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Die Evangelische Landeskirche in Hessen war eine Landeskirche des Deutschen Reichs die bis 1934 bestand Ihr Gebiet umfasste die Landgrafschaft Hessen Darmstadt bzw deren Nachfolger das Grossherzogtum Hessen 1806 1919 und den Volksstaat Hessen der bis 1945 bestand und dessen Hauptstadt Darmstadt war Sie ging 1934 bzw endgultig 1947 in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bzw bis 1945 der Evangelischen Landeskirche Nassau Hessen auf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Leitung der Kirche 3 Personlichkeiten 3 1 Prasidenten des Oberkonsistoriums 3 2 Prasidenten Landeskirchenamts 3 3 Pralaten der Landeskirche 3 4 Superintendenten 3 4 1 Starkenburg 3 4 2 Oberhessen 3 4 3 Rheinhessen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLandgraf Philipp der Grossmutige der seit 1524 ein Anhanger Martin Luthers war fuhrte auf der Grundlage der im Oktober 1526 abgehaltenen Homberger Synode als erster Reichsfurst die Reformation in der Landgrafschaft Hessen ein Zu den ersten Massnahmen gehorte die Einziehung der Klosterguter wodurch unter anderem die Grundung der Universitat Marburg 1527 ermoglicht wurde Nach dem Vertrag von Hitzkirchen 1528 konnte er das Reformationswerk ausweiten Mit dem Marburger Religionsgesprach von 1529 versuchte der Landgraf vergeblich zwischen der von Luther gepragten Wittenberger Reformation und der von Huldrych Zwingli gepragten Schweizer Reformation zu vermitteln Dennoch konnte er 1531 den Schmalkaldischen Bund als Zusammenschluss der Protestanten unter Einschluss der Oberdeutschen erreichen Die Kirchenordnung von 1532 lehnte sich an Luther und Melanchthon an In der Folgezeit gewann aber Martin Bucer grosseren Einfluss auf die Kirchenpolitik was sich vor allem in der Ziegenhainer Zuchtordnung von 1539 zeigte Die durch Philipps Doppelehe 1540 ausgeloste Krise brachte die Reformation in Hessen und im ganzen Reich in Gefahr nach der Ruckkehr aus seiner funfjahrigen Gefangenschaft 1552 konnte er jedoch die Reformation in Hessen erneut stabilisieren 1567 wurde die Landgrafschaft nach dem Tod Philipps geteilt Die hessischen Kirchen gaben sich zwar 1574 noch eine gemeinsame Kirchenordnung in der Folgezeit aber traten sie auseinander In der Landgrafschaft Hessen Kassel forderte Landgraf Moritz I ab etwa 1601 das reformierte Bekenntnis Die Evangelische Landeskirche Hessen Kassel vereinigte sich 1934 mit der Evangelischen Landeskirche in Waldeck zur Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Da an der Universitat Marburg ab 1605 reformiert gelehrt wurde grundete die Landgrafschaft Hessen Darmstadt 1607 die Universitat Giessen die sich bald zu einer Hochburg der Lutherischen Orthodoxie entwickelte Zu ihrer Festigung dienten ein von Johannes Winckelmann 1625 verfasster Landeskatechismus sowie 1627 28 eine Generalkirchenvisitation Erste Versuche des mit Philipp Jakob Spener befreundeten Hofpredigers Johann Winckler in der Residenzstadt Darmstadt den Pietismus zu etablieren endeten 1678 mit seiner Ausweisung als jedoch noch im selben Jahr Landgrafin Elisabeth Dorothea die Regentschaft fur ihren minderjahrigen Sohn Ernst Ludwig ubernahm wurde bald der Pietismus zur herrschenden Stromung in der Landgrafschaft Zu seinen Forderern gehorten die Oberhofprediger Abraham Hinckelmann und Johann Christoph Bilefeld und die Giessener Professoren und Superintendenten Johann Heinrich May der Altere und Johann Jakob Rambach In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts setzten sich Aufklarung und Rationalismus durch Mit dem Reichsdeputationshauptschluss dem Eintritt in den Rheinbund und den Wiener Kongress erweiterte sich das Territorium des Grossherzogtums Hessen um weitere Gebiete darunter auch welche mit uberwiegend nicht lutherischer Bevolkerung 1816 wurde neben Starkenburg und