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Dieser Artikel behandelt den Materiebegriff in der Philosophie Fur andere Bedeutungen siehe Materie und Materie Physik Der Ausdruck Materie wird in unterschiedlichen Epochen Schulen Disziplinen und Diskussionszusammenhangen der Philosophie als Fachterminus gebraucht In der Naturphilosophie bezieht sich Materie dabei zumeist auf materielle Entitaten in Abgrenzung zu immateriellen Entitaten wie Energie bzw Feldern In der Metaphysikgeschichte wurde oftmals fur die Beschreibung von Einzelobjekten unterschieden zwischen einem materiellen haptisch fasslichen Substrat sowie einer geometrischen Formung und durch unser Erkennen fasslichen Wesensgestalt Begriffsgeschichtlich und ideengeschichtlich wichtig wird besonders die aristotelische These dass Einzelobjekte sog primare Substanzen je aus Form und Materie bestehen sog Hylemorphismus Eine weitere philosophiegeschichtlich in unterschiedlichsten Kontexten u a der Metaphysik der Philosophie des Geistes und der Ethik wichtige Entgegensetzung betrifft die Absetzung von Materiellem einerseits und Geistigem Seelischem Lebendigem andererseits U a bei Descartes wird dabei Materie als Bezeichnung des Objektbereichs raumlich ausgedehnter Gegenstande gebraucht res extensa und angenommen dass daneben noch ein weiterer Objektbereich existiert der Bereich des Geistigen bzw Mentalen res cogitans womit ein Dualismus bezuglich materieller und mentaler Objekte vertreten wird Solchen Thesen stehen neben Zwischenpositionen wie Emergenzthesen Varianten gegenuber welche nur einen derartigen Objektbereich akzeptieren Monismus bezuglich des Materiellen und Mentalen und zwar entweder nur materielle Objekte als existent betrachten Materialismus oder aber nur Geistiges als existent betrachten ontologischer 1 Idealismus Bezugnahmen auf die jeweils andere Objektklasse werden in monistischen Theorien dann entweder als falsch oder als nicht auf fundamentale Objekte referierend erklart Ebenfalls philosophisch kontrovers war und ist im Falle eines Dualismus bezuglich Materiellem und Mentalem ob und welcherart eine Interaktion zwischen beiderart Objekten besteht Vgl dazu ausfuhrlicher Dualistische Antworten auf das Leib Seele Problem Sofern eine Entgegensetzung von Materiellem und Geistigem auch fur praktisch philosophische Kontexte herangezogen wurde sprach man der Orientierung an Letzterem zumeist einen hoheren Rang zu Der Weg guten Lebens fuhre fort vom Materiellen hin zum Immateriell Geistigen Im Zuge der Entwicklung der modernen Physik nahmen in weiten Teilen der Naturphilosophie Begriffspragungen und Systemversuche auf die Entwicklung physikalischer Begriffs und Theoriebildungen Bezug Die jungere systematische Naturphilosophie insbesondere in der Tradition der sog analytischen Philosophie umfasst entsprechend weithin Forschungsfragen der Philosophie der Physik was auch philosophische Interpretationen physikalischer Aussagen uber die Struktur der materiellen Wirklichkeit einschliesst ebenso wie die Interpretation theoretischer Begriffe physikalischer Theorien wie Masse oder Materie selbst Inhaltsverzeichnis 1 Zum Begriff der Materie 2 Entwicklung des Materiebegriffs in der Geschichte 2 1 Materie als Urstoff in der fruhen griechischen Naturphilosophie 2 2 Atomismus 2 3 Die Vier Elemente Lehre 2 4 Materie und Ideen bei Platon 2 5 Materie und Form bei Aristoteles 2 6 Materie und Pneuma in der Stoa 2 7 Emanation der Materie im Neuplatonismus 2 8 Materie Konzepte im fruhen China 2 9 Materie Konzepte im fruhen Indien 2 10 Jainismus 2 11 Buddhismus 2 12 Materie Dialektischer Materialismus 3 20 und 21 Jahrhundert 3 1 Philosophische Interpretationen des Materiebegriffs der Relativitatstheorie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseZum Begriff der Materie BearbeitenDas deutsche Wort Materie hat seinen Ursprung im lateinischen Wort materia und bedeutete ursprunglich Holz Nutzholz Das Wort Materie ist etymologisch aus den lateinischen Ausdrucken mater Mutter und matrix Gebarmutter entstanden und hatte mittelhochdeutsch die Form materje materge 2 Im ubertragenen Sinn bedeutet Materie den Gegenstand das Thema den Stoff eines Arbeitsgebietes Der ursprungliche Sinn als Stoff aus dem etwas gefertigt wird hat sich im deutschen Ausdruck Material erhalten Mit materia ubersetzt Cicero den griechischen Begriff Hyle in den Texten von Aristoteles Auch hyle hatte ursprunglich die Bedeutung Holz Geholz oder Bauholz 3 Aristoteles hatte den Begriff erstmals in einem philosophischen Zusammenhang benutzt und ihm eine neue Bedeutung verliehen Er bildete das Begriffspaar Form und Materie wobei Materie der allem zugrunde liegende Grundstoff ist der ohne jede Eigenschaften besteht 4 Materie ist also das woraus etwas entsteht to ex hou 5 Der Begriff Form bezeichnet die innere und aussere Gestalt und funktionale Struktur eines Gegenstandes wahrend Materie den inhaltlichen Aspekt des Gegenstandes anspricht Aristoteles ersetzte damit den Begriff Chora bei Platon dessen Bedeutung eher unscharf war Zusatzlich hat Aristoteles dessen Schriften eine wesentliche Quelle fur die Positionen seiner Vorganger sind den Begriff der hyle auch fur die Konzepte der fruheren Philosophen verwendet obwohl er bei diesen nicht vorkommt Es ist daher nicht klar inwieweit er damit deren Positionen angemessen charakterisiert hat 6 Im ublichen Sprachgebrauch der Philosophie und auch der Physik dient der Begriff der Materie dazu ohne Bezug auf etwas Konkretes alles Stoffliche zu bezeichnen aus dem etwas besteht oder entstehen kann Materie beinhaltet auch die Vorstellung der technischen Gestaltbarkeit und der naturwissenschaftlichen Untersuchbarkeit Es handelt sich damit um einen Gegenbegriff zu Nichtstofflichem wie Geist Ideen Information Kraft oder Strahlung 7 Als Reflexionsbegriff im Rahmen von Untersuchungen zur Wirklichkeit steht der Begriff der Materie neben Begriffen wie Raum Zeit Vakuum Bewegung Leben oder Energie Stoffe oder Substanzen haben im Gegensatz zur Materie bestimmte Aggregat Zustande sind also durch nahere Eigenschaften bestimmbar Fur die Physik ist der Begriff der Materie kein wissenschaftlicher Fachbegriff fur den es eine theoretische Definition gibt Er taucht in keiner mathematischen Formel der Physik auf Stattdessen gibt es seit Newton den Begriff der Masse die dieser als quantitas materiae als die Quantitat der Materie bezeichnete Diese ist eine bestimmte Eigenschaft der Materie und als solche eine physikalische Grundgrosse Im Sinne dieser Festlegung kann man alle Entitaten die eine Masse haben als Materie bezeichnen der Sprachgebrauch ist aber nicht fixiert Louis de Broglie sprach etwa von Licht und Materie 1949 Hermann Weyl und Friedrich Hund von Feld und Materie 8 Eine weitverbreitete Wortkombination ist auch die von Materie und Energie Entwicklung des Materiebegriffs in der Geschichte BearbeitenMaterie als Urstoff in der fruhen griechischen Naturphilosophie Bearbeiten Die Menschen haben Materialien und Stoffe schon lange gemessen und gewogen bevor sich die Weltbilder vom mythischen Denken in eine schrittweise immer