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Die Apsidendrehung einer elliptischen Umlaufbahn ist eine fortschreitende Drehung der ganzen Bahn in der Bahnebene Dabei dreht sich die Apsidenlinie kontinuierlich wahrend Form und Ebene der Bahn im Raum gleich bleiben Je nach Zentralkorper werden auch folgende Bezeichnungen verwendet Periheldrehung oder auch Prazession des Perihels wenn die Bahn die Sonne umlauft und Perigaumsdrehung wenn die Bahn die Erde umlauft also das Perigaum betrachtet wird Die Periheldrehung der Bahn eines Planeten Die Exzentrizitat der Bahn und der Betrag der Drehung sind schematisch ubertrieben Apsidendrehung und Drehung der Apsidenlinie jeweils in der Periapsis Man sieht somit die Periapsisdrehung Wenn diese Bewegung gelegentlich als Prazession des Perizentrums bezeichnet wird darf sie nicht mit der homonymen Prazession der Aquinoktien verwechselt werden bei der es sich zwar ebenfalls um eine Bahnstorung handelt bei der jedoch die Lage einer Ebene im Raum betroffen ist Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 2 Folgen 3 Episoden aus der Forschungsgeschichte 3 1 Bewegung der Apogaen 3 2 Periheldrehung des Merkur 4 Beispiele 4 1 Planetenbahnen 4 2 Mond 4 3 Kunstliche Erdsatelliten 4 4 Relativistische Periheldrehung 4 5 Exotische Systeme 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsachen BearbeitenEine Apsidendrehung entsteht wenn ein Himmelskorper auf seiner elliptischen Umlaufbahn um einen Zentralkorper bestimmten ausseren Storungen unterliegt Ware der Himmelskorper einer Anziehungskraft ausgesetzt welche streng umgekehrt quadratisch mit der Entfernung vom Zentralkorper abnimmt so wurde er sich exakt auf einer Keplerellipse bewegen deren Form Lage und Orientierung im Raum unverandert blieben Nach dem Satz von Bertrand sind die einzigen zentralsymmetrischen Potentiale mit geschlossenen Bahnen das 1 r Potential und das Potential des harmonischen Oszillators mit radialem Funktionsverlauf proportional r2 Abweichungen vom streng umgekehrt quadratischen Kraftgesetz fuhren jedoch zu verschiedenen Arten von Bahnstorungen welche Form Lage und Orientierung der Bahn verandern konnen Eine dieser Bahnstorungen ist die Apsidendrehung Eine mogliche Ursache fur Abweichungen vom 1 r2 Zentralkraftgesetz ist die Gegenwart anderer Korper welche zusatzliche Gravitationskrafte auf den betrachteten Himmelskorper ausuben Im Falle der Planetenbahnen ist der Einfluss der jeweils anderen Planeten die Hauptursache fur die Periheldrehungen Eine andere Ursache kann in Abweichungen des Zentralkorpers von der Kugelform liegen Wahrend ein exakt kugelsymmetrisch aufgebauter ausgedehnter Korper dasselbe streng invers quadratische Gravitationsfeld erzeugen wurde wie ein punktformiger Korper derselben Masse fuhren unregelmassige Masseverteilungen oder der Aquatorwulst abgeplatteter Zentralkorper zu Abweichungen vom invers quadratischen Kraftgesetz und damit zu Bahnstorungen Der Aquatorwulst der Erde verursacht neben anderen Bahnstorungen Perigaumsdrehungen bei kunstlichen Erdsatelliten Die Abplattung der Sonne verursacht Periheldrehungen der Planetenbahnen welche wegen der Geringfugigkeit der Abplattung und des grossen Abstandes der Planeten jedoch wesentlich kleiner sind als die von den Planeten untereinander verursachten Drehungen Die Krummung der Raumzeit ein Effekt der Allgemeinen Relativitatstheorie bewirkt eine Abweichung von