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Die Herrschaft der Dreissig altgriechisch oἱ Triakonta Tyrannoi hoi Triakonta Tyrannoi deutsch die Dreissig Tyrannen war eine acht Monate von August 404 bis Marz 403 v Chr dauernde Terrorherrschaft von 30 Oligarchen im antiken Athen Unterstutzt vom spartanischen Feldherrn Lysander rissen nach Oligarchie strebende Manner nach der Niederlage Athens im Peloponnesischen Krieg die Macht an sich und liessen wahrend ihrer Herrschaft mehr als 1500 politische Gegner ermorden Ihr Sturz unter Fuhrung des Thrasybulos machte den Weg zur Wiederherstellung der attischen Demokratie frei Inhaltsverzeichnis 1 Situation nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges 2 Die Dauer der Herrschaft der Dreissig 3 Die spartanische Besatzung 4 Die Herrschaft der Dreissig 4 1 Die Vorgeschichte der Herrschaft 4 2 Die Etablierung der Herrschaft 4 3 Die Ausubung der Herrschaft 4 4 Der Verfall der Herrschaft 5 Gegenuberstellung verschiedener Darstellungen 6 Die Namen der Dreissig 7 Literatur 7 1 Quellen 7 2 Sekundarliteratur in AuswahlSituation nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges BearbeitenNach dem Ende des Peloponnesischen Krieges schien Athens Zukunft zunachst ungewiss denn in den spartanischen Friedensbestimmungen stand nichts uber den zukunftigen Status Athens Immerhin blieben der Stadt hohe Unterhaltszahlungen an Sparta und Kolonisten erspart Trotzdem war die Lage in Athen angespannt da mit dem siegreichen Lysander auch Emigranten und Verbannte unter denen auch ehemalige Mitglieder des oligarchischen Rates der Vierhundert waren zuruckgekommen waren Die Anhanger der Oligarchie wie die der Demokratie versuchten zunachst an die Macht zu gelangen Kurz vor der Ruckkehr Lysanders aus Samos setzten sich die Oligarchen durch sie liessen durch den Rat der Funfhundert die Fuhrer der demokratischen Krafte verhaften Zwar waren die Anhanger der Demokratie danach weitgehend isoliert aber erst durch Drohungen Lysanders wurden sie in einer Volksversammlung eingeschuchtert und der Beschluss gefasst dreissig Manner mit der Neufassung der Gesetze zu beauftragen nach denen sie den Staat verwalten sollten In der Folge schalteten die Dreissig die Volksversammlung als Entscheidungsorgan zugunsten des von ihnen dominierten Rates aus und errichteten eine Herrschaft in deren Verlauf mehr als 1500 Athener ermordet wurden Die Dauer der Herrschaft der Dreissig BearbeitenDie Ereignisse zwischen der Kapitulation Athens am 16 Munichion 404 v Chr und der Einsetzung der Dreissig bedingen eine mehrmonatige Zwischenzeit da Lysander nach Samos segelte die Stadt belagerte einnahm die dortigen Verhaltnisse ordnete und sich anschliessend nach Athen begab Da nach Xenophon die Herrschaft der Dreissig acht Monate dauerte Lysanders Fahrt nach Samos im Anschluss an die Wahl der Dreissig mit einer Sonnenfinsternis am 3 September 404 v Chr zusammenfiel fand die Absetzung den ersten und letzten Monat mitgerechnet im April des Jahres 403 v Chr statt Ausgehend davon dass Lysander fur die Fahrt nach Samos auch eine gewisse Zeit benotigte muss angenommen werden dass der Beginn der Herrschaft der Dreissig schon im August 404 v Chr anzusetzen ist Gestutzt wird der August Anfang dadurch dass Lysander nach der Einsetzung der Dreissig Ende des Sommers 404 v Chr nach Samos