Oberhessen Rheinhessen als dritte Provinz gegrundet Dort entschied sich eine grosse Mehrheit der Bevolkerung in einer Abstimmung im Jahr 1822 fur die Durchfuhrung einer Union der lutherischen und reformierten Gemeinden In den beiden anderen Provinzen vereinigten sich zwar einzelne Gemeinden die Mehrheit aber blieb lutherisch 1837 wurde zur Vorbereitung der Pfarramtskandidaten auf ihr zweites Examen das Predigerseminar Friedberg gegrundet Die Erweckungsbewegung hatte vor allem im Hessischen Hinterland in Offenbach und in Teilen Rheinhessens ihre Hochburgen wahrend in den Stadten oft der Protestantenverein dominierte In der Zeit der Weimarer Republik gab sich die Kirche 1922 eine neue Verfassung und schloss sich dem Deutschen Evangelischen Kirchenbund an Bereits seit 1926 war uber einen Zusammenschluss der funf hessischen Landeskirchen beraten worden Der 1932 vorgelegte Plan der Marburger Konferenz wurde jedoch durch die Machtubernahme der Nationalsozialisten vereitelt Stattdessen beschlossen am 12 September 1933 getrennt tagende Synoden der drei sudlichen Kirchen Hessen Darmstadt Nassau und der Frankfurt am Main einen Zusammenschluss ohne Hessen Kassel und Waldeck der 1934 in Kraft trat 1945 verselbstandigten die drei Kirchen sich fur kurze Zeit vereinigten sich aber 1947 endgultig Die hessen darmstadtische Kirche wurde so zum grossten Teil der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Leitung der Kirche BearbeitenBis zum Ende des Landesherrlichen Kirchenregiments ubten die jeweiligen Landesherren die Leitung der Kirche aus Dazu dienten ihnen seit 1527 Superintendenten als geistliche Aufsichtsbeamte in Darmstadt fur die Obergrafschaft Katzenelnbogen 1 in Giessen wo zeitweise drei Superintendenturen gleichzeitig bestanden fur Oberhessen Eine hessische Besonderheit waren die Definitorien geistliche Behorden an den Sitzen der Superintendenturen die fur die Prufung der Kandidaten und die Besetzung der Pfarrstellen zustandig waren Eigenstandige Konsistorien in Darmstadt und Giessen entstanden erst mit der Amtskirchenkonventsordnung von 1668 durch die nun die kirchliche Verwaltung zentralisiert wurde 2 Die Konsistorien wurden 1803 durch Kirchen und Schulrate der Provinzen ersetzt 1818 wurde auch an der Provinzialregierung Mainz ein Kirchen und Schulrat geschaffen und Mainz wurde Sitz einer dritten Superintendentur fur Rheinhessen Durch die Verfassung des Grossherzogtums Hessen wurde 1820 das Amt eines auf Lebenszeit ernannten Pralaten geschaffen der Mitglied der ersten Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen war 1832 wurde mit dem Oberkonsistorium in Darmstadt erstmals eine zentrale kirchliche Leitungsbehorde geschaffen Die im Zuge der Revolution von 1848 im Grossherzogtum Hessen vorangetriebenen Bemuhungen nicht geistlichen Mitgliedern der Kirche mehr Mitsprache einzuraumen scheiterten weitestgehend Erst 1874 erhielt die Landeskirche nach dem Vorbild der Rheinisch Westfalischen Kirchenordnung von 1835 eine Verfassung mit presbyterial synodalen Elementen Auf Gemeindeebene wurden Gemeindevertretungen und Kirchenvorstande eingerichtet auf Dekanatsebene Dekanatssynoden Die Landessynode ubte die kirchliche Gesetzgebung in Gemeinschaft mit dem Landesherrn aus der summus episcopus blieb Durch die neue Kirchenverfassung 1922 zum Landeskirchentag umgewandelt ubte sie in der Zeit des Volksstaates die Kirchenleitung aus Leitungs und Verwaltungsbehorde wurde nun die Landeskirchenregierung und als Nachfolger des Oberkonsistoriums das Landeskirchenamt mit dem Pralaten an der Spitze 3 Personlichkeiten BearbeitenPrasidenten des Oberkonsistoriums Bearbeiten Zum Personal des Oberkonsistoriums siehe hier Prasidenten Landeskirchenamts Bearbeiten 1923 1934 Wilhelm Diehl 1945 1947 Friedrich Muller 4 Pralaten der Landeskirche Bearbeiten Amtszeit Name Superintendent in 5 Landtage1820 1830 