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Klassifikation nach ICD 10F60 6 Angstliche vermeidende PersonlichkeitsstorungICD 10 online WHO Version 2019 Die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung AVPS ist eine psychische Storung Sie ist gekennzeichnet durch Gefuhle von Anspannung und Besorgtheit Unsicherheit und Minderwertigkeit Andere Namen fur das Storungsbild sind selbstunsichere Personlichkeitsstorung SUP oder vermeidend selbstunsichere Personlichkeitsstorung historisch auch Hypersensitive Personlichkeitsstorung Es besteht eine andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptanz bei gleichzeitiger Hypersensibilitat gegenuber Kritik und Ablehnung Diese Zuruckweisungsempfindlichkeit geht oft mit eingeschrankter Beziehungsfahigkeit einher Die Betroffenen neigen zur Uberbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltaglicher Situationen bis hin zur Vermeidung bestimmter Aktivitaten 1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Diagnostik 2 1 ICD 10 2 2 DSM 5 2 3 DSM 5 Alternativ Modell 2 4 Kritik und Wurdigung 2 5 Subtypen 2 6 Abgrenzung 3 Entstehung 4 Haufigkeit 5 Verlauf 6 Behandlung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenCharakteristisch fur angstlich vermeidende Personlichkeiten ist dass sie sich unsicher gehemmt unattraktiv und minderwertig fuhlen und aus Angst vor Kritik Zuruckweisung und Verspottung soziale Kontakte meiden Dabei geraten sie nicht selten in soziale Isolation und brauchen besondere Unterstutzung darin aus der Reserve gelockt zu werden 2 Ihr geringes Selbstvertrauen wird von anderen meist positiv oder gar nicht gesehen weil sie sich nicht in den Vordergrund drangen bescheiden pflegeleicht und verlasslich sind Sie sind typischerweise leicht zu beeinflussen und tun sich schwer nein zu sagen Nicht selten geniessen diese Menschen ein hohes Ansehen bei ihren Mitmenschen Denn oft versuchen sie ihre vermeintlichen Unzulanglichkeiten durch gute berufliche Leistungen oder hohe Aufopferungsbereitschaft zu kompensieren Typisch sind eine soziale Gehemmtheit sowie Unfahigkeitsgefuhle Schuchternheit leichtes Erroten und schnelle Verlegenheit und standige Selbstzweifel Haufig besteht eine ausgepragte Empfindlichkeit gegenuber negativer Kritik Demutigung und Beschamung 3 4 Oft wird in Gesprachen Augenkontakt vermieden In sozialen Kontakten wirken sie oft angespannt gehemmt gequalt distanziert Der Redefluss ist haufig gehemmt Diagnostik BearbeitenICD 10 Bearbeiten Im ICD 10 ist die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung unter Code F60 6 enthalten Fur die Diagnose mussen mindestens vier der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen vorliegen 5 andauernde und umfassende Gefuhle von Anspannung und Besorgtheit Uberzeugung selbst sozial unbeholfen unattraktiv oder minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein ubertriebene Sorge in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden personliche Kontakte nur wenn Sicherheit besteht gemocht zu werden eingeschrankter Lebensstil wegen des Bedurfnisses nach korperlicher Sicherheit Vermeidung beruflicher oder sozialer Aktivitaten die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen aus Furcht vor Kritik Missbilligung oder Ablehnung Uberempfindlichkeit gegenuber Ablehnung und Kritik konnen zusatzliche Merkmale sein DSM 5 Bearbeiten In dem aktuellen DSM 5 ist die vermeidend selbstunsichere Personlichkeitsstorung im Kapitel Personlichkeitsstorungen in Sektion II unter 301 82 verzeichnet Die Einfuhrung ins DSM geht im Wesentlichen auf Theodore Millon zuruck Es handelt sich um ein tiefgreifendes Muster von sozialer Gehemmtheit Insuffizienzgefuhlen und Uberempfindlichkeit gegenuber negativer Beurteilung Der Beginn liegt im fruhen Erwachsenenalter und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen