www.wikidata.de-de.nina.az
Der Ritterschlag Accolade ist ein feierlicher Initiationsritus mit dem ein Mann von einem Herrscher oder einem anderen Adeligen in den Ritterstand erhoben wurde Im spateren Mittelalter war die Ritterburtigkeit also die Abstammung von adeligen ritterlichen Vorfahren meist Voraussetzung fur die Aufnahme in den Ritterstand Der Ritterschlag loste ab dem 14 Jahrhundert in Mitteleuropa die Schwertleite als die gangige Form der Ritterpromotion ab Schwertleite und Ritterschlag sind also zwei unterschiedliche Initiationsriten besonders in popularwissenschaftlichen Werken werden beide Formen oft falschlicherweise gleichgesetzt Im Vereinigten Konigreich ist der Ritterschlag eine bis heute erhalten gebliebene Auszeichnung fur besondere Leistungen in Wissenschaft Kultur Kunst usw die nur durch den jeweils amtierenden britischen Monarchen verliehen werden kann Johann II 1319 1364 beim Ritterschlag Bilderhandschrift um 1400 Inhaltsverzeichnis 1 Schwertleite und Ritterschlag 2 Ritter und Edelknecht 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSchwertleite und Ritterschlag BearbeitenAb dem 12 Jahrhundert ist die Schwertleite in Schriftquellen nachweisbar der Neuritter wurde mit dem Schwertgurt umgurtet und erhielt seine Sporen Der Schwertgurt war neben den Sporen ursprunglich das eigentliche Symbol der Ritterwurde nichtritterliche Krieger befestigten die Waffe ublicherweise am Sattel In der Realitat wurde diese Unterscheidung jedoch wohl rasch aufgegeben Der Ritterschlag ist erstmals im Frankreich des fruhen 13 Jahrhunderts nachweisbar Moglicherweise wurde er vom bohmischen Konig und deutschen Kaiser Karl IV ins Reichsgebiet importiert Karl der eigentlich auf den Namen des bohmischen Nationalheiligen Wenzel getauft worden war wurde am franzosischen Konigshof erzogen nahm den Namen seines koniglichen Paten an und kam erst als Erwachsener in seine Heimat zuruck Die Schwertleite scheint ursprunglich nur ein Mannbarkeitsritus gewesen zu sein der jedem waffenfahigen Freien zustand entwickelte sich aber spater zur tatsachlichen Standeserhohung der Aufnahme in den Ritterstand Durch den Herrscher des Heiligen Romischen Reichs zum Ritter erhobene Personen wurden als Ritter vom guldenen Sporn bzw Ritter vom goldenen Sporn bezeichnet nbsp Ritterschlag durch Konig Willem AlexanderAuch wahrend der Schwertleite bekam der kunftige Ritter oft einen echten Schlag ins Gesicht auf den Hals oder auf die Schulter entweder damit ihm die Zeremonie besser im Gedachtnis blieb ahnlich der Sitte Zeugen bei einem Vertragsabschluss zu ohrfeigen oder es gab magische Vorstellungen dass die Kraft des Schlagenden auf den Geschlagenen uberging Man kann diesen Schlag auch als eine Art Prufung deuten der Geschlagene konnte so seine Fahigkeit zur Selbstbeherrschung nachweisen die den nun Erwachsenen vom Jugendlichen unterschied Allerdings sollte dies der letzte unerwiderte Hieb im Leben des Neuritters bleiben Ob ein solcher Schlag bereits zum ursprunglichen Ritual der Schwertleite gehorte ist umstritten Sicherlich gab es hier auch deutliche regionale Unterschiede auch in Hinsicht auf die Verbindung mit einer kirchlichen Weihehandlung die oft fester Bestandteil des Rituals war Diese wurde von Geistlichen durchgefuhrt Wenn ein Ritter einer Abtei einem Bischofssitz zugehorig war konnte der Ritterschlag vom Diakon oder Priester durchgefuhrt werden Zum Professritter konnte nur ein Bischof schlagen In den Niederlanden erfolgt der Ritterschlag bis heute