www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Schwertleite Begriffsklarung aufgefuhrt Die Schwertleite war die ursprungliche Form der Ritterpromotion die spater meist vom Ritterschlag verdrangt wurde Sie geht wahrscheinlich auf altere germanische Initiationsriten zuruck entwickelte sich aber im Hochmittelalter zur tatsachlichen Standeserhohung Darstellung einer Schwertleite Statuten des Ordens des Knoten 1352 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Ritual 3 Schwertleite und Ritterschlag 4 LiteraturGeschichte Bearbeiten nbsp Der Waffentrager Konig Wenzels II von Bohmen uberreicht einem Edelmann den Schwertgurt Codex Manesse Die Schwertleite scheint auf vorchristliche germanische Mannbarkeitsriten zuruckzugehen Der junge Krieger wurde durch die Aushandigung der Waffen in den Kreis der Wehrfahigen und Volljahrigen aufgenommen Das Rittertum entwickelte sich erst im Verlauf des Hochmittelalters vom Beruf hin zum Geburtsstand Ursprunglich meint Ritter nur den berittenen Krieger nicht automatisch den Adeligen Da die Ausrustung solcher Reiterkrieger sehr kostspielig war die Wehrbereitschaft allerdings auch in Friedenszeiten immer gegeben sein musste verschloss sich der Ritterstand immer mehr gegen Aufsteiger aus armeren Schichten Falls der Krieger nicht uber ein genugend grosses Vermogen verfugte versah man ihn mit einem Lehen uberliess ihm also ein Stuck Land oder ein Gut zur Bewirtschaftung oder Verwaltung Viele solcher Lehen erwiesen sich aber als zu klein oder zu wenig rentabel Mit der Standeswerdung des Rittertums verringerte sich die Zahl der Ritter deutlich Nur den Wohlhabenden gelang der Aufstieg in den niederen Adel zahllose Rittergeschlechter fielen wieder zuruck in den Burger oder Bauernstand aus dem sie ursprunglich gekommen waren Auch die Schwertleite wurde nun meist als echte Standeserhohung angesehen als Aufnahme in den sich immer mehr verschliessenden Ritterstand Es waren auch keineswegs immer nur junge Manner die sich mit dem Schwert umgurten liessen Die Schwertleite scheint keine zwingende Voraussetzung fur die Erlangung der Ritterwurde gewesen zu sein Sie war auch bei Hochadeligen nicht selbstverstandlich Die Aufnahme in den Ritterstand war sicherlich das Ziel eines jeden ritterburtigen Adeligen in der Realitat war sie jedoch durchaus entbehrlich Das Ritual Bearbeiten nbsp SchwertleiteZur Rekonstruktion einer mittelalterlichen Schwertleite sind wir auf die zeitgenossische Literatur und Miniaturmalerei angewiesen Eine der bekanntesten Darstellungen ist in Gottfrieds von Strassburg Tristan zu finden Vers 5012 5049 Die Festgesellschaft besuchte erst die Messe im Munster und empfing den Segen danach umgurtete Tristans Onkel Marke den Helden mit dem Schwert und legte ihm seine Sporen an ermahnte ihn die ritterlichen Werte zu achten und bot ihm auch noch den Schild dar Der Neuritter Tristan gab anschliessend die Ritterwurde in gleicher Weise an seine Gefahrten weiter Neben der Umgurtung mit dem Schwertgurt und dem Anlegen der Sporen finden sich oft auch Hinweise auf Ritterschlage als Bestandteil der Zeremonie Aus dem Anfang des 13 Jahrhunderts ist folgender Spruch uberliefert ze gotes und Marien er diesen slac und keinen mer Der Knappe erhielt also einen echten Schlag mit dem Schwert oder der flachen Hand es sollte allerdings der letzte unerwiderte Hieb im Leben des neuen Ritters sein siehe Ritterschlag Moglicherweise geht dieser Schlag auch auf eine alte germanische Rechtshandlung zuruck die etwa im Sachsenspiegel uberliefert ist Der Nackenschlag bedeutete hier die Aufnahme in die Knechtschaft und schuf so eine Verbindung zwischen dem Herren und dem Knecht Im Ablauf einer Schwertleite muss es grosse regionale und wohl auch zeitliche Unterschiede gegeben haben Neben der Einzelpromotion die oft vom Vater oder Onkel des Knappen