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George Spencer Brown auch George Spencer Brown Pseudonyme James Keys Richard Leroy 2 April 1923 in Grimsby Lincolnshire 25 August 2016 in Market Lavington nahe Devizes Wiltshire 1 war ein britischer Mathematiker Psychologe Dichter und Songwriter Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Laws of Form 2 1 Form 2 2 Unmarked Space 3 Liebesbriefe 4 Zitate 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenSpencer Brown studierte an der Universitat London und am London Hospital Medical College von 1940 bis 1943 Von 1943 bis 1947 war er bei der Royal Navy Funker Nachrichtentechniker Hypno Schmerztherapeut Leutnant 1946 1947 begann er ein Studium am Trinity College an der University of Cambridge Er verliess Cambridge 1952 um sein Studium in Oxford fortzusetzen wo er bis 1958 auch wissenschaftlicher Mitarbeiter war 1957 veroffentlichte er seine Doktorarbeit uber die Wahrscheinlichkeitstheorie mit dem Titel Probability and Scientific Inference Betreuer der Arbeit war der britische Logiker William Kneale 2 Seit 1960 stand Spencer Brown mit Bertrand Russell in Kontakt In den 1960er Jahren war er als Ingenieur fur die britische Bahn tatig Es folgte eine mehrjahrige Zusammenarbeit mit dem Psychiater Ronald D Laing auf den Gebieten der Psychotherapie und Kindererziehung 1976 wurde er Gastprofessor fur Mathematik an der University of Western Australia 1977 fur Informatik an der Stanford Universitat 1980 81 fur reine Mathematik an der Universitat von Maryland Seine Vorlesungen befassten sich mit dem Vierfarbenproblem bei Landkarten und mit Formal Arithmetics of Second Order Spencer Brown war auch militarischer Berater in Washington D C fur Codes Code Entschlusselung und Optik Spencer Brown legte 1977 eine Abhandlung vor in der er den Vierfarbensatz zu beweisen versuchte 3 Dieser Beweis wurde bislang von der Fachgemeinschaft nicht akzeptiert und nicht einmal als diskutabler Beitrag anerkannt Im Jahr 2006 veroffentlichte er weiterhin eine Beweisskizze mit der er die Riemannsche Vermutung in Grundzugen bewiesen zu haben behauptete 4 Der Autor selbst erkannte jedoch dass dieser Beweis untauglich war und veroffentlichte 2008 eine zweite Beweisskizze die einer ganz anderen Argumentationslinie folgte und ebenfalls in Laws of Form erschienen ist Ausserdem versicherte Spencer Brown auch nur mit der Annahme imaginarer Wahrheitswerte wie sie in seinem Kalkul vorgesehen ist liessen sich die Goldbachsche Vermutung und die Fermatsche Vermutung beweisen 5 All diese Behauptungen haben dazu gefuhrt dass Spencer Brown als Mathematiker nicht mehr ernst genommen wurde zumal das Vierfarbenproblem und die Fermatsche Vermutung auch ohne Spencer Browns Kalkul bewiesen wurden 6 Spencer Brown war wahrend seiner Studentenzeit in Cambridge ein Half Blue im Schach d h ein ausgezeichneter Schachspieler beim Universitatswettbewerb hielt ausserdem zwei Weltrekorde im Segelfliegen und war Sportkorrespondent beim Daily Express 7 Laws of Form BearbeitenHauptwerk Spencer Browns sind die Laws of Form deutsch Gesetze der Form aus dem Jahr 1969 Es behandelt klassische Probleme der Logik in einer heute unublichen Herangehensweise Das Besondere ist dass Spencer Brown fur seine Gesetze lediglich zwei verschiedene Zeichen benutzt zum einen das bekannte Gleichheitszeichen zum anderen eine Art Negations oder Abgrenzungs Operator Das Buch ist unter Experten umstritten Die einen betrachten es als genial andere als zwar originell aber vom Erkenntniswert banal weil es lediglich eine operationale Umformulierung der Aussagenlogik darstelle Tatsachlich folgt der Kalkul fruheren Versuchen von Charles Sanders Peirce und Maurice Sheffer 8 die Boolesche Algebra mit nur einem Zeichen zu schreiben Spatere Arbeiten von Peirce zunachst entitative dann existentielle Graphen zu schreiben 9 mit denen dieses Ziel weiterverfolgt werden konnte blieben Spencer Brown nach eigener Aussage unbekannt Die Originalitat des von Spencer Brown in den Laws of Form entwickelten Calculus of Indications