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Der Begriff Parallelwelt auch Paralleluniversum bezeichnet ein hypothetisches Universum ausserhalb des Bekannten Die Gesamtheit aller Parallelwelten wird als Multiversum bezeichnet Die Annahme von Parallelwelten Mehrweltentheorie wird in der Philosophie seit der Antike erortert Zu unterscheiden ist dabei zwischen der Diskussion uber theoretisch mogliche Welten unter formalen Gesichtspunkten und den Hypothesen in denen solchen Welten eine wirkliche Existenz zugeschrieben wird Auch in der physikalischen Kosmologie wird die Moglichkeit der realen Existenz von Parallelwelten diskutiert Einer breiteren Offentlichkeit ist die Vorstellung vor allem aus der Science Fiction bekannt In einem ubertragenen Sinne wird der Begriff auch in der Psychologie in den Gesellschaftswissenschaften sowie umgangssprachlich verwendet Dort ist mit Parallelwelt ein nach aussen abgegrenzter Bereich gemeint in dem sich das Leben bestimmter Personen oder Gruppen unabhangig von der Aussenwelt abspielt Inhaltsverzeichnis 1 Physik 1 1 Die Viele Welten Interpretation der Quantenphysik 1 2 Modelle zum Urknall 2 Philosophie 2 1 Antike 2 2 Mittelalter 2 3 Fruhe Neuzeit 2 4 Moderne 3 Psychologie 4 Kunst und Unterhaltung 4 1 Abgrenzung zwischen Paralleluniversum und ahnlichen Erzahlthemen 4 1 1 Anderwelt 4 1 2 Alternativweltgeschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePhysik BearbeitenDie Viele Welten Interpretation der Quantenphysik Bearbeiten Hauptartikel Viele Welten Interpretation Die Viele Welten Interpretation ist eine Interpretation der Quantenphysik die 1957 von Hugh Everett erstmals vorgeschlagen wurde Sie soll erklaren weshalb sich die Wahrscheinlichkeit jedes Messwerts in einem quantenphysikalischen System genau berechnen lasst jedoch im Allgemeinen das Ergebnis einer einzelnen Messung nicht vorhersehbar ist Gemass dieser Interpretation entstehen bei einer Messung aus einer ursprunglichen Welt mehrere neue parallele Welten in einem Quantenuniversum mit jeweils unterschiedlichen Messergebnissen Im Zusammenhang mit dieser Interpretation der Quantenphysik fuhrte Andy Nimmo im Dezember 1960 und Februar 1961 in einem Vortrag uber Everetts Ideen den Begriff des Multiversums ein Nach seiner Wortverwendung ist ein Multiversum ein unserer Beobachtung manifestes Universum wovon eine Vielzahl das gesamte Universum ausmachen an apparent universe a multiplicity of which go to make up the whole universe Im Kontext von Interpretationen der Quantenphysik verwendete den Ausdruck Multiversum z B David Deutsch allerdings in der Bedeutung der unendlichen Gesamtheit aller physikalisch moglichen Aufteilungen der Realitat in lokale physikalische Systeme 1 Hier bezeichnet der Ausdruck Multiversum also ungefahr das was Nimmo gesamtes Universum nennt Deutsch schlug vor die Struktur des Multiversums mittels der Quanteninformation zu erklaren in Analogie zu den unendlich vielen Moglichkeiten innerhalb der allgemeinen Relativitatstheorie die Raumzeit auf Hyperflachen zu beziehen Deutsch betrachtet beide Ansatze als Grenzfalle einer noch zu entwickelnden Theorie welche die Struktur des Multiversums unter Bedingungen der Quantengravitation zu beschreiben hatte Modelle zum Urknall Bearbeiten Hauptartikel Urknall Das Modell der Bildung des bekannten Universums aus einer Blase eines Multiversums wurde von Andrei Dmitrijewitsch Linde erdacht Es passt gut in die weithin akzeptierte Theorie des Urknalls und der Inflation im Fruhstadium des Universums Eine anfangs kleine Region des Raumes kann nach endlicher Expansion ihren Phasenubergang vollenden und beispielsweise unser ganzes heute beobachtbares Universum umfassen wahrend im ubrigen Raum die Inflation ewig weitergeht Gemass der von Andrei Linde entwickelten Hypothese der chaotischen Inflation bilden sich mit quantenphysikalischer Zufallswahrscheinlichkeit an verschiedenen anderen Stellen des Raumes kleine Keime in denen der Phasenubergang auch irgendwann zum Abschluss kommt