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Chinesische Philosophie bezeichnet das philosophische Denken in China etwa seit der Zeit der Zhou Dynastie Durch ihren Einfluss auf den ostasiatischen Kulturraum China Japan Korea und Taiwan hat sie im Rahmen der ostlichen Philosophie eine vergleichbare Stellung wie die antike griechische Philosophie im Rahmen des europaischen Denkens In der Vielfalt der chinesischen Philosophien bestimmen in der Gegenwart den philosophischen Diskurs Stromungen der traditionellen Hauptrichtungen des Taoismus Buddhismus und Konfuzianismus in Verbindung mit unterschiedlichen westlichen Theorien und Problemen neuer gesellschaftlicher und politischer Situationen Inhaltsverzeichnis 1 Wesentliche Merkmale 2 Rahmenbedingungen chinesischen Philosophierens 2 1 Aus der Sicht des Philosophen Feng Youlan 2 2 Aus der Sicht des Sinologen Wolfgang Bauer 3 Epochen und Stromungen im Uberblick 4 Anfange des Philosophierens 4 1 Ursprunge seit 10 Jh v Chr 4 2 Klassische Zeit 6 3 Jh v Chr 4 3 Die Denkschulen der Klassischen Zeit 4 3 1 Konfuzius 4 3 2 Laozi 4 3 3 Mozi 4 3 4 Die Legalisten 5 Grundbegriffe des traditionellen chinesischen Denkens 5 1 Harmonie von Himmel Erde und Mensch 5 2 Die Funf Elemente Lehre und Yin Yang 5 3 Das hochste Weltprinzip 6 Die Nachklassische Zeit bis zur Kolonialisierung 6 1 Han Zeit 3 Jh v Chr 3 Jh n Chr 6 2 Tang Zeit 6 10 Jh 6 3 Song Zeit 10 13 Jh 6 4 17 18 Jahrhundert 6 5 Die Entwicklung seit der Kolonialisierung 19 20 Jahrhundert 7 Das zeitgenossische Bild der chinesischen Philosophiegeschichte 8 Anmerkungen 9 Literatur 10 WeblinksWesentliche Merkmale BearbeitenIm heutigen China wird Philosophie mit dem uber das Japanische eingefuhrten Fremdwort Zhexue wiedergegeben Es wird im Westen mit Weisheitslehre ubersetzt Zhexue enthalt fur Chinesen einen Bedeutungswandel der Eigenschaft weise zhe Dieser konnte mit absichtsvoll kalkulierend umschrieben werden Es ist eine Eigenschaft die der chinesischen Vorstellung von einem Weisen fremd ist Ein weiteres Wort das dem Fremdwort Philosophie zugeordnet wird ist sixiang was die Aktivitaten Ideen Gedanken haben denken uberlegen bezeichnet Maos Denken wurde z B mit sixiang bezeichnet Eine Reihe moderner chinesischer Philosophen schlug traditionelle Ausdrucke fur Philosophie vor z B Daoshu Kunst des Weges Xuanxue Lehren des Dunkeln oder Lixue Lehre des Prinzips Keiner dieser Ausdrucke lasst sich jedoch verallgemeinernd auf die gesamten philosophischen Bewegungen anwenden Grundlegend fur die chinesische Philosophie ist die Erfahrung dass das Leben Wandlungen bzw Veranderungen unterworfen ist Das alteste grundlegende Buch ist das I Ging Das Buch der Wandlungen Wandlungen sind fur Chinesen der Ausgang fur Denken und Handeln Dagegen herrscht in der westlichen Philosophie seit dem Ende der Antike ein auf Wahrheit und Sicherheit fixiertes Denken und Handeln Die chinesische Grundidee Wandlungen hat keine Geschichte philosophischer Systeme hervorgebracht Dagegen eine Geschichte und Geschichten von herausragenden Personlichkeiten und ihren Lehren daruber wie mit dieser Tatsache zu denken und zu leben sei Philosophie wurde als eine Art Meisterschaft aufgefasst Dies findet sich auch im Gebrauch der Bezeichnung Meister die als Anhangsel zi dem Namen hinzugefugt den Betreffenden als einen denkend und lebenspraktisch Herausragenden bestimmt In einer fruhen Geschichtsdarstellung den Historischen Aufzeichnungen Shiji wird als das gemeinsame Thema der ersten Philosophenschulen eine einzige Bewegungskraft genannt Daraus entstehen hundert Gedanken und Plane Sie haben alle das gleiche Ziel und verwenden nur unterschiedliche Wege Methoden 1 Die Yinyang Gelehrten die Konfuzianer die Mohisten die Logiker die Legalisten und die Daoisten sie streiten alle fur eine gute Regierung der Welt Ihr Unterschied besteht lediglich darin dass sie unterschiedliche Wege verfolgen und lehren und dass sie mehr oder weniger tiefschurfend sind 2 Rahmenbedingungen chinesischen Philosophierens BearbeitenAus der Sicht des Philosophen Feng Youlan Bearbeiten Die chinesische Philosophie sei Ausdruck eines systematischen Nachdenkens uber das Leben ausserte Feng Youlan in seiner kurzen Geschichte der chinesischen Philosophie Zum Leben eines Denkers gehorten geographische und okonomische Bedingungen Diese Bedingungen beeinflussten sein Lebensgefuhl und fuhren darum zu bestimmten Schwerpunkten aber auch zu Mangeln Chinesische Philosophen haben uber Jahrhunderte in einem kontinentalen Land gelebt Ihre Welt sei bis zum Ende des 14 Jahrhunderts durch Meer und Himmel begrenzt gewesen 3 Der Terminus Welt wird daher im Chinesischen durch die zwei Ausdrucke alles unter dem Himmel oder durch alles innerhalb der vier Meere ubersetzt Fur ein Volk das wie die Griechen in einem maritimen Land lebte durfte es unbegreiflich sein dass diese zwei Ausdrucke gleichbedeutend sind bemerkt Youlan dazu Die okonomischen Bedingungen sind zum einen agrarwirtschaftlicher Art Der Wohlstand des Volkes hangt von den Bauern bzw von der Landwirtschaft ab Sie ist sowohl in Friedens als auch in Kriegszeiten wichtig weil sie die Nahrungsmittel fur alle produziert Zur Okonomie gehorten auch die Handler die fur den Austausch von Produkten sorgten Fur einen chinesischen Denker waren und sind diejenigen die fur die Produktion von Nahrungsmitteln sorgten die zweitwichtigste Gruppe in der sozialen Hierarchie An erster Stelle standen die Grundherren die in der Regel als Gelehrte galten weil sie gebildet waren An dritter Stelle standen die Kunstler und an letzter Stelle die Handler In der metaphernreichen chinesischen