den Newtonschen Bewegungsgleichungen siehe Effektives Potential Allgemeine Relativitatstheorie Dadurch entsteht ein Beitrag zur Periheldrehung der Schwarzschild Prazession genannt wird Es gibt Hypothesen dass das idealisierte Kraftgesetz selbst vom invers quadratischen Verhalten abweicht z B die Modifizierte Newtonsche Dynamik Dies wurde ebenfalls zur Apsidendrehung beitragen Aus all diesen Ursachen resultiert in einem bezuglich des Fixsternhintergrunds ruhenden Koordinatensystem eine rosettenartige Bewegung des Korpers Die anomalistische Periode entspricht nicht genau der siderischen Himmelsmechanisch wird das durch einen langperiodischen Term des Bahnelements Argument des Perizentrums beschrieben Wird die Bahn nicht in einem bezuglich des Fixsternhintergrunds ruhenden Bezugssystem beschrieben sondern in einem rotierenden Bezugssystem so kommt zu den oben beschriebenen physikalisch verursachten Drehungen eine zusatzliche scheinbare Drehung hinzu welche lediglich die Drehung des Bezugssystems widerspiegelt Im Falle der Planetenbahnen des Sonnensystems betragen die Periheldrehungen von einem fest gewahlten Fruhlingspunkt aus gezahlt nur Bruchteile eines Grades pro Jahrhundert Werden die Bahnen hingegen bezuglich des beweglichen Aquinoktiums des Datums beschrieben so sind ihre Geschwindigkeiten in diesem rotierenden Bezugssystem um die Prazessionsgeschwindigkeit des Fruhlingspunkts namlich 1 396 pro Jahrhundert hoher und liegen zwischen 1 und 2 pro Jahrhundert Folgen BearbeitenDie Apsidendrehung hat Einfluss auf die Sichtbarkeit von Himmelskorpern im Sonnensystem In unserer Epoche finden Oppositionen des Mars mit besonders geringen Erdabstand im August statt wenn der rote Planet eine hohe sudliche Deklination hat und auf der Nordhalbkugel eher ungunstig zu beobachten ist Durch die Wanderung der Apsiden war dies nicht immer so und wird auch in Zukunft nicht immer so bleiben In unserer Epoche hat der innere Planet Merkur wenn er seinen grosstmoglichen scheinbaren Winkelabstand hat hierzu muss er sich im Aphel befinden stets eine Position sudlich der Sonne was eine freiaugige Sichtbarkeit nur in sudlichen Breiten gestattet Dieser Umstand war durch die Apsidendrehung nicht immer gegeben und wird auch in der Zukunft anders sein Episoden aus der Forschungsgeschichte BearbeitenBewegung der Apogaen Bearbeiten Bereits den antiken Astronomen war durch Beobachtung bekannt dass Sonne Mond und Planeten ihre Bahnen nicht mit konstanten Geschwindigkeiten durchlaufen Griechische Astronomen berucksichtigten dies in ihren Planetentheorien indem sie den Mittelpunkt der jeweiligen als kreisformig vorausgesetzten Planetenbahn nicht mit dem Mittelpunkt der im Zentrum des Universums angenommenen Erde zusammenfallen liessen sondern in geeigneter Richtung um einen bestimmten Betrag die so genannte Exzentrizitat nicht zu verwechseln mit der Exzentrizitat einer Ellipsenbahn versetzten Auf der dem Beobachter naher liegenden Bahnhalfte bewegte sich der gleichmassig laufende Planet nun scheinbar schneller als auf der gegenuberliegenden Halfte Wie sich zeigen lasst kann der reale dem 2 Keplerschen Gesetz folgende Geschwindigkeitsverlauf eines Planeten in sehr guter Naherung mittels einer geeignet verschobenen Kreisbahn einem so genannten Exzenter rechnerisch nachvollzogen werden Hipparchos beispielsweise schloss aus den ungleichen Langen der Jahreszeiten auf die Geschwindigkeitsvariation