruckzug in den Hafen zu verwehren 15 nbsp Griechische TriereNachdem er das Vorgebirge umrundet hatte steuerte Alkibiades vielleicht noch eine Weile parallel zu den versteckt im Landesinnern vorruckenden Landtruppen aber sobald die Spartaner seine Anfahrt bemerkten ergriff er in gespielter Uberraschung die Flucht um quer uber die Bucht in Richtung Sudwesten zu entweichen In Verkennung der Situation gab Mindaros den Befehl zur Verfolgung des vermeintlich unterlegenen Gegners Nach Xenophon hatte er 60 Trieren wie zuletzt in Abydos aber moglicherweise hatte er in Kyzikos noch weitere Boote vorgefunden und bemannt da Diodor von 80 Schiffen spricht 16 Nachdem die beiden Flotten sich ein gewisses Stuck von der Stadt entfernt hatten drehten die Schiffe des Alkibiades uberraschend um Der Grund fur solchen Wagemut eroffnete sich als man auf den spartanischen Schiffen bemerkte dass hinter dem Vorgebirge von Artake zwei weitere Flottenverbande auftauchten Theramenes war mit seinen Schiffen ebenfalls in die Bucht von Kyzikos eingelaufen um den Peloponnesiern von Osten den Ruckzug in den Hafen zu verlegen und zwischen den beiden Flugeln der attischen Flotte schloss Thrasybul die Lucke direkt von Norden kommend Von drei Seiten umzingelt ergriffen die Spartaner die Flucht in die einzige Richtung die ihnen verblieb nach Suden wo sie ihre Schiffe an der nahen Kuste auf den Strand setzten 17 Die Landschlacht Bearbeiten nbsp Schlachtszene Nahkampf Mindaros landete an der Kuste im Sudwesten von Kyzikos In der Nahe befand sich der Ort Kleroi bei dem Pharnabazos seine Armee versammelt hatte Es entspann sich zunachst ein Kampf um die Schiffe am Ufer Die Athener versuchten sie mit Enterhaken zuruck ins Wasser zu ziehen Als dies wegen des feindlichen Widerstands nicht gelang ging auch Alkibiades westlich der Spartaner an Land um Mindaros gleichzeitig von Land und von See anzugreifen Thrasybul landete derweil mit den Schutzen in der ostlichen Flanke der Feinde um ihnen auch an Land den Ruckzug nach Kyzikos zu verlegen Mindaros trat selber Alkibiades entgegen und sandte seinen Untergebenen Klearchos gegen Thrasybul Gegen den gleichzeitigen Angriff des Klearchos und einer rasch herbeigeeilten Einheit persischer Soldner hatten die von allen Seiten bedrangten Truppen Thrasybuls bald einen schweren Stand Thrasybul gab daraufhin den Befehl an Theramenes sich mit den Truppen des Chaireas zu vereinen und dann Hilfe zu bringen 18 nbsp Persische BogenschutzenDie Position des Chaireas zu diesem Zeitpunkt der Schlacht gibt zunachst ein kleineres Ratsel auf Vermutlich hatte er wie geplant Kyzikos von Nordwesten erreicht Bei der Stadt die sich mitsamt ihren Hafen wie ein Riegel uber die Landenge erstreckte wurde sein Vormarsch jedoch schwieriger Zwar gab es keine Stadtmauer doch wenn es nicht gelang eine Brucke uber den Kanal zu finden war der Weg in die Schlacht versperrt Die Tatsache dass Thrasybul obwohl selbst schwer bedrangt und dringend hilfebedurftig Theramenes den Befehl gab zuerst zuruckzufahren um sich mit Chaireas zu vereinen scheint in diesem Licht als ein klarer Hinweis auf die Losung des Problems Offenbar benotigte Chaireas Hilfe um uber den Kanal zu setzen Denkbar ware beispielsweise dass Theramenes mit seinen Trieren eine Schiffsbrucke improvisierte die den Hopliten das Erreichen der Schlacht ermoglichte 19 nbsp Vorsturmende HoplitenphalanxNach dieser beinahe fatalen Verzogerung wurde Thrasybul durch das Eintreffen der Hopliten des Chaireas und der frischen Krafte des Theramenes gerettet die den persischen Soldnern in die Flanke fielen und nach diesen auch