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Das anthropische Prinzip von griechisch anthropos Mensch kurz AP besagt dass das beobachtbare Universum nur deshalb beobachtbar ist weil es alle Eigenschaften hat die dem Beobachter ein Leben ermoglichen Ware es nicht fur die Entwicklung bewusstseinsfahigen Lebens geeignet so ware auch niemand da der es beschreiben konnte Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung des Begriffs 2 Einige verbreitete Versionen des anthropischen Prinzips 2 1 Brandon Carter 2 2 John Leslie 2 3 Nick Bostrom 2 4 John Archibald Wheeler 2 5 Barrow amp Tipler 3 Teleologische Interpretation 4 Kritik und Verteidigung des anthropischen Prinzips 5 Anthropisches und kopernikanisches Prinzip 6 Anwendung von anthropischen Prinzipien 6 1 Entstehung des Lebens 6 2 Naturgesetze und Naturkonstanten 6 3 Anthropisches Prinzip und unendliche Universen 6 4 Anthropisches Prinzip und Stringtheorie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEntwicklung des Begriffs BearbeitenDas Prinzip wurde begrifflich 1973 durch den Kosmologen Brandon Carter 1942 wahrend der Feierlichkeiten zu Nicolaus Copernicus 500 Geburtstag in die wissenschaftliche Diskussion eingefuhrt obwohl ahnliche Argumentationsstrategien auch vorher gelegentlich verwendet wurden 1 Es verknupft die Eigenschaften des beobachtbaren Universums mit der Notwendigkeit der Existenz eines bewussten Beobachters der dieses Universum auch zu erkennen vermag Anthropische Prinzipien so wie sie in der Naturwissenschaft meist diskutiert werden sollen naturliche Erklarungsmoglichkeiten fur Gegebenheiten im Universum bieten die fur einen Beobachter sehr unwahrscheinlich und deswegen nicht durch Zufall erklarbar erscheinen oder einen ziel bzw zweckgerichteten teleologischen Eindruck machen Wegen der mehrdeutigen Definition des anthropischen Prinzips durch Carter gibt es heute Dutzende von verschiedenen Interpretationen Wahrend die triviale Form namlich dass die Notwendigkeit der Existenz eines Beobachters bei der Interpretation astronomischer Daten zu berucksichtigen ist durchaus anerkannt ist werden einige weitere Versionen naturwissenschaftlich und philosophisch diskutiert Die heute vorhandenen verschiedenen Formulierungen des anthropischen Prinzips konnen nach teleologischen und nichtteleologischen Interpretationen unterschieden werden welche eine geradezu entgegengesetzte Intention aufweisen Dabei wird das von Carter formulierte schwache anthropische Prinzip als nichtteleologisch angesehen da es nur Effekte beschreibt die durch selektive Beobachtung zustande kommen wahrend das starke anthropische Prinzip wegen seiner mehrdeutigen Definition auch teleologische Interpretationen zulasst In der Naturwissenschaft herrschen nichtteleologische Interpretationen vor oft werden sogar nur nichtteleologische Interpretationen als wissenschaftlich sinnvoll erachtet und dem anthropischen Prinzip sogar eine geradezu antiteleologische Stossrichtung bescheinigt Einige verbreitete Versionen des anthropischen Prinzips BearbeitenBrandon Carter Bearbeiten Als erste konkrete Formulierung des anthropischen Prinzips gelten einige Passagen in Carters Publikation von 1974 2 Allgemeines AP was wir zu beobachten erwarten konnen muss eingeschrankt sein durch die Bedingungen welche fur unsere Gegenwart als Beobachter notwendig sind Schwaches AP engl weak anthropic principle WAP wir mussen bereit sein die Tatsache in Betracht zu ziehen dass unser Ort im Universum in dem Sinne notwendig privilegiert ist dass er mit unserer Existenz als Beobachter vereinbar ist Starkes AP engl strong anthropic principle SAP das Universum und deswegen die fundamentalen Parameter von welchen es abhangt muss derart sein dass es die Entstehung von Beobachtern in ihm in manchen Phasen erlaubt Besonders die unsichere Bedeutung des Wortes muss im starken AP ist verantwortlich fur die unklare Interpretation dieses Prinzips da es sowohl als Forderung der schlichten logischen Vertraglichkeit der Beobachtungsdaten mit der Beobachterexistenz als auch in einem starkeren teleologischen Sinn gedeutet werden kann