Sprache werden Bauern dem Wurzel Bereich und Handler dem Zweige Bereich zugeordnet Chinesische Philosophen waren und sind bestrebt Theorien zu entwickeln die den Wurzeln nutzen Die Zweige werden dabei eher vernachlassigt Bauern und Grundherren bzw Gelehrte sind eng miteinander verbunden Beider Lebensgluck hangt von einer erfolgreichen Landwirtschaft ab Die Bauern profitieren von den Kenntnissen ihrer Grundherrn und von ihren Gedanken die in Worte gefasst das ausdrucken was die Bauern fuhlen Das was in Worte gefasst wurde pragte die chinesische Philosophie Literatur und Kunst 4 Aus der Sicht des Sinologen Wolfgang Bauer Bearbeiten Der Sinologe Wolfgang Bauer bestatigte in seiner Geschichte der chinesischen Philosophie dass die betont kontinentale Lage Chinas in Verbindung mit den Grundvoraussetzungen der chinesischen Philosophie gesehen werden konne Er raumte ein dass bestimmte Interessenrichtungen und Wertvorstellungen durch die geographisch gesellschaftlichen Umgebung vorgegeben waren Vor allem die Aufmerksamkeit auf den Kreislauf der Natur Die Wertschatzung der Geduld des Wartenkonnens Es gibt so Bauer tatsachlich in der chinesischen Philosophie eine Tendenz zu zyklischen Vorstellungen ohne Anfang oder Ende Kritisch mit Bezug zu Youlan wies er darauf hin dass prinzipielle Einwande gegen chinesische Philosophiegeschichten aus marxistischer Sicht angebracht sind Youlan hatte in den 1930ern damals noch unter dem Einfluss positivistischen Denkens das er beim Studium im Westen kennengelernt hatte seine chinesische Philosophiegeschichte deren Kurzfassung hier als Quelle verwendet wird verfasst die er in marxistischer Zeit revidieren musste Bauer behauptete dass die Eigentumlichkeit der chinesischen Kultur und Philosophie durch marxistische Sichten verstellt werde Es habe zwar tatsachlich einige Grundmomente in der geographisch gesellschaftlichen Umgebung gegeben die chinesische Problemlosungen mitbestimmten Sie sind allerdings hochst allgemein so dass man sie nur mit Vorsicht als Motive anfuhren darf Ausserdem wurden sie so oft beschworen dass man sich damit nicht langer aufhalten mochte schloss Bauer seinen Kommentar 5 Epochen und Stromungen im Uberblick BearbeitenEpoche StromungUrsprunge seit 10 Jh v Chr I GingPeriode der Hundert Schulen 6 3 Jh v Chr Neun Stromungen Konfuzianismus Daoismus Yin Yang Schule Legalismus Schule der Namen Mohismus Zonghengjia Zajia NongjiaHan Zeit 3 Jh v Chr 3 Jh n Chr Neo DaoismusTang Zeit 6 10 Jh BuddhismusSong Zeit 10 13 Jh Neokonfuzianismus17 18 Jahrhundert Schule der Wirklichkeit19 20 Jahrhundert Verbindung alter chinesischer Traditionen mit westlichem Pragmatismus und Rationalismus Marxismus MaoismusAnfange des Philosophierens BearbeitenUrsprunge seit 10 Jh v Chr Bearbeiten Die Ursprunge der chinesischen Philosophie reichen zuruck in die Zeit um 1000 v Chr Zu dieser Zeit entstand das I Ging Yijing das Buch der Wandlungen Es ist eines der altesten literarischen Werke in chinesischer Sprache und wurde spater als Quelle kosmologischer und philosophischer Gedanken verstanden vor allem durch Verbindung mit der erst viel spater ausgebildeten Yin Yang Lehre Die Grundidee ist dass alles Dasein aus dem gesetzmassigen Wandel der Grundkrafte Yin und Yang hervorgeht Die einzelnen Zustande dieses Wandels werden durch 8 mal 8 Hexagramme symbolisiert Diese Hexagramme gehen auf die Praxis der Orakelbefragung zuruck die fur das 2 Jahrtausend v Chr fur China belegt ist In alten Zeiten haben laut des I Ging die heiligen Weisen das Schafgarbenorakel erfunden die legendare Urgeschichte Chinas nennt hier den Urkaiser Fu Xi als Erfinder um Klarheit uber die Ordnungen der Welt und des menschliche Schicksals zu erhalten und den Herrschern zu raten Aus einem Bundel von langen Schafgarbenhalmen wurde eine gewisse Anzahl von Halmen herausgezogen Sie wurden nach bestimmten Zahlenverhaltnissen in einen Haufen von langen und kurze Abschnitte vor denjenigen gelegt der das Orakel befragen sollte Nach einer von den Weisen erfundenen Zahlweise wurde die Menge dieser Abschnitte dann so oft abgeteilt bis ein sechsstufiges Zeichen ubrig blieb Im I Ging sind 64 dieser Zeichen festgehalten die durch wiederholtes numerisch bestimmtes Ausgliedern die Voraussagen fur bestimmte Situationen moglich machten Die Voraussagen thematisierten einen dynamischen Prozess der durch die Wandlungen der Zeichen entstand Diese Bilder wurden zu Vorlagen fur Aussagen uber das mogliche Handeln in der Situation die sie andeuteten Diese wurden erprobt und waren so Anlass zu lernen Diesen in Schriftform gesammelten Zeichen wurden mit der Zeit Interpretationen in Form von Sinnspruchen hinzugefugt Ungefahr um das Jahr 1000 soll Konig Wen aus der Westlichen Zhou Dynastie diese erste Sammlung mit klaren Ratschlagen fur richtiges Handeln erganzt haben So wurde aus dem ursprunglichen Handbuch furs Wahrsagen ein erstes Weisheitsbuch das Anweisungen zum Handeln enthielt Laozi wurde durch dieses Weisheitsbuch zu seinen Gedanken angeregt 6 Es folgten in den Jahrhunderten danach weitere Erganzungen u a durch Kommentare von Konfuzius und anderen Philosophen der klassischen Periode Das von Konfuzius kommentierte und veroffentlichte Buch liegt den heutigen Ausgaben zugrunde Das Buch der Wandlungen oder das I Ging gilt allen chinesischen philosophischen Richtungen als Grundlage ihres Philosophierens Es dokumentiert bis heute einen fur Philosophen allgemein verbindlichen Weltentwurf 7 Dieser Weltentwurf betont den Gedanken der Einheit von Himmel und Mensch und stellt das Tao des Himmels als Lebens und Schicksalsmacht in den Mittelpunkt Der Mensch muss