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Klassifikation nach ICD 10F21 Schizotype StorungF60 0 Paranoide PersonlichkeitsstorungF60 1 Schizoide PersonlichkeitsstorungF60 2 Dissoziale PersonlichkeitsstorungF60 30 Emotional instabile Personlichkeitsstorung impulsiver TypF60 31 Emotional instabile Personlichkeitsstorung Borderline TypF60 4 Histrionische PersonlichkeitsstorungF60 5 Anankastische zwanghafte PersonlichkeitsstorungF60 6 Angstliche vermeidende PersonlichkeitsstorungF60 7 Abhangige asthenische PersonlichkeitsstorungF60 8 Sonstige spezifische PersonlichkeitsstorungenNarzisstische PersonlichkeitsstorungPassiv aggressive PersonlichkeitsstorungF60 9 Personlichkeitsstorung nicht naher bezeichnetF61 Kombinierte und andere PersonlichkeitsstorungenICD 10 online WHO Version 2019 Personlichkeitsstorungen PS stellen eine Klasse von psychischen Storungen dar Bei ihnen sind bestimmte Merkmale der Personlichkeitsstruktur und des Verhaltens in besonderer Weise ausgepragt unflexibel oder wenig angepasst Sie gehoren zu den haufigsten Diagnosen in der Psychiatrie 1 Personlichkeitsstorungen bezeichnen lang andauernde Erlebens und Verhaltensmuster mit vielfaltiger Verursachung z B durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder spateren Lebensabschnitten genetische Faktoren oder erworbene Hirnschaden Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab Die personliche Leistungsfahigkeit im sozialen beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeintrachtigt siehe Lebensqualitat bei PS Personlichkeitsstorungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt wobei jedoch haufig Uberschneidungen vorkommen In Psychiatrie und klinischer Psychologie wurden dazu verschiedene Typologien oder Klassifikationen entwickelt etwa im ICD 10 und DSM 5 Der Begriff Personlichkeitsstorung wurde fruher auch als Charakterneurose bezeichnet und ist eng verwandt aber nicht inhaltlich identisch mit den Begriffen Neurosenstruktur und Neurosendisposition Bei Kindern und Jugendlichen finden sich in seltenen Fallen Vorstufen oder Risikokonstellationen von Personlichkeitsstorungen Da aber die Entwicklung der Personlichkeit noch nicht vollendet ist wird hier eher von einer Personlichkeitsentwicklungsstorung gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches 2 Diagnostik 2 1 DSM 5 2 2 ICD 10 2 3 ICD 11 3 Abgrenzung 4 Cluster Einteilung der PS 5 Einteilung nach ICD 10 5 1 Paranoide Personlichkeitsstorung 5 2 Schizoide Personlichkeitsstorung 5 3 Dissoziale Personlichkeitsstorung 5 4 Emotional instabile Personlichkeitsstorung 5 5 Histrionische Personlichkeitsstorung 5 6 Zwanghafte Personlichkeitsstorung 5 7 Angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung 5 8 Abhangige Personlichkeitsstorung 5 9 Schizotypische Personlichkeitsstorung 5 10 Narzisstische Personlichkeitsstorung 5 11 Passiv aggressive Personlichkeitsstorung 5 12 Kombinierte Personlichkeitsstorung 6 Lebensqualitat 7 Haufigkeit 8 Ursachen 9 Therapie 10 Stigmatisierung 11 Kritik 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseGeschichtliches BearbeitenFruher verwendete man den allgemeinen Begriff der Psychopathie fur jene Personlichkeitsauffalligkeiten die man heute unter dem Begriff Personlichkeitsstorung zusammenfasst 2 Diese weitgefasste Bezeichnung wurde erst 1980 mit Einfuhrung des DSM III durch Personlichkeitsstorung ersetzt Im heutigen forensisch psychiatrischen Sprachgebrauch ist die Bedeutung von Psychopathie dagegen sehr eng begrenzt und bezeichnet ausschliesslich eine extrem schwere Form der antisozialen Personlichkeitsstorung Bereits Philippe Pinel 1809 unterschied zwischen Psychotikern und Psychopathen und benutzte dabei den Begriff manie sans delire wobei er Psychopathie als Beeintrachtigung der affektiven Funktionen bei ungestorten Verstandeskraften definierte 3 Benedict Morel 1857 glaubte an die Degenerationslehre Danach entstunde gewohnheitsmassige Dissozialitat durch die Umwelt konne dann aber in einer Art Lamarckismus genetisch weitergegeben werden Das erste Diathese Stress Modell der Personlichkeitsstorungen wurde von Valentin Magnan und Lagrain 1895 vorgestellt die vererbten neurophysiologischen Faktoren eine entscheidende Rolle fur die Anfalligkeit zusprachen eine Personlichkeitsstorung zu entwickeln Diese konnten aber erst durch psychosoziale Stressoren wirksam werden Der Begriff Psychopathie wurde vor allem durch die Monographie uber psychopathische Minderwertigkeiten 1891 von Julius Koch gepragt Koch war ebenfalls Anhanger einer genetischen Degenerationslehre und beschrieb verschiedene Storungstypen wie zart Besaitete oder Stadt und Weltverbesserer 4 Um die Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert erfolgte ein Paradigmenwechsel