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Die Firmung lateinisch confirmatio Bestatigung Bekraftigung 1 von firmare festmachen kraftigen bestatigen beglaubigen 2 ist eines der sieben Sakramente der romisch katholischen der altkatholischen und der orthodoxen Kirchen dort Chrismation Salbung genannt sowie eine sakramentale Handlung Sakramentale in der anglikanischen Kirche Firmung im Hildesheimer Dom 2007 Bischof Norbert Trelle erwachsene Firmkandidaten FirmpatenIn der katholischen Kirche ist die Firmung auch Firmsakrament Sacramentum confirmationis die Fortfuhrung der Taufe und bildet zusammen mit dieser und der Erstkommunion die Sakramente der christlichen Initiation 3 Die Firmung wird als Gabe der Kraft des Heiligen Geistes an den Glaubigen verstanden Sie helfe ihm dabei tiefer in der Gotteskindschaft zu verwurzeln sich fester in Christus einzugliedern seine Verbindung mit der Kirche zu starken sich mehr an ihrer Sendung zu beteiligen und zu helfen in Wort und Tat fur den christlichen Glauben Zeugnis zu geben 4 In den Ostkirchen wird die Firmung Chrismation auch bei Kleinkindern in derselben Feier wie die Taufe und die erste Kommunion gespendet In der romisch katholischen Kirche ist dies bei der Erwachsenentaufe ebenso Glaubige die die Kindertaufe empfangen haben werden nach Erreichen des Vernunftgebrauchs 4 in einer gesonderten Feier gefirmt die mit der Erstkommunion verbunden sein kann oder entsprechend regionaler Ubung dieser erst nach einiger Zeit folgt Die Kirchen der Reformation haben die Firmung nicht als Sakrament ubernommen aber mit der Konfirmation einen ahnlichen Ritus geschaffen Die begriffliche Unterscheidung zwischen Firmung und Konfirmation wie sie im Deutschen existiert gibt es im Lateinischen und in den meisten anderen Sprachen nicht Der Firmung verwandt in Ursprung Praxis und Bedeutung ist die Heilige Versiegelung Sie ist ein Sakrament in der Neuapostolischen Kirche und existiert in weiteren apostolischen Kirchen Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Ritus 2 1 Firmspender 2 2 Ablauf 2 3 Salbol 3 Brauchtum 4 Bedeutung 5 Theologische Entwicklung 5 1 Ansatze bei den Kirchenvatern 5 2 Verselbstandigung in der Scholastik 5 3 Festigung im kirchlichen Lehramt 5 4 Ablehnung in der Reformation 5 5 Neuzeit und Zweites Vatikanisches Konzil 6 Biblische Fundstellen 7 Kunstlerische Rezeption 8 Siehe auch 9 Quellen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseVoraussetzungen BearbeitenDie Firmung erfordert einige Voraussetzungen Zum einen muss der Firmling getauft sein da die Firmung die Taufe zur Vollendung bringt Ausserdem sollte gemass heutiger romisch katholischer Ubung der Firmling den Willen geaussert haben gefirmt zu werden Es wird dem Firmbewerber empfohlen vor der Firmung das Busssakrament zu empfangen Hinsichtlich des Firmalters unterscheiden sich die Auffassungen In der orthodoxen Kirche und in den unierten Kirchen des Ostens wird mit der Taufe des Kindes die Firmung verbunden in der lateinischen Kirche dagegen ist es erforderlich geworden dass der Firmling etwas von der Bedeutung des Sakraments erkennen kann Der Codex Iuris Canonici schreibt fur gewohnlich das Erreichen des Vernunftgebrauchs Vollendung des siebten Lebensjahres vor 5 In Todesgefahr aber kann die Firmung gem c 889 1 CIC auch Unmundigen gespendet werden Das faktische Firmalter schwankte im Westen im Laufe der Geschichte sowie regional erheblich und liegt heute in unseren Breiten gewohnlich zwischen zwolf und sechzehn Jahren Einige vor allem schweizerische Gemeinden legen das Firmalter auf achtzehn Jahre fest Die Bitte um die Fruhfirmung