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In der Physik bezeichnet man als Zweikorperproblem die Aufgabe die Bewegung zweier Korper zu berechnen die ohne zusatzliche aussere Einflusse nur miteinander wechselwirken Sie bilden ein Zweikorpersystem Ein typischer Fall ist der Stoss zweier Korper soweit man alle weiteren eventuell vorhandenen ausseren Krafte wenigstens kurzzeitig vernachlassigen kann Ein anderer typischer Fall ist ein Zweikorpersystem in dem die beiden Korper sich gegenseitig mit einer Kraft anziehen oder abstossen die parallel zur Verbindungslinie zwischen den Korpern wirkt und deren Starke umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstandes ist Es folgen zwei Beispiele fur den zuletzt genannten Fall Beim Keplerproblem sind die Bahnkurven der beiden Korper Ellipsen mit gleicher Apsidenlinie gleicher Exzentrizitat und gleicher Umlaufzeit um ihr als feststehend betrachtetes Baryzentrum Sie erreichen ihre Periapsis und Apoapsis stets gleichzeitig Die Grossen der Ellipsen stehen im umgekehrten Verhaltnis der beiden Massen Die Ellipsen konnen sich auch schneiden In diesem Beispiel sind beide Massen gleich gross daher sind auch die Ellipsen gleich gross Bei geeigneten Startbedingungen bewegen sich beide Korper hier verschiedene Massen auf KreisbahnenErstes Beispiel Das Zweikorperproblem in der Astronomie Es beschreibt zwei Himmelskorper die sich gegenseitig mit der Gravitationskraft anziehen Oft sind diese Objekte aneinander gebunden und bewegen sich umeinander beispielsweise im Erde Mond System oder bei Doppelsternen Bei sehr unterschiedlichen Massen wird der grossere auch Zentralkorper genannt Zweites Beispiel Zwei geladene Teilchen die sich durch die elektrostatische Kraft anziehen oder abstossen Zwei konkrete Beispiele dafur sind Erstens Proton und Elektron im Wasserstoffatom Zweitens Alphateilchen beim Stoss mit einem Atomkern Inhaltsverzeichnis 1 Astronomie Mechanik Elektrostatik 2 Das klassische Problem 2 1 Ubergang zum aquivalenten Einkorperproblem 2 2 Gemeinsame Bewegung 2 3 Drehimpulserhaltung 2 4 Energieerhaltung 2 5 Bahnkurve 2 5 1 Kegelschnittform 2 5 2 Energie und Entartung 2 6 Zeitparameter 3 Die keplersche Losung 4 Inverses Problem Bahnbestimmung 5 Grenzen der Zweikorperlosung 5 1 Mehrere Korper 5 2 Abweichung von der Kugelgestalt 5 3 Storungstheorie 5 4 Zweikorpersysteme in der Allgemeinen Relativitatstheorie 6 Fussnoten 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksAstronomie Mechanik Elektrostatik BearbeitenDas Zweikorperproblem in der Astronomie wird auch als Keplerproblem bezeichnet weil Johannes Kepler in den drei nach ihm benannten Gesetzen als Erster die genaue Form der Bewegung fur gebundene Zweikorpersysteme angeben konnte Ihre Herleitung ist eine Standardaufgabe der klassischen Mechanik die zuerst von Isaac Newton gelost wurde 1 Die nach der klassischen Mechanik berechneten Bewegungen zeigen sich auch dann wenn zusatzliche aussere Krafte wirken diese sich aber fur jeden der beiden Korper gerade aufheben Ein Beispiel ist das reibungsfreie Gleiten zweier schwerer Korper auf einer horizontalen Flache die die Gewichtskrafte gerade neutralisiert z B naherungsweise beim Paarlaufen auf dem Eis oder beim Stoss zweier gleitender oder rollender Korper Auch wenn das Zweikorpersystem sich in einem homogenen Schwerkraftfeld befindet gelten in seinem Schwerpunktsystem die Gesetze des Zweikorperproblems Mit einem elektrostatischen Kraftfeld hat das Keplerproblem dieselben Losungen wie mit der Gravitation Da die Anwendungen sich hier aber vor allem auf das Innere von Atomen beziehen siehe Bohr Sommerfeldsches Atommodell ist die Quantennatur der atomaren Teilchen zu berucksichtigen Daher ist fur eine befriedigende Darstellung das quantenmechanische Zweikorperproblem zu losen Dies zeigt im Fall zweier ununterscheidbarer Teilchen z B beim Stoss zweier Elektronen oder zweier gleicher Atomkerne ein grundsatzlich