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Maya Sanskrit म य maya Illusion Zauberei ist ein Begriff der indischen Philosophie Sie gilt als unergrundliche Schopferkraft des absoluten Brahman Da sie die Erscheinungswelt insgesamt verkorpert vereint das Konzept der Maya alle Dualitaten in sich und umfasst das positive Wissen vidya ebenso wie die negative Unwissenheit avidya des Menschen In den Ausfuhrungen Shankaras wird der Begriff im negativen Sinn verwendet um eine universelle Tauschung und eine Macht der Verblendung auszudrucken Um den illusionaren Charakter der Maya herauszustellen hat sich in der Vedanta Philosophie die Betonung des negativen Aspekts durchgesetzt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Unwissenheit 1 1 Verhullung 1 2 Projektion 2 Widerspruche 3 Ausweg 4 Weiteres 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUnwissenheit BearbeitenEs werden zwei negative Aspekte der Maya unterschieden Einerseits ist sie die verhullende Kraft welche die Wahrheit unter einem Schleier verbirgt und andererseits ist sie die projizierende Kraft welche dem Menschen die Wahrheit als eine andere Wirklichkeit erscheinen lasst 2 Maya wird von den drei Eigenschaften der Weltenergie den Gunas gestaltet Nach Shankara ruhrt dabei die Verhullung von der Eigenschaft der Tragheit tamas her und die Projektion entspringt der Eigenschaft leidenschaftlicher Aktivitat rajas 3 Verhullung Bearbeiten Unwissenheit oder die Unkenntnis uber die wahre Natur des Menschen ebenso wie uber die eigentliche Natur der Welt resultiert dem Vedanta zufolge daraus dass das eine Absolute oder Brahman durch die vielfaltige Erscheinungswelt verhullt wird Obwohl dem Vedanta nach der Mensch gottlicher Natur ist sieht er sich als sterbliches Geschopf in einer vielgestaltigen Welt aus Name und Form die durch Zeit Raum und Kausalitat bedingt ist 4 Der indische Heilige Ramakrishna setzt diesen verhullenden Schleier mit dem Egoismus gleich der wie eine Wolke die Sonne verdeckt 5 Unwissenheit kann hier als eine Verhullung der unsterblichen Seele Atman durch dessen Identifikation mit Korper Gedanken und Gefuhlen definiert werden Durch diese Tauschung entsteht der Eindruck dass das Ich der Handelnde sei so heisst es in der Bhagavadgita Vers 3 27 Alle Arten von Werken werden durch die Erscheinungsformen der Natur Anm die Kraft der maya vollzogen der Mensch dessen Seele vom Selbstgefuhl verwirrt ist denkt aber Ich bin der Tater Radhakrishnan S 163 Da aus Sicht des Vedanta dieses Ich substantiell nicht auffindbar ist und erst eine aus dieser Identifikation entstandene Sonder Existenz alle anderen Existenzen moglich werden lasst wird es mit der illusionaren Natur Mayas gleichgesetzt 6 Auch in Bezug auf die wechselhafte Erfahrung von spirituell Strebenden findet das Bild des Schleiers Anwendung Auf Augenblicke von gehobener Stimmung und dem Gefuhl der Gegenwart Gottes konnen Phasen der Trockenheit folgen als ob der Schleier der Brahman verdeckt nur kurz geluftet worden ware 7 Projektion Bearbeiten Zur Erklarung der projizierenden Kraft Mayas ist in der Literatur das Bild von der Schlange gelaufig die in der Dunkelheit als Seil wahrgenommen wird Es stammt von Shankara und ist eine sehr haufig verwendete Metapher in der indischen Philosophie Von seiner Unwissenheit getauscht verwechselt der Mensch eines mit dem anderen Mangel an Unterscheidungskraft lasst ihn eine Schlange fur ein Seil halten Greift er in diesem Glauben nach ihr so ist er in grosser Gefahr Das Unwirkliche fur Wirklichkeit zu halten schafft den Zustand der Bindung Shankara Die Erkenntnis der Wahrheit S 61 Bezuglich der Einschatzung dieser Erscheinungswelt Seil gibt es in der Hindu Philosophie unterschiedliche Bewertungen Die Richtungen des Sankhya Yoga oder Nyaya weisen der Welt eine objektive Wirklichkeit zu wogegen Shankara als Vertreter des Advaita Vedanta ihr keinerlei wirkliche Substanz zugesteht 8 Die Beurteilung des Wirklichkeitsgehalts der Maya wird auch vom jeweiligen Standpunkt abhangig gemacht