fuhr Es ist somit festzuhalten dass die Herrschaft der Dreissig Mitte Ende August 404 v Chr begann und dass sie nach achtmonatiger Herrschaft im Marz 403 v Chr gesturzt wurde Die spartanische Besatzung BearbeitenDie Athener erbaten von den Spartanern eine Besatzung und erhielten daraufhin eine 700 Mann starke Besatzungsmannschaft unter der Fuhrung des Harmosten Kallibios Nach Aristoteles wurde die spartanische Besatzung erst nach dem missgluckten Feldzug der Dreissig gegen die Festung Phyle und nach dem Tod Theramenes gerufen wahrend nach anderen Berichten die Hinrichtungen vieler Burger bereits unter dem Schutz der spartanischen Truppen geschahen Trotzdem ist den Angaben Aristoteles Glauben zu schenken Als Grund fur das Gesuch nach der militarischen Unterstutzung durch die Spartaner gibt Xenophon an dass die Dreissig die Besatzung erbeten hatten um mit der Stadt ganz nach ihrer Willkur zu verfahren Xen Hell 2 3 13 und die gewunschte Verfassung einrichten zu konnen Aristoteles dagegen berichtet dass die Dreissig Gesandte nach Sparta schickten um die Totung Theramenes zu rechtfertigen und um Unterstutzung fur einen Schlag gegen Thrasybulos zu bitten Das bedeutet dass die Dreissig die spartanische Besatzung erst holten als sie sie zur Herbeifuhrung einer Entscheidung und zur Stabilisierung ihrer durch die Niederlage bei Phyle erschutterten Stellung benotigten Diese Grunde lagen aber in der Anfangszeit ihrer Herrschaft nicht vor Aristoteles beschreibt die Besatzung der Spartaner als notwendig fur die Beherrschung des Staates durch die Dreissig Sie die Dreissig hatten nun den Staat sicher unter Kontrolle wobei Kallibios und die anwesenden Peloponnesier sowie ausserdem einige von den Hippeis sie unterstutzten Arist AP 37 1 Das bedeutet dass die Dreissig den Staat nur mithilfe der Besatzung regieren konnten bzw dass sie auf die Unterstutzung durch die Besatzung angewiesen waren Uber diese Unterstutzung durch die Besatzung ist aber bei Aristoteles nichts zu finden Xenophon dagegen geht auf die Besatzung an einigen Stellen etwas genauer ein Er beschreibt dass die Dreissig Gesandte nach Sparta schickten um eine Besatzung fur die Zeit zu erbitten bis sie das niedere Gesindel aus dem Wege geschafft und die neue Verfassung eingerichtet hatten Xen Hell 2 3 13 Diese Stelle lasst zwei mogliche Deutungen zu Entweder sagt die Stelle wirklich nur etwas uber die Zeitdauer der Besatzung aus bzw uber das Ende der Besatzung oder aber sie ist so zu verstehen dass die Dreissig die Besatzung brauchten um ihre Ziele durchzusetzen Dass letztere Deutung die wahrscheinlichere Moglichkeit darstellt wird im Folgenden deutlich Nachdem die Besatzung in Athen angekommen war wurde Kallibios sehr hoflich durch die Dreissig behandelt um sich so seiner Zustimmung zu ihren Vorhaben sicher zu sein und weil er den Dreissig immer genugend Leute seiner Wachmannschaft zur Verfugung stellte Als Grund fur die Anforderung und zuvorkommende Behandlung der Spartaner ist anzufuhren dass die Dreissig die Besatzung erbaten um den Staat einrichten zu konnen und weil sie deren Waffengewalt zur Durchsetzung ihrer Ziele benotigten Dies aber bedeutet dass die Dreissig die Besatzung nicht zum Schutz vor ausseren Feinden erbaten sondern zur Durchfuhrung ihrer Vorstellung von Herrschaft Und die Besatzung unter Kallibios scheint