Wegen dieser teleologischen Deutbarkeit des starken AP in dieser Formulierung wird ihm oftmals ein spekulativer und unwissenschaftlicher Charakter vorgeworfen 1983 betonte Carter dass das Prinzip in seiner ursprunglichen Form lediglich dazu dienen sollte Astrophysiker und Kosmologen vor moglichen Fehlern bei der Interpretation von astronomischen und kosmologischen Daten zu warnen falls biologische Randbedingungen des Beobachters nicht mit einbezogen wurden John Leslie Bearbeiten John Leslie betrachtet das anthropische Prinzip als eine Tautologie die genauso wie die logischen Schlussregeln welche ebenfalls Tautologien sind benutzt werden kann um aus empirischen Beobachtungen gultige Schlusse zu ziehen Er formuliert das anthropische Prinzip allgemein Jedes intelligente Lebewesen welches ist kann sich selbst nur dort vorfinden wo intelligentes Leben moglich ist Der Unterschied zwischen schwachem und starkem AP besteht gemass Leslie nur darin dass das schwache AP behauptet dass intelligentes Leben sich nur in solchen Bereichen innerhalb eines gegebenen Universums vorfinden kann wo Beobachter uberhaupt existieren konnen wahrend das starke AP sich auf mehrere Universen oder auch auf ein einzelnes Universum mit kausal unabhangigen Regionen bezieht und behauptet dass intelligentes Leben sich nur in solchen Universen vorfinden kann in denen die Existenz von Beobachtern moglich ist Nick Bostrom Bearbeiten Der Philosoph Nick Bostrom 1973 fragte 2002 Ist es moglich die Kerngedanken des Effekts der selektiven Wahrnehmung in einer einfachen Aussage zusammenzufassen Es konnte so sein dass viele anthropische Prinzipien einfach verworren sind Manche besonders jene die ihre Inspiration von Brandon Carters grundlegenden Arbeiten beziehen klingen vernunftig aber sie sind zu schwach um echte wissenschaftliche Arbeit zu leisten Insbesondere behaupte ich dass es die bestehende Methodologie nicht erlaubt irgendwelche beobachtbaren Konsequenzen aus gegenwartigen kosmologischen Theorien abzuleiten ungeachtet dessen dass diese Theorien recht einfach getestet werden konnen und auch empirisch durch Astronomen getestet werden Was notig ist um diese methodologische Kluft zu uberbrucken ist eine adaquatere Feststellung wie Effekte selektiver Wahrnehmung einbezogen werden mussen Zur Umsetzung seiner Ansichten definiert er die Selbstauswahl Hypothesen Self Sampling Assumptions Self Sampling Assumption SSA Man sollte schlussfolgern so als ob man eine zufallige Auswahl aus der Menge aller Beobachter in seiner Referenzklasse ware Strong Self Sampling Assumption SSSA Man sollte schlussfolgern so als ob der gegenwartige Beobachtungszeitpunkt eine zufallige Auswahl aus der Menge aller Beobachterzeitpunkte in seiner Referenzklasse ware Die SSA bzw SSSA erlauben anders als andere anthropische Prinzipien den in beobachtbaren Universen moglichen Beobachtungen eine Wahrscheinlichkeit zuzuordnen gewohnlich werden solche Universen in denen bewusste Beobachter nicht existieren konnen von der Beobachtung ausgeschlossen ohne dies zu berucksichtigen Es ist deshalb eigentlich kein reines anthropisches Prinzip mehr sondern hat in dieser Beziehung Ahnlichkeiten mit einer von dem Astrophysiker Richard Gott 1947 vorgeschlagenen Synthese aus anthropischem und kopernikanischem Prinzip dem kopernikanisch anthropischen Prinzip 3 Diese Selbstauswahl Hypothesen erweitert Bostrom zu einem Modell von anthropischer Voreingenommenheit anthropic bias und anthropischem Schliessen anthropic reasoning Es berucksichtigt die Unsicherheit bezuglich der Bedeutung der Beobachtung zu gegebenem Beobachtungszeitpunkt im Universum Das Modell versucht durch kognitive menschliche Voreingenommenheit bestehende Grenzen zu uberwinden Da die exakte Bestimmung der Referenzklasse d h der Klasse aller Entitaten von der sich ein Beobachter vernunftigerweise als zufallig ausgewahlt annehmen kann jedoch in vielen Fallen unsicher ist halt Bostrom vor allem solche Beweise unter Zuhilfenahme von anthropischen Prinzipien fur glaubwurdig deren Resultate moglichst unabhangig von der Wahl der Referenzklasse sind John Archibald