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Paestum italienisch Paestum ist eine als UNESCO Weltkulturerbe anerkannte Ruinenstatte in der Region Kampanien in der Provinz Salerno in Italien Der Ort gehort zur Gemeinde Capaccio Hera Tempel und Poseidon Tempel im Vordergrund hinten der Athene TempelBlick auf das Heraion im Vordergrund und den Poseidontempel in Paestum hier ist der Unterschied zwischen Archaik und Klassik gut zu erkennen Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Daten 2 Geschichte 2 1 Antike 2 2 Verfall und Wiederentdeckung 3 Sehenswurdigkeiten 4 Museum 5 Paestum in der Literatur 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLage und Daten BearbeitenDer Ort liegt in einer Ebene etwa 35 km sudlich von Salerno Er wurde 2 km von der Mittelmeerkuste entfernt angelegt Das zeigt dass die Griechen hier keinen Hafen als Handelsstutzpunkt anlegen wollten sondern dass sie die Kultivierung des fruchtbaren Bodens im Sinn hatten Er ist geschutzt hinter einer Lagune an der sich wohl fruher der Hafen befand Zum Osten und Suden hin wird Paestum durch das Cilento Gebirge abgegrenzt Im Norden befindet sich mit dem Sele eine naturliche Barriere 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Basilika Hera TempelAntike Bearbeiten Die Stadt wurde unter dem Namen Poseidonia um 600 v Chr von Griechen aus Sybaris oder Troizen gegrundet 1 Der Ort ist somit eine Kolonie einer Kolonie eine sogenannte Pflanzstadt griech apoikia Die fruchtbare Landschaft und umfangreicher Handel fuhrten innerhalb weniger Generationen zu Wohlstand der sich im 5 und 6 Jahrhundert v Chr im Bau grosser Tempel ausdruckte deren Ruinen bis heute erhalten sind Etwa 400 v Chr eroberten die Lukaner die Stadt und benannten sie in Paistos um Moglicherweise handelte es sich aber auch einfach um eine Verschmelzung der von der Heimat abgeschnittenen Kolonistenkultur mit einheimischen Kulturformen Bereits vor der Eroberung Paestums durch die Romer wurden Bronzemunzen gepragt deren Nominalsystem dem der Romischen Republik entsprach nbsp auf Triens aus Paestum 269 89 v Chr nbsp Ruckseite des Triens mit Fullhorn und vier Wertkugeln274 273 v Chr wurde die Stadt im Zuge der Eroberung Kampaniens durch die Romer unter dem Namen Paestum zur latinischen Colonia Dabei nahmen diese wenig Rucksicht auf alte Sitten und Gebrauche Allerdings durfte Paestum als einzige griechische Stadt in Unteritalien seine Bronzemunzen bis zur Regierungszeit des Tiberius weiterpragen 2 Es gab grossere Umgestaltungen und moglicherweise einen umfangreichen Austausch der Bevolkerung In der romischen Kaiserzeit verlor Paestum an Wohlstand und Bedeutung Verfall und Wiederentdeckung Bearbeiten nbsp Karte der Ruinen von Paestum 1732 Um 500 n Chr fing das Gelande an zu versanden und langsam zu versumpfen die Malaria breitete sich aus und die letzten Bewohner verliessen den Ort Die Tempelanlage verwandelte sich in eine Art Urwald der Ort wurde gleichsam vergessen Nach Zerstorungen im 9 Jahrhundert durch die Sarazenen und im 11 Jahrhundert durch die Normannen wurde Paestum aufgegeben Der Niedergang wurde durch die Versumpfung des Umlandes und die daraus resultierende Malariagefahr beschleunigt Die Bewohner siedelten um der Malaria zu entgehen auf hoher gelegenes Gebiet um und grundeten den Ort Capaccio In der Renaissancezeit zitierten verschiedene Schriftsteller und Dichter Paestum vor allem aus Zitaten von Vergil Ovid und Properz uber die Schonheit und den Duft der Rosen aus Pestane kannten jedoch nicht seinen genauen Standort und platzierten es in Agropoli oder Policastro Im 16 Jahrhundert entstand ein kleines Dorf um die Kirche St Annunziata Um die Mitte des 17 Jahrhunderts wurde eine Strasse die