ein willfahriges Instrument der Dreissig geworden zu sein denn die Besatzungssoldaten traten immer dann in Erscheinung wenn die Dreissig ihren Entscheidungen Taten folgen lassen wollten So schuchterten die Dreissig die Ratsherren nach der Verurteilung Theramenes durch die vor dem Rathaus stehenden Besatzungssoldaten ein Aber auch das Volk wurde durch die Soldaten in Furcht versetzt Und auch bei der Abstimmung uber die verhafteten Manner aus Eleusis und Salamis setzten die Dreissig die Soldaten zur Einschuchterung ein Somit bleibt festzuhalten dass die Dreissig die Besatzung nach Athen holten um mit ihnen ihre Entscheidungen bzw ihre Herrschaft auch gegen das eigene Volk zu sichern und dass sie die Besatzungstruppen zur Unterdruckung missbrauchten Zugleich bedeutete die Besatzungstruppe fur Athen aber auch die Abhangigkeit von Sparta da die Herrschaft der Dreissig durch die Besatzungstruppe stabilisiert wurde Dem Harmosten Kallibios ist vorzuwerfen dass er sich missbrauchen liess und wohl ein williges Werkzeug der Dreissig wurde Die Besatzung hat durch die Einschuchterung des Volkes und der Unterstutzung der Dreissig dazu beigetragen dass sich die Dreissig an der Macht halten konnten Die Herrschaft der Dreissig BearbeitenDie Vorgeschichte der Herrschaft Bearbeiten Als Lysander nach dem Beginn der Schleifung der Langen Mauern nach Samos fuhr war noch nicht absehbar dass in Athen bald die Herrschaft der Dreissig beginnen sollte Aber die Anhanger der Demokratie mussten vorsichtig sein da mit Lysander auch Emigranten und Vertriebene zuruckgekommen waren so auch ehemalige Mitglieder des oligarchischen Rates der Vierhundert die Rache fur ihre Verbannung wollten Auch von den wieder aktiven Hetairien ging eine Gefahr fur die Demokratie aus Auf der Gegenseite formierten sich Strategen Taxiarchen und angesehene Burger um die noch bestehende Demokratie zu erhalten Theramenes wollte den oligarchischen Umsturz vorantreiben und erbat schliesslich von Lysander Unterstutzung Durch diese Unterstutzung wurde die kommende Herrschaft faktisch ein Satellitenregime Spartas Die Etablierung der Herrschaft Bearbeiten Wie bereits betrachtet begann die Herrschaft der Dreissig unter dem Archonten Pythodoros Anfang September 404 v Chr Vorausgegangen war ihre durch Lysander erzwungene Wahl da er feststellte die Athener hatten die Bedingungen des Friedensvertrages gebrochen und weil sie seiner Meinung nach die Mauern spater als vereinbart niedergerissen hatten Somit votierte die Volksversammlung unter der massiven Bedrohung durch Lysander zugunsten der Oligarchie als Herrschaftsform und wahlte die Dreissig zehn aus jeder Partei nach dem Vorschlag des Drakontides aus Aphida Ihre Aufgabe sollte darin bestehen die Gesetze der Vater in einer Verfassung neu zu bundeln und nach dieser den Staat zu verwalten In dieser Aufgabe und in der Wahl der Dreissig kann aber nicht die Bildung einer Regierung gesehen werden sondern nur der Versuch der Dreissig ihre Rechte so zu legalisieren dass sie alle Macht in der Polis ausuben konnten Gesichert ist dieses aber nicht zumal Aristoteles berichtet dass die Dreissig sich schnell uber die Beschlusse hinwegsetzten Nachdem sie Herren der Stadt geworden waren missachteten sie alle anderen Beschlusse uber die Verfassung Arist AP 35 1 Sie wahlten daher zunachst aus den 1000 Vorgewahlten