Wheeler Bearbeiten Vom Physiker John Archibald Wheeler 1911 2008 stammt eine Version des AP welche oft mit dem subjektiven Idealismus eines George Berkeley 1685 1753 in Verbindung gebracht wird 4 Participatory anthropic principle PAP Beobachter sind notwendig um das Universum zu erzeugen Insbesondere wird beim PAP ein quantenmechanisches Phanomen die sogenannte Reduktion der Wellenfunktion bei der Messung in Verbindung mit einem Beobachter gebracht Grob gesprochen wird eine Messung als Beobachtung eines bewussten Wesens interpretiert und die damit verbundene Reduktion der Wellenfunktion wird als Realisation der Welt in einem definiten Zustand aufgefasst Der Beobachter ware demnach ein wesentlicher Bestandteil der physikalischen Beschreibung der Welt erst durch seine Beobachtung wurde die Welt Realitat annehmen Das PAP hangt eng mit einer Interpretation der Quantenmechanik zusammen insbesondere mit der sogenannten Kopenhagener Deutung welche die Reduktion der Wellenfunktion bei der Messung vertritt So sind neuere Entwicklungen in der Interpretation der Quantenmechanik die eine objektive Beschreibung des quantenmechanischen Messprozesses in rein quantenmechanischen Begriffen erlauben also keinen Bezug auf eine klassischen Gesetzen gehorchende Messapparatur wie in der Kopenhagener Deutung nehmen auch relevant fur die Beurteilung des PAPs Diesem Prinzip wird oftmals ein unwissenschaftlich teleologischer Charakter vorgeworfen so z B in der kritischen Betrachtung des PAP von J Earman 1947 5 Barrow amp Tipler Bearbeiten 1986 wurde das kontroverse Buch The Anthropic Cosmological Principle der Physiker John D Barrow 1952 2020 und Frank J Tipler 1947 veroffentlicht Darin ebnete der Kosmologe John Barrow einem von ihm so genannten anthropischen Prinzip den Weg Dabei ging es ihm darum eine Form des Umgangs mit den schier unglaublichen Zufallen zu finden die zu unserer Gegenwart in einem Universum fuhrten das perfekt auf unsere Existenz eingestellt scheint Alles vom genauen Energiezustand des Elektrons bis hin zur Auspragung der schwachen Wechselwirkung scheint massgeschneidert um unsere Existenz zuzulassen Wir scheinen in einem Universum zu leben das von einer Reihe unabhangiger Variablen abhangt bei denen eine winzige Veranderung ausreichte es unbewohnbar fur jedwede Form von Leben zu machen Und trotzdem existieren wir Das anthropische Prinzip behauptet dass der Grund warum wir hier sind und diese Fragen uberhaupt erwagen aus der Tatsache folgt dass genau die richtigen Werte fur die Variablen vorliegen Die beiden Versionen des schwachen und starken anthropischen Prinzips wie sie von John Barrow und Frank Tipler formuliert wurden lauten schwaches anthropisches Prinzip engl weak anthropic principle WAP Die beobachteten Werte aller physikalischen und kosmologischen Grossen sind nicht gleich wahrscheinlich aber sie nehmen Werte an die beschrankt sind durch die Erfordernisse fur die Existenz von Orten an denen sich kohlenstoffbasiertes Leben entwickeln kann und durch das Erfordernis dass das Universum alt genug sein muss dass dieser Vorgang bereits eingetreten ist starkes anthropisches Prinzip engl strong anthropic principle SAP Das Universum muss so beschaffen sein dass in ihm die Entwicklung von Leben in einem gewissen Stadium seiner Geschichte ermoglicht wird Daruber hinaus postulierten Barrow und Tipler auch noch ein weiteres Final Anthropic Principle FAP genanntes Prinzip wonach das Universum so aufgebaut ist dass es in Zukunft mit technologischen Mitteln moglich sein soll ewiges Leben zu erreichen endgultiges anthropisches Prinzip Final Anthropic Principle Intelligente Informationsverarbeitung muss im Universum entstehen und wenn sie einmal entstanden ist wird sie niemals aussterben Tipler erweiterte 1994 dieses Konzept in seinem Buch Die Physik der Unsterblichkeit um die Omegapunkttheorie Sowohl das Buch als auch die Theorie stossen allerdings in der Fachwelt im Allgemeinen wegen der vielen ausserst fragwurdigen und hochspekulativen Annahmen auf heftige Kritik und Ablehnung Teleologische Interpretation BearbeitenDie teleologische