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Die Sikh Religion Panjabi ਸ ਖ sikhi ist eine im 15 Jahrhundert n Chr entstandene monotheistische Religion die auf den Grunder Guru Nanak Dev zuruckgeht Die im Punjab Nordindien gegrundete Religionsgemeinschaft wird weltweit als Sikhismus bezeichnet und hat heute rund 25 bis 27 Millionen Anhanger wovon die Mehrheit in Indien lebt 1 Das Khanda das religiose Symbol der SikhsDas Ik Onkar das den zentralen Grundsatz der Einheit Gottes darstellt ist ein weiteres Symbol des Sikhismus Es entstammt der Gurmukhi Schrift Die Sikh Religion betont die Einheit der Schopfung und verehrt einen gestaltlosen Schopfergott der geschlechtsneutral ist Weitere wesentliche Merkmale sind die Abkehr von sogenanntem Aberglauben und traditionellen religiosen Riten wie sie zum Beispiel im Hinduismus vorherrschen Obwohl das Kastensystem den Alltag der Sikhs durchdringt weil es im indischen Alltag ubermachtig ist wird es abgelehnt In der religiosen Praxis gibt es verschiedene formale Vorgaben zum Beispiel bezuglich Kleidung Namensgebung und Auftreten Die Sikh Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religioser Dogmen sondern hat das Ziel religiose Weisheit fur den Alltag nutzbar und praktisch zu machen Guru Nanak sowie seine neun nachfolgenden Gurus religiose Vorbilder Lehrer unterstreichen in ihren Einsichten die schriftlich in dem Werk Sri Guru Granth Sahib uberliefert sind ihr Verstandnis uber vorhandene Religionen hinauszugehen und distanzieren sich inhaltlich von den dominierenden religiosen Traditionen ihres Zeitalters darunter Buddhismus Hinduismus und Islam Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Religiose Praxis 2 1 Erscheinungsbild 2 2 Namensgebung 2 3 Gurdwara 2 4 Ernahrungsgewohnheiten 2 5 Materielle Bedurfnisse 3 Der Guru Granth Sahib 4 Religiose Uberzeugungen 4 1 Glaubensbekenntnis 4 2 Schopfungsverstandnis 4 3 Leben nach dem Tod 4 4 Lebenseinstellung 4 5 Tugenden 5 Geschichte 5 1 Quellen 5 2 Die Zeit der Gurus 5 3 Die Zeit nach den Gurus 5 4 Die Sikhs nach der Unabhangigkeit Indiens 6 Wahrnehmungen und Missverstandnisse 6 1 Verwechslung mit anderen Religionen 6 2 Hintergrund 6 3 Zu den Ursprungen des Sikhismus 6 4 Zu den Sikhs als Kriegerkaste 6 5 Religion oder Nation 6 6 Sikhs in der Forschung 6 7 Naam oder Shabd 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseVerbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitung der Sikhs in der WeltUber 80 Prozent der rund 25 bis 27 Millionen 2 Sikhs wortlich Schuler leben in der indischen Ursprungsregion in den Bundesstaaten Punjab und Haryana sowie in den Unionsterritorien Delhi und Chandigarh Von diesen knapp 19 Millionen indischen Sikhs leben 75 Prozent im Bundesstaat Punjab In Indien bilden Sikhs mit rund zwei Prozent Bevolkerungsanteil die viertgrosste Religionsgemeinschaft des Landes In Nordamerika rund 530 000 Grossbritannien rund 230 000 sowie in sudostasiatischen Staaten vor allem in Malaysia Singapur und Thailand leben zusammengenommen mehr als eine Million Sikhs In Deutschland leben uber 25 000 Sikhs 3 vor allem in Ballungszentren wie Frankfurt am Main Koln Hamburg Munchen und Stuttgart In Osterreich lebten 2001 knapp 2 800 Sikhs 4 fur 2021 werden sie nicht eigens ausgewiesen 5 In der Schweiz sind keine genauen Zahlen bekannt die Zahl wird auf etwa 1000 geschatzt 6 Zurzeit gibt es in der deutschsprachigen Schweiz drei Gurdwaras 7 Gebets und Schulstatten in Genf ist ein Gurdwara im Entstehen 8 9 In Frankreich leben etwa 10 000 Sikhs fast alle im Grossraum Paris 10 In Italien wird ihre Zahl auf etwa 40 000 bis 70 000 geschatzt vor allem in den Regionen Lombardei und Emilia Romagna wo sie eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Parmesan spielen 11 Im Gegensatz zu Grossbritannien Kanada und den USA wo Sikhs weithin bekannt sind und auch wichtige staatliche Amter bekleiden sind sie in Mitteleuropa aufgrund ihrer relativ geringen Zahl eher unbekannt In Essen kam es 2016 zu einem Sprengstoffanschlag durch zwei als salafistisch eingestufte Jugendliche auf das Gebetshaus der Sikh Gemeinde Gurdwara Nanaksar Religiose Praxis BearbeitenErscheinungsbild Bearbeiten nbsp Sikh Familie Der Vater und der altere Sohn tragen den traditionellen Turban die jungeren Sohne den fur Jungen ublichen Patka der aus einem Stuck Stoff besteht Praktizierende Sikhs vor allem mannliche Religionsanhanger erkennt man an einem kunstvoll gebundenen Turban Dastar Die Kopfbedeckung samt ungeschnittenem Haar eine Tradition die zu Zeiten der Gurus fortschreitend an Bedeutung gewann druckt entsprechend dem Selbstverstandnis der Sikhs Weltzugewandtheit Nobilitat und Respekt vor der Schopfung aus 12 Der Turban soll zu jeder Zeit und an jedem Ort getragen