die 500 Ratsmitglieder und dann aus ihren Freunden die Beamten fur die ubrigen Staatsamter um so gefugige Werkzeuge zu haben Die Ekklesie schalteten sie zugunsten des von ihnen dominierten Rates aus Ausserdem wahlten sie zu ihrer Unterstutzung zehn Archonten fur den Piraus elf Gefangnisaufseher und dreihundert mit Peitschen bewaffnete Gehilfen und hielten so die Polis unter Kontrolle Arist AP 35 1 Diese Gehilfen sind als Leibgarde anzusehen mit der die Dreissig sich gegen Widerstande schutzten Als Regierungsprogramm lassen sich zwei Vorhaben anfuhren 1 Die Sauberung Athens von schlechten Elementen Sykophanten und Aristokraten und 2 die Anleitung der Burger zu Tugend und Gerechtigkeit Zunachst nun waren sie den Burgern gegenuber massvoll und gaben vor die althergebrachte Staatsordnung patrios politeia vor Augen zu haben die Gesetze des Ephialtes und des Archestratos uber die Areopagiten entfernten sie vom Areopag Arist AP 35 2 Danach hoben sie die Gesetze Solons auf schafften die Volksgerichte ab und ubertrugen die Rechtsprechung dem Rat wahrend sie selbst den Vorsitz im Gericht behielten Als erste Massnahme ihrer neuen Machtfulle liessen die Dreissig die verhafteten Strategen Taxiarchen und angesehene Burger zur Verurteilung der Ratsversammlung vorfuhren obwohl das Volk sie vor ein Gericht aus 2000 Richtern stellen wollte Alle ausser Agoratos wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet Ebenso verfuhren sie mit allen die wahrend der Zeit der Demokratie vom Sykophantenwesen gelebt hatten Einer Rede Kritias ist zu entnehmen wie weit diese Ausschaltung ging Und wenn wir bemerken dass jemand ein Gegner der Oligarchie ist so versuchen wir so weit es geht ihn aus dem Wege zu schaffen Xen Hell 2 3 26 Trotzdem fand das Vorgehen der Dreissig die Billigung der Burger Die Dreissig haben durch ihr Vorgehen zwei verschiedene Ziele erreicht Sie haben sich unliebsamer Gegner neben Sykophanten und Demagogen auch prominenter Demokraten entledigt und die Gunst des Volkes erworben Beides bedeutete Festigung ihrer Herrschaft Die Ausubung der Herrschaft Bearbeiten Nachdem die Dreissig ihre Herrschaft gefestigt hatten begannen sie ihre Macht gegen das Volk zu wenden Die Dreissig berieten wie sie gewalttatig vorgehen und wie sie mit den Burgern nach Belieben verfahren konnten Das heisst die Dreissig planten das Volk gewaltsam und willkurlich zu beherrschen Spatestens hier wird deutlich dass sie sich nicht durch Gesetze einschranken lassen wollten dazu trug auch bei dass sie die Niederschrift der Gesetze nach denen regiert werden sollte unter Vorwanden verzogerten Als sie die Polis sicherer beherrschten schonten sie keinen Burger mehr sondern toteten die welche aufgrund ihres Vermogens ihrer Herkunft oder ihres Ansehens hervorstachen damit befreiten sie sich von ihrer Furcht und auch das Vermogen der Getoteten wollten sie an sich bringen und innerhalb von kurzer Zeit toteten sie nicht weniger als 1500 Menschen Arist AP 35 4 Mit dieser Schilderung wird deutlich dass die Dreissig diejenigen Burger toteten die sich durch Vermogen Herkunft oder Tuchtigkeit hervorgetan hatten und von denen sie erwarteten dass sie sich der Herrschaftsausubung widersetzen wurden Neben der Furcht vor der Einschrankung der Herrschaft bzw deren Verlust wird ein zweites Motiv fur ihr Handeln deutlich Habgier