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Die Kathedrale von Modena italienisch Cattedrale metropolitana di Santa Maria Assunta in Cielo e San Geminiano ist eine romisch katholische Kirche im romanischen Baustil in der italienischen Stadt Modena Sie ist die Kathedrale der Erzdiozese Modena Nonantola und wurde im Jahr 1184 geweiht Die Kathedrale ist eins der bedeutendsten romanischen Bauwerke in Europa und von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt Kathedrale von Modena Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Glockenturm 2 2 Fassaden 2 3 Inneres 3 Orgeln 4 Besondere Ereignisse 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas alte Modena Mutina war eine bluhende romische Kolonie an der Via Emilia das nach dem 4 Jahrhundert durch Invasionen Erdbeben und Uberschwemmungen fast vollstandig zerstort wurde und allmahlich verfiel Die Bewohner waren daher gezwungen die Stadt zu verlassen und sich an anderer Stelle heute Cittanova ein Vorort von Modena anzusiedeln Gegen Ende des 9 Jahrhunderts wurde Modena aber wieder aufgebaut und unter Bischof Ludovicus befestigt Die beiden seit dem 5 Jahrhundert an der Stelle der heutigen Kathedrale errichteten Kirchen wurden beide zerstort In der Mitte des 11 Jahrhunderts wurde die erste Kirche durch eine grossere ersetzt die jedoch schon bald nicht mehr ausreichend gross war so dass die Menschen bereits gegen Ende des Jahrhunderts beschlossen eine neue Kirche zu bauen nbsp Inschrift an der ApsisInfolge eines Streits zwischen Papsttum und Reich wurde der damalige Bischof Eriberto 1081 von Papst Gregor VII wegen seiner Sympathie fur Konig Heinrich IV Gang nach Canossa und den Gegenpapst Clemens III exkommuniziert Da der Papst aber keinen Kandidaten finden konnte den die Einwohner von Modena akzeptieren konnten blieb die Diozese einige Jahre ohne Bischof Erst im Jahr 1100 ernannte Papst Urban II einen neuen Bischof Zu dieser Zeit hatten die Einwohner von Modena aber bereits ohne Beteiligung eines Bischofs beschlossen eine neue grosse Kathedrale zu bauen und hatten schon mit den Bauarbeiten begonnen Die von den Einwohnern von Modena in volliger Unabhangigkeit von der kaiserlichen und kirchlichen Behorde getroffene Entscheidung war bezeichnend fur das Streben nach Selbstbestimmung und Freiheit in Modena Die Kathedrale war das Symbol des Anspruchs auf Autonomie und Freiheit einer Gemeinde und fuhrte einige Zeit spater zur Grundung einer freien Kommune 1135 Die Arbeiten an der heutigen Kathedrale begannen im Jahre 1099 unter der Leitung des Baumeisters Lanfranco Der erste Stein wurde am 9 Mai 1099 mit Unterstutzung der Mathilde von Tuszien Mathilde von Canossa gelegt einer der machtigsten Frauen im 11 und 12 Jahrhundert in Norditalien Auf einer Gedenktafel ausserhalb der Hauptapsis wird der 23 Mai 1099 als Tag der Grundung der neuen Kathedrale in Modena und auch der Name des Architekten Lanfranco angegeben Die Kathedrale wurde von Papst Lucius III am 12 Juli 1184 geweiht Fertiggestellt wurde die Kathedrale allerdings erst im Jahr 1322 Die Kathedrale ist nach dem Bischof von Modena 349 und Schutzpatron der Stadt benannt San Geminiano Seine sterblichen Uberreste wurden 1106 im Beisein von Papst Paschalis II und der Grafin Mathilde von Tuszien feierlich aus seinem Grab in der alten Kirche in die Krypta der neuen Kathedrale uberfuhrt Weiters ist in der Kathedrale Herzog Ercole III d Este begraben sein Grabmal wurde von dem Bildhauer Giuseppe Pisani 1808 geschaffen 1 Architektur Bearbeiten nbsp Romanisches Hauptportal Sudportal Porta regia nbsp Bogen des