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Die drei Keplerschen Gesetze sind die fundamentalen Gesetzmassigkeiten des Umlaufs der Planeten um die Sonne Johannes Kepler fand die Gesetze Anfang des 17 Jahrhunderts als er das fast heliozentrische System nach Kopernikus an die genauen astronomischen Beobachtungen von Tycho Brahe anzupassen versuchte und dabei die Sonne als mathematischen Bezugspunkt wahlte Ende des 17 Jahrhunderts konnte Isaac Newton die Keplerschen Gesetze in der von ihm begrundeten klassischen Mechanik als exakte Losung des Zweikorperproblems herleiten wenn zwischen den beiden Korpern eine Anziehungskraft herrscht die mit dem Quadrat des Abstands abnimmt Die Keplerschen Gesetze lauten Erstes Keplersches Gesetz Die Bahn eines jeden Planeten ist eine Ellipse in deren einem Brennpunkt die Sonne steht Zweites Keplersches Gesetz Die Geschwindigkeit der Planeten auf ihrer Bahn variiert so dass ein von der Sonne zum Planeten gezogener Fahrstrahl in gleichen Zeiten gleich grosse Flachen uberstreicht Drittes Keplersches Gesetz Die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich zueinander wie die Kuben die dritten Potenzen der grossen Halbachsen ihrer Bahnellipsen Die Keplerschen Gesetze gelten fur die Planeten im Sonnensystem in guter Naherung Die wahren Positionen am Himmel weichen meist weniger als eine Winkelminute ca 1 30 Vollmonddurchmesser von den berechneten ab Die Abweichungen werden als Bahnstorungen bezeichnet und beruhen vor allem darauf dass die Planeten nicht nur durch die Sonne angezogen werden sondern sich auch untereinander anziehen Weitere sehr viel kleinere Korrekturen konnen mit der allgemeinen Relativitatstheorie berechnet werden Die Aufstellung der Keplerschen Gesetze stellte bei der Uberwindung der mittelalterlichen hin zur neuzeitlichen Wissenschaft einen wesentlichen Schritt dar Sie sind bis heute von grundlegender Bedeutung in der Astronomie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Keplers Ausgangspunkt 1 2 Keplers Vorgehensweise 1 3 Entwicklung des Geltungsbereichs 2 Herleitung und moderne Darstellung 2 1 Erstes Keplersches Gesetz Ellipsensatz 2 2 Zweites Keplersches Gesetz Flachensatz 2 3 Drittes Keplersches Gesetz 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKeplers Ausgangspunkt Bearbeiten Kepler war uberzeugt vom heliozentrischen System von Kopernikus 1543 weil es konzeptionell einfacher war und mit weniger angenommenen Kreisen und Parametern auskam als das geozentrische System von Ptolemaus das seit ca 150 n Chr vorherrschte Das kopernikanische System ermoglichte zudem weitergehende Fragestellungen denn erstmals wurde hier ohne weitere Hypothesen zu bemuhen die Grosse aller Planetenbahnen im Verhaltnis zur Grosse der Erdbahn eindeutig festgelegt Fur diese von Kopernikus gefundenen Grossenverhaltnisse suchte Kepler sein Leben lang nach einer tieferen Erklarung Weiter war damals klar geworden dass die Planeten nicht von festen rotierenden Kristallspharen entlang ihrer Deferenten und Epizykel bewegt werden konnten denn nach den Beobachtungen von Tycho Brahe am Kometen von 1577 hatte dieser mehrere solcher Schalen durchschlagen mussen Offenbar fanden Kometen und Planeten selbststandig ihren Weg durch den Raum Auch ihre Geschwindigkeiten die sich aus der Grosse ihrer Bahn und ihrer Umlaufzeit ermitteln liessen standen zu den philosophisch begrundeten Annahmen im ptolemaischen System im Gegensatz Dass die Geschwindigkeiten langs der Bahn nicht konstant blieben war zwar altbekannt verlangte aber nun ebenso wie die Form der Bahnen nach einer neuen Erklarung