anderes Verhalten als nach der klassischen Mechanik Das klassische Problem BearbeitenDa nur die zwei Korper Massen m 1 m 2 displaystyle m 1 m 2 nbsp Orte x 1 x 2 displaystyle vec x 1 vec x 2 nbsp aufeinander einwirken heissen die Bewegungsgleichungen m 1 x 1 F 1 2 displaystyle m 1 ddot vec x 1 vec F 1 2 nbsp m 2 x 2 F 2 1 displaystyle m 2 ddot vec x 2 vec F 2 1 nbsp Dabei konnen die Krafte F 1 2 F 2 1 displaystyle vec F 1 2 vec F 2 1 nbsp nach dem Relativitatsprinzip nur von der relativen Position der Korper zueinander abhangen Der Vektor r x 1 x 2 displaystyle vec r vec x 1 vec x 2 nbsp beschreibt die Lage des zweiten Korpers relativ zum ersten der Vektor R displaystyle vec R nbsp ist der Ortsvektor des Schwerpunkts oder Baryzentrums des Systems Zudem sind die beiden Krafte nach dem 3 Newtonschen Axiom entgegengesetzt gleich F 1 2 F 2 1 F r displaystyle vec F 1 2 vec F 2 1 vec F vec r nbsp Ubergang zum aquivalenten Einkorperproblem Bearbeiten nbsp Mathematische Modellierung der Lage zweier Korper im Raum x 1 displaystyle mathbf x 1 nbsp und x 2 displaystyle mathbf x 2 nbsp sind vom Koordinatenursprung O displaystyle mathcal O nbsp ausgehende PositionsvektorenMan rechnet nun in Relativ und Schwerpunktkoordinaten siehe Abbildung r x 1 x 2 displaystyle vec r vec x 1 vec x 2 nbsp R m 1 x 1 m 2 x 2 M displaystyle vec R frac m 1 vec x 1 m 2 vec x 2 M nbsp M m 1 m 2 displaystyle M m 1 m 2 nbsp ist die Gesamtmasse Durch Addition geeigneter Vielfacher der beiden obigen Bewegungsgleichungen erhalt man nun zwei entkoppelte Bewegungsgleichungen R 0 displaystyle ddot vec R 0 nbsp r 1 m 1 1 m 2 F 1 2 displaystyle ddot vec r left frac 1 m 1 frac 1 m 2 right vec F 1 2 nbsp Die erste Gleichung besagt dass der Massenschwerpunkt eine geradlinig gleichformige Bewegung beschreibt wie es auch aus dem allgemeinen Schwerpunktsatz zu folgern ist Die zweite Gleichung wird umformuliert zu m r F r displaystyle mu ddot vec r vec F vec r nbsp wobei m 1 m 1 1 m 2 1 m 1 m 2 M displaystyle mu left frac 1 m 1 frac 1 m 2 right 1 frac m 1 m 2 M nbsp als die reduzierte Masse des Zweikorperproblems bezeichnet wird m displaystyle mu nbsp ist stets kleiner als die kleinere der beiden Massen und nahert sich ihr an wenn die grossere Masse gegen unendlich strebt Diese Bewegungsgleichung besagt dass die Relativkoordinate r t displaystyle vec r t nbsp sich so verhalt als ob ein Korper der Masse m displaystyle mu nbsp sich in einem ortsfesten Kraftfeld F r displaystyle vec F vec r nbsp bewegt Dies ist das aquivalente Einkorperproblem Fur alle Falle in denen die Starke der Kraft von einer Potenz des Abstandes r displaystyle r nbsp abhangt ist es zuerst von Newton gelost worden Gemeinsame Bewegung Bearbeiten nbsp Taumelbewegung zweier ungleich grosser Massen um ihren gemeinsamen Schwerpunkt als kleiner gelber Kreis an der Spitze der gepunkteten Linie dargestellt Nachdem das Einkorperproblem durch die Bahnkurve r t displaystyle vec r t nbsp gelost ist und die Bewegung des Schwerpunktes R t displaystyle vec R t nbsp ebenfalls bekannt ist kann man wieder in die ursprunglichen Koordinaten umrechnen x 1 t R t m 2 M r t displaystyle vec x 1 t vec R t frac m 2 M vec r t nbsp x 2 t R t m 1 M r t displaystyle vec x 2 t vec R t frac m 1 M vec r t nbsp Im Schwerpunktsystem betrachtet mathematisch indem man eine Koordinatentransformation genauer eine Verschiebung um R displaystyle vec R nbsp anwendet bewegen sich also beide Korper um den Schwerpunkt der stets auf ihrer Verbindungslinie liegt und beschreiben zwei zur Kurve r t displaystyle vec r t nbsp ahnliche Kurven deren Grossenverhaltnis durch das reziproke Massenverhaltnis bestimmt ist Durch zweimaliges Differenzieren von x 1 t displaystyle vec x 1 t nbsp und Einsetzen von r M m 2 x 1 displaystyle vec r tfrac M m 2 vec x 1 nbsp sieht man dass fur den ersten Korper die Bewegungsgleichung m 1 x 1 F e f f x 1 displaystyle m 1 ddot vec x 1 vec F mathrm eff x 1 nbsp