werden Im Alter zwischen 12 und 16 Jahren bekommen die Jungen in der Dastar bandi Zeremonie im Gurdwara ihren ersten Turban uberreicht 13 Manche Sikh Frauen besonders in England tragen ebenfalls einen Dastar nbsp Kara Armreif Kangha Kamm und Kirpan Dolch Sikhs die sich in die Bruderschaft des Khalsa Panths initiieren lassen heissen Amritdharis und tragen die funf Ks Kesh ungeschnittenes gepflegtes Haar Abgrenzung von asketischen Traditionen Respektsbekundung fur die Schopfung d h ein Sikh lehnt sich nicht gegen die Naturgesetze auf die Gott erschuf Kangha Holzkamm Er wird fur die Haarpflege genutzt und zeigt die Bedeutung von Disziplin und Reinheit der Sikhs 14 Kirpan Dolch Schwert Als Zeichen dafur dass Sikhs Schwache und Unschuldige verteidigen Kara eiserner Armreif Der Reif symbolisiert die Hingabe an die Anweisungen des 10 Gurus und erinnert den Khalsa daran in ewiger Verbundenheit zu Gott zu bleiben und mit dieser Hand nichts Unrechtes zu tun wie z B zu stehlen 15 Kachera eine knielange Unterhose gilt als Zeichen der ehelichen Treue und Kontrolle von Lust Kaam Namensgebung Bearbeiten Sikhs tragen in der Regel denselben Nachnamen Als Ausdruck von Geschwisterlichkeit tragen Sikh Manner den gemeinsamen Nachnamen Singh Lowe Frauen haben den Nachnamen Kaur Prinzessin grammatikalisch richtig Prinz Die Namensgebung wurde von Guru Gobind Singh im 17 Jahrhundert eingefuhrt Die Verwendung der gleichen Namen soll einen Kontrapunkt zu der in Indien verbreiteten sozialen Hierarchisierung das Kastenwesen darstellen die sich in den Nachnamen zeigt Dennoch verwenden die meisten Sikhs einen Nachnamen zum Beispiel den ihrer Vorfahren oder ihres Herkunftsortes zuweilen stellen sie ihren Beruf vor den Namen oder verwenden als getaufte Sikhs den Zunamen Khalsa Mannliche Sikhs werden mit Sardar oder dem eher landlichen Bhaiji oder Bhai Sahib Bruder angesprochen weibliche mit Sardarni Bibiji Frau oder Bhainji Schwester Gurdwara Bearbeiten nbsp Der Goldene Tempel in Amritsar IndienEin Gurdwara Tor zum Guru ist ein Tempel der Sikh Gurdwaras werden errichtet wo die Anzahl der Sikhs es rechtfertigt einen solchen zu bauen In Gurdwaras beten die Sikh und halten Gebetsgesange shabad kirtan ab Gurdwaras stehen allen Menschen unabhangig von ihrer Konfession offen So weisen z B im bekanntesten Tempel dem Goldenen Tempel von Amritsar vier Eingange in die vier Himmelsrichtungen um zu zeigen dass die Sikhs allen Menschen offen gegenuberstehen und sie in ihrem Tempel willkommen heissen Jeder der einen Gurdwara betritt ist zum Tragen einer Kopfbedeckung verpflichtet Dagegen ist eine Verbeugung vor dem Altar auf dem der Guru Granth Sahib aufbewahrt wird keine allgemeine Pflicht sondern druckt nur die Ehrerbietung gegenuber den Gurus aus In den meisten Gurdwaras ist vor dem Altar ein Opferstock angebracht Eine Spende einzuwerfen ist ublich jedoch keineswegs Pflicht Das Geld wird kurz vor der Verbeugung eingeworfen der Betrag ist frei wahlbar Manche grosse Gurdwaras sind rund um die Uhr zuganglich Getrennt wird der Gurdwara in Bereiche fur Manner und Frauen wobei kleine Kinder sich meistens bei ihren Muttern befinden Trotzdem ist es gestattet sich auf die Seite des anderen Geschlechtes zu setzen Gesessen wird im Schneidersitz und auf dem Boden Morgens mittags und abends findet ein gemeinsames vegetarisches Mahl statt das Langar Es wird durch die Spenden finanziert und von ehrenamtlich arbeitenden Sikhs zubereitet Hauptbestandteile eines solchen Langars sind meistens die Linsensuppe Dal die oft Speise der Armen ist und daher die Gleichheit aller Menschen betont und Chapati roti manchmal auch Reis und Sabji Mischgemuse Wahrend der Gottesdienste wird aus dem Siri Guru Granth Sahib vorgelesen Das heilige Buch der Sikhs vormals Adi Granth ist die hochste Instanz und wird als der ewige Guru verehrt Es enthalt Lieder Hymnen und Gedichte Schriftvorlesungen werden von einem Granthi vorgenommen der die heiligen Texte ausgiebig studiert hat Grundsatzlich kann jeder Sikh Mann oder Frau als Granthi wirken 16 Ernahrungsgewohnheiten Bearbeiten Fleischverzehr wird in der Sikh Religion kontrovers diskutiert Es gibt sowohl Sikhs die Fleisch verzehren als auch Vegetarier Abgelehnt wird der Verzehr des Fleisches eines rituell getoteten Tieres also Halal Fleisch und koscheres Fleisch Im Sikh Rehat Maryada 17 dem Code der Verhaltensnormen sind Tabak den Guru Gobind Singh als jagat jhoot 18 die Luge der Welt bezeichnete alkoholische Getranke und andere Drogen die den Geist beeinflussen untersagt Materielle Bedurfnisse Bearbeiten Im Gegensatz zum Hinduismus akzeptieren Sikhs die Bedeutung materieller Bedurfnisse und deren Befriedigung Sie lehnen die Askese entschieden ab Vielmehr gilt ehrliche Arbeit als ein Weg