All dies bewog Kepler in der Astronomie den entscheidenden Schritt zu machen fur die Planetenbewegung physikalische Ursachen anzunehmen also solche die sich schon beim Studium irdischer Bewegungen zeigten Damit widersprach er der bis dahin sakrosankten aristotelischen Lehre nach der es zwischen Himmel und Erde einen prinzipiellen Gegensatz gebe und leistete einen bedeutenden Beitrag zur kopernikanischen Wende 1 Um dies genauer zu erforschen war zuerst eine Bestimmung der tatsachlichen Planetenbahnen notwendig Dafur standen Kepler die Daten aus Tychos jahrzehntelangen Himmelsbeobachtungen zur Verfugung die nicht nur wesentlich genauer waren Unsicherheit maximal ca zwei Winkelminuten als die immer noch benutzten Daten aus der Antike sondern sich zum ersten Mal auch uber grosse Teile der Planetenbahnen erstreckten Bei der Auswertung dieser Daten folgte Kepler konsequent der neuartigen Leitidee dass die physikalische Ursache der Planetenbewegungen in der Sonne liegt und nicht in dem fiktiven Punkt namens mittlere Sonne der von Ptolemaus eingefuhrt und von Kopernikus in den ansonsten leeren Mittelpunkt desjenigen Kreises gesetzt worden war den er der Erde zugewiesen hatte Dabei stellte Kepler sich vor die wirkliche Sonne wirke auf die Planeten wie ein Magnet und fuhrte dieses Bild auch detailliert aus Bei seiner Arbeit betrat Kepler auch in einer zweiten Hinsicht Neuland Zum Ausgangspunkt der Analyse der Bahnen nahm er anders als alle fruheren Astronomen nicht die von den Philosophen seit Platon und Aristoteles vorgeschriebene gleichformige Kreisbewegung der dann weitere gleichformige Kreisbewegungen hinzugefugt wurden Epizykeltheorie um die Abweichungen von den am Himmel beobachteten Planetenpositionen zu verringern Vielmehr versuchte er aus den Himmelsbeobachtungen die tatsachlichen Bahnen und die veranderliche Geschwindigkeit mit der die Planeten auf ihnen laufen zunachst direkt zu rekonstruieren Zum Dritten betrat Kepler auch in der Art der Darstellung seiner Arbeit Neuland Ublich war bei Astronomen bis dahin dass sie ihr System erst im fertig ausgearbeiteten Zustand veroffentlichten Sie erklarten wie es Stuck fur Stuck aufzubauen sei indem sie fur jede der notigen Einzelannahmen philosophische oder theologische Begrundungen anfuhrten Kepler hingegen beschrieb Schritt fur Schritt den tatsachlichen Fortgang seiner jahrelangen Arbeit einschliesslich seiner zwischenzeitlichen Fehlschlage aufgrund von untauglichen Ansatzen wie etwa eine ovale Form der Bahn Im Jahr 1609 veroffentlichte er den ersten Teil seiner Ergebnisse mit dem bezeichnenden Titel Astronomia Nova mit dem Zusatz Neue Astronomie ursachlich begrundet oder Physik des Himmels nach Beobachtungen des Edelmanns Tycho Brahe Das Werk gipfelt in den beiden ersten Keplerschen Gesetzen die fur jede Planetenbahn einzeln gelten Keplers tiefere Erklarung des gesamten Systems und der Beziehungen der Planetenbahnen untereinander erschien 1619 unter dem Titel Harmonices mundi Harmonien der Welt Darin findet sich eher beilaufig ein Satz der die Bahnen verschiedener Planeten aufeinander bezieht und spater als das dritte Keplersche Gesetz bekannt wurde Keplers Vorgehensweise Bearbeiten Keplers erstes Ergebnis bei der Arbeit war dass weder das ptolemaische noch das kopernikanische System die Planetenpositionen hinreichend genau wiedergeben konnte auch nicht nach Verbesserung einzelner Parameter z B der Exzentrizitaten Er benutzte diese Modelle aber weiter als Naherung um aus Tychos Beobachtungen diejenigen auszuwahlen die fur genauere Charakterisierung der Bahnen am geeignetsten waren