Mindestens vier der folgenden Kriterien mussen erfullt sein 6 Vermeidet aus Angst vor Kritik Missbilligung oder Zuruckweisung berufliche Aktivitaten die engere zwischenmenschliche Kontakte mit sich bringen Lasst sich nur widerwillig mit Menschen ein sofern er sie nicht sicher ist dass er sie gemocht wird Zeigt Zuruckhaltung in intimen Beziehungen aus Angst beschamt oder lacherlich gemacht zu werden Ist stark davon eingenommen in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden Ist aufgrund von Gefuhlen der eigenen Unzulanglichkeiten in neuen zwischenmenschlichen Situationen gehemmt Halt sich fur gesellschaftlich unbeholfen personlich unattraktiv und anderen gegenuber unterlegen Nimmt aussergewohnlich ungern personliche Risiken auf sich oder irgendwelche neuen Unternehmungen in Angriff weil sich dies als beschamend erweisen konnte DSM 5 Alternativ Modell Bearbeiten Das Alternativ Modell des DSM 5 in Sektion III schlagt folgende diagnostische Kriterien vor A Mittelgradige oder starkere Beeintrachtigung der Funktion der Personlichkeit welche sich durch typische Schwierigkeiten in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestiert Identitat Geringes Selbstbewusstsein verbunden mit der Selbsteinschatzung sozial unbeholfen personlich unattraktiv oder unterlegen zu sein ausgepragte Gefuhle von Scham Selbststeuerung Unrealistische Erwartungen an sich selbst verbunden mit der Abneigung eigene Ziele zu verfolgen personliche Risiken auf sich zu nehmen oder neue Unternehmungen in Angriff zu nehmen wenn diese zwischenmenschliche Kontakte mit sich bringen Empathie Starke Beschaftigung mit und Empfindlichkeit gegenuber Kritik oder Zuruckweisung verbunden mit der verzerrten Annahme von anderen negativ gesehen zu werden Nahe Abneigung dagegen sich mit Menschen einzulassen sofern man sich nicht sicher ist gemocht zu werden eingeschrankter gegenseitiger Austausch in nahen Beziehungen aus Angst beschamt oder lacherlich gemacht zu werden B Vorliegen von mindestens drei der folgenden problematischen Personlichkeitsmerkmale eines davon ist 1 Angstlichkeit Angstlichkeit Intensives Gefuhl von Nervositat Anspannung oder Panik oft als Reaktion auf soziale Situationen Sorge uber negative Auswirkungen vergangener unangenehmer Erlebnisse und uber mogliche negative Entwicklungen in der Zukunft angstliche Gefuhle Besorgnis oder Bedrohungsgefuhl bei Unsicherheit Angst vor Beschamung Sozialer Ruckzug Zuruckhaltung in sozialen Situationen Vermeidung von sozialen Kontakten und Aktivitaten fehlende Aufnahme von sozialem Kontakt Anhedonie Fehlen von Freude Engagement oder Energie im Hinblick auf die Dinge des Alltagserlebens Beeintrachtigung der Fahigkeit Lust zu empfinden und sich fur Dinge zu interessieren Vermeidung von Nahe Vermeidung von engen Beziehungen Liebesbeziehungen zwischenmenschlichen Bindungen und intimen sexuellen Beziehungen Kritik und Wurdigung Bearbeiten Von Rainer Sachse kommt die allgemeine Kritik an der Diagnostik von Personlichkeitsstorungen dass empirisch gesicherte Kriterien unberucksichtigt blieben dass keine zentralen Kriterien definiert wurden obwohl empirisch und theoretisch deutlich sei dass nicht alle Charakteristika gleich relevant seien Motive Schemata wurden ebenfalls nicht berucksichtigt Die Kriterien seien zudem nicht empirisch validiert und damit willkurlich 7 Auch die Cluster des DSM seien weder empirisch begrundet noch theoretisch nachvollziehbar abgeleitet und wurden Storungen zusammenfassen die sich hochstens oberflachlich ahneln Sachse 2019 S 101 Fur Peter Fiedler bieten die Kriterien des oben beschriebenen aktuelleren Alternativ Modells im DSM 5 zur dimensionalen Diagnostik von Personlichkeitsstorungen die differenzierteste Perspektive auf das Storungsbild der AVPS 8 Subtypen Bearbeiten Patienten mit einer vermeidend