In jedem Keim entsteht durch heissen Urknall ein eigenes Universum 2 Auch Alexander Vilenkin vertritt ein derartiges Modell Die Theorie eines Multiversums soll eine Erklarung der genauen Feinabstimmung der Naturkonstanten ermoglichen Jedes einzelne Universum hat bestimmte Werte fur seine Naturkonstanten z B Feinstrukturkonstante Gravitationskonstante Nur in relativ wenigen Universen lassen die Werte Leben zu Das beobachtbare Universum gehort zu der Teilmenge derjenigen Universen in denen intelligentes Leben moglich ist Wenn die Anzahl der Paralleluniversen unendlich ist ist die vermeintlich zufallige Existenz des vom Menschen beobachtbaren Universums notwendig Mit dem Verhaltnis zwischen den Beobachtern und dem beobachtbaren Universum befassen sich die verschiedenen Versionen des anthropischen Prinzips Philosophie BearbeitenAntike Bearbeiten Die Hypothese der Existenz von Parallelwelten wurde bereits in der Philosophie der Antike erortert Zu ihren ersten Vertretern gehorte Petron von Himera ein Grieche sizilischer Herkunft der wohl im 5 oder fruhen 4 Jahrhundert v Chr lebte Er war der Uberzeugung dass die Anzahl der Welten endlich sein musse und spekulierte uber ihre raumliche Anordnung Nach seiner Hypothese gibt es 183 Welten kosmoi die aneinandergereiht sind und einander beruhren sie formen ein gleichseitiges Dreieck wobei je 60 Welten die drei Seiten bilden und die drei ubrigen die Ecken sind Viele Einzelheiten und insbesondere die Begrundung sind unbekannt da Petrons Modell nur durch die Darstellung bei Plutarch uberliefert ist Vermutlich hat sich Petron die Welten kugelformig vorgestellt 3 Auch dem Vorsokratiker Anaximander der im 6 Jahrhundert v Chr lebte wird ein Viele Welten Modell zugeschrieben Theophrast berichtet Anaximander habe eine bestimmte andere unbegrenzte Natur aus der alle Himmel und die Welten in ihnen hervorgehen angenommen 4 Nach heutigem Forschungsstand ist allerdings davon auszugehen dass Theophrast eine verfalschende von spateren Entwicklungen der Philosophiegeschichte gepragte Darstellung von Anaximanders Kosmologie bietet 5 Sicher ist dass die Atomisten Leukipp und Demokrit ein Viele Welten Modell entwickelt haben Ihrer Auffassung zufolge mussen die Grunde die aus mechanischer Notwendigkeit zur Entstehung dieser Welt gefuhrt haben ebenso die Entstehung unendlich vieler anderer Welten bewirkt haben und weiterhin verursachen Die Welten konnen nach der atomistischen Lehre sowohl zeitgleich als auch nacheinander existieren Sie entstehen und vergehen wahrend die einen im Entstehen sind losen sich andere bereits auf Metrodoros von Chios der ein Schuler Demokrits gewesen sein soll illustrierte die Uberlegung der Atomisten mit einem Vergleich der vielleicht von Demokrit selbst stammt Dass im unendlichen Raum nur ein einziger Kosmos entstehe sei ebenso unwahrscheinlich wie dass auf einer grossen Ackerflache nur ein einziger Getreidehalm heranwachse In dem atomistischen Modell gibt es unzahlig viele Atome und einen unbegrenzten Raum Die Atome sind standig in Bewegung und es bilden sich Ansammlungen von ihnen die zur Entstehung von Strudeln oder Wirbeln fuhren aus denen sich dann die Welten formen Um jede Welt bildet sich eine Membran oder Hulle aus Atomen durch die sie abgegrenzt wird Die Welten sind von unterschiedlicher Ausdehnung zwischen ihnen befindet sich leerer Raum Die Verteilung der Welten im Raum ist ungleichmassig Auch die Anzahl und Grosse der Gestirne in den verschiedenen Welten differiert da der jeweilige Verlauf des Weltentstehungsprozesses von Zufallsfaktoren beeinflusst wird In manchen Welten gibt es kein Leben 6 Platon verwarf die Hypothese mehrerer Welten und insbesondere die Annahme es gebe unendlich viele In seinem Dialog Timaios liess er die Hauptfigur Timaios von Lokroi die Uberzeugung vortragen der Schopfer der stets das Beste wolle habe nach dem Vorbild seiner eigenen Natur die bestmogliche Welt erschaffen Es konne nur eine einzige bestmogliche Welt geben Der Schopfer sei nur einer und