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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kabir Begriffsklarung aufgefuhrt Kabir Hindi कब र Kabir 1440 wahrscheinlich in Varanasi Kashi 1518 in Maghar war ein indischer Mystiker der das Ideal einer einigen Menschheit vertrat Er war Weber und wurde durch die konsequente Achtung religioser Abgrenzung wie sie in der geistigen Elite der Muslime und der Hindus seiner Region weit verbreitet war beruhmt In seine monistische Philosophie von einem einzigen Ursprung aller Dinge und der liebevollen Demut zu Gott flossen Ideen aus dem Vedanta und der Bhakti des Hinduismus mit ein ebenso aus dem Sufismus und der islamischen Mystik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk und Philosophie 3 War Kabir Hindu oder Muslim 4 Literarische Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Legende nach soll er der Sohn einer brahmanischen Witwe in Varanasi gewesen sein die ihn nach dem Besuch eines hinduistischen Schreins jungfraulich empfing und zur Adoption gab Danach wurde Kabir von einem muslimischen Weberpaar Niru in Benares erzogen Er selbst nannte sich nie einen Muslim und war auch mit dem dogmatischen Islam wenig vertraut Grosseren Einfluss hatten die Lehren der Naths denen sein Vater moglicherweise angehorte Wie diese Stromungen auch ubte Kabir Kritik an den Brahmanen und ihren Brauchen sowie der volkstumlichen Bilderverehrung Kabir war ein Wanderasket Er hat wahrscheinlich niemals einem Asketenorden angehort war jedoch ein charismatischer Prediger Seine Weberwerkstatte war auch ein Platz fur Andacht und devotionalen Gesang kirtan vieler kleiner Leute Jede auf Ausserlichkeiten bedachte Form der Religiositat sowie Asketenbrauche lehnte er ab Er ermahnte seine Zuhorer zu einem strengen Monotheismus Hindus und Muslime ist ein Weg gewiesen ihr moget ihn Allah oder Ram nennen Er legte Wert auf innerliche Erfahrung als Mittel zur hoheren Erkenntnis Nur das stille Sprechen Gottes wertete er als wahre Offenbarung die Schriften fand er wertlos Sai Baba behauptete Kabirs Wiedergeburt zu sein Werk und Philosophie BearbeitenKabirs Hauptwerk ist das Bijak oder Seedling Same in dem er die Idee des Einen Absoluten darlegt Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Gedichten in denen er Ideen von Brahman absolute Weltseele Karma Gesetz der Tat und der Reinkarnation ebenso verarbeitet wie das Gottesverstandnis der Bhakti liebende Hingabe an einen Gott und Vorstellungen der Sufis Er diktierte Bijak seinem Schuler Bhago Sein Hindi war wie auch seine Philosophie sehr bodenstandig und geradlinig Er vertrat die Meinung dass man nicht nach dem Koran oder den Veden leben sollte sondern besser den Idealen des Sahaij nachstreben oder einen einfachen naturnahen Weg zu Gott finden sollte Das Kastensystem der orthodoxen Hindus lehnte er ab Nur von einem einzelnen Guru dem vishnuitischen Heiligen Ramananda spricht Kabir selbst von ihm habe er seine Initiation in Gestalt eines Rama Mantras erhalten Sein Schuler Dharam Das bezeichnete Kabir als den Guru der Hindus und den Pir der Muslime War Kabir Hindu oder Muslim BearbeitenKabir selbst lehnte eine Zuordnung zu einer der religiosen Stromungen der Hindus Muslime Sufis islamische Mystiker oder Bhakti stets ab Viele Legenden uber sein Leben ranken sich um diesen Punkt So heisst es dass Kabir in einer muslimischen Weber Familie aufwuchs aber in Wirklichkeit der Sohn einer brahmanischen Witwe sei der von einem kinderlosen Paar adoptiert worden sei Nach seinem Tode sollen seine hinduistischen und muslimischen Anhanger uber die Frage des Bestattungsritus in Streit geraten sein Als sie das Leichentuch weggenommen hatten sei der Leichnam aber durch Blumen ersetzt gewesen Sie wurden unter die Gruppen verteilt die Muslims beerdigten ihre Halfte wahrend die Hindus die ihre verbrannten In Maghar stehen noch heute sein muslimisches Grab und seine hinduistische Gedenkstele Symbol fur sein Samadhi nebeneinander Einer anderen Legende zufolge badete Kabir kurz vor seinem Tod sowohl im Ganges als auch im Kamarshna um sich von seinen guten wie seinen schlechten Taten reinzuwaschen Deutlich wird in seinen Werken allerdings dass Kabir keine Dichotomie zwischen Hindus und Muslimen herstellt Vielmehr wendet