Viele wurden unter dem Vorwand die Verfassung sturzen zu wollen gefangen genommen getotet und ihre Guter unter den Dreissig verteilt die anderen wurden in Furcht und Schrecken versetzt Zu den Opfern der Terrorherrschaft gehorten u a Polemarchos der Bruder des Redners Lysias Hippias von Thasos Xenophon von Ikaria und der Athlet Autolykos Ob wie dargestellt wirklich 1500 Menschen innerhalb von kurzer Zeit getotet wurden ist fraglich Glaubwurdiger scheint dass sich die Zahl auf die ganze Herrschaftszeit der Dreissig bezieht Ein weiteres Motiv fur die Ermordung vieler Burger war Rache Xenophon schildert dass Kritias Anfuhrer der Dreissig viele Menschen toten liess und dass die Erklarung dafur darin liege dass er vorher seinerseits vom Volke verbannt gewesen war Xen Hell 2 3 15 Theramenes muss dieses auch erkannt haben da er Kritias von der Ermordung von Mannern die beim Volk Ansehen genossen und der Oberschicht nichts getan hatten abriet In der Folge kam es zu weiteren ungerechten Hinrichtungen und die Burger fingen an sich zu fragen was aus der Verfassung werden solle Schliesslich kam es zu Unruhen unter den Burgern und Theramenes forderte die Dreissig auf ihre Gewalttatigkeit zu beenden und die besten Burger an der Regierung zu beteiligen da sich sonst die Oligarchie unmoglich halten konne Hinter der Forderung ist ein Herrschaftsgedanke zu sehen der stark von dem des Kritias abweicht Wahrend Theramenes die Herrschaft durch eine Beteiligung all derer die sich als Reiter oder Hopliten ausrusten konnten legitimieren wollte war Kritias wohl bestrebt die Anzahl der an der Herrschaft beteiligten Personen gering zu halten Die Dreissig trugen in eine Liste die Namen von dreitausend Burgern ein welche in Zukunft wie es hiess an den Amtsgeschaften teilnehmen sollten Xen Hell 2 3 18 Das bedeutet aber dass alle anderen nicht an den Amtsgeschaften teilnehmen durften und somit auch keine vollen Burgerrechte erhalten sollten Nur die Dreitausend sollten der Gerichtsbarkeit der Ratsversammlung unterliegen alle anderen der der Dreissig Die Dreissig erstellten die Liste aber nicht weil sie die Burger an der Herrschaft teilhaben lassen wollten sondern weil sie befurchteten dass sich die Burger um Theramenes versammeln konnten und dieser als Anfuhrer des Volkes ihre Herrschaft beseitigen wurde Die Veroffentlichung der Liste wurde von den Dreissig aber immer wieder hinausgezogert und sie nahmen auch wiederholt Anderungen an ihr vor Aufnahmekriterium in die Liste war vermutlich nur Verlasslichkeit Der Verfall der Herrschaft Bearbeiten Der Verfall der Macht begann mit dem Kampf um Phyle da dieser als Wendepunkt der Herrschaft anzusehen ist Vorher war es den Dreissig trotz ihrer willkurlichen und ungerechten Vorgehensweise gegen die Athener immer wieder gelungen dass die Athener stillhielten Nach dem Kampf um Phyle aber traten die Probleme offen hervor und die Herrschaft der Dreissig drohte durch den demokratischen Widerstand um Thrasybulos ihre Macht zu verlieren bzw uberwunden zu werden Von der Besetzung Phyles ist auszugehen da sie von Aristoteles Diodor und Xenophon erwahnt wird Nach Xenophon entwickelten sich zuerst innerhalb der Stadt Streitigkeiten bis zum Tod des Theramenes und der Ausweisung der Burger und dann setzten erst die militarischen Ereignisse ausserhalb der Stadt ein Bei Aristoteles