zur Erlosung Bruderlichkeit auch mit Nichtglaubigen gehort zu den Grundsatzen des Sikhismus weshalb der Ertrag ihrer Arbeit mit anderen geteilt werden soll Nur der allein Oh Nanak kennt den Weg der arbeitet im Schweisse seines Angesichtsund dann teilt mit all den anderen Guru Granth S 1245 Personlicher Reichtum ist fur das geistliche Leben eines Sikhs dennoch kein Hindernis Religionslehrer predigen ihren Anhangern dass sie ein normales Leben fuhren sollen was fur Sikhs auch Reichtum beinhalten kann Neben dem Streben nach Wohlstand steht die Sikh Religion auch dem Streben nach Ansehen nicht im Weg es wird sogar gesagt Ein Sikh muss anderen ein Beispiel geben er soll ein besserer Bauer ein besserer Geschaftsmann und ein besserer Beamter sein Gobind Singh Mansukhani Introduction to Sikhism Der Guru Granth Sahib BearbeitenDie Lebensweise der Sikhs ist in den Schriften der Begrunder verwurzelt Die gesammelten Schriften der Gurus sowie der Heiligen aus Nord Indien wird Guru Granth Sahib genannt Das Werk wird von Sikhs als ewiger Guru angesehen da es das spirituelle Vermachtnis der zehn Sikh Gurus darstellt Granth kommt von dem Sanskrit Wort grantha zu Deutsch Buch Das Wort Sahib Herr druckt die grosse Wertschatzung aus Das Werk geschrieben in der von den Gurus entwickelten Schrift Gurmukhi setzt sich aus ausfuhrlichen Niederlegungen der ersten funf Gurus des neunten Gurus sowie der Bhagats Heilige und Weise verschiedener sozialer Herkunft zusammen Die Schriften wurden von Guru Arjan dem funften Guru im Jahre 1604 in dem Werk Adi Granth zusammengetragen Spater erganzte der zehnte Guru Guru Gobind Singh das Werk mit den Schriften des 9 Gurus Das Werk ist seither als Guru Granth Sahib bekannt Ihm wird seit 1708 die Autoritat und Wurde des Gurus zugesprochen Aussergewohnlich an diesem Werk ist die Einbeziehung verschiedener Sprachen unter anderem Panjabi Hindi und Braj sowie Verse diverser Bhagats darunter Kabir und Ravidas Die Verwendung verschiedener Sprachen und Verse Heiliger unterschiedlichster Herkunft sollen den religionsubergreifenden Charakter der Sikh Religion betonen Die Originalschrift die in der heutigen Standardausgabe 1430 Seiten umfasst basiert auf einer sorgfaltig ausgearbeiteten Systematik einem ausgefeilten speziell fur die Schrift entwickelten grammatikalischen System Die Inhalte sind nach Autoren Themen und Melodiefolgen geordnet 19 Die Hymnen des Guru Granth Sahib sind in 31 Kapitel eingeteilt denen jeweils fur den musikalischen Vortrag ein rag zugeordnet ist Dieser rag ist eine modale Tonfolge die sich an einem Raga der klassischen indischen Musik orientiert Die Musikinstrumente mit denen die zur Gattung kirtan gezahlten Hymnengesange begleitet werden stammen teilweise aus der indischen Volksmusik Zu ihnen gehoren die von Dhadis verwendete kleine Sanduhrtrommel dhadd und die Streichlaute sarangi ansonsten die Fasstrommel dholak und das zangenformige Schlaginstrument chimta Religiose Uberzeugungen BearbeitenDie religiosen Einsichten der Sikh Religion sind im Guru Granth Sahib in metaphorischer Poesie festgehalten Fortwahrendes Gottvertrauen sowie die Verinnerlichung und das Leben spiritueller Weisheit im Alltag das Praktizieren der drei Grundprinzipien Guru Nanak Dev Naam Japo Naam Simran Rezitation Chanten und die Meditation auf Naam der gottlichen Substanz und Namen Gottes Waheguru Kirat Karo Arbeite hart und aufrichtig Wand Chakko Teile mit anderen den weniger Begunstigten der Gesellschaft stehen im Mittelpunkt 20 Glaubensbekenntnis Bearbeiten Die Sikhs glauben an den einen hochsten Gott der weder mannlich noch weiblich ist Der Guru Granth Sahib das Heilige Buch beginnt mit dem Mul Mantar d h Wurzel Mantra Es ist das Glaubensbekenntnis ੴ Ein Gott ਸਤ ਨ ਮ Sein Name ist die Wahrheit Er ist wahr ਕਰਤ ਪ ਰਖ Er ist der Schopferਨ ਰਭਉ Ohne Furchtਨ ਰਵ ਰ Ohne Hassਅਕ ਲ ਮ ਰਤ Er ist unsterblichਅਜ ਨ ਸ ਭ Ohne Geburt und Todਗ ਰ ਪ ਰਸ ਦ Offenbart durch den wahren Guru ਜਪ Singen und Meditieren Betenਆਦ ਸਚ ਜ ਗ ਦ ਸਚ Wahr im Beginn Wahr durch alle Zeiten ਹ ਭ ਸਚ ਨ ਨਕ ਹ ਸ ਭ ਸਚ ੧ Wahr hier und jetzt Guru Nanak sagt er wird fur immer wahr bleiben Schopfungsverstandnis Bearbeiten Das Wesen der Schopfung ist nach Uberzeugung der Sikh Religion unergrundlich Das Universum das sich gemass dem Evolutionsprinzip fortwahrend weiterentwickelt wird als unermesslich angesehen Der Wille der Schopfung manifestiert sich in den Grundgesetzen der Natur Der Schopfer wird als bedingungslos liebend unendlich unfassbar feindlos namenlos geschlechtslos daher auch die Verwendung Mutter fur die Schopferin 21 und formlos beschrieben 22 Sie vereint drei wesentliche Naturen Transzendenz Immanenz und Omniprasenz Da der Schopfung demnach das Gottliche innewohnt wird sie als durchgangig