von der Degenerationslehre weg hin zur Konstitutionslehre Besonders die deutschen Psychiater Kraepelin und Kretschmer brachten konstitutionelle Faktoren wie Triebstarke oder Korperbau mit verschiedenen Storungen in Verbindung Ernst Kretschmer untersuchte dabei typische Korperbauformen und damit korrelierende Risiken fur psychische Erkrankungen 5 Mit Kurt Schneiders Die psychopathischen Personlichkeiten 1923 verschwand in der Terminologie die wertende Begrifflichkeit und in seinen zehn verschiedenen Typen waren bereits die meisten der bekannten Personlichkeitsstorungen enthalten 6 In der Psychoanalyse wurde zunachst der auf Wilhelm Reich zuruckgehende Begriff der Charakterneurose verwendet die als ein Neurosentypus bezeichnet wurde bei dem der Abwehrkonflikt sich nicht durch die Bildung von ichdystonen Symptomen zeigt sondern durch ichsyntone Charakterzuge Verhaltensweisen und in der Organisation der gesamten Personlichkeit Bei Wilhelm Reich stand der Begriff im Kontext der Charakteranalyse und der Vorstellung der Charakterpanzerung Auch wenn der Begriff der Charakterneurose in der Abgrenzung vage blieb wurde wie bei Symptomneurosen und den psychischen Grundstrukturen zwischen den Formen der paranoid schizoiden depressiven zwanghaften und hysterischen Auspragung unterschieden Deskriptiv wurde die Charakterisierung des uneinheitlichen Krankheitsbildes als zugleich symptomlose und schwerere Form der Neurose dargestellt die aufgrund des scheinbar fehlenden Leidensdrucks sowie der mangelhaften Krankheitseinsicht schwerer zu behandeln sei als die Symptomneurosen 7 8 9 Der auch in der Psychiatrie verwendete Begriff blieb in seiner Definition ungenau teilweise in sich widerspruchlich und wurde diagnostisch sinngleich mit Begriffen wie Kernneurose Psychopathie oder abnorme Personlichkeit verwendet 10 Diagnostik BearbeitenBeide Diagnosesysteme beschreiben genau sechs Kriterien fur eine Allgemeine Personlichkeitsstorung Diese Kriterien beschreiben grundsatzliche Bedingungen die in jedem Einzelfall erfullt sein mussen um von einer Personlichkeitsstorung sprechen zu konnen Erst dann kann eine genauere Diagnose einer spezifischen PS vergeben werden DSM 5 Bearbeiten Im DSM sind das die Folgenden 11 Ein uberdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht Dieses Muster manifestiert sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche Kognition d h die Art sich selbst andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen und zu interpretieren Affektivitat d h die Variationsbreite Intensitat Labilitat und Angemessenheit emotionaler Reaktionen Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen Impulskontrolle Das uberdauernde Muster fuhrt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeintrachtigungen in sozialen beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen Das Muster ist stabil und lang andauernd und sein Beginn ist mindestens bis in die Adoleszenz oder ins fruhe Erwachsenenalter zuruckzuverfolgen Das uberdauernde Muster lasst sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Storung erklaren Das uberdauernde Muster ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors z B Hirnverletzung Das uberdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich personlicher und sozialer Situationen ICD 10 Bearbeiten In den Leitlinien der Internationalen Klassifikation psychischer Storungen gelten folgende allgemeine Kriterien fur Personlichkeitsstorungen 12 Klinisch wichtige meist langer anhaltende Zustandsbilder und Verhaltensmuster Ausdruck des charakteristischen individuellen Lebensstils des Verhaltnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen Tief verwurzelte anhaltende Verhaltensmuster die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche personliche und soziale Lebenslagen zeigen Deutliche Abweichungen im Wahrnehmen Denken Fuhlen und in den Beziehungen zu anderen Verhaltensmuster meistens stabil und beziehen sich auf vielfaltige Bereiche des Verhaltens und der psychologischen Funktionen Meist personliches Leiden und gestorte soziale Funktionsfahigkeit ICD 11 Bearbeiten In der seit dem 1 Januar 2022 anwendbaren ICD 11 treten die strukturellen Differenzierungen der Personlichkeitsstorungen in den Hintergrund Stattdessen finden sich unter der Ziffer 6D10 Personlichkeitsstorung zunachst drei Schweregrade von leicht uber mittelgradig bis schwergradig angegeben erganzt durch Personlichkeitsstorung Schwere nicht naher bezeichnet Unter der Ziffer 6D11 konnen dann diejenigen spezifischen strukturellen Merkmale der Personlichkeit beschrieben werden die am starksten ausgepragt sind Sie entsprechen den zugrundeliegenden Personlichkeitsmerkmalen bei Gesunden und werden nicht als diagnostische Kriterien