eines Kindes darf jedoch nicht generell abgelehnt werden 6 Die Firmvorbereitung Firmkatechese der Jugendlichen erfolgt in Gruppen zu etwa 8 15 Personen oft durch Ehrenamtliche der jeweiligen Pfarrgemeinde wobei der Pfarrer uber die Katechese die Letztverantwortung innehat Haufig vermittelt die Firmvorbereitung auch grundlegende Glaubensinhalte Auch jeder noch nicht gefirmte Erwachsene kann und soll auf Verlangen gefirmt werden besonders im Zusammenhang mit der Taufe bzw der vollen Aufnahme in die katholische Kirche Ritus BearbeitenSiehe auch Liste der Anderungen durch die Liturgiereform Firmritus Firmspender Bearbeiten Die Firmung wird in der romisch katholischen Kirche im Allgemeinen von einem Bischof ordentlicher Spender gespendet 7 Wo dies nicht moglich ist kann sie auch von einem Priester gespendet werden der jedoch eine besondere Beauftragung des Diozesanbischofs fur diese Firmung braucht ausserordentlicher Spender Der Ortsordinarius der kein Bischof ist Territorialabte usw bzw vom Recht einem Diozesanbischof gleichgestellt ist firmt in dem Gebiet fur das er zustandig ist stets gultig Bei einem neugetauften Erwachsenen besitzt der taufende Priester die Vollmacht zur Firmspendung Auch bei einer Konversion wird in der Regel der Ortspfarrer mit der Firmspendung beauftragt Daruber hinaus kann in den Fallen in denen die Firmspendung nicht durch den Bischof selbst erfolgen kann eine Firmbefugnis an Abte oder andere hochrangige Priester erteilt werden In drohender Todesgefahr spendet jeder Priester von Rechts wegen die Firmung gultig und erlaubt sogar ausserhalb seines Gebietes In aller Regel ist bei jeder Firmung Chrisam zu verwenden der vom Ortsbischof geweiht worden ist In der anglikanischen Kirchengemeinschaft wird die Firmung durch einen Bischof gespendet wahrend in den Ostkirchen jeder Priester dazu ermachtigt ist Ablauf Bearbeiten nbsp Firmutensilien wahrend der Corona Pandemie Chrisam Pinseln fur eine kontaktlose Spendung des Sakramentes und ein Glas hier mit dem Wappen von Julius Kardinal Dopfner mit DesinfektionsmittelDie Firmung findet heute normalerweise innerhalb einer heiligen Messe statt Im romischen Ritus beginnt die Firmung mit einem Eroffnungsgebet und der Erneuerung des Taufversprechens durch die Firmlinge Anschliessend breitet der Firmspender die Hande uber dem Firmling aus und betet um die Herabkunft des Heiligen Geistes und die Vermittelung der Gaben des Heiligen Geistes Dann legt er die rechte Hand auf den Kopf des Firmlings und zeichnet ihm mit Chrisam einem vom Orts Bischof geweihten Salbol ein Kreuz auf die Stirn Er spricht dazu Sei besiegelt durch die Gabe Gottes den Heiligen Geist Wahrend der Firmung legt der Firmpate in Osterreich und Suddeutschland auch Firmgod genannt als Zeichen seiner Unterstutzung seine Hand auf die rechte Schulter des Firmlings Es folgen ein abschliessendes Gebet und der Segen sowie anschliessend die Feier der Eucharistie 8 Bis zur Erneuerung des Ritus der Firmung 1973 war ein angedeuteter Backenstreich des Bischofs als Symbol der Starkung vgl Ritterschlag allgemein ublich In den Ostkirchen heisst der Ritus der Firmung Salbung und folgt direkt auf die Taufe Der Priester salbt mit dem vom Bischof geweihten Myron die Stirn die Augen die Nasenflugel den Mund die Ohren die Brust die Hande und die Fusse und spricht anschliessend Siegel der Gabe des Heiligen Geistes Der Ritus ist hierbei nicht durch Ein und Ausgangsgebete vom restlichen Gottesdienst getrennt 9 Salbol Bearbeiten Das Chrisam bzw Myron ist vorgeschriebene Materie bei der Spendung der Firmung es ist eine Mischung aus Ol und Balsam Die