differenzierter werdende und tiefer gehende rationale Welterklarung wandelte In Europa finden sich die ersten Dokumente dieses Wandels in der ionischen Naturphilosophie der Vorsokratiker Diese entwickelten uber mehrere Generationen hinweg spekulative Theorien daruber was die grundlegenden Strukturen der Welt ausmacht Sie versuchten ahnlich wie in vielen anderen Kulturen in jener Zeit einen Urstoff Arche zu finden Als erster in dieser Reihe wird Thales von Milet um 624 um 547 genannt der das Wasser als Grundstoff des Universums betrachtete Nach Aristoteles der zu Thales als Hauptquelle dient nahm dieser sogar an dass die Erde auf Wasser schwimmt 9 Der Einfluss des jedoch noch vorhandenen mythischen Denkens zeigt sich darin dass Thales zur Begrundung seiner These auf den griechischen Gott des Meeres Okeanos und auf dessen Tochter Styx bzw den nach ihr benannten Grenzfluss zum Totenreich verwies Ahnlich lehrte Hippon dass das Feuchte als solches der Grundstoff sei weil alles Leben Wasser benotige Fur Anaximenes ca 585 ca 525 hingegen entsteht alles aus der Luft durch Verdichtung Wasser und Gestein durch Verdunnung Feuer Sie ist das Gottliche und das Pneuma als Grundlage des belebenden Atems und der Seele Bei Anaximenes taucht erstmals die Idee auf dass sich Materie von einem in einen anderen Stoff umwandeln kann Ganz andere abstrakte und vorrangig nicht physikalisch chemische Ansatze finden sich in der Folge bei Anaximander 610 nach 547 Heraklit um 520 um 460 und Parmenides um 520 515 um 460 455 die nach einem universalen Weltprinzip suchten Bei Anaximander ist die Grundlage der Weltordnung das Apeiron das raumlich und zeitlich unbegrenzt und unermesslich ist und aus dem alles Stoffliche die Erde Raum und Zeit entsteht und in das auch alles Stoffliche wieder vergeht Es gibt eine unbegrenzte Anzahl von Stoffen die ihrerseits aus gleichartigen unendlich teilbaren Stoffteilchen bestehen Durch eine geistige Urkraft den Nous werden die Urteilchen so durcheinandergewirbelt dass je nach Geschwindigkeit die einzelnen Dinge entstehen Mit diesem atomistisch anmutenden Ansatz fuhrt er ein Denken uber die Welt als Prozess ein in dem sich Gegensatze wechselseitig beeinflussen und damit auf die Weltordnung als Ganzes wirken Dieser Gedanke findet sich noch ausgepragter bei Heraklit fur den das Werden und Vergehen das Grundprinzip der Weltordnung ist Im Rahmen seiner Kosmologie ist das Weltfeuer der Stoff aus dem alles entsteht Die Erde selbst ist erst spater nach diesem Weltfeuer entstanden Die Ordnung und Harmonie in der Welt entsteht aus Gegensatzen und Veranderungen Krieg ist Vater aller Dinge 10 Das dahinter liegende Prinzip nannte Heraklit den Logos als allgemeines Weltgesetz Im Begriff des Feuers bei Heraklit wird haufig eine Ahnlichkeit mit dem modernen Energiebegriff gesehen 11 Auch dem Mathematiker Hippasos wird zugeschrieben das Feuer als Urstoff betrachtet zu haben 12 Fur Parmenides hingegen ist die Veranderung Schein der auf einer Tauschung der Wahrnehmung beruht Das hinter allem stehende Prinzip ist das unveranderliche Sein Ein Nichts gibt es nicht weil man nur Seiendes denken kann und deshalb ist auch ein Vakuum undenkbar Der Raum ist uberall vom Sein erfullt Erst in der Welt der Erscheinungen unterschied Parmenides zwei Urstoffe das helle lichte wirkende Feuer einerseits und die dunkle schwere leidende Materie andererseits Beides wird durch einen ersten Beweger den Liebesgott Eros in Vermischung gebracht Melissos verteidigte die Position des Parmenides dass Bewegung nicht sein konne mit dem Argument dass es keinen Raum gabe wohin sich Seiendes bewegen konne weil es keinen leeren Raum gabe Und es das Seiende kann sich deswegen auch nicht bewegen Denn es kann nirgendshin ausweichen sondern ist voll Denn war es leer so wich es ins Leere aus Da es nun kein Leeres gibt so hat es keinen Raum zum Ausweichen 13 In einer Vermittlung zwischen Heraklit und Parmenides entwickelte Anaxagoras 499 428 eine Lehre aus vier Grundprinzipien wonach am Anfang alles miteinander vermischt war dass es in allem einen Anteil von allem gibt dass es keinen kleinsten Teil von irgendetwas gibt und dass nichts aus etwas entsteht was nicht ist 14 Atomismus Bearbeiten Leukipp 5 Jh und sein Schuler Demokrit ca 460 nach 400 gelten als Begrunder des Atomismus Wie Parmenides nahmen sie an dass das Sein als solches unveranderlich ist Im Gegensatz zu ihm nahmen sie aber an dass es einen leeren Raum gibt in dem sich Atome als kleinste Teilchen frei bewegen konnen Nur so sei die Vielfalt und der Wandel der Erscheinungen zu erklaren Damit war zugleich auch Parmenides ontologische These der Einheit des Seins aufgegeben Andererseits ergab sich aus der Annahme dass Bewegung mit einer Verschiebung der Atome zueinander verbunden ist die Annahme dass die Atome selbst unveranderlich sind Die Annahme dass aus Nichts kein Etwas entstehen kann behielten die Atomisten bei Deshalb waren die Atome fur sie unentstanden unteilbar atomos unveranderlich und unverganglich Die Atome sind alle fest und massiv haben aber unterschiedliche Formen Sie konnen rund und glatt aber auch eckig und krumm sein Zudem unterscheiden sie sich durch die Grosse und die Anordnung Die wahrnehmbaren Erscheinungen entstehen dadurch dass sich die Atome in unterschiedlichen Kombinationen verbinden so dass hieraus Wasser Feuer Erde Pflanzen oder Menschen entstehen Die wahrnehmbaren Qualitaten der Dinge wie Grosse Harte Farbe aber auch Geschmack und Tone sind Erscheinungsweisen der Atome die selbst unsichtbar bleiben Mit ihrer Theorie haben die Atomisten ein grundsatzliches Problem gelost Sie konnten die These der Unmoglichkeit des Entstehens und Vergehens mit der Erfahrung der Veranderungen vereinbaren 15 Die Veranderungen und Bewegungen werden durch Druck und Stoss verursacht Damit entspricht das demokritische Atommodell einem rein mechanistischen Weltbild Entsprechend fasste Demokrit auch die Seele als aus Atomen zusammengesetzt auf Der Atomismus geriet nach Demokrit in den Hintergrund weil sich die Vier Elemente Lehre des Empedokles s u in der Folge weitgehend durchsetzte Lediglich Epikur 341 271 nahm die Lehre von den kleinsten Teilchen wieder auf und verfeinerte sie um Aspekte die auch in der spateren Lehre von der Materie von Bedeutung wurden So verwies er zur Erklarung der Bewegung auf die Schwere der Teilchen hin die aufgrund dessen von Natur aus stets senkrecht nach unten fallen Die Formen und Kombinationen der Teilchen waren bei ihm nicht mehr unendlich Daruber hinaus vertrat Epikur die These dass im unendlichen Raum auch eine unendliche Zahl von Welten existiert Den Raum fasste er nicht mehr nur als Ort der Verbindung zwischen den Teilchen auf sondern betrachtete ihn als eine Art Behalter Zudem entwickelte er eine Theorie der Verbindung von Atomen zu einer Art Molekulen Zur Verbreitung epikureischer Gedanken im romischen Reich trug wesentlich Lukrez um 95 um 55 bei der auch die Atomlehre in seinem Lehrgedicht De rerum natura darstellte Die Vier Elemente Lehre Bearbeiten Symbole der vier ElementeEinige wichtige chemische Elemente wie Blei Gold Kuper