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Die Deutsche Evangelische Kirche DEK war von 1933 bis 1945 eine Vereinigung der zunachst 30 deutschen evangelischen Landeskirchen in der Zeit des Nationalsozialismus Sie trat als Korperschaft des offentlichen Rechts an die Stelle des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Mitgliedskirchen 3 Reichsbischofe 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenUber Jahrhunderte hatte das Summepiskopat die Formel Thron und Altar eine Uberbetonung des Gehorsams gegenuber dem Staat die politische Haltung in deutsch nationalen Kreisen der Protestanten gepragt 1 Wahrend die katholische Kirche durch das Reichskonkordat ihre innere Geschlossenheit erhalten konnte tendierten die Deutschen Christen dazu die Evangelische Kirche zu einer Propagandaabteilung der Nationalsozialisten umzufunktionieren 2 nbsp Gesetz zur Sicherung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 24 September 1935Obwohl es schon seit mehreren Jahren Einigungsbestrebungen gegeben hatte wurde die Deutsche Evangelische Kirche erst im Juli 1933 gegrundet Der Deutsche Evangelische Kirchenbund von 1922 ging zu einem Zeitpunkt in der DEK auf als die Deutschen Christen viele Kirchenleitungen der Landeskirchen innehatten Bei den Wahlen zur ersten Reichssynode nahmen die Nationalsozialisten grossen Einfluss durch ihre eindeutige Parteinahme zugunsten ihres Kandidaten fur das Amt des Reichsbischofs Ludwig Muller Er war ein uberzeugter Nationalsozialist und bedingungsloser Gefolgsmann Hitlers Ein Zeitzeuge 3 berichtet dass bei der Amtseinfuhrung Mullers in Wittenberg etwa die Halfte der anwesenden Pfarrer SA Uniform trugen Nach seiner Amtsubernahme gliederte Muller am 20 Dezember 1933 die evangelischen Jugendverbande die sich zum Evangelischen Jugendwerk Deutschlands zusammengeschlossen hatten ohne Rucksprache mit ihren Fuhrern und gegen deren erklarten Willen in die Hitler Jugend ein Mullers Verquickung mit nationalsozialistischem Gedankengut stiess rasch auf Widerstand Er versuchte die aufflammende Diskussion in der DEK mit einem Maulkorberlass und vielen Disziplinarmassnahmen zu ersticken Doch die Beschwerden uber ihn nahmen zu so dass es am 25 Januar 1934 zu einem Treffen der evangelischen Kirchenfuhrer mit Hitler kam Sie erklarten dabei letztendlich ihre Loyalitat zum Staat der Sturz Mullers blieb aus Danach begann dieser auch die ubrigen Landeskirchen neu zu gliedern Der Widerstand gegen die Verquickung der christlichen Lehre mit nationalsozialistischem Gedankengut in der DEK blieb gering Es bildeten sich nur in einzelnen Gemeinden im Reich die bekennenden Gemeinden unter Martin Niemoller bildete sich der Pfarrernotbund der aber nur ca 7000 Mitglieder umfasste 4 Die DEK zerfiel letztlich in mehrere Gruppierungen die in ungeklarter Rechtslage nebeneinander bestanden die bereits umstrukturierten von Deutschen Christen gefuhrten Bistumer die sich als Teil der Einheitskirche sahen die Intakten Kirchen Hannover Bayern Wurttemberg und Westfalen die in der Einheitskirche blieben aber Muller als Fuhrer ablehnten die Zerstorten Kirchen deren bekennende Gemeinden sich der Einheitskirche verweigerten die Bekennende Kirche BK die sich als wahre evangelische Kirche verstand und unter Berufung auf das Dahlemer Notrecht handelte Der Einfluss des Reichsbischofs Muller sank durch die andauernden Auseinandersetzungen innerhalb der DEK was zur Einsetzung des Ministers fur kirchliche Angelegenheiten Hanns Kerrl durch Fuhrererlass am 16 Juli 1935 fuhrte Ein Gesetz vom 24 September 1935 sollte die Einheit der DEK sichern und diente in den nachsten Jahren zur Legitimation zahlreicher Verordnungen Ein neu eingerichteter Reichskirchenausschuss RKA unter Wilhelm Zoellner ubernahm die Leitung der DEK anstelle Mullers und erhielt daher im Folgejahr zunehmend Unterstutzung seitens der intakten Landeskirchen sowie einiger BK Bruderrate Als der RKA im Sommer 1936 Irrlehren der Thuringer Deutschen Christen verurteilte begann das Reichsministerium die