So fand er dass die exzentrischen Bahnen von Mars und Erde gegenuber den Fixsternen mit hinreichender Genauigkeit fest bleiben dass jede in einer Ebene verlauft in der auch die Sonne steht und dass die beiden Bahnebenen leicht gegeneinander geneigt sind So konnte Kepler annehmen dass der Mars obwohl seine genaue Bahn noch unbekannt war nach jedem seiner Umlaufe um die Sonne wieder die gleiche Position im Weltraum einnimmt auch wenn er von der Erde aus gesehen an verschiedenen Himmelspositionen erscheint weil dann die Erde jedes Mal an einer anderen Stelle ihrer Bahn steht Daraus bestimmte er zunachst mit ca vierstelliger Genauigkeit die Erdbahn Auf dieser Basis wertete er die ubrigen Beobachtungen des Mars aus bei dem die Abweichungen von einer Kreisbahn deutlicher sind als bei der Erde Als er nach vielen Fehlschlagen und langem Probieren den Maximalfehler bei der Position des Mars am Himmel nicht unter acht Winkelminuten etwa 1 4 Vollmonddurchmesser drucken konnte nahm er einen weiteren Anlauf und fand halbwegs zufallig dass die Marsbahn am besten durch eine Ellipse wiederzugeben ist wobei die Sonne in einem ihrer Brennpunkte steht Dieses Ergebnis bestatigte sich auch bei der Erdbahn und es passte auch zu allen anderen von Tycho beobachteten Planeten Kepler war bekannt dass auch eine ellipsenformige Bahn exakt aus zwei Kreisbewegungen zusammengesetzt werden kann er beachtete diese Moglichkeit aber nicht weiter Zur genauen Darstellung der Bewegung mussten diese Kreisbewegungen namlich um ihre jeweiligen Mittelpunkte mit variabler Geschwindigkeit ablaufen wofur kein physikalischer Grund ersichtlich sei Kepler did not make use of the epicyclic generation of the ellipse because it does not agree with the natural causes which produce the ellipse 2 Bei der anschliessenden Suche nach dem Gesetz uber den gesamten Aufbau des Sonnensystems die wiederum etwa ein Jahrzehnt dauerte verfolgte Kepler die Idee einer dem Schopfungsplan zugrunde liegenden Harmonie die sich wie im Fall der Harmonie in der Musik in einfachen Zahlenbeziehungen auffinden lassen musste Sein Ergebnis publizierte er 1619 als Harmonice mundi Harmonien der Welt Fur die spatere Astronomie ist darin von bleibendem Wert nur die kurze Mitteilung im 5 Buch des Werks nach der die Quadrate der Umlaufzeiten aller Planeten im selben Verhaltnis stehen wie in modernen Worten die dritten Potenzen der grossen Halbachsen ihrer Bahnellipsen Kepler suchte auch nach einer physikalischen Erklarung wie die Sonne auf die Planeten einwirken konne um die beobachteten Bewegungen zu verursachen Seine Uberlegungen zu einer magnetischen Fernwirkung oder einer den Planeten innewohnenden Anima motrix blieben aber fruchtlos Spater konnte Isaac Newton nachweisen dass die drei Keplerschen Gesetze die exakte Losung der Bewegung eines Korpers unter der Einwirkung einer Kraft nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz wiedergeben Dies gilt als ein bedeutender Schritt bei der Entwicklung der klassischen Mechanik und der modernen Naturwissenschaft insgesamt 3 4 5 6 Entwicklung des Geltungsbereichs Bearbeiten Kepler formulierte die Gesetze fur die Planeten die ihm bekannt waren Nach dem kosmologischen Prinzip sind sie aber uberall im Universum gultig Das heliozentrische Sonnensystem ist der weitaus bedeutendste Anwendungsfall daher werden die Keplerschen Gesetze in der Literatur haufig nur eingeschrankt fur Planeten formuliert Sie gelten aber ebenso auch fur Monde den Asteroidengurtel und die Oortsche Wolke oder die Ringe des Jupiter und Saturn fur Sternhaufen wie auch fur Objekte auf der