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Aristokratie fruher auch Bestherrschaft 1 bezeichnet in der Politikwissenschaft die Herrschaft einer kleinen Gruppe besonders befahigter Individuen wobei die Art der Befahigung nicht naher bestimmt ist Die ursprungliche Wortbedeutung ist Herrschaft der Besten altgriechisch ἀristokratia aristokratia aus ἄristos aristos deutsch Bester und krateῖn kratein deutsch herrschen im gleichen Sinne lateinisch wie etwa bei Cicero civitas optimatum zu Optimat en und Optimat enherrschaft In der Praxis wurde die Eigenschaft zu den Besten zu gehoren haufig mit der Zugehorigkeit zu einer adligen Oberschicht gleichgesetzt weshalb man unter Aristokratie oft die Herrschaft einer dynastisch legitimierten Gruppe versteht So verstanden handelt es sich um eine Spielart der Oligarchie allerdings ohne die negative Konnotation sondern positiv gewendet In den Geschichtswissenschaften wird der Begriff Aristokratie oft teilweise synonym zu Adel als der Gesamtheit aller Aristokraten in einem bestimmten geografischen Bereich verwendet wobei jeder Erbadel eine Aristokratie aber nicht jede Aristokratie ein Erbadel ist da die Zugehorigkeit zur herrschenden Elite auch meritokratisch begrundet sein kann siehe Nobilitat Umgekehrt kann erbliche Gruppenzugehorigkeit auch abseits eines Adels von Bedeutung sein so existierten auch burgerlich aristokratische Systeme wie das der Patrizier in mittelalterlichen Stadten Stadtearistokratie oder klerikalistische Priesteraristokratien Im ubertragenen Sinne werden die Begriffe Arbeiteraristokratie und Geldaristokratie verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Definition 2 Historische Theoriebildung 2 1 Grundformen der Verfassungen nach Polybios 2 2 Aktuelle Anhanger 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEtymologie und Definition BearbeitenDas Wort Aristokratie entstammt dem altgriechischen aristokratia ariston das beste Exzellenz und krato Macht das erstmals im spaten 5 Jahrhundert v Chr bezeugt ist 2 und gelangte erst im 16 Jahrhundert in die deutsche Sprache wo es in staatstheoretischen Schriften verwendet wurde Seit dem 17 Jahrhundert wird damit auch die Gesamtheit des Adels bezeichnet Seitdem kann das davon abgeleitete Adjektiv aristokratisch neben die Aristokratie betreffend auch vornehm oder edel in Bezug auf Gesinnung und Wesen bedeuten 3 Aristokratie bedeutet demnach in der klassischen Verfassungstypenlehre des Aristoteles die Herrschaft der Besten der Tugend oder der Tuchtigkeit Im Gegensatz dazu steht nach Aristoteles die Oligarchie wortlich Herrschaft Weniger die Machtausubung durch eine Minderheit die die Macht an sich gerissen hat und den eigenen Vorteil sucht Die griechischen Aristokraten verbanden diese Eigenschaft mit dem Anspruch auf heroische oder gottliche Abstammung die romischen Aristokraten eher mit politischem Erfolg eine Herrschaftsform in der der Adel auch im Rahmen eines Senats als Senatsaristokratie oder eine andere Oberschicht wie das Burgertum in der Stadtearistokratie oder Priester in der Priesteraristokratie die Macht ausuben Hier sind die Besten in der Regel die durch ihre Herkunft oder durch ihre obrigkeitliche Einsetzung in Amter Berechtigten in der Neuzeit eine Bezeichnung fur die Angehorigen des Adels 4 im Zusammenhang mit der Franzosischen Revolution der zweite Stand in Abgrenzung zu Klerus erster Stand und Burgertum dritter Stand Historische Theoriebildung BearbeitenDie Aristokratie bei Platon 427 347 v Chr ist die am Gemeinwohl orientierte idealtypische Herrschaft der Besten Diese Idee wurde zunachst von seinem Schuler Aristoteles 384 324 v Chr und spater vom griechischen Historiker Polybios um 200 v Chr bis etwa 118 v Chr weiterentwickelt Sie fallt wie die Oligarchie unter die Herrschaft der wenigen wobei die Oligarchie als eine am Eigennutz ausgerichtete