noch die Spartaner des Klearchos in die Flucht schlugen Anschliessend fielen sie Mindaros in den Rucken Dieser suchte der Bedrohung zu begegnen indem er seine Krafte erneut teilte aber der doppelten Belastung waren die durch den harten Abwehrkampf gegen Alkibiades erschopften Truppen nicht mehr gewachsen Nachdem Mindaros heroisch kampfend sein Leben beendete liessen die Peloponnesier die Boote im Stich und fluchteten in die nahen Berge Einzig die Syrakuser waren geistesgegenwartig genug ihre Schiffe anzuzunden bevor sie sich mit den anderen in das Lager des Pharnabazos retteten 20 Das Ergebnis Bearbeiten nbsp Persischer ReiterDie Athener erbeuteten die gesamte Flotte der Spartaner und zogen die noch schwimmfahigen Boote an die 40 Trieren wieder ins Wasser Da Pharnabazos von den Bergen seine restlichen Fusstruppen und eine grosse Zahl Reiter heranfuhrte stachen sie umgehend in See und fuhren zu der nahegelegenen Insel Polydoros wo sie zwei Siegesmaler errichteten eins fur die Seeschlacht und eins fur die Landschlacht Am nachsten Tag besetzten sie die von den Peloponnesiern verlassene Stadt Kyzikos die keinen Widerstand leistete Das peloponnesische Flottenkommando das nun in der Hand des Hippokrates lag sandte einen Bericht nach Sparta der von den Athenern abgefangen und vielfach verhohnt wurde da man seine gedrangte Verzweiflung als exemplarisch fur den lakonischen Stil der Spartaner empfand 21 Boote verloren Mindaros tot Manner haben Hunger Wissen nicht was tun Die Beurteilung BearbeitenDie Schlacht von Kyzikos galt allgemein als grosste Leistung des Alkibiades Die kuhne Konzeption der artikulierte Plan die perfekte Ausfuhrung und das eindeutige Ergebnis begrundeten seinen Ruf als brillanter Stratege dem man von nun an fast alles zutraute Moderne Historiker haben die Schlacht darum mit Napoleons Triumph in der Schlacht bei Austerlitz verglichen zumal in beiden Fallen die Sonne den Sieg anzukundigen schien Die Bewertung der Schlacht kreist seit der Antike um die Frage der Urheberschaft des Sieges wobei bereits Xenophon vor allem die Rolle des Alkibiades herauszustellen suchte wahrend die Quelle Diodors den Erfolg eher einer Kollektivleistung der drei Strategen Alkibiades Thrasybul und Theramenes zuschreibt 22 Wenn man den Bericht Diodors ernst nimmt zeigt er tatsachlich ein uberaus komplex ineinander greifendes Vorgehen aller Beteiligten Dabei mogen ausser der Fahigkeit zur Koordination auch Gluck und Improvisation eine Rolle gespielt haben sowie die nicht nur hier zu beobachtende schwer verstandliche Untatigkeit der Perser Dennoch zeigt die Schlacht von Kyzikos das attische Flottenkommando aber offensichtlich auf dem Gipfel seiner Leistungsfahigkeit Diese Wertung darf zuletzt auch den Beitrag des Chaireas nicht ubersehen der von den meisten Historikern kaum zur Kenntnis genommen wird dessen Marsch uber alle Hindernisse einmal rund um die Bucht jedoch hochst bemerkenswert und letztlich entscheidend war Der kuhne Plan des Alkibiades der Opfermut Thrasybuls die Improvisationskunst des Theramenes und die Stiefel des Chaireas waren die Elemente die den Sieg der Athener bei Kyzikos sichern halfen Jeder der vier Kommandanten hat sich seinen Anteil am Ruhm durch den individuellen Einsatz deshalb redlich verdient Die Folgen BearbeitenDer unerwartete Sieg von Kyzikos wurde in Athen durch ausgiebige Opfer gefeiert Sparta reagierte auf die Ausschaltung seiner Flotte indem es durch seinen Botschafter Endios einen Frieden auf der Grundlage des Status quo anbot Die Fuhrer der Oligarchen waren fur die Annahme des Vorschlags aber Kleophon der Fuhrer der