Umlaufbahn um das Zentrum einer Galaxie und fur alle anderen Objekte im Weltall Ausserdem bilden sie die Basis der Raumfahrt und erklaren die Bahnen der Satelliten In kosmischem Massstab beginnen sich aber relativistische Effekte auszuwirken und die Differenzen zum Keplermodell dienen primar als Prufkriterium fur die entsprechenden moderneren Konzepte uber Astrophysik Die Formungsmechanismen in Spiralgalaxien etwa lassen sich mit einem rein auf den Keplerschen Gesetzen beruhenden Modell nicht mehr stimmig nachvollziehen Herleitung und moderne Darstellung BearbeitenKepler suchte nach Gesetzen mit denen die beobachteten Planetenbewegungen zu beschreiben sind Die Gesetze die er fand sind daher empirisch Newton fand 70 Jahre spater das nach ihm benannte Gravitationsgesetz aus dem er diese Gesetze theoretisch herleiten konnte Demnach gelten die Keplerschen Gesetze ebenso fur alle zentralsymmetrischen Kraftfelder bei denen die Kraft mit wachsendem Abstand der beiden Korper proportional zum Quadrat des Abstandes abnimmt also insbesondere auch fur die elektrostatische Coulombkraft In stark abgekurzter Weise kann heute die Herleitung der Keplerschen Gesetze aus der Newtonschen Theorie der Bewegung so dargestellt werden Das erste Gesetz folgt aus der Clairautschen Gleichung 7 die eine vollstandige Losung einer Bewegung in rotationssymmetrischen Kraftfeldern beschreibt 8 Das zweite Gesetz ist eine geometrische Deutung der Drehimpulserhaltung 9 Das dritte Gesetz folgt aus der Keplergleichung mittels Integration aus dem zweiten 10 alternativ folgt es mittels des Hodographen direkt aus den Newtonschen Gesetzen 11 Zudem folgt es nach dem Prinzip der mechanischen Ahnlichkeit direkt aus dem invers quadratischen Zusammenhang zwischen der Gravitationskraft und dem Abstand 12 Erstes Keplersches Gesetz Ellipsensatz Bearbeiten nbsp Erstes Keplersches Gesetz Umlaufbahn des Massepunktes m um das Schwerezentrum M Der zweite geometrische Brennpunkt der elliptischen Flugbahn ist als roter Punkt dargestellt Die Umlaufbahn eines Trabanten um einen Stern ist eine raumfeste ebene Ellipse die einen ihrer Brennpunkte am Ort des Sterns hat Dieses Gesetz ergibt sich aus Newtons Gravitationsgesetz Die Energie eines Trabanten mit Masse m displaystyle m nbsp im Newtonschen Gravitationsfeld der Sonne mit Masse M displaystyle M nbsp ist in Kugelkoordinaten mit der Sonne bei r 0 displaystyle r 0 nbsp E E k i n E p o t 1 2 m r 2 r 2 ϕ 2 G M m r displaystyle E E mathrm kin E mathrm pot frac 1 2 m dot r 2 r 2 dot phi 2 frac GMm r nbsp Mit Hilfe des Drehimpulses L m r 2 d ϕ d t displaystyle L mr 2 d phi dt nbsp und d r d t d r d ϕ d ϕ d t r d r d ϕ ϕ displaystyle frac dr dt frac dr d phi frac d phi dt Rightarrow dot r frac dr d phi dot phi nbsp lasst sich die Energiegleichung zu d r d ϕ 2 2 m r 4 L 2 E G M m r L 2 2 m r 2 displaystyle left frac dr d phi right 2 2m frac r 4 L 2 left E frac GMm r frac L 2 2mr 2 right nbsp umformen Diese Differentialgleichung wird mit dem Ansatz r ϕ p 1 e cos ϕ displaystyle r phi frac p 1 varepsilon cdot cos phi nbsp gelost der die allgemeine Formel eines Kegelschnitts mit Parameter p displaystyle p nbsp und numerischer Exzentrizitat e displaystyle varepsilon nbsp darstellt Dazu wird die Ableitung d r d ϕ p e sin ϕ 1 e cos ϕ 2 r 2 e sin ϕ p displaystyle frac dr d phi frac p varepsilon cdot sin phi 1 varepsilon cdot cos phi 2 frac r 2 varepsilon cdot sin phi p nbsp quadriert und daraus ϕ displaystyle phi nbsp eliminiert was erneutes durch Einsetzen des umgestellten Ansatzes e cos ϕ p r 1 displaystyle varepsilon cdot cos phi frac p r 1 nbsp