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Ein Edelknecht auch Knecht in der Formel Ritter und Knechte Edelknabe Armiger Wappner Wepeling oder Wapeling war ein adliger ritterburtiger erwachsener aber noch nicht zum Ritter geschlagener oder mit dem Schwert umgurteter mittelalterlicher Reiterkrieger In der modernen Literatur wird oft auch der Begriff Knappe verwendet wobei sich aber inhaltliche Uberschneidungen zu dem als Hilfsperson eingesetzten Schildknappen ergeben Der Edelknecht war demgegenuber ein vollwertiger Reiterkrieger mit entsprechender Ausrustung der im 15 Jahrhundert oft bis zu 90 der reisigen berittenen Krieger einer Truppe stellte Im englischsprachigen Bereich werden Ritter Knights und Edelknechte Esquires Squires fur das Spatmittelalter zeitgenossisch und modern als men at arms zusammengefasst 1 In den zeitgenossischen lateinischen Quellen erscheinen Edelknechte u a als servientes equites servientes loricati famuli scutiferi satellites equestres clientes oder servientes armati ut milites Diese Begriffe konnen wiederum auch nicht ritterburtige Sergenten franz sergents a cheval bezeichnen also nach ritterlicher Art bewaffnete Krieger nichtritterlicher Abstammung Auf Grabmalern findet sich hingegen oftmals die Bezeichnung domicellus beispielsweise bei der Grabplatte fur Walram II von Sponheim Kreuznach 2 Mit dem militarischen Bedeutungsverlust der Ritter Edelknechte und Schildknappen im 16 Jahrhundert mutierten die Funktionstitel Edelknecht bzw Schildknappe in vielen Landern Europas zu blossen Adelstiteln Beispiele dafur sind Edler in den Monarchien Suddeutschlands und in Osterreich sowie ecuyer in Frankreich oder squire in England Inhaltsverzeichnis 1 Ritter und Edelknecht 2 Quellen und Nachweise 3 Literatur 4 EinzelnachweiseRitter und Edelknecht Bearbeiten nbsp Wappen gefallener Ritter und Edelknechte Schlacht bei Sempach Kanton Luzern Schweiz nbsp Ein Blatt aus Georg Ruxners Rixners Turnierbuch Erwahnung der Ritterwurde hinter dem Namen des TeilnehmersAber diese Ritter Wurde war ein Schmuck der Wohlhabenden und Ansehnlichen des Standes geworden sie wurde von der grossen Mehrzahl des Adels nicht mehr erworben ja nicht einmal begehrt Gustav Freytag Die meisten Angehorigen des niederen Dienstadels mussten aus wirtschaftlichen Grunden im Spatmittelalter auf den Erwerb der Ritterwurde verzichten Haufig ermoglichte man nur dem altesten Sohn einer Familie den Ritterstand seine Bruder mussten Edelknechte bleiben Fur das tagliche Leben hatte dies wenig Bedeutung allenfalls bei Turnieren wurden Unterschiede zwischen Rittern und Knechten gemacht Drei Ritterpferde standen nur richtigen Rittern zu Edelknechte mussten sich mit zweien begnugen wurden aber meist zum Turnier zugelassen Eine sichtbare Unterscheidung zwischen Edelknechten und Rittern war ursprunglich der Schwertgurt der das eigentliche Symbol der Ritterwurde war Schwertleite Nichtritterliche Krieger befestigten das Schwert ublicherweise am Sattel Diese Unterscheidung wurde in der Realitat allerdings oft aufgegeben So tragt etwa der Edelknecht Konrad Kolb von Boppard gest 1393 auf seinem Grabstein in der Karmelitenkirche zu Boppard einen reich verzierten Schwertgurt Auch sonst prasentiert sich der ritterburtige Adelige in der vollen ritterlichen Bewaffnung In der zugehorigen Inschrift wird er ausdrucklich als Armiger also Edelknecht bezeichnet Die Karmeliterkirche in Boppard birgt noch eine weitere Grabplatte eines Edelknechtes Die Deckplatte eines ehemaligen Hochgrabes zeigt Wilhelm von Schwalbach und seine Hausfrau Anna von