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Die Artikel Analogismus und Analogie Philosophie uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Analogie von griechisch ἀnalogia analogia Verhaltnis bezeichnet in der Philosophie eine Form der Ubereinstimmung von Gegenstanden hinsichtlich gewisser Merkmale In der Antike wurde der Begriff ursprunglich als Fachausdruck fur die Bezeichnung mathematischer Verhaltnisse Proportionen verwendet Spater bezeichnete er auch Verhaltnisse die nicht streng quantitativer Art sind In der Philosophie des Mittelalters spielte die Analogie eine grosse Rolle im Zusammenhang mit der Frage wie sinnvoll von Gott geredet werden konne Die Analogielehre bezog sich hier vor allem auf semantische Probleme die beim Gebrauch von Begriffen und ihrer Bedeutungsubertragung entstehen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsabgrenzung Analogie Univozitat Aquivozitat 2 Die Diskussion des Begriffs in der Philosophie und Theologiegeschichte 2 1 Antike 2 2 Mittelalter 2 3 20 Jahrhundert 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsabgrenzung Analogie Univozitat Aquivozitat BearbeitenDer Begriff Analogie wird traditionell sprachphilosophisch von den Begriffen Univozitat und Aquivozitat abgegrenzt Von Analogie spricht man wenn ein Wort bei verschiedenen Verwendungen zwar unterschiedliche Bedeutungen aufweist die aber doch noch gewisse Ahnlichkeit miteinander haben Ein Beispiel dafur sind Metaphern Spricht man z B vom Haupt der Familie so bezeichnet das Wort Haupt in dieser Verwendung keinen Korperteil dennoch liegt eine Entsprechung zu dieser Bedeutung vor denn ahnlich der Bedeutung des Korperteils fur das ganze Lebewesen ist die Bedeutung des betreffenden Familienmitglieds fur die gesamte Familie Univozitat Adjektiv univok liegt vor wenn ein Wort in unterschiedlichen Zusammenhangen in identischer Bedeutung verwendet wird Aquivozitat Adjektiv aquivok hingegen liegt vor wenn demselben Wort in unterschiedlichen Verwendungen auch vollig unterschiedliche Bedeutungen zukommen Ein klassisches Beispiel hierfur ist das Wort Strauss das 1 ein Blumengebinde 2 einen Kampf und 3 eine Vogelart bezeichnen kann Es handelt sich hier also genau genommen um drei verschiedene Begriffe die mit demselben Wort verstanden als blosse Lautfolge bezeichnet werden Die Diskussion des Begriffs in der Philosophie und Theologiegeschichte BearbeitenAntike Bearbeiten nbsp Die Sonne ein in der Philosophiegeschichte haufig gebrauchtes Analogon fur das GottlicheDer Begriff der Analogie tauchte als Terminus bereits bei den Pythagoreern als Bezeichnung einer mathematischen Verhaltnisgleichheit auf 8 4 ist analog zu 4 2 mit dem gleichen Logos 2 1 Hier ist aber eigentlich noch von einem univoken Beziehungsverhaltnis die Rede Im eigentlichen Sinne wurde der Begriff erst von Platon in die Philosophie eingefuhrt Hier dient die Analogie v a als Mittel zur Erkenntnis der intelligiblen Welt Da nach Platon die Welt des Sichtbaren Abbild der Welt der Ideen ist kann die Ideenwelt auf dem Wege der Analogie erkannt werden Die beruhmtesten Beispiele hierfur sind das Hohlengleichnis und der Vergleich der gottlichen Idee des Guten mit der Strahlen aussendenden Sonne Die Idee des Guten erzeugt sich die Sonne als ihr analogon 1 Aristoteles teilte die Lebewesen auf Grund analoger Funktionen in Klassen ein In der Ethik definiert er die distributive Gerechtigkeit als die Analogie derjenigen Verhaltnisse in