dem Tao folgen wenn er die Einheit mit ihm bewahren mochte Diese Einheit hat kein chinesischer Philosoph je in Frage gestellt Freiheit oder Selbstbestimmung des Einzelnen im westlichen Sinne waren keine Basis des Handelns Die Lebensregeln fur den Einzelnen ergaben sich aus der Erforschung des Tao Den Philosophen vor allem denen des Konfuzianismus und Taoismus fiel die Aufgabe zu die Menschen dazu zu befahigen mit Hilfe der von ihnen zu erforschenden Lebens und Schicksalsgegebenheiten ein moglichst erfulltes menschenwurdiges Leben zu fuhren das diesseitige und jenseitige Bedurfnisse miteinbezog 8 Klassische Zeit 6 3 Jh v Chr Bearbeiten Hauptartikel Ostliche Zhou Dynastie Die klassische chinesische Philosophie nahm in der Periode der Hundert Schulen von 771 v Chr bis zum Beginn der Qin Dynastie 221 v Chr Gestalt an Die seit dem 11 Jh v Chr herrschende Zhou Dynastie hatte ihre einigende Macht verloren und herrschte nur noch nominell Faktisch gab es eine Reihe von Einzelstaaten Ihre Fursten Feudalherren fuhrten gegeneinander Kriege um die Herrschaft uber China Chinas Kulturraum begann sich vom nordlichen Kulturraum in den Suden und Westen auszudehnen In diesem Chaos wurden uberlieferte Regeln Vorschriften und Riten ausser Kraft gesetzt und die bisher geltende Moral ignoriert In diesem Chaos entstand Chinas klassische Philosophie Es gab hundert sehr viele miteinander zerstrittene Philosophenschulen Aus dieser Vielzahl der miteinander konkurrierenden philosophischen Entwurfe kristallisierten sich zwei philosophische Hauptstromungen heraus Die Schule des Konfuzius und des Laozi Die im I Ging geltende Einheit zwischen Himmel und Mensch war die gemeinsame Weltanschauung ihres Philosophierens Beide Schulen beschaftigten sich mit der Frage nach einem bewusst gefuhrten und gelingenden Leben in Familie Gesellschaft und Staat im Interesse der personlichen Bedurfnisse des Einzelnen ausserdem mit der Frage nach Ruckzug und Distanz zu den herrschenden Normen und Zwangen Im Taoismus zeigte sich ein Drang nach hoherem Wissen Spiritualitat der mit dem naturlichen Drang konkurriert und in der aussersten Konsequenz Verzicht auf die Teilnahme am Leben der Gemeinschaft bedeutete 9 Im Konfuzianismus stehen immer mit Blick auf den Himmel die Ausbildung der naturlichen Fahigkeiten der Erwerb von Kenntnissen und die Entwicklung der Moralitat im Vordergrund um in bestmoglicher Weise an der Gemeinschaft teilzuhaben und mitzuwirken Man kann von daher sagen Der Konfuzianismus sei diesseits orientiert der Taoismus jenseits orientiert Von keinem Menschen aber kann man sagen dass er nur diesseits orientiert oder nur jenseits orientiert sei Jeder Einzelne ist gemass der Einheit von Himmel und Mensch Teil des Universums Der klassische Philosoph Hui Shi 370 310 v Chr nannte es das Grosse Eine uber das hinaus es nichts gibt Im Hinblick darauf dass jeder Teil des Ganzen ist ging es Taoisten und Konfuzianisten von Anfang an um die Entwicklung der Denkfahigkeit Es ist die Aufgabe der Philosophen die Menschen dazu anzuleiten dieses unsagbar Eine das Tao denkend beruhren zu konnen Die aus der Sicht westlicher Philosophen unkonventionelle Rede und Darstellungsweise chinesischer Philosophen in Aphorismen Spruchweisheiten und anschaulichen Beispielen dienten dieser Anleitung 10 Die Denkschulen der Klassischen Zeit Bearbeiten Aus den legendaren 100 Schulen der Zeit der Streitenden Reiche entwickelten sich laut traditioneller Geschichtsschreibung 6 Schulen die verschiedene Stromungen der chinesischen Philosophie charakterisieren Mit der Bezeichnung Schule sind private Bunde gemeint Die Ju Schule deren Angehorige von den Literaten stammten Die Mohistenschule deren Angehorige von den Rittern stammten Die taoistische Schule deren Angehorige von den Eremiten stammten Die Schule der Namen deren Angehorige von den Debattierern stammten Die Yin Yang Schule deren Angehorige von den Praktikern okkulter Kunste stammten Die Legalistenschule deren Angehorige von den Mannern der Methoden stammten Die Lehrer dieser Bunde waren Fachleute fur unterschiedliche Wissenschafts und Kunstbereiche Lehrer der Ju waren Fachleute im Unterrichten der Klassiker und der Praxis von Zeremonien und Musik z B Konfuzius Es gab Fachleute fur Kriegsfuhrung Das waren die hsieh oder Ritter z B Mozi Es gab Fachleute fur die Redekunst die als die pien che oder Debattierer bekannt waren Es gab Fachleute fur Magie Wahrsagen Astrologie und Zahlenmystik die als die Fang shih oder Praktiker okkulter Kunste bekannt waren Es gab auch erfahrene Politiker die als private Berater feudaler Herrscher agieren konnten und die als Fang shu chih oder Manner der Methoden bekannt waren Unter ihnen waren Manner die ihre Methoden zu theoretischen Konzepten der Staatsfuhrung zusammenfassten Diese Konzepte wurden spater von den Legalisten verwendet 11 Und schliesslich gab es einige Manner die Bildung und Talent besassen aber durch das politische Chaos ihrer Zeit so verbittert waren dass sie sich aus der Gesellschaft in die Natur zuruckzogen z B Laozi Diese waren als die yin che oder Eremiten oder Einsiedler bekannt 12 Konfuzius Bearbeiten Hauptartikel Konfuzius nbsp Traditionelle Darstellung des KonfuziusDie klassische Zeit beginnt im 6 Jh v Chr mit Konfuzius 551 479 v Chr Es ging philosophisch um die Herstellung von Friedensordnungen im weitesten Sinne Konfuzius behauptete dass diese Friedensordnungen nur durch Selbstbeschrankung und Ruckkehr zu den Riten und Sitten der Zhou Zeit moglich sei 13 Hinter dieser konservativen Grundeinstellung steckt die Auffassung dass Menschen und Gesellschaftsformen Glieder einer