selbstunsicheren Personlichkeitsstorung lassen sich nach einer Studie von Alden und Capreol 1993 etwa halftig in folgende zwei Subtypen differenzieren 9 10 Kuhl distanziert Diese Gruppe lasst sich als kuhl distanziert und sozial vermeidend cold avoidant beschreiben kennzeichnend sind Misstrauen und Probleme warme Gefuhle auszudrucken Nachgiebig ausnutzbar Charakteristisch fur die nachgiebig ausnutzbare exploitable avoidant Gruppe ist dass Betroffene sich von anderen ausgenutzt fuhlen oder tatsachlich ausgenutzt werden und es ihnen schwerfallt anderen Grenzen aufzuzeigen Im sexuellen Bereich kann dies u U Missbrauch durch andere begunstigen Abgrenzung Bearbeiten Bevor eine Diagnose gestellt werden kann mussen die Symptome gegenuber denjenigen anderer Storungen abgegrenzt werden Differentialdiagnose Selbstunsichere Personlichkeiten ziehen sich beispielsweise aktiv zuruck vermeiden also bewusst soziale Beziehungen wahrend Menschen mit schizoider Personlichkeitsstorung SPS sich passiv zuruckziehen Der grosste Unterschied besteht darin dass erstere durch ein geringes Selbstvertrauen und durch die Angst vor Zuruckweisungen anderer Menschen bedingt ist was bei der zweiteren weniger eine Rolle spielt Manche Forscher sind jedoch der Meinung dass die schizoide und die angstlich vermeidende Personlichkeit lediglich unterschiedliche Varianten ein und derselben Personlichkeitsstorung sind Zudem gibt es Hinweise auf genetische Gemeinsamkeiten zwischen beiden 9 11 Ein Hauptproblem bei der Differenzialdiagnostik liegt in der erheblichen Kriterienuberlappung mit der sozialen Phobie Sozialphobiker haben meist eng umschriebene Angste zum Beispiel vor Prufungen offentlichen Reden wahrend die von angstlich vermeidenden Personlichkeiten weit auf viele unterschiedliche Situationen ausgedehnt sind Ausserdem wird die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung im hoheren Masse als ich synton erlebt Das bedeutet dass Betroffene ihre angstlichen Denkmuster und ihr unsicheres Verhalten trotz Leidensdruck als integrativen Bestandteil ihrer Personlichkeit betrachten 12 Sozialphobiker hingegen erleben ihre Symptome meist eindeutiger als Storung die nicht Teil ihrer Personlichkeit ist Ich Dystonie 13 7 14 Menschen mit sozialen Phobien angstigen auch eher die sozialen Begleitumstande wahrend angstlich vermeidende Personen sich mehr vor der Intimitat und Selbstoffenbarung in engen Beziehungen furchten 15 Wichtige Merkmale zur Unterscheidung sind schliesslich bei Personen mit angstlich vermeidender Personlichkeitsstorung das allgemeine Unbehagen in den meisten sozialen Situationen die deutliche Angst vor Kritik und Zuruckweisung und ausgepragte Schuchternheit Im Gegensatz zur Sozialphobie zeigen sich erste Anzeichen einer AVPS bereits in der fruhen Kindheit und entwickeln sich dann lebenslang 16 Uberschneidungen gibt es ebenfalls mit den Merkmalen der abhangigen Personlichkeitsstorung Dabei steht allerdings anders als bei Personen mit angstlich vermeidender Personlichkeitsstorung das Bedurfnis des Umsorgt Werdens im Vordergrund Beide Personlichkeitsstorungen konnen gleichzeitig bestehen Eine ebenfalls haufig auftretende Komorbiditat besteht mit der Borderline Personlichkeitsstorung 17 Entstehung BearbeitenImmer haufiger werden auch genetische Faktoren als Ursachen diskutiert vor allem eine personlichkeitstypische Vulnerabilitat in Form innerer Unruhe Anspannung Nervositat und damit einhergehender mangelhafter Reagibilitat die schliesslich zu einer erhohten Verletzbarkeit fuhrt Diese genetische Pradisposition kann bei ungunstiger Kombination mit negativen psychosozialen Einflussen im Alltag einen ursachlichen Beitrag zur Entstehung der Storung darstellen Die bei angstlich vermeidenden Personen stark ausgepragten Personlichkeitsmerkmale Neurotizismus und Introversion gelten