seine Schopfung entspreche ihm auch hinsichtlich der Einzahl Wenn es mehrere Welten gabe so waren sie nicht unmittelbar dem Schopfer sondern dem sie umfassenden Multiversum nachgebildet Dann waren sie dem Multiversum als dessen Teile untergeordnet sie waren nur Abbilder eines geschaffenen und daher nicht in jeder Hinsicht vollkommenen Musters Die Welt sei aber so schon dass sie unmittelbar nach dem Vorbild des vollkommenen Schopfers geschaffen sein musse 7 An einer spateren Stelle seiner Ausfuhrungen kommt Platons Timaios auf die Frage zuruck und aussert sich nun vorsichtiger Er erwagt die Moglichkeit dass es funf Welten gibt entsprechend den funf platonischen Korpern Zwar entscheidet er sich wiederum fur die Einzigkeit der Welt da dies die plausibelste Theorie sei doch lasst er nun die Moglichkeit offen dass eine andere Hypothese zutrifft Ausgeschlossen sei allerdings eine unendliche Anzahl von Welten 8 Aristoteles hielt es fur unmoglich dass es mehrere Himmel gibt Er meinte weder nacheinander noch nebeneinander konnten mehrere Welten existieren Kein Korper konne sich ausserhalb des bekannten begrenzten Universums befinden Mit mehreren Argumenten versuchte er die Mehrweltentheorie zu widerlegen 9 Eine seiner Uberlegungen war dass mehrere Welten wenn sie existierten aus den gleichen Elementen zusammengesetzt sein mussten und diese uberall die gleichen naturgemassen Bewegungsrichtungen aufweisen mussten Alles Schwere musse von Natur aus demselben Punkt zustreben alles Leichte von ihm wegstreben Dieser Punkt konne nur der Mittelpunkt eines einzigen Kosmos sein Dadurch war fur Aristoteles ein Multiversum in dem jede Welt einen eigenen Mittelpunkt hat ausgeschlossen Der Platoniker Plutarch erorterte die Mehrweltentheorie ausfuhrlich in seiner Schrift De defectu oraculorum Dort kommen in einem literarischen Dialog Argumente fur und gegen die Existenz eines Multiversums zur Sprache Es wird versucht die Argumentation des Aristoteles zu widerlegen Auch die in Platons Timaios erwogene Hypothese der Funfzahl wird eingehend untersucht Die Frage bleibt offen Anders als bei Platon endet die Untersuchung nicht mit einer Praferenz fur die Einwelttheorie vielmehr lautet das Fazit dass die Mehrweltentheorie der gegenteiligen Auffassung an Plausibilitat nicht nachsteht 10 Der spatantike Neuplatoniker Proklos setzte sich mit der Frage in seinem Kommentar zu Platons Timaios auseinander Er pladierte nachdrucklich fur die Einwelttheorie 11 Mittelalter Bearbeiten Im Mittelalter dominierte generell die Einwelttheorie Strittig war ob die Einzigkeit der Welt und die Beschaffenheit der Schopfung eine Notwendigkeit ist oder Gott auch andere Welten erschaffen konnte wenn er wollte Die Autoritat der antiken philosophischen Tradition sowohl der platonischen als auch der aristotelischen fiel zugunsten der Notwendigkeit ins Gewicht Gegen die Notwendigkeitshypothese wandten sich aber Theologen die darin eine unstatthafte Einschrankung von Gottes Allmacht und Entscheidungsfreiheit sahen Sie meinten Gott habe die bestehende Gestalt des Kosmos aus einer Reihe von Moglichkeiten ausgewahlt Dieser Ansicht waren u a der einflussreiche islamische Theologe al Ghazali und der judische Denker Maimonides Unter den christlichen Gelehrten entwickelten insbesondere Petrus Johannes Olivi und Richard von Mediavilla die Lehre dass Gott mehrere Welten erschaffen konne Sie gingen aber davon aus dass er nur eine tatsachlich erschaffen hat Die aristotelische Auffassung der zufolge die Existenz von mehr als einer Welt prinzipiell unmoglich ist wurde 1277 kirchlich verurteilt 12 Fruhe Neuzeit Bearbeiten Im 16 Jahrhundert wandte sich Giordano Bruno gegen die aristotelische Kosmologie Er nahm ein unbegrenztes Universum an das eine unendliche Zahl endlicher Welten mondi enthalt Allerdings handelt es sich bei den Welten nicht um gegeneinander durch Schranken abgeschlossene Paralleluniversen denn fur Bruno gibt es nur ein Universum und dieses bildet eine Einheit Das Universum ist ein Kontinuum