angesehen Dabei konnen auch mehrere Merkmale angegeben werden wenn dies zur Beschreibung der Personlichkeitsfunktion erforderlich ist Unterschieden werden von dieser Gruppe die sekundaren Personlichkeitsstorungen die aufgrund von Storungen oder Krankheiten die nicht unter psychische Storungen und Verhaltensstorungen fallen auftreten und mit Ziffer 6E68 diagnostisch erfasst werden 13 Abgrenzung BearbeitenPersonlichkeitsstorungen mussen unterschieden werden von folgenden neurologischen und psychischen Storungen Differenzialdiagnose Organische Wesensveranderungen Dazu gehoren vor allem Hirnschadigungen nach Schadel Hirn Trauma Frontalhirnsyndrome Demenzen etwa die Pick Krankheit oder langjahriger schwerer Alkoholmissbrauch Alle diese Erkrankungen konnen zu starken Personlichkeitsanderungen fuhren 14 Affektive Storungen Berucksichtigt werden mussen auch Erkrankungen wie Depression oder bipolare Storung die sich ausschliesslich auf den Umgang mit Stimmungen beziehen Menschen mit affektiver Storung verhalten sich nur wahrend akuter Krankheitsphasen auffallig aber sonst in der ubrigen Zeit wie alle anderen Menschen Menschen mit Personlichkeitsstorung zeigen hingegen dauerhaft und gleichmassig ein anderes Verhalten als die Mehrzahl der Menschen Und zwar besonders im Hinblick darauf wie sie Gefuhle erleben und mit ihnen umgehen wie sie mit anderen Menschen umgehen wie sie uber Probleme denken und wie sie Situationen interpretieren 15 Autismus Bei der Abklarung von Storungen des autistischen Spektrums sind Personlichkeitsstorungen eine der wichtigsten Differenzialdiagnosen und Komorbiditaten In Untersuchungen mit Patienten mit Asperger Syndrom AS erfullten davon19 32 die formalen Kriterien der zwanghaften PS 21 26 die der schizoiden PS 13 25 die der angstlich vermeidenden PS und 3 13 der Falle die der schizotypischen PS Umgekehrt ist nicht bekannt wie viele Menschen mit einer PS zusatzlich eine autistische Storung haben Im Gegensatz zum Asperger Syndrom zeigen sich PS jedoch in der Regel erst ab der Pubertat und bis dahin lasst sich zunachst haufig noch ein angepasstes und unauffalliges Sozialverhalten feststellen 16 Zudem haben Menschen mit PS im Gegensatz zu Autisten zumeist eine normal entwickelte Fahigkeit zur Theory of Mind Wahrend Autisten Schwierigkeiten haben soziale Signale zu erkennen und zu verstehen Hypo Mentalizing entstehen Kommunikationsprobleme bei Menschen mit PS eher dadurch dass sie soziale Signale in einer bestimmten Weise uberinterpretieren Hyper Mentalizing So tendieren Menschen mit Cluster A PS dazu feindselige Botschaften in neutrale Signale hineinzulesen wahrend Menschen mit angstlich vermeidender PS dagegen ubermassig auf kritische und ablehnende Signale achten 16 Weitere Storungen komplexen posttraumatischen Belastungsstorungen Storungen der Impulskontrolle z B Pyromanie oder Kleptomanie Storungen der Geschlechtsidentitat oder der Sexualpraferenz dissoziative Identitatsstorung fruher multiple Personlichkeit sstorung ist eine dissoziative Storung die nie als Personlichkeitsstorung galt 17 Cluster Einteilung der PS BearbeitenIm DSM 5 werden die Personlichkeitsstorungen in Cluster gruppiert 18 DSM 5 BeschreibungCluster Asonderbar exzentrisch paranoide PS schizoide PSschizotypische PS Cluster A umfasst die schizophrenienahen Personlichkeitsstorungen Menschen mit diesen Personlichkeitsstorungen sind misstrauisch sonderbar und exzentrisch und wirken affektarm bis gefuhlskalt Bei vermeintlichen Krankungen und Bedrohung kann die Stimmung rasch in Wut umschlagen Sie leben isoliert und haben kaum zwischenmenschliche Kontakte Cluster Bdramatisch emotional launisch Borderline PShistrionische PSantisoziale PSnarzisstische PS Merkmale der Cluster B Personlichkeitsstorungen sind Launenhaftigkeit Impulsivitat starke Wut und Unfahigkeit diese zu kontrollieren Das Verhalten in Beziehungen ist tendenziell gepragt von Idealisierung und Entwertung sowie Schwierigkeiten im Umgang mit Nahe und Distanz Selbstschadigende und suizidale Verhaltensweisen treten bei bestimmten Auspragungen dieser Personlichkeitsstorungen haufiger auf manchmal auch Fremdaggressivitat Gemeinsam liegt allen Personlichkeitsstorungen dieses Clusters ein geringes Selbstwertgefuhl zugrunde so dass bei Kritik Gefuhle wie Wut Scham oder Demutigung aufkommen Cluster Cangstlich vermeidend furchtsam vermeidende PSdependente PSzwanghafte PS passiv aggressive PS Menschen mit Cluster C Personlichkeitsstorung lassen sich als angstlich und furchtsam beschreiben Zentrale Gefuhle bei diesen Menschen sind neben einer Anspannung und Besorgnis Gefuhle von Hilflosigkeit und Abhangigkeit Sie sind leicht verletzbar durch Kritik oder Ablehnung und leiden unter massiven Trennungsangsten Bei