gelingt Es folgt d r d ϕ 2 r 4 e 2 1 cos 2 ϕ p 2 r 4 p 2 e 2 p r 1 2 r 4 p 2 e 2 1 2 p r p 2 r 2 displaystyle left frac dr d phi right 2 frac r 4 varepsilon 2 1 cos 2 phi p 2 frac r 4 p 2 left varepsilon 2 left frac p r 1 right 2 right frac r 4 p 2 left varepsilon 2 1 frac 2p r frac p 2 r 2 right nbsp Daher ist die Energiegleichung erfullt wenn die beiden Parameter wie folgt festgelegt werden p L m 2 G M und e 1 2 E m L m 2 G 2 M 2 displaystyle p frac frac L m 2 GM text und varepsilon sqrt 1 frac 2 frac E m frac L m 2 G 2 M 2 nbsp Der Parameter p displaystyle p nbsp und die numerische Exzentrizitat e displaystyle varepsilon nbsp sind die Gestaltelemente der Bahn Fur den Fall E lt 0 displaystyle E lt 0 nbsp also 0 lt e lt 1 displaystyle 0 lt varepsilon lt 1 nbsp gilt Der durch r ϕ displaystyle r phi nbsp beschriebene Kegelschnitt ist eine Ellipse mit einem Brennpunkt bei r 0 displaystyle r 0 nbsp Damit ist das erste Keplersche Gesetz hergeleitet Die Ellipse besitzt folgende Eigenschaften Beschreibung der Ellipse Grosse Halbachse a p 1 e 2 displaystyle a frac p 1 varepsilon 2 nbsp Kleine Halbachse b p 1 e 2 displaystyle b frac p sqrt 1 varepsilon 2 nbsp Brennpunkte in x y Koordinaten F 1 0 0 displaystyle F 1 0 0 nbsp F 2 2 e p 1 e 2 0 displaystyle F 2 left frac 2 varepsilon p 1 varepsilon 2 0 right nbsp r minimal Perizentrum P p 1 e 0 displaystyle P left frac p 1 varepsilon 0 right nbsp r maximal Apozentrum A p 1 e 0 displaystyle A left frac p 1 varepsilon 0 right nbsp In dieser Herleitung wurde zur Vereinfachung das Kraftzentrum die Sonne als ruhend angenommen Fur die genaue Herleitung aus der Newtonschen Mechanik mussen Trabant und Sonne als Zweikorpersystem behandelt werden Bei ruhendem Massenmittelpunkt bewegen sich dann beide Korper Aus dieser exakten Behandlung ergibt sich fur die Bewegung der Korper relativ zueinander die gleiche Losung wie oben es muss nur die Masse m displaystyle m nbsp des Trabanten durch die reduzierte Masse m 1 m M displaystyle m 1 m M nbsp ersetzt werden Es spielt auch keine Rolle ob die Bahn vom Massenmittelpunkt dem Baryzentrum aus beschrieben wird statt von der Sonne aus Nur die Bahnellipse schrumpft um denselben Faktor 1 1 m M displaystyle 1 1 m M nbsp der sich beim Erde Sonne System nur um 10 6 von 1 unterscheidet Ferner ist die obige Rechnung fur eine anziehende Kraft formuliert worden Fur eine abstossende Kraft wie z B zwischen zwei gleichnamigen elektrischen Ladungen muss nur das Vorzeichen von M displaystyle M nbsp bzw p displaystyle p nbsp umgedreht werden nbsp Zwei Korper kreisen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt hier auf Kreisbahnen als Spezialform der EllipseZweites Keplersches Gesetz Flachensatz Bearbeiten nbsp Zweites Keplersches Gesetz Elliptische Flugbahn blau eines Himmelskorpers um zwei Brennpunkte schwarz mit Schwerezentrum im linken Brennpunkt Die beispielhaft ausgewahlten blauen Flachen werden vom Fahrstrahl des Himmelskorpers in der gleichen Zeitdauer uberstrichen und sind gleich gross In gleichen Zeiten uberstreicht der Fahrstrahl gleiche Flachen Unter dem Fahrstrahl versteht man die Verbindungslinie zwischen dem Schwerpunkt eines Himmelskorpers z B eines Planeten oder Mondes und dem Gravizentrum z B in erster Naherung der Sonne respektive des Planeten um das er sich bewegt nbsp Illustration zur Herleitung des Flachensatzes aus einem kleinen Zeitschritt Die drei Hilfslinien sind Parallelen in jeweils gleichem Abstand Eine einfache Herleitung ergibt sich wenn man die Flachen betrachtet die der Fahrstrahl in kleinen Zeitabschnitten zurucklegt und die Kraft