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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Guru Begriffsklarung aufgefuhrt Guru Sanskrit m ग र guru deutsch schwer gewichtig ist ein Ehrentitel fur einen spirituellen Lehrer im Hinduismus im Sikhismus und im tantrischen Buddhismus 1 Das beruht auf dem philosophischen Verstandnis von der Bedeutung des Wissens im Hinduismus Der Lehrer sei fur den Schuler unentbehrlich fur die Suche nach Wissen und den Weg zur Erlosung Bis heute hat der Titel in Indien und unter den Anhangern der genannten Glaubensrichtungen seinen hohen Wert behalten Im Tibetischen wird der Titel analog mit hoch transliteriert Blama gesprochen Lama wiedergegeben In der indonesischen und singhalesischen Sprache heisst Guru heute Lehrer Neben den rein spirituellen Fuhrern bezeichnet man auch jene als Guru die Kunste wie Gesang Tanz usw unterrichten da diesen noch heute sehr starke religiose Bedeutung zukommt Im zeitgenossischen westlichen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Guru oftmals auch fur Fachleute mit uberdurchschnittlichem Wissen langer Erfahrung und gegebenenfalls charismatischer Ausstrahlung verwendet Allerdings kann der Begriff auch mit pejorativ abwertender oder spottischer Bedeutung fur Menschen verwendet werden die durch religiose oder philosophische Aussagen Anhanger um sich scharen Inhaltsverzeichnis 1 Gurus im Hinduismus 2 Gurus im Sikhismus 3 Gurus im Buddhismus 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGurus im Hinduismus BearbeitenDas Wort Guru bedeutet im Sanskrit und anderen aus dem Sanskrit abgeleiteten Sprachen wie Hindi Bengali und Gujarati Lehrer Es bezeichnet den Verleiher des Wissens Vidya Das Wort kommt von der Wurzel guru die wortlich schwer gewichtig bedeutet In hinduistischen Schriften selbst wird der Guru als Vertreiber der geistigen Dunkelheit Avidya interpretiert Ursprunglich bezeichnete man mit Guru den leiblichen Vater der die religiose Erziehung seines Sohnes vornahm ihn Teile des Veda lehrte und fur ihn die Ubergangsriten die Samskaras arrangierte Bald jedoch ubernahmen religiose Spezialisten diese Aufgabe die als Acharya Lehrer die Sohne der oberen drei Kasten Varna in vedischer Literatur in religiosem und ethisch sozial korrektem Verhalten aber auch in den Realwissenschaften unterrichteten Sie sollten in die Lage versetzt werden durch Erfullung des Dharma eine gunstigere Wiedergeburt oder gar den Ausstieg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu erlangen Heute steht es jedem ohne Beschrankungen hinsichtlich Kaste oder Geschlecht frei einen Guru zu wahlen Die Gurus stammen bevorzugt jedoch nicht zwingend aus der Kaste der Brahmanen So war der Guru des uberaus bedeutenden hinduistischen Philosophen Shankara ein Chandala also nach damaligen Begriffen Unberuhrbarer Gurus werden als Nachfolger der fruhzeitlichen Seher Rishi betrachtet die nach traditioneller Auffassung das heilige Wissen Veda ubersinnlich geschaut oder von den Gottern erhalten hatten Aufgrund ihres Wissens um die heiligen Texte und Rituale gelten sie nicht nur als ideale religiose Lehrer sondern generell als der gesellschaftlichen Macht und Fuhrung wurdig Meist gibt es eine Abstammungslinie von Gurus Die Schuler eines Gurus werden Shishya Sanskrit einer der zu zuchtigen ist unterwiesen werden soll oder Chela genannt Ein Guru lebt oft in einem Aschram Die Abstammungslinie eines Gurus ist als Guru Parampara