ubermassiger Gewissenhaftigkeit sind sie wenig flexibel und tendieren zu passiver Aggressivitat Im ICD 10 ist die schizotypische Personlichkeitsstorung unter der Kodierung F21 als schizotype Storung gelistet Obwohl sie dort der Gruppe der Schizophrenien und wahnhaften Storungen zugeordnet ist heisst es aber auch Entwicklung und Verlauf entsprechen gewohnlich einer Personlichkeitsstorung 18 Einteilung nach ICD 10 BearbeitenIm ICD 10 gibt es in Kapitel V einen Abschnitt zu Personlichkeits und Verhaltensstorungen 19 Paranoide Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die paranoide Personlichkeitsstorung F60 0 ist gekennzeichnet durch ubermassiges Misstrauen bis hin zur haufigen Annahme von Verschworungen um Ereignisse zu erklaren Streitsucht dauernden Groll und starke Selbstbezogenheit Handlungen Ausserungen und kommunikative Signale anderer Personen werden haufig als feindlich missgedeutet Schizoide Personlichkeitsstorung Bearbeiten Im ICD 10 wird die schizoide Personlichkeitsstorung F60 1 so beschrieben Eine Personlichkeitsstorung die durch einen Ruckzug von affektiven sozialen und anderen Kontakten mit ubermassiger Vorliebe fur Phantasie einzelgangerisches Verhalten und in sich gekehrte Zuruckhaltung gekennzeichnet ist Es besteht nur ein begrenztes Vermogen Gefuhle auszudrucken und Freude zu erleben Dissoziale Personlichkeitsstorung Bearbeiten Typisch fur die dissoziale Personlichkeitsstorung F60 2 sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen Regeln und Verpflichtungen fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfuhlungsvermogen in andere Oft besteht eine niedrige Schwelle fur aggressives oder gewalttatiges Verhalten eine geringe Frustrationstoleranz sowie mangelnde Lernfahigkeit aufgrund von Erfahrung Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen sind jedoch nicht stabil Menschen mit dissozialer Personlichkeitsstorung kommen haufiger als im Bevolkerungsdurchschnitt mit dem Gesetz in Konflikt Der altere Begriff Psychopathie fur diese Storung wird in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet Emotional instabile Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die ICD 10 unterscheidet zwei Subtypen der emotional instabilen Personlichkeitsstorung Impulsiver Typ F60 30 vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilitat und mangelnde Impulskontrolle und Borderline Typ F60 31 Das DSM 5 spricht dagegen von einer Borderline Personlichkeitsstorung Diagnose Nr 301 83 und unterscheidet nicht zwischen diesen beiden Unterformen Die wesentlichen Merkmale der Borderline Personlichkeitsstorung sind nach ICD 10 impulsive Handlungen ohne Berucksichtigung der Konsequenzen fur den Betroffenen selbst oder dritte Personen in Verbindung mit haufigen unvorhersehbaren und launenhaften Stimmungsschwankungen Hinzu kommt eine Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen oft mit der Folge emotionaler Krisen Storungen und Unsicherheiten bezuglich des Selbstbildes der eigenen Ziele und inneren Praferenzen Es zeigen sich ein anhaltendes Gefuhl der Leere und Zornesausbruche Wenn gewalttatiges Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst auftritt spricht man in diesem Fall von autoaggressiven Verhaltensweisen und mangelnder Impulskontrolle als uberdauerndem Erlebens und Verhaltensmuster Ferner beobachtet man eine Tendenz zu streitsuchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen Menschen insbesondere wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden Ein wichtiges Kennzeichen dieser Storung ist die grosse Angst vor dem Alleinsein Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgepragte Trennungsangste Verlustangste oder Angst vor Isolation auch wenn kein konkreter Grund dazu gegeben ist 20 18 Histrionische Personlichkeitsstorung Bearbeiten Kennzeichnend fur die histrionische Personlichkeitsstorung F60 4 sind Ubertreibung theatralisches Verhalten Tendenz zur Dramatisierung Oberflachlichkeit labile Stimmungslage gesteigerte Beeinflussbarkeit dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen erhohte Krankbarkeit sowie ein ubermassiges Interesse an korperlicher Attraktivitat Personen mit dieser Struktur verfugen oftmals uber hohes schauspielerisches Talent sie schreiben sich fur viele Lebenslagen eigene Rollen zu die sie perfekt inszenieren Falls sie in Situationen denen sie Bedeutung beimessen nicht die gewunschte Aufmerksamkeit bekommen fuhlen sie sich hilflos und ausgeschlossen Zwanghafte Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die anankastische zwanghafte Personlichkeitsstorung F60 5 ist gekennzeichnet durch Gefuhle von Zweifel Perfektionismus ubertriebener Gewissenhaftigkeit standige Kontrollen allgemein grosse Vorsicht und Starrheit in Denken und