oder Zinn waren in der Antike bereits wohlbekannt Allerdings wurden sie noch nicht als Elemente im modernen Sinn betrachtet sondern als besondere Stoffe Sie konnten damit nicht zur Erklarung der Grundprinzipien der Weltordnung herangezogen werden Das Materieverstandnis vom 5 Jahrhundert v Chr bis in das spate Mittelalter pragte vielmehr die Lehre von den vier Elementen des Empedokles ca 495 435 der das Prinzip eines einheitlichen Urstoffs aufgab Mit Erde Wasser Luft und Feuer als Grundelementen als den Wurzeln alles Seienden nahm er die Vorschlage seiner Vorganger auf und integrierte sie in einer vermittelnden Synthese Mit Parmenides nahm auch Empedokles an dass es kein Vakuum gibt und das All Sphairos das er sich kugelformig dachte vollstandig mit seinen vier Urstoffen gefullt ist Konsequent betrachtete er auch die Luft als etwas Korperliches Ebenso kann fur ihn das Seiende nicht vergehen denn sonst ware das All nicht allumfassend Antrieb fur die Bewegung sind bei ihm die Krafte Liebe Anziehung und Streit Abstossung Diese auch als Wirkursachen zu denkenden Krafte stehen in einen standigen Kreislaufprozess der sich von einem Pol der Harmonie in Ubergangsphasen der Durchmischung hin zum anderen Pol der vollstandigen Trennung und wieder durch eine Ubergangsphase zuruck bewegen Die in der Folge uber Jahrhunderte wahrende Vorherrschaft der Vier Elemente Lehre die auch Platon und Aristoteles jeweils mit ihren Modifikationen ubernahmen beruht unter anderem darauf dass das Konzept die beobachtbaren Aggregatzustande der Materie von fest uber flussig bis gasformig umfasst und dies mit der Energie des Feuers verbindet Materie und Ideen bei Platon Bearbeiten Auch bei Platon finden sich verschiedene Anknupfungspunkte an seine Vorganger wobei eine neue Qualitat durch die Verbindung mit seiner Ideenlehre entsteht Indem er die Welt der Ideen die aus seiner Sicht die eigentliche Wirklichkeit ausmachen der Welt der wahrgenommenen Sinnendinge als Erscheinungen als Schatten der Ideen gegenuber stellte entsteht ein Dualismus zwischen Geist und Materie der zudem dem Geistigen einen Vorrang einraumt Damit war Platon der erste der eine Trennung von korperlichen Dingen einerseits und den damit verbundenen Strukturen und Prinzipien andererseits in sein philosophisches Konzept aufnahm Wesentliche Quelle fur Platons Lehre uber die Materie ist der Spatdialog Timaios Dort wird das Thema der Materie unter drei Aspekten angesprochen 16 Zum einen ist dies das Prinzip der Andersheit oder Differenz thateron bei der Erschaffung der Weltseele Tim 35A Zum zweiten ist dies die Elementenlehre in Verbindung mit dem Begriff der Chora und schliesslich die Verknupfung dieser Elementenlehre mit einer atomistischen Theorie uber aus Dreiecken bestehende kleinste Teilchen die in das Konzept der platonischen Korper fuhrt Tim 47e 69a Die Ausfuhrungen Platons sind eingebunden in eine Kosmogonie in der ein Demiurg ein Schopfergott als Schopfer der Welt auftritt Dabei betont Platon dass dieser Schopfer eine Spekulation ist Den Schopfer und Vater dieses Alls ausfindig zu machen ist eine schwierige Aufgabe und ihn allen darzustellen wenn man ihn gefunden hat ist unmoglich Tim 28c Der Demiurg hat die Materie nicht geschaffen sondern in einem Zustand chaotischer Bewegung im dunklen unfassbaren nichtleeren Raum der Chora vorgefunden Aus diesem ursprunglichen Chaos hat der Demiurg die Ordnung der Welt geschaffen indem er einen Weltkorper die sichtbare Welt mit den vier Elementen Feuer Erde Luft und Wasser erzeugte Im Gegensatz zu den Vorsokratikern sind also diese Elemente nicht der Urstoff sondern mit Qualitaten ausgestattete korperliche Auspragungen des Urstoffs der fur Materie Raum und Energie zugleich steht Die Chora bezeichnete Platon als Amme des Werdens Tim 49a die gestaltlos und nicht wahrnehmbar ist aber alles umfassend als dritte Gattung triton genos das Sein sowie das Werden und Vergehen der korperlichen Welt vermittelt Tim 50a 52d Die Elemente bestehen aus kleinsten Teilchen die eine geometrische Form die des Dreiecks haben Formen und Zahlen sind die Gestaltprinzipien der Elemente Die Annahme kleinster Teilchen erinnert an die Atomisten deren wohlgeordnete mathematische Form an die Pythagoreer Aus gleichseitigen Dreiecken entsteht ein Tetraeder als Grundbaustein des Feuers ein Oktaeder als Baustein der Luft sowie ein Ikosaeder als Baustein des Wassers Der Erde als der stabilsten Struktur der Elemente entspricht der Wurfel als regelmassiger Hexaeder der aus einem gleichschenkligen rechtwinkligen Dreieck konstruierbar ist Der alles umfassenden Raum hat schliesslich in dieser geometrischen Weltbeschreibung die Form eines Dodekaeders der aus zwolf regelmassigen Funfecken aufgebaut ist Die Erklarung von Bewegung erfolgt bei Platon uber die Weltseele die ebenfalls vom Demiurgen geschaffen wurde Die Weltseele enthalt in sich als Mischung die Prinzipien der Teilbarkeit und Unteilbarkeit von Sein Identischem und Verschiedenen und vermittelt zwischen den geistigen Ideen und der Korperwelt Die bewirkt die Veranderung der Elemente die man als Kreislauf denken kann Erde als stabilste Einheit die eine eigene Dreiecksform als Grundlage hat wird nicht in die anderen Elemente umgewandelt Aber bei den anderen Elementen kann durch eine Verdichtung oder Auflosung der Verbindungen eine stoffliche Veranderung erfolgen Wasser verfestigt sich zu Erde und Stein oder es lost sich auf in Luft Als Feuer das die anderen Elemente einschliesslich der Erde zerteilt steigt die Luft empor und wird so zu Wolken Nebel und wieder Wasser Stoffe sind aus den Elementen abgeleitet So ist Gold eine Form des Wassers denn es kann durch Feuer verflussigt werden Dabei unterstellt Timaios abgeleitet aus den geometrischen Symmetrien bestimmte Proportionen zwischen den Elementen 1 mal Wasser entspricht 2 mal Luft plus 1 mal Feuer oder 5 mal Feuer Entsprechend ist 1 mal Luft gleich 2 mal Feuer In den Zahlenverhaltnissen druckt sich die Harmonie der Elemente zueinander aus Die Uberlegungen Platons zu den Geometrischen Formen werden von seinen Nachfolgern nicht wieder aufgenommen Dass seine Gedanken als theoretische Konzepte durchaus naturwissenschaftliches Interesse haben zeigt sich erst in modernen Disziplinen wie der Kristallographie siehe etwa Chromalaun oder der Stereochemie In einigen Computerspielen werden fur die Graphik sehr kleine Dreiecke als Grundformen verwendet Auch in der Teilchenphysik spricht man von Symmetrien auch wenn die Modelle dort erheblich komplexer sind Materie und Form bei Aristoteles Bearbeiten Aristoteles naherte sich dem Thema der Materie anders als seine Vorganger nicht als Kosmologe sondern vor allem als empirischer Naturforscher In seiner Physik stellte er die Frage in welchem Verhaltnis die Natur als der Bereich des Veranderlichen und die Wissenschaft als die Suche nach unveranderlichen Prinzipien zueinander stehen In der Analyse der Theorien seiner Vorganger Phys I 5 9 kam Aristoteles zu den Thesen Es muss immer etwas als das was da wird zugrunde liegen Phys I 7 190a und dass jedes Werdende immer ein zusammengesetztes ist Phys