Kette von Generationen davor und danach sind Das was Generationen vor der gegenwartigen erdacht und praktiziert haben ist ein Schatz den die Gegenwart fur sich benutzen soll Das Kriterium dafur welche traditionellen Inhalte und Praktiken ubernommen werden sollen ergibt sich aus der gegenwartig gultigen Moral Es war Aufgabe der Philosophen Massstabe fur diese Moral im Hinblick auf bewahrte Prinzipien zu entwickeln So entstanden philosophische Modelle die sich an Werten des Familiensystems der Ahnenverehrung und Jahrhunderte alten kosmologischen Vorstellungen orientierte 14 Die moralischen Anschauungen des Konfuzius sind von einigen seiner Schuler in Form von Gesprachen und Anekdoten uberliefert worden Im Mittelpunkt seines Denkens steht wie schon in der Zhou Zeit der Himmelsbegriff Der Himmel Tian ist bei ihm ein unpersonliches Wesen wenngleich es gelegentlich anthropomorphe Zuge tragt Die Herrscher dieser Zeit galten als Vertreter des Himmels Der Himmel stellt an den Menschen absolute sittliche Forderungen die sowohl die Pflichten und Tugenden der Herrscher als auch die der Untertanen umfassen Die Moral hat insofern bei Konfuzius eine metaphysische Grundlage als er davon ausgeht dass sie den Ausdruck eines unabanderlichen Weltgesetzes darstellt das den Verlauf der Geschichte in einer der kosmischen Harmonie entsprechenden Weise regelt Der konfuzianischen Ethik liegt der Gedanke zugrunde dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass alles Bose an ihm durch mangelnde Einsicht entstanden ist Das Ziel der Erziehung ist es daher die richtige Erkenntnis zu vermitteln Das beste Mittel dazu stellt das Studium der Geschichte dar Die grossen Gestalten der Vergangenheit liefern die Vorbilder denen man nacheifern kann Die Ehrerbietung gegenuber den Eltern ist die erste Pflicht Aber auch uber die Familie hinaus gibt es eine Verpflichtung gegenuber der Erde als Ganzes Das soziale Leben wird nach Konfuzius Auffassung von den funf Beziehungen chinesisch 五倫 五伦 Pinyin wǔlun geregelt Vater Sohn Mann Frau alterer Bruder jungerer Bruder Furst Untertan Freund Freund Aus diesen Beziehungen ergeben sich jeweils unterschiedliche Verpflichtungen Als praktische Richtschnur des Handelns empfiehlt Konfuzius die Goldene Regel Was du selbst nicht wunschest tu nicht an andern 15 Die Gerechtigkeit hat ihre Grenze wenn sie mit der Pietat in Konflikt gerat So soll z B der Sohn den Vater nicht anzeigen wenn der Vater ein Schaf gestohlen hat Der Furst von Sche redete mit Meister Kung und sprach Bei uns zulande gibt es ehrliche Menschen Wenn jemandes Vater ein Schaf entwendet hat so legt der Sohn Zeugnis ab gegen ihn Meister Kung sprach Bei uns zulande sind die Ehrlichen verschieden davon Der Vater deckt den Sohn und der Sohn deckt den Vater Darin liegt auch Ehrlichkeit 16 Das sittliche Ideal stellt der edle Mensch dar Seine Aufgabe ist es die Gesamtheit des Volkes auf eine hohere sittliche Stufe zu heben Sein Verhalten ist gekennzeichnet durch Hoflichkeit im Umgang Ehrerbietung gegenuber der Obrigkeit Fursorge fur das Volk Er ist gerecht und sorgt sich nur um die Wahrheit nicht um sich selbst Laozi Bearbeiten Hauptartikel Laozi Die zweite grosse Gestalt der klassischen Epoche stellt Laozi zwischen 6 und 3 Jh v Chr dar Von seinem Leben ist abgesehen von einer Legende bei Sima Qian ca 145 86 v Chr in der er als alterer Zeitgenosse und Lehrer des Konfuzius erscheint wenig bekannt Das ihm zugeschriebene Werk das Daodejing oft auch einfach als Laozi bezeichnet ist neben dem Zhuangzi das Grundbuch des Daoismus Es ist das am haufigsten ubersetzte Werk des Fernen Ostens In seiner Bedeutung fur den asiatischen Raum kommt es den Werken Platons fur die abendlandische Philosophie gleich Das Buch Jing handelt vom Weltgesetz Dao chinesisch 道 Pinyin dao und seinem Wirken De chinesisch 德 Pinyin de Das Dao ist der bestandige wahre Weg ein Weg ohne Weg ein Weg der unter den eigenen Fussen entsteht indem man ihn geht 17 Um diesen Weg gehen und am Dao teilhaben zu konnen bedarf es des De Ein Mensch der uber De verfugt leuchtet dem Daodejing zufolge zwar nicht in den Augen seiner Mitmenschen doch wirkt er auf diese uberaus wohltuend Er fugt niemandem Schaden zu er ubt Gute gegenuber Freunden und Feinden er verlangt nichts fur sich sondern fordert durch sein Nicht Tun den segensreichen Lauf aller Dinge Dem Suchenden ist er ein Vorbild dem weltlichen Menschen kein Hindernis Das Dao ist durch Einfachheit Wortlosigkeit Spontaneitat und Naturlichkeit gekennzeichnet Es folgt seiner eigenen Natur chinesisch 自然 自然 Pinyin ziran und ist ein Tun ohne Tun Wu Wei chinesisch 無爲 无为 Pinyin wuwei Nach dem Vorbild des Dao ist auch das Handeln der Weisen ein Nicht Handeln Wu Wei Dies bedeutet kein blosses Nichts Tun sondern ein naturliches Tun ohne ein unnotiges Eingreifen in den Gang der Dinge Das Nicht Handeln uben so kommt alles in Ordnung 18 Laozis Ethik unterscheidet sich in diesem Punkt wesentlich von der des Konfuzius Sie betont die Bedeutung eines Lebens im Einklang mit der Natur wahrend der Bereich der Kultur starker in den Hintergrund tritt Mozi Bearbeiten Hauptartikel Mozi Der dritte der grossen Schulgrunder der klassischen Zeit Mozi 497 381 v Chr lebte nicht viel spater als Konfuzius Im Unterschied zu Konfuzius glaubte Mozi an die Existenz eines personlichen Gottes und an das Weiterleben der Menschen als Geister nach dem Tod 19 Er entstammte wahrscheinlich der Klasse der Ritter In den Jahrhunderten der Kriege zogen viele von ihnen auf der Suche nach Beschaftigung durch die Herrschaftsgebiete der streitenden Reiche Man nannte sie deshalb die fahrenden Ritter