beseelt und gleichermassen heilig angesehen 23 Die wiederholte Verwendung scheinbar unvereinbarer Aussagen soll die schwer zu durchschauende Natur der Schopfung verdeutlichen Hast tausend Augen und hast doch kein einziges hast tausend Gestalten und doch keine einzige 24 Leben nach dem Tod Bearbeiten Sikhs glauben dass Menschen und Tiere eine Seele haben die in verschiedene Lebensformen wiedergeboren werden kann Die Seele kann einige Lebensformen durchlaufen bis sie die des Menschen die hochste Stufe der Bewusstseinswahrnehmung erreicht hat Die Wiedergeburt Reinkarnation ist ein leidvoller Kreislauf da die Seele viele Male den Verlust z B der Eltern der eigenen Familie und des eigenen Korpers ertragen musste Die Bestimmung des Menschen ist es aus dem Kreislauf der Wiedergeburt zu entkommen und die Seele mit Gott eins werden zu lassen indem man dem Weg der Gurus folgt und die vollkommene Erleuchtung erlangt Nach Guru Nanak ist es jedoch sinnlos sich mit Vergangenheit zu beschaftigen Es zahlt nur das Hier und Jetzt Nanak verurteilt so die Yogis die Tage und Nachte damit verbracht haben daruber nachzudenken was sie werden bzw waren Lebenseinstellung Bearbeiten Der Sikhismus geht davon aus dass jede Tat und jeder Gedanke eine Konsequenz hat und postuliert ein Naturgesetz von Ursache und Wirkung siehe auch Karma Ein zentrales Thema ist die Uberwindung des Egoismus Laut den Religionsgrundern ist das Haupthindernis fur inneren und sozialen Frieden das Hangen am eigenen Ich und an weltlichen Dingen Maya Innerer Frieden auch Mukti Erlosung genannt konne durch ein erwachtes und aufgeklartes Bewusstsein erreicht werden welches das Gefuhl des Getrenntseins von allem Existierenden als Illusion durchschaut Erlosung bezieht sich dabei auf das Erleben der schopferischen Einheit zu Lebzeiten eines Menschen Um ein erwachtes Bewusstsein zu entwickeln ist laut Guru Granth Sahib die Nutzung von Urweisheiten die dem Menschen potenziell innewohnen essenziell 25 Ein Leben das sich an diesen Weisheiten ausrichtet zeichne sich durch eine ganzheitliche Lebensfuhrung aus die von fortwahrender Verbundenheit mit der Schopfung innerer Zufriedenheit und Bemuhen um menschlichen Fortschritt gepragt sei 26 Diese Haltung wird auch mit dem Wort Meditation ausgedruckt 27 Tugenden Bearbeiten Es wird daher grosster Wert auf eine tugendhafte Lebensfuhrung gelegt 28 Als Eckpfeiler des Sikh Seins gelten ein sozial ausgerichtetes Familienleben der ehrliche Verdienst des Lebensunterhaltes sowie lebenslange spirituelle Entwicklung Der Dienst an Mitmenschen sowie das Bemuhen um Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten werden als wichtige Form der Gotteshingabe angesehen Frauen und Manner haben gleiche Rechte und Pflichten Rituale Pilgerfahrten Aberglaube Okkultismus Asketentum religioses Spezialistentum wozu auch Priester gerechnet werden das Monchs und Nonnentum sowie Mittler zwischen dem Menschen und dem Schopfer werden abgelehnt da jeder Mensch das Potenzial hat das Gottliche direkt in sich selbst und im Alltag mit anderen zu erfahren 29 Geschichte BearbeitenQuellen Bearbeiten Hauptartikel Heilige Schriften des Sikhismus Die Geschichte der Sikhs lasst sich gut rekonstruieren In der Reihe History of the Sikhs and their Religion von Kirpal Singh und Kharak Singh herausgegeben vom Dharam Parchar Committee wird ein Diskurs in funf Banden von der Entstehung bis zum 20 Jahrhundert ausfuhrlich gegeben Die Quellen zu den Sikhgurus werden in den verschiedenen Biografien Janam Sakhis Guru Nanak Devs dargestellt ein Teil basiert auf mundlicher Tradition ein anderer Teil auf Schriften der Sikhgurus und der Gursikhs 30 die den Sikhgurus nahestanden Weitere Quellen sind die Gurbilias Patshahi Chhevin Gurbilas Patshahi Daswin Mehma Parkash Gur Prakash Gurpartap Suraj Granth Panth Prakash Puratan Janamsakhi Vilayatwli Janamsakhi Suraj Prakash Giani Gian Singh Geschichtsschreiber Karam Singh Char Bagh i Punjab und Bhai Vir Singh Weitere historische Quellen wurden von englischen muslimischen und hinduistischen Schreibern verfasst Zudem existieren Quellen britischer und deutscher Orientalisten sowie christlicher Missionare die im Zuge der Kolonisation Indiens ethnozentristischem Beschreibungen der Sikhs verfassten 31 Die Grundzuge der historischen Entwicklung der Sikhs lassen sich Vergleiche verschiedener historischer Dokumente und der Schriften der Gurus sowie prominenter Zeitgenossen wie Bhai Gurdas 15 Jahrhundert wie folgt rekonstruieren 32 Die Zeit der Gurus Bearbeiten nbsp Ein seltenes Gemalde im Tanjore Stil aus dem spaten 19 Jahrhundert dargestellt sind die zehn Gurus sowie Bhai Bala und Bhai MardanaDer Begrunder Guru Nanak wurde 1469 in Talwandi im heutigen Nankana Sahib in Pakistan geboren