vorgenommen wurde verbreitete sich zunehmend die Massenpromotion Es wurden also gleichzeitig mehrere Knappen oder Edelknechte zu Rittern gemacht Dies scheint auch finanzielle Grunde gehabt zu haben schon die Promotionsfeier war sehr teuer hinzu kam naturlich die ritterliche Ausstattung Im Idealfall schloss man sich hier gerne der Schwertleite eines Hochadeligen an so konnte man betrachtliche Kosten einsparen und unnotigen Aufwand vermeiden Manchmal trugen die Neuritter hierbei einheitliche Kleidung und erhielten auch ihren Anteil an den zahlreichen teilweise sehr kostbaren Promotionsgeschenken Uber den tatsachlichen Verlauf einer solchen Massenpromotion kann allerdings nur spekuliert werden auch ist die Zahl der zu Rittern Erhobenen wohl meist ubertrieben uberliefert Zur Finanzierung solcher Schwertleiten wurde oft eine Sondersteuer von der Bevolkerung erhoben als Ausgleich veranstaltete man aufwendige Volksfeste Turniere und Buhurte Solche Massenveranstaltungen fanden in der Regel in der Nahe grosserer Stadte statt manchmal war der Hauptplatz der Mittelpunkt der Feier oder der Austragungsort Das Ritual verband sich spater immer ofter mit kirchlichen Weihehandlungen etwa dem Schwertsegen oder der Ritterweihe Die besonders in der popularwissenschaftlichen Literatur immer wieder erwahnten rituellen Bader und die anschliessende Nachtwache in einer Kapelle oder Kirche sind aus dem Reichsgebiet nur selten uberliefert Dieser Brauch war eher in Frankreich und England verbreitet Schwertleite und Ritterschlag BearbeitenSchwertleite und Ritterschlag sind nicht immer genau voneinander abzugrenzen die Zeremonien vermischten sich oftmals oder kamen gleichzeitig in derselben Region vor Das vereinfachte Ritual des Ritterschlages erwies sich jedoch besonders bei der Massenpromotion vor oder nach einer Schlacht als Vorteil In Mitteleuropa hielt sich das alte Ritual der Schwertleite bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts erst dann wurde es vom franzosischen Ritterschlag verdrangt der dort bereits im 12 Jahrhundert nachweisbar ist Allerdings war die Schwertleite offensichtlich in Frankreich auch noch im 13 Jahrhundert gebrauchlich dies beweist etwa eine oft reproduzierte Darstellung aus der Chronik des Matthaeus Parisiensis Im Franzosischen bezeichnet der Begriff adoubement heute beide Formen der Ritterpromotion dem entspricht das englische dubbing Ins Deutsche werden diese Begriffe meist einfach sinngemass mit Ritterschlag ubersetzt was zu einiger Begriffsverwirrung gefuhrt hat Schon der Begriff Ritter ist mehrdeutig er kann ja den berittenen Krieger den Edelknecht oder den Angehorigen des Ritterstandes bedeuten Ritterschlag steht also zumeist vereinfachend fur die Ritterpromotion oder auch nur die feierliche Wehrhaftmachung eines Kriegers Literatur BearbeitenWilhelm Erben Schwertleite und Ritterschlag Beitrage zu einer Rechtsgeschichte der Waffen In Zeitschrift fur historische Waffenkunde 8 1918 20 S 103 170 Internet Archive archive org MGH Bibliothek Josef Fleckenstein Curialitas Studien zu Grundfragen der hofisch ritterlichen Kultur Gottingen 1980 Werner Hechberger Adel Ministerialitat und Rittertum im Mittelalter Munchen 2004 ISBN 3 486 55083 7 broschiert ISBN 3 486 55084 5 gebunden Ernst Heinrich Massmann Schwertleite und Ritterschlag Dargestellt auf der Grundlage der mittelhochdeutschen literarischen Quellen Hamburg 1932 Irmtraut Lindeck Pozza Schwertleite und Ritterschlag In Die Ritter Burgenlandische Landesausstellung 1990 Burg Gussing Burgenlandische Forschungen Sonderband VIII Eisenstadt 1990 Werner Rosener Schwertleite in Lexikon des Mittelalters 7 1995 Sp 1646 1647 F Pietzner Schwertleite und Ritterschlag Dissertation Heidelberg 1934 Normdaten Sachbegriff GND 4804577 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwertleite amp oldid 230370078