der damals als Planet behandelten Sonne in den einzelnen Bahnquadranten und beschrieb ihren Umlauf durch einen Kreis welcher um 1 24 seines Radius in Richtung 65 5 verschoben war 1 In dieser Richtung lag also auch das Apogaum der Sonnenbahn dessen ekliptikale Lange damals auch tatsachlich 66 23 betrug 2 Damals wurde das Apogaum als Bezugspunkt benutzt wahrend man heute das Perigaum bevorzugt Ptolemaus wiederholte die Bahnbestimmung 300 Jahre spater Da seine Beobachtungen aber dieselben Langen fur die Jahreszeiten ergaben erhielt er auch dieselbe Sonnenbahn und hielt daher die Lage ihres Apogaums fur unveranderlich bezuglich der Aquinoktialpunkte Auch wir gelangen zu dem Ergebnis dass noch heutzutage die Zeiten der obenbezeichneten Quadranten und die angegebenen Verhaltnisse nahezu dieselben sind woraus uns ersichtlich wird dass der Exzenter der Sonne zu den Wende und Nachtgleichenpunkten ewig dieselbe Lage bewahrt 3 Anders verhielten sich jedoch die Apogaen der ubrigen Planeten Aus den Ergebnissen zahlreicher Beobachtungen und Auswertungen schloss er dass deren Apogaen nicht bezuglich der Aquinoktialpunkte sondern bezuglich der Fixsterne ruhen Dies ist insofern bemerkenswert als seiner Auffassung nach und im Gegensatz zum heutigen Standpunkt die Aquinoktialpunkte als ruhend und die Fixsterne als infolge der Prazession bewegt betrachtet wurden Entsprechend hielt er die Apogaen fur beweglich und ihre Geschwindigkeit musste bestimmt werden Die Beobachtungen zeigten ihm dass sie sich alle etwa gleich schnell rechtlaufig bewegten und dass ihre Geschwindigkeit im Rahmen der Beobachtungsgenauigkeit mit der Prazessionsgeschwindigkeit der Fixsterne ubereinstimmte er fand dass auch die Apogeen der Exzenter einen ganz geringen von den Wendepunkten aus in der Richtung der Zeichen vor sich gehenden Fortschritt bewerkstelligen welcher wieder gleichformig um den Mittelpunkt der Ekliptik verlauft und fur alle Planeten ungefahr ebensogross ist wie er an der Fixsternsphare wahrgenommen worden ist d h in 100 Jahren vom Betrage eines Grades soweit es wenigstens moglich ist aus dem vorliegenden Material einen Einblick zu gewinnen 4 Im 9 Jahrhundert bemerkte Thabit ibn Qurrah dass auch das Sonnenapogaum eine rechtlaufige Bewegung bezuglich der Aquinoktialpunkte ausfuhrte 5 Man hielt diese Bewegung zunachst aber noch wie die der Planetenapogaen fur rein prazessionsbedingt Al Battani beispielsweise legte das Sonnenapogaum fur den 1 Marz 880 auf 82 15 ekliptikaler Lange und gab die Anweisung zur Berechnung der Apogaumslange zu anderen Zeitpunkten fur jeweils 66 verstrichene Jahre 1 Prazessionsverschiebung zu addieren oder abzuziehen Das Apogaum bewegt sich namlich mit derselben Bewegung mit der sich die Fixsternsphare dreht und von welcher wir durch Beobachtung festgestellt haben dass sie in 66 romischen Jahren 1 Grad betragt 6 Dasselbe galt fur ihn wie auch schon fur Ptolemaus fur die Apogaen der Planeten Die Langen dieser Apogaen bewegen sich mit der Bewegung der Fixsternsphare namlich ein Grad in 66 Sonnenjahren 7 Erst Ibn asch Schatir stellte im 14 Jahrhundert durch Beobachtung fest dass das Sonnenapogaum nicht genau mit der Geschwindigkeit der Prazession wanderte namlich mit 1 pro 60 Persischen Jahren gegenuber 1 pro 70 Persischen Jahren sich also bezuglich der Fixsterne eigenstandig bewegte 8 Im Gegensatz zu den Planetenbahnen war die Perigaumsdrehung