als momentanen Kraftstoss nur jeweils am Ende eines Abschnitts einwirken lasst Lasst man die Zeitschritte infinitesimal kleiner werden so erhalt man die Bahnbewegung bei kontinuierlich einwirkender Kraft In der Graphik rechts sei Z das Kraftzentrum Der Trabant bewegt sich im Zeitabschnitt D t displaystyle Delta t nbsp zunachst von A nach B Wurde sich seine Geschwindigkeit nicht andern so wurde er sich im nachsten Zeitschritt D t displaystyle Delta t nbsp von B nach C bewegen Da die beiden Dreiecke ZAB und ZBC die Seite ZB gemeinsam haben und zu dieser Seite auch eine gleich grosse Hohe Projektion von AB bzw BC auf die Normale zu ZB beinhalten sie auch die gleiche Flache Wirkt nun im Punkt B eine Kraft in Richtung Z so wird die Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp um ein D v displaystyle Delta v nbsp abgelenkt das parallel zur Strecke ZB ist Statt bei C landet der Trabant also bei C Da auch die beiden Dreiecke ZBC und ZBC dieselbe Basis und die gleiche Hohe haben ist auch ihre Flache gleich Damit gilt der Flachensatz fur die beiden kleinen Zeitabschnitte der Lange D t displaystyle Delta t nbsp und nach dem Grenzubergang D t 0 displaystyle Delta t rightarrow 0 nbsp auch fur die gekrummte Bahnkurve Eine formelmassige Herleitung geht von der in einem infinitesimalen Zeitschritt uberstrichenen Flache F displaystyle F nbsp aus F t t d t 1 2 r t r t d t L 2 m d t displaystyle F t t mathrm d t frac 1 2 mathrm r t times mathbf dot r t mathrm d t frac L 2m mathrm d t nbsp Da fur eine Zentralkraft der Drehimpuls wegen L m r r r r m r r m r f r r 0 displaystyle mathbf dot L m mathbf dot r times mathbf dot r mathbf r times mathbf ddot r m mathbf r times mathbf ddot r m mathbf r times f r mathbf r mathbf 0 nbsp konstant ist ist das Flachenintegral somit gerade F t 0 t 1 1 2 t 0 t 1 r t r t d t 1 2 L m t 0 t 1 d t L 2 m t 1 t 0 displaystyle F t 0 t 1 frac 1 2 int t 0 t 1 mathbf r t times mathbf dot r t mathrm d t frac 1 2 frac L m int t 0 t 1 mathrm d t frac L 2m t 1 t 0 nbsp Fur gleiche Zeitdifferenzen t 1 t 0 displaystyle t 1 t 0 nbsp ist also die uberstrichene Flache gleich gross Das zweite Keplersche Gesetz definiert also sowohl die geometrische Grundlage einer astrometrischen Bahn als Bahn in einer Ebene als auch deren Bahndynamik das zeitliche Verhalten Kepler formulierte das Gesetz nur fur den Umlauf der Planeten um die Sonne es gilt aber auch auf nicht geschlossenen Bahnen Das zweite Keplersche Gesetz ist im Gegensatz zu den anderen beiden Gesetzen nicht auf die 1 r 2 displaystyle 1 r 2 nbsp Kraft der Gravitation beschrankt tatsachlich ging Kepler mit seiner Anima motrix auch von einer 1 r displaystyle 1 r nbsp Kraft aus sondern gilt allgemein fur alle Zentralkrafte und Bewegungen mit konstantem Drehimpuls Kepler war lediglich an einer Beschreibung der Planetenbahnen interessiert doch ist das zweite Gesetz bereits die erste Formulierung des Gesetzes das wir heute als Drehimpulserhaltung kennen Das zweite Keplersche Gesetz kann als spezielle Formulierung des Drehimpulssatzes gesehen werden siehe auch Drallsatz Flachensatz Das zweite Keplersche Gesetz hat zwei grundlegende Konsequenzen auch fur die Bewegungsverhaltnisse in Mehrkorpersystemen sowohl fur Sonnensysteme als auch fur die Raumfahrt Die Konstanz des Bahnnormalenvektors besagt dass elementare Himmelsmechanik ein ebenes Problem ist Tatsachlich ergeben sich auch hier Abweichungen durch die Volumina der Himmelskorper sodass Masse ausserhalb der Bahnebene liegt und die Bahnebenen prazedieren ihre Lage im Raum verandern Daher liegen die Bahnen der Planeten nicht