denen jedem Beteiligten das Seine zukomme Nikomachische Ethik 2 In der Metaphysik stellt er fest dass das Sein in vielfacher Weise ausgesagt werde aber immer auf eines hin die Substanz der das Sein zunachst zukomme wahrend die Akzidentien ihr Sein nur in Bezug auf die Substanz haben 3 Aristoteles spricht zwar in diesem Zusammenhang noch nicht von Analogie dieser Sachverhalt wird jedoch in der weiteren Philosophiegeschichte als Lehre von der Analogia entis wieder aufgegriffen Der Neuplatonismus lehrt in Anknupfung an das platonische Urbild Abbild Schema die analoge Struktur der verschiedenen Seinsbereiche Der gottliche Ursprung ist zwar in seinen Wirkungen gegenwartig diese bleiben hinter jenem jedoch an Seinsfulle zuruck Das gottliche Urbild kann daher zwar von den Wirkungen her erfasst werden aber nur inadaquat analog Alle Kategorien der sichtbaren Welt gelten fur die geistige nur analog Mittelalter Bearbeiten Pseudo Dionysius Areopagita unterscheidet wie vor ihm andere Tradenten der vor allem im Mittelplatonismus Philo Alkinoos u a wurzelnden Negativen Theologie drei Weisen von Gott zu sprechen Auf dem Weg der Bejahung kataphatische Theologie theologia via affirmativa vel causalitas werden Gott Eigenschaften zugeschrieben Diese beziehen sich aber nicht auf sein Wesen sondern seine Wirkungen Eine metaphorische Redeweise von Gott wird deswegen fur moglich gehalten weil Gott Grund von allem ist Auf dem Weg der Verneinung apophatische Theologie theologia negativa werden Eigenschaftsaussagen in Bezug auf Gott negiert Dies betont die Unvergleichlichkeit Gottes als ersten Ursprungs alles Geschaffenen Auf dem Weg des Uberstiegs theologia via eminentiae schliesslich werden endliche Aussagesinne uberstiegen wie durch Prafixe wie uber hyper super etc kenntlich gemacht wird Gott ist beispielsweise uber seiend uber gut usw Die Anwendbarkeit bestimmter Typen von Aussageweisen auf Gott wurde vor und nach Dionysius vielfach diskutiert Insbesondere die ostliche Tradition sind dabei insb Gregor von Nyssa Gregor von Nazianz und Maximus Confessor leitend einen Zwischenstand der Diskussion auf den nachfolgend vielfach zuruckgegriffen wird formuliert Johannes von Damaskus De fide orthodoxa Eine systematische Diskussion der aristotelischen Kategorien unter der Problemstellung negativer Theologie gibt beispielsweise Eriugena Im arabischen Kalam wird teils wohl im Anschluss an Johannes von Damaskus und andere christliche Traditionen der Realismus gottlicher Attribute kontrovers diskutiert Fur realistische Interpretationen pladieren dabei u a Hanbaliten fur antirealistische allegorische Lesarten u a Dschahmiten und spater Mutaziliten In der arabischen Philosophie wird das Thema von den meisten allgemein bedeutsamen Theoretikern weiterverfolgt darunter al Farabi Avicenna und Averroes Averroes beispielsweise situiert wie andere auch die Analogie als ein Mittleres zwischen semantischer Gleichheit Univozitat und Verschiedenheit Aquivozitat Ahnliche Diskussionen finden sich zeitgleich und oftmals in Abhangigkeit von den Arabern bei judischen Philosophen Insbesondere Maimonides vertritt dabei eine konsequent Aquivokationstheorie Dessen Attributenlehre wiederum wird ebenso wie Dioynsius und patristische Texte von lateinischen Scholastikern diskutiert beispielsweise von Albertus Magnus und Thomas von Aquin Im 13 Jahrhundert vertritt z B Thomas von Aquin ein analoges Verhaltnis von Gott und Geschopf sowie der Pradikationen