hsie In einem der nordlichen Staaten vermutlich in Lu schlossen sich einige unter Mozi zu einer Gruppe zusammen Wahrend er von einem Stammesfursten zum anderen zog bot Mozi sich seine Kenntnisse und seine Gefolgsleute als Ratgeber und Unterstutzer fur die Verteidigung gegen drohende Angriffe an Diese Gruppe und ihre Nachfolger gingen als Mohisten in die Philosophiegeschichte ein weil Mozi eine eigene Philosophie entwickelt hatte Er wollte mit Hilfe der Logik ein ubergeordnetes politisches Prinzip zur Durchsetzung bringen 20 Seine politische Theorie ist eine Umsetzung des Berufsethos der fahrenden Ritter der auf Gehorsam und Disziplin beruht Zweifellos spiegelt sie auch die Wirren der politischen Bedingungen in den Tagen Mozis wider die viele Menschen veranlassten sich eine Zentralmacht zu wunschen auch wenn sie despotisch ware 21 Mit einer logisch rationalen Ausarbeitung der Ethik der Ritter entwickelte er dafur den moralischen Rahmen Er versah sie mit einer vernunftigen und begrundbaren Rechtfertigung und entwickelte sie unter der Bezeichnung all umfassende Liebe jian ai zu einem allgemein gultigen Prinzip fur alle menschlichen Staaten der Welt 22 Statt der Familienbande ist die allgemeine Menschenliebe die Grundlage staatlicher Verfassung 23 Er ersetzte die ihm abstrakt erscheinende Bedeutung des Himmels bei Konfuzius durch den fur alle verpflichtenden Glauben an einen alles kontrollierenden Gott und kam damit religiosen Bedurfnissen entgegen Es sei zum Wohle aller unverzichtbar diesen Glauben zu fordern der bereits im Volk seit der mythischen Zeit der weisen Kaiser vorhanden sei Herrscher und Vorgesetzte bestimmen was richtig und falsch ist Zuwiderhandlungen jeder Art werden entweder vom Himmel bzw von Gott und den Geistern der Ahnen oder von den staatlichen Institutionen geahndet Westliche Sinologen und Missionare haben in der Vergangenheit mit dem Prinzip der allumfassenden Liebe Anklange an die christliche Nachstenliebe verbunden 24 Liebe hat fur chinesisches Denken jedoch nicht den ethischen Stellenwert der der christlichen entsprache Sie ist vor allem Gefuhl und Passion qing wie sie z B in der chinesischen Dichtung und der traditionellen chinesischen Oper dargestellt wird Das chinesische Wort ai fur Liebe in der Ubersetzung all umfassende Liebe bezieht sich vorwiegend auf die Institution Ehe Mozi betrachtet diese mit Pflichten ausgestattete Liebe als nutzliche und durch nichts ersetzbare Basis fur das Funktionieren von Staaten Sie steht in seiner Theorie beispielhaft fur ein Verhalten das den Nutzen den man voneinander hat in den Mittelpunkt stellt 25 Die Legalisten Bearbeiten Diese philosophische Stromung entstand wie auch die des Mohismus in der Zeit der Streitenden Reiche Shaoping Gan nennt den Legalismus ein Heilmittel der chinesischen Philosophie das mangelhafte Versorgung mit dem Grundnahrungsmittel Konfuzianismus auszugleichen hatte 26 Fur diese Stromung standen Manner die so Feng Youlan ein sicheres Gespur fur realistische und praktikable Politik hatten Sie berieten Fursten und Feudalherren darin Wege in dem aktuellen Wandel gesellschaftlicher und politischer Situationen der Zeit zu finden die den einzelnen Staaten ein Hochstmass an Funktionieren ermoglichen sollten Man nannte sie Manner der Methode weil sie narrensichere Methoden fur ein erfolgreiches Regieren entwickelten Diese Methoden sahen vor dem Herrscher die grosstmoglichen personlichen Machtmittel in die Hand zu geben Ein Herrscher musste weder tugendhaft noch weise sein wie Konfuzius es gefordert hatte und auch keine ubermenschliche Fahigkeiten haben wie sie den urzeitlichen Kaisern angedichtet worden waren Wendete jemand ihre Methoden an so konne jeder mit durchschnittlicher Intelligenz regieren und sogar gut regieren Anlasslich von neuen Regierungsaufgaben im Zuge der Machtkampfe um Territorien und der Auflosung der klaren Trennung zwischen Aristokraten und dem einfachen Mann gewohnten sich die einzelnen Staatsfursten daran den Rat solcher Manner zu suchen und anzuwenden Der Rat bestand darin mit Hilfe von Strafen Sanktionen und Gewalt zu regieren Dafur hatte der Herrscher Verordnungen und Gesetze zu erlassen Im Erfolgsfall wurden die Manner der Methode standige Berater im Einzelfall wurden sie sogar zu Premierministern ernannt Der erste Kaiser Chinas Qin Shihuangdi hat sich dieses System dank seiner Berater zu eigen gemacht und liess zum Wohle des Staates Hunderte von Gelehrten toten die gegen das Verbrennen von Buchern protestiert hatten 27 Es gab unter diesen Mannern der Methode auch solche die uber ihre beratende Tatigkeit hinausgingen und ihre Techniken mit rationalen Begrundungen oder theoretischen Termini ausstatteten und schriftlich festhielten Letztere zu denen Shang Yang Shen Buhai Shen Dao und Han Fei gerechnet werden beschaftigten sich laut dieser Schriften zeitgemass ausgedruckt mit Theorien und Methoden zu zentralistischer Organisation und Menschenfuhrung Daher sei es unzutreffend so Feng Youlan das Denken der Legalisten Schule mit Rechtsprechung zu verbinden Wenn jemand Menschen organisieren und sie fuhren wollte dann durfte er die legalistischen Theorien und Praktiken anregend und nutzlich gefunden haben Vorausgesetzt er wollte totalitaren Maximen folgen 28 Der Legalismus so Hubert Schleichert und Heiner Roetz setzt das Volk nuchtern fur Zwecke des Staates in Rechnung und fragt nicht nach seinen Wunschen 29 Grundbegriffe des traditionellen chinesischen Denkens BearbeitenBei den folgenden Begriffen handelt es sich aus westlicher Sicht nicht eigentlich um philosophische Begriffe sondern um traditionelle ursprunglich