Der junge Nanak befasste sich schon fruh mit Grundfragen des Lebens Bereits wahrend seiner Schulzeit in der er mit ausgezeichneten Leistungen auffiel distanzierte er sich offentlich von den bestehenden religiosen Traditionen wie z B dem brahmanischen Initiationsritual der Heiligen Schnur 33 Er hinterfragte die Sinnhaftigkeit verbreiteter religioser Praktiken Dogmen die Autoritat bestehender religioser Schriften u a Simrats und Veden sowie die Hierarchisierung der Gesellschaft in Kasten Guru Nanak Vater von zwei Kindern begab sich nach verschiedenen Anstellungen bei der lokalen Stadtverwaltung mit nicht ganz vierzig Jahren auf ausgedehnte Reisen Die Hagiografien berichten von Besuchen in Mekka dem heutigen Irak Afghanistan und Europa Der Religionsgrunder konnte zahlreiche Menschen fur seine Botschaft der universellen Bruderlichkeit gewinnen Gegen Ende seines Lebens grundete Guru Nanak mit zahlreichen Schulern die Stadt Kartarpur im heutigen pakistanischen Teil des Punjabs und lebte dort bis zu seinem Tode Er trug einem seiner Nachfolger Guru Angad Dev auf seine Vision und Lehre fortzufuhren Guru Nanak folgen neun Sikh Gurus Der Wirkungszeitraum der zehn Gurus im Uberblick Guru LebenGuru Nanak Dev 1469 1539Guru Angad Dev 1504 1552Guru Amar Das 1479 1574Guru Ram Das 1534 1581Guru Arjan Dev 1563 1606Guru Har Gobind 1595 1644Guru Har Rai 1630 1661Guru Har Krishan 1656 1664Guru Tegh Bahadur 1621 1675Guru Gobind Singh 1666 1708Die Sikhs entwickelten sich unter der Fuhrung der zehn Gurus zunehmend zu einer religiosen und spater auch zu einer politischen Macht in Nord Indien Die Bewegung der Sikhs fiel unter anderem dadurch auf dass sie bestehende religiose Traditionen und Riten kritisch hinterfragte das brahmanische Kastenwesen ablehnten Frauen eine gleichberechtigte Stellung in der Gesellschaft zusprach religionubergreifende Unterweisung und Freikuchen anbot Landreformen durchfuhrte und eigene Munzen pragte Die Betonung religioser wie politischer Souveranitat wurde zusehends kritisch beaugt Die bis dahin weitgehend ungestorte Entwicklung der jungen Religion fand mit dem Tode des liberalen Mogulkaisers Akbar I 1605 ein Ende Sein Nachfolger Jahangir 1569 1627 leitete eine Ara der Gewalt gegenuber Andersglaubigen ein Davon waren auch die Sikhs betroffen 1606 wurde der funfte Guru Guru Arjan auf Befehl von Jahangir zu Tode gefoltert ein Grund lag in der Bewertung des Aad Granth als blasphemisch Der nachfolgende Guru Har Gobind betonte daraufhin die Notwendigkeit sich gegen religiose und politische Intoleranz zur Wehr zu setzen Die Sikhs bauten unter seiner Fuhrung ihre Streitkrafte weiter aus 1675 wurde der neunte Guru von den Machthabern in Delhi hingerichtet Guru Gobind Rai der sich nach der Grundung der Khalsa Bruderschaft Gobind Singh nannte ubernahm als letzter menschlicher Guru die Guruwurde Er war wie bereits einige Gurus zuvor in zahlreiche Verteidigungsschlachten gegen lokale Machthaber und Bergfursten involviert Wahrend seiner Guruschaft gingen zahlreiche wichtige Originalschriften verloren Guru Gobind Singh grundete um 1699 die Bruderschaft Khalsa die es sich laut Uberlieferung zur Aufgabe machte gegen Tyrannei und religiose Intoleranz vorzugehen Als Ausdruck standiger Einsatzbereitschaft verpflichteten sich die Mitglieder funf Kakars zu tragen 34 Einen weiteren bis heute spurbaren Einfluss hatte daruber hinaus die Etablierung des Reprasentationsmodells der Panj Piare Um Alleingangen einzelner Mitglieder vorzubeugen sollten wichtigen Institutionen fortan funf Sikh Manner oder Sikh Frauen vorstehen die sich durch besondere Tugendhaftigkeit auszeichneten Historisch blieb unklar was genau sich am Grundungstag abspielte Die vorliegenden Quellen berichten ubereinstimmend von der Grundung des Khalsa der Initiation tausender Sikhs und der damit verbundenen neuen Namensgebung Singh und Kaur Die Beschreibungen der Umstande widersprechen sich jedoch in den Details Die Zeit nach den Gurus Bearbeiten Nachdem der zehnte Guru 1708 durch ein Attentat gestorben war verstarkten sich die Unruhen in Nordindien Die Gemeinschaft der Sikhs verlor zusehends ihre Dynamik Die von den Gurus eingeleiteten Reformen wurden nur vereinzelt weitergefuhrt und die von ihnen begrundete Lebensweise verlor durch fortwahrende Kriegswirren an Bedeutung Ahmad Schah Durrani fiel mehrere Male in Nordindien ein Dabei starben mehrere zehntausend Sikhs da sie als religiose Minderheit verfolgt wurden Sie waren teilweise gezwungen im Untergrund zu leben Die Sikhs erholten sich in den nachfolgenden Jahrzehnten nur langsam von den Kriegswirren Der einer Sikh Familie entstammende Ranjit Singh nutzte die Uneinigkeit der Herrscher von Lahore sturmte die Stadt und wurde 1799 Herrscher des Punjabs Nach