I 7 190b Hieraus schloss er Wenn es Ursachen und Anfangsgrunde des von Natur aus Vorhandenen gibt dann entsteht alles aus dem Zugrundeliegenden Hypokeimenon und der Form eidos oder morphḗ Phys I 7 190b Das aller Veranderung zugrunde liegende ist die Materie Gen corr I 4 320a Hyle ist die causa materialis aller existierenden Gegenstande Als Trager der Veranderung sind weder Materie noch Form entstanden haben also keinen Anfang Denn bei jeder Veranderung andert sich etwas und durch etwas und in etwas Dasjenige wodurch es sich verandert ist das erste Bewegende das was sich verandert ist der Stoff das worin es sich verandert ist die Form Met XII 3a 1070a In der Veranderung wird die Materie einer Form beraubt steresis Privation und erhalt eine neue Bestimmtheit Beispielsweise kann eine Bronzekugel in eine Statue umgewandelt werden Bronze als Materie verliert die Form einer Kugel und erhalt eine neue Form Die Form als solche unterliegt hingegen nicht dem Werden und Vergehen Met VIII 3 1043b Der Begriff der Materie erhalt bei Aristoteles nicht nur einen neuen Inhalt sondern auch eine neue Funktion Materie wird bei ihm ein analytischer Begriff um Prinzipien der Natur zu beschreiben Jeder wahrnehmbare Gegenstand jede Substanz besteht aus Materie und hat eine Form Hylemorphismus Materie als so gefasster abstrakter Ausdruck ist ein Relationsbegriff Materie ist unselbstandig und ist stets Materie von etwas Sie ist der Moglichkeitsraum die Disposition aus dem ein Gegenstand entsteht indem er eine bestimmte Form annimmt Materie die wirklich geworden ist hat auch immer eine Form Materie hat das passive Vermogen etwas Verschiedenes zu werden Met VII 7 1032a Hier findet sich die Verknupfung zu der Lehre von Akt und Potenz denn die passive unselbstandige Materie ohne Wesenseigenschaften bedarf der aktiven Form durch die ein Gegenstand erst seine wesentlichen Eigenschaften erhalt Materie ist die Grundlage damit eine Form ein konkretes Individuum wird Individuation Aus dem relationalen Charakter der Materie ergibt sich bei Aristoteles eine hierarchische Struktur der Materie Die unterste Ebene bildet die erste Materie Materia prima Hyle prote Diese ist nicht mehr auf etwas anderes ruckfuhrbar nicht wahrnehmbar und ungetrennt Met IX 7 1049a Gen corr II 5 332a Die erste Materie ist die Grundlage der vier Elemente aus denen alles stoffliche alle Substanzen die Materia secunda zusammengesetzt ist Substanzen entstehen und vergehen weil ihnen Materie zugrunde liegt In dem hierarchischen Verstandnis von Materie liegt auch die unterschiedliche Perspektive auf die Selbstandigkeit eines Gegenstandes So kann ein Erzklumpen als eigenstandiger Gegenstand betrachtet werden Er verliert aber die Selbstandigkeit wenn er die Funktion der Materie von einer Statue innehat Phys IV 2 209b Die Teilbarkeit der Materie ist notwendig damit es uberhaupt Einzeldinge gibt Gen corr II 4 320a Aristoteles wendete den Materiebegriff nicht nur auf stoffliche Gegenstande an sondern auch auf abstrakte Entitaten so etwa mathematische Grossen Materie ist die Bedingung der Moglichkeit dass man Einheit und Vielheit unterscheiden kann was der Zahl nach Vieles ist hat Materie Met XII 8 1074a Auch in Hinblick auf die Definitionslogik findet sich der Materiebegriff Ein zu definierender Begriff Definiendum setzt sich aus Gattung und spezifischer Differenz zusammen Hierbei entsprechen die Gattung der Materie und die spezifische Differenz der Form des Definiens Met X 8 1058a Im ubertragenen Sinn ist der Korper die Materie der Seele De an II 1 412a Formen sind nicht an bestimmte Stoffe gebunden Denn die Natur der Form ist entscheidender als die des Stoffes De Part I 1 640b So kann ein Sessel aus verschiedenen Materialien bestehen Materie ist damit notwendig aber nicht hinreichend dafur dass ein bestimmter Gegenstand entsteht Met VIII 4a und b 1044a b Dies liegt daran dass fur den konkreten Gegenstand nicht die Elemente sondern der bereits vermischte bestimmte Stoff massgeblich ist Ein bestimmter Stoff kann in Hinblick auf einen bestimmten Zweck ungeeignet und unvollkommen sein Phys II 8 199a Die 4 Elemente und ihrer EigenschaftenIn der konkreten Ausgestaltung des Materiebegriffs erweiterte Aristoteles die Vier Elemente Lehre des Empedokles indem er diese mit den grundlegenden Qualitaten warm und kalt sowie feucht und trocken verknupfte So hat die Erde die Kombination kalt und trocken das Wasser kalt und feucht die Luft feucht und warm und schliesslich das Feuer warm und trocken Gen corr II 3 330a Die vier Elemente sind konzentrisch in Spharen entsprechend ihrem Gewicht angeordnet also von unten nach oben Erd Wasser Luft und Leuchtsphare die ihrerseits von der Himmelssphare Ather umschlossen werden die selbst nichts uber sich hat Phys IV 5 212b Der Ather wird auch als funftes Element angesehen Quintessenz Weil die naturlichen Korper in diesen Spharen nach einer Position streben die ihrem Gewicht entspricht erklart sich hieraus die Dynamik der physischen Bewegungen Die Theorie des leeren Raumes der Atomisten lehnte Aristoteles wie schon Platon ab u a weil es im leeren Raum keinen Widerstand gibt durch den Bewegung ubertragen werden kann Phys IV 7 214a 8 215a Seine Auffassung dass Kraft als Ursache fur die Erhaltung der Geschwindigkeit wirkt wurde erst zu Beginn der Neuzeit durch Galilei korrigiert Ebenso der Irrtum dass schwere Korper schneller fallen als leichte Von den Elementen unterschied Aristoteles die gleichteiligen Stoffe wie etwa Gold dessen Stoff unverandert bleibt wenn man es teilt Diese Stoffe bestehen aus einer Mischung der Elemente durch die eine neue Form entstanden ist Als weitere Stufe der Durchmischung gibt es ungleichteilige Stoffe die fur sich jeweils eine gesonderte Funktion haben wie etwa das Blatt einer Pflanze Lebewesen sind aus gleichteiligen und ungleichteiligen Stoffen zusammengesetzt Dabei ist die Seele eine neu hinzugekommene Form De an II 1 412a 412b Der von Aristoteles entwickelte Materiebegriff hat den Vorteil dass er weitgehend unabhangig von einer bestimmten physikalischen Theorie der Materie ist 17 In Hinblick auf die Erklarung von Bewegung und Veranderung kritisierte Aristoteles seine Vorlaufer dass sie hierfur kein akzeptables Konzept entwickelt hatten Met XII 6a 1071b 10b 1076a Dies gilt auch fur die kreislaufformige Selbstbewegung der Materie im Timaios Denkt man die Abfolge der Bewegungen in Hinsicht ihrer Ursachen schrittweise konsequent weiter verliert man sich in einer unendlichen Kette vgl Infiniter Regress und Unendlicher Progress Aristoteles setzt dagegen einen unbewegten Beweger Phys VII 1 242a 242b der ohne Grosse ohne Teile unzerlegbar und unfuhlbar ist Met XII 7 1073a Dieser hat selbst ein gottliches Wesen und bedarf deshalb als alleinige Ausnahme keiner Materie Materie und Pneuma in der Stoa Bearbeiten Die Stoa verwendete den Begriff der Materie nicht primar als Prinzip fur Einzelobjekte sondern als eines von zwei Prinzipien fur die Weltganzheit Sie stellten sich den Kosmos als einen beseelten Organismus vor in dem der Prozess des Werdens und Vergehens aus dem Zusammenwirken der uberall