definiert als die unendliche korperliche Substanz im unendlichen Raum Es ist ungeteilt von einheitlicher Natur und einheitlich organisiert alle seine Bestandteile hangen zusammen Ausserhalb des Universums ist nichts 13 Descartes ging davon aus dass die Materie uberall dieselbe sein musse und demnach alle moglichen Welten aus ein und derselben Materie bestehen mussten Gegen die Annahme von Parallelwelten brachte er das Argument vor die Natur der Materie bestehe nur darin eine ausgedehnte Substanz zu sein und diese musse jeden Raum ausfullen also auch alle moglichen Raume die andere Welten einnehmen konnten Somit konne es nur eine Welt geben 14 Leibniz nahm an die bestehende Welt sei die beste der unendlich vielen moglichen Welten In seinem Modell gibt es nur eine wirkliche Welt da Gott der das Beste will von allen theoretischen Moglichkeiten notwendigerweise nur die beste verwirklicht hat Kant war der Ansicht es sei im recht metaphysischen Verstande wahr dass mehr als eine Welt existieren konne Damit meinte er gegeneinander abgeschottete Welten deren Substanzen nur innerhalb der eigenen Welt mit anderen Substanzen verknupft sind und mit nichts in einer anderen Welt in einer Relation stehen Gott konne viele Millionen solcher Welten erschaffen haben Ob sie tatsachlich existieren lasse sich nicht entscheiden Eine Einschatzung der Wahrscheinlichkeit von Paralleluniversen hielt Kant aber fur sinnvoll Seiner Argumentation zufolge ist es unwahrscheinlich dass Gott mehrere Welten erschaffen hat die raumlich der bekannten Welt entsprechen und daher mit ihr verbunden sein konnten Gegen diese Annahme spricht dass die Schopfung eine Unvollkommenheit aufweist wenn solche Welten unverbunden nebeneinander bestehen Verbundenheit bewirkt Harmonie und ist ein Aspekt der Vollkommenheit Daher ist die Hypothese von Parallelwelten nur dann plausibel wenn es sich um raumlich andersartige nicht dreidimensionale Universen handelt die mit der dreidimensionalen Welt prinzipiell nicht verbunden werden konnen Die Existenz solcher Universen ist wahrscheinlich da alle Werke Gottes die maximale mogliche Grosse und Mannigfaltigkeit aufweisen 15 Moderne Bearbeiten Hauptartikel Mogliche Welt Mogliche Welten spielen in der Modallogik eine wichtige Rolle Dabei geht es um die semantische Bewertung von Modalaussagen wie Es ist moglich dass A oder Es ist notwendig dass A Die Aussage A gilt dann als notwendigerweise wahr wenn sie in allen moglichen Welten wahr ist also in allen in Frage kommenden Alternativen zu der gegebenen Welt in der die Aussage Es ist notwendig dass A interpretiert wird Wesentlich ist dabei die Relation die festlegt welche Welten Alternativen zu der gegebenen Welt sind Die Untersuchung von Modallogiken und der ihnen zugeordneten Klassen von Mogliche Welten Modellen ist unabhangig von Annahmen uber den ontologischen Status der moglichen Welten In der neueren Debatte uber den ontologischen Status stehen sich hauptsachlich zwei Positionen gegenuber der Aktualismus und der Possibilismus possibilistische Realismus oder modale Realismus Aus aktualistischer Sicht existieren konkrete Objekte nur in der gegebenen Welt actual world wahrend alle anderen Welten nur abstrakt existieren Dadurch ist die gegebene Welt vor allen anderen Welten als aktual tatsachlich ausgezeichnet Die Gegenposition deren namhaftester Vertreter David Lewis ist lehnt eine solche Auszeichnung einer bestimmten Welt ab Dieser Sichtweise zufolge sind Aussagen uber Tatsachlichkeit keine Aussagen uber die Welt auf die sie sich beziehen sondern nur Aussagen uber die Position des Sprechenden so wie hier und jetzt nur Aussagen uber die raumliche bzw zeitliche Position des Sprechenden und nicht uber Stellen in Raum und Zeit sind Demnach kommt allen moglichen aus der Sicht des Sprechers nichtaktualen Welten eine ebenso wirkliche Existenz zu wie der fur den Sprecher gegebenen Welt Das Wort existieren wird fur beide im selben Sinn verwendet Lewis stellt sich die Parallelwelten als raumzeitlich und