heutige SS18 gebaut welche den Ort in Nord Sud Richtung durchquerend das Amphitheater in zwei Teile schnitt Eine fruhe Karte zeigt die Ruinen 1732 Die ersten Reliefs Gravuren und Drucke die die Tempel und Orte darstellen wurden ab 1752 hergestellt und veroffentlicht ungefahr gleichzeitig mit der Wiederentdeckung von Pompeji und Herkulaneum Die Entdeckungen erregten seinerzeit grosses Aufsehen Eine Expedition in die verwunschene Sumpflandschaft gehorte schon bald zum Programm des kunstbeflissenen Bildungsreisenden auf der sogenannten Grand Tour Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Athena Tempel nbsp Grab des Turmspringers nbsp Abbildung eines Symposiums im Grab des Turmspringers nbsp Rekonstruktion des Poseidontempels nach einem Stich aus Pierers Universal Lexikon 1891 nbsp Poseidontempel 2013 nbsp Poseidontempel und Heraion in Paestum Aquarell von Y Gianni 1898Paestum kann bedeutende Baudenkmaler aus griechischer und romischer Zeit vorweisen Besondere Bedeutung kommt den drei grossen dorischen Tempeln zu die jeweils exemplarisch fur eine Bauepoche des dorischen Baustils stehen Der archaische Hera Tempel um 540 v Chr Basilika genannt war einer der grossten bis dahin errichteten griechischen Steintempel uberhaupt Der Tempel der Athena um 510 v Chr 3 fruher auch der Ceres zugeschrieben ist erheblich kleiner An ihm ist besonders auffallig dass dieser eigentlich dorische Tempel einige Stilelemente besitzt die nicht in den Kanon der dorischen Architektur gehoren So besitzt er Schmuckelemente am oberen Abschluss des Architravs und auch im Geison die eher in ionische Gebalke gehoren Der sogenannte Poseidontempel schliesslich um 450 v Chr auch dieser war eigentlich der Hera geweiht weist die ausgereiften Bauformen des kurz zuvor errichteten Zeustempels von Olympia auf Erhalten haben sich auch offentliche Bauwerke der Romerzeit so ein kleines romisches Amphitheater und der Versammlungsort der Burger das Comitium sowie die 4 75 km lange Stadtmauer an der lukanische und romische Bauphasen zu erkennen sind Die vier grossen Stadttore sind romisch Museum BearbeitenDas Archaologische Nationalmuseum Paestum zeigt eine bedeutende Sammlung griechischer Altertumer aus Unteritalien Ausgestellt werden Fundstucke aus der Umgebung von Paestum in der Hauptsache Grabfunde aus griechischen und lukanischen Nekropolen Darunter sind viele Vasen Waffen und bemalte Steinplatten die als Sargdeckel oder seitenwande dienten Hervorzuheben sind die Darstellungen aus dem Grab des Turmspringers Grab des Tauchers die den Ubergang vom Leben in das Totenreich als Sprung des Springers in das Wasser deuten Das Museum besitzt unter anderem bemalte Grabplatten aus dem Grab des bunten Hahnes dem Grab des weissen Hahnes dem Grab der Schecken dem Grab der Granatapfel dem Grab der Leichenspiele dem Grab des schwarzen Ritters dem Grab von Mutter und Kind dem Grab der Klagefrauen dem Grab der Hirschjagd dem Grab des heimkehrenden Ritters dem Grab der kampfenden Tiere dem Grab der Nereide und dem Grab des Maultierkarrens Die gewichtigen Exponate sind im Erdgeschoss des Museums ausgestellt Direktor des Museums war von 2015 bis 2021 der deutsche Klassische Archaologe Gabriel Zuchtriegel 4 Paestum in der Literatur BearbeitenJohann Wolfgang Goethe besuchte Paestum wahrend seiner italienischen Reise am 23 Marz 1787 von Salerno aus in Begleitung des Zeichners Christoph Heinrich Kniep sowie erneut im Mai 1787 also 35 Jahre nach seiner Wiederentdeckung Uber seinen ersten Besuch schreibt er Das Land ward immer flacher und wuster wenige Gebaude deuteten auf kargliche Landwirtschaft Endlich ungewiss ob wir durch Felsen oder Trummer fuhren konnten wir einige grosse langlich viereckige Massen