vorphilosophische zum Teil religiose zum Teil medizinische Konzepte der chinesischen Kultur die auch in verschiedenen philosophischen Stromungen Eingang gefunden und dann jeweils verschiedene Umpragungen erfahren haben Harmonie von Himmel Erde und Mensch Bearbeiten Haufig anzutreffen ist die Vorstellung von den vier Komponenten der Natur ziran 自然 Von selbst so sein Mensch ren 人 Erde di 地 Himmel tian 天 und Dao Weg Lauf 道 Sie stehen in einer engen Wechselbeziehung zueinander und werden allumfassend in ihrer eigenen Naturlichkeit regiert In einem Denken das alles in eine Einheit integriert haben alle Erscheinungen im Makrokosmos ihre Entsprechung Dieses Regulierungsprinzip ist auch das der menschlichen Gesellschaft Die Voraussetzung fur ein gluckliches Leben ist der Einklang mit dem All Der Lauf Dao in der Natur in der Gemeinschaft und im Einzelnen bedingen sich gegenseitig Eine Storung in einem Bereich hat auch immer Storungen in den anderen Bereichen zur Folge Die Funf Elemente Lehre und Yin Yang Bearbeiten Das chinesische Denken kennt die funf Elemente Holz Feuer Metall Wasser und Erde die nicht als materielle Substanzen sondern als Krafte aufgefasst werden Holz das organisch von innen sich steigend Gestaltende Feuer das entzundet Sinkende Erde der Boden das Gleichgewicht der Mitte Metall das nach aussen Gestaltende Wasser das nach unten LosendeDie funf Elemente finden ihre Entsprechung in den verschiedenen Zustanden des Wandels von Himmel Erde und Mensch In spaterer Zeit wurde die Lehre von den funf Elementen mit der ursprunglich aus Divinatorik stammenden Yin Yang Lehre verknupft Die Elemente sind dann keine ewigen letzten Substanzen mehr sondern verdanken ihr Dasein den beiden polaren und korrelativen Prinzipien Yin und Yang Diese sind gegensatzliche Prinzipien die sich nicht bekampfen sondern erganzen und durch ihr Zusammenwirken alle Erscheinungen des Kosmos hervorbringen Yin und Yang sind vor allem im Daoismus wiederum die beiden Seiten des All Einen im standigen Wandel begriffenen Seienden Das hochste Weltprinzip Bearbeiten nbsp Schriftzeichen DaoDas hochste Prinzip wird im chinesischen Denken durch drei verschiedene Begriffe ausgedruckt Shangdi 上帝 Tian und Dao Shangdi bedeutet wortlich hochster oder oberer Ahn d h einen Gott der an einem festen Punkt im Himmel residiert und unter dessen Augen sich das Weltgeschehen abspielt Ihm mussen auch Konige dienen Er ist Urheber von allem was geschieht bleibt aber selbst dabei untatig Shangdi manifestiert sich als eine Personifikation der Ordnung in der Natur der Sittlichkeit und im Ritus Durch ihn wird die Fulle der zusammenhanglosen Einzelerscheinungen der Welt zu einem geordneten Ganzen zusammengefugt Ursprunglich war Shangdi die Gottheit der Shang Dynastie wurde spater jedoch durch die Gottheit der Zhou den Himmel chinesisch 天 Pinyin tian verdrangt Anstelle von Shangdi erscheint in vielen Texten der Himmel tian als hochstes Weltprinzip Er ist der Urgrund aller Dinge der zusammen mit seiner ihm nachgeordneten Gattin der Erde alles hervorbringt Der Begriff des Tian entspricht in etwa dem des Shangdi Die menschenahnlichen Zuge sind allerdings noch geringer Von ihm wird ausdrucklich gesagt dass er nicht redet dass er lautlos und ohne Spur wirkt Dao bedeutet ursprunglich Weg besonders den Weg der Gestirne am Himmel Das Wort bezeichnet aber auch den sinnvollen Weg der zum Ziel fuhrt die Ordnung und das Gesetz das in allem wirkt Im Daodejing wurde das Dao zum ersten Mal als hochstes Prinzip dargestellt Das Dao wird als etwas Substantielles wenn auch Unsichtbares gedacht Bei manchen Philosophen wird es zum Urstoff aus dem alles geworden ist Mitunter wird von ihm wie von einem personlichen Wesen gesprochen Die Nachklassische Zeit bis zur Kolonialisierung BearbeitenHan Zeit 3 Jh v Chr 3 Jh n Chr Bearbeiten Hauptartikel Han Dynastie In der Han Zeit 206 v Chr 220 n Chr werden die konfuzianischen Schriften kanonisiert der Konfuzianismus entwickelt sich zur Staatsideologie Es werden Elemente der Yin Yang Schule und des I Ging aufgenommen In der Periode der Zersplitterung des Reiches 200 600 verschwindet der Konfuzianismus und der Daoismus wird vorherrschend Tang Zeit 6 10 Jh Bearbeiten Hauptartikel Tang Dynastie Zwischen 500 und 900 in der Zeit der Tang Dynastie wird in China der Buddhismus zur beherrschenden geistigen Stromung Bis etwa zum 6 Jh n Chr verbreitete sich die chinesische Philosophie zusammen mit der chinesischen Schrift Han Schrift chinesisch 漢字 汉字 Pinyin hanzi jap Kanji kor Hanja uber ganz Ostasien und vermischte sich mit lokalen Matriarchat Shintō und uberregionalen Buddhismus Lehren Song Zeit 10 13 Jh Bearbeiten Hauptartikel Song Dynastie In der Song Dynastie 960 1280 entsteht der Neo Konfuzianismus der in den klassischen Konfuzianismus Elemente des Daoismus und Buddhismus integriert Der Neo Konfuzianismus entwickelt sich in zwei Schulen Die monistische Schule vertreten durch Cheng Hao 1032 1085 betont die Einheit von Kosmos und Ich und legt Wert auf das innerliche Bewusstsein Die dualistische Schule vertreten durch Cheng Yi 1033 1107 und Zhu Xi 1130 1200 daher auch Cheng Zhu Schule genannt halt dagegen an der Gegensatzlichkeit von Kosmos und Ich fest Zhu Xi deutet das Tian in eine rein geistige und transzendente Weltvernunft um die das Wesen von Himmel und Erde ausmacht Sie ist von Welt und Materie verschieden und bringt diese hervor Unter den konfuzianischen Denkern der Ming Dynastie ragt Wang Yangming 1472 1528 heraus der eine idealistische Philosophie vertritt Die Vernunft ist bei ihm hochstes Weltprinzip ausserhalb ihrer existiert nichts Die