alle in einer Ebene der idealen Sonnensystemebene der Ekliptik sie zeigen vielmehr eine Inklination und auch Periheldrehung zudem schwankt auch die ekliptikale Breite der Sonne Umgekehrt ist es verhaltnismassig leicht einen Raumflugkorper in der Sonnensystemebene zu bewegen aber enorm aufwandig etwa eine Sonde uber dem Nordpol der Sonne zu platzieren Die Konstanz der Flachengeschwindigkeit besagt dass von einer gedachten Verbindungslinie zwischen dem Zentralkorper genauer dem Schwerpunkt der beiden Himmelskorper und einem Trabanten in gleichen Zeiten stets die gleiche Flache uberstrichen wird Ein Korper bewegt sich also schneller wenn er sich nahe an seinem Schwerezentrum befindet und umso langsamer je weiter er davon entfernt ist Dies gilt beispielsweise fur den Lauf der Erde um die Sonne wie auch fur den Lauf des Mondes oder eines Satelliten um die Erde Eine Bahn stellt sich als dauerndes freies Fallen nahes Vorbeischwingen um den Schwerpunkt und Wiederaufsteigen zum fernsten Kulminationspunkt der Bahn dar Der Korper wird immer schneller hat im Perizentrum zentrumsnachsten Punkt die hochste Geschwindigkeit und wird ab dann immer langsamer bis zum Apozentrum zentrumsfernsten Punkt von dem aus er wieder beschleunigt So gesehen ist die Keplerellipse ein Spezialfall des schiefen Wurfs der sich in seiner Bahn schliesst Diese Uberlegung spielt in der Raumfahrtphysik eine zentrale Rolle wo es darum geht mit einem passend gewahlten Anfangsimpuls durch den Start eine geeignete Umlaufbahn zu erzeugen Je kreisahnlicher die Bahn desto gleichmassiger die Umlaufgeschwindigkeit Drittes Keplersches Gesetz Bearbeiten nbsp Darstellung der Beziehung zwischen Orbitalradius und OrbitalperiodeDie Quadrate der Umlaufzeiten T 1 displaystyle T 1 nbsp und T 2 displaystyle T 2 nbsp je zweier Trabanten um ein gemeinsames Zentrum sind proportional zu den dritten Potenzen der grossen Halbachsen a 1 displaystyle a 1 nbsp und a 2 displaystyle a 2 nbsp ihrer Ellipsenbahnen oder Die Quadrate der Umlaufzeiten stehen im gleichen Verhaltnis wie die Kuben dritten Potenzen der grossen Halbachsen T 1 T 2 2 a 1 a 2 3 displaystyle left frac T 1 T 2 right 2 left frac a 1 a 2 right 3 nbsp drittes Keplersches GesetzKepler verwendete fur die halben Bahnachsen a 1 2 displaystyle a 1 2 nbsp die mittleren Entfernungen von der Sonne im Sinne des Mittels von Periheldistanz und Apheldistanz C T 2 a 3 displaystyle C frac T 2 a 3 nbsp drittes Keplersches Gesetz massenunabhangige Formulierung mit Kepler Konstante der Zentralmasse Gausssche Gravitationskonstante des Sonnensystems In Kombination mit dem Gravitationsgesetz erhalt das dritte Keplersche Gesetz fur die Bewegung zweier Massen M displaystyle M nbsp und m displaystyle m nbsp die Form T 2 4 p 2 G M m a 3 4 p 2 G M a 3 displaystyle T 2 frac 4 pi 2 G M m cdot a 3 approx frac 4 pi 2 GM cdot a 3 nbsp drittes Keplersches Gesetz Formulierung mit zwei MassenDabei gilt die Naherung wenn die Masse m displaystyle m nbsp vernachlassigbar klein im Vergleich zu M displaystyle M nbsp ist etwa im Sonnensystem Durch diese Form kann man etwa die Gesamtmasse von Doppelsternsystemen aus der Messung der Umlaufdauer und des Abstandes bestimmen Berucksichtigt man die unterschiedlichen Massen zweier Himmelskorper und obige Formel so lautet eine exaktere Formulierung des dritten Keplerschen Gesetzes T 1 T 2 2 a 1 a 2 3 M m 2 M m 1 displaystyle left frac T 1 T 2 right 2 left frac a 1 a 2 right 3 frac M m 2 M m 1 nbsp drittes Keplersches Gesetz Formulierung mit drei MassenOffensichtlich gewinnt die Abweichung nur dann an Bedeutung wenn beide Trabanten