Herrschaftsform definiert ist 5 Grundsatzlich bestand in der antiken Staatstheorie die Idee dass jede am Gemeinwohl orientierte Herrschaftsform Monarchie bzw Basileia Aristokratie Politie bzw Demokratie ein entartetes nur an den Interessen der Herrschenden orientiertes Gegenstuck hat Tyrannis Oligarchie Demokratie bzw Ochlokratie Dieser Verfassungskreislauf ist aus der Beobachtung und Analyse der Politik antiker griechischer Stadtstaaten abstrahiert Empirisch haben die Autoren dagegen vor allem Mischformen gefunden 6 Grundformen der Verfassungen nach Polybios Bearbeiten Anzahl derHerrscher Gemeinwohl EigennutzEiner Monarchie TyrannisEinige Aristokratie OligarchieAlle Demokratie OchlokratieAus der Erkenntnis heraus dass diese sechs Grundformen der Verfassungen notwendigerweise instabil sind hat vor allem Polybios die Idee des Verfassungskreislaufs entwickelt die diese Herrschaftsformen zueinander in Beziehung setzt 7 Fast alle heute in Europa anzutreffenden demokratischen Regierungsformen basieren auf landesspezifischen aristokratischen Vorlaufermodellen bei denen Adel wohlhabendes Burgertum oder Kirchenvertreter ein Mitbestimmungsrecht bei der Steuererhebung Fragen der Gewaltenteilung oder Herrscherwahl hatten Der Ubergang von aristokratischen zu demokratischen Regierungsformen vollzog sich meist in der Form dass zunachst allen Burgern ein Wahlrecht zugestanden wurde spater dann Unterschiede in der Stimmengewichtung Zensuswahlrecht oder Ausschlusse von Burgerrechten fur einzelne Bevolkerungsgruppen Sklaven Frauen Angehorige ethnischer sprachlicher oder religioser Minoritaten aufgehoben wurden Aktuelle Anhanger Bearbeiten Der Philosoph und Wirtschaftsprofessor Jason Brennan ist der Ansicht Aristokratien seien Demokratien uberlegen Ihm schwebt ein Modell vor bei dem sich ein Burger das Wahlrecht erst verdienen muss indem er oder sie in einem Test ausreichende Kenntnis in relevanten Bereichen beweist Demokratie gabe jedem die Macht zu einem kleinen Teil uber andere zu entscheiden diese Macht halt er allerdings fur unbegrundet Wie in mehren Studien gezeigt werden konnte ist der durchschnittliche Wahler nur ausserst schlecht informiert weshalb Brennan es fur ausgeschlossen halt dass gute Entscheidungen getroffen werden Daher fordert er auch die meisten Personen dazu auf nicht zu wahlen da er dies fur unethisch halt Allerdings betont er auch Demokratien seien besser als die meisten anderen Regierungsformen und trafen durchaus gute Entscheidungen weil die gut informierten Politiker nicht immer auf die Meinung der Bevolkerung horen 8 Siehe auch BearbeitenAristokratische Republik Gerontokratie Kleptokratie Meritokratie Plutokratie TimokratieWeblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Aristokratie Zitate nbsp Wiktionary Aristokratie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Carl von Rotteck Karl Theodor Welcker Hrsg Das Staats Lexikon Encyklopadie der sammtlichen Staatswissenschaften fur alle Stande Band 1 Altonaverlag von Johann Friedrich Hammerich 1845 S 659 u a mit Bestherrschaft oder Aristokratie Digitalisat in der Google Buchsuche in Bruchschrift Thukydides 8 64 3 Aristokratie In www dwds de Abgerufen am 6 Februar 2023 Erich Bayer Hrsg Worterbuch zur Geschichte Begriffe und Fachausdrucke Kroners Taschenausgabe Band 289 4 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1980 ISBN 3 520 28904 0 S 34 Platon Politikos 291c 303d Wilfried Nippel Politische Theorien der griechisch romischen Antike In Hans Joachim Lieber Hrsg Politische Theorien von der Antike bis zur Gegenwart Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 1993 S 29 ff und 39 ff Polybios 1 1 6 3 10 Jason Brennan Against democracy Princeton 2017 ISBN 978 1 4008 8839 9 Normdaten Sachbegriff GND 4130286 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aristokratie amp oldid 234595056