des Mondes bereits den babylonischen Astronomen bekannt und explizit in ihren Rechenschemata berucksichtigt 9 Hipparch und Ptolemaus ubernahmen aus der babylonischen Astronomie grundlegende Zahlenwerte und arbeiteten sie zu detaillierten Mondtheorien auf Basis des Epizykelmodells aus 10 Periheldrehung des Merkur Bearbeiten Die elliptische Gestalt der Planetenbahnen wurde 1609 zunachst empirisch durch die Keplerschen Gesetze beschrieben Die physikalische Begrundung folgte erst Mitte des 17 Jahrhunderts mit der Himmelsmechanik von Isaac Newton Mit seinem universellen Kraftgesetz das auch die Gravitation beschreibt war es moglich geworden die Bahnstorungen naher zu untersuchen die die Planeten wechselseitig verursachen Insbesondere konnten die beobachteten Apsidendrehungen der Planeten und des Mondes praktisch vollstandig durch Newtons Theorie erklart werden In der Mitte des 19 Jahrhunderts jedoch benutzte Urbain Le Verrier Beobachtungen von Merkurdurchgangen fur eine besonders genaue Vermessung der Merkurbahn und stellte anhand der verbesserten Daten fest dass die Periheldrehung des Merkur etwas starker ausfiel als erwartet Nach den himmelsmechanischen Berechnungen sollte sie etwa 530 Bogensekunden pro Jahrhundert betragen wobei circa 280 auf den Einfluss der Venus entfallen circa 150 auf Storungen durch Jupiter und circa 100 auf die restlichen Planeten 11 Die beobachtete Periheldrehung moderner Wert 571 91 Jahrhundert 12 war jedoch deutlich grosser der moderne Wert fur die Diskrepanz betragt 43 11 Le Verrier der durch die Untersuchung unerklarter Anteile in den Bahnstorungen des Uranus bereits erfolgreich die Entdeckung Neptuns ermoglicht hatte vermutete als Ursache der Diskrepanz bei Merkur eine Storung durch einen bislang unbekannten Planeten auf einer Bahn innerhalb der Merkurbahn Dieser Planet erhielt den Namen Vulkan konnte jedoch trotz ausgedehnter Suche unter anderem wahrend mehrerer Sonnenfinsternisse nicht entdeckt werden Ebenso konnte auch kein fur die Storungen verantwortlicher sonnennaher Asteroidengurtel nachgewiesen werden Andere verdachtigten den fur das Zodiakallicht verantwortlichen Staubgurtel oder sahen zumindest einen Teil der Ursache in einer wegen ihrer Rotation abgeplatteten Gestalt der Sonne siehe auch unten blieben mit ihren Erklarungsversuchen aber letztlich ebenfalls erfolglos 13 Weitere Erklarungsversuche zogen die Gultigkeit des Newtonschen Kraftgesetzes in Zweifel So gelang es unter Zugrundelegung von elektrodynamischen Kraftgesetzen zum Beispiel Levy 1890 und vor allem Paul Gerber 1898 den Uberschuss vollstandig abzuleiten unter der Voraussetzung dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gravitation gleich der Lichtgeschwindigkeit ist Gerbers Formel fur die Perihelabweichung war formal bereits identisch mit der spater von Einstein aufgestellten Jedoch waren die zugrunde gelegten Kraftgesetze falsch und die Theorien dieser Art mussten verworfen werden 14 15 Erst die Allgemeine Relativitatstheorie ART von Albert Einstein die die Gravitation als Krummung der Raumzeit beschreibt auf deren Struktur auch die Weltkorper ihrerseits Einfluss haben konnte den Uberschuss uberzeugend erklaren 16 Dieser Erfolg gilt als eine der Hauptstutzen der Allgemeinen Relativitatstheorie und als ihre erste grosse Bestatigung Der relativistisch berechnete Anteil von 42 98 17 stimmt sehr gut mit dem beobachteten Uberschuss von 43 