Interpretation der Natur taucht seit den 1970er Jahren wieder vereinzelt in einigen wissenschaftlichen und popularwissenschaftlichen Publikationen auf wird aber vor allem im eher religiosen Umfeld propagiert Teleologische Erklarungsweisen versuchen das Universum durch ziel bzw zweckgerichtete Prinzipien oder Mechanismen geleitet oder auch durch ein gottliches Wesen geplant und geleitet darzustellen Als Beispiel fur ein teleologisches anthropisches Prinzip wird oft das kontrovers diskutierte Partizipatorische Anthropische Prinzip von John Archibald Wheeler genannt Manchmal werden heutzutage auch in einigen popularwissenschaftlichen Publikationen eigentlich unkorrekt und entgegen der ursprunglichen Intention dieses Prinzips anthropisches Prinzip und teleologische Erklarungsweise gleichgesetzt Besonders in kreationistischen Kreisen wird das anthropische Prinzip meist unzulassigerweise auf die teleologische Interpretation verengt In seiner teleologischen Interpretation wie sie etwa auch von John D Barrow und Frank J Tipler verbreitet wurde geht das Prinzip auf tiefe historische Wurzeln zuruck So war die Welt vor Darwin fur die meisten Philosophen und Theologen auf den Menschen ausgerichtet Erst durch Charles Darwins Evolutionstheorie setzte sich die heute vorherrschende nicht teleologische Sichtweise durch Kritik und Verteidigung des anthropischen Prinzips Bearbeiten nbsp Dieser Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Kritisiert wurde das anthropische Prinzip fur seinen tautologischen Charakter da es nach den Regeln der Logik immer wahr sein muss Hierauf wird meist entgegnet dass der Zweck des anthropischen Prinzips auch nicht darin besteht einen eigenen Gehalt auszudrucken sondern nur darin dass es zur Beweisfuhrung benutzt wird wozu auch Tautologien zulassig und nutzlich sind Trotz seiner ursprunglich antiteleologischen Intention wurde dem anthropischen Prinzip besonders in seiner starken Form ein teleologischer Charakter und Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen Auch wird die Namensgebung anthropisch kritisiert da bewusster Beobachter nicht nur menschliche Beobachter umfasst sondern jegliche Art von intelligenten Beobachtern Verfechter des anthropischen Prinzips weisen darauf hin dass das Universum dermassen fein darauf abgestimmt erscheint die Existenz von Leben wie wir es kennen zu ermoglichen und dass wurde auch nur eine der grundlegenden physikalischen Konstanten von ihrem Wert abweichen dieses Leben nicht moglich ware Es wurden Arbeiten verfasst die die Ansicht vertreten das anthropische Prinzip sei in der Lage physikalische Konstanten wie die Feinstrukturkonstante die Anzahl der Dimensionen des Universums und die kosmologische Konstante zu erklaren Die Verfechter stellen heraus dass diese Konstanten keine offensichtlichen Werte besitzen Das Universum das wir beobachten muss fur die Entwicklung intelligenten Lebens geeignet sein denn andernfalls konnten wir nicht hier sein und es beobachten Ob diese Feinabstimmung und damit das anthropische Prinzip wirklich notwendig zur Erklarung des Lebens ist ist allerdings umstritten Gegner argumentieren dass diese Feinabstimmung nur notwendig sei wenn man annimmt dass mit Bewusstsein ausgestattetes Leben nur so wie wir es kennen moglich ist Lasst man diese bisher nicht begrundbare Beschrankung fallen ware demnach auch die Feinabstimmung nicht notwendig Eine weitere Kritik am anthropischen Prinzip ist dass Theorien die das anthropische Prinzip als Argumentation zulassen oftmals nicht falsifizierbar seien Beispielsweise wurden in einem unendlichen Universum das quantenmechanischen Gesetzen gehorcht alle moglichen Vorgange auch tatsachlich irgendwo vorkommen so selten sie auch sein mogen Speziell ware aufgrund quantenmechanischer Fluktuationen das plotzliche Entstehen sogenannter Freak Observer die alle moglichen tatsachlichen oder auch nur halluzinierten Beobachtungen erfahren konnten unausweichlich Im Prinzip konnten wir demnach nicht mal sicher sein dass wir selbst nicht so ein Freak Observer sind Es gabe demnach also keine mogliche Beobachtung mit der man solch