erfullt ist als ob der Korper sich in einem effektiven Kraftfeld F e f f x 1 F M m 2 x 1 displaystyle vec F mathrm eff vec x 1 vec F left frac M m 2 vec x 1 right nbsp bewegen wurde dessen Zentrum ortsfest am Schwerpunkt bleibt und dessen Starke mit dem wirklichen Kraftfeld in einer durch das Massenverhaltnis bestimmten grosseren Entfernung ubereinstimmt genauso fur den anderen Korper Wenn sich der Schwerpunkt selbst geradlinig und gleichformig bewegt und weitere geeignete Startbedingungen erfullt sind dann beschreiben die Bahnen der beiden Korper eine Art Schlangenkurve um die Bahn des Schwerpunktes In der Astronomie erlaubt diese sogenannte Taumelbewegung eine indirekte Beobachtung unsichtbarer Begleiter von Sternen wie z B Exoplaneten Drehimpulserhaltung Bearbeiten Die Kraft F 1 2 F 2 1 F r displaystyle vec F 1 2 vec F 2 1 vec F vec r nbsp liegt parallel zur Verbindungslinie r displaystyle vec r nbsp entsprechend der Problemdefinition deshalb ist sie eine Zentralkraft und ubt kein Drehmoment auf den umlaufenden Korper aus denn dieses ist durch das Vektorprodukt von Radiusvektor und Kraft gegeben r F 0 displaystyle vec r times vec F 0 nbsp Daher ist der Drehimpuls L r p displaystyle vec L vec r times vec p nbsp nach Betrag und Richtung zeitlich konstant Er ist ein Integral der Bewegung Somit erfolgt die Bewegung in einer festen Ebene denn die Vektoren r displaystyle vec r nbsp und p m r displaystyle vec p mu vec dot r nbsp liegen stets in der Ebene senkrecht zu L displaystyle vec L nbsp Aus der Konstanz des Drehimpulses folgt auch das 2 Keplersche Gesetz oder der Flachensatz der also fur jedes Zentralkraftfeld gilt In ebenen Polarkoordinaten zerfallt die vektorielle Bewegungsgleichung des Einkorperproblems in zwei gekoppelte gewohnliche Differentialgleichungen r r f 2 1 m F r displaystyle ddot r r dot varphi 2 frac 1 mu F r nbsp d d t m r 2 f 0 displaystyle frac mathrm d mathrm d t mu r 2 dot varphi 0 nbsp Die zweite dieser Gleichungen zeigt noch einmal die Erhaltung des Drehimpulses L displaystyle L nbsp denn L m r 2 f displaystyle L mu r 2 dot varphi nbsp Energieerhaltung Bearbeiten Fur das Keplerproblem im engeren Sinn ist die Kraft durch die Gravitation gegeben F r G m 1 m 2 r 2 displaystyle F r G frac m 1 m 2 r 2 nbsp Verwendet man die Definition des Drehimpulses in Polarkoordinaten um aus der anderen Differentialgleichung die Winkelgeschwindigkeit f displaystyle dot varphi nbsp zu eliminieren erhalt man ein Gesetz fur den Abstand r displaystyle r nbsp die Radialgleichung r L 2 m 2 r 3 1 m F r G M r 2 displaystyle ddot r frac L 2 mu 2 r 3 frac 1 mu F r frac GM r 2 nbsp Dies kann nach Multiplikation mit r displaystyle dot r nbsp und m displaystyle mu nbsp in der Form d d t m 2 r 2 L 2 2 m r 2 G M m r 0 displaystyle frac mathrm d mathrm d t left frac mu 2 dot r 2 frac L 2 2 mu r 2 frac GM mu r right 0 nbsp geschrieben werden Die drei Summanden in dieser Gleichung entsprechen der Reihenfolge nach dem Radialanteil der kinetischen Energie dem Winkelanteil der kinetischen Energie der als Zentrifugalpotential wie eine potentielle Energie die Radialbewegung beeinflusst sowie der potentiellen Energie des Korpers im ausseren Zentralpotential Gemeinsam ergeben sie seine Gesamtenergie E m 2 r 2 L 2 2 m r 2 G M m r displaystyle E frac mu 2 dot r 2 frac L 2 2 mu r 2 frac GM mu r nbsp die laut obiger Gleichung zeitlich konstant und somit ebenfalls ein Integral der Bewegung ist Die Gesamtenergie muss naturlich schon allein deshalb erhalten sein weil es sich bei einem Gravitationsfeld um ein konservatives Feld handelt Siehe auch den Artikel Spezifische Bahnenergie der sich naher damit befasst Bahnkurve Bearbeiten Kegelschnittform Bearbeiten Gibt man die Werte fur die beiden Integrale der Bewegung E displaystyle E nbsp und L displaystyle L nbsp vor so lasst sich die Bewegungsgleichung losen indem man zunachst die radiale Bewegung r t displaystyle r t nbsp aus der Form