Ausschusse massiv zu behindern weil sie angeblich die Bekennende Kirche bevorzugten Jede Ausubung kirchenregimentlicher Befugnisse durch die Bekennende Kirche wurde verboten Mit dem Rucktritt des RKA im Februar 1937 und der Verhaftung fuhrender Vertreter der BK wie zum Beispiel Martin Niemoller u a entschied das Regime 1937 die Auseinandersetzung letztlich fur sich Die Fuhrung der Deutschen Evangelischen Kirche ubernahm der Leiter der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei die DEK spielte von nun an keine eigenstandige Rolle im Kirchenkampf mehr Auch Kerrls Bedeutung nahm schnell ab er wurde zeitweise nicht einmal mehr zu Hitler vorgelassen Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs bemuhte sich Reichsbischof Muller vergeblich um die personliche Unterstutzung Hitlers um wieder mehr Einfluss in der Kirche zu erlangen Nachfolger des 1941 verstorbenen Kerrl wurde sein Staatssekretar Hermann Muhs der das Ministeramt kommissarisch bis zum Kriegsende ausubte Die Deutschen Christen betrieben nationalsozialistische Propaganda mit auflagenstarken Kampfblattern wie Evangelium im Dritten Reich und Christenkreuz und Hakenkreuz 5 Die evangelische Presse hatte vor 1933 weitgehend unabhangig von Weisungen kirchenamtlicher Institutionen gearbeitet Der Evangelische Presseverband fur Deutschland war ein eigenstandiger Verband und finanziell unabhangig Am 24 Juni 1933 wurde der EPD von der SA besetzt und seine Leitung durch Aktivisten der Deutschen Christen abgesetzt Die Pressefreiheit war beseitigt das Ende der Presseverbande zeichnete sich ab 6 Das Publikationsorgan der 1922 neu zusammengeschlossenen Landeskirchen war eine von der Vorlauferorganisation Deutscher Evangelischer Kirchenbund 1924 begrundete Zeitung 7 Sie trug den Titel Das Evangelische Deutschland Kirchliche Rundschau fur das Gesamtgebiet des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes 8 und erschien bis Marz 1945 9 10 Die DEK wurde im August 1945 durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD abgelost Mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis bekannte die EKD erstmals eine Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus Mitgliedskirchen BearbeitenBei der Grundung 1933 bestand die Deutsche Evangelische Kirche aus den 30 vom Deutschen Evangelischen Kirchenbund ubernommenen Landeskirchen Ende 1933 wurden die drei sudhessischen Landeskirchen zur Evangelischen Landeskirche Nassau Hessen verschmolzen 1934 auch die beiden nordhessischen Landeskirchen zur Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck sowie die beiden mecklenburgischen Landeskirchen zur Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs Zudem wurden zwei kleinere selbstandige Kirchen der jeweiligen Landeskirche angegliedert So bestand die Deutsche Evangelische Kirche Ende 1934 nur noch aus 23 Landeskirchen Evangelische Landeskirche Anhalts uniert Vereinigte evangelisch protestantische Landeskirche Badens Evangelisch lutherische Kirche in Bayern rechts des Rheins Evangelisch reformierte Kirche in Bayern Evangelische Landeskirche im oldenburgischen Landesteil Birkenfeld uniert ging 1934 in der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union auf Braunschweigische evangelisch lutherische Landeskirche Bremische Evangelische Kirche uniert Evangelische Landeskirche Frankfurt am Main uniert ab Ende 1933 Teil der neuen Evangelischen Landeskirche Nassau Hessen Evangelisch Lutherische Kirche im Hamburgischen Staate Evangelisch Lutherische Landeskirche Hannovers Evangelisch reformierte Landeskirche der Provinz Hannover Evangelische Landeskirche in Hessen uniert ab Ende 1933 Teil der neuen Evangelischen Landeskirche Nassau Hessen Evangelische Landeskirche in Hessen Kassel uniert ab 1934 Teil der neuen Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Lippische Landeskirche reformiert Evangelisch Lutherische Kirche im Lubeckischen Staate ab 1937 Evangelisch Lutherische Kirche in Lubeck Evangelisch Lutherische Landeskirche des oldenburgischen Landesteils Lubeck