Leyen Der Herr von Schwalbach tragt auch hier die volle ritterliche Ausrustung und stutzt sich auf ein grosses zweihandiges Schwert Die reiche Ausfuhrung seines Grabmales deutet darauf hin dass er sicherlich in guten wirtschaftlichen Verhaltnissen gelebt haben muss Der niedere Adel der den grossten Teil der Ritter und vor allem der Edelknechte stellte war nicht nur ein Berufskriegerstand So waren die mitteleuropaischen Kleinadligen oft eher grossere Freibauern und Gutsverwalter als Krieger so dass die Ritterwurde im Alltag entbehrlich war Einigen Edelknechten wurde wegen besonderer Tapferkeit oder anderer Verdienste sogar mehrmals die Ritterwurde verliehen Allerdings waren diese Promotionen eher von symbolischem Charakter vergleichbar einer Ordensverleihung Den Ausgezeichneten fehlte meist die wirtschaftliche Grundlage um die Ritterwurde dauerhaft anzunehmen Der standige Unterhalt der drei ublichen Ritterpferde und der entsprechenden Anzahl an Knechten war diesen Niederadligen aus finanziellen Grunden meist unmoglich oder einfach zu teuer Auch die Ausrichtung einer standesgemassen Promotionsfeier bei der ublicherweise die gesamte umliegende Adelsgesellschaft eingeladen werden musste durfte viele abgeschreckt haben Als Edelknecht war man auch als Ausbilder eines jungen Ritters ungeeignet sparte sich hier also erheblichen zusatzlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand Die gleichzeitige Ritterpromotion vieler Edelknechte war vor allem anlasslich grosserer Schlachten ublich Wenn die Zahl der ausgezeichneten Knechte auch haufig ubertrieben uberliefert sein durfte wurden sie manchmal schon vor der Schlacht zur Hebung der Kampfmoral ausgesprochen Die Promotion nach dem Kampf war als besondere Ehrung tapferer Krieger weitaus haufiger Hier zahlte die Leistung mehr als die Herkunft auch Bauern und Handwerker wurden gelegentlich derart ausgezeichnet Auch anlasslich von Turnieren oder Hochzeiten kamen Massenpromotionen vor Wie erwahnt blieben diese Promotionen oft ohne Auswirkungen auf den tatsachlichen Stand des Geehrten Aus allen diesen Grunden verzichteten auch etliche wohlhabende Adlige auf die Ritterwurde Dies scheint im spateren Mittelalter so uberhandgenommen zu haben dass sogar regional Gesetze und Verordnungen erlassen werden mussten die Ritterwurde bei entsprechendem Vermogen also verbindlich vorgeschrieben wurde Gustav Freytag vermutete um 1860 in seinen Bildern aus der deutschen Vergangenheit Band 2 1 S 375 376 es habe etwa funf Mal mehr Edelknechte als Ritter gegeben Fur das ausgehende Mittelalter reduzierte er dieses Zahlenverhaltnis sogar auf zehn zu eins Trotz des weitgehenden Fehlens verlasslicher statistischer Angaben durften die Schatzungen Freytags annahernd der Realitat entsprechen 1397 sollen am Frankfurter Furstentag 1300 Ritter und 3700 Edelknechte teilgenommen haben Die Teilnahme an einem derartigen gesellschaftlichen Grossereignis war sicherlich nur wohlhabenden Edelknechten moglich Allerdings versuchten einige Feudalherren auch systematisch die Entstehung eines machtigen und wohlhabenden Ritterstandes zu unterdrucken Edel und insbesondere nicht ritterburtige Kriegsknechte waren einfach preiswerter und leichter zu kontrollieren Im Zuge des allgemeinen Niederganges des Rittertums wuchs die Zahl der Edelknechte arme Ritter waren also meist gar keine Der Begriff Ritter umfasste ursprunglich alle berittenen Krieger spater wandelte er sich zur Standesbezeichnung In den Augen der Bevolkerung waren Edelknechte auch Ritter bis heute werden diese beiden unterschiedlichen Versionen