kausal isoliert vor Er argumentiert gegen Uberschneidungen der Parallelwelten und gegen die Annahme von Trans World Individuals Obwohl es zu jedem Individuum dieser Welt ihm mehr oder weniger ahnliche Gegenstucke counterparts in anderen Welten gibt handelt es sich nicht um ein Individuum das zugleich verschiedenen Welten angehort In der Auseinandersetzung mit Kritik an seiner Theorie wendet sich Lewis auch gegen anscheinend vermittelnde Positionen wie die von Robert Stalnaker die in Wirklichkeit aktualistisch seien Solche Positionen nennt er ersatz modal realism oder ersatzism Ersatzismus Er meint die Ersatzisten konnten ihr Versprechen nicht einlosen dass ihre Modelle dasselbe leisteten wie der echte modale Realismus ohne dessen ontologische Konsequenzen in Kauf nehmen zu mussen 16 In der Auseinandersetzung zwischen Theisten und Atheisten wird die Mehrweltentheorie von atheistischer Seite ins Feld gefuhrt Der Atheist Richard Dawkins zieht sie heran um seine Auffassung plausibel zu machen dass es nicht erforderlich sei zur Erklarung der Entstehung und Beschaffenheit der Welt und der Menschheit eine erschaffende und lenkende intelligente Instanz anzunehmen Das Argument von Theisten die statistische Unwahrscheinlichkeit der spontanen Entwicklung einer so beschaffenen Welt spreche fur einen Schopfer lasse sich entkraften wenn man die gegebene Welt als Teil eines Multiversums aus unzahligen Welten betrachte Dann sei es nicht erstaunlich dass zu einem solchen Multiversum unter anderem auch Welten gehoren in denen die komplizierten Voraussetzungen gegeben sind die zur Ermoglichung menschlichen Lebens erforderlich sind 17 Der Theologe und theoretische Physiker John Polkinghorne halt dem entgegen die Mehrweltentheorie sei aufgrund der logischen Unmoglichkeit mogliche andere Welten empirisch zu erfassen keine physikalische sondern eine metaphysische Theorie Damit stehe sie auf einer Stufe mit dem Glauben an einen Schopfergott der im Vergleich mit ihr eleganter und okonomischer sei 18 Der Astronom und Nobelpreistrager Arno Penzias hielt die Mehrweltentheorie ebenfalls fur unplausibel Er ausserte die Ansicht dass Gegner der Vorstellung eines planvoll geschaffenen Universums eine Theorie benotigten die eine Planung etwa die Feinabstimmung der Naturkonstanten uberflussig macht und dafur auf nicht Nachweisbares zuruckgriffen 19 Im Mai 2020 ausserte der Astrophysiker Ethan Siegel in einem Forbes Blogbeitrag die Kritik dass Paralleluniversen auf der Grundlage der uns vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zunachst ein Science Fiction Traum bleiben mussten 20 Psychologie BearbeitenIn der Psychologie wird der Begriff der Parallelwelt manchmal verwendet um Verhaltensweisen der Realitatsflucht zu bezeichnen So konnen Menschen mit Hilfe der Phantasie unerfullbare Sehnsuchte Wunsche oder Bedurfnisse imaginar ausleben oder unertragliche Situationen verdrangen indem sie sich Parallelwelten bzw Ersatzwirklichkeiten schaffen In der Parallelwelt denkt sich der Phantasierende in eine oder mehrere virtuelle gewunschte Rollen hinein kommuniziert mit den darin lebenden Personen und schafft eine Umgebung in der die realen Hemmnisse fur seine Sehnsuchte nicht mehr vorhanden sind Dies ist bis zu einem gewissen Grade normal und als Ausgleich zu Stresserfahrungen sogar hilfreich fur die psychische Regeneration und Entspannung wie ja auch der Traum auf den der Mensch ebenfalls nicht verzichten kann als Parallelwelt angesehen werden kann Im Zuge von Personlichkeitsstorungen konnen Phantasiewelten jedoch auch problematische Ausmasse annehmen vor allem dann wenn diese Welten bedeutender werden als die eigentliche Realitat wie es beim Eskapismus der Fall ist Auch Medienangebote wie Fernsehen Computerspiele und das Internet konnen hierbei eine Rolle spielen Kunst und Unterhaltung BearbeitenDas Konzept einer alternativen Welt wird oft in Filmen umgesetzt Dies geschieht durch die Darstellung alternativer Handlungsstrange Was ware wenn Beispiele dafur sind