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Die Upanishaden oder Upanischaden sind eine Sammlung philosophischer Schriften des Hinduismus und Bestandteil des Veda Spatvedische Zeit Sie wurden zwischen 700 und 200 v Chr niedergeschrieben 1 Der Singular lautet die Upanishad Im Sanskrit bedeutet उपन षद upaniṣad f wortlich das Sich in der Nahe Niedersetzen gemeint ist sich zu Fussen eines Lehrers Guru setzen aber auch eine geheime belehrende Sitzung Die Upanishaden wurden am Ende in den Kanon der Veda aufgenommen 2 Die Veda und damit auch die Upanishaden gehoren zu den Shruti 3 Sanskrit f श र त sruti wortl das Gehorte das durch das Gehorte Offenbarte es sind die Offenbarungstexte zu denen die Samhitas Brahmanas Aranyakas und letztlich eben die Upanishaden zahlen Im Zentrum der vedischen Religion stehen die im Veda dargebrachten religiosen Hymnen so Opferrituale zugunsten der Gottheiten Indra Agni und Vayu etc Inhaltsverzeichnis 1 Historischer Kontext und Bedeutung 2 Schriften 3 Inhalt 4 Verfasser 5 Uberlieferung 6 Beispiele 7 Literatur 7 1 Ausgaben 7 2 Ubersetzungen 7 3 Sekundarliteratur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHistorischer Kontext und Bedeutung BearbeitenDie Opferhymnen an die Gotter Gesange Opferspruche und heilige Handlungen standen im Zentrum der Veden Dies ist in den Upanishaden nicht so Eine Upanishad im eigentlichen Sinn des Wortes hat keine sakralen oder rituellen Dinge mehr zum Thema Demgemass ist die tatsachliche Zugehorigkeit dieser Texte zu einer der vier vedischen Sammlungen ohne Bedeutung fur den Inhalt Sie offenbart sich nicht dem Vedakenner oder Opferexperten sondern dem denkenden und suchenden Menschen 4 Das rituelle Opfer aus der Zeit der Veden wird zu einem inneren Prozess gewandelt und in Form intensiver Betrachtungen oder Meditationen verinnerlicht Die Opfernden fuhrten nicht mehr oder nicht nur das aussere Opfer aus sondern sie opferten sich gleichsam in einem inneren Prozess um so zur Erkenntnis und Wahrheit des Gottlichen zu gelangen Ein Ausschnitt aus der Kaushitaki Brahmana Upanishad 2 5 uber das Feueropfer Agnihotram macht dies deutlich Nunmehr daher die Selbstbezwingung des Pratardana oder wie es auch genannt wird das innerliche Agnihotram Solange namlich ein Mensch redet solange kann er nicht einatmen dann opfert er den Odem in der Rede und solange ein Mensch einatmet solange kann er nicht reden dann opfert er die Rede in den Odem Diese beiden Opferungen sind unendlich unsterblich denn man bringt sie dar ohne Unterlass im Wachen wie im Schlaf Hingegen die anderen Opferungen sind endlich denn sie bestehen aus Werken Darum haben die alten Weisen das Agnihotram nicht geopfert 5 Schriften BearbeitenNach der hinduistischen Tradition werden 108 Upanishaden anerkannt die in einer mindestens 700 Jahre alten Liste in der Muktika Upanishad aufgefuhrt werden Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst Es wird angenommen dass sie zwischen 700 v Chr und 200 v Chr entstanden sind Die altesten Upanishaden konnen chronologisch so angeordnet werden Brihadaranyaka Upanishad Chandogya Upanishad Taittiriya Upanishad Kaushitaki Upanishad Aitareya Upanishad Kena Upanishad Maha Narayana Upanishad Die zweite Gruppe schliesst die Katha Sheveta Shvatara Isha Mundaka Prashna Maitrayaniya und die Mandukya Upanishad ein Die verbleibenden Upanishaden werden generell in die folgenden funf Gruppen eingeteilt Samanya Vedanta Upanishaden welche den Vedanta allgemein erlautern Samnyasa Upanishaden die sich mit dem Ideal der Entsagung befassen Shakta Upanishaden die sich mit dem weiblichen Aspekt des Gottlichen und seiner Shakti beschaftigen Sekten Upanishaden sie erlautern die Lehren die mit speziellen Kulten und Gottheiten verknupft sind Yoga Upanishaden die verschiedene Aspekte des Yoga speziell des Hatha Yoga erklaren Inhalt BearbeitenDie Upanishaden haben sich textgeschichtlich aus den Brahmanas Ritualtexten entwickelt