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Clemens VI ursprunglich Pierre Roger oder Peter von Fecamp um 1290 auf der Burg Maumont in Rosiers d Egletons Correze Frankreich 6 Dezember 1352 in Avignon Frankreich war ein franzosischer Benediktiner Vom 7 Mai 1342 bis zu seinem Tod war er Papst der katholischen Kirche mit Sitz in Avignon Papst Clemens VI Ausschnitt aus einem Wandfresko im Papstpalast Avignon von Matteo Giovannetti aus dem 14 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPierre Roger stammt vermutlich aus sudfranzosischem Adel siehe Haus Rogier de Beaufort Er trat fruh in den Benediktinerorden ein Im Jahr 1326 wurde er Abt von Fecamp zwei Jahre spater 1328 Bischof von Arras 1329 wurde er Erzbischof von Sens und ein Jahr spater auch Erzbischof von Rouen Als Erzbischof von Rouen war er acht Jahre lang Kanzler von Frankreich und erster Minister Philipps VI Papst Benedikt XII erhob ihn 1338 zum Kardinal Das Konklave wahlte ihn nach zehntagiger Sedisvakanz am 7 Mai 1342 zum neuen Papst Seine Inthronisation in Avignon erfolgte am 19 Mai Clemens war zwar ein hochgebildeter Mann und einer der besten Redner seiner Zeit er war aber auch ein undurchschaubarer Diplomat Er war ein sehr weltlicher Papst der seine Lust an Genussen aller Art geistlich zeremoniell theologisch verbramte Im Papstpalast wurden rauschende Feste gefeiert Er veranstaltete mondane Jagden und die Verschwendungssucht war in seiner Zeit uberall vorherrschend Die verschwenderische Lebenshaltung am Hof von Avignon ahnelte der von Papst Leo X hundertsiebzig Jahre spater Francesco Petrarca beschrieb in seinen 18 Briefen sine titulo die Zustande am papstlichen Hof die nach eigenem Bekunden auf personlichen Erfahrungen beruhten Birgitta von Schweden und Katharina von Siena klagten Clemens wegen der allgemeinen Papst Borse und des Merkantilismus von Avignon an Birgitta nannte ihn sogar einen amator carnis In der zweiten Novelle des ersten Tages aus Decamerone beschrieb Boccaccio der dieses Werk 1347 im ersten Jahr der Pest begann die Zustande am papstlichen Hof wobei er nicht ubertrieb Das Grauen des Ausbruches der europaischen Pest 1347 liess den Papst vollig kalt Er dachte gar nicht daran seinen ausschweifenden Lebensstil zu andern Auf Anordnung seiner Arzte soll er den heissen Sommer von 1348 zwischen zwei Feuern die immer brannten verbracht haben Vor unfahigen geschwatzigen Arzten in seiner Umgebung hatte den erkrankten Papst allerdings Petrarca gewarnt 1 Moglicherweise hat er den Schwarzen Tod nur uberlebt weil Hitze und Rauch die Flohe von ihm fernhielten Auch wahrend der Pest in Avignon sorgte er fur ein weiterhin reibungsloses Funktionieren des kurialen Verwaltungsapparats Wirken BearbeitenClemens gilt als Nepotist Vier Monate nach der Besteigung des Stuhls Petri ernannte er zehn neue Kardinale neun davon kamen wie er aus Sudfrankreich und funf waren seine Neffen Unter ihm dominierte das Limousin Wahrend seines Pontifikats ernannte Clemens VI insgesamt 25 Kardinale davon 19 aus Sudfrankreich von denen acht seine Neffen oder andere nahe Verwandte waren Ihm verdanken es seine Matressen sowie Scharen von Nepoten und Gunstlingen neuen Einfluss errungen zu haben und grosse Vermogen ansammeln zu konnen Er forderte zahlreiche Kunstler mit seinen Mitteln die er aus Steuererhohungen schopfte Das englische Parlament stellte fest dass die Einkunfte des Papstes aus dem Erwerb vakanter englischer Pfrunden die Einkunfte des englischen Konigs um das Funffache uberstiegen Als Antwort auf die Anklagen des englischen Staates erklarte Clemens VI dass seine Vorganger im Gegensatz zu ihm es eben nicht verstanden hatten Papst zu sein Der Papst setzte auch die Prozeduren gegen Kaiser Ludwig fort Der Kaiser wurde jeden Sonntag erneut gebannt Der Papst fuhrte Prozesse die die Wurde des Kaisers