Werke wie Butterfly Effect Lola rennt Ist das Leben nicht schon Time Cop und Zuruck in die Zukunft Ein direkter Bezug zur Multiversum Theorie findet sich am Ende des Kinofilms Men in Black wo das Universum zu einer Murmel neben vielen anderen zusammenschrumpft Die Fernsehserie Sliders Das Tor in eine fremde Dimension thematisiert Parallelwelten ausfuhrlich Auch in den Superman Comics Gerechtigkeitsliga und deren Verfilmungen spielen Paralleluniversen eine grosse Rolle z B in Justice League Crisis on Two Earths und Justice League The Flashpoint Paradox In einigen Serien des Star Trek Franchise taucht unter dem Begriff Spiegeluniversum eine alternative Realitat auf teilweise auch uber mehrere Episoden Star Trek Deep Space Nine Dort existiert ein Paralleluniversum in dem die Hauptcharaktere teilweise ganzlich ins Gegenteil verkehrte faschistoide Wesenzuge haben und die politische Lage eine andere ist und damit haufig andere Charakterentwicklungen bedingt In Raumschiff Enterprise Das nachste Jahrhundert kommen in manchen Folgen unterschiedliche Zeitstrange vor Episoden beginnen in veranderten Realitaten wobei die Veranderungen manchmal auffallig sind manchmal subtil 21 Auch in den Serien Star Trek Enterprise und Star Trek Discovery gibt es mehrere Episoden in denen Paralleluniversen in die Handlungsstrange eingebaut sind Weitere Beispiele Fringe seit 2008 ausgestrahlte Fernsehserie besonders ab der 2 Staffel Buchtrilogie His Dark Materials Besonders ab dem zweiten Buch Das magische Messer erstreckt sich die Handlung uber mehrere parallelen Welten Im Dunkler Turm Zyklus von Stephen King wird die Vorstellung eines Multiversums gebildet in dem der Hauptakteur der Revolvermann Roland Deschain erst durch mehrere Zeiten und Parallelwelten schreiten muss um letztendlich zum dunklen Turm zu gelangen Independent Filmproduktion Coherence von 2013 Es werden die Folgen der Koharenz sich temporar uberlappender Parallelwelten aufgezeigt Computerspiel BioShock Infinite Interagieren paralleler Welten als Erklarung fur die Krafte der Figur Elizabeth und als wesentlicher Teil der Handlung Marchenfilm Rotkappchen in der Verfilmung von 2005 Ideengebend fur viele Filme oder auch einzelne Folgen war Ist das Leben nicht schon So erfahrt der Titelheld in Fur immer Shrek wie die Welt aussehen wurde wenn es ihn nie gegeben hatte Die gesamte Serie Rick and Morty ist auf dem Konzept eines Multiversums aufgebaut Der Film The One handelt in einem Multiversum Im Roman bzw Horbuch von Frank Schatzings Die Tyrannei des Schmetterlings werden parallele Universen aufgegriffen und sind ein bedeutender Teil der Handlung Im Roman Der Zeitenlaufer engl Dark Matter entwickelt ein Wissenschaftler eine Methode mit der man sich in Parallelwelten begeben kann und nimmt in einer von ihnen den Platz seines alternativen Ichs ein Die Lange Erde eine Romanreihe von Stephen Baxter und Terry Pratchett die mit der Idee spielt mit einem Gerat die Parallelwelten zu bereisen und zu besiedeln Im Film Yesterday von 2019 lebt ein Musiker nach einem Stromausfall in einer sich nahtlos anschliessenden und nahezu identischen Welt in deren Geschichte jedoch mindestens die Beatles Coca Cola Zigaretten und Harry Potter nie erfunden wurden In der Serie The Man in the High Castle werden Parallelwelten thematisiert in welchen unter anderem der 2 Weltkrieg jeweils anders verlaufen ist In der Serie The Magicians kommen ebenfalls verschiedene Paralleluniversen unter anderem das fiktive Land Fillory sowie durch alternative Zeitlinien veranderte Handlungsstrange vor Das aus mehreren Serien z B Arrow The Flash und Supergirl bestehende Arrowverse spielt auf Earth Prime innerhalb eines Multiversums in dem zudem andere Serien z B Stargirl und Titans auf anderen Erden spielen In der Phase Vier des Marvel Cinematic Universe wird mit der Serie Loki und der Animationsserie What If und mit Spider Man No Way Home das Multiversum eingefuhrt und im Film Doctor Strange in the Multiverse of Madness weiter ausgefuhrt Die