Handeln die sich als Unflexibilitat Pedanterie und Steifheit zeigt Typisch ist die ubermassige Beschaftigung mit Details und Regeln so dass die eigentliche Aktivitat oftmals in den Hintergrund tritt Es konnen beharrliche und unerwunschte Gedanken oder Impulse auftreten die nicht die Schwere einer Zwangsstorung erreichen Die Fahigkeit zum Ausdruck von Gefuhlen ist haufig vermindert In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kuhl und rational Die Anpassungsfahigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschrankt Menschen mit zwanghafter Personlichkeitsstorung sind meist ubermassig leistungsorientiert und perfektionistisch Daher erweisen sie sich im Arbeitsleben als fleissig ubermassig gewissenhaft und ubergenau wobei der uberstrenge Perfektionismus die Aufgabenerfullung mitunter verhindert Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungsfahigkeit der Betroffenen Etwa ein Prozent der Gesamtbevolkerung ist von einer anankastischen Personlichkeitsstorung betroffen Angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung oder auch selbstunsicher vermeidende Personlichkeitsstorung F60 6 ist gekennzeichnet durch ubermassige Sorge bis hin zur Uberzeugung abgelehnt zu werden unattraktiv oder minderwertig zu sein Folgen davon sind andauernde Angespanntheit und Besorgtsein der Lebensstil ist wegen des starken Bedurfnisses nach Sicherheit starken Einschrankungen unterworfen Teilweise sind Betroffene uberempfindlich gegenuber Ablehnung oder Kritik Abhangige Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die abhangige asthenische Personlichkeitsstorung F60 7 ist gepragt durch mangelnde Fahigkeit zu eigenen Entscheidungen standiges Appellieren an die Hilfe anderer Abhangigkeit von und unverhaltnismassige Nachgiebigkeit gegenuber anderen Dazu kommen Angste nicht fur sich selbst sorgen zu konnen und von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein Schizotypische Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die schizotypische Personlichkeitsstorung oder schizotype Storung zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich Dies aussert sich in teils als unpassend empfundenen Verhaltenseigentumlichkeiten der mangelnden Fahigkeit enge Beziehungen einzugehen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung Das Auftreten wirkt oft schrullig und exzentrisch Im ICD 10 wird diese Storung den schizophrenen und wahnhaften Storungen F2x zugeordnet Narzisstische Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die narzisstische Personlichkeitsstorung zeichnet sich durch einen Mangel an Empathie Uberschatzung der eigenen Fahigkeiten und gesteigertes Verlangen nach Anerkennung aus Sie konnen jedoch leistungsstark in Schule Beruf Hobby sein und haben bisweilen gepflegte und statusbewusste Umgangsformen Betroffene sind haufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchshaltung an sich selbst Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie Es konnen wahnhafte Storungen mit Grossenideen auftreten Die narzisstische Personlichkeitsstorung ist im ICD 10 unter der Rubrik Andere spezifische Personlichkeitsstorungen F 60 8 aufgefuhrt Sie wird jedoch nur im Anhang I der Ausgabe Forschungskriterien naher beschrieben obwohl sie als Diagnose in der Praxis haufig gebraucht wird Im DSM 5 der American Psychiatric Association ist die NPS dagegen als selbststandiges Storungsbild enthalten und gehort dort zum Cluster B der die launisch dramatisch emotionalen Personlichkeitsstorungen umfasst In jedem Fall muss sie von normalem Narzissmus als tatsachlicher oder zugeschriebener Charaktereigenschaft abgegrenzt werden Passiv aggressive Personlichkeitsstorung Bearbeiten Die passiv aggressive Personlichkeitsstorung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenuber Anregungen und Leistungsanforderungen die von anderen Menschen kommen Sie fallt insbesondere durch passive Widerstande gegenuber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die haufig ungerechtfertigte Annahme missverstanden ungerecht behandelt oder ubermassig in die Pflicht genommen zu werden Ein eigener Code existierte nur bis DSM IV und wurde im DSM 5 gestrichen In der ICD 10 und den Vorlaufern wird die Storung nur in F60 8 aufgefuhrt jedoch nur in der Ausgabe Forschungskriterien im Anhang I durch Kriterien genauer beschrieben Kombinierte Personlichkeitsstorung Bearbeiten Kombinierte Personlichkeitsstorungen fuhren haufig zu Beeintrachtigungen weisen aber nicht die spezifischen Symptombilder der in F60 beschriebenen Storungen auf Dies fuhrt dazu dass es haufig schwieriger ist diese zu diagnostizieren Beispiele Kombinierte Personlichkeitsstorungen mit unterschiedlichen Merkmalen aus den unter F60 aufgefuhrten Storungen allerdings