Nordportals Porta della Pescheria Die Kathedrale von Modena gilt als eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke in Europa weist aber auch Bauelemente aus anderen Stilepochen wie der Gotik und der Renaissance auf Glockenturm Bearbeiten Der Glockenturm Torre Ghirlandina ist ein Wahrzeichen der Stadt und funfgeschossig etwa 86 Meter hoch Der fur Italien typische freistehende also nicht direkt mit der Kirche verbundene campanile wurde 1169 im romanischen Stil begonnen und im 14 Jahrhundert mit einer gotischen Turmspitze nach einem Entwurf von Arrigo da Campione vollendet Seinen Namen erhielt der Torre Ghirlandina nach zwei girlandenartigen Marmorgelandern im Bereich der Turmspitze Im Inneren des Turms wird in der mit Fresken dew 15 Jahrhunderts geschmuckt Sala della Secchia eine Kopie des Gemaldes Secchia rapita aufbewahrt Das Bild erinnert an die Zeit in der in dem Turm Wertgegenstande der Gemeinde aufbewahrt wurden Die Kapitelle im funften Stock sind im Stanza dei Torresani gehauen Fassaden Bearbeiten Die Aussenwande der Kirche sind mit weissen Marmorplatten verkleidet zwischen die sich rotliche und graue Steine mischen weshalb sich ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild ergibt Das eigentlich tragende Mauerwerk ist Mischmauerwerk aus wiederverwendeten Baumaterial romischer Ruinen Gegliedert wird die Zierfassade durch Zwerggalerien und Blendarkaden An den Ruckwanden der Zwerggalerien tritt der Backstein zutage Das prachtige gotische Radfenster auf der Seite des Hauptportals und die zwei aufgesetzten Turmchen sowie die beiden eher schlichten Seitenportale schufen Steinmetze aus Campione Die Arbeiter aus dem norditalienischen Stadtchen bei Lugano waren uber Generationen an den Bauarbeiten beteiligt und konnten die Kathedrale 1322 fertigstellen Die Fassade der Kathedrale hat bemerkenswerte Reliefs die von dem Bildhauer Wiligelmus einem Zeitgenossen von Lanfranco stammen Diese Reliefs enthalten Portrats von Propheten und Patriarchen aber auch biblische Geschichten und stellen erdverbundene Meisterwerke romanischer Skulpturen dar Wissenschaftler wiesen besonders auf die Darstellung von Adam und Eva der Erbsunde des Opfers Kains das dem Herrn nicht willkommen war und seiner Totung durch Lamech sowie der Arche Noah als Symbol der Romischen Kirche hin ein Bildprogramm das im Zusammenhang mit der Abwendung von den Ketzern unter dem Gegenpapst Clemens III steht 2 Das Fischmarktportal porta della pescheria tragt eine andere kunstlerische Handschrift und ist mit Szenen aus der Artuslegende geschmuckt 3 Inneres Bearbeiten nbsp Mittelschiff nach Osten vorn links die Kanzel hinten Apsis Brustung mit Ambo Sicht in die Krypta nbsp Rundbogige Wandoffnungen spitz bogige Gurt bogen jungere Kreuz rippen gewolbe uber Mittel schiff und Empo ren raumenIm Gegensatz zu den Fassaden dominiert im Kirchenraum sichtbarer Backstein Den Grundriss der Kathedrale bildet ein dreischiffiges Langhaus das ostlich auf ein Querhaus stosst das seitlich nicht ubersteht aber hoher ist als die Seitenschiffe Daran schliessen jeweils uber ein kurzes Zwischenjoch drei Apsiden an die mittlere breiter und langer als die seitlichen Staffelchor Der Fussboden von Querhaus und Apsiden liegt mehrere Meter hoher als der des Kirchenschiffs Die westliche Begrenzung des oberen Niveaus bildet eine von Anselmo da Campione ca 1150 1210 geschaffene Brustung aus Marmor auf der die Passion Christi und das letzten Abendmahls dargestellt sind Aus ihr ragt vom Langhaus gesehen links ein Ambo hervor Unter diesen Raumen liegt eine ausgedehnte kreuzgratgewolbte