in Anwendung auf Gott und auf Geschaffenes Thomas unterschied zwischen einer Analogie der Attribution analogia attributionis und einer Analogie der Proportionalitat analogia proportionalitatis Die analogia attributionis bezeichnet das Verhaltnis zweier Gegenstande zueinander Dabei kommt der analoge Begriffsinhalt einem ersten Gegenstand in einem primaren Sinne zu und wird auf einen zweiten Gegenstand in abgeleiteter Weise ubertragen So sprechen wir von einem gesunden Heiltrunk weil er der Gesundheit eines Lebewesens dient von dem in erster Linie der Begriff gesund ausgesagt wird vgl die Summa theologiae Thomas von Aquins Auch den Begriff Sein verwenden wir in dieser Weise Er wird sowohl von Gott ausgesagt ihm attribuiert dem das Sein im primaren Sinne zukommt als auch von allen endlichen Geschopfen die in ihrem Sein von Gott abhangen Bei der analogia proportionalitatis geht es um die Ahnlichkeit von Verhaltnissen Als Beispiel verwendet Thomas das leibliche Sehen und die geistige Einsicht Nach der zweiten Weise wird etwas analogisch ausgesagt wie z B das Wort Sehen visus vom leiblichen Sehen und vom Verstand gesagt wird weil wie das Sehen im Auge so die Einsicht intellectus im Geist ist 4 In ungefahr dem thomistischen Sinne definiert dann das 4 Laterankonzil Gott und Geschopf seien sich zwar ahnlich doch sei diese Ahnlichkeit mit einer noch grosseren Unahnlichkeit behaftet Ein prominenter Kritiker der thomistischen Analogiekonzeption ist Johannes Duns Scotus der einen univoken Seinsbegriff verteidigt Hintergrund seiner Kritik ist die Betonung der vollkommenen Andersartigkeit Gottes gegenuber seinen Geschopfen Ich sage Gott werde nicht nur in einem Begriff gedacht der analog ist zu dem Begriff des Geschopfes selbst aber ein vollig anderer ist als der Begriff der vom Geschopf ausgesagt wird sondern auch in einem Gott und dem Geschopf eindeutigen Begriff in conceptu univoco 5 Fur Duns Scotus enthalt daher der Begriff Sein weder den Begriff endlich noch den Begriff unendlich Er ist seiner Ansicht nach eindeutig und damit letztlich vollig inhaltsleer da er keinerlei Differenzen mehr umfasst Duns Scotus Lehre von der Univozitat des Seinsbegriffes motiviert nominalistische Auffassungen welche die Verbindung von Begriff und Wirklichkeit lockern 20 Jahrhundert Bearbeiten Im 20 Jahrhundert wird die Analogielehre besonders von dialektischen Theologen welche den Unterschied von Gott und Kreatur stark betonen einer radikalen Kritik unterzogen In der evangelischen Theologie lehnt Karl Barth die Vorstellung einer Seinsanalogie strikt ab Er stellt dieser den Begriff der analogia fidei entgegen Die Analogie der Geschopfe zu Gott konne nicht in der Erkenntnis des Seins mittels der naturlichen Vernunft sondern nur im Glauben erfolgen Fur die katholische Theologie hingegen betont besonders Erich Przywara die analogia entis als Prinzip einer Formeinheit von Philosophie und Theologie Ausgangspunkt ist fur ihn der Satz des 4 Laterankonzils 1215 Zwischen Schopfer und Geschopf gibt es keine Ahnlichkeit similitudo ohne dass diese von einer noch grosseren Unahnlichkeit dissimilitudo begleitet ware inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda DH 806 6 Dies veranlasst ihn zu der Folgerung dass die Analogie letzter objektiver Rhythmus im Sein und letzter subjektiver Rhythmus im Denken sei 7 In ihrem Buch Models and Analogies in Science 1963 befasste sich Mary Hesse mit der Verwendung von Metaphern und Analogien