seinem Tod 1839 zerfiel das Reich rasch Nach dem Ersten und Zweiten Sikh Krieg wurde der Punjab 1849 von den Briten annektiert Im Jahre 1873 formten die Sikhs die zivilgesellschaftliche Singh Sabha Bewegung Diese hatte zum Ziel die Sikh Gemeinschaft wieder mit den Lehren der Gurus vertraut zu machen Die Singh Sabha Bewegung strebte zudem danach die Hoheit uber die historischen Gurdwaras zuruckzuerlangen die sich seit den machtpolitischen Wirren mehrheitlich unter der Kontrolle brahmanischer Priester Mahants befanden Zum Teil arbeiteten sie eng mit der britischen Kolonialmacht zusammen Die Mitglieder der Singh Sabha die vor allem einer gebildeten Schicht entstammten veroffentlichten zahlreiche Schriften uber die Lehren der Gurus sowie die Geschichte der Sikhs Es bildeten sich zudem erste religiose sowie politische Gruppierungen darunter das um 1920 gegrundete und bis heute einflussreiche Shiromani Gurdwara Parbandhak Committee 35 in Amritsar und die Partei Akali Dal Mitglieder der Singh Sabha waren federfuhrend bei der Erarbeitung eines Verhaltenskodex fur die Sikh Gemeinschaft Der Kodex der nach langwierigen Verhandlungen mit Vertretern unterschiedlicher Sikh Gruppen in einer Kompromissversion verabschiedet wurde stellt einen Meilenstein der Institutionalisierung der Sikh Religion dar 36 Die Sikhs nach der Unabhangigkeit Indiens Bearbeiten Am 15 August 1947 entliess Grossbritannien Indien in die Unabhangigkeit Die ehemalige Kolonie wurde geteilt der Staat Pakistan gegrundet Es entstanden ein pakistanischer und ein indischer Punjab Millionen von Menschen darunter viele Sikhs mussten von dem pakistanischen in den indischen Teil umsiedeln Wahrend der Unabhangigkeitsbestrebungen kam es zu Unruhen bei denen viele Menschen starben Nach der Unabhangigkeit entstanden zusehends politische Spannungen zwischen der hinduistisch gepragten Zentralregierung und religiosen Minderheiten auch mit den Sikhs Unter Premierministerin Indira Gandhi wurde den Sikhs 1966 nach zahlreichen politischen Protesten die Punjabi Suba eine eigene Sprachprovinz zugestanden Die von Hindus dominierten Gebiete wurden abgetrennt und in dem neu gegrundeten Bundesstaat Haryana zusammengeschlossen 1973 verabschiedeten Sikh Fuhrer die Anandpur Sahib Resolution Darin forderten sie die Anerkennung Chandigarhs zur alleinigen Hauptstadt des Punjabs starkere politische Autonomie sowie eine Uberarbeitung des Artikels 25 der indischen Verfassung der die Sikhs und andere religiose Minderheiten entgegen ihrem Selbstverstandnis der Kategorie Hindu zuschreibt In den 1980er Jahren kam es zu politischen und dann zu gewalttatigen Auseinandersetzungen zwischen der indischen Regierung und Sikh Gruppierungen die weitreichende Autonomie fur den Punjab sowie die Wahrung der Menschenrechte und mehr Religionsfreiheit einforderten Unter den Sikhs bildete sich eine Gruppe um Bhindranwale sie setzte sich vehement fur eine starkere Autonomie ein und legitimierte den Gebrauch von Waffengewalt zu Verteidigungszwecken Die Gruppe verlagerte im Zuge des schwelenden Konflikts ihr Hauptquartier in den Komplex des Darbar Sahib innerhalb des Harimandir Sahib des Goldenen Tempels Die Zentralregierung ubernahm daraufhin die Kontrolle uber den Punjab und verhangte eine Nachrichtensperre Nach erfolglosen Verhandlungen wurde das heutige religiose Zentrum der Sikhs der Harimandir Sahib in Amritsar am 3 Juni 1984 einem hohen Feiertag von indischen Truppen gesturmt Operation Blue Star Nach Angaben der indischen Armee starben mehrere hundert Sikhs und 83 indische Soldaten Die Opferzahlen sind jedoch umstritten teilweise werden wesentlich hohere Zahlen angegeben Am 31 Oktober 1984 wurde Premierministerin Indira Gandhi von zwei Sikh Leibgardisten Satwant Singh und Beant Singh erschossen In Delhi und im Punjab fanden daraufhin Pogrome statt denen tausende Sikhs zum Opfer fielen Die Autonomiebewegung wurde in den Folgejahren mit militarischer Gewalt durch die Zentralregierung zerschlagen Menschenrechtsorganisationen beklagten regelmassige Menschenrechtsverletzungen Folter und Polizeiwillkur Die Aufarbeitung der Unruhen durch Human Right Wing beispielsweise brachte Funde systematischer Verfolgung von Sikhs zu Tage Mehrere zehntausend Leichen getoteter Sikhs wurden in Massengrabern gefunden 37 Viele Sikhs verliessen wahrend dieser Zeit ihre Heimat und siedelten sich im Westen an nbsp Sikhs zelebrieren ihr traditionelles Neujahrsfest in Toronto 2005Erst Anfang der 1990er Jahre beruhigte sich die Lage im Punjab Seither wechselte die Regierung im Punjab regelmassig wobei die Akali Dal dominiert Bei der ersten Wahl im neuen Jahrtausend lost die Kongresspartei die Akali Dal im Punjab ab 2007 gewann die Akali Dal die Wahlen im Bundesstaat Der