Popularen beredete die Volksversammlung auf dass sie ihn ablehnte 23 Anschliessend rusteten die Athener weitere 30 Schiffe aus die mit 1000 Hopliten und 100 Reitern unter dem Kommando des Thrasyllos zunachst zur Ruckeroberung von Ionien ausgesandt wurden nach der Niederlage von Ephesos jedoch ebenfalls zur Flotte am Hellespont stiessen Mit diesen Verstarkungen ging Alkibiades ab dem Winter 409 08 v Chr in die Offensive um die verlorenen Positionen an den Meerengen zuruckzuerobern Dabei gelang ihm noch mehrmals die Wiederholung des Wunders von Kyzikos so in der zweiten Schlacht von Abydos und in der Schlacht von Chalkedon besonders aber durch seinen heroischen Einsatz bei der Ersturmung von Selymbria und Byzanz Als Alkibiades nach siebenjahriger Abwesenheit im Sommer 408 v Chr endlich heimkehrte bereiteten ihm die Athener einen triumphalen Empfang 24 Mit der Eroberung von Byzanz hatte Athen die Herrschaft uber die Meerengen zuruckgewonnen die fur die Stadt lebensnotwendig war da sie auf Getreideimporte aus der Schwarzmeerregion angewiesen war Durch die Einnahmen aus dem Sundzoll besserte sich auch die angespannte Finanzlage der Athener so dass man in der Lage war die Kriegsanstrengungen noch einige Jahre durchzuhalten Das wichtigste Ziel die Sprengung des Bundnisses zwischen Sparta und dem Perserreich wurde indes nicht erreicht 25 Das Ende BearbeitenNach dem Verlust der Schiffe hatte insbesondere Pharnabazos die Spartaner zu neuen Rustungen ermuntert indem er das erforderliche Holz und die notwendigen Subsidien zur Verfugung stellte Die spartanische Fuhrung ubertrug den Oberbefehl der Flotte auf Pasippidas der von den Verbundeten neue Trieren fur die schifflosen Besatzungen anforderte und danach auf Kratesippidas Da die spartanische Verfassung einen jahrlichen Wechsel im Amt des spartanischen Seeherrn vorschrieb folgte im Jahr 407 v Chr der noch unbeschriebene Lysander der mit dem Perserfusten Kyros eine Erhohung des Soldes aushandelte und bald wieder uber 90 Schiffe verfugte Gegen den geduldigen Taktiker Lysander erwies sich das unbestrittene Talent des Alkibiades als wirkungslos Der Mythos von Kyzikos liess sich nicht mehr replizieren auch wenn ehrgeizige Untergebene es vielleicht versuchten Nachdem Antiochos der Steuermann des Alkibiades bei der Schlacht von Notion trotz gegenteiliger Order in ungeschickter Nachahmung der erfolgreichen Strategie von Kyzikos sein Leben und eine Anzahl Schiffe einbusste zog das Volk von Athen den Oberkommandierenden zur Verantwortung Jetzt erwies sich der Ruhm von Kyzikos plotzlich als eine Last Da die Athener von Alkibiades Wunder erwarteten waren sie nicht bereit den kleinsten Fehler zu verzeihen und setzen ihn ab 26 Nachdem man ein Jahr spater auch noch die besten unter seinen Nachfolgern wegen unterlassener Hilfeleistung in siegreicher Schlacht zum Tode verurteilte verspielte die dritte Garnitur des attischen Flottenkommandos Flotte und Reich in der unglucklichen Schlacht von Aigospotamoi 405 v Chr Alkibiades hatte die Katastrophe kommen sehen Trotz seiner Verbannung war er am Vorabend der Schlacht zu den befehlsfuhrenden Kommandanten am Hellespont geritten um ihnen eine bessere Strategie zu suggerieren aber diese hatten ihn nur ausgelacht Nach dem Verlust seiner Flotte bei Aigospotamoi war das Attische Reich verloren Athen kapitulierte nach kurzer Belagerung Die Schlacht von Kyzikos hatte seinen Todeskampf nur um sechs Jahre und viele Tausend Tote verlangert 27 Literatur BearbeitenAntony Andrewes Notion and Kyzikos The Sources Compared In The Journal of Hellenic Studies Band 102 1982 S 15 25 Bruno