ohne ein vorherrschendes Symptombild das eine genauere Diagnose ermoglichen wurde Storende Personlichkeitsanderungen die nicht in F60 oder F62 einzuordnen sind oder Zweitdiagnosen zu bisher bestehenden Angst oder Affektstorungen Lebensqualitat BearbeitenMeist wird angenommen dass alle Personlichkeitsstorungen die normale Lebensfuhrung erschweren und zu niedriger Lebensqualitat beitragen da erkennbares Leiden und Beeintrachtigungen eine grundlegende Bedingung fur die Diagnose sind Aber das scheint nicht fur alle Arten von PS gleichermassen zuzutreffen Verschiedene Studien belegten zwar dass die angstliche abhangige schizoide paranoide schizotype und die dissoziale Personlichkeitsstorung mit einer verminderten Funktionsfahigkeit und Lebensqualitat einhergeht Die zwanghafte und histrionische PS dagegen hatten jedoch kaum einen negativen Einfluss auf Lebensqualitat und Leistungsfahigkeit im Alltag In einer Langzeitstudie waren noch nach 15 Jahren fast alle PS mit psychosozialen Einschrankungen assoziiert mit Ausnahme der zwanghaften und narzisstischen Personlichkeitsstorung 21 22 Diese beiden PS scheinen sich im Gegenteil sogar positiv auszuwirken wie eine Untersuchung zu bestimmten Aspekten des Lebenserfolgs ergab d h sozialer Stellung Wohlstand und erfolgreichen intimen Beziehungen Denn sie erreichten hier die hochste Stufe und zeigten eher gute Werte die schizotypische antisoziale borderline und abhangige PS dagegen eher schlechte Werte Die paranoide histrionische und angstliche Personlichkeitsstorung lagen im Mittelfeld die schizoide PS war mit schlechten Werten verbunden und bildete somit das Schlusslicht 23 Insgesamt gibt es einen direkten negativen Zusammenhang zwischen der Menge erfullter Diagnosekriterien und Lebensqualitat Das bedeutet je mehr Personlichkeitsstorungen und je mehr einzelne Kriterien von allen PS vorliegen desto geringer ist die Lebensqualitat einer Person Einige Befunde deuten auch auf einen ungunstigen Einfluss der meisten PS auf Ausbildungsniveau wirtschaftliche Probleme Arbeitslosigkeit o a und soziookonomischen Status 24 Abhangig von der Art der PS kann auch das Risiko fur Selbsttotungsversuche erhoht sein Das gilt insbesondere fur die dissoziale narzisstische und Borderline Personlichkeitsstorung in geringerem Grad aber auch fur andere wie die schizoide PS 18 25 Uberlappungen scheinen zwischen Personlichkeitsstorungen und dem Konsum psychoaktiver Substanzen zu bestehen 16 4 der Betroffenen mit einer Personlichkeitsstorung zeigen einen problematischen Alkoholkonsum 5 5 nehmen illegale Drogen Umgekehrt weisen 28 6 der Personen mit problematischem Alkoholkonsum und 47 7 der Personen mit einem problematischen Drogenkonsum zumindest eine Personlichkeitsstorung auf 26 Haufigkeit BearbeitenDie Haufigkeit von Personlichkeitsstorungen ist nur begrenzt erforscht dementsprechend ungewiss und diesbezugliche Angaben schwanken stark In Deutschland wurde bisher nur eine einzige Studie hierzu durchgefuhrt laut der etwa 9 4 Prozent der Gesamtbevolkerung an einer Personlichkeitsstorung leidet Unter psychiatrischen Patienten haben allerdings 40 bis 60 Prozent eine PS sodass der Anteil dort deutlich grosser ist 1 Innerhalb dieser Bevolkerungsgruppe ist die angstliche Personlichkeitsstorung haufigste Diagnose die paranoide und schizoide Personlichkeitsstorung hingegen die seltenste Haufig sind Personlichkeitsstorungen unter Obdachlosen besonders die paranoide schizotypische oder schizoide PS Cluster A 27 Ahnliches gilt fur mannliche Inhaftierte wobei hier Borderline histrionische antisoziale und narzisstische PS Cluster B erwartbar uberwiegen 28 Die paranoide angstliche und abhangige Personlichkeitsstorung scheint haufiger unter Menschen mit geringerer Ausbildung vorzukommen die zwanghafte dagegen ofter in hoheren sozialen Schichten Auch Menschen die im Zentrum einer Stadt leben haben haufiger Personlichkeitsstorungen die Ursachen hierfur sind jedoch noch unklar 21 24 Auch die Frage nach der Geschlechterverteilung von Personlichkeitsstorungen ist nicht ausreichend geklart Es gibt jedoch Hinweise dafur dass sie sich bei bestimmten Storungen erheblich unterscheidet So sind um die 80 Prozent der Menschen mit dissozialer Personlichkeitsstorung mannlich Auch die schizotypische und die paranoide PS sind bei Mannern vermutlich haufiger Die histrionische abhangige und die Borderline Personlichkeitsstorung scheinen hingegen bei Frauen ofter vorzukommen 21 18 Ursachen BearbeitenEs existiert keine einheitliche Vorstellung uber die Ursachen oder die Entstehung von Personlichkeitsstorungen Die Entwicklung der Personlichkeit wird allgemein als Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus Umweltfaktoren Eltern soziales Umfeld und genetischer