Intuition ist die primare Quelle des Wissens sie entspricht auch dem Gewissen 17 18 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Qing Dynastie Im 17 und 18 Jh entsteht die Schule der Wirklichkeit chinesisch 實學 Pinyin shixue Sie ist eine konfuzianische Erneuerungsbewegung die die zu den klassischen Schriften verfassten Kommentare aus der Sung und Mingzeit verwirft die ihr zu viel Spekulatives enthalten Sie verficht eine mehr am praktischen Leben ausgerichtete Interpretation des Konfuzianismus und erklart die originaren Kommentare aus der Han Zeit zur hochsten Autoritat In diese Zeit fallt auch die erstmalige Rezeption der chinesischen Philosophie in Europa Malebranche Leibniz Wolff Die Entwicklung seit der Kolonialisierung 19 20 Jahrhundert Bearbeiten Gegen Ende des 19 Jh beginnt unter dem wachsenden Druck der Kolonialmachte der Zusammenbruch der traditionellen chinesischen Philosophie Der Versuch einer Synthese zwischen dem tradierten Konfuzianismus und westlichen Ansatzen wurde von zahlreichen Philosophen unternommen Feng Youlan 1895 1990 zahlt zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Philosophen in dieser Zeit Zu Beginn des 20 Jh wird in China das Thema der Verschmelzung zwischen chinesischer und westlicher Philosophie beherrschend John Dewey und Bertrand Russell sind die ersten westlichen Philosophen die China besucht haben Von Einfluss sind u a Charles Darwin Ernst Haeckel Henry James Karl Marx Immanuel Kant Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche Alte chinesische Traditionen mit dem modernen Pragmatismus zu verbinden versuchte Hu Shi 1891 1962 Feng Youlan 1895 1990 knupft an Zhu Xi an und versucht den Konfuzianismus mit dem westlichen Rationalismus zu verknupfen Mou Zongsan verbindet Kants Intuition mit der Konfuzianischen Idee der Intuition 30 Jin Yuelin hat moderne Logik mit dem Begriff Dao verbunden Thome H Fang entwickelte ein eigenes neokonfuzianisches System Er untersuchte in poetischem Chinesisch die Frage wie man in der Epoche der Technologie die Suche nach hoherer innerlichen Ebene rechtfertigen kann Gleichzeitig gab es auch Philosophen wie Zhong Tai 鍾泰 die weiterhin mit klassischen Methoden der chinesischen Philosophie arbeiten In seinem bedeutenden Werk lt lt 莊子發微 gt gt hat Zhong Tai erstmals die tieferen Verbindungen zwischen Zhuangzi und Konfuzius systematisch erlautert Seit Mitte der 1920er Jahre gerat der Marxismus in den Mittelpunkt der Diskussion zu dessen ersten Vertretern Chen Duxiu und Li Dazhao gehorten 31 Nach der Grundung der Volksrepublik China 1949 beginnt ein radikales Umdenken Hauptziele sind die Entwicklung der marxistischen Theorie und die kritische Auseinandersetzung mit der chinesischen Tradition Seit dem Ende der Kulturrevolution gibt es in China vielfaltigere philosophische Forschungen uber verschiedene Themen wie die Verbindungen des Buddhismus mit Martin Heidegger oder Phanomenologie von Edmund Husserl Die chinesische und klassische europaische Philosophie werden parallel betrachtet wobei Vorlesungen uber die bedeutenden europaischen Philosophen wie Immanuel Kant Hegel oder die analytischen Philosophen sich an den philosophischen Studiengangen der chinesischen Universitaten etabliert haben Das zeitgenossische Bild der chinesischen Philosophiegeschichte BearbeitenChinesische Philosophiehistoriker muhen sich seit Anfang des 20 Jahrhunderts darum im Unterschied zu ihren westlichen Kollegen die zeitgenossische chinesische Philosophie in ein grundsatzliches Verhaltnis zur westlichen Philosophie zu bringen Westliche Philosophiehistoriker fassen die chinesische Philosophie als eine Art Vorstufe zur abendlandischen Philosophie auf Die europaische wird folglich als die eigentliche Philosophie eingestuft 32 Chinesische Philosophiehistoriker zeichnen ein Bild der gesamten chinesischen Philosophie im Hinblick auf die Geschichte und beziehen auch die neueren Weiterentwicklungen mit ein Zu den prominenten Vertreter dieser Wissenschaftler gehoren Feng Youlan und Zhang Dainian Beide Autoren erlautern ubereinstimmend dass Chinesische Philosophie im Wesentlichen menschenlebenbezogen sei Westliche Philosophiehistoriker bemerken dazu dass der Mensch in der chinesischen Philosophie eine zentrale Rolle einnimmt Die Religion als Komponente der traditionellen chinesischen Philosophie wird von modernen chinesischen Philosophiehistorikern als verzichtbares Element des zukunftigen Philosophierens eingeschatzt Die zentrale Rolle des Menschen sowohl in der theoretischen als auch in der praktischen Philosophie beziehe auch die metaphysischen Werte der Religion mit ein und werde so die Religion hinter sich lassen konnen In der Welt der Zukunft wird man Philosophie statt Religion haben Das steht ganz im Einklang mit der chinesischen Tradition Ein Mensch muss nicht religios sein aber es ist tatsachlich notwendig dass er philosophisch ist Ist er philosophisch so besitzt er das Beste von den Segnungen der Religion 33 Die chinesische Bewertung der eigenen Philosophiegeschichte wird von europaischen Historikern teilweise anders gesehen Man bezeichnet es als Verdrangungsideologie dass man aus Sicht dieser Forscher historisch schon sehr fruh Mythologie und Metaphysik aus dem Gesichtsfeld verbannt habe So mache die teilweise totale Trennung zwischen Philosophie und Religion unzahlige Phanomene u a des Daoismus unverstandlich In allerneuester Zeit versuchen Feng Youlan Zhang Dainian und ihre Nachfolger die chinesische Philosophiegeschichte als Widerstreit zwischen Materialismus und Idealismus darzustellen 34 Hier durfte auch die Dominanz der marxistischen Ideologie eine