sich stark in ihren Massen unterscheiden und das Zentralobjekt eine Masse M displaystyle M nbsp hat die von der eines der beiden Trabanten nicht stark abweicht Das dritte Keplersche Gesetz gilt dabei fur alle Krafte die quadratisch mit dem Abstand abnehmen wie man auch leicht aus der Skalenbetrachtung herleiten kann In der Gleichung m d 2 r d t 2 G M m r 2 displaystyle m frac d 2 r dt 2 frac GMm r 2 nbsp taucht r displaystyle r nbsp in der dritten Potenz und t displaystyle t nbsp quadratisch auf Unter einer Skalentransformation r a r t b t displaystyle r alpha r t beta t nbsp erhalt man somit dieselbe Gleichung wenn a 3 b 2 displaystyle alpha 3 beta 2 nbsp ist Andererseits ist dadurch schnell erkennbar dass das Analogon des dritten Keplerschen Gesetzes fur geschlossene Bahnen in einem 1 r k displaystyle 1 r k nbsp Kraftfeld fur beliebiges k displaystyle k nbsp gerade a 1 a 2 k 1 T 1 T 2 2 displaystyle a 1 a 2 k 1 T 1 T 2 2 nbsp lautet 13 Siehe auch BearbeitenHohmann Transfer die Verbindungsbahn zweier Keplerbahnen der Raumfahrt Spezifischer Drehimpuls relativ einfache Herleitung der Keplerschen Gesetze ausgehend von der DrehimpulserhaltungLiteratur BearbeitenJohannes Kepler Astronomia nova aitiologetos seu Physica coelestis In Max Caspar Hrsg Gesammelte Werke Band 3 C H Beck Munchen 1938 Johannes Kepler Harmonices Mundi libri V In Max Caspar Hrsg Gesammelte Werke Band 6 C H Beck Munchen 1990 ISBN 3 406 01648 0 Andreas Guthmann Einfuhrung in die Himmelsmechanik und Ephemeridenrechnung BI Wiss Verlag Mannheim 1994 ISBN 3 411 17051 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Keplersche Gesetze Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Walter Fendt 1 Keplersches Gesetz 2 Keplersches Gesetz HTML5 Apps Keplersche Gesetze LEIFI Joachim Hoffmuller 2 Keplersches Gesetz Flachensatz Beweis mit dynamischen Arbeitsblattern selbst nachvollziehen Geometrisch anschaulicher Beweis nach Newton ohne hohere Mathematik Java Applet Video Keplersche Gesetze der Planetenbewegungen Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1978 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 1286 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas S Kuhn Die Kopernikanische Revolution Vieweg Braunschweig 1980 ISBN 3 528 08433 2 Carl B Boyer Note on Epicycles amp the Ellipse from Copernicus to Lahire In Isis Band 38 1947 S 54 56 Der hier kursiv zitierte Satz von Kepler ist dort als direkte Ubersetzung wiedergegeben Arthur Koestler Die Nachtwandler Die Entstehungsgeschichte unserer Welterkenntnis Suhrkamp 1980 Bruce Stephenson Kepler s physical astronomy Springer Science amp Business Media Bd 13 2012 Martin Holder Die Kepler Ellipse universi Siegen 2015 online PDF abgerufen am 1 November 2017 Curtis Wilson How Did Kepler Discover His First Two Laws In Scientific American Band 226 Nr 3 1972 S 92 107 JSTOR 24927297 Guthmann II 2 37 Losung der Clairotschen Gleichung Der Fall e lt 1 S 81 f Guthmann II 1 Ein und Zweikorperproblem Einfuhrung S 64 f und 30 Die Clairotsche Gleichung S 71 ff Guthmann II 1 26 Der Flachensatz S 66 f Guthmann II 5 Bahndynamik des Keplerproblems S 108 ff David L Goodstein Judith R Goodstein Feynmans verschollene Vorlesung Die Bewegung der Planeten um die Sonne Piper Verlag GmbH Munchen 1998 L D Landau und E M Lifshitz Mechanics 3 Auflage Butterworth Heinemann Oxford 1976 ISBN 978 0 7506 2896 9 S 22 24 englisch J Wess Theoretische Mechanik Springer Kapitel uber das Zweikorperproblem Normdaten Sachbegriff GND 4365820 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keplersche Gesetze amp oldid 237553814