Heiligen Ole werden vom Bischof am Grundonnerstag bzw an einem fruheren osternahen Tag in der Chrisammesse geweiht Brauchtum BearbeitenIn manchen Regionen ist es ublich dass sich der Firmling den Namen eines Heiligen aussucht den er als Firmnamen annimmt Traditionell feiert der Firmling den Firmtag allein mit seinem Paten Erst in jungster Zeit finden im Rahmen der Firmung grosse Familienfeiern statt In einigen Gegenden Deutschlands in der Schweiz und in Osterreich erhalten die Neugefirmten auch Geld oder andere Geschenke etwa fruher in Bayern und heute noch ublicherweise in weiten Teilen der frankophonen und deutschsprachigen Schweiz traditionell die erste Uhr Bedeutung BearbeitenDie Bedeutung der Firmung besteht nach der romisch katholischen Kirche vor allem in zwei Aspekten engere Verbindung mit der Kirche und Starkung lat firmus stark durch die Kraft des Heiligen Geistes 10 ausserdem wird durch die Firmung die Taufe vollendet in der Hinsicht dass der Gefirmte nun verstarkt der Kirche eingegliedert ist Vollburger im Reiche Christi 11 Der Firmling wird mit seiner Firmung von Jesus Christus und der Kirche in Besitz genommen 12 Gleichzeitig wird er bevollmachtigt in der Kraft des Heiligen Geistes als Zeuge Jesu Christi den Glauben durch Wort und Tat zu verbreiten und zu verteidigen und so zum Aufbau und Wachstum des Leibes Christi der Kirche beizutragen 12 Schliesslich wird er dazu gesegnet und gestarkt durch den Heiligen Geist Alle diese Aspekte werden durch die Handauflegung bei der Salbung ausgedruckt Ausserdem nehmen die Christen in vollerem Mass an Jesu Christi koniglicher und priesterlicher Vollmacht und an seiner messianischen Geistfulle teil vgl Priestertum aller Glaubigen das Zeichen der Salbung deutet dieses aus Theologische Entwicklung BearbeitenDie Firmung hat sich im Laufe der ersten Jahrhunderte der christlichen Kirche als Aspekt der Taufe oder als eigenstandige Feier entwickelt In der Scholastik wurde es als eigenstandiges Sakrament herausgestellt was die Reformatoren wenige Jahrhunderte spater ablehnten Ansatze bei den Kirchenvatern Bearbeiten Die Tradition des 2 Jahrhunderts berichtete neben der Taufe von keinem besonderen geistvermittelnden Ritus 13 Erst gegen Ende des Jahrhunderts ausserte sich der Kirchenvater Tertullian hierzu deutlicher In seinem Werk De Baptismo Uber die Taufe entwickelte er als einer der fruhesten Kirchenvater ein theologisches Gesamtkonzept der Taufe Darin spricht er dem Untertauchen eine geisteinflossende Wirkung ab Nicht dass wir im Wasser den Heiligen Geist erlangten sondern wir werden im Wasser gereinigt fur den Hl Geist vorbereitet 14 Nachdem der Mensch aus dem Taufbad aussteige wird er gesalbt 15 danach folgt die Handauflegung womit durch einen Segensspruch der Heilige Geist herbeigerufen und eingeladen wird 16 Er trennt hier also klar die Ritualschritte voneinander und ordnet ihnen verschiedene Wirkungen zu Die Traditio Apostolica Apostolische Uberlieferung beschrieb etwa Anfang des 3 Jahrhunderts kirchliche Liturgien und Aufgaben von Funktionstragern der katholischen Kirche wie Bischof Presbyter und Diakon In dieser Beschreibung ist der Ritus der Handauflegung wie bei Tertullian auch eine Phase des Taufgeschehens selber die Taufe eine Einheit im Sinne einer Initiation 17 Neu an den Aussagen Hippolyts ist dass bereits der Grund fur eine mogliche zeitlich ortliche Trennung von Taufe und Firmung erkennbar wird Die Tauchtaufe wird durch einen Diakon vollzogen und mit einer nachtauflichen Salbung durch einen Presbyter fortgesetzt wahrend nur der Bischof mittels Handauflegung und einer zweiten Salbung