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Als Magna Graecia lateinisch fur grosses Griechenland altgriechisch Megalh Ἑllas Megale Hellas werden die Regionen im antiken Suditalien oft einschliesslich Siziliens bezeichnet die von griechischen Siedlern ab dem 8 Jahrhundert v Chr kolonisiert wurden griechische Kolonisation Obwohl es hier neben den zahlreichen Poleis immer auch viele nichtgriechische Stamme und Stadte gab war die ganze Region dennoch stark von der griechischen Sprache und Kultur gepragt und wurde erst spat und langsam romanisiert Noch heute gibt es kleine griechische Sprachinseln in Suditalien Griko Die Griechen Italiens wurden auch als Italioten Ἰtaliῶtai Italiōtai bezeichnet Kolonien und Dialekte der Magna GraeciaIm Deutschen wird das Gebiet auch Grossgriechenland genannt seine Einwohner Westgriechen Die Magna Graecia bestand dabei aus vielen volkreichen Stadten diese waren unabhangige Staaten die oft gegeneinander kampften 1 Teils schlossen sich westgriechische Poleis aber auch zu Koina zusammen so insbesondere zum Italiotenbund unter Fuhrung von Tarent Erstmals findet sich die Bezeichnung Grossgriechenland fur das Gebiet von Neapel bis Syrakus bei Polybios 2 Auch fur Strabon zahlte Sizilien zu Grossgriechenland 3 Plinius der Altere und Servius grenzten hingegen das Gebiet der Magna Graecia von Lokroi bis Tarent bzw von Cumae Kyme bis Tarent ein zahlten also Sizilien nicht dazu Betrachtet man die Ausdehnung der hellenischen Besiedlung Sprache und Kultur erstreckte sich das Gebiet der Westgriechen von der Umgebung Neapels bis nach Sizilien Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Die Apoikien in vorchristlicher Zeit 3 Bedeutende Siedlungen 3 1 Kalabrien 3 2 Kampanien 3 3 Lukanien 3 4 Apulien 3 5 Sizilien 3 6 Andere Regionen 4 Siedlungen in der Spatantike und Mittelalter 5 Griko 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenUrsprung Bearbeiten Magna Graecia Volker auf der Apenninhalbinsel zu Beginn der Eisenzeit Ligurer Veneter Etrusker Picener Umbrer Latiner Osker Messapier WestgriechenAb dem 8 Jahrhundert v Chr begann die griechische Kolonisation in Italien Die Abreise der Siedler aus dem antiken Griechenland ging oft auf friedliche Weise vor sich wenn die Bevolkerung in einer Stadt fur die Nahrungsproduktion zu gross wurde Oft stellte die eigene Stadt die notwendigen Mittel fur das Unternehmen Schiffe Waffen Ackergerate Lebensmittelvorrate Saatgut Nicht selten grundeten auch mehrere Stadte gemeinsam eine neue Siedlung Die genauen Ursachen und Ablaufe sind in der Forschung dabei seit langem umstritten Die Heimatpolis Metropolis gab jedenfalls einem Oikisten Koloniengrunder den Auftrag die Expedition nach Italien oder anderen Gegenden des Mittelmeeres vorzubereiten und zu fuhren Der Oikist war in seinem Heimatort sehr bekannt zumeist stammte er aus einer adligen Familie Vor der Expedition musste er den Schutz der Gotter garantieren So begab er sich in ein Heiligtum normalerweise das des Gottes Apollon in Delphi und liess sich vom Gott das Ziel seiner Reise bestatigen Durch seine Priester sprach der Gott Offenbarungen aus 4 War die Grundung der Apoikie erfolgreich so wurde der Oikist nach seinem Tod zumeist in einem eigenen Heiligtum als Heros ktistes verehrt Manchmal waren die Oikisten aber auch heimatlose Abenteurer die Gruppen aus verschiedenen Gebieten in Griechenland vereinten und sie als Navigatoren fuhrten manchmal grundeten sie so mehr als eine Stadt Und nicht selten handelte es sich bei den Kolonisten wohl um Manner die ihre Heimatpolis aufgrund einer Stasis verlassen mussten In der Regel waren die Siedler dabei erwachsene Manner die sich nach einer Weile einheimische Frauen nahmen Die