renommierte Okonom Manmohan Singh der den wirtschaftlichen Reformprozess Indiens entscheidend mitpragte wurde 2004 als erster Sikh zum Ministerprasidenten Indiens ernannt Wahrnehmungen und Missverstandnisse BearbeitenVerwechslung mit anderen Religionen Bearbeiten Der Sikhismus wird oft als Variante des Hinduismus angesehen Aufgrund ihrer Kopfbedeckung werden Sikhs manchmal mit Muslimen verwechselt Hintergrund Bearbeiten Die offentliche Darstellung der Sikh Religion wird von ihren Anhangern zuweilen als irrefuhrend empfunden Die Sekundarliteratur beruht zum Teil auf historisch zweifelhaften Quellen Ausserdem fuhrt die Reproduktion von verfestigten Fehldarstellungen und ubersetzungen zu falschen Darstellungen 38 Nur wenige Bucher und Internetseiten beruhen auf einem quellenkritischen Ansatz und den ursprunglichen schriftlichen Niederlegungen der Gurus Dies liegt nicht zuletzt an der Sprachbarriere Die sprachlichen Feinheiten und die Metaphern des Guru Granth Sahib sind ohne Hintergrundwissen nicht angemessen zu verstehen 39 Analysen von Lexikonbeitragen und Internettexten Publikationen und Ubersetzungen zeigen dass nach wie vor verfalschende Auslegungen des Guru Granth Sahib kursieren die auf ethnozentristische Interpretationen durch westliche Wissenschaftler und brahmanische Gelehrte seit dem 19 Jahrhundert zuruckgehen 40 Zu den Ursprungen des Sikhismus Bearbeiten Einige Lexikabeitrage und Publikationen sehen die Ursprunge des Sikhismus in der Bhakti Bewegung dem Sufismus dem Sant Mat oder dem Vishnuismus Andere gehen davon aus dass Guru Nanak und seine Nachfolger einen Synkretismus aus hinduistischen und islamischen Traditionen begrundeten Diese Sicht wurde vor allem durch westliche Orientalisten und brahmanische Gelehrte im 19 und 20 Jahrhundert etabliert Die Gurus sowie ihre Anhanger sahen sich jedoch als keiner der damaligen religiosen Bewegungen zugehorig an Die Gurus sowie Zeitgenossen die in der Gemeinschaft der Gurus lebten und daruber schrieben wie z B Bhai Gurdas betonen dies in ihren Schriften explizit 41 Auch heutige Sikhs sehen sich als Anhanger einer eigenstandigen religios orientierten Lebensweise Zu den Sikhs als Kriegerkaste Bearbeiten nbsp Sikh Regiment im Ersten Weltkrieg in FrankreichIn anderen Darstellungen werden Sikhs als Anhanger oder Mitglieder einer Kriegerkaste angesehen Diese Kategorisierung wurde ebenfalls von Orientalisten gepragt und spater von Hindu Nationalisten in den 1990er Jahren aufgenommen Eine Analyse der historischen Dokumente zeigt dass die Gurus und ihre Anhanger sich explizit gegen Gewaltanwendung aus aggressiven Motiven heraus aussprechen Gleichwohl nahmen Sikhs im Verlaufe der Geschichte an zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen teil und sahen das Recht auf Selbstverteidigung als menschliches Grundrecht an 34 Am Ende des 19 Jahrhunderts kam es zu einer Neuinterpretation Bestimmte Eliten der breiteren Sikhstromung begannen ein Selbstverstandnis zu entwickeln und sich vom Islam und Hinduismus abzugrenzen Wahrend der britischen Kolonialzeit insbesondere in der Hochphase des europaischen Imperialismus im 19 Jahrhundert teilten die britischen Kolonialherren die Volker Britisch Indiens in kriegerische und nicht kriegerische Volker ein Zu den ersteren den martial races zahlten vor allem Ethnien Nordindiens wie die Gebirgsvolker des Himalaya nepalesische Gurkhas aber auch die Sikhs wahrend weiter sudlich lebende Ethnien wie die Bengalen und Tamilen in einer rassistisch gefarbten Sichtweise als weich und fur den Kriegsdienst weitgehend ungeeignet angesehen wurden Dementsprechend rekrutierte sich die Armee Britisch Indiens ganz uberwiegend aus den erstgenannten Volkerschaften Sikhs stellten einen ganz uberproportional grossen Anteil an den Soldaten und Offizieren der Armee Britisch Indiens im Jahr 1894 18 1914 sogar 30 42 Noch heute stellen Sikhs etwa 10 15 des Personals der Indischen Streitkrafte und 20 des Offizierskorps 43 Religion oder Nation Bearbeiten Nation kann sich definieren uber Sprache Ethnie Kultur Regierung und anderes Religion kann helfen Barrieren innerhalb einer pluralen Nation oder auch transnational zu uberwinden z B Sprache Bildung Kultur Bei den Sikhs sind Religion und Nation untrennbar verbunden Diese Verbindung steht allerdings in einer permanenten Spannung Am Beispiel des Sikhismus in Indien zeigt sich dass die Wahrnehmung der Inder und die Selbstwahrnehmung der Sikhs auseinanderdriften Wahrend die Sikhs fur sich eine nationale Identitat schon seit dem 19 Jahrhundert propagieren werden sie im Verstandnis des heutigen Indiens zwar als Religion angesehen jedoch nicht als eigene Nation Was zu dieser Diskrepanz und der schwierigen Integrierbarkeit der Sikhs mit ihrem eigenen Bewusstsein