und sind teilweise auch Bestandteil von ihnen Wahrend die Brahmanas sich hauptsachlich mit Opferritualistik beschaftigen kreisen die Lehren der Upanishaden hauptsachlich um die folgenden miteinander verknupften Themen Es ist dem Menschen moglich die letzte Wirklichkeit des Universums zu erreichen Diese Wirklichkeit jenseits der wandelbaren Welt wird als das Brahman bezeichnet Diese Hochste Wirklichkeit ist mit der innersten Natur des Menschen die als Atman bezeichnet wird identisch Nur die Realisierung des Brahman befreit den Menschen vom existenziellen Leid und dem Zwang der Wiedergeburt Die eigenen Gedanken und Handlungen bestimmen das personliche Karma man wird zu dem womit man sich identifiziert Weitere Themen sind die Essenz und der Sinn des Daseins verschiedene Arten der Meditation und der Gottesverehrung sowie die Eschatologie die Erlosung und die Lehre von der Wiedergeburt Samsara Die Upanishaden beschaftigen sich mit dem Wesen des Brahman der universellen Weltenseele von dem Atman eine Reflexion in jedem Wesen ist die innerste Essenz eines jeden Individuums Brahman und damit auch Atman ist unverganglich unsterblich unendlich ewig rein unberuhrt von ausseren Veranderungen ohne Anfang ohne Ende unbegrenzt durch Zeit Raum und Kausalitat ist reines Sat Chit Ananda reines Sein Existenz an sich sat Bewusstsein Verstehen chit und Wonne reines Gluck ananda 6 Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer ausserte uber die Upanishaden Wie ist doch jede Zeile so voll fester bestimmter und durchgangig zusammenstimmender Bedeutung Und aus jeder Seite treten uns tiefe ursprungliche Gedanken entgegen wahrend ein heiliger Ernst uber dem Ganzen schwebt Es ist die belohnendeste und erhebendeste Lekture die auf der Welt moglich ist sie ist der Trost meines Lebens gewesen und wird der meines Sterbens sein Arthur Schopenhauer Parerga und Paralipomena II 184 7 Verfasser BearbeitenNamentlich bekannt sind die Reden des Brahmanen Yajnavalkya und dessen Belehrungen uber das Wesen des Atman zu seiner Frau Maitreyi und ein Streitgesprach am Hofe des Konigs Janaka Die meisten Namen der Weisen sind jedoch nicht uberliefert Sie gehorten dem Priesterstand den Brahmanen oder dem Kriegerstand den Kshatriyas an Der Anspruch der Brahmanen als einzige Gruppe uber heiliges Wissen zu verfugen galt nicht mehr und es war moglich dass ein Mitglied der Kshatriyas einen Brahmanen uber das Wesen des Selbsts belehrte Machtige Krieger die zu dieser Gruppe gehorten waren die Konige Janaka und Ajatashatru der Herrscher von Kashi dem heutigen Varanasi Von Janaka heisst es dass er ein Vollendeter war ohne seine koniglichen Pflichten zu vernachlassigen Uberlieferung BearbeitenDie Upanishaden wurden wie die Hymnen des Veda uber Jahrhunderte mundlich weitergegeben Im Gegensatz zu den Ritualtexten die offen fur Allgemeinheit waren wurden die esoterischen Weisheiten der Upanishaden nur an ausgewahlte Schuler weitergegeben Es wurde erwartet dass die Schuler mit angegebener Ehrerbietung und Bescheidenheit an die Weisen herantraten und bereit waren sich einer jahrelangen Schulerdisziplin zu unterwerfen Deshalb werden sie auch als Geheimlehren bezeichnet Beispiele Bearbeiten Das Selbst ist wahrhaftig Brahman aber aus Unwissenheit identifizieren es die Leute mit dem Verstand dem Geist den Sinnen Leidenschaften und den Elementen Erde Wasser Luft Raum und Feuer Das ist der Grund weshalb das Selbst aus diesem und jenem bestehen soll und uberhaupt alles zu sein scheint Wie ein Mensch handelt so wird er im Leben Jene die Gutes tun werden gut jene die Schaden verursachen werden schlecht Gute Taten machen einen rein schlechte Taten machen einen unrein Darum sagt man dass wir sind was unser Begehren ist Wie unser Begehren ist so ist unser Wille Wie unser Wille ist so sind unsere Handlungen Wie wir handeln so werden wir Brihadaranyaka Upanishad IV 4 5 Die eine Gottheit verbirgt sich in jedem Lebewesen