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Hanns Kerrl 11 Dezember 1887 in Fallersleben 15 Dezember 1941 in Paris war ein deutscher nationalsozialistischer Politiker Er ubte unter anderem die Amter des Preussischen Landtagsprasidenten preussischen Justizministers vom 21 April 1933 bis zum 22 Juni 1934 und Reichsministers fur die kirchlichen Angelegenheiten Reichskirchenminister ab 1935 aus in letzterem war er verantwortlich fur die Gleichschaltung der Kirchen im Deutschen Reich Seit 1935 auch Leiter der Reichsstelle fur Raumordnung wurde er spottisch der Minister fur Raum und Ewigkeit genannt Hanns KerrlHanns Kerrl Mitte 1933 beim Besuch der Justiz Referendare im Lager Juterbog spater Hanns Kerrl Lager Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHanns Kerrl wurde als Sohn protestantischer Eltern in Fallersleben geboren Sein Vater war dort Schulleiter Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg in dem er als Leutnant das Eiserne Kreuz I und II Klasse erhielt wurde Kerrl Justizbeamter Hanns Kerrl schloss sich bereits 1923 der NSDAP an und engagierte sich in der lokalen Politik seine spatere Mitgliedsnummer war 8 631 Von 1928 bis 1933 war er im Preussischen Landtag und wurde im November 1933 Mitglied des Reichstags fur Sudhannover Braunschweig Er war von 1933 bis 1934 preussischer Justizminister und erliess in dieser Zeit Berufsverbote fur judische Notare und Rechtsanwalte Aufgrund seiner protestantischen Erziehung seines vergleichsweise skandalfreien Werdegangs und nicht zuletzt seiner niedrigen Parteinummer erschien er Hitler als der geeignete Mann fur den Posten des Prasidenten des Preussischen Landtags nachdem die NSDAP bei der Landtagswahl am 24 April 1932 mit 162 von 423 Mandaten starkste Partei geworden war 1 Hitler hoffte wahrend seiner Machtergreifung das konservative Lager mit einem streng protestantischen und oberflachlich betrachtet urpreussischen Bildungsburger an der Spitze des Parlaments beschwichtigen zu konnen Kerrl setzte sich fur die Auflosung des Landtages und Neuwahlen am 5 Marz 1933 ein um der NSDAP eine Mehrheit zu sichern Diese kam nur durch die Aberkennung der KPD Mandate zustande Durch die Gleichschaltungsgesetze vom 31 Marz und 7 April 1933 wurde Preussen dem Reich unterstellt Vom 25 Marz 1933 bis 1935 amtierte er als Reichskommissar fur das preussische Justizministerium Vom 21 April 1933 bis zum 22 Juni 1934 war Kerrl auch preussischer Justizminister Qua Amt war er damit Mitglied im Preussischen Staatsrat Er fuhrte ein System nationalsozialistischer Indoktrination fur frisch ausgebildete Juristen ein Alle Referendare mussten sich einer achtwochigen Ausbildung im Referendarslager Juterbog unterziehen Dieses Lager erhielt den Namen Gemeinschaftslager Hanns Kerrl und wurde zwischen 1933 und 1939 von 20 000 jungen Juristen durchlaufen Kerrl gehorte 1933 zu den Grundungsmitgliedern der nationalsozialistischen Akademie fur Deutsches Recht 2 Hans Franks Kerrl bereicherte sich an den Fruchten der von ihm betriebenen Judenverfolgung Um 1935 bezog er die Villa der verjagten judischen Kaufmannsfamilie Lindemann Am Rupenhorn Nr 5 dem Hochufer uber dem Stossensee in Berlin Die von Bruno Paul 1929 31 im Bauhausstil errichtete Villa liess Kerrl 1937 von Friedrich Hetzelt erweitern Ab 22 Juni 1934 wurde Kerrl zum Reichsminister ohne Geschaftsbereich ernannt nachdem er vorher sein Amt als preussischer Justizminister an Franz Gurtner hatte abtreten mussen Seit dem 29 Marz 1935 hatte Kerrl zudem die Leitung des neugegrundeten Zweckverbandes Reichsparteitag Nurnberg inne der fur den Ausbau und Unterhalt des dortigen Reichsparteitagsgelandes zustandig war Am 16 Juli 1935 wurde er zum Reichsminister fur die kirchlichen Angelegenheiten an die Spitze eines neuen und kurzlebigen Ministeriums gestellt In seiner neuen Funktion sollte er besonders fur die endgultige Gleichschaltung der Deutschen Evangelischen Kirche sorgen Kerrl wurde SA Obergruppenfuhrer und hielt Verbindungen zu den mit dem Nationalsozialismus sympathisierenden Deutschen Christen Ihm fiel auch die Rolle des Mittlers zwischen streng antikirchlichen NSDAP Fuhrern wie z B Heinrich Himmler und den vorhandenen gottesbezogenen Ideologien des Nationalsozialismus Gottglaubigkeit zu zumindest nach aussen Er wurde eine zentrale Figur des beginnenden Kirchenkampfs Im Fruhjahr 1939 unternahm Kerrl einen Versuch die zerstrittene Deutsche Evangelische Kirche zu ordnen Dazu wollte er alle kirchlichen Gruppierungen auf der Basis von gemeinsamen Grundsatzen vereinigen die von den Deutschen Christen uber die neutrale Mitte bis hin zur gemassigten Bekennenden Kirche unterschrieben