vorhandenen Prinzipien des aktiv Bewirkenden des Logos der Weltseele und des passiv Erleidenden der Materie bestimmt ist Anders als bei Aristoteles steht nicht mehr die analytische Funktion des Begriffs im Vordergrund sondern Materie wird wieder als Grundstoff betrachtet Sie ist zwar korperlich aber qualitativ unbestimmt wenn sie auch die Moglichkeiten der Qualitaten in sich birgt Der Logos tritt in der Stoa an die Stelle der Form bei Aristoteles ist aber nicht statisch sondern dynamisch wirkend 18 Als zweckvolle Weltseele schafft er die Ordnung im Kosmos und ist im Menschen als Vernunft verwirklicht Er wirkt auf die passive Materie durch die Physis das kunstlerische Feuer das durch den Logos zum materiellen pneῦma Pneuma Hauch Luft Atem wird Das Pneuma wird stofflich vorgestellt und ist eine Mischung der aktiven Elemente Feuer und Luft die zu einer Selbstbewegung fahig sind Die passiven Elemente Erde und Wasser verandern sich nur durch das Wirken des Pneumas 19 Aus dem Feuer als dem aktivsten und ersten Element in dem der Logos wirkt entstehen die anderen Elemente durch Verdichtung Das Feuer enthalt in sich Keime der Vielfalt die logoi spermatikoi die in diesem Prozess die anderen Elemente durchdringen und bei der Entstehung des Wassers auch das Leben erzeugen Bei der Verbindung der Elemente spielen wie bei Aristoteles die Qualitaten warm und kalt sowie feucht und trocken eine Rolle Einzelne Stoffe entstehen durch Durchmischung der unendlich teilbaren und kontinuierlichen Materie Durchmischung verstanden die Stoiker nicht nur als Vermengung physikalisch oder geometrisch selbstandiger Teile sondern so dass beim Mischen die Teile sich miteinander verbinden und hierdurch etwas qualitativ Neues entsteht Die Durchmischungstheorie diente auch der Erklarung wie Metalle z B Gold entstehen konnen Gegen Platon argumentierte Zenon von Kition der Begrunder der Stoa dass Wirken nur durch korperliche Beruhrung moglich sei demnach Unkorperliches also die Ideen weder wirken noch leiden konne Deshalb konne ein Wirklichsein auch nur von korperlichen Dingen ausgesagt werden 20 Unkorperlich sind allein Begriffe die von etwas ausgesagt werden lekton die eine Bedeutung haben Nominalismus Gott Seele und auch Qualitaten seien hingegen korperlich zu denken Weil nach dieser Lehre nur Korperliches wirklich ist gibt es innerhalb des Kosmos keinen leeren Raum Ursache der Bewegung ist das sehr feine warme Pneuma das als Spannung oder Anziehungskraft zwischen den passiven Teilen der kalten Materie der Materie im engeren Sinne wirkt Dieses Zusammenspiel von Durchmischung und Spannung ist der Grund fur die Entstehung der vielfaltigen Einzeldinge Je nach Anteil des Pneumas entstehen anorganische Korper hexis lebendige Korper physis oder beseelte Gegenstande psyche So ergibt sich eine Stufenleiter des Seienden mit einem zunehmenden Anteil des Logos der Vernunft Emanation der Materie im Neuplatonismus Bearbeiten Bereits der Mittelplatoniker Alkinoos hatte einen Aufbau der Welt aus den drei Urprinzipien Gott Materie und Ideen gelehrt wobei er zwischen dem transzendenten Gott und dem Demiurgen als dem Schopfer der Welt unterschied Gegen die Stoiker vertrat er die Ansicht dass Qualitaten unkorperlich und als der Materie innewohnende inharierende Ideen zu verstehen seien 21 Von hier gibt es jedoch keine bekannte unmittelbare Verbindung zum Neuplatonismus dessen Anfange auf Ammonios Sakkas zuruckgefuhrt werden Dessen Schuler Plotin der eigentliche Ideengeber des Neuplatonismus knupfte zwar an Platon an verscharfte aber dessen Idealismus Alles Seiende entsteht fur ihn aus dem Einen dem einheitlichen und undifferenzierten Urgrund Aus diesem einen absoluten Sein entfaltet sich die ganze Welt zunachst die Welt des Geistigen und erst in der Folge die materielle Welt Dieser Prozess der Emanation ist nicht zeitlich oder kausal strukturiert Es entsteht eine Hierarchie von vier Seinsstufen Hypostasen der Welt in denen sich die Vielheit der Entitaten erweitert Aus dem Einen dem Existenzgrund aller Dinge entsteht die geistige noetische Welt aus dieser wieder die psychische Welt und hieraus schliesslich die wahrnehmbare Welt der sekundaren Materie Die Form erhalt einen Vorrang vor der Materie Der Urgrund der keine Eigenschaften hat ist nur durch das beschreibbar was er nicht ist Die darunter liegende Ebene des Geistigen des Nous ist immer noch transzendent und uberindividuell Es ist die Denkwelt das Reich der Ideen Platons Aus dieser Ebene entsteht die Welt des Seelischen Diese beinhaltet die Weltseele als Ganzes wie auch die Einzelseelen der lebenden Individuen Das Seelische ist der Bereich der Prinzipien und der Ordnung Die Seele hat nach oben Anteil am Nous dem vernunftigen und rationalen Denken aber auch Anteil am physischen Kosmos dessen Ursprung sie ist Sie ist Vermittlerin zwischen dem Nous und der Dingwelt Die Materie nun ist unterteilt in erste Materie die allem zugrunde liegt und der zweiten Materie die sich in den physischen Korpern mit den Formen verbunden hat Die erste Materie hyle noete verstand Plotin als intelligibles Prinzip das bereits auf der Ebene der Formen und des Geistes vorhanden ist Sie ist scharf zu unterscheiden von der zweiten der sinnlichen Materie auf der vierten Stufe 22 Die ungeformte Materie der noetischen Welt ist fur Plotin wie bei Aristoteles ein reines Prinzip das allen Gegenstanden zugrunde liegt ohne jede Qualitat oder Form Sie ist nicht wahrnehmbar unbestimmt und unerkennbar Plotin uberschritt noch das platonische Denken indem er die Materie als Negation des Seienden auffasste Materie ist samtlicher Formen des Seins beraubt Privation Weil er das Eine als das Vollkommene mit dem Guten identifizierte setzte er die Materie mit dem ontologisch Schlechten gleich weil in ihr jegliches Gutes fehle Nur die stoffliche Materie die materia secunda die nur als geformte Materie besteht konne erkannt werden und nur uber diese konnen positive Aussagen gemacht werden Die materia prima konne man hingegen nur annahernd durch unechtes Denken erfassen indem man alle Seinsbestimmungen wegdenkt 23 Feuer scharf fein beweglichLuft stumpf fein beweglichWasser stumpf grob beweglichErde stumpf grob starrPlotins Schuler Proklos setzte sich ebenfalls intensiv mit dem Begriff der Materie auseinander und entwickelte eine teilweise abweichende Konzeption 24 Er betrachtete die Materie als notwendigen Teil Gottes also nicht als Ergebnis des Schopfungsprozesses sondern als ewig Denn Zweckursache der Materie ist das Werden weil es ohne Materie kein Werden geben kann Materie ist somit neben Sein und Werden der dritte Genus der fur das Weltganze unabdingbar ist In Hinblick auf die Lehre von den Elementen schuf Proklos ein von Aristoteles abweichendes Strukturmodell das mit drei Qualitatenpaaren fur den Zusammenhalt der Elemente im Kosmos sorgen soll 25 Materie Konzepte im fruhen China Bearbeiten Das Verstandnis von Materie in der chinesischen Philosophie folgt einer deutlich anderen Sicht als die abendlandische Tradition Wahrend im Westen die Dingwelt und damit die Struktur der Materie mit besonderem Interesse