Apoikien in vorchristlicher Zeit BearbeitenDie ersten griechischen Niederlassungen in Suditalien entstanden langs der Kusten in der Nahe von Flussen oder Quellen in den heutigen Gebieten von Kalabrien Kampanien Basilikata Apulien und im Sudosten von Sizilien Dabei wurden verschiedene Stadte gegrundet Tarent Kyme Metapontion Sybaris Kroton Rhegion Paestum und Neapel wurden Hauptzentren der Magna Graecia Auch auf Sizilien wurden verschiedene griechische Kolonien Naxos Zankle und Syrakus gegrundet die aber teils nicht zum eigentlichen Grossgriechenland gezahlt wurden 5 Spatestens ab dem Hellenismus wurden die Apoikien dann als Megale Hellas lateinisch Magna Graecia bezeichnet vermutlich um ihre Grosse gegenuber dem griechischen Mutterland zu betonen Die Bezeichnung Magna Graecia bezieht sich also eher auf die Bevolkerung und die Kultur und nicht auf ein begrenztes politisches Territorium Eine Rolle spielte dabei auch der enorme Wohlstand vieler Stadte der vor allem darauf zuruckzufuhren war dass die Bedingungen fur Getreideanbau hier gunstiger waren als im griechischen Mutterland Nach dem Pyrrhischen Krieg wurde das griechische Suditalien bis 272 v Chr von den Romern erobert und faktisch von der Republik annektiert wenngleich die meisten Poleis zunachst de iure unabhangig blieben Nach dem Ersten Punischen Krieg wurde Sizilien zur ersten romischen Provinz zunachst noch unter Ausschluss von Syrakus das seine Freiheit erst 211 verlor Die griechischsprachige Bevolkerung wurde nach der Annexion der Magna Graecia im Laufe der Jahrhunderte bis auf geringe Restbestande in abgelegenen Gebieten weitgehend romanisiert Dieser Prozess war allerdings sehr langwierig In vielen Stadten Siziliens wurden noch im 2 Jahrhundert n Chr griechische Inschriften gesetzt Die Spuren des Griechischen in den heutigen suditalienischen Dialekten gehen allerdings wahrscheinlich auf das Mittelalter zuruck als das Gebiet unter byzantinischer Herrschaft stand Bedeutende Siedlungen Bearbeiten Reste eines dorischen Tempels in Tarent Apulien Heratempel bei Metaponto Lukanien Tempel bei Agrigent Sizilien Selinunt Trummer des Tempels E Sizilien Kolonien der Magna Graecia und andere griechische Kolonien in Italien in rot Viele der griechischen Neugrundungen wurden schnell machtig und reich zum Beispiel Kapue Capua Tarent Neapolis Neapolis Neapel Syrakus und Sybaris Sybaris Da der kulturelle Einfluss der Griechen zudem zu einer Hellenisierung der Vorbevolkerung fuhrte ubernahmen auch ursprunglich nichtgriechische Stadte wie Segesta im Laufe der Zeit griechische Sprache und Organisationsformen Daher ist bei mehreren Orten Unteritaliens und Siziliens unklar ob es sich um griechische Grundungen handelte Kalabrien Bearbeiten In Kalabrien sind insbesondere folgende Stadte zu nennen Hipponion Vibo Valentia Kaulon Monasterace Krimisa Ciro Kroton Krotwn Crotone Laos Santa Maria del Cedro Lokroi Lokroi Lokri Medma Rosarno Metauros Gioia Tauro Petelia Strongoli Rhegion Rhgion Reggio di Calabria Sybaris Sybaris Sibari Temesa Nocera Terinese Thurii 8oyrioi Thourioi Kampanien Bearbeiten In Kampanien sind das folgende Stadte Dikaiarcheia romisch Puteoli Pozzuoli Elea romisch Velia Elaia Elaia Ascea Kyme Cuma Neapolis Neapolis Neapel Pithecusae Ischia Poseidonia Paestum Lukanien Bearbeiten In Lukanien sind folgende Stadte eindeutig griechischen Ursprungs Herakleia romisch Heraclea Policoro Metapontion romisch Metapontum Metapontion Metaponto Pistoicos Pisticci Pyxous romisch Buxentum heute Policastro Bussentino Ortsteil von Santa Marina Siris Nova Siris Troilia Obelanon Ferrandina Apulien Bearbeiten In Apulien sind das folgende Stadte Kallipolis Gallipoli Taras romisch Tarentum Taranto Kanousion romisch