Guru Tradition bekannt und soll von wurdigen Schulern welche die Botschaft ihres Gurus weiterfuhren verbreitet werden Einige Hindu Glaubensgemeinschaften wie etwa der Swaminarayan Sanstha halten daran fest dass ein personliches Verhaltnis zu einem lebenden Guru notwendig ist um Moksha die Befreiung zu erreichen Im traditionellen Sinne beschreibt das Wort eine Beziehung Nur mit Guru reden die Schuler ihren Meister an Laut alter hinduistischer Tradition soll man im Laufe seines Lebens idealerweise vier Stufen durchlaufen von denen die erste die des Veda Studenten ist brahmachari gefolgt von der Stufe des Haushalters und Familienvorstandes dann von der Stufe eines Waldeinsiedlers und schliesslich der des weltentsagenden Wanderasketen Samnyasin Der Schuler war seinem Acharya Guru und dessen Familie durch ein Treuegelubde bis an sein Lebensende verbunden durfte jedoch mit dessen Einwilligung den Guru wechseln Dieses System gab das Ideal vor doch in moderner Zeit praktizierte man es langst nicht mehr Dagegen gibt es noch heute ein Samskara die Weihe des mannlichen Kindes das die rituelle Wiedergeburt unter der geistigen Vaterschaft des Gurus markiert Der Knabe ist dadurch ein Zweimalgeborener Dvija und hat Zugang zur vedischen Uberlieferung Fruher lebte er fur gewohnlich wahrend seiner Schulerzeit mindestens zwolf Jahre im Hause des Gurus Zwar durfte der Guru fur seine Unterweisungen keine Bezahlung verlangen doch war es fur den Schuler durchaus ublich zur okonomischen Basis des Meister Haushaltes dem er ja angehorte durch Arbeiten beizutragen und sich am Ende seiner Lehrzeit mittels eines angemessenen Geschenks zu bedanken War der Schuler Haushalter geworden ging sein Sohn nicht selten bei demselben Guru oder bei dessen Nachfolger in die Lehre Oft war die Guruschaft erblich Die Worte des Gurus zu seinem Schuler bei der Aufnahmezeremonie ahneln denen des Brautigams zur Braut bei der Hochzeit so wie das Verhaltnis des Schulers zum Guru ursprunglich insgesamt dem der Ehefrau zu ihrem Mann der traditionell als ihr Guru galt ahnelte Konsequenterweise gehorten zu den Pflichten des Schulers auch das Erledigen von Hausarbeiten und anderen Diensten die ublicherweise der Ehefrau zugeteilt werden Der Schuler hat seinem Lehrer Treue und unbedingten Gehorsam in den meisten Fallen sogar gottlichen Respekt entgegenzubringen Gurumord wird wie Elternmord sexueller Verkehr mit der Frau des Gurus wie Inzest bewertet und hat entsprechende karmische Folgen Mit zunehmender Popularitat der Asketenbewegung setzte sich der Typ des Samnyasin Gurus von den anderen Guru Typen ab Eine neue Dimension im Autoritatsgefalle zeigte sich in der neu aufkommenden Bezeichnung fur den Schuler Sisya Wahrend der Acharya Guru im Prinzip noch fehlbar war und kritisiert werden konnte da er ja auch als Lehrer der Realwissenschaften auftrat verkorpert der Samnyasin Guru den bereits zu Lebzeiten befreiten Jivanmukta sogar das Absolute und gilt daher als unfehlbar Durch Weltentsagung und asketische Disziplin soll er zu ubersinnlichen Kraften gelangen und aus eigener Kraft Heil an seine Schuler vermitteln und das in ihnen schlummernde Wissen erwecken konnen Der Samnyasin Guru ist frei von jeglicher Bindung an Kaste und Familie und kann Schuler jeglicher Herkunft aufnehmen Er lebt oft in enger Gemeinschaft mit seinen Schulern entweder abseits der Zivilisation auf Wanderschaft oder zuruckgezogen in einem Aschram Da der