untergraben sollten Trotz dieser Drohungen bemuhte sich der Kaiser weiter um Aussohnung mit dem Papst Die Kurfursten missbilligten aber im Sinne des Kurvereins von Rhense die gegen den Kaiser gerichteten Prozeduren des Papstes Der Papst musste was die Rechte des Reiches betraf nachgeben Clemens nutzte den Konflikt zwischen dem Kaiser und dem papsttreuen Haus Luxemburg Bohmen und forderte die Gegenkandidatur Karls IV Enkel Heinrichs VII 1346 zum Rex Romanorum Kaiser Ludwig war nun isoliert Sein Tod am 11 Oktober 1347 beendete den Konflikt Die Anhanger des alten Kaisers erklarten Gunther von Schwarzburg zu seinem Nachfolger Doch schon kurz danach verzichtete dieser auf diese Wurde An Philipp VI und dessen Nachfolger Johann II den Guten vergab er Millionenanleihen fur ihren Kampf im Hundertjahrigen Krieg Am 12 Juni 1348 erwarb er fur 80 000 Gulden die Grafschaft Avignon von Konigin Johanna I von Neapel in ihrer Eigenschaft als Grafin von der Provence Clemens schuf damit einen papstlichen Staat an der Rhone Ihm kam entgegen dass Konig Karl auf seine kaiserlichen Rechte an dem papstlichen Avignon verzichtete obwohl Karl zu dieser Zeit noch gar kein Kaiser war Auch Clemens rief zu einem Kreuzzug auf In Unkenntnis der Lage der orientalischen Christen hatte er kein Verstandnis fur die uberlebenswichtige Toleranz dieser Christen gegenuber dem in ihren Landern siegreichen Islam Sein Entschluss zum Kreuzzug war nicht aus der Sorge um die dortigen Christen entstanden sondern aus dem Wunsch mit dem Kreuzzug das gesunkene Ansehen des Papsttums gegen die europaischen Nationalmonarchien zu starken Am 30 September 1343 rief Papst Clemens mit der Bulle Insurgentibus contra fidem zum Kreuzzug gegen die Turken in Kleinasien auf Eine Kreuzzugsliga bestehend aus dem Papsttum Venedig den Johannitern und Zypern errang einige Seesiege gegen turkische Piraten und eroberte Ende 1344 Smyrna von den Aydiniden Ein zweiter zur Verstarkung entsandter Kreuzzug unter Humbert II von Viennois endete aber 1347 erfolglos Papst Clemens stellte schliesslich im September 1351 alle Kreuzzugsbemuhungen ein 2 Clemens VI begrundete den kommerziellen Ablasshandel mittels Ablassbriefen Er stutzte sich dabei auf die Idee eines thesaurus meritorum oder thesaurus ecclesiae Kirchenschatz des Hugo von Saint Cher wonach die Verdienste Christi und der Heiligen den Schatz der Kirche bilden mit dessen Hilfe die noch abzuleistenden Bussleistungen der Sunder getilgt wurden In seiner Jubilaumsbulle Unigenitus Dei Filius vom 27 Januar 1343 erhob Clemens VI die Lehre vom Gnadenschatz der Kirche zur offiziellen Lehre der romisch katholischen Kirche Durch die Idee des thesaurus ecclesiae wurden die geistlichen Verdienste materialisiert und quantifiziert Dementsprechend bestehe die Moglichkeit diese geistlichen Verdienste Christi und der Heiligen in einer irdischen und juristischen Handhabung zu verwenden Die Kirche verwalte diesen unerschopflichen Gnadenschatz und konne aus ihm den sundigen Menschen an dieser Heiligkeit partizipieren lassen an der es ihnen durch seine Sundhaftigkeit mangele 3 Als anerkennenswert hebt sich im Wirken von Papst Clemens hervor dass er den Juden die wahrend der Pestjahre in allen Landern entsetzliche Pogrome erdulden mussten half oder es zumindest versuchte Judenverfolgern drohte er sogar harte Strafen an Am 4 Juli 1348 wandte sich Papst Clemens VI in einer Bulle gegen die Verfolgung von Juden als Verursacher der Pest Sie wurde weitgehend ignoriert Daher folgte am 26 September 1348 von ihm eine zweite papstliche Bulle mit dem Titel Quamvis perfidiam in der er Juden vor dem Vorwurf Verursacher von Brunnenvergiftungen zu sein in Schutz nahm Er drohte den Verfolgern die Strafe der Exkommunikation an 4 5 Die Geisslerbanden die sich bei den Judenpogromen besonders hervorgetan hatten erklarte er