untersucht wird sind in den chinesischen Denkschulen vor allem die Veranderungen und die Verknupfungen der Naturphanomene Gegenstand der Betrachtungen Ahnlichkeiten in den grundlegenden Prinzipien bestehen zur Denkweise Heraklits die im Westen bis in die Neuzeit in den naturbeschreibenden Theoriegebauden kaum einen Niederschlag gefunden hatte Im ostlichen Denken will der Mensch mit den fliessenden Kreislaufen der Natur als deren Teil er sich betrachtet in Einklang stehen in der westlichen Welt will der Mensch die ihm als Objekt gegenuberstehende Natur im Sinne eines standigen Wissens Fortschritts untersuchen und gestalten Ein grundlegender Begriff der chinesischen Philosophie ist das Taiji Er erinnert an das griechische Apeiron aber auch an das neuplatonische Eine Das Taiji als Begriff wurde prominent bei Zhou Dunyi dem Begrunder des Neokonfuzianismus im 12 Jahrhundert Es ist die hochste Vollkommenheit das Urprinzip des Lebens das alle phanomenalen Aspekte der Welt also Materie Energie und Zeit umfasst Das Taiji ist entstanden aus dem Wuji dem Unendlichen dem hochsten Nichtsein dem noch vollig gestaltlosen Urzustand des Universums Das Wuji ist leer ohne Struktur ohne Bewegung ohne Zeit und Raum ohne Bedeutung Das Taiji enthalt in sich eine polare Struktur die Gegensatze von hell und dunkel von hart und weich oder von warm und kalt Taiji ist der Name fur das im Westen bekannte Symbol von Yin und Yang als Graphik erst in der Neuzeit entstanden eine der altesten Lehren in China die bereits dem Yi Jing traditionelle deutsche Bezeichnung I Ging dem Buch der Wandlungen zugrunde liegt Hier werden Yang das Helle als durchgezogene Linie und Yin das Dunkle als unterbrochene zweigeteilte Linie dargestellt Diese bilden die binaren Grundzeichen fur den Code der Trigramme und Hexagramme im Yi Jing und sind Ausdruck einer polaren Struktur die sich durch alle Phanomene der Welt zieht Aus den zwei Linien lassen sich vier verschiedene Bilder Die vier Xiang zusammensetzen die in ihrer Symbolik der Vier Elemente Lehre von Empedokles entsprechen Luft bzw Himmel und Erde sind oben altes Yang und unten altes Yin Feuer und Wasser befinden sich dazwischen Feuer hat das Bestreben nach oben zu lodern deshalb wird es junges Yang genannt Wasser fliesst dagegen nach unten und wird als junges Yin bezeichnet Die Wandlung erfolgt in einem ewigen Kreislauf Vom alten Yang oben zum jungen Yin nach unten zum alten Yin unten zum jungen Yang nach oben wieder zum alten Yang oben und so weiter Wuxing Die funf Elemente des DaoismusDaneben gibt es als eines der altesten naturphilosophischen Konzepte in Asien die Funf Elemente Lehre die vorwiegend im Daoismus gelehrt wurde und ebenfalls eine ahnliche Grundauffassung der Elemente darstellt Die Elemente Metall Holz Feuer Wasser und Erde unterscheiden sich aber erheblich in ihrer Bedeutung Es handelt sich nicht um Grundstoffe sondern um grundlegende dynamische Prozesse die aufgrund der darin beschriebenen Eigenschaften mit den Elementen charakterisiert werden 26 Auch der Daoismus kennt ein dem Apeiron vergleichbares Urprinzip des Kosmos das Dao Der Ursprung allen Seins ist das Dao Dao bedeutet ursprunglich Weg und im ubertragenen Sinn Prinzip Weil es sich den menschlichen Moglichkeiten es zu beschreiben an sich entzieht nannte Lǎozǐ im Daodejing das Urprinzip das Dao so dass der Ausdruck zum ersten Mal die Bedeutung einer transzendenter hochsten Wirklichkeit und Wahrheit erhielt Der SINN Dao erzeugt die Eins Die Eins erzeugt die Zwei Yin und Yang Die Zwei erzeugt die Drei Himmel Mensch und Erde Die Drei erzeugt alle Dinge Alle Dinge haben im Rucken das Dunkle und streben nach dem Licht und die stromende Kraft gibt ihnen Harmonie 27 Eine systematisierende Verknupfung der Lehre von Yin und Yang mit dem Wuxing findet sich bei Zou Yan ca 305 240 v Chr Aus dem Konzept der Wandlungsphasen in der Natur entwickelte sich in der Folge eine Vielzahl von Naturerklarungen etwa bei chemischen Reaktionen in der Medizin fur Heilungsprozesse aber auch zur Beschreibung von Harmonien etwa im Feng Shui oder bei der Beschreibung richtigen Regierens 28 Alles Geschehen ist ein Prozess von Werden und Vergehen In der Phase des Werdens entsteht aus Holz Feuer aus Feuer Erde Asche aus der Erde Metall und aus diesem das Wasser Derselbe Prozess findet sich in den Jahreszeiten Im Fruhjahr wachst das Holz im heissen Sommer entstehen Brande im Spatsommer entstehen aus der Erde die Fruchte das Metall entspricht dem Herbst und das Wasser dem Winter Dagegen stehen Prozesse des Vergehens wenn etwa das Holz mit seinen Wurzeln die Erde durchdringt das Wasser das Feuer loscht das Metall das Holz schneidet das Feuer das Metall verflussigt oder die Erde das Wasser aufsaugt Der Neukonfuzianer Zhang Zai 1020 1077 verband zudem die Lehre des ebenfalls aus dem Daoismus stammenden Qi Lebensenergie das Ahnlichkeiten mit dem Pneuma in der griechischen Philosophie aufweist mit der Lehre vom Yin und Yang Das Qi wurde gedacht als feinstoffliche Grundsubstanz die dynamisch alles Existierende durchdringt und damit als Energie in allen Geschehnissen wirkt Ahnliches lehrte Zhu Xi 1130 1200 Yin und Yang sind die Polaritaten des Qi durch deren Polaritaten alles entsteht und vergeht Das Qi ist die Energie die der Mensch bei seiner Geburt erhalt und die er im Verlauf seines Lebens verbraucht Materie Konzepte im fruhen Indien Bearbeiten In der indischen Philosophie haben sich im Verlaufe der Geschichte verschiedene Konzeptionen von Materie entwickelt die jeweils mit der ontologischen Grundposition unterscheiden Es gibt die Positionen des Materialismus Charvaka des Idealismus Advaita Vedanta und auch eines Substanz Pluralismus Samkhya Nyaya Vaisheshika 29 Als erster bekannter Materialist Indiens gilt Ajita Kesakambali der in etwa zu Zeiten Buddhas im 6 Jhdt v Chr lebte Er lehrte dass der Mensch aus den vier Elementen Erde Wasser Feuer und Wind besteht in die er sich auch nach seinem Tod wieder auflost 30 Die Vier Elemente Lehre findet sich in der materialistischen Schule des Lokayata Philosophie der Leute Charvaka wieder die einen reinen Sensualismus vertrat und alle Formen des Ubernaturlichen ablehnte 31 Weil es nur das gibt was wahrnehmbar ist lehnte diese Schule auch die Existenz von Atomen und des Raumes ab Kausalitat hat nur materielle Ursachen ebenso wie das Bewusstsein das eine emergente Funktion des physischen Gehirns ist Die Materialisten wandten sich gegen jede Form von transzendenten Instanzen lehnten also gegen Brahmanismus Buddhismus oder Jainismus die Lehren von der Seele Atman von der Seelenwanderung Samsara Erlosung Moksha und der Tatvergeltung Karma ab Nach dem naturphilosophisch orientierten Vaisheshika ist die Natur in sechs Kategorien padarthas im Sinne realer Wesenheiten unterteilt in Substanz dravya Erde Wasser Feuer Luft Ather Raum Zeit Seele Verstand Qualitat guna Tatigkeit karman Gemeinsamkeit Allgemeinheit samanya Unterschied Besonderheit vishesha und Inharenz samavaya In diesen Kategorien sollen sich alles Existierende und die Beziehungen dazwischen widerspiegeln Von den Unterkategorien der