Handlungen der MCU Filme spielen dabei auf Erde 616 wahrend die Raimi Trilogie bestehend aus Spider Man Spider Man 2 und Spider Man 3 der Webb Zweiteiler The Amazing Spider Man und The Amazing Spider Man 2 Rise of Electro sowie Venom auf einer jeweils anderen Erde im Multiversum beheimatet sind Computerspielserie The Legend of Zelda In den Spielen A Link to the Past Ocarina of Time Majora s Mask Twilight Princess Skyward Sword und A Link Between Worlds reist der Held in Paralleluniversen bzw in Parallelwelten Abgrenzung zwischen Paralleluniversum und ahnlichen Erzahlthemen Bearbeiten Anderwelt Bearbeiten In einigen Marchen und Erzahlungen kommt der Hauptdarsteller zwar in Beruhrung mit einer Anderwelt doch entspricht diese eher einem anders gearteten Jenseits einer Marchenwelt oder Traumwelt als einem Paralleluniversum Eine Anderwelt ist in vielen Fallen eine marchenhafte jenseitige oft bessere Welt Bekannte Darstellungen solcher Anderwelten sind Die unendliche Geschichte von Michael Ende das Marchen Hans und die Bohnenranke und die Filme Verwunscht und Der Zauberer von Oz Alternativweltgeschichte Bearbeiten Unter einem Paralleluniversum versteht man in vielen Fallen einen Kosmos in dem tatsachliche oder fiktive Ereignisse anders verlaufen sind Hitler hat den Weltkrieg gewonnen Jesus Christus wurde nicht gekreuzigt Superman hat geheiratet etc was weitreichende Folgen hat Ein solcher kann innerhalb des Werkes der Realitat in der der Leser lebt als eines von zwei oder mehr existierenden Paralleluniversen gegenubergestellt werden Dadurch dass das Ereignis so oder so bzw gar nicht stattfindet hat sich gewissermassen die Welt gegabelt oder verzweigt fur die einzelnen Zweige gibt es insbesondere im Zusammenhang mit Zeitreisen bei der vergangene Geschehnisse verandert werden den Begriff der Zeitlinie Eine Umgebung die sich aus einem anders als in der bekannten Vergangenheit verlaufenen Ereignis ergibt kann aber auch eigenstandig als fiktives Universum einer Alternativweltgeschichte dienen Literatur BearbeitenAllgemeines Johann E Hafner Joachim Valentin Hrsg Parallelwelten Christliche Religion und die Vervielfachung von Wirklichkeit Kohlhammer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 17 020565 9 Aufsatzsammlung zur Parallelweltenthematik in Philosophie Theologie und Kulturwissenschaften Johann E Hafner Lukas Struss Hrsg Strings Spharen und SciFi Interdisziplinare Zugange zu alternativen Welten Ergon Baden Baden 2021 ISBN 978 3 95650 799 1 Physik Bernard Carr Hrsg Universe or Multiverse Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 84841 1 Fred Adams Leben im Universum Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2004 ISBN 3 421 05748 6 Fred Adams Greg Laughlin Die funf Zeitalter des Universums Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Munchen 2000 ISBN 3 421 05345 6 John D Barrow Der Ursprung des Universums Wie Raum Zeit und Materie entstanden Bertelsmann Munchen 1998 ISBN 3 570 12001 5 David Deutsch Die Physik der Welterkenntnis Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 2000 ISBN 3 423 33051 1 Timothy Ferris Chaos und Notwendigkeit Report zur Lage des Universums Droemer Munchen 2000 ISBN 3 426 27078 1 Alan Guth Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts Die Theorie des inflationaren Universums Droemer Munchen 1999 ISBN 3 426 26618 0 Tobias Hurter Max Rauner Die verruckte Welt der Paralleluniversen Piper Munchen Zurich 2011 ISBN 978 3 492 26407 5 Michio Kaku Im Paralleluniversum Eine kosmologische Reise vom Big Bang in die 11 Dimension 4 Auflage Rowohlt Reinbek 2011 ISBN 978 3 499 61948 9 Lisa Randall Verborgene Universen Eine Reise in den extradimensionalen Raum 3 Auflage Fischer Frankfurt 2006 ISBN 978 3 10 062805 3 Tom Siegfried The Number of the Heavens A History of the Multiverse and the Quest to Understand the Cosmos Harvard UP 2019 Rudiger Vaas Inflation der Universen In Bild der Wissenschaft 2005 Nr 11 Rudiger Vaas Tunnel durch Raum und Zeit 6 erweiterte Auflage Franckh