des Energieintegrals letzte Gleichung im obigen Abschnitt und sodann die Winkelbewegung f t displaystyle varphi t nbsp aus dem Drehimpulsintegral L m r 2 f displaystyle L mu r 2 dot varphi nbsp berechnet Allerdings fuhrt dieser Weg auf Gleichungen die man als unanschaulich bezeichnen kann da man ihnen die Form der Bahn nicht direkt ansehen kann Daher ist es ublich entweder die Radialgleichung oder das Energieintegral zunachst in eine Differentialgleichung nach dem Winkel f displaystyle varphi nbsp anstelle der Zeit umzuformen Man nimmt also r displaystyle r nbsp als Funktion von f displaystyle varphi nbsp an und betrachtet r d r d f r f displaystyle r tfrac mathrm d r mathrm d varphi tfrac dot r dot varphi nbsp die Ableitung von r displaystyle r nbsp nach dem Winkel f displaystyle varphi nbsp Hier wird der zweite Weg der das Energieintegral verwendet vorgestellt A 1 Mit der Energiegleichung aus dem vorigen Abschnitt und indem man r displaystyle dot r nbsp durch r f displaystyle r dot varphi nbsp und f displaystyle dot varphi nbsp mit Hilfe der Drehimpulsgleichung durch L m r 2 displaystyle tfrac L mu r 2 nbsp ersetzt erhalt man so E L 2 2 m r 2 r 2 r 2 1 G M m r displaystyle E frac L 2 2 mu r 2 left frac r 2 r 2 1 right frac GM mu r nbsp Die Bahnkurve die diese Gleichung lost ist wenn man die Willkur in der Wahl des Winkels f displaystyle varphi nbsp so ausnutzt dass der grosste oder kleinste Abstand vom Zentrum bei f 0 displaystyle varphi 0 nbsp liegt von der Form r f p 1 e cos f displaystyle r varphi frac p 1 varepsilon cos varphi nbsp wobei man durch Einsetzen nachrechnen kann dass fur die beiden Parameter p L 2 G M m 2 displaystyle p tfrac L 2 GM mu 2 nbsp und e 2 2 E L 2 G 2 M 2 m 3 1 displaystyle varepsilon 2 tfrac 2E L 2 G 2 M 2 mu 3 1 nbsp gelten muss Dies ist die Gleichung eines Kegelschnitts mit numerischer Exzentrizitat e displaystyle varepsilon nbsp wobei e 0 displaystyle varepsilon geq 0 nbsp gewahlt werden kann denn der Wechsel e e displaystyle varepsilon rightarrow varepsilon nbsp ist aquivalent zu f f p displaystyle varphi rightarrow varphi pi nbsp Ist die Gesamtenergie negativ dann gilt e lt 1 displaystyle varepsilon lt 1 nbsp und die Bewegung ist gebunden d h es gibt einen maximalen Abstand Apoapsis p 1 e displaystyle p 1 varepsilon nbsp vom Zentrum Es handelt sich bei der Bahn in diesem Fall um eine Ellipse in deren einem Brennpunkt das Zentrum liegt deren grosse Halbachse a p 1 e 2 displaystyle a p 1 varepsilon 2 nbsp ist Dies ist das erste keplersche Gesetz der Ellipsensatz Dass die Bahnkurve des gebundenen Zustands immer geschlossen ist ist bei radialsymmetrischen Kraftfeldern ein Spezialfall der sonst nur noch beim harmonischen Oszillator vorkommt dessen Kraftfeld proportional zum Abstand vom Zentrum wachst Ist die Gesamtenergie positiv so ist e gt 1 displaystyle varepsilon gt 1 nbsp und die Bahn ist eine Hyperbel mit kleinstem Abstand p 1 e displaystyle p 1 varepsilon nbsp vom Zentrum Der Grenzfall mit Energie E 0 displaystyle E 0 nbsp und e 1 displaystyle varepsilon 1 nbsp ist der einer Parabel deren kleinster Abstand vom Zentrum p 2 displaystyle p 2 nbsp ist Energie und Entartung Bearbeiten Die Hauptachse a displaystyle a nbsp der Ellipse legt bereits die Energie fest die Rechnung hierzu ist langwierig 2 E G M m 2 a displaystyle E frac GM mu 2a nbsp Daher sind alle Bahnen mit gleicher Hauptachse energetisch entartet gleich welche Exzentrizitat oder kleine Halbachse sie haben Zeitparameter Bearbeiten Um bei bekannter Bahn r f displaystyle r varphi nbsp die zeitliche Bewegung f t displaystyle varphi t nbsp zu erhalten kann man aus dem Drehimpulsintegral die Funktion f t displaystyle varphi t nbsp bestimmen Dies fuhrt durch Integration auf eine Funktion t f displaystyle t varphi nbsp die noch invertiert werden muss Eine anschauliche Methode um die Funktion f t displaystyle varphi t nbsp zu erhalten ist die von Kepler gefundene Kepler