die wir in der Ferne schon bemerkt hatten als uberbliebene Tempel und Denkmale einer ehemals so prachtigen Stadt unterscheiden Von einem Landmanne liess ich mich indessen in den Gebauden herumfuhren der erste Eindruck konnte nur Erstaunen erregen Ich befand mich in einer vollig fremden Welt Denn wie die Jahrhunderte sich aus dem Ernsten in das Gefallige bilden so bilden sie den Menschen mit ja sie erzeugen ihn so Nun sind unsere Augen und durch sie unser ganzes inneres Wesen an schlankere Baukunst hinangetrieben und entschieden bestimmt so dass uns diese stumpfen kegelformigen enggedrangten Saulenmassen lastig ja furchtbar erscheinen Doch nahm ich mich bald zusammen erinnerte mich der Kunstgeschichte gedachte der Zeit deren Geist solche Bauart gemass fand vergegenwartigte mir den strengen Stil der Plastik und in weniger als einer Stunde fuhlte ich mich befreundet ja ich pries den Genius dass er mich diese so wohl erhaltenen Reste mit Augen sehen liess da sich von ihnen durch Abbildung kein Begriff geben lasst Goethe Italienische Reise Eintrag des 23 Marz 1787 5 Auch Johann Gottfried Seume besuchte auf seiner Italienreise im Jahr 1802 die Stadt Er berichtet daruber in seinem Werk Spaziergang nach Syrakus Unter anderem wollte er dort die von Vergil 50 v Chr beschriebenen Rosen finden was ihm jedoch versagt blieb Ich hielt mich hier nur zwei Stunden auf umging die Area der Stadt in welcher nichts als die drei bekannten grossen alten Gebaude die Wohnung des Monsignore eines Bischofs wie ich hore ein elendes Wirtshaus und noch ein anderes jammerliches Haus stehen Das ist jetzt ganz Pastum Hier dachte ich mir Schillers Madchen aus der Fremde aber weder die Geberin noch die Gaben waren in dem zerstorten Paradiese Ich suchte jetzt in der Rosenzeit Rosen in Pastum fur Dich um Dir ein klassisch sentimentales Geschenk mitzubringen aber da kann ein Seher keine Rose finden In der ganzen Gegend rund umher versicherte mich einer von den Leuten des Monsignore ist kein Rosenstock mehr Ich durchschaute und durchsuchte selbst alles auch den Garten des gnadigen Herrn aber die Barbaren hatten keine einzige Rose Daruber geriet ich in hohen Eifer und donnerte uber das Piakulum an der heiligen Natur Der Wirt mein Fuhrer sagte mir vor sechs Jahren waren noch einige dagewesen aber die Fremden hatten sie vollends alle weggerissen Das war nun eine erbarmliche Entschuldigung Ich machte ihm begreiflich dass die Rosen von Pastum ehedem als die schonsten der Erde beruhmt gewesen dass er sie nicht musste abreissen lassen dass er nachpflanzen sollte dass es sein Vorteil sein wurde dass jeder Fremde gern etwas fur eine pastische Rose bezahlte dass ich zum Beispiel selbst jetzt wohl einen Piaster gabe wenn ich nur eine einzige erhalten konnte Das Letzte besonders leuchtete dem Manne ein um die schone Natur schien er sich nicht zu bekummern dazu ist die dortige Menschheit zu tief gesunken Er versprach darauf zu denken und ich habe vielleicht das Verdienst dass man kunftig in Pastum wieder Rosen findet wenigstens will ich hiermit alle bitten die namlichen Erinnerungen eindringlich zu wiederholen bis es fruchtet Seume Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802 6 Literatur BearbeitenCarl Lamb Ludwig Curtius Geleitwort Die Tempel von Paestum Leipzig Insel Verlag 1944 Insel Bucherei 170 3 John Griffiths Pedley Paestum Greeks and Romans in Southern Italy Thames and Hudson London 1990 ISBN 0 500 39027 4 Eva Maria Lackner Republikanische Fora Biering und Brinkmann Munchen 2008 ISBN 978 3 930609 55 0 Walter Paul Schussmann Rhadamanthys in der Tomba del Tuffatore Das Grab der Mysten eine Neuinterpretation Phoibos Wien 2011 ISBN 978 3 85161 061 1 Christoph Hocker Golf von