Weg zur Befreiung manchmal als gefahrlich gilt muss der Guru uber besondere erzieherische Fahigkeiten verfugen und darf auch ungewohnliche Mittel einsetzen um seinen Schulern die konventionell nicht vermittelbare absolute Wahrheit zu eroffnen In der Bhakti und Tantra Tradition schliesslich gilt der Guru als Avatara Sanskrit Herabstieg als Teil Verkorperung der Gottheit Sadguru und als solcher ihr gleichgestellt oder gar uber der Gottheit stehend als identisch mit der absoluten Wahrheit und dem hochsten Sein Der Guru ist Vater der Guru ist Mutter der Guru ist der Gott Shiva Wenn Shiva zurnt ist der Guru der Retter aber wenn der Guru erzurnt ist bleibt niemand zur Errettung Kularnava tantra XII 49 zit nach Steinmann 1986 100 Echte Liebe und vollige Hingabe an den Sad Guru soll nach dem Glauben seiner Anhanger alle Verfehlungen uberwinden konnen Der Glaube an eine direkte Kraft und Heilsubertragung vom Sad Guru auf den Schuler spielt dabei eine zentrale Rolle Der Guru ist der Topfer der seinen Schuler formt und neu erschafft Aufgrund der herausragenden Position des Gurus beschaftigen sich traditionelle Texte auch mit der Problematik des Missbrauchs dieser Autoritat und nennen Kriterien wahrer und falscher Gurus Die Verwendung des Begriffs Guru kann bis in die fruhen Upanishaden zuruckverfolgt werden wo sich die Vorstellung vom gottlichen Lehrer auf Erden erstmals in fruhen brahmanischen Vorstellungen zeigte Tatsachlich gab es ein Verstandnis dass wenn ein Schuler dem Guru und Gott gegenubergestellt wurde er zuerst dem Guru Respekt zollen sollte da der Guru das Instrument sei den Schuler zu Gott zu fuhren Die Rolle des Gurus im ursprunglichen Sinne des Wortes wird weitergefuhrt in Hindu Traditionen wie im Vedanta Yoga Tantra sowie dem Bhakti Yoga Gurus im Sikhismus BearbeitenIm Sikhismus bezeichnet man mit dem Titel Guru die Grunder der Religionsgemeinschaft sowie die Personen die den Sikhismus weiterentwickelten und bekannt machten Die beruhmten zehn Gurus der Sikhs wirkten von 1469 bis 1708 Guru Nanak Dev 1469 1539 Guru Angad Dev 1494 1552 Guru Amar Das 1479 1574 Guru Ram Das 1534 1581 Guru Arjan Dev 1563 1606 Guru Har Gobind 1595 1644 Guru Har Rai 1630 1661 Guru Har Krishan 1656 1664 Guru Tegh Bahadur 1621 1675 Guru Gobind Singh 1666 1708Der 10 Guru bestimmte dass er keinen leiblichen Nachfolger erhalten werde sondern die heilige Schrift des Sikhismus der Adi Granth nach seinem Tod die hochste Autoritat der Sikhs darstellen solle weshalb er auch fortan als Guru Granth Sahib bezeichnet wurde und in den Gottesdiensten wie ein lebender Guru Ehrenerweisungen erhalt wahrend der Rezitation aus dem Guru Granth Sahib wird ihm wie einem Konig mit einem Facher Kuhlung zugefachelt er liegt auf einem reich geschmuckten Kissen etc Dass es nach den Zehn Gurus weitere Gurus gegeben hat ist jedoch nicht historisch Harjot Oberoi deutet beispielsweise an dass es weitere Gurus gegeben haben soll und nennt namentlich Baba Khem Singh Bedi von dem seine Anhanger als dreizehntem Nanak sprachen 2 Als Gegenpol zum Sikhismus wird die 1929 gegrundete Sant Nirankari Mission eine Mischung aus Hindu und Sikhpraktiken zur Zeit der Britischen Kolonialherrschaft ins Leben gerufen auch heute von einem lebenden Guru als einem Reprasentanten und Vermittler gottlicher Erkenntnis geleitet was aber nach der Auffassung des Sikhismus an Blasphemie grenzt Namdharis oder Kukas verstehen sich als integralen Teil der