liegt in der Einfuhrung des unmarked state und der Entdeckung seiner Bedeutung Erst mit dem unmarked state wird der Kalkul selbstreferenz und paradoxietauglich 10 Auf dem Umweg uber the void fuhrt die Form der Unterscheidung zuruck auf den Beobachter der die Unterscheidung trifft Dabei wird die Unterscheidung und mit ihr der Beobachter jedoch zugleich was sie nicht ist eine Referenz auf die Ununterscheidbarkeit als Voraussetzung jeder Unterscheidung 11 Die Laws of Form haben unter anderem das Denken der Wissenschaftler Heinz von Foerster Louis Kauffman Niklas Luhmann Humberto Maturana und Francisco Varela beeinflusst und gepragt 12 Form Bearbeiten Spencer Brown definiert den englischen Begriff form als Einheit aus einer umschliessenden Unterscheidung mit deren Innen und Aussenseite im dadurch hervorgebrachten Raum der Unterscheidung Unter Verwendung einer solchen Unterscheidung kann man danach nur die Innenseite benennen die Aussenseite und die Unterscheidung selbst bleiben unbenannt Unmarked Space Bearbeiten Der Autor beschreibt in den Laws of Form auch das Beobachterdilemma Jede von einem Beobachter getroffene Beobachtung somit Unterscheidung impliziert demnach eine zweite Unterscheidung Die erste ist die Unterscheidung des jeweils beobachteten Gegenstands indication die zweite die Unterscheidung der mit der ersten Unterscheidung implizit getroffenen Unterscheidung distinction des marked state von einem unmarked state Eine solche Beobachtung der Beobachtung wird auch re entry genannt und ist als Theoriefigur universell uber die Mathematik hinaus einsetzbar Sie wird etwa bei dem Soziologen Niklas Luhmann als Wiedereintritt in die Unterscheidung zu einer zentralen Theoriefigur der luhmannschen Systemtheorie Funf Jahre vor der Publikation der Laws of Form erzahlt Italo Calvino in seiner Kurzgeschichte Un segno nello spazio 13 die Geschichte eines sich in seine eigenen Markierungen verwickelnden Beobachters namens Qfwfq die sich wie ein literarisches Experiment zu den epistemologischen Grundlagen und Gefahren einer Beobachtung zweiter Ordnung liest Siehe auch Gesetze der Form Unmarked SpaceLiebesbriefe BearbeitenZwei Jahre spater schrieb Spencer Brown unter dem Pseudonym James Keys Only two can play this game deutsch Dieses Spiel geht nur zu zweit Im Kontrast zu den Gesetzen der Form handelt es sich hierbei um ein Buch uber die Liebe Er schrieb es nach einer zerbrochenen Liebesbeziehung zu einer jungen Studentin Es ist zu fast einem Drittel ein offener Liebesbrief aus zwolf Gedichten und Geschichten an die ehemalige Freundin Brown selbst sagt uber das Buch In den Gesetzen der Form habe ich versucht soweit ich es konnte die mannliche Seite der Dinge zu beschreiben ebenso wie ich in diesem Buch versuche soweit es meine begrenzten Fahigkeiten erlauben etwas uber die weibliche Seite zu sagen Zitate Bearbeiten Eine Aussage kann nicht nur wahr falsch oder sinnlos sein sondern auch imaginar Laws of Form Es gibt ein Spiel das Kinder spielen wenn die Flut kommt Sie bauen um sich herum eine vermeintlich undurchdringliche Sandmauer um das Wasser so lange wie moglich draussen zu halten Naturlich sickert das Wasser von unten durch und irgendwann durchbricht es die Mauer und uberflutet alle Erwachsene spielen ein ahnliches Spiel Sie umgeben sich mit einer vermeintlich undurchdringlichen Mauer aus Argumenten um die Wirklichkeit draussen zu halten Doch die Wirklichkeit sickert von unten durch durchbricht irgendwann die Mauer und uberflutet uns alle Only two can play this game Es ist ein Zeichen der kolossalen Vorliebe unserer Kultur fur das mannliche Prinzip dass wir meinen wir konnen jedes ernsthafte Stuck Literatur entkraften indem wir es mit Argumenten widerlegen Schriften BearbeitenLaws of Form Gesetze der Form Bohmeier Lubeck 1997 ISBN 3 89094 321 7 Wahrscheinlichkeit und Wissenschaft 1996 ISBN 3 927809 42 X die zweite Auflage dieses Titels erschien 2008 Dieses Spiel geht nur zu zweit Orig Only Two Can Play This Game Bohmeier Lubeck 1994 ISBN 3 89094 288 1 A Lion s Teeth