Gleichung Dieser Methode liegt der keplersche Flachensatz zugrunde d h ihre physikalische Grundlage bildet ebenfalls das Drehimpulsintegral Die Zeitabhangigkeit der Bahnkurve fuhrt allerdings ausser in den Spezialfallen e 0 displaystyle varepsilon 0 nbsp und e 1 displaystyle varepsilon 1 nbsp auf die Losung einer transzendenten Gleichung sodass die Losung nicht in geschlossener Form mithilfe von Standardfunktionen darstellbar ist Konkret wird die Losung dieser Gleichung daher mittels numerischer Verfahren ermittelt Die Umlaufzeit T displaystyle T nbsp des Korpers auf einem elliptischen Orbit lasst sich dagegen direkt aus dem Drehimpulsintegral bestimmten Da die Flache der Ellipse A p a 2 1 e 2 displaystyle A pi a 2 sqrt 1 varepsilon 2 nbsp betragt und ausserdem A L 2 m T displaystyle A L 2 mu T nbsp gilt folgt T 2 4 p 2 a 3 G M displaystyle T 2 frac 4 pi 2 a 3 GM nbsp Dies ist genau die Aussage des dritten keplerschen Gesetzes Die keplersche Losung BearbeitenJohannes Kepler hat das spater nach ihm benannte Problem weder aufgestellt noch gelost Aber er hat in der kompakten Form der drei Keplerschen Gesetze die resultierenden Bahnen mathematisch korrekt beschrieben Isaac Newton konnte 1687 die erste Losung veroffentlichen Die Keplerschen Gesetze bildeten einen entscheidenden Prufstein fur die von Newton geschaffene Newtonsche Mechanik Genau genommen handelt es sich bei ihnen um die Losungen des aquivalenten Einkorperproblems bei dem eine Schwerkraftquelle fest im Raum steht und einen einzelnen Korper anzieht ohne dass dieser eine Ruckwirkung auf die Quelle ausubt nbsp Bahnformen der Losung des KeplerproblemsDie Losung des Problems gliedert sich in folgende Teile 1 und 2 Keplersches Gesetz gefunden 1599 bis 1609 der Ellipsen und der Flachensatz und 3 Keplersches Gesetz 1619 in der Weltharmonie veroffentlicht Die Keplergleichung Als mogliche Bahnen Keplerbahnen kommen Kreise Ellipsen Parabeln und Hyperbeln in Frage Bei Kreisen und Ellipsen sind die Korper aneinander gebunden wie die Planeten an die Sonne Ist die Bahnform parabolisch oder hyperbolisch so findet nur eine Begegnung statt wie dies z B bei manchen Kometen der Fall ist Die nebenstehende Zeichnung stellt verschiedene Bahnkurven dar Sie werden durch ihre numerische Exzentrizitat e displaystyle varepsilon nbsp charakterisiert die eine nichtnegative reelle Zahl ist Gebundene Bahnen Kreise und Ellipsen haben e lt 1 displaystyle varepsilon lt 1 nbsp wobei der Kreis einer Exzentrizitat e 0 displaystyle varepsilon 0 nbsp entspricht Grossere Exzentrizitaten fuhren zu offenen Bahnen Parabeln mit e 1 displaystyle varepsilon 1 nbsp und Hyperbeln mit e gt 1 displaystyle varepsilon gt 1 nbsp Diese offenen Bahnen wurden von Kepler noch nicht erwahnt Zur genauen Beschreibung eines heliozentrischen Planetensystems reicht Keplers Losung aber nicht aus denn im Planetensystem wirkt auch die ebenfalls von Newton entdeckte gegenseitige Anziehung aller Himmelskorper Daher stellt das Keplerproblem eine physikalische Idealisierung dar Beim Sonnensystem wie bei vielen weiteren astronomischen Systemen ist der Einfluss der weiteren Korper aber relativ gering sodass die Losung des Zweikorperproblems eine gute Naherung der exakten Bahnen liefert Daher ist die Losung des Zweikorperproblems die Grundlage moderner Himmelsmechanik Inverses Problem Bahnbestimmung Bearbeiten Hauptartikel Bahnbestimmung Mit der Losung des Zweikorperproblems ist es moglich bei Angabe genugend vieler Anfangswerte die Bahnkurve zweier Himmelskorper die ausreichend genau als Zweikorpersystem angesehen werden konnen zu berechnen In der Himmelsmechanik steht man allerdings meist vor dem inversen Problem Aus der beobachteten Bahn sollen die Modellparameter Anfangswerte berechnet werden Mit den oben dargestellten Methoden lasst sich dann die Position der Himmelskorper fur die nahere Zukunft berechnen wenn die storenden Einflusse genugend klein sind Die Anzahl der