CanusiumSizilien Bearbeiten In Sizilien sind die folgenden griechischen Stadte besonders erwahnenswert Akragas Ἀkragas Agrigento Akrai Palazzolo Acreide Gelas Gela Herakleia Minoa Himera Termini Imerese Kamarina Kasmenai Comiso Katane Catania Leontinoi Lentini Lipari Megara Hyblaea Mylae Milazzo Naxos Panhormos Palermo Selinus Selinunte Syrakusai Syrakoysai Syrakus Zankle Messina Andere Regionen Bearbeiten Adria Adria Ankon Ancona Siedlungen in der Spatantike und Mittelalter BearbeitenMit Beginn der Christianisierung Suditaliens im 3 4 Jahrhundert gewann Griechisch als Sprache der Kirche wieder an Bedeutung Seit dem 6 Jahrhundert als Ostrom die Insel kontrollierte kamen dann Griechen aus dem ostlichen Mittelmeerraum vom Balkan aus Kleinasien dem Vorderen Orient und Nordafrika nach Unteritalien so dass es zu einer erneuten Grazisierung kam Spater waren es dann Basilianermonche die sich auf der Flucht vor den ikonoklastischen Gesetzen der byzantinischen Kaiser befanden Der so genannte Bilderstreit verbot ihnen die Ikonenmalerei die wirtschaftliche Basis des Ordens In Apulien versteckten sich die vertriebenen griechischen Monche in den Schluchten der Murgia und grundeten dort Hohlensiedlungen und Kirchen Die uber 500 Hohlen und Grottenkirchen gehoren zu den Sehenswurdigkeiten des Hinterlandes von Tarent und der Hoch Murgia Die grossten besitzen sogar einen funfschiffigen Grundriss Die Felsenkirchen befinden sich noch in einem relativ guten Erhaltungszustand und sind zum Teil mit farbenprachtigen Fresken verziert die zum Bilderkreis des byzantinischen Ritus gehoren Das Monchsleben in den Hohlensiedlungen hat nicht selten zur Grundung von Schluchtenstadten gefuhrt die unmittelbar daruber entstanden Zu den wichtigsten und sehenswertesten gehoren Massafra Gravina Grottaglie und vor allem Matera in der Basilikata Erst 1071 kam die byzantinische Prasenz in Italien an ihr Ende Griko BearbeitenNoch heute existiert in Kalabrien und vor allem im Salento in Apulien eine kleine Minderheit die Griko spricht eine Sprache mit altgriechischen byzantinisch griechischen und italienischen Elementen Siehe auch BearbeitenArchaologisches Nationalmuseum Tarent Geschichte von TarentLiteratur BearbeitenLuca Cerchiai u a Die Griechen in Suditalien Auf Spurensuche zwischen Neapel und Syrakus Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1845 5 Martin Dreher Die Westgriechen andere Griechen In Gymnasium Band 116 2009 S 519 546 Furio Durando u a Magna Graecia Kunst und Kultur der Griechen in Italien Hirmer Munchen 2004 ISBN 3 7774 2045 X Peter Funke Western Greece Magna Graecia In Konrad Kinzl Hrsg A Companion to the Classical Greek World Blackwell Oxford 2006 S 153 173 Hansgerd Hellenkemper Hrsg Die neue Welt der Griechen Antike Kunst aus Unteritalien und Sizilien Zabern Mainz 1998 ISBN 3 8053 2498 7 Mario Lazzarini La Magna Grecia Scorpione Editrice Taranto 1990 1995 ISBN 88 8099 027 6 Dieter Mertens Stadte und Bauten der Westgriechen Von der Kolonisationszeit bis zur Krise um 400 vor Christus Hirmer Munchen 2006 ISBN 3 7774 2755 1 Norbert A Przesang Magna Graecia Die Griechen in Unteritalien und Sizilien Handbuch fur Studienreisende und Studierende Projekte Verlag Cornelius Halle 2009 ISBN 978 3 86634 832 5 Hermann Wentker Sizilien und Athen Die Begegnung der attischen Macht mit den Westgriechen Quelle amp Meyer Heidelberg 1956 Weblinks Bearbeiten Commons Magna Graecia Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Lazzarini 1990 S 5 Polybios 2 39 1 Strabon Geographika 6 1 2 Lazzarini 1990 S 17 MG 5 Mai 2006 Normdaten Geografikum GND 4074449 8 lobid OGND AKS VIAF 246532659 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magna Graecia amp oldid 236296644