Hallenkrypta eingeteilt in zahlreiche schmale Schiffe Aussergewohnlich ist die freie Sicht aus dem Langhaus in die Kryta Ein Altar steht vor der breiten Treppe die aus dem Mittelschiff in die Krypta hinabfuhrt Die Kanzel an einem linken Arkadenpfeiler etwas westlich jenes Altars stammt von Arrigo da Campione und ist mit Skulpturen aus Terrakotta verziert Zwischen 1437 und 1455 wurden das bis dahin zum Dachstuhl offene Mittelschiff mit spatgotischen Kreuzrippengewolben aus Backstein geschlossen Im Gegensatz zu den deutlich spitzen Gurtbogen sind die Gewolbekanten rundbogig und die Rippenverlaufe nur leicht gespitzt Ahnliche Gewolbe uberspannen das Querhaus und die Raume uber den Seitenschiffsemporen Im 18 Jahrhundert wurde die zentrale Apsis der Krypta verandert Dank einer Schenkung konnten die Wande mit seltenem und kostbarem Marmor verkleidet werden Ausserdem wurden die Gewolbe umgebaut und mit Stuck und anderen Materialien dekoriert Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine neue und wertvolle Urne fur die Reliquien des Heiligen hergestellt und der Altar wurde mit einer Marmorbalustrade umrahmt Als weitere wichtige Massnahmen wurden im spaten 19 bis Anfang des 20 Jahrhunderts der Boden verandert die Kuppel entfernt und die Kirche mit der Sakristei verbunden die bei dieser Gelegenheit auch einen neuen erhohten Laufsteg im neuromanischen Stil erhielt In neuerer Zeit wurden an den Portalen drei bronzene Turen eingesetzt Diese Turen fanden aber nicht die Zustimmung der Mehrheit der Burger da sie als zu modern angesehen wurden und keine Harmonie zu der Fassade bestehe Nach einem Streit auch nationaler Kunstkritiker veranlasste das Domkapitel schliesslich die Bronzeturen wieder durch Holzturen zu ersetzen Von 2007 bis 2014 wurde der Dom umfassend renoviert 4 nbsp Hauptapsis nbsp Detail der Marmorbrustung von Anselmo da Campione nbsp Krypta nbsp Detail Sarkophag nbsp Mittelschiff von der Quer haus brus tung nach WestenOrgeln BearbeitenIn der Kathedrale gibt es zwei Orgeln Zum einen befindet sich im Dom ein kleines mechanisches Instrument aus dem Jahre 1719 das von Giandomenico Traeri erbaut wurde Die Orgel hat 5 Register Principale 8 VIII XV XIX XV XXII und XXII XXVI auf einem Manual und hat ein angehangtes Pedal Die Hauptorgel wurde 1934 von der Orgelbaufirma Vegezzi Bossi erbaut Das Instrument hat 38 Register auf zwei Manualen und Pedal Die Trakturen sind elektro pneumatisch 5 I Hauptwerk C h3Principale 16 Principale 8 Diapason 8 Gamba 8 Dulciana 8 Bordone 8 Corno Camoscio 8 Flauto a camino 4 Ottava 4 Decimaquinta 2 Ripieno Grave VIIIRipieno Acuto IVVoce Umana 8 Tromba 8 Tremolo II Schwellwerk C h3Controgamba 16 Flauto 8 Eufonio 8 Viola Orchestra 8 Silvestrina 8 Principale 4 Flauto 4 Nazardo 2 2 3 Flautino 2 Terzina 1 3 5 CornettoRipienoCeleste 8 Concerto Viole 8 Oboe 8 Voce Corale 8 Pedalwerk C f1Basso Acustico 32 Contrabbasso 16 Subbasso 16 Violone 16 Basso 8 Bordone 8 Cello 8 Corno 4 TremoloKoppeln Normalkoppeln Sub und SuperoktavkoppelnBesondere Ereignisse BearbeitenIm November 1938 sturzte sich der Verleger Angelo Fortunato Formiggini aus Verzweiflung uber die antisemitische Gesetzgebung der italienischen Regierung vom Glockenturm des Doms Am 8 September 2007 fand in der Kathedrale von Modena die Trauerfeier fur den beruhmten Tenor Luciano Pavarotti statt Etwa 100 000 Menschen nahmen vom 6 bis 8 September 2007 Abschied von Pavarotti der im offenen Sarg aufgebahrt war Bei der weltweit vom Fernsehen ubertragenen Trauermesse verlas Erzbischof Benito Cocchi auch ein Beileidswort von Papst Benedikt