er sich allgemein gegen eine Verehrung die lediglich ausserlich geschieht Von grossen Interesse ist Kabirs Einstellung zum Hindu und Muslim Sein auch fur eine andere Frage Beispielsweise spielt sie bei David N Lorenzen eine gewichtige Rolle In seinem Aufsatz Who Invented Hinduism von 1999 setzt Lorenzen sich mit der Aussage auseinander der Hinduismus sei eine Erfindung der westlichen insbesondere britischen Gelehrten und Administratoren der Kolonialherrschaft des 19 Jahrhunderts Diesem von ihm so genannten Konstruktions Argument widerspricht Lorenzen und behauptet dass es Hinduismus im Sinne heutiger Hinduismus Konzepte auch schon vor 1800 gegeben habe er somit also keine britische Erfindung gewesen sei Als eine massgebliche Referenz zur Unterstutzung seiner These fuhrt Lorenzen eine Legende Kabirs an geschrieben von Anantadas in der Kabir Gegenstand einer Anklage wird welche ihm vorwirft bestimmte Glaubensvorstellungen und Praktiken von Hindus 1 abzulehnen Diese bestimmten Vorstellungen nimmt Lorenzen nun zum Anlass eine einheitliche Hinduismus Konzeption anzunehmen welche sich deutlich vor dem 19 Jahrhundert findet Michael Bergunder hat allerdings angemerkt dass Lorenzen ubersieht dass es Brahmanen sind die hier eine Anklage in eigener Sache vorbringen Die Vorstellungen und Praktiken sind brahmanischer Herkunft Die Brahmanen stehen jedoch in Anantadas Legende an keiner Stelle pars pro toto fur die Hindus 2 Lorenzens Anliegen bei Kabir eine Referenz zur Unterstutzung seiner These vom Hinduismus vor 1800 zu finden lauft damit ins Leere und spricht sogar wiederum dagegen Lediglich die Verbreitung brahmanischer Vorstellungen lasst sich feststellen welche als solche auch von einem Konstruktions Argument nicht in Frage gestellt werden Interessant ist dieser Fall deshalb weil Lorenzens These keine Randposition einnimmt Seiner Argumentationsweise hat er Gehor verschafft und sie hat breiten Zuspruch erhalten Doch lebt sie von einer starken Dichotomie die eine hinduistische Identitat nur vor dem Hintergrund eines kontrastierenden muslimischen Anderen 3 fur moglich halt Eine solche Dichotomie findet sich allerdings nicht im Denken Kabirs Literarische Werke BearbeitenIm Garten der Gottesliebe Ubersetzung der englischen Ausgabe von Tagore Kristkeitz Verlag Heidelberg 2005 ISBN 978 3 932337 17 8 Ich hab mein Haus verbrannt Ausgewahlte Sinn und Merkspruche aus dem Hindi ubersetzt von Lothar Lutze Muller Speiser Salzburg ISBN 3 85145 057 4 Kabir Wie Gott die Welten schuf Der indische Schopfungsmythos nach Kabir Ubertragen und kommentiert von Wulfing von Rohr Sophia Verlag Bergen ISBN 3 935698 03 8 Kabir fand sich im Gesang Die Verse des indischen Dichters und Bhakti Mystikers Aus dem Hindi ubersetzt von Shubhra Parashar YinYang Media Verlag Kelkheim 2006 ISBN 3 935727 11 9 Ralph Skuban In diesem Gefass erklingt das Ewige Kabirs Yoga des Glucks Poetische Texte des grossen indischen Mystikers Petersberg 2013 ISBN 978 3 86616 253 2 Literatur BearbeitenJohannes Madey Kabir In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 919 920 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Roland Stahl The Philosophy of Kabir In Philosophy East and West Vol 4 No 2 University of Hawai i Press 1954 S 141 155 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kabir Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kabir im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten David Lorenzen Who Invented Hinduism In Comparative Studies in Society and History Cambridge 41 S 630 659 hier S 650 Michael Bergunder Religionsvergleich in der nordindischen Nirguna Bhakti des 15 bis 17 Jahrhunderts Die Sant Tradition und ihre Vorstellung von Hindus und Muslimen In Peter Schalk Hrsg Religion in Asien Studien zur Anwendbarkeit des Religionsbegriffs Uppsala Universitet Uppsala S 43 80 hier S 75 David Lorenzen Who Invented Hinduism In Comparative Studies in Society and History Cambridge 41 630 659 hier S 648 Normdaten Person GND 118559028 lobid OGND AKS LCCN n50042554 VIAF 262355054 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME KabirKURZBESCHREIBUNG indischer MystikerGEBURTSDATUM 1440STERBEDATUM 1518STERBEORT Maghar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabir amp oldid 225106842