zu bestimmenden Anfangswerte ist stets durch das ursprungliche System von Differentialgleichungen gegeben Da es sich um eine Gleichung zweiter Ordnung fur die Bewegung zweier Korper im dreidimensionalen Raum handelt sind dies 2 2 3 12 displaystyle 2 times 2 times 3 12 nbsp Parameter In welcher Form diese zwolf Werte auftauchen hangt allerdings von der konkreten Situation und dem gewahlten Verfahren ab Im brute force Verfahren der direkten numerischen Integration des Ausgangssystems werden beispielsweise fur jeden der beiden Korper jeweils drei Werte fur die Startposition und drei Werte fur die Startgeschwindigkeit gegeben Wahlt man den oben vorgestellten analytischen Weg so werden zunachst drei Startpositionswerte und drei Startgeschwindigkeitswerte fur die Schwerpunktsbewegung gesucht Das verbleibende Einzentrenproblem erfordert dann weitere sechs Parameter die klassischerweise durch die Bahnelemente angegeben werden zwei Winkel die die Lage der Bewegungsebene im Raum festlegen und damit die Lage des Drehimpulsvektors ein Winkel der die Lage der Bahn innerhalb dieser Ebene beschreibt und damit den Nullpunkt des Polarwinkels f displaystyle varphi nbsp sowie grosse Halbachse und numerische Exzentrizitat der kegelschnittformigen Bahn die zusammen die Energie und den Betrag des Drehimpulses bestimmen Ausserdem muss die Anfangsposition des umlaufenden Korpers als Winkel oder als Zeitbezug durch Angabe der Periapsiszeit angegeben werden Eine alternative elegante Methode zur Angabe dieser sechs Anfangswerte ist die Angabe zweier zeitlich konstanter Vektoren des Drehimpulsvektors und des Laplace Runge Lenz Vektors Allerdings bestimmen diese beiden dreidimensionalen Vektoren nicht sechs sondern nur funf der Bahnelemente da die Vektoren notwendigerweise senkrecht aufeinander stehen Daher muss wiederum der Zeitbezug durch Angabe der Periapsiszeit hergestellt werden oder ein Startwinkel festgelegt werden Die wichtigsten Methoden zur Bestimmung der Bahnelemente aus den Beobachtungsdaten gehen auf Isaac Newton Pierre Simon Laplace und Carl Friedrich Gauss zuruck Grenzen der Zweikorperlosung Bearbeiten Hauptartikel Bahnstorung Das Zweikorperproblem stellt eine Idealisierung dar die in konkreten Situationen selten hinreichend genau den Sachverhalt widerspiegelt Ausnahmen bilden lediglich echte Doppelsterne ohne Planeten oder andere dunkle Begleiter deren Komponenten weit genug voneinander entfernt sind sodass Gezeiteneffekte vernachlassigbar sind Als Zweikorperproblem konnen klassische nicht quantentheoretische Modelle des Wasserstoffatoms betrachtet werden sowie radialsymmetrische Einzentren Streuprobleme Mehrere Korper Bearbeiten In fast allen realen Situationen befinden sich mehr als zwei Korper miteinander in Wechselwirkung Das Bewegungsproblem mehrerer Korper ist nicht in ahnlicher Weise losbar wie dies hier fur zwei Korper vorgestellt wurde Schon das Dreikorperproblem also die Aufgabe der Bahnberechnung wenn die Wechselwirkung eines dritten Korpers berucksichtigt wird ist in der Regel nicht streng losbar und kann in Allgemeinheit nur numerisch gelost werden A 2 Diese Schwierigkeit setzt sich naturlicherweise bei der Losung von Mehrkorperproblemen mit weiteren Komponenten fort Ausnahmen sind dabei nur hochsymmetrische Konstellationen bei denen beispielsweise die Korper regelmassige Vielecke bilden auf einer Linie liegen oder schalenformig um ein Zentrum ausgedehnt sind Eine wichtige Anwendung finden solche Anordnungen im Studium der Bewegung kleiner Korper die sich in einem der funf Lagrange Punkte eines Zweikorpersystems befinden Abweichung von der Kugelgestalt Bearbeiten Ein weiteres Problem stellt die Abweichung eines oder beider Korper von der Kugelgestalt dar Viele astronomische Korper werden nur ungenau durch eine radialsymmetrische Massenverteilung beschrieben In einigen Fallen lassen sich die Objekte wesentlich genauer modellieren wenn man sie als abgeplattete