des Rittertums selbst in der seriosen wissenschaftlichen Literatur nicht deutlich genug unterschieden Allerdings erleichtert diese Unterscheidung das Verstandnis des gesellschaftlichen Phanomens Ritterschaft und besonders seines Unterganges deutlich Wahrend der Schwertleite bzw des Ritterschlages sollen oft die Worte Besser Ritter als Knecht gesprochen worden sein Ein Beleg hierfur ist etwa der Ritterschlag Herzog Albrechts III von Osterreich den Peter Suchenwirt um 1380 in seiner Dichtung Von Herzog Albrechts Ritterschaft uberlieferte Der graf von Zil Herman genant daz swert auz seiner schaide zoch und swencht ez in di luften hoch und sprach zu herzog Albrecht Pezzer ritter wenne chnecht und slug den erenreichen slag Do wurden auf den selben tag Vir und sibenzig ritter Quellen und Nachweise Bearbeiten1264 Zeitschrift fur Deutsches Alterthum Berlin u a Weidmann 8 1851 S 5501311ain todslag von graven freien dinstmannen ritter oder edlen knecht das sol steen an unsern gnaden Die altbaierischen landstandischen Freibriefe mit den Landesfreiheitserklarungen nach den officiellen Druckausgaben mit geschichtlicher Einleitung und kurzem Worterverzeichnisse hrsg durch Gustav von Lerchenfeld Munchen Kaiser 1853 1316wir ritter und eidelknechte und die burgere gimenlich Monumenta Germaniae Historica Munchen MGConst V S 290Erstes Viertel des 14 Jahrhundertsmanic edel kneht biderb unde frumic baten do den kunic daz er si ritter werden liez Monumenta Germaniae Historica Scriptores 8 5 1 Vers 15850ff Weitere Nachweise Deutsches Rechtsworterbuch DRW 3 RixnerEine der wertvollsten und leicht zuganglichen Quellen zur Edelknechtschaft ist das Turnierbuch Georg Ruxners Rixners 1530 In den Turnierlisten werden die Ritter und Edelknechte besonders bei spatmittelalterlichen Turnieren getrennt oder die Ritterwurde wird hinter dem Namen erwahnt Die Anzahl der Edelknechte ubertrifft die der Ritter bei weitem Manchmal waren weniger als ein Viertel der Teilnehmer Ritter Die nichtritterlichen Kampfer werden als Edle Knecht und Edelknecht bezeichnet Das nur in drei Originalexemplaren erhaltene Werk wurde der Forschung 1997 als Reprint zuganglich gemacht Georg Rixner Turnierbuch Reprint der Prachtausgabe Simmern 1530 Solingen 1997 ISBN 3 930132 08 7Literatur BearbeitenUlrich Lehnart Ritter Knappen und Sergenten In Ulrich Lehnart Die Schlacht von Worringen 1288 Kriegfuhrung im Mittelalter Der Limburger Erbfolgekrieg unter besonderer Berucksichtigung der Schlacht von Worringen 5 6 1288 Afra Verlag Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 923217 66 8 S 18 23 AAS Geschichtswissenschaften Zugleich Trier Univ Diss 1989 Kriegfuhrung im Mittelalter Rudolf Kilian Weigand Halbritter und Schildknechte Zur Kategorisierung und Illustrierung sozialer Randgruppen im Renner Hugos von Trimberg In Hans Jochen Schiewer Karl Stackmann Hrsg Die Prasenz des Mittelalters in seinen Handschriften Ergebnisse der Berliner Tagung in der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz 6 8 April 2000 Niemeyer Tubingen 2002 ISBN 3 484 10847 9 S 83 105 Einzelnachweise Bearbeiten Andrew Ayton Knights and Warhorses Military Service and the English Aristocracy under Edward III Woodbridge Rochester 1994 Eberhard J Nikitsch DI 34 Bad Kreuznach Nr 66 Grabplatte des Junggrafen Walram II von Sponheim Kreuznach In Deutsche Inschriften Online Die Deutschen Inschriften abgerufen am 13 Mai 2022 deutsch http www deutsches rechtswoerterbuch de Normdaten Sachbegriff GND 4151035 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edelknecht amp oldid 236435457