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Die Gravitationskonstante Formelzeichen G displaystyle G oder g displaystyle gamma ist die fundamentale Naturkonstante die die Starke der Gravitation bestimmt Im Gravitationsgesetz nach Isaac Newton ergibt sie direkt die Starke der Gravitationskraft zwischen zwei Korpern in Abhangigkeit von ihrem Abstand und ihren Massen in der allgemeinen Relativitatstheorie nach Albert Einstein bestimmt sie die Krummung der vierdimensionalen Raumzeit und damit den Ablauf aller mit der Gravitation zusammenhangenden Erscheinungen Fur die Beschreibung astronomischer Grossen und Vorgange besitzt sie fundamentale Bedeutung Physikalische KonstanteName GravitationskonstanteFormelzeichen G displaystyle G WertSI 6 67430 15 e 11 m 3 k g s 2 displaystyle textstyle frac mathrm m 3 mathrm kg s 2 Unsicherheit rel 2 2e 5Planck Einheiten 1 gelegentlich auch 1 8 p displaystyle frac 1 8 pi Quellen und AnmerkungenQuelle SI Wert CODATA 2018 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Wert und Einheiten 3 Messungen 3 1 Voraussetzungen 3 2 Schiehallion Experiment 3 3 Das Cavendish Experiment 3 4 Moderne Messungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenNach dem newtonschen Gravitationsgesetz ziehen sich zwei kugelsymmetrische Korper mit den Massen m 1 displaystyle m 1 nbsp und m 2 displaystyle m 2 nbsp deren Mittelpunkte einen Abstand r displaystyle r nbsp haben gegenseitig mit der Kraft F G m 1 m 2 r 2 displaystyle F G frac m 1 m 2 r 2 nbsp an Die in der Gleichung auftretende Proportionalitatskonstante G displaystyle G nbsp ist die Gravitationskonstante Diese Form des Gesetzes wurde 1873 zwei Jahrhunderte Jahre nach Newton durch Alfred Cornu und Jean Baptistin Baille eingefuhrt 2 Newton schrieb sein Gesetz ohne Nennung der Konstante in Form der Proportionalitaten F m 1 F m 2 F r 2 displaystyle F sim m 1 F sim m 2 F sim r 2 nbsp wie es damals in der wissenschaftlichen Literatur ublich war Um die Formulierung eines rationalisierten Einheitensystems zu erhalten hatte man eine Definition uber F G m 1 m 2 4 p r 2 textstyle F G frac m 1 m 2 4 pi r 2 nbsp wahlen mussen also mit einer 4p mal so grossen Proportionalitatskonstanten Wert und Einheiten BearbeitenIm Internationalen Einheitensystem SI betragt der Wert nach der aktuellen Empfehlung CODATA 2018 1 G 6 674 30 15 10 11 m 3 k g s 2 displaystyle G 6 674 30 15 cdot 10 11 mathrm frac m 3 kg cdot s 2 nbsp also mit einer geschatzten Standardunsicherheit von 0 000 15 10 11 m 3 k g s 2 displaystyle 0 000 15 cdot 10 11 mathrm tfrac m 3 kg cdot s 2 nbsp Verglichen mit den anderen Grundkraften der Physik ist die Gravitation eine sehr schwache Wechselwirkung was sich in dem kleinen Wert der Gravitationskonstanten ausdruckt Berechnet man beispielsweise den Betrag des Verhaltnisses zwischen der Gravitationskraft und der elektrostatischen Kraft zwischen zwei Protonen so erhalt man unabhangig vom Abstand F Gravitation F elektrisch G m Proton 2 e 2 4 p e 0 10 36 displaystyle left frac F text Gravitation F text elektrisch right frac Gm text Proton 2 e 2 4 pi varepsilon 0 approx 10 36 nbsp Wie klein dieser Wert ist sieht man auch wenn man die Gravitationskonstante in Einheiten der Teilchenphysik angibt also mit der reduzierten Planck Konstante ℏ displaystyle hbar nbsp der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp und der Energieeinheit GeV 3 G 6 708 83 15 10 39 ℏ c G e V c 2 2 displaystyle G 6 708 83 15 cdot 10 39 frac hbar c mathrm GeV c 2 2 nbsp Messungen BearbeitenVoraussetzungen Bearbeiten Aus der im Alltag beobachtbaren Gravitationskraft zwischen der Erde