dagegen stellt sich die Reihenfolge der Ereignisse anders dar Bei ihm scheint die Besetzung Phyles der Grund dafur gewesen zu sein Theramenes zu beseitigen Bei dieser Annahme sind die Massnahmen der Dreissig nachvollziehbar Daher muss auch hier dem Bericht des Aristoteles zumindest fur die Chronologie der Ereignisse Glauben geschenkt werden Nach Xenophon ruckten die Dreissig bei strahlendem Wetter aus der Stadt ab und als sie vor Phyle waren setzte bei Nacht ein starker Schneefall ein und hielt auch den ganzen folgenden Tag uber an Xen Hell 2 4 2 3 Dies lasst auf den Beginn des Winters schliessen Gestutzt wird diese Annahme durch Diodor und Aristoteles Diodor berichtet dass viel Schnee fiel und Aristoteles beschreibt dass der Winter gerade begann Daher ist anzunehmen dass die Besetzung Phyles durch Thrasybulos in den Spatherbst bzw fruhen Winter fiel Dies war der Anfang vom Ende der Herrschaft der Dreissig da der Zug der Dreissig gegen Phyle nicht von Erfolg gekront war und sie stattdessen schmachvoll wieder abziehen mussten Nach Aristoteles ist in der Niederlage vor Phyle der Grund dafur zu sehen dass die Dreissig Theramenes beseitigten und den Burgern bis auf die Dreitausend die Waffen wegnahmen Bei Xenophon liegt die Verurteilung und Hinrichtung des Theramenes vor der Niederlage von Phyle aber nach der Entwaffnung des Volkes Glaubhafter in der Chronologie ist wie bereits erwahnt wieder Aristoteles da er die Hinrichtung Theramenes als Folge der Niederlage beschreibt Die Dreissig erliessen den Beschluss das Volk zu entwaffnen woraufhin Theramenes Widerspruch gegen den Beschluss einlegte da er die Stadt nicht geschwacht wissen wollte In der Folge kam es dann zur Anklage Theramenes Erwahnung muss an dieser Stelle aber Xenophons Schilderung der Verfolgung und Ermordung von dreissig Metoken finden da diese Ereignisse chronologisch nur zwischen der Niederlage vor Phyle und Theramenes Ermordung liegen konnen So beschlossen sie um die Besatzungsmannschaft bezahlen zu konnen dass jeder von ihnen einen Metoken greifen und hinrichten und sein Vermogen beschlagnahmen solle Xen Hell 2 3 21 Wie bereits dargelegt war die Besatzungsmannschaft sehr wahrscheinlich noch nicht in Athen sondern kam erst spater in Athen an Daher kann dem Argument dass die Dreissig das Vermogen der Metoken zur Bezahlung der Besatzung brauchten auch kein Glauben geschenkt werden vielmehr muss davon ausgegangen werden dass sie sich an dem Vermogen der Metoken aus Habgier bereicherten Dies lasst sich durch eine Schilderung Lysias stutzen denn nach ihm sollten auch zwei arme Manner ergriffen werden um den Anschein zu vermeiden die Ergreifung und Ermordung wurde nur des Geldes wegen und zum Wohle des Staates durchgefuhrt Theramenes lehnte diese Aktion ab tadelte die Dreissig fur ihr Vorgehen und drohte den Hinrichtungen mit gleichgesinnten Burgern ein Ende zu setzen Die Ergreifung und Ermordung wurde aber durchgefuhrt und unter anderem wurde der Redner Lysias der spater fliehen konnte und sein Bruder Polemarch ergriffen Die Dreissig glaubten sich durch Theramenes bedroht bzw in ihren Entscheidungen beeintrachtigt und beschlossen seine Beseitigung Dazu verleumdeten sie ihn bei den einzelnen Ratsmitgliedern mit der Behauptung er zersetze ihre Herrschaft Es wurde eine Ratsversammlung einberufen um Theramenes