die Gnade Gottes uber den Getauften herabrufen kann 18 In einer Auseinandersetzung mit den Anhangern des Bischofs Lucifer von Calaris die rigoros die Gultigkeit u a der von Arianern gespendeten Taufen ablehnten setzte sich Hieronymus fur die Wirksamkeit der Haretikertaufe ein und behandelte in dem Zusammenhang die Bedeutung der Handauflegung Er bezieht sich hierbei auf die Apostelgeschichte wenn er feststellt Nicht leugne ich diesen Brauch der Kirchen dass zu denen die weit entfernt von grosseren Stadten durch Priester und Diakone getauft worden sind der Bischof hinauseilt um ihnen zur Anrufung des Heiligen Geistes die Hand aufzulegen Die fiktive Frage seines Gegenubers nach dem Grund fur dieses Vorgehen obwohl der Heilige Geist doch nach unserer Versicherung in einer wahrhaftigen Taufe mitgeteilt wird beantwortet er damit dass nach der Himmelfahrt des Herrn der Heilige Geist auf die Apostel herabstieg Die Praxis diene aber mehr zur Ehre des Priestertums als nach einem Gesetz der Notwendigkeit 19 Verselbstandigung in der Scholastik Bearbeiten nbsp Firmung auf einem Altarbild des Rogier van der Weyden 14 Jh Die Scholastiker des Mittelalters systematisierten die Lehre der Kirchenvater und entwickelten eine eigenstandige Theologie der Firmung die nun als Sakrament dargestellt wurde Der Theologe Hugo von St Victor erklarte auch die Firmung zum eigenstandigen Sakrament dessen innerer Zusammenhang zur Taufe jedoch betont wurde Er beschreibt den alten Ritus der Chrisamsalbung und Handauflegung als apostolisches Vorrecht der Bischofe den Christen zu besiegeln und den Heiligen Geist zu ubergeben Auf die fiktive Frage ob es ein grosseres Sakrament als die Taufe sei antwortet Hugo von St Victor dass jedes von beiden ein grosses Sakrament und mit hochster Verehrung einzuschatzen sei Er widerspricht einer Hoherstellung der Firmung aufgrund ihrer bischoflichen Autoritat und lasst auf diese Weise erkennen dass sich die Vorzeichen gedreht haben Wahrend die Kirchenvater noch die Taufe als wichtigsten Akt hervorhoben und darin uberhaupt eine Rolle fur die Firmung gesucht haben ist sie nun so wichtig geworden dass die mittelalterliche Theologie bei Hugo von St Victor bereits einer Degradierung der Taufe entgegenwirken will 20 Der bedeutende Theologe und Philosoph Thomas von Aquin baute die bereits bei Hugo von St Victor vorgefundenen Elemente zu einer Firmtheologie aus die fur die folgende katholische Lehre von grosser Bedeutung sein sollte Ein umfangreicher Fragenkatalog in seinem Hauptwerk Summa theologica 21 bietet hierfur eine systematisierte Auseinandersetzung Fur seine Argumentation erweiterte er das bisher ubliche Firmverstandnis um eine weitere Eigenschaft den Empfang des Vollalters des geistigen Lebens Mit der Firmung werde diese erlangt so wie der Mensch mit der Taufe das geistige Leben uberhaupt empfange Damit wird die Eigenstandigkeit der Firmung weiter untermauert Das Chrisam deutet er als dieser Funktion entsprechenden Stoff der die Fulle des Heiligen Geistes gibt Auch der damit verbundene bewusste Eintritt in die Gemeinschaft ist laut Thomas von Aquin mit dem Ritus und dem Chrisam verbunden Des Weiteren geht er davon aus dass der sakramentale Charakter eine geistige Gewalt fur bestimmte heilige Handlungen gibt Wahrend die Taufe die Vollmacht zu wirken gebe was das eigene Heil betrifft schenke die Firmung die Vollmacht zum geistigen Kampf gegen die Feinde 22 Festigung im kirchlichen Lehramt Bearbeiten Die scholastische Firmtheologie ging zu wesentlichen Teilen in die folgenden Dokumente des kirchlichen Lehramts ein wodurch die Firmung gegen Ende des