als vererbbar 5 Eine Pathogenese die die Vererbung im Ubermass betont verfugt aber gerade bei der angstlich vermeidenden Personlichkeitsstorung uber keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage in Form von genugend aussagekraftigen Studien Daher sollte auch der moglicherweise entscheidende Einfluss der fruhen Kindheit beachtet werden Bisher liegen dazu allerdings ebenfalls nur Spekulationen und keine belastbaren empirischen Untersuchungen vor Die Betreffenden geraten demnach als Kinder in einen Konflikt zwischen Bindungs und Autonomiebedurfnis Einerseits sehnen sie sich nach Nahe und Sicherheit andererseits vermeiden sie enge Beziehungen Dieser grundlegende Konflikt der psychosozialen Entwicklung wird nicht erfolgreich gemeistert Kommt es zu tatsachlicher Zuruckweisung und Abwertung durch Eltern Freunde oder andere nahestehende Personen konnen diese verinnerlicht internalisiert werden und sich in Selbstabwertung und Selbstentfremdung fortsetzen Infolgedessen wird kein gesunder Selbstwert aufgebaut soziale Herausforderungen und Bindungen werden zunehmend angstlich vermieden oder stellen sich zumindest angstbesetzt dar Zusatzlich unterschatzen Betroffene ihre eigenen interpersonellen Fahigkeiten und haben in Stresssituationen oft ungunstige kontraproduktive und selbstkritische Gedanken Ihr Verhalten ist Ausdruck von Angst und Hilflosigkeit gegenuber den elterlichen Erziehungspraktiken bisweilen kommt es spater zu Entfremdung Eltern werden als unterdruckend einengend emotionsarm und wenig einfuhlend erlebt siehe auch Doppelbindungstheorie Haufigkeit BearbeitenDie Haufigkeit der selbstunsicheren Personlichkeitsstorung liegt bei etwa 1 2 Manner sind ebenso haufig betroffen wie Frauen 15 Im Vergleich dazu ist die Wahrscheinlichkeit im Leben an einer sozialen Phobie zu erkranken deutlich hoher und liegt bei zirka 11 15 18 Da beide Erkrankungen ahnliche Symptome zeigen bekommen viele Betroffene auch beide Diagnosen in bis zu 46 der Falle 19 Verlauf BearbeitenDas standige Vorherrschen von Angst und Anspannung kann zu einem weiteren Ruckgang sozialer Kompetenzen fuhren Dies ermoglicht einen Teufelskreis sodass Betroffene potentiell gefahrliche soziale Situationen meiden Neue Erfahrungen oder alternative Moglichkeiten werden dadurch kaum noch erlebt Partnerbeziehungen sind selten und oft konfliktbeladen Starke Verlassensangste und Abgrenzungsprobleme konnen zu Beziehungsabbruchen fuhren und damit zu einer Bestatigung von Befurchtungen und Wiederholung negativer Erfahrungen Im Gegensatz zu vielen anderen Personlichkeitsstorungen wie der schizoiden Personlichkeitsstorung oder der antisozialen Personlichkeitsstorung verspuren die Betroffenen einen hohen subjektiven Leidensdruck Da die Lebensqualitat spurbar eingeschrankt ist sind viele auch bereit professionelle Hilfe anzunehmen Es besteht eine hohe Therapietreue Die fur die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung charakteristischen Symptome scheinen uber die Zeit hinweg relativ stabil zu sein Es handelt sich bei der AVPS um ein vernachlassigtes Krankheitsbild das angesichts seiner Haufigkeit und der mit ihm einhergehenden Belastungen mehr Forschung bedarf 19 Behandlung BearbeitenPsychotherapeutische Behandlungsverfahren gelten als Methode der Wahl zur Behandlung von angstlich vermeidenden Personlichkeitsstorungen Verhaltenstherapeutische Therapieansatze erweisen sich als uberlegen gegenuber unspezifischen Verfahren Gruppen und einzeltherapeutisches Training sozialer Kompetenzen kommt zum Einsatz wobei sich Gefuhle der Einsamkeit und des Alleingelassenseins durch Sozialtraining nur schwerer beeinflussen lassen Cappe und Alden 1996 8 Gruppentherapie kann Menschen mit AVPS helfen Da der Gruppenmodus soziale Anspruche stellt bietet er den Betroffenen ein sinnvolles Ubungsfeld Piper