Bleckmann Athens Weg in die Niederlage Die letzten Jahre des Peloponnesischen Krieges Teubner Leipzig Stuttgart 1998 ISBN 3 519 07648 9 Georg Busolt Zur Glaubwurdigkeit Theopomps in Hermes 45 Bd H 2 1910 S 220 249 speziell ab S 240 1 Donald Kagan The Peloponnesian War New York 2003 Peter Krentz Athenian Politics and Strategy after Kyzikos In The Classical Journal Band 84 Nr 3 Februar Marz 1989 S 206 215 2 John Francis Lazenby The Peloponnesian War a military study London New York 2004 S 202 206 3 Robert J Littman The Strategy of the Battle of Cyzicus In Transactions and Proceedings of the American Philological Association Band 99 1968 S 265 272 4 Lawrence A Tritle A new history of the Peloponnesian War Oxford u a 2010 Karl Wilhelm Welwei Das klassische Athen Demokratie und Machtpolitik im 5 und 4 Jahrhundert Primus Verlag Darmstadt 1999 ISBN 3 89678 117 0 Einzelnachweise Bearbeiten Thukydides VIII 1 96 Thukydides VIII 97 109 Xenophon Hellenika I 1 1 8 Diodor Bibliothek XIII 38 42 und 45f Thukydides VI 53 und 88 93 VIII 12 37 45 59 und 81f Xenophon Hellenika I 1 5f Plutarch Alkibiades 17 27 Xenophon Hellenika I 1 9f Plutarch Alkibiades 27f Xenophon Hellenika I 1 11f Diodor Bibliothek XIII 49 Plutarch Alkibiades 28 Xenophon Hellenika I 1 13 15 Diodor Bibliothek XIII 49 Plutarch Alkibiades 28 Xenophon Hellenika I 1 16 Plutarch Alkibiades 28 Xenophon Hellenika I 1 16 Plutarch Alkibiades 28 Diodor Bibliothek XIII 50f Vgl etwa John Francis Lazenby The Peloponnesian War a military study S 203 205 Bleckmann Athens Weg in die Niederlage S 56 72 John Francis Lazenby The Peloponnesian War a military study S 203 205 Georg Busolt Zur Glaubwurdigkeit Theopomps in Hermes 45 Bd H 2 1910 S 240 249 Zitat S 249 Diodor Bibliothek XIII 49 6 Denkbar ist aber auch dass Alkibiades bis zu 40 Schiffe fuhrte da dies der Mindaros bekannten Flottenstarke der Athener entsprach sodass eine solche Zahl weniger Verdacht erregen musste Diodor Bibliothek XIII 50 1f vgl Xenophon Hellenika I 1 18 Xenophon Hellenika I 1 16 Diodor Bibliothek XIII 50 2 Xenophon Hellenika I 1 17f Diodor Bibliothek XIII 50 Frontinus Strategemata II 5 44 Plutarch Alkibiades 28 Vgl John Francis Lazenby The Peloponnesian War a military study S 203f Der Befehl Thrasybuls erscheint auf den ersten Blick widersinnig da er dazu fuhren musste dass sich Theramenes entfernte Wenn Thrasybul trotz seiner schwierigen Lage darauf verzichtete sofortige Hilfe anzufordern musste dafur ein gewichtiger Grund vorliegen nbsp Antike SchiffsbruckeEs sind naturlich noch andere Wege und Losungen fur das Heranfuhren der Hopliten denkbar Auf jeden Fall scheint dafur aber die Hilfestellung durch Theramenes erforderlich gewesen zu sein da sich nur so der Befehl Thrasybuls erklart Die Hopliten des Chaireas rollten die feindliche Linie demnach von ihrer rechten Flanke auf zuerst die persischen Soldner dann Klearchos und zuletzt Mindaros Xenophon Hellenika I 1 17f Diodor Bibliothek XIII 51 Plutarch Alkibiades 28 Xenophon Hellenika I 1 18 23 Diodor Bibliothek XIII 51 Plutarch Alkibiades 28 Vgl Bleckmann Athens Weg in die Niederlage S 67 74 Zitat S 68 Diodor Bibliothek XIII 52f Plutarch Alkibiades 28 Xenophon Hellenika I 2 1 4 20 Diodor Bibliothek XIII 52 und 64 69 Cornelius Nepos Alkibiades 5f Plutarch Alkibiades 29 33 Xenophon Hellenika I 3 13 und 4 1 7 Xenophon Hellenika I 1 24 26 und 32 4 1 7 Vgl zu den Parallelen zwischen den verschiedenen Schlachten Bleckmann Athens Weg in die Niederlage S 64 Xenophon Hellenika I 7 1 34 und II 1 1 32 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht von Kyzikos amp oldid 235039257