Kosmos Stuttgart 2013 ISBN 978 3 440 14098 7 Steven Weinberg Living in the Multiverse Eroffnungsvortrag bei dem Symposium Expectations of a Final Theory Trinity College Cambridge 2 September 2005 hep th 0511037 Fred Alan Wolf Parallele Universen Die Suche nach anderen Welten Insel Frankfurt am Main Leipzig 1993 ISBN 3 458 16568 1Philosophie Ernst Behler Einwelttheorie Mehrweltentheorie In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 2 Schwabe Basel 1972 Sp 423 425 Ulrich Dirks Mogliche Welten In Hans Jorg Sandkuhler Hrsg Enzyklopadie Philosophie Band 2 Meiner Hamburg 2010 ISBN 978 3 7873 1999 2 S 1639 1642 Schleiff Matthias Schopfung Zufall oder viele Universen Ein teleologisches Argument aus der Feinabstimmung der Naturkonstanten Mohr Siebeck Tubingen 2020 ISBN 978 3 16 156418 5 Diskussion der Multiversumstheorie und anderer Erklarungen der Feinabstimmung Wolfgang Schwarz David Lewis Metaphysik und Analyse Mentis Paderborn 2009 ISBN 978 3 89785 617 2 S 16 f 41 75 237 241 Darstellung und Kritik von Lewis Mehrweltentheorie John Divers Possible Worlds Routledge London 2002 ISBN 0 415 15555 X grundliche Darstellung der Auseinandersetzungen um den modalen Realismus aus der Sicht eines Befurworters Belletristik Ingo Sundmacher Von Quanten und unsterblichen Soldaten Tubingen 2002 Multiversum als inhaltlich stilistische Grundlage im Werk des zeitgenossischen danischen Autors Ib Michael PDF 1 4 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Multiversum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Parallelwelt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Was ist ein Paralleluniversum aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 6 Juli 2005 Gibt es ein Spiegelbild von unserem Universum Artikel auf der Homepage der Universitat Freiburg Schweiz Parallelwelten in der phantastischen Literatur und im Film Multiversums Idee feiert Jubilaum Artikel von heise online vom 5 Juli 2007 4 Ebenen der Paralleluniversen von Max TegmarkEinzelnachweise Bearbeiten David Deutsch The Structure of the Multiverse 2001 arxiv quant ph 0104033 Lawrence M Krauss Wellenschlag des Urknalls Das plausible Multiversum Spektrum der Wissenschaft Kompakt 04 17 Urknall S 52 Zu Petron und seinem Multiversum siehe die ausfuhrliche Darstellung bei Constantinos Macris Petron d Himere In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 Teil 1 Paris 2012 S 246 263 Anaximander Fragment DK 12 A 9 vgl DK 12 A 10 und DK 12 A 11 Niels Christian Duhrsen Anaximander In Hellmut Flashar u a Hrsg Fruhgriechische Philosophie Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 1 Halbband 1 Basel 2013 S 263 320 hier S 284 f Siehe zur Viele Welten Theorie der Atomisten Georg Rechenauer Leukipp und Demokrit In Hellmut Flashar u a Hrsg Fruhgriechische Philosophie Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 1 Halbband 2 Basel 2013 S 833 946 hier 875f Geoffrey S Kirk John E Raven Malcolm Schofield Die vorsokratischen Philosophen Stuttgart 1994 S 454 459 Platon Timaios 31a b Platon Timaios 55c d Aristoteles Uber den Himmel 276a18 279b3 Plutarch De defectu oraculorum 21 38 Proklos In Platonis Timaeum I 436 4 458 11 Vgl Constantinos Macris Petron d Himere In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 5 Teil 1 Paris 2012 S 246 263 hier 249f Siehe dazu Ernst Behler Einwelttheorie Mehrweltentheorie In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 2 Basel 1972 Sp 423 425 hier 423 f Siehe zu Brunos Konzept Anne Eusterschulte Giordano Bruno zur Einfuhrung Hamburg 1997 S 97 115 Beate Hentschel Die Philosophie Giordano Brunos Chaos oder Kosmos Frankfurt am Main 1988 S 113 119 Rene Descartes Principia philosophiae II 22 Immanuel Kant Gedanken von der wahren Schatzung der lebendigen Krafte 8 und 11 Die Position von Lewis ist dargelegt in seiner Untersuchung On the Plurality of Worlds Oxford 1986 Zur Debatte daruber siehe die Ubersichtsdarstellung von Scott A Shalkowski Modality Philosophy and 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