anzuklagen Ab diesem Punkt unterscheiden sich die Schilderungen von Aristoteles und Xenophon deutlich Wahrend Aristoteles kurz den Ablauf der Ereignisse bis zum Tod Theramenes schildert ist der Bericht von Xenophon bedeutend umfangreicher Bei Xenophon ist eine lange Rede Kritias dem Anklager und Theramenes Gegenrede zu lesen Es scheint als ob Xenophon Theramenes ein literarisches Denkmal setzen wollte indem er ihn in seiner Gegenrede auf Kritias Anklage den Dreissig ihre verbrecherischen Taten vorwerfen lasst Theramenes wurde vor dem Rat durch Kritias beschuldigt ein Feind und Verrater der Regierung zu sein Da Theramenes sich aber geschickt und wirkungsvoll verteidigte und der Rat wohlwollend reagierte schuchterte Kritias den Rat durch Bewaffnete ein da er befurchtete Theramenes konnte freigesprochen werden Um dem zuvorzukommen strich er Theramenes aus der Liste der Dreitausend entzog ihn somit der Gerichtsbarkeit des Rates und verurteilte ihn zum Tod Als Motiv fur den Prozess und seinen Ausgang muss angenommen werden dass Kritias einen Machtverlust furchtete und diesem zuvorkommen wollte Auch ist an dem Prozess zu erkennen wie selbstherrlich und selbstgerecht mit berechtigten Meinungen anderer umgegangen wurde Abweichende Ansichten wurden nicht zugelassen sondern unterdruckt oder mit dem Tod bestraft Der Tod Theramenes lautete eine neue Phase im Vorgehen der Dreissig ein Sie entwaffneten die Burgerschaft bis auf die Dreitausend steigerten dann ihre Grausamkeit und Niedertrachtigkeit und vertrieben oder toteten Burger Es standen nicht mehr politische Interessen im Vordergrund sondern Feindschaft und Habgier bestimmten ihr Handeln Ihre Feindschaft gegenuber den Athenern nahm zu und sie verboten allen die nicht zu den Dreitausend gehorten das Betreten der Stadt und verschleppten sie aus ihren Anwesen Die aussere Gefahr durch Thrasybulos versuchten die Dreissig durch seine Bestechung abzuwenden Aber Thrasybulos liess sich nicht bestechen sondern fuhrte einen vernichtenden Uberfall auf einen Beobachtungsposten der Dreissig bei Acharna aus Die Dreissig sahen ihre Herrschaft ernsthaft gefahrdet und besetzten als Zufluchtsort Eleusis und Salamis Die dortigen Manner wurden verhaftet und nach Athen verschleppt Die Verhafteten wurden zur Freude derer die immer nur auf den eigenen Vorteil bedacht waren zum Tode verurteilt und hingerichtet Schliesslich unterlagen die Dreissig Thrasybulos in einer Schlacht in Piraus sie erhielten den Befehl nach Eleusis auszuwandern und es wurden zehn andere Manner gewahlt den Krieg zu beenden Dass die Herrschaft der Dreissig beendet wurde lag nicht zuletzt daran dass der Einfluss Lysanders durch den spartanischen Konig beschnitten wurde Pausanias setzte auch eine Amnestie zwischen den demokratisch und den oligarchisch gesinnten Burgern Athens durch allein die Hauptschuldigen wurden hingerichtet Alle anderen der Oligarchie nahestehenden Burger durften in Eleusis eine Sondergemeinde bilden Damit war der Weg zur Restitution der demokratischen Verfassung frei Gegenuberstellung verschiedener Darstellungen BearbeitenAristoteles Xenophon DiodorEntwaffnung des Volkes 2 3 20Hinrichtung des Theramenes 2 3 56 Hinrichtung des Theramenes 14 5 3Ausweisung des Demos aus der Stadt 2 4 1 Ausweisung des Demos aus der Stadt 14 32 3Besetzung Phyles durch Thrasybulos 37 1 