anderen Objekten Gewicht von Objekten Fallbeschleunigung Umlaufbahnen von Mond und Satelliten lasst sich das Produkt aus G und der Erdmasse M die geozentrische Gravitationskonstante GM auf bis zu zehn Dezimalstellen genau bestimmen Analog lasst sich die heliozentrische Gravitationskonstante GM aus den Planetenbewegungen ableiten Es gibt aber keine Moglichkeit die Masse von Himmelskorper ohne Kenntnis der Gravitationskonstante auch nur halbwegs genau zu bestimmen Zur Messung von G displaystyle G nbsp muss daher auf die geringe Anziehungskraft zwischen weitaus kleineren Korpern zuruckgegriffen werden deren Masse man prazise bestimmen kann Beispielsweise betragt die Anziehungskraft zwischen zwei Korpern von je 100 kg Masse in 1 m Abstand weniger als 10 9 ein Milliardstel ihrer Gewichtskraft und alle andere Materie im Labor oder ausserhalb davon ubt auf die Testkorper ebenfalls Gravitation aus Diese Messungen gestalten sich daher schwierig Schon kleinste Temperaturunterschiede Luftstromungen Ungleichmassigkeiten im Material oder Kriechen des Materials sogar die Anzahl der Fahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem Institutsgebaude verfalschen die Ergebnisse 4 Die bislang erreichte Genauigkeit ist mit funf Dezimalstellen deutlich geringer als fur andere Naturkonstanten Mit der im Labor bestimmten Gravitationskonstante lasst sich die Masse eines Himmelskorpers bestimmen wenn er von einem Begleiter umrundet wird dessen Bahnradius r displaystyle r nbsp und Umlaufkreisfrequenz w displaystyle omega nbsp bekannt sind Aus dem Gravitationsparameter m r 3 w 2 displaystyle mu r 3 omega 2 nbsp ergibt sich die Masse des Himmelskorpers als M m G displaystyle M mu G nbsp siehe Keplersche Gesetze Das ist trotz der Unsicherheit in G displaystyle G nbsp wesentlich genauer als die Schatzung der Masse des Himmelskorpers aus seinem Durchmesser und dem angenommenen Dichteverlauf Schiehallion Experiment Bearbeiten Die erste erfolgreiche Messung mit einer bekannten Masse wurde 1774 von einem Forscherteam der Royal Society durchgefuhrt Schiehallion Experiment Hierbei wurde die Lotabweichung im Schwerefeld der Erde aufgrund der gravitativen Anziehung eines Berges gemessen Hieraus liess sich das Verhaltnis aus mittlerer Dichte der Erde und Dichte des Berges ermitteln was richtigerweise einen unerwartet hohen Wert fur die Dichte und damit Masse der Erde ergab Das Cavendish Experiment Bearbeiten nbsp Cavendish Experiment 1798 Das erste Laborexperiment zur Messung der Gravitationskraft zwischen zwei Korpern bekannter Masse gelang Henry Cavendish im Jahr 1798 mithilfe der eigens dafur erfundenen Gravitationswaage 5 Die Waage bestand aus zwei kugelformigen Testmassen mit zusammen in heutigen Einheiten m 1 46 k g displaystyle m 1 46 mathrm kg nbsp die zu einer Hantel verbunden und an einem Torsionsdraht aufgehangt waren sodass sie freie horizontale Drehschwingungen ausfuhren konnten Zwei grosse Kugeln mit einer Gesamtmasse M c 316 k g displaystyle M c 316 mathrm kg nbsp in gleichem Abstand r m displaystyle r m nbsp dicht neben je einer der Testmassen erzeugten die Anziehungskraft die die Testmassen ca 1 aus der Ruhelage auslenkten Aus dem Auslenkwinkel wurde die Torsionskraft F c displaystyle F c nbsp ermittelt die der Anziehungskraft der grossen und kleinen Kugeln bei diesem Abstand die Waage halt Die dazu notige Kenntnis der Torsionssteifigkeit des Drahtes wurde aus der Periodendauer der Torsionsschwingung gewonnen Aus Cavendishs Messwerten ergab sich G C a v e n d i s h 6 754 10 11 m 3 k g 1 s 2 displaystyle G mathrm Cavendish 6 754 cdot 10 11 mathrm m 3 kg 1 s 