eine Theorie widerlegen konnte Dieser Problematik kann man jedoch entkommen indem man zu einer statistischen Beweisfuhrung ubergeht wie es in der naturwissenschaftlichen Praxis sowieso ublich ist Zwar sind alle Beobachtungen moglich aber nicht alle sind gleich haufig und manche Ereignisse wie etwa die Entstehung eines Freak Observers sind so extrem selten dass man sie praktisch ausschliessen kann Obwohl eigentlich keine fundamentale Kritik an der Gultigkeit des anthropischen Prinzips wird dennoch oft eingewendet dass es oftmals eher eine Luckenbusser Rolle einnimmt indem es eine mogliche Erklarung fur Gegebenheiten bietet bei denen der Wissenschaft bisher starkere Erklarungen fehlen Anthropisches und kopernikanisches Prinzip BearbeitenInteressant ist es die Beziehung des anthropischen Prinzips zum kopernikanischen Prinzip zu betrachten das eine ausgezeichnete Stellung des Menschen im Kosmos verneint In seiner nichtteleologischen Interpretation steht das anthropische Prinzip nicht notwendig im Widerspruch zum kopernikanischen Prinzip da es hier auch Anwendungen des anthropischen Prinzips geben kann die ein Universum voraussetzen das im ganzen homogen ist und dem kopernikanischen Prinzip entspricht Das schwache anthropische Prinzip kann aber z B auch auf Universen angewendet werden die uberwiegend lebensfeindlich sind und nur in kleinen lebensfreundlichen Inseln die Existenz intelligenter Lebensformen wie den Menschen zulassen Hier kann das schwache anthropische Prinzip dazu herangezogen werden um den Fakt dass intelligente Beobachter nur lebensfreundliche Inseln innerhalb des Universums beobachten konnen als selektive Beobachtung zu erklaren Da Menschen nur solche speziellen Bereiche beobachten konnten hatten sie in einem solchen Universum also eine epistemologische Sonderstellung Sie waren also entgegen dem kopernikanischen Prinzip zumindest ausgezeichnete Beobachter auch wenn der Mensch hier keine Sonderstellung in dem Sinne einnimmt dass das Universum speziell auf seine Existenz hin ausgerichtet ware Der Astrophysiker John Richard Gott hat im Rahmen seiner Darlegung des Doomsday Arguments das anthropisch kopernikanische Prinzip vorgeschlagen das eine Synthese beider Prinzipien bildet 3 Anders ist es bei teleologischen Interpretationen des anthropischen Prinzips Hier wird letztlich ein Mechanismus oder ein Prinzip angenommen die das Universum auf ein bestimmtes Ziel hin ausrichten Je nachdem wie stark dieses Ziel speziell auf die Existenz des Menschen hin ausgerichtet ist stehen solche anthropische Prinzipien deswegen auch im Widerspruch zum kopernikanischen Prinzip sofern dieses streng antiteleologisch interpretiert wird Wird das kopernikanische Prinzip nur im epistemologischen Sinne definiert d h wird nur eine Sonderstellung des Menschen als Beobachter im existierenden Universum verneint mussen die Prinzipien auch hier durchaus nicht grundsatzlich im Widerspruch zueinander stehen Anwendung von anthropischen Prinzipien BearbeitenEntstehung des Lebens Bearbeiten Nimmt man die Entstehung des Lebens auf einem vorgegebenen Planeten als sehr unwahrscheinlich an so wird oft das schwache anthropische Prinzip mit der Annahme eines unendlichen oder sehr grossen Universums als Moglichkeit betrachtet die Entstehung des Lebens trotz einiger eventuell lokal unwahrscheinlicher Evolutionsschritte zu erklaren In einem solchen unendlichen oder sehr grossen Universum wurde die pure Anzahl der geeigneten Planeten die Unwahrscheinlichkeit der Entwicklung des Lebens auf einem individuell betrachteten Planeten aufwiegen und Leben musste demnach praktisch zwangslaufig entstehen 6 Dies ist insbesondere interessant da gegenwartige astronomische Beobachtungsdaten sich mit einem unendlichen oder wenigstens sehr grossen Universum interpretieren lassen Umgekehrt lassen sich aus dem Faktum des irdischen intelligenten Lebens und dem anthropischen Prinzip auch Ruckschlusse auf einige Eigenschaften der Evolution schliessen So schloss B Carter 1983 dass bei der Interpretation der Evolutionsgeschichte gleichfalls astrophysikalische Beschrankungen des Prozesses zu