Vom absoluten Standpunkt aus wird die Welt als identisch mit Brahman angesehen Ramana Maharshi erachtet es aber im Zustand der Unwissenheit fur notwendig von Maya als einer Tauschung zu sprechen weil man nur so von der gewohnheitsmassigen Identifikation mit der Erscheinungswelt wegweisen kann 9 Das philosophische Problem das Relative und das Absolute bzw das Endliche und das Unendliche zueinander in Beziehung zu setzen wird im Vedanta durch die Vorstellung einer Uberdeckung gelost Wie die Schlange vom Seil so wird Brahman von der vielgestaltigen Welt uberlagert 10 Zur Verdeutlichung wird in der Literatur die Metapher vom Kino verwendet Brahman entspricht der hinter allem stehenden und immer gleichen Leinwand und der darauf projizierte Film gleicht der sich stetig wandelnden Erscheinungswelt der Maya 11 Eine Uberlagerung dieser Art findet auch in Form eines Avatars statt im hinduistischen Denken bspw Buddha Christus Krishna Er wird als positive Seite der Maya angesehen da die gottliche Inkarnation durch das Mittel der Manifestation oder Offenbarung versucht den Menschen von eben dieser Unwissenheit zu befreien 12 Im Kommentar zum Vers 4 6 der Bhagavadgita heisst es Das Ungeborene Unvergangliche gelangt durch die Macht der Maya zu empirischen Sein Somit ist Maya auch die Fahigkeit das Unmogliche Wirklichkeit werden zu lassen Radhakrishnan S 176 Widerspruche BearbeitenAus der Feststellung dass Maya einerseits diese Erscheinungswelt offenbart bzw projiziert und gleichzeitig die letzte Wirklichkeit verhullt ergibt sich ein Paradoxon das Shankara als weder Sein noch Nichtsein bezeichnet hat 13 Die Ubersetzung von Maya als Illusion im Sinne von Nichtsein ist fehlerhaft da sie ebenso wie die Schlange in der Metapher erfahrbar ist Andererseits kann ihr aufgrund ihrer Relativitat auch kein absolutes Sein zugesprochen werden Swami Vivekananda sagt daruber Diese Welt hat keine Existenz Damit ist gemeint sie habe kein unbedingtes Dasein da sie nur in unserer Sinnesvorstellung besteht Diese Welt wird durch unsere funf Sinne wahrgenommen und wir mussten eine vollig andere Vorstellung von ihr haben wenn wir einen oder einige Sinne mehr hatten deshalb hat sie keine wirkliche unveranderliche unbewegliche unendliche Existenz Ebenso wenig kann man aber von Nicht Existenz sprechen da sie ja da ist und wir in ihr und durch sie wirken Sie ist eine Mischung von Sein und Nichtsein Swami Vivekananda Jnana Yoga S 96 97 Diese unbestimmbare Mischung aus Existenz und Nicht Existenz hat fur den in der Maya lebenden Menschen fundamentale Widerspruche zur Folge Swami Sivananda verdeutlicht sie anhand von Beispielen Du weisst dass du sterben wirst und doch denkst du du wirst ewig leben Das ist Maya Du weisst dass die Welt voller Leiden ist und doch erfreust du dich an den verganglichen Objekten und gibst sie nicht auf Das ist Maya Du weisst dass der Korper einer Frau aus allen moglichen Unreinheiten besteht aus Fleisch Knochen Urin und Fakalien und doch geniesst du ihre Umarmung Das ist Maya Sivananda Gottliche Erkenntnis Kap Erscheinungsformen von Maya Swami Vivekananda bezeichnet das Maya Konzept des Vedanta als weder idealistisch noch realistisch und auch nicht als eine die Welt erklarende Theorie sondern als Feststellung gegebener Tatsachen dass die Grundlage unseres Daseins der Widerspruch ist 14 Ausweg BearbeitenMaya als universelles Prinzip wird als anfangs und endlos angesehen Die personliche Unwissenheit avidya kann nach dem Vedanta aber restlos uberwunden werden Dazu solle man sich der positiven Attribute des Wissens vidya bedienen 15 Bei Shankara findet sich als erste Notwendigkeit um den Schleier zu entfernen die Kraft der Unterscheidung zwischen Wirklichem und Unwirklichem gefolgt von dem Verzicht auf die Fruchte der Handlungen um die Ichhaftigkeit abzuschwachen 16 Vivekananda hebt in seiner Rede Maya und Freiheit das intensive Verlangen nach Befreiung hervor und in der Bhagavadgita wird die Schwierigkeit einer Uberwindung der Maya herausgestellt und die