durch einen Schlag des Monarchen mit der flachen Hand auf die Schulter des Auszuzeichnenden nbsp Konig George VI schlagt General Oliver Leese wahrend des Zweiten Weltkrieges 1944 zum RitterDer Ritterschlag ersetzte nun den echten schmerzhaft ausgefuhrten Backenstreich durch ein Antippen von Hals oder Schulterpartie mit der Schwertspitze oder klinge so wie es heute noch in Grossbritannien praktiziert wird In Deutschland findet sich dabei in verschiedenen Varianten die Formel Besser Ritter Herr als Knecht Manchmal genugte allerdings auch die Beruhrung mit der Hand wie sie schon bei der Schwertleite ublich gewesen sein soll Es ist wohl auch davon auszugehen dass beide Formen eine langere Zeit nebeneinander praktiziert wurden Ublicherweise kniete der Knappe oder Edelknecht beim Ritterschlag vor seinem Lehnsherren einem Priester Diakon Hochadligen oder sogar Bischof Das vereinfachte Ritual war bei Massenpromotionen von Vorteil besonders vor einer Schlacht Der Ritterstand erhohte nach Ansicht einiger Historiker die Uberlebenschancen da wohlhabende Krieger meist gefangen genommen wurden und Losegeld fur sie eingefordert wurde Allerdings stellt sich hier die Frage wie der Gegner im Kampf den Stand des Widersachers erkennen konnte er durfte ihn eher nach seiner Ausrustung beurteilt haben Meist ging der Ritterpromotion eine lange Lehrzeit als Page und Knappe voraus Die Jungen wurden ihrer Mutter oder Amme bereits im Alter von sechs oder sieben Jahren entrissen und einem verwandten oder befreundeten Ritter zur Ausbildung ubergeben Oft war dies der Bruder der Mutter viele Feudalherren ubernahmen allerdings selbst die Obhut uber die Sohne ihrer Vasallen So sollte offenbar die Bindung an den Lehnsherren gefestigt werden fur viele dieser jungen Adeligen wurde der ausbildende Ritter zum Vaterersatz dem man oft sein Leben lang bedingungslos ergeben blieb Bis etwa zum 14 Lebensjahr dienten die Knaben als Pagen auf der Burg ihres Ersatzvaters danach galten sie praktisch als volljahrig konnten heiraten und sogar den Treueeid ableisten Ab diesem Alter dienten sie ihrem Herren als Knappen waren also fur den Unterhalt der Pferde den Transport und die Wartung der Waffen und der Rustung zustandig Sie begleiteten die Ritter auf Kriegszugen und zu Turnieren auch auf der Jagd lernten zu reiten und das Schwert und die Lanze zu fuhren Um das 21 Jahr manchmal fruher wurden sie bei entsprechender Eignung zum Ritter promoviert Solche Promotionen gingen oft in Verbindung mit anderen Festen vonstatten etwa Hochzeiten oder Taufen Meist wurden mehrere Knappen oder Edelknechte gleichzeitig zu Rittern erhoben Massenpromotionen kamen haufig vor Allein die Ausrichtung der Promotionsfeier brachte viele Ritter an den Rand ihrer wirtschaftlichen Leistungsfahigkeit es war von Vorteil wenn man sich die Kosten mit zahlreichen anderen Neurittern teilen konnte Hier schloss man sich gerne der Promotion eines wohlhabenden Adeligen an Solche Feierlichkeiten waren haufig mit einem Turnier oder Buhurt verbunden Im Brauchtum der Jagerschaft ist das Ritual des Ritterschlages in manchen Regionen ebenfalls erhalten Wer Jager werden wollte erhielt eine Grundausbildung heute der Jagerkursus und wurde so zum Jungjager Eine weitere Zeit hatte er unter Anleitung und Aufsicht eines Lehrprinzen abzuleisten heute dauert die Jungjagerzeit drei Jahre ohne Lehrprinzbegleitung nach drei Jahren ist der Jungjager pachtfahig Am Ende der Jungjagerzeit wurde der Jungjager zum Jager geschlagen Im