11 uberein Die Ursache fur den relativistischen Effekt liegt in der geringfugigen Abweichung des relativistisch behandelten Gravitationsfelds vom streng invers quadratischen Verhalten 18 Die Ubereinstimmung zwischen Beobachtung und relativistischer Rechnung wurde weniger gut ausfallen wenn ein merklicher Teil des beobachteten Uberschusses auf eine rotationsbedingte Abplattung der Sonne zuruckzufuhren ware und der ubrigbleibende zu erklarende Anteil daher deutlich geringer ware als gemass ART berechnet Versuche die ausserst geringe Abplattung der Sonne zu messen lieferten uber lange Zeit hinweg widerspruchliche Ergebnisse sodass auch stets ein wenig zweifelhaft blieb wie gut die Ubereinstimmung der relativistischen Vorhersage mit der Beobachtung tatsachlich war Helioseismologische Untersuchungen haben jedoch mittlerweile das Quadrupolmoment J 2 displaystyle J 2 nbsp der Sonne zuverlassig zu 2 18 0 06 10 7 bestimmt dieses Quadrupolmoment liefert nur einen Beitrag von einigen Hundertstel Bogensekunden zur Periheldrehung und ist daher vernachlassigbar 19 Eine andere Moglichkeit zur Bestimmung von J 2 displaystyle J 2 nbsp nutzt den Umstand dass der relativistische und der J 2 displaystyle J 2 nbsp bedingte Anteil an der gesamten Periheldrehung mit wachsender Entfernung von der Sonne unterschiedlich rasch abfallen und sich so durch Vergleich der Gesamtdrehungen verschiedener Planeten voneinander trennen lassen Eine solche Untersuchung 20 lieferte mit J 2 displaystyle J 2 nbsp 1 9 0 3 10 7 ein Ergebnis das nahe an dem der Helioseismologie liegt Die Tabelle fuhrt einige Beobachtungsergebnisse der Periheldrehung aus den letzten Jahrzehnten auf Jahr Autoren Methode Drehung pro Jahrhundert Quelle1975 Morrison Ward Merkurdurchgange 41 9 0 0 5 21 1976 Shapiro u a Radar 43 11 0 21 22 1987 Anderson u a Radar 42 92 0 20 23 1991 Anderson u a Radar 42 94 0 20 24 1992 Anderson u a Radar 43 13 0 14 25 Beispiele BearbeitenPlanetenbahnen Bearbeiten Die Bahnen aller Planeten des Sonnensystems unterliegen hauptsachlich wegen ihrer gegenseitigen Storungen kontinuierlichen Periheldrehungen in Richtung der Umlaufbewegung Die folgende Tabelle 26 listet die Betrage dieser Drehungen sowohl bezuglich des Fruhlingspunkts tropisch als auch bezuglich des Fixsternhintergrunds siderisch auf Die Zahlenwerte sind langfristig leicht veranderlich und unterliegen auch geringfugigen kurzerfristigen Schwankungen Die angegebenen Werte beschreiben die mittlere Bewegung also unter Abrechnung der kurzfristigen Schwankungen fur den Beginn des Jahres 2000 d h zur Epoche J2000 0 Planet tropisch Jh siderisch Jh 360 in Jahren tropisch 360 in Jahren siderischMerkur 1 556 0 159 23 136 226 415Venus 1 402 0 005 25 678 7 200 000Erde 1 720 0 323 20 930 111 455Mars 1 841 0 444 19 555 81 081Jupiter 1 613 0 216 22 319 166 667Saturn 1 964 0 567 18 330 63 492Uranus 1 486 0 089 24 226 404 494Neptun 1 426 0 029 25 245 1 241 379Die Zahlenwerte beider Spalten unterscheiden sich um 1 396 pro Jahrhundert die Rate der Prazession der Erde in ekliptikaler Lange So andert sich zum Beispiel der Winkel zwischen dem Perihel der Erde und dem Fruhlingspunkt um 1 720 Jahrhundert so dass beide nach circa 21 000 Jahren wieder dieselbe Stellung zueinander einnehmen was unter anderem Auswirkungen auf das Klima haben konnte siehe Eiszeit Milankovic Zyklen Dieser Zyklus ist jedoch hauptsachlich durch die raschere Bewegung des