Lowenzahne Bohmeier Lubeck ISBN 3 89094 287 3 Autobiography Volume 1 Infancy and childhood Bohmeier Lubeck 2004 ISBN 3 89094 355 1 englisch Literatur BearbeitenDirk Baecker Form und Formen der Kommunikation Suhrkamp Frankfurt am Main 2005 Dirk Baecker Hrsg Kalkul der Form Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 Dirk Baecker Hrsg Probleme der Form Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 Dirk Baecker George Spencer Brown und der feine Unterschied In Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 Oktober 1997 Rezension der Laws of Form online bei FAZ abrufbar Felix Lau Die Form der Paradoxie Eine Einfuhrung in die Mathematik und Philosophie der Laws of Form von George Spencer Brown Carl Auer Heidelberg 2005 Niklas Luhmann Identitat was oder wie In Soziologische Aufklarung Band 5 Opladen 1990 S 14 30 Tatjana Schonwalder Kuntze Katrin Wille Thomas Holscher George Spencer Brown Eine Einfuhrung in die Laws of Form Wiesbaden 2009 2 uberarbeitete Auflage Louis H Kauffman Time Imaginary Value Paradox Sign and Space Aufsatz zu den Ideen der Laws of Form im Zusammenhang mit Peirce PDF Datei 176 kB Louis H Kauffman Laws of Form An Exploration in Mathematics and Foundations PDF Datei 2 92 MB Eric W Weisstein Spencer Brown Form In MathWorld englisch Internet Artikel zur Implementation der Formen in Mathematica Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber George Spencer Brown im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ich rede Unsinn Der Logiker George Spencer Brown SWR2 Wissen inkl Originalvortrag Audio von Spencer BrownEinzelnachweise Bearbeiten Dirk Baecker Todesnachricht auf twitter com ImTunnel 26 August 2016 abgerufen am 27 August 2016 George Spencer Brown Probability and Scientific Interference London 1957 Erschienen als Appendix V in der 2 Auflage der deutsch englischen Ausgabe der Laws of Form 1999 Siehe auch G Spencer Brown Claim of Proof to Four Color Theorem To the Editors of Nature Memento vom 15 Dezember 2005 imInternet Archive 17 Dezember 1976 Der Beweis ist zuerst online erschienen PDF Datei und ist seit 2008 als Appendix IX zur englischen Neuausgabe der Laws verfugbar Laws of Form E P Dutton New York 1979 S 19 111 125 Philip Meguire Boundary Algebra A Simple Notation for Boolean Algebra and the Truth Function University of Canterbury College of Business and Economics Department of Economics Working Paper 02 2007 S 72 Vgl George Spencer Brown Laws of Form Dutton New York 1969 1979 S 143 About the Author Charles Sanders Peirce A Boolean Algebra with One Constant 1880 In Charles Hartshorne Paul Weiss Hrsg Collected Papers of Charles Sanders Peirce Vol 4 The Simplest Mathematics MA Harvard UP Cambridge 1933 S 13 18 und Maurice Sheffer A Set of Five Independent Postulates for Boolean Algebras with Applications to Logical Constants 1913 in Transactions of the American Mathematical Society 14 1913 S 481 488 Robert Burch Charles Sanders Peirce In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Siehe auch Louis H Kauffman Self Reference and Recursive Forms In Journal of Social and Biological Structures Studies in Human Sociobiology 10 1 1987 S 53 72 Vgl Niklas Luhmann Die Paradoxie der Form In Dirk Baecker Hrsg Kalkul der Form Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 S 197 212 Vgl Dirk Baecker Alexander Kluge Vom Nutzen ungeloster Probleme Merve Berlin 2003 S 87 93 Dt Ein Zeichen im Raum 1964 In Ders Cosmicomics Dt von Burkhart Krober Hanser Munchen 1989 S 227 239 Normdaten Person GND 119121352 lobid OGND AKS LCCN n50038255 NDL 00475413 VIAF 35259416 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Spencer Brown GeorgeALTERNATIVNAMEN Spencer Brown George vollstandiger Name Keys James Pseudonym Leroy Richard Pseudonym KURZBESCHREIBUNG britischer Mathematiker Psychologe Dichter und SongwriterGEBURTSDATUM 2 April 1923GEBURTSORT Grimsby Lincolnshire EnglandSTERBEDATUM 25 August 2016STERBEORT Market Lavington Wiltshire Abgerufen von https de wikipedia org w index php title George Spencer Brown amp oldid 220169762