Rahmen einer Versammlung wurden seine Schultern mit dem Hirschfanger seines Lehrprinzen beruhrt Auch ein Schlag mit dem Waidblatt auf das Gesass war ublich Wie beim Ritterschlag gab es vereinzelt auch einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht als letzten unerwiderten Angriff Ritter und Edelknecht BearbeitenAllerdings bedeutete der Ritterschlag nicht immer die tatsachliche Standeserhebung oft kam er eher einer Ordensverleihung gleich Dem Ausgezeichneten fehlte oft die wirtschaftliche Grundlage um auch seinen Nachfahren eine ritterliche Lebensweise und damit das Konnubium mit ritterburtigen Familien zu ermoglichen was beides die Voraussetzung dafur war ab der dritten Generation als ritterburtig und damit adlig zu gelten Die meisten Ritter gehorten dem Stand der Ministerialen des unfreien Dienstadels an Dieser setzte sich zusammen aus ursprunglich freien Bauern die in den Dienst ortlicher Herren traten sowie aus horigen Unfreien die oft schon seit Generationen als Meier auf den Fronhofen des Adels tatig waren Es traten aber auch ursprunglich Edelfreie in den Ministerialendienst meist um ihren Landbesitz durch Lehen zu vermehren und den Schutz eines machtigeren Lehnsherren und seiner Dienstmannschaft zu erlangen Handwerker konnten in Deutschland grundsatzlich nicht den Ritterschlag erhalten anders als in Italien woruber sich schon Otto von Freising in seinen Gesta Friderici erstaunte 1 Im spateren Mittelalter mussten die meisten ritterburtigen Adeligen aus finanziellen Grunden auf die Ritterwurde verzichten blieben also Edelknechte ohne Schwertleite oder Ritterschlag weil sie es sich nicht leisten konnten die erforderlichen Pferde Rustungen Waffen Knappen und Kriegsknechte zu unterhalten In Frankreich war die Integration des ministerialen Dienstadels bereits im 11 Jahrhundert beendet in Mitteleuropa dauerte dies bis ins 13 Jahrhundert Moglicherweise ist hier einer der Grunde fur die rasche Verbreitung des franzosischen Ritterschlages zu suchen der Schwertgurt wurde sicherlich auch von den meisten Edelknechten getragen konnte also nicht mehr als eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Ritter und Edelknecht dienen Diese Unterscheidung wird aber besonders in den Zeugenlisten der zeitgenossischen Urkunden deutlich Dort sind die wenigen Ritter immer als eigene Gruppe vor den weitaus zahlreicheren Edelknechten aufgefuhrt Der Ritterschlag auf der Engelsbrucke zumeist nur uberliefert als Tiberbrucke war nach dem am Heiligen Grab der am hochsten bewertete Zahlreiche Manner oft in Gruppen wurden hier zu Rittern geschlagen Beispiele sind Wolfgang III Kammerer von Worms oder Heinrich von Pappenheim Siehe auch BearbeitenKnight britische RitterwurdeLiteratur BearbeitenMarc Bloch Die Feudalgesellschaft Klett Cotta Stuttgart 1999 ISBN 978 3 6089 1234 0 Josef Fleckenstein Rittertum und ritterliche Welt Siedler Verlag Berlin 2002 ISBN 978 3 8868 0733 8 Werner Paravicini Die ritterlich hofische Kultur des Mittelalters 3 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1994 ISBN 978 3 4867 0416 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ritterschlag Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ritterschlag im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Arno Borst Hrsg Das Rittertum im Mittelalter 1998 dort Joachim Bumke Der adlige Ritter S 279 sowie ebendort Gina Fasoli S 199 Normdaten Sachbegriff GND 4705225 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ritterschlag amp oldid 220530194