Neapel und Kampanien DuMont Kunstreisefuhrer DuMont Buchverlag Koln 1999 Erweiterte und aktualisierte Auflagen 2000 2004 2006 2008 vollig uberarbeitete Neuauflage 2011 Tonio Holscher Der Taucher von Paestum Jugend Eros und das Meer im antiken Griechenland Klett Cotta Stuttgart 2021 ISBN 978 3 608 96480 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Paestum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Paestum Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Paestum Reisefuhrer Offizielle Internetprasenz des Archaologischen Nationalmuseums Paestum italienisch PaestumGate eine virtuelle Rekonstruktion von Paestum englisch Paestum Poseidonia in der archaologischen Datenbank Arachne Ausstellung der Graber im Bucerius Centrum HamburgEinzelnachweise Bearbeiten a b Dieter Mertens Stadte und Bauten der Westgriechen Munchen 2006 S 54 Szaivert Sear Griechischer Munzkatalog Band 1 S 123 N Nabers The Athena Temple at Paestum and Pythagorean Theory in Greek Roman and Byzantine Studies 21 1980 S 207 Thomas Steinfeld In einer vollig anderen Welt In Suddeutsche Zeitung 7 April 2019 abgerufen am 9 April 2019 1 NeapelWelterbestatten in Italien Historische Stadtzentren Assisi mit Basilika Sacro Convento und Gedenkstatten des Hl Franziskus 2000 Florenz 1982 Mantua und Sabbioneta 2008 Bedeutende Kurstadte Europas Montecatini Terme 2021 Neapel 1995 Pienza 1996 Rom 1980 San Gimignano 1990 Siena 1995 Urbino 1998 Verona 2000 Vicenza mit den Villen Palladios in Venetien 1994 Bauwerke Arabisch normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalu und Monreale 2015 Arkadengange von Bologna 2021 Botanischer Garten von Padua 1997 Castel del Monte 1995 Crespi d Adda 1995 Fruhchristliche Baudenkmaler von Ravenna 1996 Kathedrale von Modena Glockenturm und Piazza Grande 1997 Strade Nuove und Palazzi dei Rolli in Genua 2006 Ivrea Industriestadt des 20 Jahrhunderts 2018 Machtzentren der Langobarden 2011 Paduas Freskenzyklen aus dem 14 Jahrhundert 2021 Palast des 18 Jahrhunderts von Caserta mit Park dem Vanvitelli Aquadukt und San Leucio 1997 Piazza del Duomo in Pisa 1987 Residenzen des Konigshauses Savoyen 1997 Sacri Monti in Piemont und der Lombardei 2003 Santa Maria delle Grazie mit Leonardo da Vincis Abendmahl in Mailand 1980 Die Sassi und der Park der Felsenkirchen von Matera 1993 Trulli von Alberobello 1996 Villa d Este in Tivoli 2001 Villen und Garten der Medici in der Toskana 2013 Venezianisches Verteidigungssystem des 16 bis 17 Jahrhunderts 2017 Archaologische Statten Agrigent 1997 Aquileia mit Basilika des Patriarchen 1998 Etruskische Nekropolen von Cerveteri und Tarquinia 2004 Felsbilder der Valcamonica 1979 Pompeji Herculaneum und Torre Annunziata 1997 Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen 2011 Su Nuraxi di Barumini 1997 Syrakus und die Felsnekropolis von Pantalica 2005 Villa Adriana 1999 Villa Romana del Casale 1997 Kultur und Naturlandschaften Alte Buchenwalder und Buchenurwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2017 N Amalfikuste 1997 K Aolische Inseln 2000 N Atna 2013 N Cilento und Vallo di Diano mit Elea Paestum und der Kartause von Padula 1997 K Dolomiten 2009 N Ferrara und das Po Delta 1995 K Monte San Giorgio 2010 N Portovenere und Cinque Terre mit den Inseln Palmaria Tino und Tinetto 1997 K Rhatische Bahn in der Landschaft Albula Bernina 2008 K Spatbarocke Stadte des Val di Noto 2002 K Val d Orcia 2004 K Venedig und seine Lagune 1987 K Weinbaugebiete im Piemont Langhe Roero und Monferrato 2014 K 40 419666666667 15 005027777778 Koordinaten 40 25 10 8 N 15 0 18 1 O Normdaten Geografikum GND 4075809 6 lobid OGND AKS VIAF 248087281 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paestum amp oldid 233515558