amp Joyce 2001 15 Die Auseinandersetzung mit biographischen Aspekten und Denkschemata sind haufige Therapieinhalte Kognitive Verhaltenstherapie kann zu Verbesserungen hinsichtlich der Selbstunsicherheit Angst vor negativer Bewertung Vermeidung und Depressivitat beitragen In einer vergleichenden Studie bei depressiven Patienten mit AVPS war der kognitiv verhaltenstherapeutische Ansatz der interpersonalen Therapie uberlegen Barber und Muenz 1996 20 Neuere Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie zur Behandlung der AVPS zeigten ebenfalls eine Uberlegenheit des kognitiv verhaltenstherapeutischen Vorgehens im Vergleich zu einer Wartekontrollgruppe und auch zur psychodynamischen Therapie nach Luborsky Emmelkamp et al 2006 20 In der Studie von Alden 1989 zeigte sich dass die Patienten trotz deutlicher Verbesserungen im Sozialverhalten durch ein reines Gruppentraining sozialer Kompetenzen nicht ein Funktionsniveau erreichten das als normal zu bezeichnen ist 8 Auch in den Studien von Barber 1997 und Renneberg 1990 erreichten die Teilnehmenden nur selten das Niveau gesunder Vergleichspersonen Empirische Belege fur Wirksamkeit finden sich eingeschrankt auch bei der interpersonellen Therapie und bei der psychodynamischen Therapie 21 Alternative Verhaltensweisen die in Richtung Initiative und Risiko gehen konnen im Rahmen einer Psychotherapie systematisch verstarkt werden Z B wenn ein Klient sich traut von sich aus ein Gesprach aufzunehmen einen potenziellen Partner anzusprechen etwas von sich preiszugeben oder positive Informationen uber sich selbst wahrnimmt und annimmt 2 Dem Betroffenen sollten genugend Moglichkeiten eingeraumt werden die eigenen Unsicherheiten und Widerspruche zu erkennen Zur Starkung des Selbstbewusstseins konnen verschiedene Techniken wie gezielte Hilfestellungen Verhaltensruckmeldungen Rollenspiele oder Video Feedback genutzt werden Mogliche Zustande von Einsamkeit oder Depression erfordern oft weitergehende Therapiestrategien Oft verringern sie sich jedoch durch vermehrte positive fordernde soziale Kontakte Neben dem einzeltherapeutischen Vorgehen hat sich auch die Therapie in Gruppen bewahrt Bisher liegt allerdings keine Metaanalyse zur Wirksamkeit der Psychotherapie bei AVPS vor 20 Ergebnisse aus Metaanalysen uber die psychotherapeutischen Behandlungen der sozialen Phobie sind nicht 1 1 ubertragbar weil davon auszugehen ist dass die Symptomatik bei AVPS schwerer ausgepragt ist 20 Weiterhin fehlen Untersuchungen zu Unterschieden in der Wirksamkeit fur Gruppen oder Einzeltherapie 20 Symptome wie Angst und Unbehagen lassen sich mit angstlosend oder antidepressiv wirkenden Psychopharmaka reduzieren 22 Die Symptome stellen sich nach dem Absetzen jedoch wieder ein Koenigsber et al 2002 15 Der Einsatz von Psychopharmaka zur Behandlung von AVPS ist wissenschaftlich jedoch nicht hinreichend belegt 21 Literatur BearbeitenPeter Fiedler Sabine C Herpertz Personlichkeitsstorungen 7 Auflage Beltz Verlag Weinheim 2016 ISBN 978 3 621 28013 6 S 329 347 Hans Gunia Angstliche Personlichkeitsstorung in Stephanie Amberger Sibylle C Roll Hrsg Psychiatriepflege und Psychotherapie Thieme Stuttgart 2010 ISBN 978 3 13 148821 3 S 397 398 Rainer Sachse Jana Fasbender Meike Sachse Klarungsorientierte Psychotherapie der selbstunsicheren Personlichkeitsstorung Hogrefe Gottingen 2014 ISBN 978 3 8017 2619 5 Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen Hogrefe 3 aktualisierte und erweiterte Auflage Gottingen 2019 ISBN 978 3 8017 2906 6 Ulrich Stangier Thomas Heidenreich Monika Peitz Soziale Phobien Beltz Weinheim u a 2003 ISBN 3 621 27541 X Weblinks BearbeitenPeter Fiedler Michael Marwitz 2016 Selbstunsichere und angstlich vermeidende Personlichkeitsstorungen Volker Faust Selbstunsicher angstlich gehemmt unbeholfen und kontaktscheuEinzelnachweise