beachten seien 7 Carter geht davon aus dass das irdische Leben gemass Evolutionstheorie entstanden ist und weiterhin von dem bemerkenswerten Zusammentreffen dass die Dauer von der Entstehung des Lebens bis zur Entwicklung irdischen intelligenten Lebens 4 Milliarden Jahre in der gleichen Grossenordnung liegt wie die Lebensdauer der sonnenahnlichen Sterne Dies ware nach Carter ein sehr grosser Zufall falls die typische Entwicklungszeit intelligenten Lebens sehr viel kurzer als die Lebensdauer der Sonne 10 Milliarden Jahre ware Es liesse sich aber uber das schwache anthropische Prinzip Selbstauswahlprinzip einfach erklaren falls die typische Entwicklungszeit intelligenten Lebens viel grosser als die Sonnenlebensdauer ware Um die lange Entwicklungszeit zu erklaren musse es mindestens einen unwahrscheinlichen Evolutionsschritt in der Entwicklung intelligenten Lebens geben Weiter weist Carter darauf hin dass die Entwicklungszeit irdischen intelligenten Lebens zwar in der gleichen Grossenordnung wie die Lebensdauer der Sonne liegt andererseits aber auch eine Differenz aufweist Aus dieser Differenz schatzt Carter eine Obergrenze von hochstens etwa zwei unwahrscheinlichen Evolutionsschritten ab Dieses Ergebnis wird oft benutzt um die Moglichkeit extraterrestrischer Intelligenz im sichtbaren Universum abzuschatzen Antonio Feoli und Salvatore Rampone fuhrten an 8 dass falls die geschatzte Grosse unseres sichtbaren Universums und die Anzahl der Planeten darin miteinbezogen wird eine hohere Wahrscheinlichkeit fur die Entwicklung extraterrestrischer Intelligenz in diesem sichtbaren Universum moglich sei als es das Ergebnis Carters impliziere Naturgesetze und Naturkonstanten Bearbeiten Hauptartikel Feinabstimmung der Naturkonstanten Auch die Tatsache dass die Naturgesetze und die Naturkonstanten des beobachtbaren Universums uberhaupt die notwendigen Eigenschaften und Werte besitzen um Leben zuzulassen wird oft mit dem anthropischen Prinzip begrundet Dabei werden allerdings starke anthropische Prinzipien und Vielweltentheorien herangezogen sodass die Argumentationen uberwiegend spekulativeren Charakter haben Auch hier erhebt sich die Frage inwieweit die Moglichkeit von Leben nicht in den meisten logisch moglichen Universen von vornherein gegeben sein muss Es ist also nicht klar ob letztlich uberhaupt ein Erklarungsbedarf und deswegen ein Grund fur die Anwendung des anthropischen Prinzips besteht Barrow und Tipler schreiben uber die Feinabstimmung d h dass die Naturkonstanten im Universum exakt so aufeinander abgestimmt scheinen dass sie Leben ermoglichen Nicht nur dass der Mensch in das Universum hineinpasst Das Universum passt auch zum Menschen Man stelle sich ein Universum vor in dem sich irgendeine der grundlegenden dimensionslosen physikalischen Konstanten in die eine oder andere Richtung um wenige Prozent verandern wurde In einem solchen Universum hatte der Mensch nie ins Dasein kommen konnen Das ist der Dreh und Angelpunkt des anthropischen Prinzips Gemass diesem Prinzip liegt dem gesamten Mechanismus und dem Aufbau der Welt ein die Existenz von Leben ermoglichender Faktor zugrunde John Barrow und Frank Tipler The Anthropic Cosmological Principle Seite 7 Das anthropische Prinzip ist in der Lage zusammen mit Vielweltentheorien Multiversen eine Erklarung fur die von einigen Kosmologen behauptete Feinabstimmung des Universums welches Leben demnach erst moglich macht zu geben Damit widerspricht das anthropische Prinzip der Notwendigkeit einer intelligenten planerischen Schopfung zur Erklarung dieser Feinabstimmung wie sie zum Beispiel von Verfechtern der Intelligent Design Hypothese etwa dem Religionsphilosophen Richard Swinburne vorgeschlagen wird Andererseits wird die Existenz von praktisch unendlich vielen Paralleluniversen aus anderen Grunden vorgeschlagen und das anthropische Prinzip verleiht dieser Theorie zusatzliche Unterstutzung Unter der Annahme dass einige mogliche Universen in der Lage waren intelligentes Leben hervorzubringen muss es tatsachliche Universen geben die dies tatsachlich tun und unseres gehort offensichtlich zu ihnen