Substanz stehen funf fur die materiellen Elemente Erde prithivi Wasser apa Feuer teja Luft vayu und Ather akasha die ihrerseits mit Ausnahme des Athers aus nicht mehr weiter teilbaren unendlich kleinen kugelformigen und ewigen Atomen zusammengesetzt sind Die Eigenschaften der Elemente Geruch Geschmack Farbe Gestalt Beruhrung Ton ergeben sich aus den unterschiedlichen Eigenschaften der jeweiligen Atome Die Unteilbarkeit der Atome wird damit begrundet dass ansonsten eine Schopfung aus dem Nichts creatio ex nihilo moglich ware 32 Weil die Atome unveranderlich und ewig sind gibt es kein Werden und Vergehen sondern nur Mischungen und Wandlungen die zu den Formen der Erscheinungen fuhren In der Lehre des Samkhya ist das Geschehen im Kosmos dualistisch gestaltet mit dem passiven bewussten in sich ruhenden und Einheit stiftenden mannlichen Geist Purusha und der aktiven unbewussten schopferischen weiblichen Urmaterie oder Natur Prakriti Prakriti ist die Ursache von allem hat selbst aber keine Ursache ist unbedingt und unverganglich Die Urmaterie wird durch drei wesentliche Eigenschaften oder Kennzeichen Gunas charakterisiert Tamas Widerstand Tragheit Dunkelheit Chaos Rajas Handlung Rastlosigkeit Bewegung Energie und Sattva Wissen Klarheit Gute Harmonie Die Urmaterie besteht ewig aber alles befindet sich im fortlaufenden Wandel Alle Dinge sind aus Atomen zusammengesetzt die sich hierarchisch aufbauen Die nicht mehr weiter teilbaren kleinsten Teilchen paramanu konnen nur in der Meditation erkannt werden Sieben von ihnen bilden Form Atome anu Diese sind die feinste Substanz aus denen sich feine Staubteilchen rajas bilden Das Werden entsteht durch die Verbindung das Vergehen durch die Trennung von Purusha und Prakriti Prakriti ist in einer unablassig fliessenden Bewegung und die Vielfalt der Erscheinungen entsteht durch standige Mischung der Gunas Aus diesen entstehen funf feinstoffliche Prinzipien oder Reinstoffe tanmatras die wieder in die grobstofflichen Elemente mahabhuta der Materie umgewandelt werden Der Ather ist das primare Element mit dem Prinzip des Klangs Shabda die Luft entsteht durch Bewegung des Athers mit dem Prinzip der Beruhrung Sparsha das Feuer durch Reibung der Luft mit dem Prinzip der Gestalt Rupa das Wasser als Verdichtung der Luft hat den Geschmack Rasa als Grund und das grobstoffliche Element Erde das sich aus der Gerinnung des Wassers entwickelt entspringt dem Tanmatra Geruch Gandha Die funf Elemente wiederum werden mit den funf passiven Sinnesorganen Horen Tasten Sehen Schmecken Riechen und funf Handlungsorganen Mund Hande Fusse Geschlecht und After fur die Ausscheidungen verknupft Weil die Materie ewig ist bedeutet das Sterben des Menschen nur eine Umwandlung des grobstofflichen Korpers in eine feinstoffliche Struktur von der die immaterielle Existenz der Seele nicht beruhrt ist In der von Shankara systematisierten Philosophie des Advaita Vedanta wird ontologisch eine rein idealistische Philosophie vertreten nach der das absolute Bewusstsein Brahman die einzige Realitat ist Zwischen Brahman und der individuellen Seele Atman besteht Identitat Materie ist wie alle anderen Wahrnehmungen Projektion Vikshepa Shakti deren Wahrheit sich hinter dem Schleier Avriti Shakti der Maya verbirgt Materie Bewegung Energie oder Gedankeninhalte sind nur Gedankenprodukte mentale Konstrukte und existieren nicht aus sich selbst heraus Maya wird im Weiteren haufig vergleichbar mit dem Prakriti des Samkhya als zusammengesetzt aus den drei Gunas gedacht 33 Jainismus Bearbeiten Der von Mahavira begrundete Jainismus lehrt dass alles Stoffliche beseelt ist und den funf Kategorien Bewegung dhamma Ruhe adhamma Stoff poggala Raum agasa und Zeit kala unterliegt Die Welt ist ungeschaffen unendlich und ewig Ahnlich wie im Buddhismus wird der Glaube an einen transzendenten Schopfer abgelehnt Die einzelne Seele jiva ist eine unveranderliche energiegeladene rein geistige Substanz Sie ist in der Materie dem Unbeseelten ajiva gefangen und kann durch asketische Ubungen aus dieser befreit werden Die atomistisch aufgebaute Materie aus unendlich vielen nicht mehr zerlegbaren kleinsten gestaltlosen Teilen paramavu die sich zu grosseren Einheiten verbinden konnen besitzt die Eigenschaften Farbe Geruch Geschmack und Beruhrung Da die Entstehung des Jainismus mindestens zuruck in das 6 Jahrhundert v Chr datiert wird liegt hier die uberhaupt alteste Lehre eines Atomismus vor die zeitlich auch noch den griechischen Atomisten vorangeht Buddhismus Bearbeiten Auch der Buddhismus kennt eine Elementelehre Mahabhuta die vier grossem Elemente 34 die in Abgrenzung zum Vaisheshika entwickelt wurde 35 Es gibt im Buddhismus kein Hochstes kein Brahman Die Elemente sind keine Dinge sondern gespurte Eigenschaften einer sich standig verandernden niemals konstanten Welt die sich den Sinnesorganen mitteilen Die Luft steht fur alles sich Bewegende fur das Ein und Ausatmen Mit der Erde wird das Feste Widerstehende und Gewichtige verbunden Mit dem Wasser wird die Eigenschaft der Feuchtigkeit des Fliessens des Flexiblen und des Verbindenden beschrieben Das Feuer ist Warme Temperatur und Energie Der Ather schliesslich entspricht keinen materiellen Eigenschaften sondern steht fur die Leere Unter anderen verband Dharmakirti die Elemente mit einer Atomlehre Einer der Wege zur Erlosung die immer das Ziel der buddhistischen Lehre ist ist die vollstandige Erkenntnis der Wirklichkeit Verlasse dich auf dich selbst und verlasse dich auf Dharma die Wahrheit 36 Um die Wirklichkeit zu erkennen ist sie in ihren Strukturen zu analysieren Ausgangspunkt ist der Grundgedanke dass Erkennender und Erkanntes in standiger Wechselbeziehung stehen Als Daseinsstruktur werden die funf Ansammlungen Skandhas gelehrt Dies sind die Empfindungen des materiellen Korpers rupa die Gefuhle vedana die Wahrnehmung vedana die Geistesformationen samskara und schliesslich das Bewusstsein vijnana Mit Rupa Skandha wird der Bereich der Materie der ausseren Grundlage aller Lebewesen beschrieben Die anderen Ansammlungen sind mentaler Natur und sind nur analytisch getrennt in der Wirklichkeit aber eine untrennbare Einheit Jedes Erfahren von Rupa ist zugleich auch ein mentaler Zugang zur Wirklichkeit Im Bereich der Materie gelten die kausalen Beziehungen von Ursache und Wirkung Fur jeden physischen Zustand sind die Elemente die mitwirkenden Bedingungen Weil aber zwischen Geist und Materie keine kausale Beziehung besteht muss der Geist die Grundlage alles Seienden sein und die Materie ist nur Erscheinung im Geist Denn der Geist ist nicht verganglich und umschliesst und durchdringt alles Materielle Materie Dialektischer Materialismus Bearbeiten Hauptartikel Dialektischer Materialismus Der dialektische Materialismus geht vor allem auf die Arbeiten von Marx und Engels zuruck Als Philosoph war Marx stark vom Werk Hegels und dessen Dialektik beeinflusst Wahrend Dialektik historisch zunachst einfach den Prozess der Rede und Widerrede im philosophischen Diskurs bezeichnet ist diese bei Hegel die sich in inneren Widerspruchen vollziehende Entwicklung der Begriffe selbst Grundsatzlich