dennoch durchdringt sie alles und ist das innerste Wesen in Allem Sie vollbringt jede Arbeit und hat ihren Wohnsitz in Allem Sie ist das Zeugnis ablegende Bewusstsein formlos und unsterblich Svetasvetar Upanishad VI 11 Wie zwei goldene in engster Freundschaft auf ein und demselben Baum thronende Vogel wohnen das Ego und das Selbst in demselben Korper Das Erstere isst die sussen und sauren Fruchte vom Baum des Lebens wahrend das Letztere innerlich losgelost zusieht Mundaka Upanishad III 1 1 Brahman die universale Essenz ist das Allem innewohnende Selbst Es ist wahrlich die Wirklichkeit von Leben und Erleuchtung Wenn der Mensch Brahman erkennt wird er erleuchtet Es gibt keinen Weiseren als den der die innere Gottlichkeit erkannt hat Er verrichtet alle taglichen Arbeiten als Ausdruck seines gottlichen Selbst und seine Freude ist von universeller Liebe durchdrungen Er ist ein echter Kriyavan der Weiseste unter den weisen Menschen Mundaka Upanishad III 1 4Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Sarvepalli Radhakrishnan The Principal Upanishads Allen amp Unwin London 1978 ISBN 0 391 00571 5 Einleitung und Sanskrittext transliteriert mit kommentierter englischer Ubersetzung von 18 Upanishaden Ubersetzungen Bearbeiten Paul Deussen Sechzig Upanishad s des Veda Leipzig 1897 Paul Deussen Upanishaden Die Geheimlehre des Veda Hrsg Peter Michel 2 Auflage Marix Verlag Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 86539 090 5 Eknath Easwaran Upanishads Nilgiri Press 2007 ISBN 978 1 58638 021 2 Deutsche Ausgabe Die Upanischaden Deutsch von Peter Kobbe Goldmann Munchen 2008 ISBN 978 3 442 21826 4 Alfred Hillebrandt Upanishaden Diederichs Gelbe Reihe Bd 15 Diederich Munchen 2003 ISBN 3 424 00575 4 Friedrich Max Muller The Upaniṣads 2 Bde Dover New York 1962 ISBN 0 486 20992 X u ISBN 0 486 20993 8 Kabita Rump Upanishaden 3 Bde Lit Verlag Munster 2003 ff Paul Thieme Upanischaden RUB 8723 Reclam Stuttgart 1994 ISBN 3 15 008723 6 Ana Agud Upanischaden altindische Weisheiten hrsg und aus dem Sanskrit neu ubers von Ana Agud Anaconda Koln 2008 ISBN 978 3 86647 279 2 Walter Slaje Upanischaden Arkanum des Veda Aus dem Sanskrit ubersetzt und hrsg Frankfurt M Verlag der Weltreligionen 2009 Durchgesehene und korrigierte Neuausgabe Taschenbuch Frankfurt M Verlag der Weltreligionen 2019 ISBN 978 3 458 24211 6 Sekundarliteratur Bearbeiten Walter Ruben Die Philosophie der Upanishaden Francke Verlag Bern 1947 Paul Gabler Upanischaden in Evangelisches Kirchenlexikon Kirchlich theologisches Handworterbuch Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1 Auflage 1959 Band P Z Spalte 1580 1581 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Upanishaden Zitate Brian Black The Upaniṣads In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Die ersten 14 Upanishaden aus Deussens 60 Upanishad s Aitareya Kaushitaki Chandogya Kena Taittiriya Mahanarayana Kathaka Shvetashvatara Maitrayana Brhadaranyaka Isha Mundaka Prashna Mandukya Upanishad teils um den Sanskrit Text erganzt Texte aus den Upanishaden ins Deutsche ubersetzt von Alfred Hillebrandt Chandogya Kena Kathaka Isha u a Einzelnachweise Bearbeiten Eknath Easwaran Hrsg Die Upanischaden Wilhelm Goldmann Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 442 21826 4 Eckard Wolz Gottwald Yoga Philosophie Atlas Via Nova Petersberg 2006 ISBN 3 936486 04 2 S 54 f im Gegensatz oder in Verbindung zu den Smriti Sanskrit f स म त smṛti was erinnert wird gewissermassen das verschriftliche Kanon im engeren Sinne Siehe auch Vedische Sprache Paul Thieme Upanischaden Reclam Verlag S 90 Paul Deussen Upanishaden S 32 Neudruck 2007 S 70 Siehe Nrsimha Uttara Tapaniya Upanishad IV Arthur Schopenhauer Samtliche Werke Band V Parerga und Paralipomena II Cotta Insel Verlag 184 S 469 Normdaten Werk GND 4062067 0 lobid OGND AKS LCCN n80020526 VIAF 175788152 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Upanishaden amp oldid 236079838