Die behauptete Feinabstimmung wurde als Argument aus Mangel an Vorstellungskraft kritisiert fur die Annahme dass keine anderen Formen von Leben moglich seien Es konnte moglich sein dass der Bereich der Naturkonstanten der die Evolution kohlenstoffbasierten Lebens zulasst weitaus weniger Beschrankungen unterliegt als behauptet worden ist vgl Stenger Timeless Reality Es waren aber auch Universen vorstellbar die dem uns bekannten Universum so unahnlich sind dass sie nicht nur von unserem Universum leicht verschiedene Konstanten besitzen sondern sogar komplett verschiedene Teilchen und damit auch Wechselwirkungen zwischen diesen Teilchen die aber dennoch komplexe Strukturen bilden die der Selbstreferenz fahig sind Diese Strukturen wurden kaum Ahnlichkeiten mit dem Leben wie wir es kennen aufweisen sie wurden aber ebenso wie der selbstbewusste Mensch selbst referenzielle Systeme darstellen Anthropisches Prinzip und unendliche Universen Bearbeiten Ist das Universum unendlich oder gibt es unendlich viele Universen vielleicht auch mit anderen Naturkonstanten oder gar anderen Naturgesetzen dann muss jeder physikalisch mogliche Vorgang unendlich oft vorkommen sei seine Wahrscheinlichkeit bezogen auf das sichtbare Universum auch noch so gering Beispielsweise ware die Entstehung von intelligentem Leben zwangslaufig egal wie unwahrscheinlich einige Entwicklungsstufen gewesen waren Kritisiert wird dass diese Argumentation spekulativ sei von einem radikalen positivistischen Standpunkt aus ist es nicht sinnvoll aus einer nichtverifizierbaren Eigenschaft des Universums wie Unendlichkeit Schlussfolgerungen zu ziehen da solche Eigenschaften als metaphysisch und transzendent abgelehnt werden In der heutigen analytischen Philosophie hingegen sind solche transzendenten Grossen durchaus erlaubt solange sie in einer empirischen Theorie eine Rolle spielen die insgesamt prufbare falsifizierbare Voraussagen liefert Theistische Welterklarungsversuche die unaufloslich spekulativ transzendente Vorstellungen beinhalten konnen die obige Argumentation ohnehin nicht aus diesem Grund ablehnen ohne inkonsistent zu sein Anthropisches Prinzip und Stringtheorie Bearbeiten In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen relevante Autoren Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Die Stringtheorie besagt dass es eine grosse Anzahl von moglichen Universen mit verschiedenen Bedingungen geben konnte Multiversum Hypothese Einige Physiker sehen in dieser Erkenntnis das anthropische Prinzip bestatigt da somit mehrere Universen moglich sind in denen kein intelligentes Leben existieren kann und daher nie bewusste Beobachter sich Fragen uber deren Eigenschaften stellen werden Andere Physiker sehen in der Multiversum Hypothese eine Alternative zur teleologischen Interpretation des anthropischen Prinzips aus der religiose Fundamentalisten die Notwendigkeit eines Schopferwesens ableiten Dabei gibt es die Intention als Unwahrscheinlichkeiten empfundene Gegebenheiten in der Kosmologie durch Selektionseffekte zu erklaren Beispielsweise kann in einem unendlichen Universum mit raumlich variierenden physikalischen Konstanten ein Beobachter nur in solchen Bereichen existieren und deshalb lokal nur solche Bereiche beobachten in welchen diese Konstanten bewusstes Leben zulassen Der Entwicklungsstand der Stringtheorie bis 2013 beinhaltet die Moglichkeit bis Wahrscheinlichkeit des Nebeneinander Existierens sehr vieler naturgesetzlich verschiedener Universen typische Schatzungen nennen die astronomische Zahl von ca 10500 Sollte sich diese noch spekulative Moglichkeit erharten ware dies ein starkes Argument fur die Aussage eine dieser vielen Welten sei zufallig lebensfreundlich 9 Siehe auch BearbeitenSurvivorship BiasLiteratur BearbeitenJohn D Barrow Frank J Tipler The Anthropic Cosmological Principle Oxford University Press 1988 ISBN 0 19 282147 4 Nick Bostrom Anthropic Bias observation selection effects in science and philosophy Routledge ISBN 0 415 93858 9 Reinhard Breuer Das anthropische Prinzip Der Mensch im Fadenkreuz der Naturgesetze Erstausgabe Wien Meyster Verlag 