Johann Ernst Christian Schmidt 1 41833 1834 Johann Friedrich Heinrich Schwabe Starkenburg 5 61838 1847 Karl Kohler Starkenburg 8 101847 1872 Carl Zimmermann Starkenburg 11 201872 1873 Friedrich Karl Simon 211873 1885 Carl Schmitt Rheinhessen 21 251886 1902 Victor Habicht Oberhessen 25 311902 1907 Carl Walz Rheinhessen 32 331907 1914 Friedrich Floring Starkenburg 33 351914 1923 Ferdinand Euler Rheinhessen 361923 1934 Wilhelm Diehl Superintendenten Bearbeiten Superintendenten der Landeskirche waren 6 Starkenburg Bearbeiten 1833 1834 Johann Heinrich Friedrich Schwabe Pralat 1837 1847 Karl Philipp Wilhelm Kohler Pralat 1847 1872 Karl Zimmermann Pralat 1874 1882 Karl Wilhelm Linss 1882 1890 Karl Sell 1891 1895 Heinrich Adolf Kostlin 1895 1900 Martin Waas 1900 1929 Friedrich Floring Pralat 1929 1934 Friedrich Muller 7 Oberhessen Bearbeiten 1833 1874 Friedrich Karl Simon 1875 1902 Victor Habicht Pralat 1902 1924 Waldemar Petersen danach bis 1925 Oberkirchenrat 1925 1934 Karl WagnerRheinhessen Bearbeiten 1833 1848 Friedrich Christian Nonweiler 1851 1882 Karl Georg Friedrich Schmitt 1882 1892 Karl Kohler 1892 1907 Carl Walz Pralat 1907 1922 Ferdinand Euler PralatLiteratur BearbeitenWilhelm Diehl Hassia sacra Bde 1 12 1921 1951 Wilhelm Diehl Hg Handbuch fur die Evangelische Landeskirche in Hessen Landeskirchenamt Darmstadt 7 Aufl 1929 Karl Dienst Politik und Religionskultur in Hessen und Nassau zwischen Staatsumbruch 1918 und nationaler Revolution 1933 Ursachen und Folgen Peter Lang Frankfurt 2010 ISBN 978 3631604694 Otto Horre Die Prasidenten des Oberkonsistoriums Landeskirchenamtes in Darmstadt Ein Ruckblick anlasslich dessen 100jahrigen Bestehens 1832 1932 C F Winter Darmstadt 1932 Heinrich Steitz Geschichte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 5 Bande Marburg 1961 1977 ISBN 3 87822 068 5 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Dienst Darmstadt und die evangelische Kirchengeschichte in Hessen Texte und Kontexte Darmstadt 2007 S 165 200 Karl Dienst Darmstadt und die evangelische Kirchengeschichte in Hessen Texte und Kontexte Darmstadt 2007 S 201 223 Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949 Organe Amter Verbande Personen Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A Quellen Bd 20 Bearbeitet von Heinz Boberach Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 Bd 2 Landes und Provinzialkirchen S 222 Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949 Organe Amter Verbande Personen Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A Quellen Bd 20 Bearbeitet von Heinz Boberach Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 Bd 2 Landes und Provinzialkirchen S 226 Muller Friedrich Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Horre S 41f Horre S 41f Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949 Organe Amter Verbande Personen Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Reihe A Quellen Bd 20 Bearbeitet von Heinz Boberach Carsten Nicolaisen und Ruth Pabst Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2010 Bd 2 Landes und Provinzialkirchen S 227 Muller Friedrich Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Mitgliedskirchen im Deutschen Evangelischen Kirchenbund 1922 1933 Vollmitglieder Anhalt Baden Bayern lutherisch Birkenfeld Braunschweig Bremen Frankfurt am Main Hamburg Hannover lutherisch Hannover reformiert Hessen Volksstaat Hessen Kassel Lippe Lubeck Freie u Hansestadt Lubeck Landesteil Mecklenburg Schwerin Mecklenburg Strelitz Nassau Oldenburg Pfalz Altpreussische Union Reuss a L Sachsen Schaumburg Lippe Schleswig Holstein Thuringen Waldeck Pyrmont WurttembergAssoziierte Mitglieder Brudergemeine ab 1924 Osterreich A u H B ab 1926 Rio Grande do Sul ab 1929 Normdaten Korperschaft GND 7721881 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Landeskirche in Hessen amp oldid 229448540