Notwendigkeit der Zuflucht zu Gott betont 17 Ein direkter Weg um diese Welt aus Namen und Formen zu uberwinden wird als praktischer Vedanta bezeichnet Dabei wird angeraten die Maya Uberdeckung wiederum mit Brahman zu uberdecken Swami Vivekananda sagt daruber man brauche Ehepartner und Kinder nicht zu verlassen sondern solle Gott in ihnen sehen 18 Obwohl in der Darstellung der negative Aspekt der Maya uberwiegt wird keine Tatenlosigkeit angeraten um den Dualismen der Erscheinungswelt zu entgehen Nach Vivekananda solle der Mensch Gutes tun um selbst glucklich sein zu konnen und auch die gelassene Erfullung der Pflichten wird von ihm als Moglichkeit gesehen den Widerspruchen zu entrinnen 19 Bei Ramakrishna findet sich die Unterscheidung zwischen Maya und Daya Barmherzigkeit Durch den Dienst am Nachsten solle die Tugend der Reinheit gestarkt und so die Bindung an die Welt verringert werden 20 Weiteres BearbeitenDer Maya Begriff taucht in den indischen Schriften bereits im Rigveda z B 6 47 18 auf ebenso wie im Mahabharata und im Ramayana als Damon Asura und in vielen Upanischaden Verwendet wird dort der Begriff uberwiegend im Sinne von Magie Zauberkraft und Offenbarung der Schopferkraft Brahmans Shakti 21 Der Heilige Ramakrishna sah Maya als eine Macht der gottlichen Mutter Kali In diesem Kontext wird die Gottin auch Mahamaya genannt und als kosmische Zauberin angesehen die diese Welt hervorbringt und den Menschen gemass ihrer Gnade Befreiung gewahrt 22 Im Buddhismus ist Maya der Name von Buddhas Mutter s Digha Nikaya 14 4 Literatur BearbeitenShankara Die Erkenntnis der Wahrheit Das Kleinod der Unterscheidung ECON Taschenbuchverlag Dusseldorf 1990 ISBN 3 612 23058 1 Vivekananda Jnana Yoga Der Pfad der Erkenntnis Verlag Hermann Bauer 1990 ISBN 3 7626 0649 8 S 92 149 James Swartz Die Wirklichkeit verstehen Vedanta J Kamphausen 2016 ISBN 978 3 95883 028 8 S 159 183 Hans Torwesten Vedanta Herz des Hinduismus Phanomen Verlag 2017 ISBN 978 84 946284 4 3 Ramakrishna Das Vermachtnis Goldmann Verlag 1991 ISBN 3 442 11857 3 Einfuhrung von Nikhilananda Sivananda Gottliche Erkenntnis Spirituelle Essays und praktische Anleitungen zu allen Aspekten des Lebens Yoga Vidya Verlag ISBN 3 922477 00 3 yoga vidya de S Radhakrishnan Die Bhagavadgita Sanskrittext mit Einleitung und Kommentar von S Radhakrishnan Holle Verlag Weblinks BearbeitenMaya die Illusion durchschauen Buchauszug uber die Lehre Shankaras von Christian Salvesen Shankaras Kleinod der Unterscheidung mit Kommentaren Eine verbreitete Maya Geschichte aus dem Brahma Vaivarta PuranaEinzelnachweise Bearbeiten Ramana Maharshi Sei wer du bist O W Barth Verlag 2011 S 227 228 Hans Torwesten Vedanta Herz des Hinduismus Walter Verlag 1985 Kap Maya die indische Sphinx zit in Vedanta Heft 2 2012 Vedanta Zentrum Wiesbaden e V S 43 Shankara 1990 S 56 ff Ramakrishna 1991 Einfuhrung von Nikhilananda S 37 38 Ramakrishna 1991 S 156 Ramana Maharshi Sei wer du bist O W Barth Verlag 2011 S 41 Ramakrishna 1991 S 235 Shankara 1990 S 14 15 Ramana Maharshi Sei wer du bist O W Barth Verlag 2011 S 227 228 Shankara 1990 S 16 ff Paul A Nathschlager Ganzheitlicher Yoga Eine ausfuhrliche Betrachtung der klassischen funf Yoga Wege in Theorie und Praxis Kap Adhyaropa die Uberlagerung Hans Torwesten Ramakrishna und Christus Mirapuri Verlag 1981 S 34ff Shankara 1990 S 56 Swami Vivekananda 1990 S 104 105 Ramakrishna 1991 Einfuhrung von Nikhilananda S 43 Shankara 1990 S 41 42 Swami Vivekananda 1990 S 142 Bhagavadgita Vers 7 14 Radhakrishnan S 250 Swami Vivekananda Vedanta Der Ozean der Weisheit O W Barth Verlag 1996 S 211 Vivekananda 1990 S 107 Hans Torwesten Ramakrishna Ein Leben in Ekstase Benziger Verlag 1997 S 173 174 Hans Torwesten Vedanta Herz des Hinduismus Phanomen Verlag 2017 Kap Maya die indische Sphinx zit in Vedanta Heft 1 2017 Vedanta Zentrum Wiesbaden e V S 19 Hans Torwesten Ramakrishna Ein Leben in Ekstase Benziger Verlag 1997 S 112 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maya Philosophie amp oldid 231886662