1981 Nymphenburger Verlag Munchen 1996 ISBN 3 485 08131 0 Brandon Carter Large Number Coincidences and the Anthropic Principle in Cosmology Malcolm Sim Longair ed Confrontation of Cosmological Theories with Observational Data D Reidel Dordrecht 1974 Herbert W Franke Das P Prinzip Naturgesetze im Rechnenden Raum Insel Verlag Frankfurt 1995 S 92 105 ISBN 3 458 16656 4 Bernulf Kanitscheider Anthropic Arguments are they really explanations The Anthropic Principle Proceedings of the Venice Conference on cosmology and Philosophy F Bertola and U Curi editors Cambridge Univ Press Matthias Schleiff Schopfung Zufall oder viele Universen Ein teleologisches Argument aus der Feinabstimmung der Naturkonstanten Collegium Metaphysicum 21 Mohr Siebeck Tubingen 2020 ISBN 978 3 16 156418 5 Rudiger Vaas Ist uns das All auf den Leib geschneidert In Bild der Wissenschaft Nr 8 2006 S 34 42 Wolfgang Welsch Homo mundanus Jenseits der anthropischen Denkform der Moderne Velbruck Weilerswist 2012 ISBN 978 3 942393 41 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Anthropisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Sind die Naturgesetze zufallig aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 9 Dez 2001 Was the Universe made for us Nick Bostroms Website uber das anthropische Prinzip englisch Martin Federspiel Ein Universum nur fur den Menschen Das Anthropische Prinzip aus naturwissenschaftlicher Sicht Real Video 45 Min Memento vom 10 April 2005 im Internet Archive Ute Kehse Anthropisches Prinzip unter Beschuss Auf wissenschaft de vom 16 November 2006 Schopfungskrone und Pflanzenkunst Der Mensch ist nur so einzigartig wie alle anderen Erdenwesen auch Was als Einsicht harmlos klingt ist genau besehen eine Zasur in der Menschheitsgeschichte und ein Ausgangspunkt fur neue Kunstformen Verschmelzen Menschen mit Petunien sind wir im Zeitalter der Bio Art Wolfgang Welsch im Gesprach mit Jorg Scheller uber das anthrophische Prinzip auf eurozine comEinzelnachweise Bearbeiten Es wurde jedoch bereits fruher angewandt so schrieb z B 1957 Robert Henry Dicke Das momentane Alter des Universums ist nicht zufallig sondern wird bestimmt durch biologische Faktoren Veranderungen an den Werten fundamentaler physikalischer Konstanten wurden von vornherein die Existenz von Menschen ausschliessen die uber das Problem nachdenken konnten R H Dicke Principle of Equivalence and Weak Interactions Rev Mod Phys 29 S 355 1957 Als einer der bedeutendsten Vordenker des teleologisch interpretierten anthropischen Prinzips gilt Lawrence J Henderson mit seinen Buchern The Fitness of the Environment 1913 dt Titel Die Umwelt des Lebens 1914 und The Order of Nature 1917 Der Agnostiker Henderson der religiose Betrachtungen generell ablehnte schlussfolgerte 1913 aus seiner biochemischen Analyse dass das Universum in seinem eigentlichen Wesen biozentrisch sei Seiner Meinung sind die Naturgesetze so beschaffen dass das Universum praktisch auf die Entwicklung von Leben hin ausgerichtet ist Noch fruhere Darstellungen des Prinzips konnen in Alfred Russel Wallaces Buch Man s Place in the Universe gefunden werden welches erstmals 1903 veroffentlicht wurde Zum Beispiel Ein derart gewaltiges und komplexes Universum wie das von dem wir wissen dass es um uns herum existiert konnte unbedingt notwendig sein um eine Welt hervorzubringen die genauestens an jedes Detail zur ordentlichen Entwicklung des im Menschen gipfelnden Lebens angepasst sein sollte S 256 257 in der Ausgabe von 1912 aus B Carter Large Number Coincidences and the Anthropic Principle in Cosmology IAUS 63 1974 291 ubersetzt a b Richard J Gott Implications of the Copernican principle for our future prospects Nature vol 363 S 315 1993 online Memento vom 18 April 2013 im Internet Archive PDF 668 kB J Wheeler in The nature of scientific discovery Owen Gingerich editor Washington Smithsonian Press 1975 J Wheeler in Foundational Problems in special Sciences R E Butts J Hintikka editors Dordrecht Reidel J Earman The SAP also rises a critical examination of the anthropic principle 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