Veranlagung gesehen Die verschiedenen Erklarungsansatze der Psychologie gewichten einzelne Aspekte starker als andere erganzen sich jedoch im Grossen und Ganzen Aus Sicht der Tiefenpsychologie werden Storungen in der kindlichen Entwicklung als ursachlich oder begunstigend fur die Ausbildung von Personlichkeitsstorungen angenommen Beispielsweise werden ein ungunstiges soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitatsentwicklung starker Lerntheoretische Ansatze betonen dass Personlichkeitsstorungen im Kern ein gelerntes Verhalten darstellen Prinzipien des operanten Konditionierens Beeinflussung durch positive oder negative Verstarkung und Modell Lernens dem Lernen am Beispiel fuhren demnach dazu dass bereits angelegte Verhaltenstendenzen verstarkt oder abgeschwacht werden konnen Diese Annahmen sind der Ansatz fur die moderne Verhaltenstherapie die beispielsweise bei der Behandlung der Borderline Symptomatik empirisch belegte Behandlungserfolge aufweist Therapie BearbeitenDie Behandlung von Personlichkeitsstorungen erfolgt in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren Dabei kommen meist psychoanalytische oder tiefenpsychologische Therapie z B in alphabetischer Reihenfolge nach Peter Fonagy Otto F Kernberg Gerd Rudolf Ulrich Streeck und kognitive Verhaltenstherapie nach Aaron T Beck oder Marsha M Linehan zum Einsatz In einigen Fallen werden auch Medikamente verschrieben Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen So konnen beispielsweise einige Antidepressiva und Antipsychotika impulsive oder selbstverletzende Handlungen reduzieren Gleichzeitig bestehende andere psychiatrische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen sollten mitbehandelt werden hier sind antidepressiv wirksame Medikamente durchaus indiziert Je nach Ausgangslage konnen sich Therapien uber Jahre hinziehen und stellen somit grosse Anspruche an die Therapeuten wie auch die Patienten In einigen Fallen treten Suizidalitat oder selbstverletzendes Verhalten auf bei anderen die Tendenz zu Drogenmissbrauch Delinquenz oder Gewalttatigkeit Sehr haufig kommt es im Rahmen einer Personlichkeitsstorung zu Depressionen seltener sind psychotische Symptome All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit Es ist fraglich ob Personlichkeitsstorungen mit psychiatrisch psychotherapeutischen Interventionen so behandelt werden konnen dass eine vollstandige Heilung eintritt Oftmals wird darauf hingewiesen dass die Behandlung eine Besserung der psychischen Storung oder die Losung konkreter zum Behandlungszeitpunkt bestehender Alltagsprobleme zum Ziel hat In verschiedenen Studien zum Behandlungserfolg von Personlichkeitsstorungen konnten Therapieeffekte nachgewiesen werden nach denen die Diagnose einer Personlichkeitsstorung nicht mehr gerechtfertigt war Aber auch hier kann nicht von einer vollstandigen Genesung gesprochen werden lediglich von einer starken Verbesserung Stigmatisierung BearbeitenDie Offentlichkeit hat weniger Kenntnisse uber Personlichkeitsstorungen als uber andere psychische Erkrankungen Es gibt Hinweise darauf dass Personlichkeitsstorungen moglicherweise noch starker als andere psychiatrische Diagnosen stigmatisiert werden 29 Tatsachlich reagiert die Offentlichkeit weniger mitfuhlend auf Personen bei denen eine Personlichkeitsstorung beschrieben wird Haufig wird Betroffenen eher unterstellt dass sie weniger professionelle Hilfe benotigen als Personen mit anderen psychiatrischen Storungen Sowohl Angst als auch Frustration sind die allgemeinen Reaktionen der Offentlichkeit auf Personlichkeitsstorungen Die Unkenntnis in der Offentlichkeit kann dazu fuhren dass Personen mit Personlichkeitsstorungen eher ausgegrenzt als behandelt werden Die Uberzeugung dass Menschen mit Personlichkeitsstorungen in der Lage sein sollten Kontrolle uber ihr Verhalten zu haben fuhrt dazu dass Krankheitssymptome als manipulatives Verhalten oder Ablehnung von Hilfe interpretiert werden Dies kann ausserdem dazu fuhren dass Betroffene eher als schwierig im Umgang statt als krank angesehen werden 30 Kritik BearbeitenPeter Fiedler ubt aus einer verhaltenstherapeutisch orientierten klinisch psychologischen Perspektive Kritik am Konzept der Personlichkeitsstorungen 31 Mit Hilfe eines Zitats des Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers beschreibt er das Stigmatisierungsproblem Menschlich aber bedeutet die Feststellung des Wesens eines Menschen eine Erledigung die bei naherer Betrachtung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht Die Festschreibung einer gesamten Personlichkeit als gestort sei ethisch zweifelhaft Insbesondere fuhrt Fiedler an dass Personen mit Personlichkeitsstorungen sich auf charakteristisch gestorte Art und