Fruhlingspunkts bestimmt Der Winkel zwischen dem Perihel und einem unendlich weit entfernt gedachten Fixstern andert sich dagegen nur mit einer Rate von 0 323 Jahrhundert so dass das Perihel etwa 110 000 Jahre braucht um bezuglich des inertialen Raums einmal die Erdbahn zu umrunden Dies ist die Rate der Perihelbewegung wie sie durch aussere Storeinflusse verursacht wird Der Erde Mond Schwerpunkt durchlauft das Perihel gegenwartig am 3 oder 4 Januar das Aphel am 4 oder 5 Juli Um das Jahr 1600 war die grosste Sonnennahe der Erde zwischen 26 und 28 Dezember Um das Jahr 2500 herum wird sie auf den 10 bis 13 Januar fallen 27 Das Ausmass der Periheldrehung hangt unter anderem auch von der Exzentrizitat der betreffenden Bahn ab Die Venus mit ihrer beinahe kreisformigen Bahn weist daher eine auffallend geringe siderische Periheldrehung auf Mond Bearbeiten Die Apsidenlinie des Mondes dreht sich in 8 85 Jahren einmal um die gesamte Mondbahn Die Hauptursache hierfur ist die Sonne die als dritter storender Korper auf den Umlauf des Mondes um die Erde einwirkt 28 Dieser Zyklus der Apsiden englisch lunar apse cycle perigee cycle berechnet sich 29 360 0 111 4040803 0 000 7739 2 10000 T 0 000 00026 3 10000 T 2 365 25 displaystyle 360 0 1114040803 0 0007739 cdot 2 10000 cdot T 0 00000026 cdot 3 10000 cdot T 2 365 25 nbsp mit T JJhd seit J1900 5 dd Der Zyklus findet sich in der Variation der Lunationen und ist auch als Periode der Gezeiten und meteorologischer Phanomene wohluntersucht 30 Kunstliche Erdsatelliten Bearbeiten Perigaumsdrehungen von Satelliten werden als grundlegendes Satellitenbahnelement dargestellt Ihre Ursache liegt in der Abplattung der Erde und bei Satelliten in niedriger Umlaufbahn gegebenenfalls auch in der Atmospharenreibung Die Perigaumsdrehung der GPS Satelliten welche die Erde in einer Hohe von circa 20 200 Kilometern umkreisen betragt etwa 0 01 pro Tag 31 Beschreibt man die Abweichung des Erdgravitationspotentials von der Kugelgestalt vereinfacht durch Beschrankung auf sein Quadrupolmoment J 2 displaystyle J 2 nbsp so betragt die Bewegung des Perigaums w displaystyle omega nbsp 31 w 3 4 n a E 2 5 cos 2 i 1 a 2 1 e 2 2 J 2 displaystyle dot omega frac 3 4 n a E 2 frac 5 cos 2 i 1 a 2 1 e 2 2 J 2 nbsp n displaystyle n nbsp mittlere Bewegung des Satellitena E displaystyle a E nbsp grosse Halbachse der Erde 6 378 137 m a displaystyle a nbsp grosse Halbachse der Umlaufbahni displaystyle i nbsp Neigung der Umlaufbahne displaystyle e nbsp Exzentrizitat der UmlaufbahnJ 2 displaystyle J 2 nbsp Entwicklungskoeffizient des Quadrupolmoments des Gravitationspotentials der Erde 1 0826359 10 3 32 Fur Neigungen unter 63 4 bewegt sich das Perigaum in Bewegungsrichtung des Satelliten Fur Neigungen daruber bewegt es sich rucklaufig Hat der Satellit eine Bahnneigung von 63 4 so unterliegt er naherungsweise keiner Perigaumsdrehung denn 5 cos 2 63 4 1 0 displaystyle 5 cos 2 63 4 circ 1 0 nbsp Betragt seine Umlaufdauer daruber hinaus etwa 12 Stunden genauer einen halben siderischen Tag und wahlt man die Bahn sehr exzentrisch so liegt das Apogaum wahrend jedes Umlaufs langere Zeit uber derselben Region der Erdoberflache und der Satellit kann zum Beispiel gunstig fur Telekommunikationszwecke genutzt werden Er befindet sich in einem so genannten Molnija Orbit Relativistische Periheldrehung Bearbeiten nbsp Periheldrehung eines Testpartikels im starken gravitativen