XVI Musikalisch wurde die Trauerfeier vom Chor der Stadt Modena von der Sopranistin Rajna Kabaiwanska dem Flotisten Andrea Griminelli und dem Tenor Andrea Bocelli begleitet 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Duomo Modena Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetseite der Kathedrale ita Duomo di Modena auf architetturamedievale blogspot com ita Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Portale Figuren und Reliefs am Dom zu Modena auf portalsaeule de Teil 1 Teil 2 Teil 3Einzelnachweise Bearbeiten Ilse Krumpock Die Bildwerke im Heeresgeschichtlichen Museum Wien 2004 S 134 f Wiligelmo in Enciclopedia dell arte medievale Porta della pescheria auf unesco modena it Thomas Steinfeld Das alte neue Obdach Der romanische Dom von Modena wurde behutsam restauriert In Suddeutsche Zeitung vom 20 Februar 2015 S 12 Informationen zu den Orgeln Memento vom 7 September 2013 im Internet Archive Trauerfeier Bewegender Abschied fur Luciano Pavarotti In tagesspiegel de 8 September 2007 abgerufen am 13 Mai 2023 Welterbestatten in Italien Historische Stadtzentren Assisi mit Basilika Sacro Convento und Gedenkstatten des Hl Franziskus 2000 Florenz 1982 Mantua und Sabbioneta 2008 Bedeutende Kurstadte Europas Montecatini Terme 2021 Neapel 1995 Pienza 1996 Rom 1980 San Gimignano 1990 Siena 1995 Urbino 1998 Verona 2000 Vicenza mit den Villen Palladios in Venetien 1994 Bauwerke Arabisch normannisches Palermo und die Kathedralen von Cefalu und Monreale 2015 Arkadengange von Bologna 2021 Botanischer Garten von Padua 1997 Castel del Monte 1995 Crespi d Adda 1995 Fruhchristliche Baudenkmaler von Ravenna 1996 Kathedrale von Modena Glockenturm und Piazza Grande 1997 Strade Nuove und Palazzi dei Rolli in Genua 2006 Ivrea Industriestadt des 20 Jahrhunderts 2018 Machtzentren der Langobarden 2011 Paduas Freskenzyklen aus dem 14 Jahrhundert 2021 Palast des 18 Jahrhunderts von Caserta mit Park dem Vanvitelli Aquadukt und San Leucio 1997 Piazza del Duomo in Pisa 1987 Residenzen des Konigshauses Savoyen 1997 Sacri Monti in Piemont und der Lombardei 2003 Santa Maria delle Grazie mit Leonardo da Vincis Abendmahl in Mailand 1980 Die Sassi und der Park der Felsenkirchen von Matera 1993 Trulli von Alberobello 1996 Villa d Este in Tivoli 2001 Villen und Garten der Medici in der Toskana 2013 Venezianisches Verteidigungssystem des 16 bis 17 Jahrhunderts 2017 Archaologische Statten Agrigent 1997 Aquileia mit Basilika des Patriarchen 1998 Etruskische Nekropolen von Cerveteri und Tarquinia 2004 Felsbilder der Valcamonica 1979 Pompeji Herculaneum und Torre Annunziata 1997 Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen 2011 Su Nuraxi di Barumini 1997 Syrakus und die Felsnekropolis von Pantalica 2005 Villa Adriana 1999 Villa Romana del Casale 1997 Kultur und Naturlandschaften Alte Buchenwalder und Buchenurwalder der Karpaten und anderer Regionen Europas 2017 N Amalfikuste 1997 K Aolische Inseln 2000 N Atna 2013 N Cilento und Vallo di Diano mit Elea Paestum und der Kartause von Padula 1997 K Dolomiten 2009 N Ferrara und das Po Delta 1995 K Monte San Giorgio 2010 N Portovenere und Cinque Terre mit den Inseln Palmaria Tino und Tinetto 1997 K Rhatische Bahn in der Landschaft Albula Bernina 2008 K Spatbarocke Stadte des Val di Noto 2002 K Val d Orcia 2004 K Venedig und seine Lagune 1987 K Weinbaugebiete im Piemont Langhe Roero und Monferrato 2014 K 44 64623 10 92572 Koordinaten 44 38 46 4 N 10 55 32 6 O Normdaten Geografikum GND 4251533 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kathedrale von Modena amp oldid 233691614