Bearbeiten WHO ICD 10 F60 6 WHO abgerufen am 5 Marz 2020 a b Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen verstehen Zum Umgang mit schwierigen Klienten Hrsg Psychiatrie Verlag 10 Auflage 2016 ISBN 978 3 88414 508 1 S 85 89 Peter Fiedler Personlichkeitsstorungen Abschnitt 51ff Memento vom 23 Marz 2014 im Internet Archive PDF 832 kB Uwe Henrik Peters 1999 Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie Bechtermunz Verlag ISBN 978 3 86047 864 6 Siehe Stichwort Hypersensitive PS Seite 660 a b Siehe Leitlinie Personlichkeitsstorungen der AWMF Leitlinien Personlichkeitsstorung Memento vom 23 Januar 2013 im Internet Archive PDF 4 MB S 10 11 40 Peter Falkai Hans Ulrich Wittchen Hrsg Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Storungen DSM 5 Hogrefe Gottingen 2015 ISBN 978 3 8017 2599 0 S 922 f a b Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen 3 Auflage Hogrefe Gottingen 2019 ISBN 978 3 8017 2906 6 S 7 a b c Peter Fiedler Sabine C Herpertz Personlichkeitsstorungen 7 Auflage Beltz Verlag Weinheim 2016 ISBN 978 3 621 28013 6 S 334 345 347 a b Peter Fiedler Michael Marwitz 2016 Selbstunsicher und schizoid Varianten einer Storung Peter Fiedler Sabine C Herpertz Personlichkeitsstorungen 7 Auflage Beltz Verlag Weinheim 2016 ISBN 978 3 621 28013 6 S 335 D L Fogelson K H Nuechterlein u a Avoidant personality disorder is a separable schizophrenia spectrum personality disorder even when controlling for the presence of paranoid and schizotypal personality disorders In Schizophrenia Research 91 2007 S 192 doi 10 1016 j schres 2006 12 023 W Ecker Personlichkeitsstorungen In M Linden M Hautzinger Hrsg Verhaltenstherapie 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 1993 ISBN 3 540 56202 8 S 384 Peter Fiedler Personlichkeitsstorungen In M Zielke J Sturm Hrsg Handbuch stationare Verhaltenstherapie Belz Psychologie Verlagsunion 1994 ISBN 3 621 27195 3 S 789 790 A Beck A Freeman Kognitive Therapie der Personlichkeitsstorungen 2 Auflage Psychologie Verlags Union Weinheim 1993 ISBN 3 621 27155 4 S 7 a b c d Ronald J Comer Klinische Psychologie 6 Auflage Spektrum Heidelberg 2008 ISBN 978 3 8274 1905 7 Selbstunsichere Personlichkeitsstorung S 438 Peter Fiedler Michael Marwitz 2016 Abgrenzung gegenuber sozialer Phobie Leitlinien Personlichkeitsstorung Memento vom 23 Januar 2013 im Internet Archive S 15f William J Magee 1996 Agoraphobia simple phobia and social phobia in the National Comorbidity Survey In Archives of General Psychiatry 53 S 159 168 doi 10 1001 archpsyc 1996 01830020077009 a b Anna Weinbrecht Lars Schulze Johanna Boettcher Babette Renneberg Avoidant Personality Disorder a Current Review In Current Psychiatry Reports 18 2016 doi 10 1007 s11920 016 0665 6 a b c d e Berger Mathias Psychische Erkrankungen Hrsg Berger Mathias 6 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2019 ISBN 978 3 437 22485 0 S 635 a b Babette Renneberg Bernt Schmitz Stephan Doering Sabine Herpertz Martin Bohus Leitlinienkommission Personlichkeitsstorungen Behandlungsleitlinie Personlichkeitsstorungen In Psychotherapeut Band 55 Springer Heidelberg 2010 S 339 354 doi 10 1007 s00278 010 0748 5 fu berlin de PDF D Wedekind B Bandelow E Ruther Pharmakotherapie bei Personlichkeitsstorungen In Fortschriite der Neurologie Psychiatritrie Band 73 Nr 5 Thieme 2005 S 259 267 doi 10 1055 s 2004 830107 Personlichkeitsstorungen nach ICD 10 paranoid F60 0 schizoid F60 1 dissozial antisozial F60 2 emotional instabil F60 3 Borderline F60 31 histrionisch F60 4 zwanghaft anankastisch F60 5 angstlich vermeidend F60 6 abhangig asthenisch dependent F60 7 Sonstige F60 8 exzentrisch haltlos narzisstisch passiv aggressiv negativistisch psychoneurotisch unreifAusserhalb von F60 schizotypisch F21 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung amp oldid 234268198