Feld einer nichtrotierenden zentralen Masse einmal in Newtonischer und einmal in Schwarzschild Raumzeit nbsp Testpartikel im starken gravitativen Feld einer schnell rotierenden zentralen Masse Der relativistische Anteil an der Periheldrehung konnte neben Merkur auch bei der Venus der Erde dem Mars sowie dem Asteroiden Icarus nachgewiesen werden siehe Tabelle 33 Stand 1986 Bei der Erde beispielsweise betragt die gesamte beobachtete Drehung 1161 je Jahrhundert das ist um 5 mehr als nach der newtonschen Gravitationstheorie zu erwarten ist Dieser Uberschuss ist gut vertraglich mit der relativistischen Vorhersage von 3 8 Korper Drehung pro Jhdtrelativistischer AnteilTheorie BeobachtungMerkur 42 98 43 11 0 45 Venus 0 8 6 0 8 4 0 4 8 Erde 0 3 8 0 5 0 0 1 2 Mars 0 1 4 0 1 5 0 0 15 Icarus 10 3 0 9 8 0 0 8 Fur die relativistische Periheldrehung eines Planeten gilt 17 w 6 p G M P a 1 e 2 c 2 6 p k 2 P a 1 e 2 A 2 D 2 c 2 displaystyle dot omega frac 6 pi GM odot Pa 1 e 2 c 2 frac 6 pi k 2 P bar a 1 e 2 frac A 2 D 2 c 2 nbsp G displaystyle G nbsp Newtonsche Gravitationskonstante M displaystyle M odot nbsp Sonnenmassek displaystyle k nbsp Gausssche Gravitationskonstante 0 0172021 AE3 2d 1M 1 2 D displaystyle D nbsp Anzahl der Sekunden im Tag 86400 sA displaystyle A nbsp Astronomische Einheit in Metern AE 1 49598 1011 m c displaystyle c nbsp Lichtgeschwindigkeit 299792458 m sa displaystyle a nbsp grosse Halbachse des Planeten in Metern a displaystyle bar a nbsp grosse Halbachse des Planeten in AEe displaystyle e nbsp Exzentrizitat der Planetenbahn P displaystyle P nbsp Bahnperiode des Planeten in Jahrenw displaystyle dot omega nbsp Periheldrehung Radiant pro JahrDie zweite Form der Gleichung ergibt sich wenn die heliozentrische Gravitationskonstante G M displaystyle GM odot nbsp durch die Gausssche Gravitationskonstante k displaystyle k nbsp ausgedruckt wird Mit den Bahndaten a displaystyle bar a nbsp 0 387099 AE e displaystyle e nbsp 0 205630 und P displaystyle P nbsp 0 24085 Jahre fur Merkur erhalt man zum Beispiel die in der Tabelle angegebene Periheldrehung von 42 98 Bogensekunden pro 100 Jahren Exotische Systeme Bearbeiten In extremer Form tritt die Apsidendrehung zwischen besonders massereichen Himmelskorpern wie Sternen und Neutronensternen auf Im Doppelpulsar PSR J1915 1606 betragt die relativistische Periheldrehung 4 2 pro Jahr 34 im Doppelsystem PSR J1906 0746 betragt sie 7 57 pro Jahr 35 und in PSR J0737 3039 in dem beide Komponenten Pulsare sind sogar 16 90 pro Jahr 36 Die Lichtkurve des Quasars OJ 287 lasst vermuten dass sich in seinem Zentrum zwei einander umkreisende Schwarze Locher befinden deren gegenseitiger Orbit sich pro 12 jahrigem Umlauf um 39 dreht 37 Lange Zeit schien die Apsidendrehung des Doppelsternsystems DI Herculis im Widerspruch zu den physikalischen Gesetzen zu stehen aber die geringe Geschwindigkeit der Apsidendrehung ist durch die Lage der Rotationsachse in der Bahnebene verursacht 38 Literatur Bearbeiten al Battani 900 M al Battani Zij Ar Raqqah ca 900 lat Ubersetzung C A Nallino Al Battani sive Albatenii Opus Astronomicum Mailand 1899 1907 Nachdruck Olms Hildesheim 1977 Anderson 1987 J D Anderson G Colombo P B Espsitio E L Lau G B Trager The mass gravity field and ephemeris of Mercury In Icarus 71 1987 S 337 Anderson 1991 J D Anderson M A Slade R F Jurgens E L Lau X X Newhall E M Standish Jr Radar and Spacecraft Ranging to