zu Haretikern Durch den Verfall und die Anarchie begunstigt errichtete Cola di Rienzi in Rom eine Diktatur Er fand in Italien und sogar beim Papst Anerkennung Als der Papst allerdings erkannte dass die nationalitalienische Bewegung des Rienzi das Papsttum in Italien gefahrdete und vielleicht sogar dessen universelle Institution in Frage stellte anderte Clemens seine Meinung Als Rienzo immer mehr zum Tyrannen wurde verlor er seine Macht und wurde vom Papst gebannt Unter abenteuerlichen Umstanden kam er noch einmal an die Macht Er wurde schliesslich in der Zeit des Pontifikats von Papst Innozenz VI von romischen Burgern getotet Fur das Jahr 1350 rief Clemens VI die zweite Feier eines Heiligen Jahres aus Er verkurzte in der Bulle Unigenitus Dei filius am 27 Januar 1343 auch die Zeit fur die jeweilige Wiederkehr eines Heiligen Jahres auf 50 Jahre Am 6 Dezember 1351 bestimmte er in der Konstitution Licet in Constitutione neue Regeln fur das Konklave Papst Clemens VI starb nach zehnjahrigem Pontifikat am 6 Dezember 1352 und wurde in der Abtei La Chaise Dieu beigesetzt Sein pomposes Grabmal war mit vierundvierzig Marmorsaulen ausgestattet Er bestimmte auch dass seine samtlichen geistlichen und weltlichen Nepoten hier beigesetzt werden sollten Dieses Recht sollten auch seine Frauen Kinder und Enkelkinder besitzen Das Monument wurde 1562 von den Calvinisten zerstort Literatur Bearbeiten nbsp Hochgrab von Papst Clemens VI in der Abtei La Chaise DieuFriedrich Wilhelm Bautz Clemens VI In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1053 1054 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hans Kuhner Clemens VI In Hans Kuhner Lexikon der Papste Kirchengeschichte Weltgeschichte Zeitgeschichte Von Petrus bis heute Aktualisierte Lizenzausgabe Fourier Wiesbaden 1991 ISBN 3 925037 59 4 Ralf Lutzelschwab Flectat cardinales ad velle suum Clemens VI und sein Kardinalskolleg Ein Beitrag zur kurialen Politik in der Mitte des 14 Jahrhunderts Oldenbourg Munchen 2007 Pariser Historische Studien 80 ISBN 978 3 486 58094 5 Online auf Perspectivia net Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Clemens VI Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Clemens VI im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen uber Clemens VI im Opac der Regesta Imperii Werke von und uber Clemens VI in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten August Buck Die Medizin im Verstandnis des Renaissancehumanismus In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Hrsg Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 S 181 198 hier S 181 Kenneth Meyer Setton The Papacy and the Levant 1204 1571 The thirteenth and fourteenth centuries American Philosophical Society 1976 Volltext auf Google Books online verfugbar Rolf Decot Luthers Reformation zwischen Theologie und Reichspolitik Otto Lembeck Bonifatius Verlag Frankfurt ISBN 3 87476 539 3 S 132 133 Joseph Epiphane Darras Martin John Spalding A general history of the Catholic Church Volume 3 Seite 505 New York 1869 englisch abgefragt am 6 Juli 2011 zionism israel com List of Papal Bulls on Jewish Question englisch abgefragt am 6 Juli 2011VorgangerAmtNachfolgerGuillaume de MelunErzbischof von Sens 1329 1342Pierre Royer Roger de MaumontWilhelm III von DurfortErzbischof von Rouen 1331 1338Aimery GuenaudBenedikt XII Papst 1342 1352Innozenz VI Jean de CojordanErzbischof von Avignon 1349 1352Innozenz VI Normdaten Person GND 118563114 lobid OGND AKS LCCN n88103263 VIAF 51660071 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Clemens VI ALTERNATIVNAMEN Pierre Roger Peter von FecampKURZBESCHREIBUNG Papst 1342 1352 GEBURTSDATUM um 1290GEBURTSORT Burg Maumont Departement Correze FrankreichSTERBEDATUM 6 Dezember 1352STERBEORT Avignon Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clemens VI amp oldid 237335676