Evangelisch lutherische Kirche von Mecklenburg Schwerin ab 1934 Teil der neuen Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs Evangelisch lutherische Kirche von Mecklenburg Strelitz ab 1934 Teil der neuen Evangelisch Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs Evangelische Landeskirche in Nassau uniert ab Ende 1933 Teil der neuen Evangelischen Landeskirche Nassau Hessen Niedersachsische Konfoderation reformiert Evangelisch Lutherische Kirche in Oldenburg Vereinigte Protestantisch Evangelisch Christliche Kirche der Pfalz Pfalzische Landeskirche uniert Evangelische Kirche der altpreussischen Union Evangelisch lutherische Kirche in Reuss altere Linie ging 1934 in der Thuringer evangelischen Kirche auf Evangelisch lutherische Landeskirche des Freistaats Sachsen Evangelisch Lutherische Landeskirche Schaumburg Lippe Evangelisch Lutherische Landeskirche Schleswig Holsteins Thuringer evangelische Kirche lutherisch Evangelische Landeskirche in Waldeck uniert ab 1934 Teil der neuen Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Evangelische Landeskirche in Wurttemberg lutherisch Die einzelnen Kirchen sind als lutherisch reformiert oder uniert gekennzeichnet soweit aus dem seinerzeitigen Namen nicht ersichtlich Reichsbischofe BearbeitenFriedrich von Bodelschwingh designierter Reichsbischof bis 24 Juni 1933 trat das Amt wegen der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen im Fruhjahr und Sommer 1933 nicht an Ludwig Muller Reichsbischof ab 27 September 1933 im Amt bis 1945Literatur BearbeitenHeinz Boberach Siegfried Hermle Carsten Nicolaisen Ruth Pabst Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949 Band 1 Uberregionale Einrichtungen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 ISBN 978 3 525 55784 6 Karl Heinrich Melzer Der geistliche Vertrauensrat Geistliche Leitung fur die Deutsche Evangelische Kirche im Zweiten Weltkrieg Gottingen 1991 ISBN 3 525 55717 5 Holger Weitenhagen Evangelisch und deutsch Heinz Dungs und die Pressepolitik der Deutschen Christen Schriftenreihe des Vereins fur Rheinische Kirchengeschichte 146 2001 ISBN 3 7927 1837 5 Wolfgang Gerlach Als die Zeugen schwiegen Bekennende Kirche und die Juden Studien zu Kirche und Israel Band 10 2 Auflage Inst Kirche und Judentum Berlin 1993 ISBN 3 923095 69 4 Olaf Blaschke Die Kirchen und der Nationalsozialismus Reclams Universalbibliothek Stuttgart 2014 ISBN 978 3 15 019211 5 Kurt Meier Kreuz und Hakenkreuz Die evangelische Kirche im Dritten Reich Munchen 1992 ISBN 3 423 04590 6 Dietrich Kuessner Zum Hitlerbild in der Deutschen Evangelischen Kirche Braunschweig 2021 Manfred Gailus Glaubige Zeiten Religiositat im Dritten Reich Freiburg 2021 ISBN 978 3 451 03339 1Einzelnachweise Bearbeiten Walter Conrad Kirchenkampf Berlin 1947 S 10 Walter Conrad Kirchenkampf Berlin 1947 S 16 17 Walter Conrad Kirchenkampf Berlin 1947 S 34 35 Deutsches Historisches Museum Bekennende Kirche Abgerufen am 20 November 2013 Roland Rosenstock Evangelische Presse im 20 Jahrhundert Stuttgart Zurich 2002 ISBN 3 7831 2052 7 S 87 Roland Rosenstock Evangelische Presse im 20 Jahrhundert Stuttgart Zurich 2002 ISBN 3 7831 2052 7 S 96 Roland Rosenstock Evangelische Presse im 20 Jahrhundert Stuttgart Zurich 2002 ISBN 3 7831 2052 7 S 73 Dietrich Kuessner Der christliche Staatsmann Ein Beitrag zum Hitlerbild der Deutschen Evangelischen Kirche Braunschweig 2021 S 165 Karl Heinz Fix Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Band 3 1949 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 55762 0 S 280 Karl Heinrich Melzer Der geistliche Vertrauensrat Geistliche Leitung fur die Deutsche Evangelische Kirche im Zweiten Weltkrieg Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1991 ISBN 3 525 55717 5 S 228 Weblinks BearbeitenOnline Ausstellung Widerstand Evangelische Christen und Christinnen im Nationalsozialismus Normdaten Korperschaft GND 15747 8 lobid OGND AKS LCCN n50003459 VIAF 135354678 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Evangelische Kirche amp oldid 239343773