Rotationsellipsoide betrachtet Dies gilt fur viele Planeten und Sterne aber auch fur Spiralgalaxien die sich gut als flache Scheiben modellieren lassen Ist dabei einer der beiden Korper wesentlich kleiner als der andere kann ein solches System als axialsymmetrisches Einzentrenproblem beschrieben werden das allgemeiner ist als das oben beschriebene aber weiterhin einer allgemeinen Losung zuganglich ist Sind beide Korper von vergleichbarer Grosse und nicht in dieselbe Richtung abgeplattet ist allerdings auch dieser Weg verschlossen Zudem konnen Gezeitenkrafte zwischen den Korpern zu dynamischen Verformungen fuhren wie dies in engen Doppelsternen oft der Fall ist Diese fuhren zu einer komplexen Dynamik zwischen Rotation der Einzelkorper und der Bewegung der Korper umeinander Storungstheorie Bearbeiten Trotzdem ist die Keplerlosung die Basis aller modernen Planetentheorien wie auch der Mondtheorien und der Bewegungstheorien aller anderen Himmelskorper Die Bahnen fast aller naturlichen Objekte unseres Sonnensystems der meisten Mehrfachsterne und auch von Galaxien sind derart dass sie sich in erster Naherung durchaus durch die Keplerlosung beschreiben lassen Die Bahnelemente der Keplerbahnen die aus den Anfangsbedingungen ermittelt werden sind dann aber nicht mehr als konstant anzunehmen sondern werden storungstheoretisch behandelt Die Bahnelemente die zu einem gewissen Zeitpunkt gultig sind werden dann als oskulierend beschrieben da sie die Keplerbahn bestimmen die sich der realen Bahn momentan moglichst genau anschmiegt nbsp Drehung der Apsidenlinie am Beispiel des Merkurs Exzentrizitat der Bahn und Betrag der Drehung sind schematisch ubertrieben dargestellt Weiterhin lassen sich die Einflusse der Storkorper auf das Zweikorpersystem oft uber langere Zeitraume mitteln wodurch die Beschreibung des Problems an Symmetrie gewinnt Solche Einflusse fuhren z T auf zeitlich konstante oder periodische Veranderungen der Bahnelemente Beispiele fur solche Phanomene sind z B die gleichmassige Drehung der Apsidenlinie also der Lage der Keplerbahn in der Bahnebene und die gleichmassige Verschiebung der Bahnknoten um eine invariante Ebene die Laplace Ebene In der Mondtheorie sind weitere Beispiele solcher periodischen Storungen die Evektion und die Variation Zweikorpersysteme in der Allgemeinen Relativitatstheorie Bearbeiten Hauptartikel Zweikorperproblem in der Allgemeinen Relativitatstheorie Die moderne Gravitationstheorie findet ihre Beschreibung in der Allgemeinen Relativitatstheorie ART Wenn die Massen der zwei Korper hinreichend klein sind die Abstande zueinander relativ gross und die Geschwindigkeiten der Korper weit unterhalb der Lichtgeschwindigkeit liegen kann das System durch den newtonschen Grenzfall der Theorie beschrieben werden In anderen Worten Die oben skizzierte Losung innerhalb der newtonschen Gravitationstheorie bietet eine sehr gute Naherungslosung Sind die Bedingungen fur die Gultigkeit des Grenzfalls nicht erfullt oder sind die Anforderungen an die Genauigkeit sehr hoch muss das Problem jedoch innerhalb der vollen ART gelost werden eine Aufgabe die sich als wesentlich komplizierter erweist Im einfachsten Fall der glucklicherweise sehr viele Anwendungen hat hat einer der beiden Korper eine sehr viel grossere Masse als der andere Es ist dann gerechtfertigt das kleine Objekt als Testkorper im Feld des grossen Objektes zu betrachten d h der kleine Korper verursacht keine merkliche Ruckwirkung auf den grossen Man kann das Problem dann analog zur newtonschen Theorie als allgemeinrelativistisches Einzentrenproblem beschreiben Auch in der ART erweist sich dieses Problem aufgrund der Radialsymmetrie als gut analysierbar In ahnlicher Form wie es oben beschrieben wurde lassen sich Integrale der Bewegung finden A 3 Allerdings fuhrt die Analyse auf eine Radialgleichung die einen zusatzlichen Term gegenuber der newtonschen Theorie enthalt der in der Folge bewirkt dass