Weise in zwischenmenschlichen Interaktionen verhalten Erst auf dieser Ebene trete die Storung zu Tage die Betroffenen selbst empfanden sich als Person oft nicht als gestort Ich Syntonie Somit erfolge durch die Diagnose einer Personlichkeitsstorung eine Umdeutung des Geschehens durch den gesunden Interaktionspartner und zwar derart dass der abweichende Interaktionspartner per Charakter Diagnose allein verantwortlich fur die Storung gemacht wird Diese Umdeutung des Geschehens stelle letztlich eine Pseudoerklarung dar Die Person in ihrer Gesamtheit ist gestort und die Person ist das Storende die Ursache der Storung Mogliche Storungen des sozialen Systems der Interaktion der Gesellschaft gerieten aus dem Blickfeld 31 Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen im deutschen Sprachraum u a Rainer Sachse betrachten Personlichkeitsstorungen primar als Interaktionsstorungen Im englischen Sprachraum verstehen z B Beck und Freeman Personlichkeitsstorungen als eine Kombination von grundlegenden Gedanken uber sich selbst z B Ich bin hilflos und entsprechenden interaktionellen Verhaltensstrategien z B Anhanglichkeit die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und somit zu Folgeproblemen fuhren konnen 32 Literatur BearbeitenFachbucher Sven Barnow Personlichkeitsstorungen Ursachen und Behandlung Mit funf Fallbeispielen Huber Bern 2007 ISBN 978 3 456 84406 0 Thomas Bronisch Martin Bohus Matthias Dose Krisenintervention bei Personlichkeitsstorungen Klett Cotta Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 608 89007 6 Peter Fiedler Sabine Herpertz Personlichkeitsstorungen 8 Auflage Julius Beltz Weinheim 2022 ISBN 978 3 621 28893 4 H Haltenhof G Schmid Ott U Schneider Hrsg Personlichkeitsstorungen im therapeutischen Alltag Pabst Lengerich 2009 ISBN 978 3 89967 517 7 Otto F Kernberg Schwere Personlichkeitsstorungen 2000 ISBN 3 608 95369 8 Rudi Merod Hrsg Behandlung von Personlichkeitsstorungen Ein schulenubergreifendes Handbuch Dgvt Verlag Tubingen 2005 ISBN 3 87159 054 1 Andreas Remmel Otto F Kernberg Wolfgang Vollmoeller Handbuch Korper und Personlichkeit Schattauer Stuttgart 2006 ISBN 3 7945 2411 X Gerd Rudolf Strukturbezogene Psychotherapie Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Storungen 3 uberarb und erw Auflage Schattauer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 7945 2857 8 Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen verstehen Zum Umgang mit schwierigen Patienten 10 Auflage Psychiatrie Verlag Bonn 2014 ISBN 978 3 88414 508 1 B Schmitz P Schuhler A Handke Raubach A Jung Kognitive Verhaltenstherapie bei Personlichkeitsstorungen und unflexiblen Personlichkeitsstilen Pabst Lengerich 2002 ISBN 3 935357 38 9 Ulrich Streeck Psychotherapie komplexer Personlichkeitsstorungen Klett Cotta Stuttgart 2004 ISBN 978 3 608 94481 5 John Steiner Narzisstische Einbruche Sehen und Gesehenwerden Scham und Verlegenheit pathologischer Personlichkeitsstorungen 2 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2011 ISBN 978 3 608 94688 8 Leitlinien Alte S2 Leitlinie zu Personlichkeitsstorungen gultig von 2008 bis 2013 Memento vom 23 Januar 2013 im Internet Archive AWMF Registernummer 038 015 S3 Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen In AWMF online Stand 25 Oktober 2012 Weblinks BearbeitenVolker Faust Ubersichtsartikel PDF 200 kB Personlichkeitsstorungen auf Seele und Gesundheit de Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Personlichkeitsstorungen GePs e V Einzelnachweise Bearbeiten a b Henning Sass Personality Disorders In International Encyclopedia of the Social amp Behavioral Sciences 2001 S 11301 11308 doi 10 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Verhaltensstorungen Memento vom 6 April 2016 imInternet Archive Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Hogrefe Gottingen 2013 ISBN 978 3 8017 2542 6 a b c Thomas A Widiger Kap 9 Epidemiology und Kap 10 Gender and Personality Disorders In The Oxford Handbook of Personality Disorders 2012 ISBN 978 0 19 999601 8 S 203 f 201 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Paul Emmelkamp Personality Disorders 2013 ISBN 978 1 317 83477 9 S 54 ff Simone Ullrich Dimensions of DSM IV Personality Disorders and Life Success PDF doi 10 1521 pedi 2007 21 6 657 a b Svenn Torgersen Prevalence Sociodemographics and Functional Impairment In The American Psychiatric Publishing textbook of personality disorders 2 Auflage 2014 ISBN 978 1 58562 456 0 S 122 126 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Y Levi Belz Y Gvion U Levi A Apter Beyond the mental pain A case control study on the contribution of schizoid personality disorder symptoms to medically serious 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