beitragt ist u a die Inkompatibilitat zwischen der gesamt indischen Einheit als Nation und dem Selbstverstandnis der Sikhs das Religion und Nation verbindet Sikhs in der Forschung Bearbeiten Was die Forschung uber die Sikhs betrifft lassen sich verschiedene Felder und Beteiligte am Diskurs uber die Sikhs erkennen Ein Problem am Diskurs ist dass es keine strikte Trennung von bestimmten Spharen gibt Sowohl in der Sphare der Beteiligten als auch an den Orten der gefuhrten Diskussionen wird nicht immer konsequent getrennt zwischen religiosen und sakularen Positionen So vermischen sich haufig orthodoxe Sikh Positionen mit akademischer Forschung teilweise spielt sogar die Politik in den Diskurs hinein Diese teilweise stattfindende Vermischung wird von den Beteiligten der Diskussion allerdings nicht offentlich kommuniziert oder eingestanden Beispielhaft kann hier Arvind Pal Mandair erwahnt werden 44 Der Autor der uber Sikhismus Sikh Verstandnis und ahnliche Themen schreibt versucht einerseits herauszustellen welche historischen Gegebenheiten zum heutigen Verstandnis und Selbstverstandnis der Sikhs beigetragen haben Hierbei kommuniziert er auch die Ausformungsprozesse und die Historisierung die besonders in der Kolonialzeit zur Herausbildung der Sikh Identitat gefuhrt haben Andererseits spannt er immer wieder einen Bogen zur postulierten Kontingenz der Geschichte der Sikhs die auf den ersten Guru Nanak zuruckgeht Die Vermischung die bei Mandair stattfindet grundet wohl auf einerseits akademischem Interesse und Forschung andererseits auf der Tatsache dass Mandair selbst Sikh ist Dieses Beispiel ermoglicht noch einmal einen vergleichenden Hinweis auf die Identitatsfrage in der keine klare Trennung zwischen Religion und Nation stattfindet Dieses Problem ist allerdings nicht Sikh spezifisch sondern findet sich in allen Konzepten von Nationalismus und Religion Naam oder Shabd Bearbeiten Im Sikhismus bedeutet Naam oder Shabd die durch sich selbst wirkende Kraft die alles erschaffende und alles durchdringende Gotteskraft Im christlichen Glauben wird eine solche schopferische Kraft als das heilige Wort Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott Joh 1 1 EU bezeichnet Im Hinduismus entspricht diese Kraft Nad oder Akashvani Himmelsstimme Unter den muslimischen Sufis ist sie als Sultan ul azkar Konig des Gebets bekannt Siehe auch BearbeitenArdas Rituale der Sikhs Sikh Witz Liste von Religionen und WeltanschauungenLiteratur BearbeitenPashaura Singh Louis E Fenech Hrsg The Oxford Handbook of Sikh Studies Oxford University Press Oxford 2014 Tilak Raj Chopra Heinz Werner Wessler Aus dem Guru Granth Sahib und anderen heiligen Schriften der Sikhs Verlag der Weltreligionen Berlin 2011 ISBN 978 3 45870033 3 J S Grewal The Sikhs of the Punjab Cambridge University Press New Delhi 1994 Bhai Gurdas Varaan Bhai Gurdas Ji Shiromani 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Brockhaus Religionen Mannheim 2007 Michael McDowell Nathan Robert Brown World Religions at Your Fingertips Alpha Books 2009 ISBN 978 1 59257 846 7 S 232 Polizeischutz fur Sikh Tempel Weltweites Echo nach Anschlag Westdeutsche Allgemeine Zeitung 18 April 2016 abgerufen am 18 April 2016 Bevolkerung 2001 nach Religionsbekenntnis und Staatsangehorigkeit Statistik Austria 14 Dezember 2015 abgerufen am 25 Dezember 2015 Religionsbekenntnis STATISTIK AUSTRIA Die Informationsmanager Abgerufen am 27 September 2022 Sikh werden nicht separat erfasst In der Volkszahlung erscheinen sie unter Andere Religionen inforel ch info religions geneve ch Zahlen zur Verbreitung soweit nicht anders angegeben wurden dem Brockhaus Religionen Mannheim 2007 entnommen https www persee fr doc homig 1142 852x 2007 num 1268 1 4637 Ohne Sikhs gabe es keinen Parmesan mehr Rund 50 000 indische Sikhs melken die Kuhe der Poebene In Novellara steht der zweitgrosste Sikh Tempel Europas Der Standard 13 Oktober 2008 Vgl Uberoi 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Gurdwara Parbandhak Committee abgerufen am 8 Januar 2017 Grewal 1994 Historian 1935 Nabha 1930 Mukhoti amp Kothari 1984 Singh 2006 Shackle amp Mandair 2005 Nabha 1930 Singh 1961 Singh 2006 Shackle amp Mandair 2005 Macauliffe 1909 Gurdas 15 Jahrhundert Navdeep S Mandair Colonal Formations of Sikhism In Pashaura Singh Louis E Fenech Hrsg The Oxford Handbook of Sikh Studies 2014 ISBN 0 19 969930 5 S 71 72 englisch Ayan Ghosh The shadow of the Martial Race theory in the Indian Army Does it still exist The Morning Media Project 20 Mai 2012 abgerufen am 14 April 2017 englisch http lsa umich edu asian people faculty amandair html Arvind Pal MandairNormdaten Sachbegriff GND 4181283 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sikhismus amp oldid 234302953