verwandelt sich hierbei ein Begriff These prozesshaft Negation in sein Gegenteil Antithese und entsteht nach einer erneuten Negation auf hoherer Ebene wieder indem er allerdings diese Bewegung nun schadlos in sich enthalt Wissenschaft der Logik Marx sah in dieser Bewegungsweise aber nicht die Selbstbewegung des philosophischen Geistes sondern vielmehr die Bewegung der menschlichen Gesellschaft in ihrer historischen Entwicklung 37 Fur ihn wesentlich pragten nicht unterschiedliche Vorstellungen Ideen uber die menschliche Gesellschaft deren Entwicklung sondern das menschliche Leben selbst insbesondere die sich in ihm vollziehenden Widerspruche Dies sei in der Praxis gerade die Okonomie deren Untersuchung er sich zeitlebens widmete Das Kapital Diese Art der Anwendung oder Umformung der Dialektik Hegels durch Marx wurde von vielen Autoren selbst zum Gegenstand von Untersuchungen gemacht Insbesondere zu nennen sind Engels und Lenin die beide zeitnah direkt zu diesem Thema publizierten Anti Duhring Dialektik der Natur Materialismus und Empiriokritizismus Wahrend der dialektische Materialismus die materialistische Wendung der Dialektik Hegels zu Gegenstand hat stellt der damit eng verwandte historische Materialismus vor allem dessen Anwendung auf die Geschichte der Menschheit dar Inhaltlich grenzt sich bei den Autoren der Materiebegriff vor allem gegen den Begriff des Geistes ab und bezeichnet die sich ausserhalb und unabhangig vom menschlichen Geist stattfindenden Prozesse denen sie ein letztendliches Primat vor der Wirkung des menschlichen Geists geben Die Literatur liefert fur das Zusammenspiel beider Begriffsbestandteile Materie Idee nur Beispiele etwa das des Verhaltnisses von Basis und Uberbau Der dialektische Materiebegriff ist insofern nicht mit dem physikalischen zu verwechseln und umfasst vielmehr jegliche physikalische Grosse nicht nur die Masse endet zugleich aber auch nicht bei den Begriffen der Physik sondern schliesst etwa auch solche der Okonomie oder des Rechts z T mit ein So wird etwa der historisch jeweils erreichte Stand der Technologie durchaus als materiell aufgefasst 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenPhilosophische Interpretationen des Materiebegriffs der Relativitatstheorie Bearbeiten Mit der Entwicklung der speziellen Relativitatstheorie stellte Albert Einstein die bekannte Formel E mc Energie Masse Lichtgeschwindigkeit auf Die hier ausgedruckte Umrechenbarkeit der Eigenschaften Masse und Energie bildet physikalische Tatsachen ab wie etwa dass Anderungen der Temperatur eines Gases dessen trage Masse beeinflussen und umgekehrt oder dass man elektromagnetischer Strahlung Licht Warmestrahlen etc eine dynamische Masse zuordnen kann obwohl das hier einschlagige Elementarteilchen das Photon keine Masse besitzt Dieser Formel wurden unterschiedliche ontologische Interpretationen 38 gegeben Es handle sich bei Masse und Energie um dieselbe Eigenschaft Torretti Eddington oder um zwei verschiedene Eigenschaften die entweder ineinander umwandelbar sind Rindler oder nicht Bondi Spurgin Die Schwierigkeit der ontologischen Behandlung der Eigenschaften Masse und Energie erzeugt ontologische Probleme fur die Behandlung der Trager dieser Eigenschaften Materie und Felder Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen in Handbuchern Wolfgang Detel u a Materie In Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 5 Schwabe Basel Stuttgart 1980 Sp 870 924 Klaus Mainzer Materie In Jurgen Mittelstrass u a Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie Bd 2 Mannheim u a 1984 796 799 Christian Tornau Materie In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 24 Hiersemann Stuttgart 2012 ISBN 978 3 7772 1222 7 Sp 346 410 Stephen E Toulmin Matter In Donald M Borchert Hrsg Encyclopedia of Philosophy Thomson Gale Detroit u a 2005 Bd 6 ISBN 0 02 865786 1 S 58 64 Gesamtdarstellungen und Untersuchungen Ernst Bloch Das Materialismusproblem seine Geschichte und Substanz Suhrkamp Frankfurt a M 1985 Miguel Espinoza La matiere eternelle et ses harmonies ephemeres L Harmattan Paris 2017 ISBN 978 2 343 13798 8 Eugen Kappler Die Wandlung des Materie Begriffs in der Geschichte der Physik in Jahresschrift 1967 der Gesellschaft zur Forderung der Westfalischen Wilhelms Universitat Munster 1967 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Harold J Johnson Changing conceptions of matter from antiquity to Newton im Dictionary of the History of Ideas Regine Kather Materie und Geist historische und systematische Reflexionen PDF 290 kB Fred Jochen Litterst Atomismus und Kontinuum Ein Streit der Vorsokratiker und seine Folgen Veroffentlicht in Jahrbuch 2009 der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft S 111 120 Andrea Reichenberger Zum Begriff des Leeren in der Philosophie der fruhen Atomisten Gottinger Forum fur Altertumswissenschaft 5 2002 105 122 Kizhakeyil Lukose Sebastian The Development of the Concept of Atoms and Molecules Dalton and Beyond Resonance 15 2010 1132 1139Einzelnachweise Bearbeiten Fur einen erkenntnistheoretischen Idealismus z B Kant gilt dies nicht unbedingt Friedrich Kluge bearbeitet von Elmar Seebold Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 24 durchgesehene und erweiterte Auflage de Gruyter Berlin New York 2001 Stichwort Materie S 604 etwa Max Jammer Concepts of Mass in Classical and 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nach Mischa von Perger Die Allseele in Platons Timaios de Gruyter Berlin 1997 75 76 Joseph Needham Science and Civilization in China Band 2 History of Scientific Thought Cambridge University Press Cambridge 1956 S 243 244 Daodejing 42 Ubersetzung Richard Wilhelm Klammern zur Erlauterung erganzt Norbert Welsch Jurgen Schwab Claus Chr Liebmann Materie Erde Wasser Luft und Feuer Springer Berlin Heidelberg 2013 S 47 49 Paul Schweizer Indian Concept of Matter In Routledge Encyclopedia of Philosophy Band 10 herausgegeben von Edward Craig Taylor amp Francis 1998 S 197 200 Debiprasad Chattopadhyaya Indian Philosophy 7 Aufl People s Publishing House New Delhi 1993 S 194 Abigail Turner Lauck Wernicki Lokayata Carvaka Indian Materialism In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Amita Chatterjee Naturalism in Classical Indian Philosophy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Andreas Binder Ubersetzung und Kommentar Advaita Vedanta Erwachen zur Wirklichkeit Eine Einfuhrung durch Sri Shankaracharyas Tattva Bodha und Atma Bodha Books on Demand Norderstedt 2008 S 106 Die Darlegung der Elemente Dhatuvibhaṅga Sutta Majjhima Nikaya 140 Erich Frauwallner Die Philosophie des Buddhismus 1956 Mit einem Vorwort von Eli Franco und Karin Preisendanz de Gruyter Berlin 2010 S 60 61 Samyukta Agama Buch 2 zitiert nach Jongmae Kenneth Park Die Lehren des Gautama Buddha eine Einfuhrung in den Buddhismus Lit Munster 2006 S 44 Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie uberhaupt mlwerke de abgerufen am 30 August 2019 Francisco Fernflores The Equivalence of Mass and Energy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Materie Philosophie amp oldid 236262578