die Bahnen auch bei negativer Gesamtenergie nicht geschlossen sind Stattdessen sind die Bahnen wie dies auch fur Zweikorpersysteme mit anderen Kraftgesetzen als dem newtonschen gilt Rosettenbahnen Dieser Effekt hat Beruhmtheit erlangt da er es ermoglicht die zusatzliche Periheldrehung des Merkur zu erklaren Das allgemeinrelativistische Zweikorperproblem in aller Allgemeinheit also mit zwei Korpern die miteinander wechselwirken ist ungleich komplizierter Da die Anwesenheit der beiden Massen die Raumzeit Struktur selbst verandert sind Konzepte wie Massenschwerpunkt Gesamtenergie Drehimpuls nicht langer anwendbar A 4 Daher ist keine Reduktion des Problems auf ein Einzentrenproblem moglich Ausserdem ist die Beeinflussung der Raumzeit in der mathematischen Struktur dadurch verankert dass das Problem nicht durch gewohnliche Differentialgleichungen sondern durch partielle Differentialgleichungen beschrieben wird Die nichtlineare Struktur dieser Gleichungen macht die Losung der Gleichungen selbst mit numerischen Methoden problematisch In heuristischer Herangehensweise kann man im allgemeinen Fall versuchen die klassischen Konzepte naherungsweise zu ubernehmen Diese Beschreibung fuhrt zu Effekten wie der Abstrahlung von Gravitationswellen und einem damit verbundenen Drehimpulsverlust Die Orbits der Korper beschreiben dann Spiralbahnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt die immer enger werden bei kurzer werdender Umlaufzeit Die exakte Beschreibung dieser Phanomene im Rahmen einer post newtonschen Naherung 3 4 ist aufgrund ungeklarter Konvergenzeigenschaften der Naherungen umstritten Fussnoten Bearbeiten Zumeist wird auch noch die Substitution u 1 r displaystyle u 1 r nbsp durchgefuhrt sodass man die folgende Differentialgleichung erhalt E L 2 2 m u 2 u 2 G M m u displaystyle E frac L 2 2 mu left u 2 u 2 right GM mu u nbsp Der Grund dafur ist nicht dass eine allgemeine geschlossene Losung bisher nicht gefunden worden ware Es handelt sich vielmehr um eine prinzipielle beweisbare Eigenschaft der Struktur des Differentialgleichungssystems die die Existenz einer geschlossenen Losung nicht zulasst Wie im newtonschen Fall ist die Existenz der Integrale d h von Erhaltungsgrossen der Bewegung aus dem allgemeinen Noether Theorem begrundbar Da es keinerlei Symmetrien gibt ist die Existenz von Erhaltungsgrossen nicht aus dem allgemeinen Noether Theorem ableitbar Einzelnachweise Bearbeiten Isaac Newton Die mathematischen Prinzipien der Physik Ubersetzt und herausgegeben von Volkmar Schuller de Gruyter Berlin u a 1999 ISBN 3 11 016105 2 S 184 ff Proposition LVII bis LXIII Agoston Budo Theoretische Mechanik 4 Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 22 S 104 108 Clifford M Will Theory and Experiment in Gravitational Physics Revised edition Cambridge University Press Cambridge u a 1993 ISBN 0 521 43973 6 Albert Einstein Leopold Infeld On the Motion of Particles in General Relativity Theory In Canadian Journal of Mathematics Bd 1 1949 S 209 241 doi 10 4153 CJM 1949 020 8 Literatur Bearbeiten nbsp Wikibooks Astronomische Berechnungen fur Amateure Himmelsmechanik Zweikorperproblem Lern und Lehrmaterialien Andreas Guthmann Einfuhrung in die Himmelsmechanik und Ephemeridenrechnung BI Wissenschaftsverlag Mannheim u a 1994 ISBN 3 411 17051 4 Archie E Roy Orbital Motion 3rd edition student text Adam Hilger Bristol u a 1988 ISBN 0 85274 228 2 Walter Thirring Lehrbuch der mathematischen Physik Band 1 Klassische dynamische Systeme 2 neubearbeitete Auflage Springer Wien u a 1988 ISBN 3 211 82089 2 Kap 4 2 Hannu Kartutunen Pekka Kroger Heikki Oja Markku Poutannen Karl J Donner Hrsg Fundamental Astronomy Springer Wien u a 1987 ISBN 3 540 17264 5 Kap 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zweikorperproblem Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4191237 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweikorperproblem amp oldid 217748686