2 nbsp Dies verfehlt den heutigen Wert nur um 1 2 Prozent Allerdings war der Begriff einer Gravitationskonstante zu Cavendishs Zeiten noch gar nicht ublich vielmehr wurde das Newtonsche Gravitationsgesetz ausschliesslich in Form von Proportionalitaten gebraucht Dementsprechend betrachtete er das Verhaltnis der beiden Krafte F c displaystyle F c nbsp und F E displaystyle F E nbsp mit denen die kleinen Kugeln von den grossen bzw von der Erde angezogen werden Nach Newton gilt F c F E M c M E r E 2 r m 2 displaystyle frac F c F E frac M c M E frac r E 2 r m 2 nbsp F E displaystyle F E nbsp ist nichts anderes als das Gesamt Gewicht der kleinen Kugeln sodass die Erdmasse M E displaystyle M E nbsp hierin die einzige Unbekannte ist Cavendish konnte aus seinen Messdaten die Masse der Erde bestimmen Popular wurde die physikalisch nicht korrekte und genau genommen sinnlose Formulierung Cavendish habe die Erde gewogen Nachdem die Erdmasse implizit also der Wert der Gravitationskonstante bekannt war konnten auch die Massen weiterer Himmelskorper des Sonnensystems bestimmt werden Moderne Messungen Bearbeiten Moderne Messungen verwenden verschiedene Methoden das Prinzip des Cavendish Experiments mit kleineren Massen und dafur moglichst dunnen Faden zur Aufhangung weil deren Tragkraft mit kleinerem Radius r gemass r2 abnimmt das Ruckstellmoment aber mit r4 2 mit Messung der Anderung der Schwingungsfrequenz statt des Winkels 2 6 mit Messung der Winkelbeschleunigung Beide Massen konnen sich unabhangig drehen und der Drehtisch wird so nachgefuhrt dass die Torsion kompensiert wird wodurch kein Drehwinkel sondern die Winkelbeschleunigung zur Kompensation des Drehwinkels gemessen wird 6 mit Ausgleich des Drehmoments durch elektrische Felder Anderung der Differenz des Gewichts zweier vertikal ubereinander positionierter Testmassen wenn zwischen sie eine grosse Masse Quecksilber eingefugt wird 2 Siehe auch BearbeitenGausssche GravitationskonstanteLiteratur BearbeitenVenzo de Sabbata The gravitational constant generalized gravitational theories and experiments Kluwer Academic Dordrecht 2004 ISBN 1 4020 1955 6 Achim Schumacher Systematische Untersuchungen zur Messung der Newtonschen Gravitationskonstanten mit einem Pendelresonator PDF 3 89 MB August 1999 abgerufen am 18 November 2009 Dissertation Universitat Wuppertal Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gravitationskonstante Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Frank Groteluschen Gravitationskonstante Die Schwere der Schwerkraft Deutschlandfunk de 28 September 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b CODATA Recommended Values Newtonian constant of gravitation National Institute of Standards and Technology abgerufen am 20 Mai 2019 Wert fur die Gravitationskonstante a b c d Clive Speake Terry Quinn The search for Newton s constant In Physics Today Band 67 Nr 7 2014 S 27 doi 10 1063 PT 3 2447 CODATA Recommended Values Newtonian constant of gravitation over h bar c National Institute of Standards and Technology abgerufen am 20 Mai 2019 Wert fur die Gravitationskonstante in naturlichen Einheiten David F Bartlett Why is it so easy to underestimate systematic errors when measuring G Phil Trans R Soc A 372 2014 doi 10 1098 rsta 2014 0021 freier Volltext Henry Cavendish Experiments to determine the Density of the Earth Phil Trans R Soc B 88 469 526 1798 PDF englisch a b Qing Li et al Measurements of the gravitational constant using two independent methods Nature 560 S 582 588 2018 29 August 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gravitationskonstante amp oldid 233765949