Mittelalters als eigenstandiges Sakrament kirchenrechtlich gefestigt wurde In einem Brief an den Katholikos der Armenier der 1351 eine Wiedervereinigung mit der Armenischen Apostolischen Kirche vorbereiten sollte erklarte Papst Clemens VI die Weihe des Chrisams und die Spendung des Firmsakraments als Vorrecht des Bischofs Nur der Papst konne Ausnahmen von dieser Regelung treffen indem er einem einfachen Priester die Vollmacht ubertragt 23 Im Anschluss an das Konzil von Florenz erklarte ein Lehrentscheid fur die Armenier aus dem Jahr 1439 die scholastische Lehre fur verbindlich Darin findet sich die nun voll ausgepragte vorreformatorische Firmtheologie des Westens Die Firmung sei eines der sieben Sakramente prage der Seele ein Merkmal ein gebe den Heiligen Geist zur Starkung des Glaubens ordentlicher Spender sei der Bischof Ausnahmen sind nur mit papstlicher Anweisung moglich und die Zeichenhandlung bestehe aus Salbung mit Chrisamol und heiligenden Worten Als biblische Legitimation wurde wiederum auf die Handauflegung bei den Samariern aus der Apostelgeschichte zuruckgegriffen 24 Diese Theologie sollte von den folgenden Reformatoren schwer kritisiert werden Ablehnung in der Reformation Bearbeiten nbsp Die Firmung Illustration zu Petrus Canisius Catechismus 1679Mit der Reformation kam es zu einem Einschnitt in der Geschichte der Firmung In seiner Kampfschrift Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche kritisierte Martin Luther 1520 verschiedene Aspekte der etablierten Sakramentaltheologie und reduzierte die Anzahl der Sakramente auf zwei sowie ein sakramentales Zeichen Der Firmung sprach er die Sakramentalitat ab wobei er primar die fehlende gottliche Einsetzung und damit das Fehlen der sakramentalen Heilsversprechung kritisierte da sich in der Heiligen Schrift kein Beleg fur eine Verheissung durch Jesus finden lasse Vielmehr handle es sich um einen kirchlichen Ritus der dazu diene die Amter der Bischofe auszubauen damit sie nicht ganz ohne Arbeit in der Kirche sind Zum Ausgleich hebt Luther die Bedeutung der Taufe hervor die unbestritten von Christus eingesetzt worden und sakramental sei Diese bedurfe keiner Erganzung 25 Damit ubereinstimmend hatten auch andere Reformatoren die Sakramentalitat der Firmung abgelehnt Zwingli verband diese Kritik mit einer weitgehenden Reform des Firmritus deren zentrale Aufgabe er nun darin sah dass die Jugend den Glauben bestatigen und das Taufbekenntnis mit eigenem Wort wiederholen solle Ausserdem bekenne der Getaufte damit seine Angliederung an die Glaubensgemeinschaft Der in Strassburg wirkende Reformator Martin Bucer entwickelte daraus das Konzept der Konfirmation die auf die Kindertaufe aufbauend als personliches Bekenntnis zum Glauben verstanden wurde Glaubigentaufe 26 Die katholische Kirche reagierte auf diese Entwicklung auf dem Konzil von Trient Die Aussagen begrundeten aber nur kurz dass die Firmung ein Sakrament sei und der Bischof der primare Firmspender Wer Gegenteiliges behaupte solle aus der Kirche ausgeschlossen werden 27 Neuzeit und Zweites Vatikanisches Konzil Bearbeiten Im Jahrhundert nach der Reformation hat sich bezuglich der Tauf und Firmungslehre die romisch katholische Theologie kaum weiterentwickelt weil die von den Protestanten angegriffenen Aspekte mit eher konservativen Argumenten verteidigt wurden Hier standen weiterhin die Entscheidungen des Tridentinums und das Armenierdekret im Mittelpunkt Erst in neuerer Zeit wurde die Uberlieferung in Heiliger Schrift Patristik und Liturgie sowie die Kirchengeschichte wieder aufgegriffen und erforscht Einen bedeutenden Beitrag leistete