Besetzung Phyles durch Thrasybulos 2 4 2 Besetzung Phyles durch Thrasybulos 14 32 1Hinrichtung des Theramenes 37 2Entwaffnung des Volkes 37 2Brutales Vorgehen der Dreissig 37 2Versuch der Dreissig Thrasybulos zu bestechen 14 32 5Ankunft der spartanischen Besatzung 37 2 Hilfe von Sparta erbeten 14 32 6Niederlage der Dreissig bei Acharna 2 4 4 Niederlage der Dreissig bei Acharna 14 33 1Besetzung von Eleusis 2 4 8Kampf und Niederlage der Dreissig in Piraus 38 1 Kampf und Niederlage der Dreissig in Piraus 2 4 10ff Kampf und Niederlage der Dreissig in Piraus 14 33 2ff Absetzung der Dreissig 38 1 Absetzung der Dreissig 2 4 23 Absetzung der Dreissig 14 33 5Die Namen der Dreissig BearbeitenDie Dreissig Tyrannen Polychares Kritias Melobios Hippolochos Eukleides Hieron Mnesilochos Chremon Theramenes Aresias Diokles Phaidrias Phaidimos Chaireleos Anaitios Peison Sophokles Eratosthenes Charikles Onomakles Theognis Aischines Theogenes Kleomedes Erasistratos Pheidon Drakontides Eumathes Aristoteles Hippomachos MnesitheidesLiteratur BearbeitenQuellen Bearbeiten Aristoteles Der Staat der Athener Reclams UB 3010 ubersetzt und herausgegeben von Martin Dreher Stuttgart 1993 ISBN 3 15 003010 2 Diodor s von Sicilien historische Bibliothek ubersetzt und herausgegeben von Julius Friedrich Wurm 4 Bde Stuttgart 1839 1840 Isokrates Samtliche Werke Band 1 Reden I VIII Bibliothek der griechischen Literatur Bd 36 ubersetzt von Christine Ley Hutton 2 Bde Stuttgart 1993 ISBN 3 7772 9307 5 Lysias Lysias with an English translation by W R M Lamb The Loeb classical library Bd 244 London amp Cambridge Mass 1967 ISBN 0 674 99269 5 Plutarch Plutarch s Lives with an English translation by Bernadotte Perrin in 11 volumes Vol 4 Alcibiades and Coriolanus Lysander and Sulla The Loeb Classical Library Bd 80 London Cambridge Mass 1968 Xenophon Hellenika Griechisch und Deutsch Sammlung Tusculum ubersetzt und herausgegeben von Gisela Strasburger 3 Auflage Dusseldorf amp Zurich 2000 ISBN 3 7608 1639 8 Sekundarliteratur in Auswahl Bearbeiten Gyorgy Nemeth Kritias und die Dreissig Tyrannen Franz Steiner 2006 ISBN 3 515 08866 0 Martin Dreher Athen und Sparta C H Beck Studium Munchen 2001 ISBN 3 406 48208 2 Peter Krentz The Thirty at Athens London amp Ann Arbor Mich 1982 zugl Diss Yale 1979 Christian Meier Athen Ein Neubeginn der Weltgeschichte Berlin 1993 ISBN 3 88680 128 4 Stefan Rebenich Hrsg Xenophon Die Verfassung der Spartaner Texte zur Forschung Bd 70 ubersetzt und erlautert von Stefan Rebenich Darmstadt 1998 ISBN 3 534 13203 3 Charlotte Schubert Athen und Sparta in klassischer Zeit Ein Studienbuch Stuttgart amp Weimar 2003 ISBN 3 476 01940 3 Wolfgang Schuller Griechische Geschichte Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd 1 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage Munchen 2002 ISBN 3 486 49085 0 Raimund Schulz Athen und Sparta Geschichte kompakt Antike Darmstadt 2003 ISBN 3 534 15493 2 Karl Wilhelm Welwei Die griechische Polis Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit 2 durchgesehene und erweiterte Auflage Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07174 1 Karl Wilhelm Welwei Das klassische Athen Demokratie und Machtpolitik im 5 und 4 Jahrhundert Darmstadt 1999 ISBN 3 89678 117 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrschaft der Dreissig amp oldid 236864354