in wissenschaftlichen Modellen Metaphern wurden dabei als konzeptionelles Werkzeug analysiert und man konnte sagen als kognitives Gerust um die Natur eines wissenschaftlichen Objekts neu zu beschreiben indem die Eigenschaften einer Metapher mit ihrem Zielphanomen verglichen wurden Siehe auch BearbeitenAnalogieschluss Analogismus analogia entisLiteratur BearbeitenLexikonartikelWolfgang Kluxen Analogie I In HWPh Bd 1 214 227 Hans Jorg Sandkuhler Analogie In Ders Hrsg Enzyklopadie Philosophie Felix Meiner Hamburg 2002 Bd 1 S 47 51 James F Ross Analogy in Theology In Donald M Borchert Hrsg Encyclopedia of philosophy Macmillan Reference USA Detroit 2006 ISBN 0 02 865780 2 G P Klubertanz Analogy in New Catholic encyclopedia MacGraw Hill New York u a 1967 1996 Bd 1 371 377 B Mondin Theological Use of Analogy in New Catholic encyclopedia 1 377 380 Gerhard Ludwig Muller Analogie II Theologisch in Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Bd 1 579 582 Wolfhart Pannenberg Analogie in Religion in Geschichte und Gegenwart 3 Auflage Bd 1 350 353 R Teuwsen Analogie I Philosophisch in Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Bd 1 577 579 Bela Weissmahr Analogie In Brugger Schondorf Hrsg Philosophisches Worterbuch Alber Freiburg Munchen 2010 MonographienWolfhart Pannenberg Analogie und Offenbarung Eine kritische Untersuchung zur Geschichte des Analogiebegriffs in der Lehre von der Gotteserkenntnis Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 ISBN 3 525 56158 X Neuauflage 1 Auflage 1955 Lorenz Bruno Puntel Analogie und Geschichtlichkeit Herder Freiburg i Br 1969 Erich Przywara Analogia entis Metaphysik Einsiedeln 1962 Douglas R Hofstadter Emmanuel Sander Die Analogie das Herz des Denkens Klett Cotta Stuttgart 2014 ISBN 978 3 608 94619 2 kognitionswissenschaftlich Alina Noveanu Dietmar Koch Niels Weidtmann Hrsg Analogie Zur Aktualitat eines philosophischen Schlusselbegriffs Alber Baden Baden 2023 ISBN 978 3 495 48865 2 Karen Gloy Vernunft und das Andere der Vernunft Alber Freiburg Munchen 2001 S 207 276 ISBN 3 495 47890 6 Karen Gloy Manuel Bachmann Hg Das Analogiedenken Alber Freiburg Munchen 2000 ISBN 3 495 47964 3Weblinks BearbeitenG E R Lloyd Analogy in Early Greek Thought im Dictionary of the History of Ideas Armand Maurer Analogy in patristic and medieval thought im Dictionary of the History of Ideas Benoit Montagnes L analogie de l etre chez saint Thomas Memento vom 5 April 2007 im Internet Archive Diss 1962 J F Ross Website mit einigen Artikeln einem vollstandigen und einem gerade vorbereiteten Buch zum Thema Paul Bartha Analogy and Analogical Reasoning In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy 2019 E Jennifer Ashworth Medieval Theories of Analogy In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Platon Politeia 508b nach der Stephanus Paginierung Aristoteles Nikomachische Ethik 1131ff Aristoteles Metaphysik 1003a 32ff Thomas von Aquin De veritate q 2 a 11 zitiert bei Josef de Vries Analogie In Grundbegriffe der Scholastik 3 Auflage Darmstadt 1993 ISBN 3 534 05985 9 Johannes Duns Scotus Ordinatio zitiert bei Josef de Vries Analogie In Grundbegriffe der Scholastik 3 Auflage Darmstadt 1993 ISBN 3 534 05985 9 Heinrich Denzinger Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen 40 Auflage hrsg von Peter Hunermann Freiburg Basel Wien 2005 LThK Analogia Entis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Analogie Philosophie amp oldid 234375716