und in einer Erklarung der Offentlichkeit vorgestellt werden sollte Kerrl hoffte bei Hitler damit eine Anderung der Haltung von Staat und Partei gegenuber der evangelischen Kirche zu erwirken Die Auseinandersetzungen um die Grundsatze liessen in erschreckender Weise erkennen wie weit verbreitet und tief verwurzelt die Abneigung gegen das Judentum im deutschen Protestantismus war Traurige Beruhmtheit erlangte die erste Fassung der Grundsatze die Godesberger Erklarung von Ende Marz 1939 3 Diese Erklarung stellte eine verheerende Vermischung von Christentum und nationalsozialistischer Weltanschauung dar Sie definierte das Christentum ausschliesslich volkisch national und richtete sich gleichermassen gegen Judentum und Okumene Der seit 1936 herzkranke Kerrl starb im Alter von 54 Jahren am 14 Dezember 1941 in Paris und wurde am Tag darauf nach Berlin uberfuhrt Am 20 Dezember gab es fur ihn eine Trauerfeier in der Neuen Reichskanzlei anschliessend wurde er auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt Nach seinem Tod fuhrte sein Staatssekretar Hermann Muhs das Ministeramt kommissarisch bis 1945 4 Literatur BearbeitenHansjorg Buss Das Reichskirchenministerium unter Hanns Kerrl und Hermann Muhs In Manfred Gailus Hrsg Tater und Komplizen in Theologie und Kirche 1933 1945 Wallstein Gottingen 2015 ISBN 978 3 8353 1649 2 S 140 170 Carsten Nicolaisen Kerrl Hanns In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 534 Digitalisat Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage der aktualisierten Ausgabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 305 Konrad Fuchs Kerrl Hans In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 14 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 073 5 Sp 1147 1149 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Falschschreibung des Vornamens beachten die vereinzelt auch in anderen Quellen erscheint Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 524 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hanns Kerrl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hanns Kerrl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Hanns Kerrl in den Historischen Pressearchiven der ZBW Hanns Kerrl in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten https www wahlen in deutschland de wlPreussen htm Jahrbuch der Akademie fur Deutsches Recht Hrsg von Hans Frank 1 Jg Schweitzer Verlag Munchen Berlin Leipzig 1933 34 ZDB ID 217185 5 S 254 Damalige Diskussion um die Erklarung Der Originaltext bei Renate Meurer Reinhard Meurer Texte des Nationalsozialismus Beispiele Analysen Arbeitsanregungen Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1982 ISBN 3 486 84061 4 S 41 45 Karl Heinrich Melzer Der geistliche Vertrauensrat Geistliche Leitung fur die Deutsche Evangelische Kirche im Zweiten Weltkrieg Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe B Darstellungen Band 17 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1991 ISBN 3 525 55717 5 S 271 f und Anm 13 Zugl Kiel Univ Diss 1988 Preussische Justizminister Kircheisen Beyme Danckelmann Muhler Kamptz Savigny Uhden Bornemann Maerker Kisker Rintelen Simons Bernuth Lippe Biesterfeld Weissenfeld Leonhardt Friedberg Schelling Schonstedt Beseler Spahn Rosenfeld Heine Zehnhoff Schmidt Holscher Reichskommissar Kerrl GurtnerKabinett Hitler 30 Januar 1933 bis 30 April 1945 Adolf Hitler Reichskanzler Reichsprasident Franz von Papen parteilos Konstantin von Neurath bis 1937 parteilos Joachim von Ribbentrop Wilhelm Frick Heinrich Himmler Lutz Graf Schwerin von Krosigk bis 1937 parteilos Alfred Hugenberg DNVP Kurt Schmitt Hjalmar Schacht bis 1937 parteilos Hermann Goring Walther Funk Franz Seldte bis April 1933 parteilos Franz Gurtner bis Juni 1933 DNVP 1933 1937 parteilos Franz Schlegelberger Otto Georg Thierack Werner von Blomberg bis 1937 parteilos Wilhelm Keitel parteilos Paul von Eltz Rubenach parteilos Julius Dorpmuller bis 1941 parteilos Wilhelm Ohnesorge Walther Darre Herbert Backe Joseph Goebbels Bernhard Rust Fritz Todt Albert Speer Alfred Rosenberg Hanns Kerrl Hermann Muhs Otto Meissner bis 1937 parteilos Hans Heinrich Lammers Martin Bormann Karl Hermann Frank Rudolf Hess Ernst RohmNSDAP Mitglieder wenn nicht anders gekennzeichnet Normdaten Person GND 122898397 lobid OGND AKS LCCN nr2003037430 VIAF 69822030 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kerrl HannsKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker NSDAP MdR und Reichsminister ReichskirchenministerGEBURTSDATUM 11 Dezember 1887GEBURTSORT FallerslebenSTERBEDATUM 15 Dezember 1941STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hanns Kerrl amp oldid 237831157