Mercury between 1966 and 1988 In Proc ASA 9 1991 S 324 Anderson 1992 J D Anderson et al Recent Developments in Solar System Tests of General Relativity In H Sato T Nakamura 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Spektrum Heidelberg 2000 ISBN 3 8274 0574 2 Hofmann Wellenhof 1997 B Hofmann Wellenhof et al GPS Theory and Practice 4 Auflage Springer Wien 1997 ISBN 3 211 82839 7 Kramer 2006 M Kramer et al Tests of general relativity from timing the double pulsar In Science Express 14 Sept 2006 arxiv astro ph 0609417 Lorimer 2006 D R Lorimer et al Arecibo Pulsar Survey Using ALFA II The Young Highly Relativistic Binary Pulsar J1906 0746 In ApJ 640 2006 S 428 434 Abstract Meeus 2000 J Meeus Astronomical Algorithms 2nd ed 2nd prnt Willmann Bell Richmond 2000 ISBN 0 943396 61 1 Morrison Ward 1975 L V Morrison C G Ward An Analysis of the Transits of Mercury 1677 1973 In Mon Not R astr Soc 173 1975 S 183 206 bibcode 1975MNRAS 173 183M Neugebauer 1975 O Neugebauer A History of Ancient Mathematical Astronomy Springer Berlin 1975 ISBN 3 540 06995 X Nobili 1986 A Nobili C Will The real value of Mercury s perihelion advance In Nature 320 1986 S 39 41 bibcode 1986Natur 320 39N S Oppenheim Kritik des 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stellarum fixarum moventur scilicet uno gradu in 66 annis solaribus eigene Ubersetzung Saliba 1994 S 234 Neugebauer 1975 S 480 Neugebauer 1975 S 71 Will 1993 S 181 Meeus 2000 Kap 31 vgl zum Beispiel Freundlich 1915 Oppenheim 1920 153ff Roseveare 1982 Kap 6 Einstein 1915 a b Nobili 1986 Guthmann 2000 S 93ff Will 2006 S 38 Pitjeva 2005 Morrison Ward 1975 Shapiro 1976 zitiert nach Pijpers 1998 Anderson 1987 zitiert nach Pijper 1998 Anderson 1991 Anderson 1992 zitiert nach Pijper 1998 Meeus 2000 Kap 31 Zahlen gerundet Earth at Perihelion and Aphelion 1501 to 1600 Earth at Perihelion and Aphelion 2001 to 2100 Earth at Perihelion and Aphelion 2401 to 2500 von Fred Espenak astropixels com abgerufen am 8 Juli 2021 Neugebauer 1975 S 1103ff Nautical Almanac 1974 S 107 zit nach Victor Reijs Mean lunar and solar periods In The Moon and its path 23 Februar 2001 abgerufen am 9 Mai 2010 englisch Erste Forschungen von Otto Pettersson On the occurrence of lunar periods in solar activity and the climate of the earth A study in geophysics and cosmic physics In Svenska Hydrogr Biol Komm 1914 englisch derslb Long periodical variations of the tide generating force In Conseil Permanente International pour l Exploration de la Mer Hrsg Pub Circ Nr 65 S 2 23 englisch zitiert n und weitere Literatur John E Sanders Barnard College Columbia University The Lunar Perigee syzygy Cycle for 1998 Implications for Astronomic Tidal Heights englisch ess sunysb edu PDF abgerufen am 9 Mai 2010 derslb Lunar Cycles 1999 englisch geo sunysb edu PDF a b Hofmann Wellenhof 1997 S 62 International Earth Rotation amp Reference Systems Service Useful Constants aufgerufen am 15 August 2006 Nobili 1986 zitiert nach Dehnen 1988 Sivaram 1995 Will 2006 Kap 5 Lorimer 2006 Will 2006 Kap 5 Burgay 2003 Will 2006 Kap 5 Kramer 2006 M J Valtonen et al Confirmation of the Gravitational Wave Energy Loss in the Binary Black Hole System OJ287 American Astronomical Society AAS Meeting 211 112 07 2007 bibcode 2007AAS 21111207V S Albrecht S Reffert I Snellen J Winn Nature 461 373 376 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Apsidendrehung amp oldid 236673476