Sikhgemeinschaft glauben aber dass nach dem 10 Guru Gobind Singh noch funf weitere gekommen sind 3 Namdharis werden nicht als Sikhs von der Haupt Sikh Bevolkerung akzeptiert 4 Gurus im Buddhismus BearbeitenIm Buddhismus hier insbesondere in der Mahayana Tradition des Buddhismus in Tibet ist Guru sanskrit weitgehend gleichbedeutend mit Lama tibetisch und bezeichnet spirituelle Lehrer Ein Guru gibt sich selbst nie diese Bezeichnung Wer die Uberlieferungslinien und die Unterweisungen eines Lehrers fur sich als wahr annimmt macht diese Person zu seinem Guru also Lama bzw spirituellen Meister Tendzin Gyatsho der 14 Dalai Lama sagte uber die Bedeutung des Gurus Um die Bedeutung eines Gurus einschatzen zu konnen verlasst Euch auf seine Lehren Bringt ihnen keinen blinden Glauben entgegen aber auch keine blinde Kritik Er verwies auch darauf dass der Begriff Lebendiger Buddha eine Ubersetzung des chinesischen Huofo 活佛 sei Dem entspreche im Tibetischen das Wort Lama das wiederum nichts anderes als Guru bedeute Im Hinblick auf die ursprunglichen Lehren und die Vinaya des Buddhas gibt es so etwas wie Guru Tum nicht Was Einweihung und Weitergabe betrifft so wurden hierfur Regeln festgelegt Der Einweiser erforderlicher zu Beginn der Ordination wird nissaya Grundlage Boden genannt welches vielleicht noch am ehesten der Auffassung von Guru betrifft 5 Ein anderes zweckmassiges Aquivalent findet man in den ursprunglichen Lehren unter der Bezeichnung Kalyanamitta vorzuglicher Freund 6 Ein Guru Verhaltnis d h in Abhangigkeit zwischen klosterlichen Mitgliedern der Sangha und den Laien ist seitens der Regeln der Monche auf viele Weisen unterbunden da es zur Korruption des Dhammas fuhrt wenn auch oft missachtet 7 8 Siehe auch BearbeitenListe von indischen GurusLiteratur BearbeitenJoel Kramer Diana Alstad Die Guru Papers Masken der Macht Zweitausendeins Verlag 1995 ISBN 3 86150 113 9 M Hara Hindu Concepts of Teacher Sanskrit guru and acarya In Sanskrit and Indian Studies Essays in Honour of Daniel H H Ingalls Dordrecht 1980 S 93 118 R M Steinmann Guru Sisya Sambandha Das Meister Schuler Verhaltnis im traditionellen und modernen Hinduismus Stuttgart 1986 Paramahansa Yogananda Autobiographie eines Yogi Original Autobiography of a Yogi Droemer Knaur Munchen 1992 ISBN 3 426 86000 7 Seite 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Guru Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen David Lane Kriterien um die Authentizitat zu beurteilen Memento vom 18 Dezember 2007 im Internet Archive Artikel auf Englisch Analyse und Bewertung des Guru aus hinduistischer Sicht Aus Vedanta Heft 1 2015 Vedanta Zentrum Wiesbaden e V Einzelnachweise Bearbeiten Encyclopaedia Britannica Guru abgerufen am 14 April 2014 Oberoi Harjot Conserving Sanatan Sikh Tradition The Foundation of the Sri Guru Singh Sabha In Ders The Construction of Religious Boundaries Culture Identity and Diversity in the Sikh Tradition Delhi Oxford University Press 1994 316 http kukasikhs com kukasikhs wp page id 292 Questions amp Answers History of Gurus 2 abgerufen am 13 Februar 2017 http www sikhiwiki org index php Namdhari abgerufen am 13 Februar 2017 Kodex fur buddhistische Einsiedler I Kapitel 2 2 Ausgabe 2007 Nissaya Vorzugliche Freundschaft kalyanamittata Okonomie von Gaben Kodex fur buddhistische Einsiedler I Kapitel 5 2 Ausgabe 2007 Saṅghadisesa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guru amp oldid 238356136