der Theologe Karl Rahner der eine neue Sakramentaltheologie entwickelte und diese auch auf die Firmung anwandte Die Firmbeauftragung des Christen ist nicht so sehr die Gnade einer individuellen Besorgung seines eigenen Seelenheilers sondern die charismatische fur andere segensreiche Gabe an der Sendung der Kirche mitzuarbeiten durch alle Gaben die dem Heil aller dienen konnen 28 Rahner beeinflusste mit seiner Theologie stark das Zweite Vatikanische Konzil das nun ansatzweise die reformatorische und liberal theologische Kritik an der Firmung aufgriff Die Konstitution uber die Liturgie der Kirche Sacrosanctum Concilium forderte ein der Firmung vorausgehendes Glaubensbekenntnis um die Verbindung mit der Taufe und die Einheit der christlichen Initiation zum Ausdruck zu bringen Auch ermoglichte diese Konstitution des Konzils die Firmspendung innerhalb der heiligen Messe die zur gangigen Praxis geworden ist 29 Sinn dieser Neuerung war die Einheit der drei Sakramente der christlichen Initiation herauszustellen Zudem wurde festgelegt dass der Bischof erstberufener Firmspender sei 7 eine neue Formulierung gegenuber dem bisher verwendeten ordentlichen ordinarius Firmspender 1971 wurde auch die Spendeformel im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils geandert Gemass dem vorkonziliaren Ritus lautete die Spendeformel Ich bezeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes und starke dich mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Romischer Firmritus vor 1971 30 Papst Paul VI erneuerte den westlichen Firmritus indem er die bis dahin ubliche Spendeformel durch eine alte ostkirchliche ersetzte in welcher der Heilige Geist bzw Gott als Hauptakteur erscheint und die Bedeutung des bischoflichen Amtstragers zurucktritt pneumatologische Deutung der Firmung Sei besiegelt durch die Gabe Gottes den Heiligen Geist Romischer Firmritus 31 Der Backenstreich des Firmspenders ist meist durch den Friedensgruss zwischen Spender und Empfanger der Firmung ersetzt worden Diesem symbolischen Backenstreich wurde volkstumlich die Bedeutung zugeordnet der Gefirmte musse nun fur seinen Glauben auch Schlage einstecken konnen Stichhaltiger ist wohl der Symbolcharakter eines Ritterschlags mit dem man die Firmung vergleicht 32 Biblische Fundstellen BearbeitenDie Eigenstandigkeit einer Firmung wird biblisch vor allem mit Stellen aus der Apostelgeschichte begrundet So predigte und taufte der Diakon Philippus in Samarien ohne dass der Heilige Geist auf die Getauften gekommen ware 14 Als die Apostel in Jerusalem horten dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte schickten sie Petrus und Johannes dorthin 15 Diese zogen hinab und beteten fur sie sie mochten den Heiligen Geist empfangen 16 Denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen sie waren nur auf den Namen Jesu des Herrn getauft 17 Dann legten sie ihnen die Hande auf und sie empfingen den Heiligen Geist Apg 8 14 17 EU Nach dem Verstandnis firmender Kirchen spendete der Apostel Paulus auch in Ephesus die Firmung 1 Wahrend Apollos sich in Korinth aufhielt durchwanderte Paulus das Hochland und kam nach Ephesus hinab 2 Er traf einige Junger und fragte sie Habt ihr den Heiligen Geist empfangen als ihr glaubig wurdet Sie antworteten ihm Wir haben noch nicht einmal gehort dass es einen Heiligen Geist gibt 3 Da fragte er Mit welcher Taufe seid ihr denn getauft worden Sie antworteten Mit der Taufe des Johannes 4 Paulus sagte Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt sie sollten an den glauben der nach ihm komme an Jesus 5 Als sie das horten liessen sie sich auf den Namen Jesu