wichtige Rolle spielen Dieser Widerstreit wird aber ebenso von europaischen Philosophiehistorikern auch fur die abendlandische Philosophiegeschichte gesehen Chinesische Philosophiehistoriker sind unter dieser Sichtweise oft uneins daruber ob ein bestimmter Philosoph nun eher als materialistisch oder als idealistisch anzusehen sei 35 Anmerkungen Bearbeiten Vgl fur diesen Abschnitt vgl Richard Wilhelm Einfuhrung zu I Ging Koln 1987 14 Auflage S 15 18 zeno org und Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Munchen 2006 S 17 25 Shiji 130 3288 Sima Qian Shi ji Peking 1964 zitiert von Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie S 20 Zur kurzen maritimen Geschichte Chinas im 15 Jahrhundert vgl Zheng He Quelle Derk Bodde Hrsg Fung Yu Lan A short history of Chinese philosophy A systematic accout of Chinese thougt from its origins to the present day New York The Free Press 1966 30 Auflage S 16f Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Munchen 2009 2 Auflage S 26f Vgl Richard Wilhelm Einfuhrung zum I Ging Koln 1987 14 Auflage S 15 21 Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie S 47 50 vgl Shaoping Gan Die chinesische Philosophie Die wichtigsten Philosophen Werke Schulen und Begriffe Darmstadt 1997 S 44 f Auch Fung Feng Yu Lan A short history of Chinese philosophy S 6 10 Folgt man der Hauptstromung der chinesischen Philosophie so hat der Neotaoist Kuo Hsiang Guo Xiang im 3 Jahrhundert n Chr diesen Punkt verandert Feng Youlan A Short History of Chinese Philosophy S 9 Vgl Hubert Schleichert Heiner Roetz Klassische chinesische Philosophie S 9 12 Richard Wilhelm Chinesische Philosophie S 11 13 Feng Yulan A Short History of Chinese Philosophy S 3 10 Feng Youlan A short history of Chinese philosophy New 1966 S 156f Feng Youlan A short history of Chinese philosophy S 37 Shaoping Gan Die chinesische Philosophie Darmstadt 1997 S 6 Schleichert Roetz Klassische chinesische Philosophie Frankfurt M 1980 S 23f Auch Feng Youlan A short history of Chinese philosophy S 20 22 Kungfutse Lun Yu Gesprache 15 23 Ubersetzt v Richard Wilhelm Dusseldorf Koln Eugen Diederichs Verlag 1975 Kungfutse Lun Yu Gesprache 13 18 Laotse Tao Te King Kap 1 Zitiert nach G Wohlfart Laozi Daodejing in Franco Volpi Hrsg Grosses Werklexikon der Philosophie Stuttgart 2004 Laotse Tao Te King Das Buch des Alten vom Sinn und Leben Ubersetzt und mit einem Kommentar von Richard Wilhelm Dusseldorf Koln Eugen Diederichs Verlag 1952 Kap 3 Vgl Richard Wilhelm Chinesische Philosophie Wiesbaden 2007 Nachdruck der Erstausgabe Breslau 1929 S 38 Vgl Hellmut Wilhelm Gesellschaft und Staat in China Hamburg 1960 S 28 Feng Youlan A short history of Chinese philosophy S 59 Die Darstellung Mozi s hier orientiert sich an Youlan A short history of Chinese philosophy S 49 59 Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Munchen 2009 2 Auflage S 66 Vgl Richard Wilhelm Chinesische Philosophie Wiesbaden 2007 Nachdruck der Erstausgabe Breslau 1929 S 39f Vgl z B Licia Giacinto Der Mensch und sein Schicksal In Henningsen amp Roetz Hrsg Menschenbilder in China Reihe Chinastudien Wiesbaden 2009 S 81 93 Vgl Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Munchen 2009 2 Auflage S 64 67 Shaoping Gan Die chinesische Philosophie Darmstadt 1997 S 19 Jean de Miribel amp Leon de Vandermeersch Chinesische Philosophie Aus dem Franzosischen von Thomas Laugstien Bergisch Gladbach 2001 Franzosische Erstausgabe 1997 S 63 Quelle der Darstellung Feng Youlan A short history of Chinese philosophy S 156f Schleichert amp Roetz Klassische chinesische Philosophie Frankfurt a M 1980 S 182 Siehe Internet Enzyklopadie uber Mou Zongsan Jacques Gernet Die chinesische Welt Die Geschichte Chinas von den Anfangen bis zur Jetztzeit Frankfurt am Main 2 Auflage 1983 S 546 Diese Einschatzung hatte bereits Hegel getroffen Vgl Rolf Elberfeld Die Laozi Rezeption in der deutschen Philosophie In Helmut Schneider Hrsg Philosophieren im Dialog mit China Koln 2000 S 147 Feng Youlan A Short History of Chinese Philosophy New York 1948 S 5 Zitiert bei Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie S 22 Weitere Philosophen der Gegenwart und einen Uberblick uber die Philosophie in China auf der englischsprachigen Seite der Universitat Peking Memento des Originals vom 1 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot en phil pku edu cn Vgl zu den beiden vorstehenden Abschnitten Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Hg Von Hans von Ess Munchen 2009 2 Aufl S 17 24 Literatur BearbeitenAufsatze und Bucher Asiatische Philosophie Indien und China Directmedia Publishing Digitale Bibliothek Band 94 Berlin 2004 ISBN 3 89853 494 4 Wolfgang Bauer Geschichte der chinesischen Philosophie Konfuzianismus Daoismus Buddhismus Munchen C H Beck 2001 ISBN 3 406 47157 9 Wolfgang Bauer China und die Hoffnung auf Gluck Paradiese Utopien Idealvorstellungen in der Geistesgeschichte Chinas Munchen DTV 1989 ISBN 3 423 04547 7 Hou Cai Literaturessay Chinesische Philosophie nach der Reform und Offnung 1978 1998 in Deutsche Zeitschrift fur Philosophie 2000 48 3 505 520 Anne Cheng Histoire de la pensee chinoise Taschenbuchausgabe Le Seuil Paris 2002 ISBN 978 2 02 054009 4 Erstausgabe 1997 Geschichte des chinesischen Denkens Aus dem Franzosischen ubersetzt von Ulrich Forderer Felix Meiner Verlag Hamburg 2022 ISBN 978 3 7873 3973 0 Antonio S Cua Hrsg Encyclopedia of Chinese philosophy New York NY u a Routledge 2003 Zhang Dainian Key Concepts in Chinese Philosophy Translated and edited by Edmund Ryden New Haven and London 2002 Alfred Forke 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