des Herrn taufen 6 Paulus legte ihnen die Hande auf und der Heilige Geist kam auf sie herab sie redeten in Zungen und weissagten 7 Es waren im Ganzen ungefahr zwolf Manner Apg 19 1 7 EU Daneben wird auch Apg 10 44 48 EU erwahnt die die Moglichkeit einer vortauflichen Geisteinflossung aufzeigt Traditionelle Exegeten sehen in diesen Bibelstellen ein deutliches Anzeichen fur eine Trennung der Riten von Taufe und Firmung und eine besondere Form der Geistmitteilung durch die Handauflegung Dies ist jedoch bereits vielfach in Frage gestellt worden Dabei wird vor allem der Ausnahmecharakter dieser Bibelstellen im Vergleich zum Rahmen der Apostelgeschichte und des Neuen Testaments betont welcher der Taufe eine weitaus gewichtigere Rolle zuspricht Kritiker bezweifeln anhand dessen die Historizitat und heben die Intention des Verfassers hervor der die eher privaten Missionserfolge des Philippus und Apollos durch die apostolische Handauflegung in einen gesamtkirchlichen Charakter einbetten mochte 33 Kritisiert wurde auch dass die Belege vor allem der Apostelgeschichte entstammen sich also nicht direkt im Wirken Jesu nachweisen lassen Es wird daher heute davon ausgegangen dass die biblische Theologie weder eine generelle rituelle Trennung von Taufe und Geistmitteilung noch eine obligatorische Handauflegung kannte und dass vielmehr die Taufe als dominanter Initiationsritus wesentlich war Kunstlerische Rezeption BearbeitenDer Firmling ist ein bekanntes Theaterstuck von Karl Valentin Siehe auch BearbeitenKonfirmation Einsegnungsgottesdienst Quinceanera Bar Mitzwa UbergangsritusQuellen BearbeitenDie Feier der Firmung in den katholischen Bistumern des deutschen Sprachgebietes Hrsg im Auftrag der Bischofskonferenzen Deutschlands Osterreichs und der Schweiz und der Bischofe von Bozen Brixen und von Luxemburg Einsiedeln u a 1973 neueste Auflage Friedrich Pustet u a Regensburg u a 2011 ISBN 978 3 7917 0808 9 Ritusbuch der Romisch Katholischen Kirche fur Ordnung und Ablauf der Firmung im deutschen Sprachraum mit Hinweisen und der Apostolischen Konstitution Papst Pauls VI uber das Sakrament der Firmung enthalt die Schriftlesungen der Einheitsubersetzung der Hl Schrift von 1980 Pontifikale Romanum auf Beschluss des Hochheiligen Okumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils erneuert und unter Autoritat Papst Pauls VI veroffentlicht Die Feier der Firmung in den Bistumern des deutschen Sprachgebiets Authentische Ausgabe auf der Grundlage der Editio typica 1971 Friedrich Pustet u a Regensburg u a 1973 2019 ISBN 978 3 7917 3077 6 aktuell gultiges Ritusbuch der Romisch Katholischen Kirche fur Ordnung und Ablauf der von der Taufe getrennten Firmung im deutschen Sprachraum mit Hinweisen und der Apostolischen Konstitution Papst Pauls VI uber das Sakrament der Firmung Ausgabe mit den biblischen Texten der revidierten Einheitsubersetzung der Heiligen Schrift von 2016 Literatur BearbeitenJean Amougou Atangana Ein Sakrament des Geistempfangs zum Verhaltnis von Taufe und Firmung Freiburg 1974 ISBN 3 451 16758 1 Guido Erbrich Grundkurs Firmung Leipzig St Benno 2008 ISBN 978 3 7462 2394 0 Gerhard Gade Warum ein zweites Initiationssakrament Dogmatische Uberlegungen zum Verhaltnis von Taufe und Firmung aus pastoraltheologischem Anlass In Trierer Theologische Zeitschrift TThZ 109 2000 S 219 248 Job Getcha La chrismation dans les Euchologes byzantins In Carlo Braga Ed Chrismation et confirmation questions autour d un rite post baptismal Conferences Saint Serge LIV Semaine d Etudes Liturgiques Paris 25 28 juin 2007 Roma 2009 p 39 48 Patrik C Horing Firmung Sakrament zwischen Zuspruch und Anspruch Eine sakramententheologische Untersuchung in praktisch theologischer Absicht Kevelaer Dusseldorf 2011 ISBN 978 3 7666 1488 9 Patrik C Horing Hrsg Firmpastoral heute Theologischer Anspruch und pastorale Realitat Kevelaer Dusseldorf 2008 ISBN 978 3 7666 1249 6 Gunter Koch Hrsg Sakramentenlehre Allgemeine Sakramentenlehre bis Firmung Graz 1991 ISBN 3 222 12056 0 kommentierter Quellenband Georg Kretschmar Firmung In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 11 de Gruyter Berlin New York 1983 ISBN 3 11 008577 1 S 192 204 S Parenti La crismazione nella tradizione orientale storia canone prassi In Rivista liturgica 101 1 2023 173 190 Philipp Winger Initiationsritus zwischen Taufe und Eucharistie Ein liturgiewissenschaftlicher Beitrag zu einer Theologie der Firmung Theologie der Liturgie Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2019 ISBN 978 3 7917 7259 2 google de Diss Univ Bochum Damasus Zahringer Priester spenden die Firmung In Benediktinische Monatschrift XXIII Jg 1947 S 21 35 125 137 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Firmung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Firmung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien katholisch de Kein abstraktes Etwas Informationen zur Firmung vom Erzbistum Koln mit zahlreichen Rezensionen aktueller Theorie und Praxiskonzepte Informationen zum Thema vom Erzbistum Munchen und FreisingEinzelnachweise Bearbeiten ponds confirmatio Abgerufen am 5 Mai 2023 ponds firmare Abgerufen am 5 Mai 2023 Weltkatechismus Nr 1212 1992 a b Weltkatechismus Nr 1316 1992 1 can 889 2 can 97 2 Notitiae 35 537 540 1999 a b Lumen Gentium 26 Fur einen genauen Ablauf der Firmung vgl die ausfuhrliche Beschreibung des Erzbistums Munchen und Freising 2 Weltkatechismus Nr 1300 3 Katholischer Erwachsenen Katechismus KEK der Deutschen Bischofskonferenz I Band 1985 S 340 GL 53 in Bezug auf alle drei Initiationssakramente zusammen a b KEK I S 341 Vgl Amougou Atangana 1974 S 106 132 Tertullian De Baptismo 6 Tertullian De Baptismo 7 Tertullian De Baptismo 8 Vgl Amougou Atangana 1974 S 142 151 Hippolyt von Rom Traditio Apostolica nach Koch 1991 S 202 Hieronymus Dialog gegen die Luciferianer 8 9 nach Koch 1991 S 204 vgl auch englische Ubersetzung Hugo von Sankt Viktor Uber die Sakramente des christlichen Glaubens 1 II p 7 nach Koch 1991 S 205f Thomas von Aquin Summa Theologica III q 72 nach Koch 1991 S 206f vgl auch englische Ubersetzung Vgl Amougou Atangana 1974 S 221f Clemens VI Brief uber die Wiedervereinigung der Armenier 1351 nach Koch 1991 S 193f Lehrentscheid fur die Armenier 1439 nach Koch 1991 S 194f Martin Luther Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche Vgl Artikel Firmung in Theologische Realenzyklopadie Bd 11 Lehrsatze uber das Sakrament der Firmung 7 Sitzung 1547 nach Koch 1991 S 195f gekurzt K Rahner Kirche und Sakramente Freiburg u a 1960 S 82 vgl etwa bei den Informationen des Erzbistums Munchen und Freising hier Memento vom 3 Januar 2007 im Internet Archive Karl Hormann Lexikon der christlichen Moral 1969 Titel Firmung Abschnitt 3 Unterabschnitt c2 4 KEK 1 Band S 340 Auf der Website der Kirche in der Schweiz Man hat die Firmung sinnvoll als geistlichen Ritterschlag bezeichnet wodurch der Christ zum Kampfer Christi des Konigs bestellt und zugleich zum aktiven Laienapostel berufen wird Vgl Amougou Atangana 1974 S 84 96 Sakramente der katholischen und orthodoxen Kirchen Taufe Firmung Eucharistie Beichte Krankensalbung Weihe Ehe Normdaten Sachbegriff GND 4017257 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Firmung amp oldid 237061907